Kitabı oku: «Geheimnisvoller Da Vinci Code in Wien», sayfa 3
Code Nr. 3:
Ein hintergründiges Wortspiel?
Die letzte Renovierung des Abendmahl-Gemäldes in Mailand im Jahr 1988 förderte eine Überraschung zu Tage. Man fand das Nagelloch in der Schläfe von Jesus, von wo aus Leonardo die Schnüre für den perspektivisch-kompositorischen Bildaufbau spannte.
Damit war bewiesen, was man schon länger vermutet hatte, nämlich dass Leonardo eine exakt berechnete Zentralperspektive anwandte. Allerdings ist der Bildmittelpunkt nicht, wie bei seiner „Proportionsstudie nach Vitruv“, der Nabel des Menschen, auch nicht Jesu Stirn, sondern dessen rechte Schläfe. Diese Wahl ist ungewöhnlich. Bei keinem seiner Bilder hat Leonardo die Schläfe einer Person als Bildmittelpunkt genommen. Warum er dies ausgerechnet im „Abendmahl“ tat, gibt den Kunsthistorikern Rätsel auf.
Der rätselhafte Mittelpunkt des Gemäldes: die Schläfe von Jesus Christus.
Der Buchstabe M in der Bildmitte – ein Zeichen für Maria Magdalena?
Die Zentralperspektive –
ein Versuchsaufbau in Wien
In Wien haben David Sayn und Christoph Rahofer während ihrer Leonardo-Ausstellung in der Minoritenkirche im Jahr 2006 den Versuch gemacht, den sogenannten „Augpunkt“ zu errechnen und mittels Leiterpodest nachzustellen, d. h. jene Distanz zum Mittelpunkt des Bildes zu finden, von wo aus man alles richtig perspektivisch sieht. Der Augpunkt ist tatsächlich die Schläfe von Jesus, wie der Versuchsaufbau bewiesen hat. Damit ist belegt, dass Leonardo sie ganz bewusst als zentralen Punkt des Bildes und der Handlung festgelegt hat.
Leonardos Spiegelschrift im Codex Trivulzianus, Castello Sforza.
Leonardo da Vinci: Proportionsstudie nach Vitruv 1492 (Feder und Tinte, Galleria dell’ Accademia, Venedig).
Die Bedeutung? Sie bleibt uns leider verborgen.
Könnte es sein, dass auch darin eine versteckte Botschaft zu finden ist? Soll hier ein Wortspiel, nämlich der phonetische Gleichklang der beiden Ausdrücke für Schläfe und Tempel – im Italienischen tempia und tempio – bildlich dargestellt werden? Steckt eine tiefere Bedeutung dahinter? Wenn ja, welche? Im Lateinischen hat tempus sogar eine Doppelbedeutung, sowohl „Schläfe“ als auch „Zeit“. Auch im Englischen gibt es eine Doppelbedeutung, Schläfe und Tempel. Vielleicht hat Leonardo ein Wortspiel verschlüsselt, in dem es nicht um Christis Schläfe geht, sondern Christus als heiliger Tempel gemeint ist? Wenn Jesus der Tempel ist, könnte die neben ihm sitzendende Person Maria Magdalena, der Heilige Gral sein? Leonardo erfand Rätsel, schrieb in Spiegelschrift, codierte Zahl- und Maßangaben in Worte. Er lernte sogar Vokabel aus dem Lateinischen und übersetzte sie ins Italienische unter Erfindung neuer Wortbedeutungen. Leonardos Vokabeltraining und seine Wortspiele in Spiegelschrift sind noch nach 520 Jahren in seinen eigenen Aufzeichnungen zu lesen. 8000 lateinische Vokabel und ihre italienische Bedeutung sind auf etlichen Seiten des 55 Blatt umfassenden „Codex Trivulzianus“ erhalten. Dieses Dokument ist in der Bibliothek des Castello Sforzesco in Mailand aufbewahrt und normalerweise nicht öffentlich ausgestellt. Der Erfolg des Romans und Films „The Da Vinci Code“ hat allerdings dazu beigetragen, dass der Codex jetzt zu besichtigen ist.
