Kitabı oku: «Protokoll gegen Franziskus», sayfa 3

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Die Macht religiöser Hierarchien wurde von weltlichen Machthabern geduldet und manchmal selbst übernommen. Der Grund war die erhöhte Duldsamkeit der regierten Menschen.

So wurde suggeriert, dass je erbärmlicher das Diesseits sei, desto herrlicher das Jenseits.

Das war der Beginn einer mutwilligen Entbehrungs-Perversion, die den Machthungrigen einen enormen Spielraum bot.

Für die Eindämmung solcher Macht-Exzesse bedarf es einer starken regulierenden Kraft. Der Begriff des Heiligen, des Unantastbaren, war ursprünglich euer Versuch einer solchen Regulierung. Dafür wären Religionen ein geeignetes Mittel.

Aber ihr Menschen konntet nicht widerstehen. Aus der Macht des Heiligen habt ihr eure individuelle Macht abgeleitet haben die Mächtigen die Ohnmächtigen beherrscht. Anstatt Frieden und Wohlergehen zu stiften habt ihr Ausbeutung und Krieg betrieben, einzig um eure individuelle Macht zu mehren.

Also Franziskus lassen wir das verwirrende Konstrukt eures Glaubens so weit wie möglich beiseite und stellen uns der Frage, was die römisch-katholische Kirche zu einem gedeihlichen Wohlergehen der Menschen beigetragen hat? Was war dem Wohlergehen dienlich und was dem Wachstum eurer Macht; und wie habt ihr eure Macht zum Wohl oder Verderb des Individuums eingesetzt? – Welche Freiheiten oder Zwänge habt ihr über die Menschen gebracht?“

„Das ist endlich eine klare Position! Warum nicht gleich von Anfang an?“

„Der Rückblick war nötig, weil in eurer Institution über Jahrhunderte ein unüberschaubares Geflecht von Argumentationen entstand und ihr bei lästigen Fragen sofort in diesen Irrgarten flüchtet, um so lange im Kreis herum zu argumentieren, dass eure Gesprächspartner kaum noch einen klaren Gedanken fassen können und aufgeben. Deshalb war unsere anfängliche Betrachtung für unser Gespräch zwar inhaltlich nicht von Bedeutung, aber notwendig um die Struktur der Manipulationen aufzuzeigen. Also übernehmen wir die wesentlichen Punkte für unser weiteres Gespräch.

Frauen galten im Urchristentum als selbstverständlich gleichberechtigt. Das änderte sich als das Christentum zur römischen Staatsreligion ernannt wurde.“

„Ja damals hat sich vieles fundamental verändert. Wie schon erwähnt konnten die Christen rechnen, lesen und schreiben. Das zerfallende römische Imperium benötigte dringend fähige Kräfte für den Staatsdienst. Viele christliche Gemeinden bildeten nach und nach die Exekutive des römischen Staates und viele adelige Nachkommen römischer Staatsbeamten traten zum Christentum über um Positionen im Staatsdienst zu bekommen habe ich etwas vergessen? Ich gebe dir Recht, es war der entscheidende Schritt zur Verweltlichung der Kirche.“

„Exakt Franziskus, die damalige Kirche repräsentierte die Fortführung der imperialen römischen Verwaltungsstruktur und hat in den folgenden Jahrhunderten auch so gehandelt. Ich unterstreiche das, um die rigide Grundhaltung nachvollziehbar zu machen, die bis heute existiert. Wir sehen eine reine Männerorganisation mit extrem ausgrenzender Haltung gegenüber Frauen.“

„Von bewusster Ausgrenzung ist mir nichts bekannt! Ich versuche wo ich nur kann, die Stellung der Frau zu stärken“

„Ich weiss Franziskus, auf dieses umfangreiche Thema kommen wir noch mehrmals zurück. Lass uns zuerst eure Machtstruktur anschauen. Ich erkenne bei vielen eurer Gläubigen einen, durch euren Sündenkatalog bewusst herbeigeführten seelischen Notstand. Was ist der wahre Grund eurer Sünden-Lehre? Dient sie dem Individuum oder eurer Macht?“

„Der Sündenkatalog war ursprünglich eine Liste von Lastern, die das klösterliche Leben disziplinieren sollte. Erst Gregor verallgemeinerte dieses Sündenregister. Einige Sünden sind in der Tat weltfremd geworden. Aber grundsätzlich mahnen wir vor den Gefahren, die ein glückliches Leben bedrohen.“

