Kitabı oku: «50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss», sayfa 3
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GRAZER WOHNZIMMER IN LUFTIGER HÖH’
Der Schöckl
Alle Wege führen auf den Schöckl. Seit Kurzem ist der Hausberg der Grazer sogar barrierefrei zu erklimmen, was dieses Pflichtprogramm für Steirer und alle, die es werden wollen, denkbar einfach macht.
Ohne Schöckl geht in Graz gar nichts. Nicht umsonst bezeichnet man die 1445 Meter hohe Erhebung nördlich der Landeshauptstadt als Hausberg von Graz. Und das, obwohl der Schöckl eigentlich rund 15 Kilometer entfernt in St. Radegund gelegen ist. Doch so eng wird das mit den Gemeindegrenzen in der Steiermark nicht gesehen, und so drängeln sich an schönen Frühlings- und Herbstsonntagen auf dem Schöcklplateau wesentlich mehr Grazerinnen und Grazer, als in der Herrengasse im Stadtzentrum zu finden sind. Vom „Wohnzimmer der Grazer“ in luftiger Höhe zu sprechen hat angesichts dessen wohl seine Berechtigung.
Das Sprichwort von allen Wegen, die nach Rom führen, kann getrost auf den Schöckl übertragen werden. Zeitgenössische Wanderführer nennen fast ein Dutzend Möglichkeiten, wie man auf den oder rund um den Grazer Hausberg wandern kann. Klassisch ist der Aufstieg von St. Radegund aus, wobei man diesen entweder zu Fuß auf gut markierten Wegen in Angriff nimmt und nach circa 2 Stunden auf dem Gipfel steht. Der Marsch führt abwechselnd über Wiesen und durch die für die Region um Graz typischen Mischwälder nach oben. Oder man wählt ebenfalls ab St. Radegund die Schöckl-Seilbahn, die einen in rund 7 Minuten Fahrtzeit bequem auf den Berg bringt. Mehr als 150 000 Fahrgäste werden Jahr für Jahr auf diese Art und Weise auf den Berg gegondelt – eine der Erklärungen für das gelegentliche Gedränge auf dem Schöcklplateau.
In den vergangenen Jahren hat sich der Schöckl zu einem richtigen Freizeitparadies entwickelt, das kaum Wünsche offenlässt. Kritiker monieren, dass dem Berg Gefahr drohe, seinen ursprünglichen Charakter zu verlieren. Wie auch immer, das Angebot deckt vieles ab: Naturgemäß kommen Wanderer und Nordic-Walker voll auf ihre Kosten. Aber auch Mountainbiker können den Hausberg der Grazer im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Die Sommerrodelbahn mit dem Namen „Hexenexpress“ erinnert an die Sage von der Schöcklhexe, die in ihrer Wetterküche die gröbsten Unwetter zusammengebraut haben soll. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Jungfamilien mit Babys im Kinderwagen wurde vor Kurzem ein mehr als 3 Kilometer langer „Weg für alle“ eingerichtet, der – in Kombination mit einigen speziell ausgestatteten Seilbahngondeln – nun wirklich allen den Gipfelsturm ermöglicht. Der Schöckl als barrierefreier Berg sozusagen.
