Kitabı oku: «Jesus nach 2000 Jahren», sayfa 14
Mk 15,1-20a: Jesus vor Pilatus. Verurteilung und Verspottung Jesu
(1) Und sogleich in der Frühe faßten die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten, nämlich der ganze Hohe Rat, einen Beschluß und banden Jesus, führten ihn ab und lieferten ihn Pilatus aus.
(2) Und Pilatus fragte ihn: »Du bist der König der Juden?« Er aber antwortete und sagt ihm: »Du sagst es.« (3) Und die Hohenpriester beschuldigten ihn vielfach. (4) Pilatus aber fragte ihn wiederum: »Antwortest du nichts? Siehe, wie vieler Dinge sie dich beschuldigen!« (5) Jesus aber antwortete nichts, so daß Pilatus sich verwunderte.
(6) Zum Fest pflegte er ihnen aber einen Gefangenen loszugeben, welchen sie erbaten. (7) Es war aber einer, genannt Barabbas, mit den Aufrührern gefangen, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. (8) Und das Volk ging hinauf und begann zu erbitten, wie er zu tun pflegte. (9) Pilatus aber antwortete ihnen und sagte: »Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe?« (10) Denn er erkannte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid ausgeliefert hatten. (11) Aber die Hohenpriester wiegelten das Volk auf, daß er ihnen eher den Barabbas losgebe. (12) Pilatus aber antwortete wiederum und sagte ihnen: »Was soll ich denn mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt?« (13) Sie schrien wiederum: »Kreuzige ihn!« (14) Pilatus aber sagte ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Aber sie schrien noch viel mehr: »Kreuzige ihn!« (15) Pilatus aber wollte das Volk zufriedenstellen und gab ihnen Barabbas los. Und er ließ Jesus geißeln und übergab ihn, damit er gekreuzigt werde.
(16) Die Soldaten aber führten ihn innerhalb des Hofes, was das Prätorium ist, und rufen die ganze Abteilung zusammen. (17) Und sie ziehen ihm einen Purpurmantel an und setzten ihm einen geflochtenen Dornenkranz auf (18) und begannen, ihn zu grüßen: »Heil dir, König der Juden!« (19) Und sie schlugen seinen Kopf mit einem Rohr und spuckten ihn an und fielen auf die Knie und huldigten ihm. (20a) Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an.
Redaktion und Tradition
V. 1: Die Auslieferung erfüllt die Prophezeiung Jesu aus 10,33.
V. 2: Die Frage des Pilatus zielt in der Sprache des Römers auf Jesu königliche Messianität und setzt – redaktionell – das Messiasbekenntnis Jesu vor dem Hohen Rat (14,62) voraus.
V. 3-5: Gab Jesus keine Antwort, so erkannte er das Forum, vor das er geführt war, gar nicht als zuständig an; was aber die Hauptsache sei: Mk zufolge zeigte sich Jesus dadurch als jenes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird und seinen Mund nicht auftut, als das Schaf, das vor seinen Scherern verstummt, d.h. als der Knecht Gottes.
Vgl. Jes 53,7: »Als er gemartert wurde, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinen Scherern, tat er seinen Mund nicht auf.«
V. 6-15: Die Barabbas-Geschichte soll die Schuld der Juden vergrößern, die einen Mörder dem Erlöser vorziehen. Die jüdischen Oberen haben auch noch darin Erfolg, das bisher auf Jesu Seite stehende Volk (vgl. 11,32; 12,12) gegen diesen einzunehmen. Das Volk fordert (V. 13f) nun – was sicher unhistorisch ist – sogar Jesu Kreuzigung. Jetzt steht ganz Israel gegen Jesus, der nach 11,10 der Erfüller seiner Heilshoffnungen ist. Damit verwirklicht sich das 12,7 von »Jesus« angekündigte Verhalten. Zu »geißeln« in V. 15 vgl. die Voraussage Jesu in 10,34.