„Wenn die Einhaltung der kirchlichen Gebote ein glückliches Leben sichern, dann wäre damit doch alles in Ordnung, wieso benötigt es dann noch einen Beichtstuhl?“

„Es ist nicht gut mit Sünden und Schuld beladen durchs Leben zu gehen. Die Absolution schafft eine Erleichterung für die Seele.“

„Erinnerst du dich Franziskus? Ihr Menschen seid von Natur aus mit einem Unrechtbewusstsein ausgestattet. So trägt jeder Mensch seine Vergehen mit sich herum – mit oder ohne Beichtstuhl. Ja, es ist für euch Menschen erleichternd eure Last mitzuteilen, es gehört zu eurer sozialen Struktur.

Aber das Abrakadabra kirchlicher Vergebung erfüllt doch einen anderen Zweck. Es ist euer Machtmonopol zwischen den Gläubigen und ihrem Seelenheil. Siehst du da keinen Machtmissbrauch?“

„Zumindest keinen institutionalisierten. Das was du als Machtmonopol bezeichnest, ist notwendig, um als Autorität anerkannt zu werden. So lange wir sie zum Wohl der Gläubigen nutzen, ist daran nichts Schlechtes.“

„Überschätzt du nicht die moralische Integrität deiner Priester, wenn sie über so viel Macht verfügen. Ist es nicht verführerisch, Macht über das Seelenheil anderer zu haben?“

„Es ist keine Macht, es ist eine Verpflichtung zur Nächstenliebe. Die Vergebung ist ein Akt der Güte.“

„Und du meinst, das sei der Grund, warum die Beichte eigeführt wurde?“

„Ja, es ist das Sakrament der Feier von Versöhnung mit Gott, der Kirche und den Menschen.“

„Und du meinst nicht, dass der Hauptgrund darin besteht, die Gläubigen kontinuierlich fester an eure Institution zu binden? Habt ihr euch nicht durch die Hintertüre in die Familien geschlichen, indem ihr die Ehefrauen und Mütter als moralische Institution etabliertet habt? Habt ihr sie nicht durch reich geschmückte Marienaltäre in den Seitenschiffen eurer Kirchen in die Beichtstühle gelockt, um sie so in ihrer Demut und gleichzeitig moralischen Führungsrolle zu unterstützen.“

„Du findest wohl überall etwas Schlechtes! Es hat meines Wissens diesbezüglich keine Weisungen gegeben.“

„Das wäre auch nicht nötig, weil die ständige Bereitschaft zu Infiltration ein inhärenter Bestandteil eurer Organisation ist.“

„Und warum sind uns dann vor allem die Frauen treu ergeben?“

„Weil sie sich durch den Beichtstuhl ernst genommen fühlen. Dort sitzt ein Mann, der ihnen wirklich zuhört.

Schau mal dieses Fenster, Franziskus. Das ist Philips of Marnix, Lord of Saint-Aldegonde, Lord of West-Souburg. Er zitiert aus seinem 1569 erschienenen Buch ‚Der Römische Bienenstock‘:“

(Fenster 9)

‚… denn diese Ohrenbeichte ist ihr unzweifelhaft zwei Augen wert: nämlich das eine braucht sie, um alle Heimlichkeiten und verborgene Anschläge aller Könige und Fürsten dieser Welt zu erfahren, wodurch sie in den friedlichen Besitz aller Regierungen und Herrschaften gekommen sind. Das andere braucht sie, um damit in die Busen der jungen Mädchen und betrübten Frauen zu sehen und zu tasten, und dadurch ihre Heimlichkeiten zu ergründen und zu erfahren, und ihnen danach solche liebe Busse aufzuerlegen, dass ihre geängstigten Gewissen getröstet und ihre Herzen merklich erleichtert werden. O wie manchmal haben die heiligen Pfaffen und Mönche den betrübten und unfruchtbaren Weibchen in ihrer Ohrenbeichte so guten Rat gegeben, dass sie dadurch bald fröhliche Mütter geworden sind, und von derselbigen Zeit an zu ihren heiligen Beichtvätern solche innige Liebe wie zu ihren eigenen Männern selbst bekommen haben.‘

„Marnix war ein Ketzer! Wie gesagt, solche Aussagen findest du viele.“

„Und was ist mit eurem heiligen Papst Coelestin I., ziemlich am Anfang eurer weltlichen Kirchengeschichte? Der sich übrigens sehr um die Etablierung der jungfräulichen Empfängnis verdient gemacht hat? Er hielt es für unumgänglich es unter Strafe zu stellen, wenn Beichtkinder von Priestern zur Unzucht verführt werden und das, weil es unendlich oft vorkam.

