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Kitabı oku: «Indiana», sayfa 2

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Viertes Kapitel

Es dürfte vielleicht zweifelhaft erscheinen, daß Herr Raymon von Ramière, ein junger Mann von glänzenden Eigenschaften, an die Erfolge im Salon und an vornehme Abenteuer gewöhnt, zu dem Kammermädchen auf einem kleinen Gute eine dauernde Neigung gefaßt habe. Herr von Ramière schätzte die Vorteile der Geburt nach ihrem wahren Werte. Er hatte sogar Grundsätze, wenn er seiner besseren Einsicht folgte, aber er war ein Mann mit ungezähmten Leidenschaften, und wenn diese die Oberhand über ihn gewannen, war er keiner ruhigen Überlegung mehr fähig.

Herr von Ramière war in die junge Kreolin mit den großen, schwarzen Augen, welche bei dem Feste von Rubelles die Bewunderung der ganzen Umgegend auf sich gezogen hatte, verliebt; nichts weiter. An dem Tage, wo er über dieses leicht besiegte Herz triumphierte, kehrte er voll Schrecken über seinen Sieg in seine Wohnung zurück und sagte, sich vor die Stirn schlagend:

»Wenn sie mich nur nicht ernstlich liebt!«

Also erst, nachdem er alle Beweise ihrer Liebe angenommen hatte, fing er an, diese Liebe zu ahnen. Dann fühlte er Reue; aber er ließ sich lieben nach wie vor, er liebte selbst aus Dankbarkeit, er überstieg die Mauern im Park des Herrn Delmare aus Liebe zur Gefahr; aus Ungeschicklichkeit tat er einen furchtbaren Sturz und war vom Schmerz seiner jungen und schönen Geliebten so gerührt, daß er sich in seinen eigenen Augen gerechtfertigt fand, wenn er fortfuhr, den Abgrund zu erweitern, in den sie versinken mußte.

Sobald er wieder hergestellt war, hatte der Winter kein Eis, die Nacht keine Gefahren, das Gewissen keine Stacheln, um ihn abzuhalten, die Kreolin zu besuchen und ihr zu schwören, daß er nie eine andere als sie geliebt hätte, daß er sie allen Königinnen der Welt vorzöge und was der überschwenglichen Beteuerungen mehr waren, die bei jungen, armen und leichtgläubigen Mädchen stets ein williges Ohr finden werden. Im Januar reiste Frau Delmare mit ihrem Gatten nach Paris; Sir Ralph Brown zog sich auf sein Gut zurück und Noun, welche zur Aufsicht des Landhauses ihrer Gebieter zurückblieb, konnte ungehindert ihre Freiheit genießen. Das war ein Unglück für sie. Der Wald mit seiner Poesie, die im Rauhreif geschmückten Bäume und ihre magische Wirkung im Mondlicht, das Geheimnis der kleinen Pforte, all dieses Beiwerk einer Liebesidylle hielt Herrn von Ramière in seinem Rausche gefangen. Im weißen Nachtgewande glich Noun, mit ihrem langen schwarzen Haar, einer Königin, einer Fee. Wenn er sie aus dieser Burg von rotem Backstein heraustreten sah, glaubte er, eine Burgfrau des Mittelalters zu erblicken, und in dem mit exotischen Blumen geschmückten Kiosk, wo sie ihn mit den Reizen der Jugend und Leidenschaft berauschte, vergaß er gern alles, dessen er sich später mit schwerem Herzen erinnern mußte. Aber dennoch war Noun nichts weiter als das Kammermädchen einer hübschen Frau. Der Mut, mit welchem sie ihren Ruf ihm zum Opfer brachte und der wohl verdient hätte, seine Liebe für sie noch zu erhöhen, hatte für ihn keinen Wert. Die Gattin eines Pairs von Frankreich, die sich auf solche Weise aufgeopfert hätte, wäre eine köstliche Eroberung gewesen; aber ein Kammermädchen! Was bei der einen Heroismus war, ward bei der anderen Frechheit, Gemeinheit.

Raymon liebte elegante Sitten, Poesie in der Liebe. Für ihn galt ein Mädchen von Nouns niederem Stande nicht als Frau. Man hatte ihn für die Welt erzogen, alle seine Gedanken auf ein hohes Ziel gelenkt, alle seine Fähigkeiten für ein fürstliches Glück entwickelt, und nur wider seinen Willen hatte ihn die Glut seines Blutes in eine bürgerliche Liebeständelei verstrickt. An den Tagen, wo seine Leidenschaft für die Geliebte am heftigsten war, hatte er wohl daran gedacht, sie zu sich zu erheben, ihre Verbindung gesetzmäßig zu machen … Ja, daran hatte er gedacht; aber die Liebe verschwand mit den Gefahren des Abenteuers und dem reizenden Zauber des Geheimnisses. Wenn er sie wahrhaft geliebt hätte, so hätte er, selbst wenn er ihr seine Zukunft, seine Familie und seinen Ruf zum Opfer brachte, immer noch glücklich mit ihr sein können. Aber sein Gefühl war erkaltet, sollte er das Mädchen heiraten, um sie bei seiner Familie verhaßt, bei ihresgleichen verächtlich, bei ihren Domestiken lächerlich zu machen, um sie in eine Gesellschaft zu führen, wo sie nicht an ihrem Platze war und den tiefsten Demütigungen ausgesetzt sein würde?