V. 16-20a: In der Szene erfüllt sich die Weissagung Jesu über sein eigenes Geschick. Man vgl. V. 19 und V. 20a in ihrer Entsprechung zur dritten Leidens- und Auferstehungsvoraussage Jesu in 10,33-34 (»anspucken« und »verspotten«). Das Stück lag der Komposition des Abschlusses des »Prozesses« vor dem Hohen Rat zugrunde (vgl. 14,65) und orientiert sich selbst am Gottesknecht in Jes 50,6: »Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mich an den Haaren rissen. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.«
Historisches
V. 1-5: Es ist nicht einmal sicher, daß Jesus von Pilatus persönlich verhört worden ist.
V. 6-15: Der Brauch der Einzelbegnadigung durch einen römischen Präfekten ist sonst unbekannt und kommt deshalb als historischer Kern an dieser Stelle nicht in Frage. – Andere Forscher entscheiden sich zuweilen für die Historizität der lk Version (Lk 23,18), die keine Amnestie kennt. Dagegen ist aber zu bemerken, daß Lk den Mk-Text voraussetzt und keinerlei weitere Information besitzt.
V. 16-20a: Die Szene ist unhistorisch und ein Beispiel dafür, wie aus Prophezeiung Geschichte erschlossen wurde.
Mk 15,20b-41: Jesu Kreuzigung und Tod
(20b) Und sie führen ihn hinaus, damit sie ihn kreuzigten. (21) Und sie zwingen einen Vorbeigehenden, Simon von Kyrene, der vom Feld kommt, den Vater des Alexander und des Rufus, daß er ihm das Kreuz trage.
(22) Und sie bringen ihn zum Ort Golgatha, das heißt: »Schädelstätte«. (23) Und sie gaben ihm mit Myrrhe gewürzten Wein; aber er nahm (ihn) nicht. (24) Und sie kreuzigen ihn. Und sie teilen seine Kleider, indem sie das Los über sie werfen, wer was bekommen solle. (25) Und es war die dritte Stunde, und sie kreuzigten ihn. (26) Und die Inschrift seiner Schuld war aufgeschrieben: »Der König der Juden.« (27) Und mit ihm kreuzigen sie zwei Räuber, einen zur Rechten und einen zu seiner Linken.
(29) Und die Vorübergehenden lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sagten: »Ha, der du den Tempel zerstörst und in drei Tagen baust, (30) rette dich selber, indem du vom Kreuz herabsteigst!« (31) Desgleichen verspotteten ihn auch die Hohenpriester untereinander mit den Schriftgelehrten und sagten: »Andere hat er gerettet und kann sich selber nicht retten. (32) Der Christus, der König Israels soll nun vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben.« Und die mit ihm Gekreuzigten schmähten ihn auch.
(33) Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. (34) Und zur neunten Stunde rief Jesus laut: »Eloi, Eloi, lama sabachtani?« Das heißt übersetzt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (35) Und einige der Dabeistehenden, als sie das hörten, sagten: »Siehe, er ruft den Elia.« (36) Es lief aber einer (hinzu), füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sagte: »Laßt, wir wollen sehen, ob Elia kommt, ihn herabzunehmen!« (37) Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied.
(38) Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben bis unten. (39) Als aber der – ihm gegenüber – dabeistehende Hauptmann sah, daß er so verschied, sagte er: »Wahrlich, dieser Mensch war Sohn Gottes!«
(40) Und es waren auch Frauen da, die von ferne zuschauten, unter ihnen auch Maria, die Magdalenerin, und Maria, die Mutter des kleinen Jakobus und des Joses, und Salome, (41) die ihm nachgefolgt waren, als er in Galiläa war, und ihm gedient hatten, und viele andere (Frauen), die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren.
Textkritische Vorbemerkung: V. 28 lautet: »Da wurde die Schrift erfüllt: Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Dieser Vers wurde mit Sicherheit erst später hinzugefügt, denn er fehlt in den ältesten Handschriften.
Redaktion und Tradition
V. 20b-24a sind hier von Mk als Teil einer Überlieferung eingeflochten. Besonders die Personennamen, Simon von Kyrene, Alexander und Rufus, sowie die Ortsangabe Golgatha weisen auf Tradition. In V. 23 lehnt Jesus den betäubenden Trank ab und wird so in seinem freiwilligen Gehorsam und seinem Leiden zum Vorbild.