Und tausend Jahre später berichtet euer grosser Humanist Poggio Bracciolini davon, dass Beichtstühle dazu missbraucht würden um Mädchen und verheiratete Frauen zu verführen. Ihr habt die Sexualität für den Klerus zur Sünde gemacht, mit dem Ergebnis, dass sie den Ort der Vergebung zur Sünde missbrauchten.“

„Früher haben die Menschen geglaubt, dass sexuelle Gelüste dem Willen unterliegen. Dass es ein hormongesteuerter Trieb ist, begreifen wir erst neuerdings. Ja, das gesamte Keuschheitskonstrukt ist nicht mehr zeitgemäss. Ich sehe keine Möglichkeit da herauszukommen – alles in diesem Thema ist festgefahren. Manchmal habe ich den Eindruck, ich würde einer asexuellen Kurie vorstehen. Aber nicht nur das, viele Kardinäle und Bischöfe stellen sich quer – sie wollen einfach nicht begreifen, dass wir einen Irrweg gegangen sind. Und wenn sie es einsehen, fehlt ihnen der Mut zur Veränderung.“

„Und was ist mit eurer ersten Todsünde, wenn man nicht an die von euch gestaltete Schöpferfigur glaubt? Sind dann alle Menschen, die einer anderen Schöpferidee anhängen dem Unglück geweiht?“

„Es gibt nur einen Schöpfer für alles was im Kosmos existiert und damit auch für alle Menschen.“

„Wenn es ein liebender und verzeihender Schöpfer für alles Existierende ist, warum gebt ihr euch so viel Mühe aus allen Menschen Christen zu machen? Stehen sie nach deinen Worten nicht bereits unter der Gnade des gemeinsamen Schöpfers?“

„Du vergisst offensichtlich wieder einmal die Nächstenliebe. Nicht alle Religionen stellen das so in den Vordergrund wie wir.“

„Alle Religionen bemühen sich um den inneren Frieden ihrer Glaubensgruppe. Das gehört sozusagen zum religiösen Kerngeschäft. Wenn du sagst, ihr hättet es besonders in den Vordergrund gestellt, dann schau dir mal die christlich geprägten Gesellschafen an. Ist dieser Zustand von Ausbeutung an Mensch und Materie das Ergebnis von zweitausend Jahren praktizierter Nächstenliebe? Aber wir landen wieder im Sumpf kirchlicher Argumentationen.

Die Sünden, Franziskus, was hat euer Sündensystem mit der freien Entfaltung und der Eigenverantwortung des Individuums zu tun? Dient es nicht dazu, dass die Menschen ihr menschliches Fühlen und Handeln als minderwertig empfinden, sich dadurch klein und schmutzig fühlen? Habt ihr dadurch nicht mehr Macht über sie erhalten?“

„Ja, ja, ja, du hast mal wieder Recht, seit die Kirche zum Instrument der römischen Exekutive wurde, ging es über Jahrhunderte um die Durchsetzung von Macht ja wir haben viel zu lange den christlichen Auftrag aus den Augen verloren ja es gab eine imperiale Machtverliebtheit vermischt mit zum Teil perversem Glaubenseifer! Bist du nun zufrieden?“

„Nein, Franziskus, ich möchte, dass du das Ganze siehst. Erkennst du wie die Kirche den cäsarischen Drang nach Weltherrschaft übernommen hat? Wie die Kirchenmächtigen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht haben die weltlichen Herrscher zu unterwerfen? Und ist es nicht, gemessen an der Zahl der Gläubigen, inzwischen ein Imperium geworden auf das jeder römische Kaiser stolz gewesen wäre?“

„Du kannst die Anzahl von Gläubigen nicht mit territorialer Macht vergleichen!“

„Nimm den gesamten Verwaltungsapparat und den Grundbesitz mit allen Vermögenswerten hinzu, dann führst du ein Imperium – und wenn du den seelischen Zugriff auf den einzelnen Gläubigen als Machtmonopol interpretierst, dann hat dessen Absolutheit durchaus diktatorischen Charakter.“

„Sehe ich etwa aus wie ein Diktator?“

„Nein, euer ganzes Kirchenvolk gibt sich harmlos, und je weiter man die Hierarchie herabsteigt, desto harmloser und hingebungsvoller ist deine Gefolgschaft tatsächlich, hingebungsvoll, manchmal bis zur Selbstaufgabe.