Nein, man wird ihm recht geben müssen, daß das nicht möglich, daß es nicht edel gewesen wäre, daß er einen solchen Kampf gegen die Gesellschaft nicht aufnehmen konnte.

Als Herr von Ramière alles dies erwogen hatte, sah er ein, daß es besser sei, dieses unglückliche Band zu lösen. Seiner Mutter, die nach Paris zurückgekehrt war, um den Winter dort zuzubringen, konnte dieser kleine Skandal nicht lange verborgen bleiben. Schon wunderte sie sich über seine häufigen Reisen nach Cercy, ihrem Landhause, und es fiel ihr auf, daß er ganze Wochen daselbst zubrachte. Unmöglich konnte er eine so gute Mutter noch länger täuschen und seiner Gegenwart berauben. Er verließ Cercy und kam nicht mehr zurück.

Noun weinte, wartete, und wagte endlich, an ihn zu schreiben. Armes Mädchen! Das war der letzte Todesstoß. Der Brief eines Kammermädchens! Die Zeilen diktierte ihr Herz … aber die Ausdrucksweise, die Orthographie! Ach, das arme, halb wild aufgewachsene Kind der Insel Bourbon wußte nicht einmal, daß es Sprachregeln gebe.

Raymon konnte es nicht über sich gewinnen, den Brief bis zu Ende zu lesen. Er warf ihn schnell ins Feuer, um nicht über sich selbst erröten zu müssen.

In der vornehmen Gesellschaft hatte man die Abwesenheit des Herrn von Ramière bemerkt; das will in jenen Kreisen, wo sich alle gleichen, sehr viel sagen. Raymon war hier gesucht, für ihn hatte diese Menge von gleichgültigen oder spöttischen Larven aufmerksame Blicke und teilnehmendes Lächeln. Er war dankbar für die geringsten Zeichen der Anhänglichkeit, begierig nach der Achtung aller, stolz auf eine große Menge von Freundschaften.

In dieser Welt, deren Vorurteile so unerbittlich sind, hatte ihm alles, selbst seine Fehler, zum Glück gereicht, und wenn er nach der Ursache dieser allgemeinen Veliebtheit forschte, so fand er sie in sich selbst. Er verdankte sie aber auch seiner Mutter, deren ausgezeichneter Geist und fleckenloser Wandel ihr eine große Bedeutung gaben. Von ihr hatte er die trefflichen Grundsätze ererbt, welche ihn stets zum Guten zurückführten und ihn trotz des Ungestüms seiner fünfundzwanzig Jahre in der öffentlichen Achtung erhielten. Man war auch viel nachsichtiger gegen ihn, als gegen andere, weil seine Mutter die Kunst verstand, ihn zu entschuldigen, während sie ihn tadelte, und ihm Nachsicht zu erzwingen, indem sie sich den Schein gab, darum zu bitten.

Bei einem Ball des spanischen Gesandten erschien Raymon zuerst wieder in der Pariser Welt.

»Herr von Ramière, wenn ich nicht irre?« sagte eine hübsche junge Frau zu ihrer Nachbarin.

»Es ist ein Komet, der in ungleichen Zwischenräumen erscheint. Schon lange hat man von diesem jungen Manne nichts gehört.«

Die Dame, welche so sprach, war eine bejahrte Sizilianerin.

»Eine sehr liebenswürdige Erscheinung,« sagte die andere, »nicht wahr, gnädige Frau?«

»Reizend, auf Ehre,« stimmte die alte Sizilianerin bei.

»Ich wette,« bemerkte ein schneidiger Gardeoberst, »Sie sprechen von dem Liebling der auserlesenen Salons, dem braunen Raymon?«

»Es ist ein schöner Studienkopf,« erwiderte die junge Frau.

»Und was Ihnen noch angenehmer sein wird, ein unruhiger Kopf,« erwiderte der Oberst.

Die junge Frau war seine Gattin.

»Warum ein unruhiger Kopf?« fragte die Sizilianerin.

»Ganz südliche Leidenschaften, der schönen Sonne von Palermo würdig, gnädige Frau.«

Zwei oder drei junge Damen bogen ihre liebreizenden, mit Blumen geschmückten Köpfe vor, um die Worte des Oberst zu hören.