Code Nr. 4:
Der musikalische Code im „Letzten Abendmahl“
Leonardos Abendmahl enthält eine Geheimmusik, im Bild versteckte Noten, die eine himmlische Melodie ergeben. Diese völlig überraschende Entdeckung machte der italienische Musiker und Computerfachmann Giovanni Maria Pala im Jahr 2007 und publizierte sie in seinem Buch „La musica celata“ („Die verborgene Musik“).
Gemeinsam mit seiner Frau, einer Kunstexpertin, meint er hinter Leonardos Geheimnis gekommen zu sein und den wirklichen Da Vinci Code geknackt zu haben.
Er entdeckte die Musiknoten in den runden Brotlaiben und den Händen der Apostel. Das Tischtuch der Abendmahltafel ergibt sozusagen ein Notenblatt. Pala spiegelte es, da Leonardo ja in Spiegelschrift schrieb, und spielte die Noten auf der Orgel, dem bevorzugten Instrument für sakrale Musik.
Der musikalische Code im „Letzten Abendmahl“ (Zeichnung G. Lukacs nach G. M. Pala, „La musica celata“).
Was er zu hören bekam, war eine 40 Sekunden andauernde Sequenz einer himmlischen Melodie, ein feierliches Adagio, ähnlich einer Hymne – zur Stimmung des letzten Abendmahls passend. Es sind Moll-Akkorde und neun Terzen, welche die als Noten gelesenen Brotlaibe und Hände ergeben. Eine Melodie zu erkennen, gelang Pala erst nach vielen Versuchen. Vier Jahre lang tüftelte er an der Entschlüsselung, bis er mit seiner Entdeckung an die Öffentlichkeit trat. Heute ist er fest davon überzeugt, dass Leonardo Noten, ja sogar eine göttliche Melodie im Abendmahl verborgen hat.
Die Fachwelt hat Palas Entdeckung natürlich mit Skepsis aufgenommen, musste aber mittlerweile anerkennen, dass die theoretische Möglichkeit einer im Abendmahl-Gemälde versteckten Melodie durchaus realistisch ist. Einzelne Renaissance-Komponisten haben bereits im heutigen Notensystem geschrieben. Der Kunsthistoriker Alessandro Vezzosi hält Palas Erkenntnisse für plausibel. Vezzosi verwies darauf, dass Leonardo Musikinstrumente entworfen und in seinen Schriften musikalische Rätsel versteckt hatte, die von rechts nach links gelesen werden mussten.
Pala machte noch eine weitere Entdeckung. Die Verbindung der Noten ergibt – wieder von rechts nach links geschrieben – aramäische Buchstaben. Luigi Orlando, ein italienischer Bibelwissenschaftler, erkennt darin eine durchaus sinnvolle Konsonantenreihe. Übersetzt würde sie heißen: „Weihe und Ruhm durch Ihn“, eine „Hymne an Gott“, die auf Leonardos Religiosität ein neues Licht werfen könnte.
Pala hat tatsächlich einen neuen Da Vinci Code entdeckt. Seine Erkenntnisse hat er in einem Buch veröffentlicht, welches seit seinem Erscheinen 2007 in mehrere Sprachen übersetzt worden ist. Die Zugriffe auf seine Webseite gehen in die Hunderttausende. Dort kann man auch die von Pala entschlüsselte Musiksequenz hören.
Tipp
Giovanni Maria Pala: La musica celata. 2007 Buch und CD
Die Umrisse der Maria-Magdalena-Kirche auf dem Stephansplatz.
DER MARIA-MAGDALENA-MYTHOS
Der Festtag der Maria Magdalena ist der 22. Juli. Eine Bauernregel für diesen Tag besagt: „An Magdalena regnet’s gern, denn sie weinte um den Herrn.“
Die Maria-Magdalena-Attribute sind:
roter Mantel – blaues Kleid,
lange Haare, weil sie Christus Füße mit ihren Tränen benetzte und mit ihren Haaren trocknete,
Salbgefäß, weil sie Christus salbte (Christos, griech. „der Gesalbte“)
Schädel als Symbol für Golgatha, die Schädelstätte, wo Christus gekreuzigt wurde.