In demütiger Selbstentwertung nehmen unzählige von ihnen hin, von kirchlichen Würdenträgern missbraucht zu werden.“

„Das ist von mir bereits mehrmals eingestanden worden, es ist furchtbar und unentschuldbar – aber hatten wir dieses Thema nicht bereits?“

„Ja, ich rufe es dir nochmals ins Bewusstsein, um die krasse Differenz zu betonen, wie selbstgerecht sich eine so in sich moralisch zerrüttete Institution nach aussen artikuliert. Schau, hier ist ein neues Fenster:“

(Fenster 10)

„Wer ist dieses weinende Kind?“

„Es ist ein neunjähriges Mädchen, das von seinem Stiefvater vergewaltigt wurde.“

„Das ist schändlich!“

„Das hat schon angefangen, als es sechs Jahre alt war.“

„Das ist furchtbar, hat sie denn niemand beschützen können?“

„Ihre Mutter hatte nichts bemerkt – sie ist das, was ihr eine gottesfürchtige Person nennt.“

„Aber irgendetwas muss sich doch im Verhalten der Tochter verändert haben.“

„Das hat es auch, aber dass ihr Mann die Tochter sexuell missbraucht, hätte ihre tief verankerte kirchliche Moral völlig gesprengt. So durfte dieses Misstrauen gar nicht erst entstehen.“

„Ah, ist die Kirche wieder schuld!“

„Es geht nicht um Schuld und auch nicht um schuldhafte Absichten, sondern einzig um die unbarmherzige Wirkung eurer praktizierten Moraltheologie. Der Stiefvater hatte nicht nur diese Neunjährige, sondern auch ihre vierzehnjährige geistig behinderte Schwester sexuell missbraucht.

Schau sie dir genau an – ein Kind, kaum einmetervierzig gross und gerade mal sechsunddreissig Kilo schwer, mit einer Gebärmutter, die keinen Embryo halten kann, geschweige denn Zwillinge.

Kannst du dir vorstellen in welche Gewissensnöte ihre Mutter geriet, bis sie sich entschied ihr eigenes Kind durch eine ärztlich dringend empfohlene Abtreibung zu retten.

Und was hat euer Bischof gemacht? Er hat die Mutter und das beteiligte medizinische Personal exkommuniziert nur der Vater blieb verschont wie gnädig! Ist das die Nächstenliebe auf die ihr so stolz seid?“

„Du musst nicht sarkastisch werden. Ja, ich erinnere mich an den Fall. Ja, das war nicht gut. Dieses voreilige Statement von Erzbischof Sobrinho war unangebracht und wenig einfühlsam.“

„Ach, der Erzbischof hat jetzt den Fehler begangen weil er sich konsequent an eure Dogmen gehalten hat. An dem Dogma wäre deiner Meinung nach weiter nichts auszusetzen?

Hat die Kirche nicht erst 1965 festgelegt, dass bereits bei der Befruchtung ein Mensch entstehe? Und habt ihr damit einen Schwangerschaftsabbruch nicht von der Befruchtung an in jeder Phase zum Mord erklärt? Sag mir, was ist der wirkliche Grund für ein solches inhumanes Verbot?“

„Es geht um die Unversehrtheit der göttlichen Schöpfung. Wie kann ein Akt, der das unschuldige Leben unterdrückt, therapeutisch, zivil oder einfach menschlich sein“

„Du sprichst von Menschlichkeit, Franziskus. Soll ich dir unzählige Fenster öffnen, die dir zeigen welche unmenschlichen Verhältnisse durch die konsequente Wahrung ungeborenen Lebens entstehen. Du würdest dich vor Grauen übergeben.“

„Mag sein, dass es Ausnahmen gibt, wie jenes bedauernswerte Mädchen.“

„Es betrifft Millionen von Gläubigen.“

„Aber es muss doch einen Schutz des Lebens geben. Man kann mit dem Leben doch nicht nach gut dünken umspringen!“