V. 24b ist die Übersetzung von Ps 22,19 (»Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand«) in Geschichte.
V. 25 entspricht dem mk Stundenschema.
V. 26: Die Schuldtafel weist auf Tradition. Doch ist zu beachten, daß sie bei Mk (im Gegensatz zum Mt-, Lk- und JohEv) gar nicht am Kreuz angebracht wurde.
V. 29-32: Zu V. 29 vgl. 14,58 und später 15,38. Die Verspottungsszene entspringt der Lektüre des Alten Testaments.
Vgl. Ps 22,8-9: »Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf: ›Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, er hat ja Gefallen an ihm‹.« Ps 109,25: »Ich bin ihnen zum Spott geworden; wenn sie mich sehen, schütteln sie den Kopf.«
V. 34: Jesu letztes Wort entspricht Ps 22,2.
V. 38: Die Aussage über das Zerreißen des Tempelvorhangs hat eine antijüdische Nuance. Sie bezieht sich auf 13,2 und 14,58 zurück. Das Geschehen ist als wunderbare Fernwirkung des Todes Jesu gedacht. Seine sinnbildliche Bedeutung mußte dem Leser des Evangeliums ohne weiteres klar sein. Hebr 9,8; 10,19f setzen in Entsprechung dazu voraus, daß der den Israeliten verschlossene Zugang zum Allerheiligsten durch den Tod Christi nunmehr aufgetan worden sei.
V. 39: Das Bekenntnis des heidnischen Hauptmanns zur Gottessohnschaft Jesu (vgl. 1,11; 9,7) ist der Höhepunkt des MkEv. Als Gekreuzigter wird Jesus als Sohn Gottes erkannt.
V. 40-41: Nachdem die Jünger Jesus verlassen haben (14,50), stellen die Frauen die Kontinuität her. Sie sind den Weg von Galiläa nach Jerusalem mitgegangen und sollen später die Botschaft des Jünglings im leeren Grab ausrichten. Die Frauenliste V. 40 mit Erklärung V. 41 wirkt wie ein Nachtrag. Da Mk sicherlich V. 41 formuliert hat, dürfte wahrscheinlich auch V. 40 auf ihn zurückgehen. Die namentliche Nennung der drei Frauen stimmt mit 16,1 und 15,47 (ohne Salome) überein: Maria Magdalena, Maria und Salome. Dagegen unterscheiden sich die Beinamen der zweiten Maria in 15,47 und 16,1, was auf unabhängige Traditionen weisen dürfte. Sie stimmen aber jeweils mit einem Beinamen der Maria aus 15,40 überein.
Historisches
V. 20b-24a: Simon von Kyrene hat das Kreuz Jesu nicht getragen. Wer sollte sich daran korrekt erinnert haben? Das Ganze sieht ohnehin wie Gemeindedogmatik aus. Wohl aber darf die namentliche Nennung des Simon von Kyrene und seiner Söhne Alexander und Rufus so ausgedeutet werden, daß es sich um Nachfolger Jesu gehandelt hat, die das Kreuz (Jesu) in ihrem Leben auf sich genommen haben.
V. 26: Aus dem bei Mk genannten Titulus haben die anderen neutestamentlichen Evangelien den Titulus am Kreuz gemacht. In der ursprünglichen Tradition war wohl an eine Tafel am Hals gedacht, auf der die Angabe der Schuld stand. Hierfür gibt es antike Belege. Man vgl. besonders Euseb, Kirchengeschichte V 1,44: Der Christ Attalus wurde im 2. Jahrhundert in Lyon »im Amphitheater herumgeführt, wobei ihn eine Tafel mit der lateinischen Inschrift ankündigte: ›Dies ist Attalus, der Christ‹«. Vgl. ähnlich in Sueton, Kaiserbiographien: Caligula 32,2; Domitian 10,1. Der Titulus, der im Gegensatz zu den spottenden Juden nicht vom Christus, dem König Israels (15,32), sondern vom König der Juden spricht, ist aus römischer Perspektive formuliert und wirft Licht auf die Fremdwahrnehmung der römischen Staatsmacht hinsichtlich des Zieles Jesu. Sie mußte ihn als politisch auftretenden Messias auffassen. Der Titulus in V. 26 ist demnach echt, denn er läßt sich nicht aus der Gemeinde ableiten (Differenzkriterium). Seine Erfindung hätte die Kirche in arge politische Schwierigkeiten gebracht.