Sie ist die Patronin der Frauen, der reuigen Sünderinnen, der Verführten und zahlreicher Berufe wie Salbenhersteller oder Prostituierte.
Wer war Maria Magdalena?
Die urchristlichen Überlieferungen über Maria Magdalena sind spärlich. Biografische Daten zu ihrer Person lassen sich kaum noch rekonstruieren. Trotzdem lässt sich noch einiges über ihre Stellung in der Jesusbewegung und in den frühchristlichen Gemeinden aus den Quellen herauslesen. In den Evangelien nimmt sie eine Sonderstellung in der Urgemeinde ein. Sie muss verstanden werden als Jüngerin Jesu, die ihn auf seinem Weg begleitete, als Auferstehungszeugin und als apostolische Autorität. In den gnostischen und apokryphen Quellen (das sind solche, die nicht der offiziellen Bibel angehören) nimmt Maria Magdalena ebenfalls eine Sonderstellung ein.
Der Anhängerkreis Jesu war größer als die uns bekannten zwölf Apostel. Er umfasste auch Frauen, unter denen Maria Magdalena offenbar eine besondere Stellung hatte. Sie sorgte zusammen mit anderen Frauen für Jesu Lebensunterhalt (Lk 8,3). Mit Jesus und den Jüngern zog auch Maria Magdalena nach Jerusalem. Sie war bei der Kreuzigung und dem Sterben Jesu dabei (Mt 27, 55–56). Anschließend salbte sie seinen Leichnam, weshalb sie oft mit dem Salbgefäß unter dem Kreuz stehend dargestellt wird.
Das Evangelium der Maria (manchmal auch Evangelium der Maria Magdalena genannt) gehört zu den Apokryphen des Neuen Testaments. Dieses Schriftstück soll etwa 160 n. Chr. entstanden sein. Bei der Maria, die dem Evangelium den Namen gegeben hat, handelt es sich vermutlich um Maria Magdalena. Da im Text jedoch nur allgemein von „Maria“ die Rede ist, bleibt diese Zuordnung unsicher.
Das Evangelium besteht im ersten Teil aus Dialogen zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen. Es enthält außerdem im zweiten Teil eine Vision Maria Magdalenas. Das Evangelium ist nicht vollständig erhalten. Ungefähr die Hälfte der insgesamt 18 Seiten umfassenden Schrift ist verloren.
Die Vision der Maria Magdalena. Altarbild in der Augustinerkirche.
Jüngerin oder Ehefrau Jesu?
In den Schriften der Rosenkreuzer-Mystik, einer Geheimgesellschaft aus dem 16. Jahrhundert, wird überliefert, dass Maria Magdalena die Gefährtin Jesu gewesen sei. In Südfrankreich glaubt man, dass sie Jesu Ehefrau und Mutter eines Kindes war. Alten Erzählungen nach sei sie dort in Begleitung von Martha, Lazarus und ihrer schwarzen Dienerin Sarah, nach abenteuerlicher Überfahrt von Jerusalem übers Meer, gelandet. Im Fischerdorf Saintes-Maries-de-la-Mer wird seit Jahrhunderten ihr Festtag mit Umzügen und Prozessionen begangen. Seit dem Jahr 790 wird sie ebendort verehrt und soll in der Kathedrale von Vezelay begraben sein.
Als Beweis, dass Maria Magdalena Jesus sehr nahe gestanden, ja eine Liebesbeziehung gehabt haben muss, wird das Philippusevangelium gerne herangezogen. Darin wird berichtet: „Und die Gefährtin des Erlösers war Maria Magdalena. Christus liebte sie mehr als seine Jünger und küsste sie oft auf den Mund. Die Jünger waren darüber erzürnt und verliehen ihrer Enttäuschung Ausdruck. Sie sprachen zu ihm: Warum liebst du sie mehr als uns?“
Wappen von Saintes-Maries-de-la-Mer in Südfrankreich. Die beiden Marien kamen, alten Legenden zufolge, von Jerusalem übers Meer nach Frankreich, wo Maria Magdalena das Kind Jesu geboren haben soll.