„Ich zitiere für dich das zweite Vatikanische Konzil: ‚Gott, der Herr des Lebens, hat nämlich den Menschen die hohe Aufgabe der Erhaltung des Lebens übertragen, die auf eine menschenwürdige Weise erfüllt werden muss. Das Leben ist daher von der Empfängnis an mit höchster Sorgfalt zu schützen‘…. Was tut nun die Kirche um den Abermillionen in lebenslange Not geratenen Eltern zu helfen – in Not geraten, weil ihnen ihr Glaube keine Wahl liess, sind sie in ihrem Elend weit von einer, wie ihr es fordert, menschenwürdigen Existenz entfernt. Und welche Zukunft werden solche Kinder und deren Kinder haben? Ist es nicht zu einfach Forderungen zu stellen, ohne deren Durchführbarkeit zu überprüfen? Ist es nicht schändlich Seelennöte zu erzeugen, die den Menschen jede Chance auf ein gedeihliches Leben verunmöglichen?“

„Die Kirche kann sich nicht für alle Not verantwortlich fühlen. Verantwortung müssen zuerst die Menschen selbst übernehmen. So muss man auch verantwortlich mit einer möglichen Schwangerschaft umgehen.“

„Indem ihr die Pille und das Kondom verbietet?“

„Es gibt auch andere Mittel um eine Schwangerschaft zu vermeiden.“

„Ich kenne deine Aussage, wie war das noch: ‚Manche Menschen glauben – entschuldigen Sie den Ausdruck –, dass sich gute Katholiken wie Karnickel vermehren müssen‘. Und wie sollen sie das verhindern? Durch Koitus Interruptus oder durch Enthaltsamkeit bis zur gewollten Zeugung – also sexuelle Befriedigung zwei bis drei Mal im Leben für jeweils einige Wochen. Was sind denn das für andere Methoden, die du in Aussicht stellst und wie sicher sind sie?

Hattest du nicht selbst gesagt die Sexualität, der Sex, sei ein Geschenk Gottes, und dass Sexualität mit Leidenschaft, mit leidenschaftlicher Liebe, zu tun habe. War es nicht wörtlich ‚Wahre Liebe ist leidenschaftlich‘?

Mich wundert, wie du mit deinem Enthaltsamkeitsgelübde etwas über Leidenschaft wissen kannst. Wie stellst du dir eine leidenschaftliche Liebe ohne Verhütung vor?“

„Frauen haben unfruchtbare Tage.“

„Die zunehmend unregelmässig und damit unsicher werden. Ich denke, du kennst die Enzyklika ‚Humanae Vitae‘ sehr genau, deshalb müssen wir nicht drum herum reden. Dieses Gedankengut ist nicht nur weltfremd, sondern inhuman, sogar menschenfeindlich. Ich gehe noch weiter Franziskus, es ist die mutwillige Unterdrückung des freien Willens, einzig zum Zweck der Kontrolle über das Individuum und ganz speziell über die Frau. Sie ist, wie in vielen anderen Fällen, am Ende das erbarmungswürdigste Opfer. Das alles hat mit Respekt und Nächstenliebe nichts zu tun!“

„Die Menschen müssen einen Weg finden, mit ihrer Fruchtbarkeit umzugehen. Diese Verantwortung kann ihnen niemand abnehmen.“

„Das tun sie bereits notgedrungen. Aber eure infiltrierte Glaubensabhängigkeit erschwert die bereits vorhandenen Seelennöte noch.

Offensichtlich siehst du den Verhältnismissstand nicht. In diesem Natursystem wird geboren und getötet. Kein Tiger trauert um die Gazelle, die er frisst. Ihr Menschen reisst Millionen eurer Artgenossen auf entsetzliche Weise durch Kriege in den Tod. Und plötzlich ist euch ein befruchtetes Ei so ungeheuer wichtig, obwohl das daraus entstehende Geschöpf und den Erzeugern ein Leben in Elend oder Behinderung bevorsteht. Erkennst du nicht die Diskrepanz, wie auf der einen Seite Kirchendiener geradezu grausam mit der seelischen Unversehrtheit von Gläubigen umgehen und ihr euch andererseits das noch unbewusste Leben aus der Verantwortung der Mütter moralisch aneignet.“

„Die Welt missachtet Gottes Schöpfung viel zu oft. Das kann aber kein Grund dafür sein, beginnendes Leben mutwillig zu zerstören.“