„Weg für alle“
Paragleiter können vom Schöckl aus abheben, und wer eine neue angebliche Trendsportart sucht, der kann es einmal mit dem Disc Golf, einer Art Frisbee, probieren, für das ebenfalls ein eigener Parcours eingerichtet wurde. Auf der anderen Seite schaut es mit dem seit Generationen traditionellen Skilaufen auf dem Schöckl weniger gut aus. Lernten früher noch zahlreiche Grazer Kinder auf ihrem Hausberg Skifahren, so droht diesem Wintersportvergnügen hier das endgültige Aus. Schneemangel und veraltete Liftanlagen werden als Ursachen genannt. Schade, noch vor wenigen Jahren zog Conny Hütter, die mittlerweile im Alpinen Skiweltcup an der Weltspitze mitfährt, unter anderem auf dem Schöckl erste Schwünge in den Schnee, was beweist, dass nicht nur Obersteirer mit den berühmten zwei Brettln umgehen können …
Abgerundet wird das Angebot auf dem Schöckl durch eine Gastronomie, die locker mit manchem Ausflugsziel im Tal mithalten und ebenfalls auf eine ziemliche Tradition verweisen kann. So hat das Stubenberghaus bereits vor über 100 Jahren, im Jahr 1890, seine Pforten erstmals geöffnet und bietet bis heute nicht nur Verköstigung an, sondern auch die Möglichkeit zu nächtigen. In einem Wanderbüchlein aus dem Jahr 1931, als es noch keine Seilbahn und andere Verkehrsmittel gab, die einen rasch nach Graz zurückbringen konnten, liest man noch eine dementsprechende Empfehlung: „Wer den Schöckl zum erstenmal besteigt, sollte oben übernachten.“
Wem angesichts der vielfältigen Attraktionen noch Zeit bleibt, der kann bei entsprechendem Wetter einfach nur die Aussicht vom Berg in die Landeshauptstadt hinunter, aber auch bis weit in die Nachbarländer hinein genießen. Oder man marschiert gemütlich über das Schöcklplateau zum Gipfelkreuz. Der Weg führt unter anderem am Sender vorbei, der ebenfalls auf dem Schöckl Platz gefunden hat, um von hier aus seit dem Jahr 1956 weit ins Umland auszustrahlen. Der Schöckl dürfte übrigens immer schon Hightech, Naturgenuss und Mystik unter einen Hut gebracht haben: So zündete der Grazer Raketenpionier Friedrich Schmiedl zwischen 1924 und 1933 vom Gipfel aus seine ersten Postraketen. Und im bereits zitierten Wanderführer wird Anfang der 1930er-Jahre der sogenannte Telephonweg als Aufstiegsmöglichkeit auf den Grazer Hausberg genannt. Dieser führte von der Göstinger Hütte eine Fernsprechleitung entlang zum Hochschöckl.
Betriebszeiten der Schöckl-Seilbahn, Bergwetter und alles zu den Freizeitmöglichkeiten auf dem Grazer Hausberg findet man unter „Freizeit“ auf der Website der Holding Graz. www.holding-graz.at
Der klassische Wanderweg auf den Berg beginnt in St. Radegund bei der Talstation der Schöckl-Seilbahn und lautet auf die Nummer 21.
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OHNE BÜCHSE AUF DIE PIRSCH
Schloss Stainz, Jagdmuseum
Vom Wildschütz zum Jäger? Schon Erzherzog Johann schätzte die fachliche Kompetenz der Wilderer. Das und viel mehr über die ursteirische Tradition des „Jagerns“ erfährt man im Jagdmuseum.
Der Fuchs schnürt fluchtartig davon, denn plötzlich bricht ein Zwölfender-Hirsch durchs Gehölz; bevor der stolze König des Waldes noch in den Anblick des Aufsichtsjägers gelangt, kracht auch schon der Schuss aus dem Stutzen des Wilderers, und es beginnt eine wilde Hatz durchs Revier: Jäger verfolgt Wilderer … Klischees wie dieses prägen nicht zuletzt aufgrund unzähliger Heimatfilme aus den 1950er-Jahren bis heute das Bild der Jagd. Dabei stehen mittlerweile ganz andere Dinge auf der Agenda der knapp 25000 steirischen Jäger: Erfüllung gesetzlich vorgeschriebener Wildabschüsse, Aufrechterhaltung eines natürlichen Gleichgewichts im Wald, und auch für das bei den Wildwochen in der steirischen Gastronomie heiß begehrte Hirschgulasch muss logischerweise irgendjemand die Ausgangsbasis liefern, nämlich die Jäger.