V. 34b: Der Ruf Jesu am Kreuz ist ebenso wie alle anderen ein Produkt der Gemeinde und daher unecht. Dies ergibt sich zwingend aus der widersprüchlichen Überlieferung der letzten Worte Jesu und aus dem Fehlen eines geeigneten Augenzeugen bzw. Tradenten. Vgl. Mt 27,46; Lk 23,34.43.46; Joh 19,26f.28.30.
Mk 15,42-47: Das Begräbnis Jesu
(42) Und als es schon Abend wurde und weil Rüsttag war, das ist der Tag vor dem Sabbat, (43) kam Joseph von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, wagte (es) und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.
(44) Pilatus aber wunderte sich, ob er schon tot sei, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er bereits gestorben sei. (45) Und als er es erkundet hatte von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam.
(46) Und er kaufte ein Leinentuch, nahm ihn ab und wickelte ihn in das Leinentuch. Und er legte ihn in ein Grab, das aus einem Fels gehauen war, und wälzte einen Stein vor die Tür des Grabes.
(47) Aber Maria, die Magdalenerin, und Maria, die Mutter des Joses, sahen, wo er hingelegt wurde.
Redaktion und Tradition
Die vorliegende Perikope verknüpft die Erzählung von der Kreuzigung (15,20b-41) mit der vom leeren Grab (16,1-8). Mit der Zeitbestimmung »am Abend« (V. 42) wird »die dritte Stunde« (15,25), zu der Jesus gekreuzigt wurde, und die »sechste … bis neunte Stunde« (15,33) aufgenommen, zu welcher Zeit eine Finsternis hereinbrach. D.h., Jesus starb um drei Uhr am Nachmittag (= 9. Stunde), und bei der Grablegung ist es nun schon Abend geworden.
Das Erstaunen des Pilatus über den schnellen Tod Jesu (V. 44a) ist im Zusammenhang der mk Passionsgeschichte sinnvoll, denn ihr zufolge ist gegen die Regel die Leidenszeit Jesu ungewöhnlich kurz. (Deswegen wundert sich Pilatus.) Auch durch die Nachfrage bei dem verantwortlichen Hauptmann (V. 44b) wird die Szene mit dem Vorangehenden verbunden (vgl. V. 39: der Hauptmann unter dem Kreuz). Weitere Verknüpfungen mit dem Kontext bestehen darin, daß 15,46 Ende und 16,3b fast wörtlich übereinstimmen und daß die Frauen aus V. 47 dieselben sind, die zusammen mit Salome die Kreuzigung beobachtet haben (15,40) und später zum Grab gehen werden (16,1).
V. 42: Die Zeitangabe »als es schon Abend wurde« ist ebenso wie 4,35 redaktionell. Wahrscheinlich liegt in der Nennung des Rüsttages Tradition zugrunde. Mk erläutert ihn für seine Leser als Tag vor dem Sabbat (vgl. die ähnliche Erklärung jüdischer Gebräuche in 7,3f).
V. 43: Die Begriffe »angesehen« und »Ratsherr« kommen bei Mk nur hier vor. Doch kann man daraus nicht ohne weiteres auf die traditionelle Herkunft der Kennzeichnung Josephs schließen. Vielmehr hat die Annahme manches für sich, daß zwar die Aussage über die Zugehörigkeit Josephs zum Hohen Rat traditionell, seine Charakterisierung als »angesehen« und die Notiz, daß er auf das Reich Gottes wartete, jedoch redaktionell sind. Das bedeutet dann: Joseph wird bei Mk zwar als Mitglied des Synhedriums bezeichnet, das Jesus zum Tode verurteilte (vgl. 14,64; 15,1); doch gleichzeitig schwächt Mk diesen Makel durch seine Hinzufügungen ab.