„Also muss die Unmöglichkeit eines gedeihlichen Lebens in Kauf genommen werden.“

„Dann ist es Gottes Wille.“

„Der interpretierte Wille des von euch gestalteten Gottesbildes.“

„Du wiederholst dich!“

„Ich werde mich so oft wiederholen, wie du hinter eurer Gottesinterpretation in Deckung gehst. Die Hauptsache ist für euch das Leben, nicht die Qualität des Lebens. Sobald das männliche Chromosom das weibliche Ei befruchtet hat, handelt es sich nach eurer Glaubenslehre bereits um einen Menschen, der bei Abtötung ermordet würde.“

„Es ist der Beginn eines neuen Lebens, das Gottes Schöpfung nicht entzogen werden darf.“

„Und was ist mit dem männlichen Sperma? Kann eine Ejakulation nicht abertausende weibliche Eier befruchten. Wäre es da nicht auch ein ungeheurer Frevel, diese von eurem Gott verliehene Fruchtbarkeit durch Masturbation zu vergeuden?“

„Du wirst wieder spitzfindig! Ja, wir missbilligen auch das.“

„Woher leitet ihr das ab? Hat sich Jesus gegen die Masturbation ausgesprochen, oder nehmt ihr nach Belieben mal etwas aus dem Neuen, dann wieder aus dem Alten Testament?“

„Was soll das, du weidest dich offensichtlich an der Schwierigkeit in der ich stecke du weisst genau, wie ich darüber denke! Klerikalismus ist mir ein Gräuel!“

„Ich kenne deine Äusserungen, wie sagtest du noch? ‚Die Sexualität ist mit Gottes Schöpfung verwoben, wie sollte sie in sich eine Sünde sein? Die Sexualität, der Sex, ist ein Geschenk Gottes. Der Klerikalismus ist eine wahre Perversion der Kirche, die vorgibt, dass der Hirte stets vor der Herde hergehe, die Route vorgibt und jeden exkommuniziert, der sich von der Herde entfernt.‘“

„Ja, das ist meine Meinung, und da du uns ständig an Jesus misst, ja, unsere heutige Situation ist das genaue Gegenteil dessen, was Jesus gewollt hat.“

„Ich kenne deine Haltung, Franziskus; und ich weiss, wie sehr dich vieles anwidert, was in der Kirche praktiziert wird. Wenn ich dich weiter zitieren darf, hattest du noch gesagt: ‚Ein solcher Klerikalismus verdammt, trennt, frustriert und verachtet das Volk Gottes. Er verwechselt den priesterlichen Dienst mit priesterlicher Macht. Als direkte Folge erwächst aus einer solchen Haltung eine rigide Strenge. Hinter jedem rigiden Klerikalismus aber stecken oft ernsthafte persönliche Probleme‘.

Das ist eine sehr aufgeklärte Einsicht, Franziskus. Du hast sicher darüber nachgedacht woher diese Probleme kommen, denn solche selbstherrlichen Dominanzgelüste sind weit verbreitet und sie sind nichts anderes als die individuelle Überhöhung offizieller Glaubensräson. Du sagtest auch, die Kirche müsse sich da gründlich bekehren wie soll das geschehen? Bei allem Respekt, ich glaube kaum, dass deine mahnenden Worte eine genügende Wirkung entfalten werden, denn da gäbe es enorm viel aufzuräumen.“

„Ja, ich weiss, es wird ein langer Weg. Und wie gesagt es ist ein Leichtes zu kritisieren!“

„Bitte versteh doch, Franziskus, es geht nicht um dich, es geht um die Menschenfeindlichkeit eurer Dogmen. Du hast dich mit Recht über Klerikalismus empört, aber eure offizielle Sexualmoral ist nichts anderes. Die Entmündigung des Menschen durch eine wahnwitzige Bevormundung, die zu neurotischer Emotionalität führt und oft zu schweren psychischen Verwerfungen.“

„Der antisexuelle Eifer in den eigenen Reihen ist mir sehr bewusst und auch ein Dorn im Auge. Aber ich nehme an, dass bei den meisten Menschen der sexuelle Antrieb genügend stark ausgeprägt ist, um sich darüber hinweg zu setzen.“

„Hast du eine Ahnung! Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Männer sich mit ihrem sexuellen Begehren als schmutzige Zumutung empfinden, und für wie viele Frauen ihr Genital hässlich und abstossend ist. Eure Morallehre unterstellt sexuelle Enthaltsamkeit als vorbildliches Verhalten, obwohl ausgelebte Sexualität das natürlichste Verhalten eines jeden Lebewesens wäre. Sie unterstellt wie selbstverständlich, dass eine sexuelle Fantasie und ein Verlangen nach sexueller Befriedigung eine Sünde ist, etwas für das man sich zu schämen und zu büssen habe. In eurer Lehre wurde die Vulva der Frau zum Ort der Sünde und des Verderbens, obwohl sie seit Urzeiten das Symbol des Lebens und Gedeihens war.

