Kitabı oku: «Jesus nach 2000 Jahren», sayfa 8
Mk 8,22-26: Der Blinde
(22) Und sie kommen nach Bethsaida.
Und sie bringen ihm einen Blinden und bitten ihn, daß er ihn berühre. (23) Und er nahm die Hand des Blinden und führte ihn aus dem Dorf hinaus und spuckte auf seine Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: »Siehst du etwas?« (24) Und aufsehend sagte er: »Ich sehe die Menschen, denn wie Bäume herumwandelnd schaue ich sie.« (25) Darauf legte er wiederum die Hände auf seine Augen, und er sah scharf und war wiederhergestellt und sah alles deutlich.
(26) Und er schickte ihn in sein Haus und sagte: »Geh nicht in das Dorf hinein!«
Redaktion
Der redaktionelle Sinn ergibt sich vor allem aus der Stellung der Perikope im Gesamtrahmen des MkEv. Sie weist einerseits auf das Verstehen des Jüngers Petrus in 8,29 voraus. Andererseits nimmt sie die von den Jüngern ausgesagte Blindheit (und Taubheit) in 8,18 auf. Wie bereits die Heilung des Taubstummen in 7,31-37 hat auch die Öffnung der Augen des Blinden teilweise symbolische Bedeutung.
Tradition
Mk hat an dieser Stelle eine Erzählung überliefert, die demselben Typ wie die Geschichte vom Taubstummen in Mk 7,32-35 entspricht. Sie enthält ähnliche Merkmale wie die Geschiche vom Taubstummen. a) Man bringt zu Jesus einen Kranken mit der Bitte um Heilung, b) Jesus nimmt ihn von den Zuschauern abseits, c) er heilt ihn mittels Speichel und Handauflegung. Daher ist die Geschichte als Variante von 7,32-35 zu beurteilen. Eigentümlich ist an der Geschichte im Verhältnis zu 7,32-35 nur, daß keine Zauberformel vorkommt and daß die Heilung in Stufen vonstatten geht.
Historisches
Der Wunderbericht Mk 8,22-26 mag auf eine geschichtliche Begebenheit zurückgehen. Die Verwendung von Speichel als Augenheilmittel war bereits zur Zeit Jesu im antiken Judentum üblich. Eine solch abstruse Geschichte wie die vorliegende läßt sich schwerlich aus der Gemeinde ableiten.
Mk 8,27-33: Das Messiasbekenntnis und das Versagen des Petrus
(27) Und Jesus ging weg und seine Jünger in die Dörfer von Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sagte ihnen: »Wer, sagen die Menschen, sei ich?« (28) Sie aber sagten ihm und sprachen: »Johannes der Täufer‹, und andere: ›Elia‹, und andere: ›einer der Propheten‹.« (29) Und er fragte sie: »Ihr aber, wer sagt ihr, daß ich sei?« Petrus aber antwortete und sagt ihm: »Du bist der Christus.«
(30) Und er bedrohte sie, daß sie niemandem über ihn erzählen.
(31) Und er begann sie zu lehren: »Der Menschensohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.« (32) Und mit Freimut sagte er das Wort.
Und Petrus nahm ihn zur Seite und begann ihn zu bedrohen. (33) Er aber wandte sich um, sah seine Jünger und bedrohte Petrus und sagt: »Tritt hinter mich, Satan, denn du hast nicht Gottes Sache im Sinn, sondern des Menschen Sache!«
Redaktion
Mit 8,27 beginnt ein neuer Teil des MkEv. Den Jüngern gegenüber eröffnet Jesus, wer er wirklich ist, korrigiert aber sofort das Mißverständnis des Petrus.