Daß Joseph »auch auf das Reich Gottes wartete«, zeigt, daß neben ihm andere dasselbe taten. Dazu gehört neben den Jüngern (4,11) ja auch jener Schriftgelehrte, dem Jesus bescheinigt, »nicht fern vom Reich Gottes« zu sein (12,34). D.h., Mk zeichnet Joseph zwar nicht als Christen, doch enthebt er ihn durch die genannte Charakterisierung und die durchweg positive Bedeutung, die »Reich Gottes« im MkEv hat (s. 1,15), der Gegnerschaft des Synhedriums gegen Jesus.
Gewiß hätte Mk es vorgezogen, von einem Begräbnis Jesu durch seine Anhänger zu erzählen (vgl. 6,29: das Begräbnis Johannes des Täufers durch seine Jünger). Da er darüber aber keine Überlieferung besaß und andererseits eine Nachricht von der Beerdigung Jesu durch einen Ratsherrn Joseph von Arimathäa umlief, bediente er sich dieser Tradition und nahm die erwähnten Aufbesserungen am Charakter von Joseph von Arimathäa vor. Die Bezeichnung des Tuns des Joseph als Wagnis lassen Mt und Lk aus. Doch gerade damit macht Mk den Joseph, der viel riskiert, der Leserschaft sympathischer und mildert seine Zugehörigkeit zum Jesus feindlich gesinnten Hohen Rat weiter ab.
V. 44-45: Diese Verse sind sicher redaktionell und verklammern die Szene mit dem Kontext. Sie beglaubigen den Tod amtlich und heben in apologetischer Nebenabsicht die Realität des Sterbens Jesu hervor.
V. 46: Die Aussage der Bestattung Jesu durch Joseph ist traditionell. Die Angabe über das Felsengrab mit einem Rollstein bereitet redaktionell 16,3f vor. Es fällt auf, daß Joseph Leinen kauft, was einschließt, daß das Tuch neu ist. Diese Aussage mag auf Mk zurückgehen, der sich daran interessiert zeigt, vom Begräbnis Jesu Unehre fernzuhalten. Das Umhüllen in (gebrauchten) Leinen dürfte traditionell sein. Es ist bei allen Begräbnisformen im Judentum üblich (vgl. die jüdische Abscheu vor Nacktheit und Apg 5,6). Doch andererseits ist nicht zu übersehen, daß Jesu Bestattung sich von einer normalen Beerdigung unterscheidet. So muß man sich vor Augen halten, daß Jesus nicht in dem Grab seiner Familie in Nazareth bestattet wurde, was zu einem ehrenvollen Begräbnis unbedingt dazugehört hätte. Des weiteren hatte Mk in 14,3-9 von der Salbung Jesu vor seinem Tod berichtet und sie als Salbung zum Tode verstanden. Doch kommt es nicht zu einer Salbung des Leichnams Jesu, wie sie als jüdisches Begräbnisritual bekannt ist. Liegt da nicht der Verdacht nahe, daß Mk die Tradition eines unehrenhaften Begräbnisses uminterpretieren wollte?
Ertrag: Die Mk 15,42-47 zugrundeliegende Tradition berichtet von einem Begräbnis Jesu durch das Mitglied des Hohen Rates Joseph aus Arimathäa. Bei der im folgenden anzustellenden historischen Frage ist Apg 13,29 mitzuberücksichtigen, wo von einer Beerdigung durch (feindliche) Juden die Rede ist.
Historisches
Die römische Rechtspraxis sah normalerweise vor, am Kreuz Gestorbene dort verwesen bzw. von Geiern, Schakalen oder anderen Tieren verzehren zu lassen – dies als Mahnung für die Lebenden.
Diese Möglichkeit scheidet für Jesus wohl aus, da die diesbezüglichen Traditionen übereinstimmend von einer Abnahme vom Kreuz berichten (auch 1Kor 15,4 setzt das voraus). Daher dürfte Jesus zu jenen Fällen gehören, in denen die römische Behörde den Leichnam freigab.
