Kitabı oku: «Geheimnisvoller Da Vinci Code in Wien», sayfa 2
Der Hochaltar „Maria Schnee“ des Freimaurers und Rosenkreuzers Hohenberg
In den Jahren 1784–88 regotisierte der Wiener Architekt Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg (1733–1816) die Minoritenkirche. Wie aus Dokumenten der Zeit hervorgeht, war Hohenberg Freimaurer und Rosenkreuzer und wurde vom Staatskanzler Maria Theresias, Wenzel Anton Graf Kaunitz, einem hochrangigen Logenbruder, protegiert, sodass er 1765 die baukünstlerische Leitung von Schloss- und Gartenanlage Schönbrunn übertragen bekam. Dort vollbrachte er sein „opus magnum“, den Ausbau des Barockgartens zu einem Freimaurer-Landschaftstempel. Die sogenannte römische Ruine, die Gloriette und der Obelisk tragen verschlüsselt oder unter Hieroglyphen versteckt Freimaurer- und sogar Illuminatenzeichen. Hohenberg war hauptsächlich für seine Logenbrüder tätig. So gestaltete er mehrere Gartenlandschaften der Fürsten im Umkreis von Wien nach Freimaurer-, Rosenkreuzer- und Illumiaten-Gedankengut; unter anderem den Park des Seifenfabrikanten Friedrich von Braun in Schönau bei Baden, der als Freimaurer einen ägyptisierenden Tempel für die „Königin der Nacht“ – angeregt von Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ – bauen ließ. Von seinem dankbaren Mäzen soll Hohenberg dafür einen goldenen Zirkel (ein typisches Freimaurersymbol) erhalten haben, wie uns die Chronik von Schloss Schönau erzählt.
Das Metastasio-Denkmal in der Minoritenkirche mit Salieri, Mozart und Haydn – alle drei Komponisten waren Mitglieder der Wiener Freimaurerlogen.
Ein „Tempel der Eingeweihten“: die „italienische“ Minoritenkirche in Wien.
Ein Freimaurer-Denkmal für die Musiker der Wiener Klassik
Ein weiteres Kunstwerk im Kircheninneren sollte Beachtung finden: das Denkmal für den italienischen Dichter, Komponisten und Librettisten Pietro Metastasio. Es wurde 1855 zur Erinnerung an den römischen Dichter errichtet, der es in Wien zum „Kaiserlichen Hof-Poeten“ – so sein offizieller Titel – brachte. Er selbst ist nicht in der Minoritenkirche, sondern in der Michaelergruft bestattet. Metastasio wohnte viele Jahre bis zu seinem Tod im Michaelerhaus am Kohlmarkt.
Im Mittelrelief des Denkmals dargestellt, segnet Papst Pius IV. 1782 den sterbenden Dichter; hinter ihm stehen die Komponisten Antonio Salieri und Wolfgang Amadeus Mozart, daneben Joseph Haydn. Sämtliche hier aufgereihten Musiker waren Mitglieder der Wiener Freimaurerlogen.
Tipp
MINORITENKIRCHE (Wien 1, Minoritenplatz, U3 Station Herrengasse)
Öffnungszeiten Winterzeit tägl. 8–16 Uhr, SA bis 17 Uhr,
Sommerzeit 8–18 Uhr, SA bis 17 Uhr.
Messe: SA 17–18 Uhr, SO 8–9 + 11–12 Uhr
Schönste Krippe Wiens mit mechanisch bewegten Figuren und Wasserspiel: Advent bis 6. Januar.