V. 27 ist in seinem ersten Teil ganz von Mk geschaffen; vgl. bes. das Wegmotiv (9,33f; 10,17; 10,32; 10,52).
V. 28 erinnert stark an 6,14f. Dabei ist 6,14f offensichtlich von der vorliegenden Stelle abhängig.
V. 30 enthält das mk Motiv des Messiasgeheimnisses.
V. 31 ist die erste Leidens- und Auferstehungsankündigung, die ebenso wie die zweite (9,31) und dritte (10,32b-34) von Mk eingefügt wurde. Dies ergibt sich zwingend aus ihrem sprachlich überwiegend mk Charakter und ihrer planmäßigen Verteilung auf Mk 8-10.
V. 32a: »Freimut« erscheint nur an dieser Stelle bei den Synoptikern, ist aber beim vierten Evangelisten häufig: 7,13.26; 10,24 u.ö. Vgl. auch Apg 2,29; 4,13.29 u.ö. Gleichwohl dürfte V. 32a redaktionell sein, um so mehr, als er, wie andere mk Stellen auch, die klare Voraussicht Jesu über sein Schicksal zeigt.
V. 32b: Petrus widersetzt sich dem Gedanken, daß der Menschensohn Jesus leiden muß. Doch kann er auch die Aussage der Auferstehung nicht verstehen. Man beachte, daß für Mk »Christus« und »Menschensohn« identisch sind (vgl. zu Mk 14,61-62).
Tradition
Ausgangspunkt der Traditionsanalyse ist, daß die Anrede des Petrus als Satan auf historisch zuverlässige Überlieferung zurückgehen muß. Denn diese »Verteufelung« des angesehenen Jüngers läßt sich nicht aus der Gemeinde ableiten.
Unter Abzug der redaktionellen V. 30-32 ergibt sich ein Anschluß von V. 33 an V. 29. Der Gedankengang der rekonstruierten Tradition verläuft dann wie folgt: Jesus weist die Erwartung, er sei der Messias, die von Petrus an ihn herangetragen wird, als satanische Anfechtung zurück.
Historisches
Die Gründe, die für die historische Wahrscheinlichkeit der Anrede Petri als Satan durch Jesus sprechen, wurden bereits im vorigen Abschnitt genannt. Und auch der Anlaß zu dieser Anrede, die Messiaserwartung Petri, dürfte historisch sein. Eine andere Frage ist natürlich, ob der Zeitpunkt des in der Tradition widergespiegelten Streites zwischen Jesus und seinem ersten Jünger von Mk richtig bestimmt ist. Hier will ich mich nicht festlegen. Jedenfalls fand eine Kontroverse darüber statt, ob Jesus der politische Messias sei (der die Römer aus dem Land jagt und das Reich Davids wiedererrichtet (vgl. Psalmen Salomos 17). Jesus weist diese Erwartung des Petrus entschieden zurück und dämonisiert seinen ersten Jünger. Der Satan, dessen Sturz Jesus bereits geschaut hat (Lk 10,18), kommt ihm ausgerechnet in der Erwartung seines engsten Vertrauten in die Quere. Als Satan redet Jesus Petrus an und belegt ihn mit dem Bann.
Mk 8,34-38: Von der Nachfolge Jesu
(34) Und er rief die Volksmenge mit seinen Jüngern zusammen und sagte ihnen:
»Wenn jemand hinter mir herfolgen, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. (35) Wer nämlich sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es retten.
(36) Was nützt es nämlich dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben einbüßt? (37) Denn was wird ein Mensch als Tausch für sein Leben geben?
(38) Wer sich nämlich meiner und meiner Worte in diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommt in der Herrlichkeit des Vaters mit den heiligen Engeln.«
Redaktion
Die Stellung der Nachfolgerede im unmittelbaren Anschluß an Jesu Zurückweisung der Einrede Petri läßt bezüglich der Intention des Mk den Schluß zu: Mk gibt seiner Gemeinde eine Belehrung darüber, wie Nachfolge in der Gegenwart aussehen kann. Man vgl. ähnliche Belehrungen im Anschluß an die zweite und dritte Leidensweissagung jeweils nach einem Unverständnis der Jünger (9,32-50; 10,35-45).