Man vgl. Philo, Flacc 83: »Ich habe von solchen gehört, die gekreuzigt wurden, die man aber, weil … Feiertage bevorstanden, vom Kreuz abnahm und den Verwandten gab, damit sie ein Begräbnis in Würde und dem Brauch entsprechend erhielten. Denn auch die Toten sollten einen Vorteil vom Geburtstag des Alleinherrschers haben, und zugleich sollte die Heiligkeit des Festes gewahrt werden.«
Allerdings bleibt die sehr bedenkenswerte Möglichkeit bestehen, daß man sowohl im ältesten Mk-Bericht als auch in 1Kor 15,4 die Bestattung Jesu postulierte – in 1Kor 15,4, um den Tod Jesu zu bekräftigen, in Mk 15,42-47, um das Gerücht eines unehrenhaften Begräbnisses abzuwehren, zu dem etwa auch das Fressen des Leichnams durch Geier und Schakale gehört. Zusätzlich kommt eine Stelle aus dem Propheten Jesaja als mögliche Auslöserin der Traditionsbildung hinzu, vgl. Jes 53,9: »Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern (oder: ›bei Reichen‹), als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.«
Vermutlich haben Juden Jesus vom Kreuz abgenommen, weil ein verstorbener Gekreuzigter nicht über Nacht am Holz hängen sollte (Dtn 21,23). Außerdem war die Freigabe und Abnahme Jesu vom Kreuz auch im Sinne des Pilatus, weil so von vornherein einer Unruhe angesichts der großen Zahl von Festbesuchern vorgebeugt war.
Über den genauen Ort der Bestattung Jesu sind keine Aussagen mehr möglich. Die Annahme der Beerdigung Jesu in einem Gräberfeld für Hingerichtete ist nahezu unmöglich, da Jesus ja nicht von den jüdischen Behörden exekutiert wurde. Die Hypothese einer Bestattung Jesu im Familiengrab des Joseph von Arimathäa scheitert an der Tendenz der frühchristlichen Berichte, die ein Wissen um eine unehrenhafte Beerdigung Jesu verraten bzw. eine solche befürchten. Der vielfach gegebene Hinweis auf die im Nordosten des heutigen Jerusalems (Giv’at ha-Mivtar) in einem Felsengrab in einem Ossuar wieder (!) beigesetzten gesalbten Gebeine eines gekreuzigten Juden mit Namen Jejochanan aus dem ersten Jahrhundert n.Chr. als Analogie zu der Mk 15,42-47 berichteten Beisetzung Jesu trägt wenig aus, weil es sich dort um ein Ossuar handelt, hier um die Beisetzung eines (fleischlichen) Leichnams. Da sich weder die Jünger noch die nächsten Familienangehörigen um Jesu Leichnam gekümmert haben, ist kaum denkbar, daß sie über seinen Verbleib informiert waren und später wenigstens seine Knochen bestatten konnten. Und auch die zuweilen vertretene Meinung, Jesus sei durch Jüngerinnen (ein Mann durch Frauen) bestattet worden, halte ich selbst als historische Möglichkeit im damaligen Judentum für ausgeschlossen, von der fehlenden quellenmäßigen Bezeugung ganz zu schweigen.
Die beiden unterschiedlichen Traditionen zum Begräbnis Jesu – Mk 15,42-47 einerseits und Apg 13,29 andererseits – kennen vielleicht übereinstimmend Joseph von Arimathäa. Er wäre dann, geschichtlich betrachtet, derjenige gewesen, der beauftragt wurde, sich um die Beisetzung Jesu zu kümmern. Daß er ein Jünger oder ein Freund Jesu war, läßt sich nicht wahrscheinlich machen. Der umgekehrte Schluß, er habe zu den Feinden Jesu gehört, wäre ebensowenig statthaft, da – historisch gesehen – die Verurteilung Jesu durch den Hohen Rat starken Zweifeln unterliegt. Wohin er (oder eine Gruppe uns unbekannter Juden) den Leichnam gelegt hat, können wir nicht mehr sagen.
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