Abendmahlmosaik – originalgetreue Kopie des Mailänder Kunstwerks von Leonardo da Vinci
DAS WIENER „ABENDMAHL“ – BESSER ALS DAS ORIGINAL
Kaum ein Gemälde hat die Menschheit so beschäftigt, kein anderes – abgesehen von Leonardos „Mona Lisa“ – ist so oft Gegenstand von Deutungen und Interpretationen geworden wie „Das letzte Abendmahl“. „Il Cenacolo“, so der eigentliche Name, gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen und als Meilenstein der Renaissancemalerei. Dieses Meisterwerk aus den Jahren 1495–97 malte er für das Refektorium des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand. Das Bild zeigt Jesus mit den zwölf Aposteln in jenem Augenblick, als er ihnen offenbart: „Einer von euch wird mich verraten.“ Auf Grund seiner korrekt wiedergegebenen perspektivischen Tiefe übte es bahnbrechenden Einfluss auf die gesamte Malerei Europas aus. Leider ist das Original stark verblasst und im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden. Das Gemälde wurde bereits mehrfach restauriert und ist seit seiner jüngsten Restaurierung 1999 unter strengste Bewachung und Schutz gestellt. So dürfen nur 100 Besucher pro Stunde etappenweise in einem Glastunnel am Gemälde vorbeiziehen und es für ungefähr zehn Minuten betrachten.
Das Wiener Mosaik –
die weltweit einzige originalgetreue Kopie
In Wien befindet sich eine Sensation, die größtenteils unbekannt ist: eine Mosaik-Kopie von Leonardo da Vincis Meisterwerk „Das Letzte Abendmahl“ – in den Originaldimensionen. Mit Rahmen misst das Bild 4,47 x 9,18 Meter, besteht aus zwölf Platten mit jeweils 10.000 Mosaiksteinchen und wiegt zwanzig Tonnen. Es ist die weltweit einzige Abendmahl-Kopie in Originalgröße und ziert die Nordwand der Wiener Minoritenkirche.
Napoleon soll 1805 das Bild in Mailand gesehen haben und seine Demontage zum Zweck des Transfers nach Paris befohlen haben. Da sich aber ein Fresco nicht so leicht ablösen lässt, gab er eine Kopie in Auftrag, die dann nach Paris gebracht werden sollte.
Der renommierte römische Künstler Giacomo Raffaelli übernahm 1806 die Aufgabe. Hunderttausende Glas-Mosaiksteinchen, die nur ein paar Millimeter groß sind, baute er ohne Zwischenräume aneinander. Als das Meisterwerk 1814 vollendet war, befand sich der Kaiser der Franzosen in der Verbannung und konnte das Bild nicht mehr in Besitz nehmen. Sein Schwiegersohn Kaiser Franz I. von Österreich (1768–1835) erwarb das gigantische Mosaik und wollte es im Schloss Belvedere anbringen lassen. Aber dafür erwies es sich als zu groß. So schenkte er es den Minoriten, in deren Kirche das Monumentalmosaik seither zu bewundern ist.
Nicht nur, dass es eine Original-Kopie in Größe, Darstellung und Farbe ist, es wurde auch genauso aufgehängt wie das Original in Mailand: mit dem tatsächlichen Lichteinfall durch die Kirchenfenster von links. Das deckt sich mit dem Lichteinfall, den Leonardo im Original genauso dargestellt hat: Jesus und die Apostel von vorne beleuchtend, den Lichtstrahl auf Jesus Kopf zentriert.
Die Farben sind besser erhalten als auf dem Mailänder Original
Leonardo hat mit den Farben für die Seccotechnik experimentiert, aber leider einen Fehlgriff getan. Bereits wenige Jahre nach Vollendung des Gemäldes verblassten die Farben. Aus diesem Grund hat man es seit dem 17. Jahrhundert mehrmals restauriert, aber vielfach mehr geschadet als genützt. Laut dem Wiener Kunsthistoriker Artur Rosenauer halten Da Vinci-Kenner das Wiener Mosaik für einmalig: Es sei besser erhalten und leuchtender in den Farben als inzwischen das Original.
Das Original: Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“. (Foto Chris Norman)
Jesu Füße nur in Wien
Noch eine Sensation kann das Wiener Mosaik bieten, ein Detail, welches auf Leonardos Original nicht mehr zu sehen ist: die Füße von Jesus Christus unter dem Abendmahltisch. Im Refektorium des Mailänder Klosters Santa Maria delle Grazie wurde genau an dieser Stelle eine Tür eingebaut. Somit ist die 200 Jahre alte Wiener Kopie dem Original näher als das Original selbst, nach all den Veränderungen und Beschädigungen, denen es im Lauf der Zeit ausgesetzt war.