»In der Garnison hat er dieses Jahr eine wahrhafte Verheerung angerichtet,« fuhr dieser fort. »Wir werden gezwungen sein, mit ihm Streit zu suchen, um ihn los zu werden.«

»Wenn er den Frauen so gefährlich ist, um so schlimmer,« sagte ein junges Mädchen, dem man die Spottlust ansah, »ich kann die Menschen nicht leiden, die alle Welt liebt.«

»Sprechen Sie nicht so,« erwiderte die Sizilianerin, indem sie dem Fräulein von Nangy mit ihrem Fächer einen leichten Schlag auf die Hand gab. »Sie wissen nicht, was ein Mann, welcher geliebt sein will, hier zu bedeuten hat.«

»Sie glauben also, daß es nur auf das Wollen ankommt?« entgegnete das junge Mädchen mit den großen spöttisch blickenden Augen.

»Mein Fräulein,« sagte der Oberst, der sich ihr näherte, um sie zum Tanz aufzufordern, »sehen Sie sich vor, daß der schöne Raymon Sie nicht hört.«

Fräulein von Nangy lachte; aber den ganzen Abend wagte die liebliche Mädchengruppe, der sie angehörte, nicht mehr von Herrn von Ramière zu sprechen.

Fünftes Kapitel

Herr von Ramière irrte in dem wogenden Gedränge der geschmückten Menge herum.

Beim Wiedereintritt in diese ihm heimische Welt schämte er sich fast über die tolle unziemliche Leidenschaft, die ihn diesen Kreisen so lange entfremdet hatte. Er sah auf die im Glanz der Lichter so reizenden Damen, und alle diese wundervollen Schönheiten, diese fast königlichen Toiletten, diese zierlichen Tournüren schienen ihm über die Herabwürdigung, durch die er sich erniedrigt hatte, stumme Vorwürfe zu machen. Doch wie verhärtet er auch war, die Tränen eines armen betrogenen Mädchens schmerzten ihn.

Die Ehre dieses Abends gehörte einer jungen Dame, deren Namen niemand kannte und die durch die Neuheit ihrer Erscheinung in der großen Welt das Vorrecht genoß, die allgemeine Aufmerksamkeit zu fesseln. Schon die Einfachheit ihres Anzuges hätte hingereicht, sie inmitten der Diamanten, Federn und Blumen, welche die anderen Damen schmückten, hervorzuheben. Perlenreihen in ihr schwarzes Haar geflochten, machten ihren ganzen Schmuck aus. Das matte Weiß ihres Halsbandes, ihr weißes Kreppkleid und ihre bloßen Schultern schienen, von fern gesehen, völlig ineinander zu verschmelzen und kaum hatte die Wärme der Gemächer auf ihre Wangen jenen zarten Hauch von Rot hervorzubringen vermocht, den die mitten im Schnee erblühte bengalische Rose trägt. Sie war sehr klein, sehr zierlich und schlank. Beim Tanz war sie so leicht, daß man glaubte, ein Luftzug müsse hinreichen, sie emporzuheben. Wenn sie saß, sank sie in sich zusammen, als fehle ihrem allzu biegsamen Körper die Kraft, sich aufrechtzuerhalten; und wenn sie sprach, lächelte sie, aber mit einem schwermütigen Blick. Man verglich diese junge Frau mit einem durch Zauberkraft hervorgerufenen entzückenden Phantom, welches mit dem Licht des jungen Morgens wie ein Traumbild zerrinnen müsse.

Während man sie umdrängte, um sie zum Tanz aufzufordern, bemerkte eine Dame, welche in den Gesellschaften die Rolle eines Almanachs spielte: »Diese junge Frau ist die Tochter jenes alten Narrn Carvajal, der in Spanien der Partei Josephs anhing und später auf der Insel Bourbon in zerrütteten Vermögensumständen gestorben ist. Diese schöne exotische Blume ist sehr unglücklich verheiratet worden, aber ihre Tante steht bei Hofe gut angeschrieben.«

Raymon hatte sich der schönen Indierin genähert. Eine seltsame Bewegung bemächtigte sich seiner bei ihrem Anblick; dieses bleiche, schwermütige Antlitz hatte er schon irgendwo gesehen, vielleicht in einem seiner Träume; seine Blicke hefteten sich mit der süßen Wonne auf sie, die man beim Wiedererscheinen eines schmeichelnden Traumgesichtes empfindet, welches man für immer verloren zu haben fürchtete. Er erfuhr endlich, daß diese Dame sich Frau Delmare nannte, und nahte sich ihr, sie zum Tanz aufzufordern.