Der Jagd in all ihren Facetten widmet sich das Jagdmuseum in Schloss Stainz in der Weststeiermark. In diesem Spezialmuseum, einer Abteilung des Universalmuseums Joanneum und damit des steirischen Museums schlechthin, haben Jäger wie Nicht-Jäger die Möglichkeit, tief ins Mysterium der Jagd einzutauchen. Das Jagdmuseum erlaubt jedem einen ausführlichen Pirschgang durch Geschichte und Gegenwart der Jagd – ganz ohne Büchse und Jagdkarte. „Vom Auerhahn bis zur Waldameise wird versucht, dem Besucher einen Überblick zu geben, was an der Jagd interessant ist“, erklärt Museumsleiter Karlheinz Wirnsberger. Dabei wendet man sich vor allem an die nicht jagende Bevölkerung, also die große Mehrheit. „Wir sind keine Trophäenschau“, zerstreut Wirnsberger gleich im Vorfeld mögliche Bedenken. Und wirklich, die verschiedenen Schaustücke des Jagdmuseums zeigen das Wild und dessen Lebensraum Wald aus den unterschiedlichsten Perspektiven. So tummeln sich die Tiere des Waldes als anschauliche Präparate auf einem Drahtgestell statt, wie früher, im nachgebauten Pappmaschee- und Plastikunterholz. Es geht um die Konzentration aufs Wesentliche, die Tiere, und nicht darum, ein welt- und waldfremdes Stimmungsbild zu transportieren wie in den eingangs angesprochenen Heimatfilmen. Die Schau lädt zum Erfahren mit beinah allen Sinnen ein: Sehen, Hören, Fühlen. So können die Besucher Fellstücke verschiedenster Tiere mit den Fingern berühren oder sich bei der Spurenkunde den Vierbeinern auf die Fersen heften. „Das Museum ist ein Lernort für die Natur“, erklärt Wirnsberger den Hintergrund. Was man hier sieht, lässt sich beim nächsten Waldspaziergang draußen in natura erkunden.
Links Mitte: Hamilton, Hirschhatz,
links unten: Original-Winterjagdanzug Erzherzog Johanns (hinten),
rechts oben: Schloss Stainz
Wem das vielleicht ein wenig zu modern und aller Mystik beraubt erscheint, der wird beim ausführlichen Streifzug durch die Historie der Jagd sicherlich versöhnlich gestimmt. Großflächige Jagdgemälde von Meister Johann Georg Hamilton, der im Auftrag von Fürst Schwarzenberg das Thema „Jagd und Hund“ in Form unterschiedlichster Hatzen eindrucksvoll auf die Leinwand brachte, sind genauso vertreten wie wertvolle historische Falkenhauben, die erste gedruckte Originalausgabe des Buchs „De arte venandi cum avibus – Über die Kunst der Jagd mit Vögeln“ von Kaiser Friedrich II. oder historische Waffen. „Natürlich haben Waffen einen Stellenwert, sie sind aber nicht überbordend“, so Wirnsberger, der betont, dass man neben der technischen Entwicklung auch die kunsthistorische Seite an der Waffe zeigen möchte. Mit Jagdmotiven verzierte kostbare Waffen hatten (und haben) in Jägerkreisen ja durchaus das Zeug zum Statussymbol wie anderswo ein Auto mit Stern.
„Wir wollen das Thema Jagd umfassend der breiten Öffentlichkeit präsentieren“, so der Museumsdirektor. Mit Schloss Stainz, welches das Museum seit 2003 beherbergt, wurde ein kongenialer Standort für das Jagdmuseum gefunden. Das Schloss diente früher Erzherzog Johann als Wohnsitz (dessen Nachkommen heute noch dort wohnen). Erzherzog Johann hat sich auch um die Jagd in der Steiermark enorme Verdienste erworben, was an einigen Highlights im Jagdmuseum ablesbar ist, Original-Exponaten des „steirischen Prinzen“: So wird sein Winterjagdanzug gezeigt, und handschriftliche Dienstanweisungen an seine Jäger lassen erstaunliche Schlüsse zu: Dass diese Jäger beispielsweise lesen konnten oder dass der Job als erzherzoglicher Jäger wegen der guten Bezahlung nicht der schlechteste war. Detail am Rande: Erzherzog Johann rekrutierte seine Jäger teilweise aus dem Kreise der Wildschützen, weil sich diese besonders gut „im Revier“ auskannten. Das beweist, was für ein schlauer Fuchs der Mann doch gewesen ist, womit sich der Kreis unseres Pirschganges ohne Büchse hin zum Ausgangspunkt schließt …
Jagdmuseum Schloss Stainz, Schlossplatz 1, 8510 Stainz.