In der Bibel wird nirgends erwähnt, ob Jesus verheiratet war oder Nachkommen hatte. Diese Frage kann nicht eindeutig geklärt werden, solange nicht weitere Schriften auftauchen. Von Bibelexperten erfahren wir, dass die Ehelosigkeit für Propheten oder Rabbiner zurzeit Jesu unter den Juden nicht üblich war. Im Gegenteil, zum gottgefälligen Leben zählten Ehe und Kinder. Sie zitieren dazu Paulus: „Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren Mann haben. […] Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn. Ich gebe euch nur einen Rat als einer, den der Herr durch sein Erbarmen vertrauenswürdig gemacht hat. Ich meine, es ist gut wegen der bevorstehenden Not, ja, es ist gut für den Menschen, so zu sein.“ (1 Kor. 7,25 f)
Maria Magdalena – eine Sünderin, Schutzpatronin der Prostituierten?
Maria Magdalena wurde in der katholischen Tradition als Sündern dargestellt. Sie wird mit der „Sünderin, die zu viel geliebt hat“ (Lk 7,36–50) identifiziert. Im Jahr 591 bestätigte Papst Gregor I., einer der vier großen Kirchenlehrer und Begründer der nach ihm benannten Sakralmusik, den Gregorianischen Chorälen, die Ansicht, dass alle drei biblischen Frauen mit dem Salbgefäß, nämlich Maria Magdalena, Maria von Bethanien und die reuige Sünderin, ein und dieselbe Person seien, nämlich Maria Magdalena, die er peccatrix, Sünderin, nannte. Die byzantinische Ostkirche und die Protestanten haben sich dieser Meinung nicht angeschlossen. Und auch die katholische Kirche scheint davon langsam abzurücken. Sie hat dieser Gleichsetzung 1969 offiziell widersprochen. Seither wird jene Textstelle, die Maria Magdalena als Sünderin bezeichnet, bei der Messfeier nicht mehr gelesen.
Maria Magdalena und die Zahl 11
Ein weiterer Aspekt bei der Betrachtung der Figur der Maria Magdalena ist interessant: die gematrische Aufschlüsselung ihres Namens und des Datums ihres Festtages.
Gematria, aus dem Hebräischen, ist die Kunst, Wörter als Zahlen zu lesen. Dabei werden Buchstaben nach unterschiedlichen Schlüsseln in ihre entsprechenden Zahlenwerte überführt. Aus den (addierten) Zahlwerten liest man neue Bedeutungen und Beziehungen heraus. Je nach Herkunft und Verwendung der Worte wird das hebräische oder das griechische Alphabet herangezogen.
Maria Magdalam:
hat im hebräischen Alphabet den Zahlwert 371, Ziffernsumme 11 (Maria=40+1+200+9+1=251 und Magdalam=40+1+3+4+1+30+1+40=120)
im griechischen Alphabet den Zahlwert 272, Ziffernsumme 11
Der Name der Maria Magdalena als Ziffernsumme 11 findet sich in der Ziffernsumme ihres Festtages, dem 22. 7. = 11, wieder. Wie auch in der Ziffernsumme des ehemaligen Namensfestes am 19. 1., bevor es auf den 22. 7. verlegt wurde (lt. Kirchenkalender).
Die Zahl 11 bedeutet in der Zahlensymbolik die Überschreitung der 10, die Überhöhung, die Ausschweifung, die „Sünde“.
In unserem Brauchtum ist die 11 als die Zahl der Sünde noch verankert: Der Karneval, die Zeit der Ausschweifungen, beginnt am 11.11. um 11.11 Uhr.
Die Zahl 11 wurde auch als symbolisches Datum für das Ende der Sünde gewählt: Das Ende des Ersten Weltkriegs wurde auf den 11. 11. 11 Uhr festgelegt. Ab 11. November 1918 11 Uhr schwiegen die Waffen.
Mit dem Datum ihres Festtages, dem 22.7. und der daraus resultierenden 11 als Zahl der Sünde, ist Maria Magdalena als Sünderin für ewige Zeiten festgeschrieben.