»Sie erinnern sich meiner nicht,« sagte er, »aber ich, Madame, ich habe Sie nicht vergessen können. Und doch sah ich Sie nur einen Augenblick wie im Traume, aber dieser Augenblick zeigte Sie mir so gut, so mitleidsvoll …«

Frau Delmare erbebte.

»Ach ja, mein Herr,« sagte sie lebhaft, »ich erkenne Sie wieder.«

Dann errötete sie und schien zu fürchten, gegen die Schicklichkeit verstoßen zu haben. Sie blickte sich um, ob jemand sie gehört habe. Ihre Schüchternheit erhöhte ihre natürliche Anmut, und Raymon fühlte sich von dem Ton dieser Stimme, die ein wenig verschleiert und so sanft war, daß es schien, sie sei nur zum Gebet geschaffen, aufs innigste gerührt.

»Ich fürchtete schon,« sagte er, »niemals Gelegenheit zu finden, Ihnen zu danken. Wie glücklich bin ich, daß mir dieser Augenblick erlaubt, die Schuld meines Herzens abzutragen! …«

»Es wäre mir noch angenehmer,« entgegnete sie, »wenn Herr Delmare seinen Anteil daran haben könnte; wenn Sie ihn näher kennen lernten, würden Sie finden, daß er ebenso gut wie heftig ist. Sie würden ihm verzeihen, daß er Sie unabsichtlich verletzt hat, denn sein Herz hat gewiß mehr geblutet als Ihre Wunde.«

»Sprechen wir nicht von Herrn Delmare, gnädige Frau. Ich war im Unrecht gegen ihn und er nahm sich selbst sein Recht; ich kann es nur vergessen, aber Ihnen, Madame, die Sie mir Ihre zarte Sorge zu teil werden ließen, werde ich diesen Edelmut Zeit meines Lebens nie vergessen, und noch weniger werden Ihre engelreinen Züge, Ihre himmlische Sanftmut und diese barmherzigen Hände, welche Balsam auf meine Wunde träufelten und die ich nicht küssen konnte, aus meiner Erinnerung weichen.«

Während Raymond dies sagte, hatte er Indianas Hand erfaßt, um mit ihr zum Kontretanz anzutreten. Er drückte diese Hand sanft in der seinigen und alles Blut der jungen Frau strömte nach ihrem Herzen.

Als er sie zu ihrem Sitz zurückführte, begann sich die Ballgesellschaft zu lichten. Raymon setzte sich neben sie. Er besaß jene Unbefangenheit des Benehmens, welche eine gewisse Erfahrung des Herzens gibt. Doch bei dieser einfachen Frau fühlte er sich befangener, als er es je gewesen war. Trotzdem gab die erlangte Übung seinen Worten jene überzeugende Kraft, welcher sich die unerfahrene Indiana hingab, ohne zu wissen, daß das alles nicht erst für sie erfunden worden war.

Im allgemeinen, und die Frauen wissen das recht gut, ist ein Mann, welcher geistreich von Liebe spricht, nur sehr wenig verliebt. Raymon machte in diesem Falle eine Ausnahme; er drückte seine Leidenschaft mit Kunst aus und fühlte sie warm, nur war es nicht Leidenschaft, welche ihn beredt machte, sondern die Beredtsamkeit machte ihn leidenschaftlich. Er kannte Frauen, die scharfblickend genug waren, um solchen heftigen Ergüssen zu mißtrauen; aber Raymon hatte aus Liebe sogenannte Torheiten begangen; er hatte ein junges, wohlerzogenes Mädchen entführt, sehr hochgestellte Frauen kompromittiert und drei aufsehenerregende Duelle gehabt. Ein Mann, der das alles wagen darf, ohne lächerlich oder verabscheut zu werden, steht über jeden Angriff erhaben und ist in der vornehmen Welt ein ziemlich seltenes Wunder, das die Frauen nicht mit Verachtung strafen.

Als Raymon Frau Delmare und ihre Tante, Frau von Carvajal, zu ihrem Wagen führte, gelang es ihm, Indianas kleine Hand an seine Lippen zu drücken. Nie hatte der verstohlene und glühende Kuß eines Mannes die Hand dieser Frau berührt, obgleich sie unter einem heißen Klima geboren und neunzehn Jahre alt war; neunzehn Jahre der Insel Bourbon bedeuten fünfundzwanzig unter unserer milderen Sonne. Der nervösen jungen Frau hätte dieser Kuß fast einen lauten Schrei entlockt. Man mußte sie beim Einsteigen in den Wagen unterstützen. Eine solche Feinheit der Organisation war Raymon noch nicht vorgekommen.