Alles das ist an Unnatürlichkeit kaum zu überbieten – es ist ein fundamentales Vergehen gegen die Schöpfung. Es sollte allen Kirchenverantwortlichen die Schamröte ins Gesicht treiben, Franziskus.“

„Du hast Recht, das tut es auch – wir haben uns furchtbar verrannt aber ich bin nur der Papst, nur eine Stimme gegen einen über Jahrhunderte angesammelten Ballast. Jedes Mal wenn ich etwas Innerkirchliches angreife, muss ich aufpassen, dass kein Dominoeffekt entsteht und ich damit eine Revolte auslöse.“

„Ja, ich weiss, alles ist fein miteinander verwoben. Das kommt automatisch, wenn man versucht eine an sich brüchige Heilsgeschichte über grosse Zeiträume wasserdicht zu machen. Dann werden alle Behauptungen und Argumente so zwingend miteinander verknüpft, dass eine Korrektur an einzelnen Aspekten unmöglich wird. Oder man löst, wie du es sagst, einen Dominoeffekt mit schwerwiegenden Folgen aus.

Wo müsstest du ansetzen um eine Wirkung zu erzeugen? Ist der von euch befohlene Glaube an die jungfräuliche Empfängnis der wesentliche Punkt in diesem Argumentationsgeflecht?“

„Was hätte das mit alldem zu tun?“

„Es ist doch ein Kernpunkt in eurem Bestreben den Jesus von Nazareth in den Gottesstatus zu erheben. Dafür musste seine Mutter von der von euch selbst erfundenen Erbsünde befreit sein. Eigenartiger Weise benötigte das Sperma von Joseph keine besondere Behandlung, wird doch Adam in der Bibel als derjenige bezeichnet, der euren Herrgott durch seinen Ungehorsam erzürnte. Also, der Fötus von Jesus wuchs in einem von der Erbsünde unbefleckten Körper heran und hatte damit bereits die Qualitäten, um später als Gottes Sohn ins Himmelreich einzutreten.“

„Ja, das ist ein Kernpunkt unseres Glaubens. Und so ist es auch in den ältesten Dokumenten der Heiligen Schrift vermerkt.“

„Du meinst in den griechischen Übersetzungen, etwas anderes gibt es ja nicht mehr. In verschiedenen Mythologien war es damals üblich, dass Herrscher und aussergewöhnliche Menschen von einem Gott in einem jungfräulichen Körper gezeugt wurden. Lukas und Matthäus haben diese Metapher übernommen so, wie sie versuchten vieles andere, was zum damaligen Glauben und Hoffen gehörte mit Jesus zu verbinden. Ihr habt daraus in verschiedenen Schritten das gemacht, was heute geglaubt werden muss. Die jungfräuliche Geburt Marias, die erst am 8. Dezember 1854 von Pius dem IX zum Dogma erhoben wurde. Schau, hier zitiert Pius wörtlich aus der Bulle Ineffabilis Deus:“

(Fenster 11)

‚Zur Ehre der Heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zur Zierde und Verherrlichung der jungfräulichen Gottesgebärerin, zur Erhöhung des katholischen Glaubens und zum Wachstum der christlichen Religion, in der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und der Unseren erklären, verkünden und bestimmen Wir in Vollmacht unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und in Unserer eigenen: Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben. Wenn sich deshalb jemand, was Gott verhüte, anmaßt, anders zu denken, als es von Uns bestimmt wurde, so soll er klar wissen, dass er durch eigenen Urteilsspruch verurteilt ist, dass er an seinem Glauben Schiffbruch litt und von der Einheit der Kirche abfiel, ferner, dass er sich ohne weiteres die rechtlich festgesetzten Strafen zuzieht, wenn er in Wort oder Schrift oder sonst wie seine Auffassung äußerlich kundzugeben wagt.‘