Maria Magdalena und die Templer
Aus authentischen historischen Dokumenten konnten Experten die Ordensregel rekonstruieren, die der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux für den Templerorden schuf. Darin empfahl er „den Gehorsam gegenüber Bethanien, der Burg von Maria und Martha“, wie Karen Ralls schreibt. Bethanien war die Heimat der Geschwister Maria, Martha und Lazarus. Eine Maria aus Bethanien salbte Jesu Füße, wie wir aus der Bibel wissen. Ob es sich um Maria Magdalena handelt, darüber spekulieren die Theologen.
Die historischen Quellen belegen jedenfalls, dass die Templer Maria von Bethanien als Maria Magdalena hoch verehrten. Denn die Ordensregel verweist eindeutig auf den 22. Juli, den Festtag der Maria Magdalena, der in allen Ordenshäusern gefeiert werden sollte. Nach dem Ende der Templer erbten die Johanniter deren Güter und Besitz und behaupteten, eine Reliquie der Maria Magdalena zu besitzen – einen Finger.
MAGDALENENVEREHRUNG IN WIEN
In Wien entstand die Magdalenenverehrung im Mittelalter und dauerte bis in die Barockzeit. Mehrere Magdalenenklöster, -kirchen und -kapellen befanden sich auf Wiener Boden. Ihr Patrozinium am 22. Juli wurde mit feierlichen Prozessionen begangen.
Sowohl das Magdalenenkloster als auch die Magdalenenkirche gibt es nicht mehr, ja sogar das Magdalenenpatrozinium der Schönbrunner Schlosskapelle wurde geändert. Gerade so, als ob jede Erinnerung ausgelöscht werden sollte.
Das Maria-Magdalena-Kloster vor dem Schottentor befand sich außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer an der heutigen Ecke Währinger Straße/Kolingasse. Eine genaue Beschreibung finden wir in dem Buch „Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens“ der Wien-Chronisten Richard Perger und Walther Brauneis.
Das Kloster wurde 1529 bei der Türkenbelagerung zerstört und aus verteidigungstechnischen Gründen vor den Mauern Wiens nicht mehr wieder aufgebaut.
In Deutschland wurde 1224 ein Orden der Hl. Maria Magdalena zur Bekehrung „sündiger“ Frauen gegründet. Auch in Frankreich gab es ähnliche religiöse Gemeinschaften. In Irland gab es Magdalenenheime für „gefallene“ Mädchen. Ein jüngst erschienener Zeitungsbericht in der „Zeit“ informierte die Öffentlichkeit über Schadenersatzzahlungen an diese ehemaligen Heimbewohnerinnen. Die Heime wurden von katholischen Orden geführt und zwangen den Mädchen die jeweiligen Ordensregeln auf. Mit Hilfe der jugendlichen Arbeitskraft betrieben die Klöster Wäschereien, die „Magdalene laundries“. Dort mussten die „Sünderinnen“ schwere körperliche Arbeit verrichten, Gehorsam leisten, Buße tun und dabei strenge Fastenregeln und Kasteiungen einhalten. Sehr oft schreckten die Oberinnen nicht vor Züchtigungen und körperlicher Misshandlung der Mädchen zurück. Diese Praktiken kamen in den letzten Jahren ans Licht der Öffentlichkeit. Im Laufe der 150-jährigen Geschichte dieser Heime sollen bis zu 30.000 Frauen interniert und misshandelt worden sein. Das letzte Magdalenenheim in Irland schloss am 25. September 1996. Bis heute dauern die Wiedergutmachungsverhandlungen an. Man schätzt, dass eine Milliarde Euro von der irischen katholischen Kirche an Zahlungen zu leisten sind.