»Wenn ich sie noch einmal sehe,« gestand er sich auf dem Heimwege, »würde ich den Kopf verlieren.«

Am folgenden Tage hatte er Noun vollständig vergessen; alles, was er noch von ihr wußte, war, daß sie Frau Delmare angehöre. Die bleiche Indiana beschäftigte alle seine Gedanken, wenn Raymon fühlte, daß er verliebt wurde, pflegte er sich zu betäuben, nicht um die keimende Leidenschaft zu ersticken, sondern im Gegenteil, um die Vernunft zum Schweigen zu bringen, welche ihn ermahnte, die Folgen zu bedenken.

Schon am folgenden Tage hatte er ausfindig gemacht, daß Herr Delmare in Geschäftsangelegenheiten nach Brüssel gereist war. Bei seiner Abreise hatte er seine Gattin Frau von Carvajal anvertraut, die ihm wenig sympathisch, aber Indianas einzige Verwandte war. Im Glücksspiel des Krieges emporgekommen, entstammte Delmare einer armen unbekannten Familie, deren er sich zu schämen schien, wenigstens fühlte er, daß er seiner Frau nicht zumuten dürfe, mit seinen ungebildeten Verwandten sich auf einen vertrauteren Fuß zu stellen. Trotz seiner Abneigung gegen Frau von Carvajal konnte er nicht umhin, ihr große Achtung zu beweisen.

Frau von Carvajal, einer vornehmen spanischen Familie angehörig, war eine jener Frauen, welche um keinen Preis unbedeutend sein wollen. Zur Zeit, als Napoleon Europa beherrschte, hatte sie den Kaiser vergöttert und mit ihrem Gatten und Schwager die Partei der Josephinos ergriffen, aber ihr Gatte hatte bei dem Fall der kurzlebigen Dynastie des Eroberers sein Leben eingebüßt, und der Vater Indianas war in die französischen Kolonien geflüchtet. Darauf begab sich Frau von Carvajal nach Paris, wo sie durch Börsenspekulationen mit den Trümmern ihres früheren Glanzes sich einen neuen Wohlstand geschaffen hatte. Durch Geist, Intriguen und äußerliche Frömmigkeit hatte sie sich noch überdies in die Gunst des Hofes zu setzen gewußt, so daß ihr Haus eines der angesehensten war.

Als Indiana nach ihres Vaters Tode nach Frankreich kam, als die Gattin des Oberst Delmare, fühlte sich Frau von Carvajal durch eine so wenig glänzende Verbindung nicht sehr geschmeichelt. Doch Delmares Tätigkeit und richtiger Blick in Geschäften wog ein Vermögen auf. Frau von Carvajal erwarb für Indiana das kleine Schloß Lagny und die daranstoßende Fabrik. Dank den speziellen Kenntnissen des Herrn Delmare und den Geldsummen, welche Sir Ralph Brown, der Cousin seiner Frau, vorstreckte, nahmen in zwei Jahren die Geschäfte des Obersten eine glückliche Wendung und Frau von Carvajal, in deren Augen Vermögen die beste Empfehlung war, zeigte ihrer Nichte vielen Anteil und versprach ihr den Rest ihrer Hinterlassenschaft. In Bezug auf Politik bestanden zwischen dem Oberst und Frau von Carvajal große Meinungsverschiedenheiten. Der Ruhm seines großen Kaisers war ihm unantastbar, er verteidigte ihn mit blinder Hartnäckigkeit und mußte sich daher viel Gewalt antun, um in dem Salon der Frau von Carvajal, wo man nur noch die Restauration pries, nicht beständig in Streit zu geraten.

Von allen diesen Verhältnissen hatte sich Herr von Ramière binnen wenigen Tagen Kenntnis verschafft. Auch erfuhr er, daß er Indiana sehen könne, wenn er sich unter die Protektion der Frau von Carvajal begab, und am Abend des dritten Tages stellte er sich bei ihr vor. Indiana füllte geduldig auf dem Stickrahmen ihrer Tante den Grund einer Tapisseriearbeit aus. Sie war in diese mechanische Beschäftigung ganz versunken und überhörte die Stimme des Dieners, welcher einen Besuch anmeldete. Kaum erhob sie die Augen von ihrer Stickerei, als sie sich wie von einem elektrischen Schlage getroffen fühlte, und sich an ihrem Arbeitstische festhalten mußte, um nicht umzusinken.