DIE VIER DA VINCI CODES
Ob Leonardo – wissentlich oder unwissentlich – geheime oder sogar häretische Inhalte in seinem Werk verarbeitet hat, ist nicht bekannt. Aufzeichnungen darüber hat er uns nicht hinterlassen, allerdings seine Überlegungen zur Darstellung der Charaktere der zwölf Apostel und der Abendmahlszene. Warum dann aber der berühmte Abendmahlkelch fehlt, ist wiederum ein Rätsel. Vier Codes, also verschlüsselte Botschaften, sollen nach Ansicht vieler Forscher in diesem Gemälde versteckt sein:
1 Der vermeintliche Jünger Johannes ist in Wahrheit Maria Magdalena und diese sei der personifizierte Gral.
2 Die zwölf Apostel symbolisieren die zwölf Sternzeichen. Leonardo selbst sei Thaddäus als Sternzeichen Stier.
3 Die Brotlaibe auf dem Abendmahltisch und die Hände der Apostel stellen vermutlich Musiknoten dar, deren Melodie eine feierliche Hymne ergibt.
4 Die Zentral-Perspektive des Bildes fokussiert in der Schläfe von Jesus. Darin könnte Leonardo ein Wortspiel versteckt haben.
Versteckte Hinweise im „Abendmahl“?
Leonardo da Vinci stellt Jesus und die zwölf Apostel beim letzten Abendmahl dar, in jener Szene, in der dieser ihnen den späteren Verrat an ihm offenbart. Die Apostel sind entsetzt, sie gestikulieren heftig, außer einem, der neben Jesus sitzende Johannes. Er scheint still und in sich gekehrt zu trauern.
Der Tisch und die Apostel sind im Bildvordergrund angeordnet. Dahinter verengt sich der Raum zu dem dreiteiligen Fenster, welches die scheinbare Lichtquelle darstellt. Das Licht, das die Szene ausleuchtet, kommt jedoch nicht aus dem gemalten Fenster, sondern schräg von links wie das wirkliche Licht, das durch Fenster an der linken Wand einfällt, in der Minoritenkirche wie auch im Mailänder Kloster-Refektorium.
Weltweit die einzige Kopie in Originalgröße: das „Letzte Abendmahl“ als Mosaikbild von Raffaelli in der Minoritenkirche, 1814.
In Leonardos eigenen Aufzeichnungen findet sich die Beschreibung über die unterschiedliche Haltung der Jünger. Im berühmten Forster-II-Kodex – heute im Londoner Victoria and Albert Museum – beschreibt Leonardo die Szene: „Einer, der gerade getrunken hat, setzt seinen Becher ab und dreht seinen Kopf zum Sprecher. Ein anderer verschränkt die Finger und wendet sich stirnrunzelnd seinem Kumpan zu … “ So versammelt Leonardo die Apostel in Dreiergruppen, die auf unterschiedliche Weise auf Jesu Enthüllung „Einer von euch wird mich verraten“ reagieren.
Der Heilige Gral im „Abendmahl“
In Leonardos Gemälde fehlt der Kelch, den Jesus anlässlich des letzten Abendmahls mit den Aposteln benützt hat. Dieses Fehlen des Kelches interpretieren einige Autoren, darunter Dan Brown oder Lincoln/Baigent/Leigh, als bewusste Weglassung. Wollte Leonardo damit ein Geheimnis andeuten?
Um dieses Gefäß, den Gral, ranken sich viele Legenden. Sowohl seine Herkunft als auch sein Verbleib sind unbekannt. Niemand weiß, ob er ein Trinkgefäß, eine Schale oder etwas ganz anderes gewesen ist. Er soll von der Abendmahltafel gestohlen, zu Pilatus gebracht und von diesem an Josef von Arimathea weiter gegeben worden sein. Diese Version der Legende verfolgt den Weg des Grals bis nach Glastonbury in England. Die erwähnten Autoren vertreten eine ganz andere, gewagtere These. Sie entschlüsseln die erstmals in Frankreich des 12. Jahrhunderts auftauchende Bezeichnung für den Abendmahlkelch „San Gral“ als „Sang real“, also als „sanguis regalis“ (königliches Blut). In diesem Begriff sehen sie einen Hinweis auf das königliche Geblüt Jesu und seiner Nachfahren aus der Verbindung mit der Frau, „die er am meisten liebte“, wie es im Evangelium heißt, mit Maria Magdalena.