V. 34a: Die Einleitung ist redaktionell (vgl. 7,14; 8,1 u.ö.).
V. 35: Mk fügt ähnlich wie in 10,29 »um des Evangeliums willen« hinzu. Das „Evangelium ist der von den Aposteln gepredigte Christus“ (Wellhausen, 387). Vgl. auch oben, S. 19.
Tradition
In diesem Abschnitt sind verschiedene Jesuslogien zusammengestellt:
V. 34b: Dies ist ein Spruch eines nachösterlichen Propheten, denn bei dem Kreuz kann nur an das Kreuz Jesu gedacht werden; die Jünger sollen wie er das Martyrium willig über sich ergehen lassen. Das Kreuz tritt hier schon als Symbol des Christentums auf. Vgl. auch zu Mt 10,38/Lk 14,27.
V. 35: Die Q-Fassung dieses Wortes (Lk 17,33/Mt 10,39) ist älter, da sie in ihrer ursprünglichen Form (Lk) noch nicht den Bezug auf Jesus enthält.
V. 36-37: Hier liegen zwei weisheitlich geprägte Fragen vor, die beide negativ zu beantworten sind. Der Gewinn der ganzen Welt nützt nichts. Vgl. Ps 49,8-10; Koh 1,3; Lk 12,16-20.
V. 38: Dies ist ein Jesuswort, das über die anderen hinaus noch den zukünftigen Menschensohn ins Spiel bringt und eine deutlich apokalyptische Perspektive zeigt. Vgl. die Q-Parallele Lk 12,8f/Mt 10,32f und die zu Lk 12,8f gegebenen Erläuterungen.
Historisches
V. 34b: Dieses Wort ist in der vorliegenden Form, aber auch in der Q-Fassung unecht, da es auf den »Erhöhten« zurückgeht. Daß Jesus selber seiner Kreuzigung im vorhinein einen metaphorischen Sinn abgewonnen habe, scheint abwegig.
V. 35: Die Echtheit dieses profanen Sprichwortes ist auch ohne mk Hinzufügungen und ohne Bezug auf Jesus höchst unsicher.
V. 36-37 tragen weisheitliche Prägung und gehen nur vielleicht auf Jesus zurück.
V. 38 ist unecht.
Mk 9,1-13: Jesu Verklärung und Gespräch beim Abstieg vom Berg
(1) Und er sagte ihnen: »Amen, ich sage euch, es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes in Kraft gekommen sehen.«
(2) Und nach sechs Tagen nahm Jesus Petrus und Jakobus und Johannes und führt sie allein beiseite hinauf auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt. (3) Und seine Kleider wurden ganz glänzend weiß, wie sie kein Walker auf der Erde so weißen kann.
(4) Und ihnen erschien Elia mit Mose, und sie führten ein Gespräch mit Jesus.
(5) Und Petrus antwortete und sagt zu Jesus: »Rabbi, gut ist es für uns, hier zu sein. Und wir wollen drei Hütten bauen, dir eine und Mose eine und Elia eine.« (6) Denn er wußte nicht, was er antwortete, sie waren nämlich von Furcht ergriffen. (7) Und es entstand eine Wolke, die sie überschattete. Und eine Stimme geschah aus der Wolke: »Dieser ist mein geliebter Sohn, hört auf ihn!« (8) Und plötzlich, als sie um sich blickten, sahen sie niemanden mehr außer Jesus allein bei ihnen.
(9) Und als sie vom Berg herabstiegen, befahl er ihnen, daß sie niemandem von dem, was sie gesehen hatten, erzählten, außer wenn der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. (10) Und sie griffen das Wort auf und stritten untereinander, was es sei, von den Toten aufzuerstehen. (11) Und sie fragten ihn und sprachen: »Warum sagen die Schriftgelehrten, Elia müsse zuerst kommen?«
(12) Er aber sagte ihnen: »Kommt Elia zuerst, um alles wieder herzustellen? Wieso steht dann geschrieben über den Menschensohn, daß er vieles leiden und verachtet werden wird? (13) Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie taten ihm, was sie wollten, wie über ihn geschrieben steht.«
Redaktion
V. 1: Mk kann den überlieferten Satz hier übernehmen, da er selbst, wie 13,30 zeigt, eine zeitlich bestimmte Naherwartung besaß.