Über die Maria-Magdalena-Kirche auf dem Wiener Stephansplatz erfahren wir bei Perger/Brauneis, dass sie ab 1301 nachweisbar ist. Eine bereits bestehende Kapelle wurde damals mit einem Choranbau nach Osten erweitert. Wann sie tatsächlich erbaut wurde, ist nicht bekannt. Und so rätseln die Historiker über ihre Entstehung und vor allem auch ihre Verbindung mit der Unterkirche, der sogenannten Virgilkapelle. Ein Schacht verband vermutlich beide Räume, Treppen wurden keine gefunden. In diesen fensterlosen und zugangslosen Raum muss man wohl über die Magdalenakirche gekommen sein, durch ein Loch im Fußboden, vermuten Perger und Brauneis.
Ein kreisrundes Loch in der Decke der Unterkirche ist von den Wiener Stadtarchäologen gefunden worden, welches den Templern zur Himmelsbeobachtung gedient haben soll. Wäre es möglich, dass ein bestimmter Sonneneinfallswinkel durch ein Fenster der Kirche und durch das Guckloch bis in die Krypta zwölf Meter unter der Erde zu beobachten war? Ob Abstiegsluke oder Guckloch, wir werden es nie erfahren.
Die Umrisse der Magdalenakirche sind als rote Pflastersteine auf dem Stephansplatzes zu sehen, besonders deutlich aus der Vogelperspektive vom Südturm des Domes. Jeder Wiener hat wohl schon des Öfteren beim Überqueren des Stephansplatzes diese Kirche buchstäblich „betreten“ und auch ihre Krypta, die Virgilkapelle, in der U-Bahnstation gesehen. Leider ist diese geheimnisvolle Unterkirche nicht zu besichtigen, da schon seit etlichen Jahren wegen Renovierung geschlossen.
Die Magdalenakirche wurde unter anderem als Friedhofskapelle bis 1781 benützt und nach einem Brand abgerissen. Ob sie als solche errichtet wurde, glaubt man nicht. Ihre Erbauung als eigenständige Kirche neben dem Dom überrascht allerdings. Und so diskutieren die Kunsthistoriker und Archäologen weiterhin über ihren Ursprung und Zweck. Auch über der noch vorhandenen Krypta liegt der Schleier des Geheimnisvollen. Ihr Ursprung und Verwendungszweck wird den Templern zugeschrieben. Sie ist erst seit 1973 beim U-Bahnbau wieder entdeckt worden. Bis dahin war sie verschüttet und vergessen. Heute informiert ein Schaukasten mit Detail- und Grundriss Plänen über beide Kirchenräume.
Die Schönbrunner Schlosskapelle war ursprünglich ein Magdalenenpatrozinium und besaß ein Hochaltarbild der Maria Magdalena. Dieses Bild wurde schon im Kircheninventar von 1728 verzeichnet und ist laut Kirchenchronik ein um 1707 geschaffenes Werk von Johann Michael Rottmayr (1652–1730), dem bedeutendsten Maler des österreichischen Frühbarocks. Der Künstler war seit 1696 kaiserlicher Hofmaler. Das Altarbild zeigt eine Vision der Hl. Magdalena. Dieses Gemälde ließ Maria Theresia im Jahr 1741 in die Augustinerkirche, die Hofkirche der Habsburger in der Winterresidenz Hofburg, bringen. Soweit die Fakten, wie sie in der Chronik der Schönbrunner Schlosskapelle verzeichnet sind.
Warum Maria Theresia das Hochaltargemälde in der Kapelle durch ein Maria Vermählungsbild ersetzen ließ, verzeichnet die Kirchenchronik nicht. Noch mehr verwundert die Änderung des Patroziniums. War doch Maria Magdalena in Wien hoch verehrt und ihr Festtag, der 22. Juli, wurde alljährlich groß gefeiert. Das Feiern ließen sich die Wiener nicht nehmen. Trotz Patronatsänderung wurde das Fest der Maria Magdalena am 22. Juli weiterhin alljährlich mit einer Prozession von der Schönbrunner Schlosskapelle zur Kirche Maria Hietzing begangen und anschließend zum Festmahl geladen. 100 Gulden genehmigten die Habsburger aus der Staatskasse dafür. Sollte nur die Aussicht auf ein üppiges Essen die Wiener zur Prozession gelockt haben? Oder war es nicht vielmehr so, dass alte Bräuche einfach nicht auszurotten sind?