Wenn du genügend Geduld hast, übersetze ich das mal in Klartext:

‚Zur Festigung des von uns ausgestalteten Gottesbildes der Dreifaltigkeit und zur Aufwertung einer Frau, die unseren Gott Christus zur Welt gebracht hat, zur weiteren Festigung des von der Kirche formulierten Gottglaubens und der Verbreitung der christlichen römisch katholischen Religion, nehmen wir die Autorität von Jesus, Petrus und Paulus und unsere eigene in Anspruch, um zu bestimmen, dass Maria, die Mutter Jesu von Gott in einen ausserordentlichen gereinigten Zustand versetzt wurde, indem er sie von der (von uns definierten) Erbsünde befreite. Das ist von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben.

Wer anders denkt ist von der Kirche abgefallen. Er hat mit Strafen zu rechnen, wenn er seine abweichenden Auffassungen öffentlich kundzugeben wagt‘.

Ist das in deinem Verständnis ein offenes, respektvolles Christentum, oder eine zur Dominanz, Macht und Unterdrückung verkommene Institution? Zumindest wäre euer Christus zu Lebzeiten ausser sich gewesen, wenn man ihm so etwas in seinem Namen untergeschoben hätte.“

„Ach ja, Pius! Wenn du so allwissend bist, wie du dich zu erkennen gibst, dann weisst du auch wie es vielen Päpsten ergangen ist. Sie wollten, wie die meisten Menschen, eine Spur in ihrem Leben hinterlassen. Das Meiste davon ist am Kardinals- und Bischofskollegium gescheitert. Sie verkörpern die wahre Macht der Kirche. Sie haben Änderungen nur zugestimmt, wenn damit ihre Macht gestärkt wurde. Päpste sind schon seit langem Marionetten, Galionsfiguren zum Ergötzen der Gläubigen. Inzwischen ergeht es uns nicht viel anders, als Königen in einer konstitutionellen Monarchie.“

„Ich weiss, Franziskus. Aber wir entfernen uns wieder einmal vom Thema.“

„Ja – ja, du sagtest vorher, die jungfräuliche Geburt sei das zentrale Dogma. Das ist es im Sinne der Göttlichkeit Jesu. Ich denke, was unsere Machtposition betrifft, ist es die Erbsünde.“

„Du hast Recht Franziskus auf das andere Thema kommen wir später zurück ohne das Dogma der Erbsünde würde der Zusammenhang fehlen. Nach eurer Glaubenslehre kommen alle Menschen mit der Erbsünde beladen auf die Welt. Nennt ihr es jetzt nicht universale Sündenverfallenheit?“

„Seit langem läuft die Diskussion über eine zeitgemässe Definition. Aber alles ist darauf ausgerichtet unser Sünden- und Vergebungsmonopol nicht zu schädigen. Ich sage das, um dir vorzugreifen.“

„Tatsächlich wird den Lebewesen unglaublich viel mitgegeben. Eure Wissenschaft kommt dem langsam auf die Spur – sie nennen es Epigenetik. Ich kann dir versichern, alles was die Menschheit ausmacht, ist in jedem Einzelnen vorhanden. Die Frage ist, was von all dem manifestiert sich in seiner Persönlichkeit, und was davon gilt wiederum als legitim und gehört zu einem sozial intakten Individuum und was ist im sozialen Kontext zerstörerisch, so dass man es in eurem Sprachgebrauch als Sünde bezeichnen könnte. Was ist nach deinem Verständnis die Sünde, Franziskus?“

„Sünde ist das Zerstörerische, das Böse.“

„Es gibt das fundamental Zerstörerische, wie Töten, Verletzung persönlicher Integrität wie erzwungene Sexualität, Ausbeutung und die Zerstörung von Lebensraum. Es gibt das sozial schädliche, wie Verleumdung, Ausgrenzung, Betrug und Diebstahl; und es gibt das sozial Unerwünschte wie unsozialer Egoismus, unverantwortliche Sexualität und Ignoranz gegenüber dem Allgemeinwohl. Ich fürchte, dass wir, ausser was das Töten betrifft, unterschiedliche Bewertungen haben. Bei euch kommt das Infragestellen der kirchlichen Dogmen noch hinzu.“

„Nach der Gotteslästerung ist das Töten die ärgste Sünde.“

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