Öffnungszeiten: April bis Oktober, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr.
www.museum-joanneum.at/jagdmuseum
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AUF GRENZGANG ZU DEN NACHBARN
Leutschach und Sveti Duh
Das steirische Leutschach und das slowenische Sveti Duh verbindet vieles: die Heiligengeistklamm, die gemeinsame Geschichte und, man glaubt es kaum, auch eine Wurst!
Es war einmal … in diesem Fall ist es kein Märchen, das so beginnt, sondern der Grund dafür, warum uns dieser Marsch über die Landesgrenzen, ja sogar über die Grenzen Österreichs hinausführt und wir trotzdem in der Steiermark bleiben.
Los geht’s im südsteirischen Leutschach an der Weinstraße, Ortsteil Schloßberg. Von dort führen zwei Wege zum Ziel, das jede Steirerin und jeder Steirer einmal gesehen haben sollte: Sveti Duh, zu Deutsch Heiliger Geist, eine Wallfahrtskirche in Slowenien knapp nach der Grenze. Wie bereits angedeutet, war das früher einmal, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, alles eine Steiermark. Auch heute noch, wo die Untersteiermark zu Slowenien gehört, lässt sich das am Namen ablesen. Štajerska heißt dieses Gebiet in der Sprache der Nachbarn. Man muss kein Sprachwissenschaftler sein, um die Verwandtschaft zwischen der slowenischen und der deutschen Bezeichnung zu erkennen.
Der Ausflug von der Steiermark in die Štajerska eröffnet einige interessante Perspektiven. Rein landschaftlich betrachtet sticht vor allem die Heiligengeistklamm hervor, die von Schloßberg hinauf zur Grenze führt. Wild rauscht das Wasser durch die Schlucht. So wild, dass die Klamm bei einem Unwetter im Februar 2014 – starker Regen, der blitzschnell zu Eis gefror – komplett verwüstet wurde und monatelang nicht zu begehen war. Spätestens in solchen Fällen, aber auch bei Hochwässern oder fehlender Trittsicherheit kommt die Umgehungsstrecke der Klamm zum Tragen. Sie lässt die Abgründe der Schlucht rechts liegen und führt nach einem kurzen, steilen Anstieg über Wiesen und Obstplantagen, bis oben auf dem Hügel beide Wege wieder zusammentreffen. Egal für welche Variante man sich entscheidet, die Wanderung entpuppt sich in jedem Fall als reich an Erlebnispunkten. Bevor es nämlich nach Slowenien hinübergeht, kommt man unter anderem am südlichsten Punkt der Steiermark vorbei, im Volksmund steirischer Südpol genannt. Offiziell lautet die Bezeichnung nüchtern auf Grenzstein 314.
Und dann ist es schon so weit: Die Staatsgrenze wird passiert. In EU-Zeiten natürlich ohne Grenzbalken, aber Grenze bleibt Grenze. Ab hier empfiehlt es sich, einen Reisepass eingesteckt zu haben, den man in Slowenien, wie überall im EU-Ausland, mit sich führen muss. Von der Staatsgrenze zur Wallfahrtskirche Sveti Duh führen in der rund 2-stündigen Wanderung (für eine Wegstrecke) nur mehr wenige Schritte. Das Gotteshaus liegt in rund 900 Metern Seehöhe ein wenig erhaben auf einer Hügelkuppe. Doch so gut die Übersicht von oben auch ist, so entlegen präsentierte sich der Gipfel in früheren Jahrhunderten und diente deshalb offenbar immer wieder als Rückzugsgebiet für Menschen, die nicht ganz den jeweils gängigen „Normen“ entsprachen. Einer in der Reformationszeit entstandenen Sekte mit dem Namen Springer – katholisch zwar, aber doch ein wenig abweichlerisch – soll der Berg als Rückzugsort gedient haben. Seinem Namen entsprechend tanzte das Grüppchen bei Gottesdiensten in Ekstase neben seiner kleinen Kirche ums Feuer, bevor es vertrieben wurde. An dieser Stelle entstand die heutige Wallfahrtskirche. Man genießt rund um die Kirche einen herrlichen Ausblick, ob man nun in die slowenische oder in die österreichische Steiermark hineinschaut.