Sechstes Kapitel

Es waren vier oder fünf ehrwürdig aussehende Damen anwesend, welche Raymon in diesem Salon nicht erwartet hatte. Es war unmöglich, ein Wort zu sprechen, das nicht in allen Winkeln des Gemaches gehört wurde. Diese alten Betschwestern, welche Karten spielten, schienen nur da zu sein, um die Gespräche der jungen Leute unter ihre Zensur zu stellen, und in ihren strengen Zügen glaubte Raymon die geheime Freude des Alters zu lesen, welches eine Genugtuung darin findet, die Jugend in ihrem Vergnügen zu verkümmern. Raymon hatte auf eine vertraulichere Unterhaltung gerechnet, als der Ball erlaubte, und fand das Gegenteil. Diese unverhoffte Schwierigkeit gab jedoch seinen Blicken höheres Feuer, den einzelnen Fragen, die er an Frau Delmare richtete, größere Innigkeit. Das arme Kind war auf einen solchen Angriff gar nicht vorbereitet. Ihre Verlegenheit wurde durch Raymons Kühnheit vermehrt. Frau von Carvajal, welche den Geist des Herrn von Ramière hatte rühmen hören, verließ ihr Spiel, um mit ihm ein lebhaftes Gespräch über die Liebe anzuknüpfen, in welches sie viel spanische Leidenschaft und deutschen Idealismus einmischte. Indem Raymon in das von der Tante angeschlagene Gesprächsthema mit feuriger Beredsamkeit einging, sagte er der Nichte alles, was sie anzuhören sich geweigert haben würde. Die arme junge Frau gestand errötend, daß sie von diesen Dingen nichts verstände, und Raymon der trunken vor Freude, ihre Wangen sich färben und ihren Busen schwellen sah, nahm sich vor, es ihr zu lehren.

Indiana schlief diese Nacht noch weniger als die vorhergehenden. Ihr Herz war seit langer Zeit für ein Gefühl reif, das ihr keiner der Männer hatte einflößen können, die sie bisher kennen gelernt hatte. Von einem wunderlichen, heftigen Vater erzogen, hatte sie nie das Glück genossen, welches die Zuneigung eines anderen gewährt. Herr von Carvajal war von seinen politischen Leidenschaften so eingenommen und durch die Vernichtung seiner ehrgeizigen Pläne so gereizt, daß er in den Kolonien der grausamste Pflanzer und der unangenehmste Nachbar wurde. Seine Tochter hatte unter seiner finsteren Laune entsetzlich gelitten. Aber indem sie fortdauernd die Leiden der Sklaverei vor Augen sah, hatte sie sich eine musterhafte äußere Geduld, eine bewundernswürdige Nachsicht und Güte gegen ihre Untergebenen, zugleich aber auch einen eisernen Willen und eine ungewöhnliche Widerstandskraft gegen alles erworben, was sie zu unterdrücken drohte. Als sie Delmare heiratete, hatte sie nur den Herrn und das Gefängnis gewechselt. Sie liebte ihren Gatten nicht, vielleicht nur aus dem Grunde, weil man es ihr zur Pflicht machte, ihn zu lieben.

Ein unbekanntes Übel nagte an ihrer Jugend. Sie war kraft- und schlaflos. Vergeblich suchten die Ärzte einen organischen Fehler in ihr zu entdecken, sie hatte keinen. Ihre gesamten Kräfte schwanden fast gleichmäßig, der Schlag ihres Herzens wurde immer schwächer, ihr Blut zirkulierte nur bei Fieberanfällen; noch einige Zeit, und die arme Gefangene wäre gestorben. Aber wie groß auch ihre Mutlosigkeit war, so blieb die unbewußte Sehnsucht nach einem anderen Herzen, das mit ihr fühlen konnte, doch immer wach. Das Wesen, welches sie bis dahin am meisten geliebt hatte, war Noun, die heitere, mutige Gefährtin ihrer Leiden; und der Mann, der ihr die meiste Teilnahme gezeigt hatte, war ihr phlegmatischer Vetter Sir Ralph. Aber welche Nahrung für die verzehrende Tätigkeit ihrer Gedanken konnte ihr von der Gesellschaft eines armen Mädchens, unwissend und verlassen wie Indiana selbst, und derjenigen eines Engländers geboten werden, der nur für die Fuchsjagd leidenschaftlich eingenommen war?

Frau Delmare war wirklich unglücklich, und das erstemal, da sie in ihrer eisigen Atmosphäre den warmen Hauch eines jungen, leidenschaftlichen Mannes fühlte, das erstemal, da ein zärtliches Wort ihr Ohr berauschte und ein bebender Mund ihre Hand wie mit einem glühenden Eisen berührte, dachte sie weder an ihre Pflicht, noch an die Klugheit, noch an die Zukunft; sie erinnerte sich nur der verhaßten Vergangenheit, ihrer langen Leiden, ihres despotischen Herrn. Sie dachte auch nicht daran, daß Ramière ein gewissenloser Lügner sein könne. Sie sah in ihm einen Mann, wie sie ihn wünschte, wie sie ihn geträumt hatte, und Raymon hätte sie betrügen können, wenn er nicht aufrichtig gewesen wäre. Und warum hätte er es nicht sein sollen bei einer so schönen und so liebenden Frau? Welche andere hatte ihm jemals so viel Reinheit und Unschuld des Herzens entgegengebracht? Von welcher anderen durfte er eine freundlichere Zukunft erhoffen? War diese unter dem Sklavenjoch seufzende Frau, welche nur auf eine Gelegenheit wartete, um ihre Kette zu zerbrechen, nicht von Natur zum Lieben geschaffen?