Die „Casa Santa“ für die Madonna von Loreto, Augustinerkirche Wien.
In der Augustinerkirche befindet sich nicht nur das Altarbild der Maria Magdalena von J. M. Rottmayr, sondern auch eine außergewöhnliche Madonnenfigur, eine schwarze Madonna. Sie ist eine Kopie der schwarzen Madonna von Loreto/Italien. Die Statue wurde auf Wunsch der Kaiserin Eleonora von Mantua, der Gemahlin Kaiser Ferdinands II., hierher gebracht. Die Kaiserin ließ im Mittelschiff der Augustinerkirche eine Loretokapelle errichten, die der „Casa Santa“, dem heiligen Haus, in Loreto gleichen sollte. Dieses Haus war der Legende nach das Geburtshaus der Gottesmutter aus Nazareth und wurde von einer italienischen Kaufmannsfamilie im 13. Jahrhundert nach Loreto gebracht. Am 12. September 1627 konnte die Wiener Loretokapelle geweiht werden und wurde zum wichtigsten Wallfahrtsziel der Wiener und des Adels. Sie war so bedeutend, dass die Habsburger ihre Herzen zu Füßen der schwarzen Madonna, in einer kleinen Gruft der Casa Santa, zur letzten Ruhe legten. Ein neu geborener Prinz wurde mit einem bemerkenswerten Ritual begrüßt: Das Kind der schwarzen Madonna wogen die Habsburgerkaiser in Gold auf und spendeten dieses als Dank für die glückliche Geburt der Augustinerkirche.
Die geheimnisvolle schwarze Madonna in der Augustinerkirche – eine verkappte Maria Magdalena?
Als die Loretokapelle 1784 abgetragen wurde, protestierten die Wiener, sodass sie neben der Georgskapelle wieder errichtet werden musste. In einer mit Silber beschlagenen Altarnische der neuen Loretokapelle steht heute die Figur der schwarzen Madonna. Sie trägt einen roten Mantel und ein blaues Kleid. Schwarze Madonnen, wie z. B. jene von Einsiedeln, Altötting oder Loreto, haben ebendiese Kleidung, werden aber mit einem silbernen Umhang geschmückt, sodass sie, ikonographisch richtig, die Himmelskönigin darstellen. Aus dieser „Verkleidung“ und anderen Merkmalen folgern die „Magdalenenforscher“, dass es sich bei den schwarzen Madonnen generell um Maria Magdalena handelt und nicht um Maria, zu der sie mittels „Verkleidung“ gemacht wird. Das Jesuskind auf ihrem Arm wäre nach dieser Auslegung Jesu Kind.
Die Wiener schwarze Madonna trägt genau diese typischen Attribute der Maria Magdalena, den roten Mantel und das blaue Kleid. Sie sieht der originalen Loreto-Madonna nicht ähnlich, weder in Gesichtsausdruck noch in der Haltung, ist also keine Kopie, sondern eine sehr originelle Darstellung. Eine Darstellung wessen? Der Maria Magdalena? Legten die Habsburger ihre Herzen ihr zu Füßen? Wurde ihr Kind in Gold aufgewogen, jedesmal, wenn sich die Blutlinie fortgesetzt hatte?
Schwarze Madonnen sind ein „konstantes Dilemma“ der katholischen Kirche, schreibt Laurence Gardner in „Vermächtnis des Heiligen Gral“. Sie repräsentieren die weise Göttin, die schwarz dargestellt wird, weil sophia, griechisch für „Weisheit“, farbsymbolisch schwarz ist, denn sie existierte im dunklen Chaos bereits vor der Schöpfung. Das Problem ist der Erklärungsnotstand, wenn es um die Hautfarbe von Mutter und Kind geht. Mancherorts hat man sich so beholfen, dass Gesicht und Hände einfach rosa übermalt wurden. Nun, so einfach macht man es sich in der Augustinerkirche nicht. Man erklärt vielmehr die Schwarzfärbung mit dem Hohelied Salomos aus dem Alten Testament, worin es heißt: „Schwarz bin ich, doch schön … “
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