Oben: Wallfahrtskirche Sveti Duh
Apropos genießen! Wie es sich für einen echten Wallfahrtsort geziemt, gibt es auch ein wenig Gastronomie bei der Kirche. Und da merkt man einmal mehr die Verwandtschaft zwischen den zwei steirischen Seelen. Während man in Österreich Krainer Würstel verzehrt, lautet der Name der beliebten Spezialität in Sveti Duh Krajnska klobasa. Der Seelenfrieden wäre vor einigen Jahren beinahe empfindlich gestört worden: Slowenien wollte die genannte Wurst markenrechtlich schützen lassen und den Steirern die Verwendung des Namens untersagen. Als gute Nachbarn einigte man sich aber bald darauf, dass jeder sein Würstel samt dem jeweiligen Namen behalten durfte. Bei unserem Besuch bewies der slowenische Wirt übrigens unbewusst Diplomatie. Auf der Karte stand nämlich Krajnska klobasa, von ihm angeboten wurde die Köstlichkeit aber einfach als „Krainer“ – Mahlzeit beziehungsweise Dober tek!
Ausgangspunkt: Leutschach. Los geht’s mit beiden genannten Wanderwegen nach Sveti Duh nahe den Parkplätzen Spitzmühle im Ortsteil Schloßberg.
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VOLL IM ÖL
Das Kürbiskernöl
„Die Steiermärker schätzen eine gute fröhliche Mahlzeit … der Fremde glaubt, sie bringen ihre ganze Lebenszeit mit nichts als dem lieben Essen und Trinken zu“, wusste man schon 1792. Unverzichtbar für die Steirerspeis: das Kernöl.
Kürbiskernöl, und damit klären wir gleich zu Beginn alle möglichen im Soge des Titels aufkommenden Doppeldeutigkeiten, zählt zu den landwirtschaftlichen Produkten, die mit dem steirischen Boden untrennbar verbunden sind. So untrennbar, dass man es in Analogie zum „schwarzen Gold“, dem Erdöl, gerne als grünes Gold der Steiermark bezeichnet. Wieso grün, wird sich jetzt der eine oder andere Leser fragen, der nur einen kurzen Blick auf das Kürbiskernöl geworfen hat, es ist doch eindeutig schwarz. Ja, deshalb sind wohl die unzähligen (schlechten) Witze mit dem „Motoröl“ entstanden, das man in der Steiermark kredenzt bekäme. Doch das stimmt so nicht ganz. Die Geschichte mit dem Motoröl sowieso nicht. Auch die schwarze Farbe entspricht nicht den Tatsachen. Wenn man das Kürbiskernöl gegen das Sonnenlicht hält, dann wird man rasch erkennen, dass es tief dunkelgrün schimmert. Und auf dem Teller hinterlässt es ebenso seine deutlich steirischen – grünen – Spuren. Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um echtes steirisches Kürbiskernöl, denn „Nachbauten“ gibt es viele, die weder bezüglich Farbe noch zähflüssiger Konsistenz mithalten können …
Um dieses kostbare Gut zu schützen, haben sich die Erzeuger zur Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g. A. zusammengeschlossen. Diese Bezeichnung umfasst die Herkunft der Kürbisse vom Feld über die Ernte bis zur Pressung. Jeder einzelne Schritt muss dokumentiert und zurückzuverfolgen sein. Als Kennzeichen, dass das Öl ein echter Steirer ist, dient die Plakette „Steirisches Kürbiskernöl g.g. A.“ auf jeder Flasche – g.g. A. steht für „geschützte geografische Angabe“. Das bedeutet, dass nur Kürbiskerne aus bestimmten Anbauregionen verwendet werden dürfen, und zwar klarerweise aus der Steiermark und – jetzt kommt das Kuriose an der Sache – aus dem südlichen Burgenland und aus Teilen Niederösterreichs.