Code Nr. 1:
Johannes oder Maria Magdalena?
Wo ist der Gral?
Wäre es möglich, dass Leonardo in seinem Gemälde diese Bedeutung des Begriffs „San Gral“ als „Sang real – königliches Blut“ dargestellt hat? Zwischen Jesus und der rechts von ihm sitzenden Person klafft ein auffälliger V-Spalt, einem Dreieck gleich. Das mit der Spitze nach unten zeigende Dreieck gilt als Mutterschoß des Göttlich-Weiblichen. Ein Dreieck mit der Spitze nach oben steht für das männliche Prinzip. Leonardo stellt Jesus mit den ausgestreckten Armen als symbolisches Dreieck dar. In der Ikonographie der Renaissance wurde das Männliche heraldisch rechts und das Weibliche links dargestellt. Der Jünger Johannes zeigt – entgegen seiner Sitzrichtung – seine weibliche Seite. Auch die gegengleichen Farben der Kleidung ergeben einen Hinweis. Sie ergänzen einander wie das Männliche und das Weibliche. Der Apostel Johannes wäre dann in Wirklichkeit die schwangere Maria Magdalena, der Heilige Gral, das Gefäß, welches das Blut Jesu in sich trägt!
So habe Leonardo da Vinci „codiert“ dieses Geheimnis der Nachwelt mitgeteilt – daher der englische Originaltitel „The Da Vinci Code“.
Wo ist Johannes?
Wenn also die Person rechts von Jesus tatsächlich Maria Magdalena sein sollte, wo ist dann der Jünger Johannes?
Bibelforscher können weder in der Bibel noch in den außerbiblischen Schriften einen klaren Hinweis auf eine Ehefrau Jesu bzw. die Anwesenheit von Maria Magdalena beim letzten Abendmahl finden. Auch Leonardo selbst schreibt angeblich nichts in seinen Aufzeichnungen darüber, warum er den Lieblingsjünger Johannes allzu weiblich aussehen lässt.
Johannes sitzt an Jesu rechter Seite. Der Lieblingsjünger Jesu, immer als bartloser Knabe dargestellt, nimmt eine neutrale Haltung ein. Johannes‘ Gesichtszüge sind feminin, seine Haare, sein weiches, bartloses Gesicht, seine Haltung gibt durchaus Anlass zu einer Deutung als weiblicher Apostel. Nur, wo wäre dann Johannes? War er beim Abendmahl nicht zugegen? Hat Leonardo ihn gar vergessen?
„Gewisse weiche und weibliche“ Züge sieht Artur Rosenauer, Professor am Wiener Institut für Kunstgeschichte, sehr wohl an Leonardos Johannes-Figur. „Da Vinci war homosexuell – da gibt es kaum einen Zweifel“, erklärt er in einem Interview anlässlich der Filmpremiere von „The Da Vinci Code“. Um eine Frau könne es sich aber unmöglich handeln: „Das wäre an der Wand eines Klosters völlig unangebracht gewesen. Man darf ja nicht vergessen: Es war eine Auftragsarbeit, für die er bezahlt wurde.“ Leonardos homoerotische Neigung könnte durchaus in seinen Gemälden Niederschlag gefunden haben. Immer wieder engagierte er Knaben als Modelle und einige davon wurden seine Schüler, Diener und Liebhaber. Zur Zeit der Entstehung des Abendmahlbildes 1495–97 war sein damaliger „Schüler“ Salai 15 bis 17 Jahre alt. Ihn hat Leonardo jedoch nicht im Apostel Johannes verewigt. Das Rätsel bleibt ungelöst: ist nun Johannes oder doch Maria Magdalena dargestellt?
Der auffällige V-Spalt.
Wo ist der Kelch?