Demungeachtet bemächtigte sich Indianas bei dem Gedanken an Ramière ein Gefühl des Schreckens. Sie fürchtete für den Mann, der mit ihrem argwöhnischen, rachsüchtigen Gatten einen Kampf auf Leben und Tod beginnen würde. Das schüchterne Wesen, das nicht zu lieben wagte, aus Furcht, ihren Geliebten dem Tode preiszugeben, dachte nicht an die Gefahr, sich selbst ins Verderben zu stürzen. Am folgenden Tage faßte sie den Entschluß, Herrn von Ramière zu vermeiden. An demselben Abend gab einer der ersten Bankiers von Paris einen Ball. Frau von Carvajal wollte ihre Nichte hinführen; aber in der Befürchtung, Raymon dort zu treffen, gelobte sich Indiana, nicht hinzugehen. Zum Schein nahm sie den Vorschlag an. Als aber Frau von Carvajal in voller Toilette in das Zimmer ihrer Nichte trat, um sie abzuholen, erklärte Indiana, daß sie unwohl sei und sich kaum auf den Füßen halten könne. »Ich würde Ihnen nur Verlegenheiten bereiten,« sagte sie. »Gehen Sie ohne mich auf den Ball, gute Tante.«

»Ohne dich?« fragte Frau von Carvajal, welche ihre Toilette nicht umsonst gemacht haben wollte, »was soll ich alte Frau denn in der Gesellschaft, ohne die schönen Augen meiner Nichte, die mir erst Wert geben?«

»Ihr Geist wird den Mangel derselben ersetzen, liebe Tante,« entgegnete Indiana.

Die Marquise von Carvajal, die nichts weiter verlangte, als sich überreden zu lassen, ging allein. Und jetzt verbarg Indiana ihr Gesicht in ihre beiden Hände und begann zu weinen; denn sie hatte ein großes Opfer gebracht.

Das erste, was Raymon auf dem Balle erblickte, war die alte Marquise. Vergeblich suchte er aber in ihrer Nähe das weiße Kleid und die schwarzen Haare Indianas.

»Meine Nichte ist krank,« hörte er die Marquise zu einer anderen Dame sagen, »oder vielmehr, sie hat die Laune, allein zu Hause bleiben zu wollen, ein Buch in der Hand, um sich sentimentalen Träumereien hinzugeben.«

»Sollte sie mich vermeiden wollen?« dachte Raymon.

Sogleich verließ er den Ball und eilte in die Wohnung der Marquise. Dort fragte er den Diener, den er schlaftrunken im Vorzimmer fand, nach Frau Delmare.

»Die gnädige Frau ist krank.«

»Ich weiß es. Ich komme, um mich im Auftrage der Frau von Carvajal nach ihrem Befinden zu erkundigen.«

»Ich werde die gnädige Frau davon benachrichtigen …«

»Das ist überflüssig; Frau Delmare empfängt mich.«

Und Raymon trat ein, ohne sich anmelden zu lassen. Alle anderen Diener waren zu Bette gegangen. Eine einzige, mit einem grünen Schirme bedeckte Lampe erhellte schwach den großen Saal, Indiana hatte der Tür den Rücken gewendet, in einem großen Lehnstuhl sitzend, sah sie trüb den Flammen im Kamin zu.

In seinen Ballschuhen näherte sich Raymon unhörbar auf dem weichen Teppich. Er sah sie weinen, und als sie den Kopf wandte, fand sie ihn zu ihren Füßen, mit Heftigkeit ihre Hände fassend, die sie vergeblich ihm zu entziehen suchte. Im Nu war ihr Vorhaben, ihn aufzugeben, vergessen. Sie fühlte, daß sie diesen Mann, der keine Hindernisse scheute, mit Leidenschaft liebte und segnete den Himmel, welcher ihr Opfer verwarf. Statt Raymon zu zürnen, hätte sie ihm fast gedankt.

Raymon wußte bereits, daß er geliebt war. Er brauchte die Freude nicht zu sehen, welche durch Indianas Tränen glänzte, um zu begreifen, daß er alles wagen konnte. Ohne ihr seine unerwartete Gegenwart zu erklären, sagte er:

»Indiana, Sie weinen … warum weinen Sie? … Ich will es wissen.«

Sie erbebte, als sie sich bei ihrem Namen nennen hörte.