Es geht aber noch kurioser, denn umgekehrt gibt es Bauern in der Steiermark, deren Öl nicht „g.g. A.“, also geografisch geschützt, ist. In der Steiermark produziertes Kürbiskernöl, das aus in der Steiermark herangewachsenen Kürbissen gewonnen wurde, darf dann also nicht steirisches Kürbiskernöl genannt werden? Ja, gibt’s denn so was, fragt man sich und wundert sich nicht, dass diese Frage vor einiger Zeit sowohl durch die Presse geisterte als auch in einschlägigen Bauernforen heiß diskutiert wurde. Ja, das gibt es wirklich. Wenn die Landwirte nicht Teil der genannten Erzeugergemeinschaft sind, dann dürfen sie auch kein „Steirisches Kürbiskernöl g.g. A.“ abliefern. Und das ist amtlich!
Der Grundstein für das Gold der Steiermark liegt beim sogenannten Bluzer, der vor allem in der südlichen Steiermark angebaut wird. Damit ist der steirische Kürbis (Cucurbita pepo var. styriaca) gemeint, in dessen Inneren die kostbaren Kerne zur Kernölgewinnung heranreifen. An und für sich ist der Kürbis ein Fremder: Erst nach der Entdeckung Amerikas gewährte man dem Südamerikaner hierzulande Asyl. Dann freilich lernte man rasch seine Fähigkeiten schätzen und der Gast wurde so vorbildlich integriert, dass er heute als typischer Steirer gilt.
www.steirisches-kuerbiskernoel.eu
KÜRBISKERNÖLDALKEN MIT KERNÖL-EIERSPEIS
Kürbiskernöl veredelt vor allem grüne Salate aller Art. Typisch steirisch ist aber auch die Kernöleierspeise. Wir haben den Doyen der steirischen Köche, Willi Haider*, gebeten, uns zu verraten, wie man sie richtig zubereitet. Er hat als „Untergrund“ für die Köstlichkeit Kürbiskernöldalken gewählt. Guten Appetit!
(*kleines Foto links)
Zutaten
100 g Heidenmehl, 80 g Weizenmehl glatt
oder nur 180 g Heiden- bzw. Buchweizenmehl (= Blini)
oder nur 180 g Weizenmehl (= Dalken)
oder nur 180 g Weizenvollmehl + 8 cl Milch
10 g Germ (Hefe)
2 Eidotter (Eiweiß für Schnee)
1/8 l lauwarme Milch
30 g flüssige Butter
1 – 2 EL Kürbiskernöl (2 cl) oder Sonnenblumenöl
2 – 3 EL grob geriebene Kürbiskerne (40 – 50 g)
Salz
3 – 4 Eier für die Eierspeise
Zubereitung
Für die Dalken bzw. Blinis alle Zutaten (außer Eiweiß) in einer größeren Schüssel (Masse geht doppelt so viel auf) vermischen. 2 Eiweiß, halbsteif geschlagen, unterheben. 1 – 2 Stunden quellen lassen. Ca. je 1 EL Masse in Pfanne geben, evtl. geröstete Kerne draufgeben und in etwas Öl langsam beidseitig ausbacken. Blinis können dünn wie Palatschinken oder dick wie Dalken gebacken werden.
Für die Eierspeise Öl und etwas Butter in einer leichten Pfanne aufschäumen, kurz verschlagene Eier, mild gesalzen, eingießen und leicht stocken lassen. Pfanne am Stiel leicht anheben, festgewordene Eierspeise mit Löffel oder Spachtel vom Rand Richtung Pfannenmitte ziehen, damit die weiche bzw. noch flüssige Masse nachrinnen und somit auch stocken kann.
Dalken bzw. Blinis mit kleiner Eierspeise, mit Kernöl beträufelt (oder mit Pinsel aufgetragen), und 2 – 3 Kürbiskernen anrichten.
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