Auf Leonardos Gemälde fehlt der Kelch. Eine merkwürdige Darstellung der Tafelszene, ist doch der Kelch eines der zentralen Elemente des Abendmahls. Gibt Leonardo damit einen Hinweis, dass mit dem Gral kein Gefäß, sondern ein Mensch gemeint sein könnte?
Ist der auffällig große V-Spalt zwischen Johannes und Jesus ein Gralszeichen? Der Oberteil eines Kelches? Da ein Kelch aber nicht vollständig ist ohne Fuß, so müsse Jesus, den man in der geometrischen Figur eines spitz nach oben weisenden Dreiecks sehen kann, der Kelchfuß sein. Jesus stützt in dieser Auslegung Maria Magdalena. Beide zusammen bilden den Gral, Maria Magdalena den Kelch und Jesus den Fuß.
Der Leipziger Kunsthistoriker und Leonardo-Forscher Franz Zöllner hat in der „Zeit“ entgegnet, dass sich die ungewöhnlichen Lücken des Gemäldes „aus dem simplen Umstand erklären, dass Leonardo die emotionsgeladene Reaktion der Jünger auf die Verrats-Ankündigung Christi möglichst expressiv darzustellen versuchte: ,Einer von euch wird mich verraten.‘ Dadurch zerfallen die Jünger in Gruppen, und so entstehen Lücken zwischen den Figuren.“ Der Leipziger Professor unterstreicht weiter, dass zu Leonardos Zeiten im „Abendmahl“ eine Maria Magdalena nicht unterzubringen war – die künstlerische Freiheit war nicht gegeben. „Der feminin wirkende Johannes hingegen ist nicht ungewöhnlich, er wurde oft als besonders junger, bartloser und daher weiblich anmutender Typ dargestellt.“
Wessen Hand hält das Messer?
Es könnte Petrus Hand sein, die als Drohgebärde ein Messer zückt. Eine Drohung? Gegen wen gerichtet? Gegen Johannes sicher nicht, der frei von jedem Verdacht als Verräter ausscheidet. Gegen einen möglicherweise weiblichen Apostel, gegen die Frau an Jesu Seite?
Wessen Hand hält das Messer? Gegen wen richtet sich die Drohung? – Fragen, die offen bleiben.
Diese in ihrer Größe und Perspektive falsch gemalte Hand ist Gegenstand von Interpretationen, weil ein Fehler Leonardos auszuschließen ist.
Aus der Bibel lässt sich herauslesen, dass Petrus Maria Magdalena nicht eben wohlwollend gesinnt war. Er tadelt Jesus wegen der offensichtlichen Bevorzugung dieser Frau, die dem Heiland offenbar näher stand als die Apostel, insbesondere Petrus selbst.
Absicht oder Zufall? Was steckt dahinter?
Code Nr. 2:
Die zwölf Apostel und ihre Sternzeichen
Die Astrologie könnte weitere Indizien zur Aufklärung der Frage „Johannes oder Maria Magdalena“ liefern. Mehrere Autoren haben sich mit einer astrologischen Zuordnung der zwölf Apostel befasst und kommen zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen.
Der österreichische Mythenforscher Erich von Beckerath (1891–1981) analysiert in seinem Werk „Geheimsprache der Bilder“ Leonardos Abendmahl ebenfalls nach astrologischen Gesichtspunkten. Für ihn besteht kein Zweifel, dass Leonardo nicht nur Maler, Ingenieur und Erfinder, sondern auch Astrologe war. Es wäre sogar undenkbar, dass ein Universalgelehrter wie Leonardo nicht Astronomie und Astrologie studiert hätte. Leonardos Einteilung der Apostel entspricht der Elementelehre und die zwölf Apostel sind eindeutig den zwölf Tierkreiszeichen zugeordnet.
Welcher Apostel steht für welches Tierkreiszeichen? Wo beginnt die Zählung?
Nach Beckerath beginnt die Zählung rechts vom Betrachter aus gesehen und geht nach links, weil die Sprache der Apostel Hebräisch/Aramäisch war und diese von rechts nach links gelesen wird. Das astronomische Jahr beginnt im Frühlingspunkt mit dem Sternzeichen Widder. Demnach wäre der erste Apostel ganz rechts dem Widder zugeordnet und der letzte Apostel ganz links dem Sternzeichen Fische.