»Warum fragen Sie danach?« entgegnete sie; »ich darf es Ihnen nicht sagen …«

»Wohl, Indiana! Ich, ich weiß es. Ich kenne Ihre ganze Geschichte, es gibt nichts, was mir nicht jener Augenblick enthüllt hätte, wo man mich blutend zu Ihren Füßen legte und Ihr Gemahl zornig zusehen mußte, wie Sie mit Ihren weichen Armen meinen Kopf stützten und mit Ihrem sanften Atem mir neues Leben einhauchten. Er ist eifersüchtig! O, ich begreife es wohl; ich wäre es auch, oder vielmehr an seiner Stelle brächt' ich mich um. Denn Ihr Gatte sein, Indiana, und den Besitz Ihres Herzens nicht verdienen, heißt der schlechteste oder der elendeste der Menschen sein.«

»O, Himmel, schweigen Sie!« rief die junge Frau, indem sie ihm mit ihren Händen den Mund schloß; »schweigen Sie, denn Sie machen mich strafbar. Warum wollen Sie mir lehren, ihn zu verwünschen? Ich habe nichts Böses von ihm gesagt; ich hasse ihn nicht, ich schätze, ich liebe ihn! …«

»Sagen Sie lieber, Sie fürchten ihn, denn der Despot hat Ihr Herz gebrochen und die Furcht sitzt Ihnen zu Häupten, seid Sie das Opfer dieses Mannes geworden sind. Sie, Indiana, von diesem rohen Menschen entheiligt, dessen eiserne Hand die Blüten Ihres Gebens vernichtet hat! Armes Kind! So jung und so schön, und schon so viele Leiden ausgestanden … denn mich täuschen Sie nicht, Indiana, ich kenne alle Geheimnisse Ihres Schicksals, ich kenne Ihr Leid. Mag die Welt sagen: Sie ist krank. Ich weiß es besser: Ich weiß, wenn der Himmel Sie mir gegeben hätte, mir, dem Unglücklichen, der sich den Kopf zerschmettern möchte, weil er zu spät gekommen ist, dann wären Sie nicht krank. Indiana, ich schwöre es Ihnen bei meinem Leben, ich würde Sie auf den Armen getragen haben, um Ihre Füße vor jeder rauhen Berührung zu bewahren. An meinem Herzen wären Sie vor jedem Leiden geschützt gewesen; mein Blut hätte ich gegeben, um das Ihrige zu erneuen, und wenn Sie der Schlaf geflohen hätte, würde ich kniend vor Ihrem Bette gewacht und Ihren Träumen geboten haben, Ihnen Blumen zu streuen. Ich hätte die Flechten Ihres Haares geküßt, die Schläge Ihres Herzens gezählt, und bei Ihrem Erwachen, Indiana, hätten Sie mich zu Ihren Füßen gefunden, Ihnen dienend wie ein Sklave, Ihr erstes Lächeln erspähend, mir Ihren ersten Kuß erbittend.«

»Genug, genug!« rief Indiana ganz verwirrt. »Sprechen Sie nicht so zu mir, zu mir, die nicht glücklich sein darf; zeigen Sie mir den Himmel nicht auf der Erde, mir, die dem Tode verfallen ist.«

»Dem Tode!« rief Raymon, sie heftig in seine Arme drückend. »Du, sterben, Indiana, sterben, ehe du noch gelebt, ehe du geliebt hast! … Nein, ich werde dich nicht sterben lassen, denn mein leben ist jetzt an das deinige geheftet. Du bist das Weib, das meine Träume mir gezeigt haben, der glänzende Stern, der auf mich herableuchtete und mir zurief: »Wandle noch in diesem Leben des Elends, und der Himmel wird dir einen seiner Engel senden, um dich zu geleiten.« Du warst mir von Anbeginn bestimmt, Indiana! Die Menschen und ihre eisernen Gesetze haben über dich verfügt, aber du gehörst mir; du bist die Hälfte meiner Seele, die längst schon ihre andere Hälfte suchte. Als du auf der Insel Bourbon von einem Freunde träumtest, so war ich es, der dir erschien. Kennst du mich nicht? scheint es dir nicht, als ob wir uns schon damals gesehen hätten? Erkanntest du mich nicht wieder, als du mein Blut stilltest, als du deine Hand auf mein erloschenes Herz legtest, um ihm Leben und Wärme wiederzugeben? O, ich erinnere mich wohl. Als ich die Augen öffnete, sagte ich: »Da ist sie! so lebte sie in allen meinen Träumen, sie ist es, der ich ungekannte Seligkeiten verdanken soll.« Und so war das Leben, zu dem ich zurückkehrte, dein Werk, Dein Gatte, dein Herr hat mich, blutend von seiner Hand, zu deinen Füßen gelegt, und jetzt kann uns nichts mehr trennen …«

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Litres'teki yayın tarihi:
04 aralık 2019
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