Von rechts nach links gelesen ergibt sich folgende Anordnung: Simon (Widder), Thaddäus (Stier), Matthäus (Zwillinge); Philippus (Krebs), Jakobus d. Ältere (Löwe), Thomas (Jungfrau); Johannes (Waage), Judas (Skorpion), Petrus (Schütze); Andreas (Steinbock), Jakobus d. Jüngere (Wassermann), Bartholomäus (Fische).
Im Zentrum des Bildes, zwischen Jungfrau und Waage, sitzt Christus, auf den alle Perspektivlinien im Gemälde hinführen. Er verkörpert die Sonne, das Zentrum unseres Kosmos. In diesem Sinne ist das Abendmahlbild eine astrologische Darstellung. Die Charaktereigenschaften der zwölf Sternzeichen sind in den zwölf Aposteln dargestellt, wobei der Code aber erst über Leonardos Selbstportrait entschlüsselt werden kann.
Mit dieser Zuordnung kann dreierlei erklärt werden:
1 Warum ist der Jünger Johannes auffallend weiblich dargestellt? Er ist dem Zeichen Waage zugeordnet, das vom weiblichsten aller Planeten beherrscht wird, von der Venus. Johannes als Waage wirkt ausgeglichen, in Harmonie. Oder ist es doch eine Frau, Maria Magdalena, die als Venus dargestellt wird?
2 Neben Johannes sitzt Judas, der folgerichtig dem Zeichen Skorpion zugeordnet ist. Dieses Zeichen steht für Leben und Tod, für Mystik und Geheimnistuerei, für Idealismus, aber auch für Verrat – zum Charakter des Judas passend.
3 Hat sich Leonardo selbst im Abendmahl verewigt? Das wäre nicht ungewöhnlich für einen Maler der Renaissance. Er wäre demnach der zweite von rechts, der Apostel Thaddäus, neben dem Widder, also Stier.
Leonardo wurde am 15. April 1452 im Sternzeichen Stier geboren. Heute fällt der 15. April jedoch in das Sternzeichen Widder (21.3.–20.4.), wie Astrologen sofort anmerken würden. Aus der immer größer werdenden Abweichung des Kalenders vom tatsächlichen Sonnenjahr erwuchs die Notwendigkeit einer Kalenderreform, die im Jahr 1582 durchgeführt wurde. Man addierte die zehn fehlenden Tage, wodurch der 15. April zum 25. April wird und somit auch in unserem heutigen Kalender in das Sternzeichen Stier (21.4.–21.5.) fällt. Im Apostel Thaddäus, der nach Beckerath das Sternzeichen Stier darstellt, sehen manche Leonardoexperten ein Selbstportrait des greisen Malers. Er sieht ihm in der Tat verblüffend ähnlich.
Die 12 Apostel und ihre Sternzeichen.
Beckerath führt weiter aus, dass Leonardo die Apostel nicht nur den Tierkreiszeichen zuordnet, sondern auch den Elementen und Temperamenten. Angeordnet werden sie in vier Dreiergruppen. Das entspricht den vier Trigonen, den vier Temperamenten (cholerisch, melancholisch, phlegmatisch, sanguinisch) und den vier Jahreszeiten.
Leonardo selbst schreibt über die Darstellung der Apostel: „Also hier in zwölf ganzen Figuren wird dir die Kosmographie der kleinen Welt (Mikrokosmos) vorgeführt, nach derselben Ordnung, die vor mir Ptolemäus in seiner Kosmographie verwendet hat. Und so werde ich dann jene in Glieder teilen, so wie er das (Erd-)Ganze in Provinzen teilte. Dann werde ich die Verrichtung aller Teile in jeder Hinsicht zeigen, indem ich dir die Aufnotierung der ganzen Gestalt und das Vermögen des Menschen in Bezug auf Ortsbewegung vermittels seiner Teile vor Augen stelle. Und so gefalle es unserem Schöpfer, dass ich die Natur der Menschen in der Art darzustellen vermöge, wie ich ihre Figur beschreibe.“