Gleichwohl interpretiert die anschließend erzählte Geschichte den traditionellen V. 1. Sie steht, indem sie Jesu Herrlichkeit zeigt, in Kontrast zu 8,27-38, wo das Leiden Jesu und der Jünger behandelt wurde. Gleichzeitig ist die Perikope die göttliche Bestätigung des Petrusbekenntnisses, wenn es recht verstanden wird: Jesus ist der Christus und Menschensohn, muß aber zuvor leiden.
Die Erzählung V. 2-8 ist im Kontext fest verankert. Folgende Motive in der Geschichte sind nämlich bereits aus dem Vorhergehenden bekannt:
V. 2: Bergmotiv (vgl. 3,13; 6,46); die drei Jünger Petrus, Jakobus, Johannes (vgl. 1,16-20; 3,16f; 5,37 – im Anschluß an die Perikope: 13,3; 14,33).
V. 4: Elia (vgl. 8,28 und 9,11).
V. 5: Petrus als Sprecher der Jünger (vgl. unmittelbar vorher 8,29).
V. 6: Zum Unverständnis der Jünger vgl. 4,13; 8,14-21 und im unmittelbaren Kontext 9,10. Zur Formulierung vgl. später 14,40b.
V. 7: Die Proklamation Jesu als Sohn Gottes nimmt 1,11 auf und weist auf 15,39 voraus. (Man vgl. dazu weiter 3,11; 5,7.)
V. 9-13 bestehen aus zwei Szenen:
a) V. 9-10: Hier erscheint der »Menschensohn«, der in der Verklärungsgeschichte nicht vorkam. Das Wort nimmt denselben Ausdruck aus 8,31 auf. V. 9 enthält einen Schweigebefehl an die Jünger, den sie aber mit Unverständnis (V. 10) quittieren. Dieses Schweigegebot ist wegen seiner ausdrücklichen zeitlichen Befristung singulär. Es besagt: Eine Verkündigung dessen, was Jesus wirklich ist, wird erst nach Ostern möglich sein. Diese hermeneutische Richtschnur gilt in gleicher Weise für sämtliche anderen Schweigegebote, und auch in allen drei Leidens- und Auferstehungsvoraussagen (8,31; 9,31; 10,32-34) wird klar, daß das Geheimnis Jesu erst nach seiner Auferstehung gelüftet werden wird.
b) V. 11-13 enthalten eine schriftgelehrte Zuordnung von Elia (äußerer Anlaß ist V. 4) zum Menschensohn. Der Hinweis auf das Leiden des Menschensohnes (V. 12) greift auf 8,31 zurück. Mk sieht in Johannes dem Täufer den wiedergekommenen Elia, der aber bereits getötet wurde (6,14-29).
Tradition
V. 1: Der Vers bezieht sich auf die Erwartung des Weltendes, dem positiv der Anbruch des Reiches Gottes entspricht. Das Wort entstand in der Zeit nach dem Tode und der »Auferstehung« Jesu, als die Erwartung des Kommens Jesu vom Himmel zwar noch lebendig war, etliche seiner Jünger jedoch unverhofft gestorben waren. Den noch lebenden Jüngern sichert das Wort Jesu als Trost zu: Wenigstens ein kleiner Rest der ersten Generation wird den Anbruch des Reiches Gottes noch erleben. Ihr könnt euch darauf verlassen.
Einen Einblick in das Problem der »Parusieverzögerung«, um das es hier geht, liefern die Briefe eines Augenzeugen der ersten urchristlichen Generation, Paulus. 1Kor 15,51 berichtet er von einem ihm widerfahrenen »Geheimnis«, d.h. einem ihm als Propheten zuteil gewordenen Wort des Herrn, das Probleme in der Gemeinde lösen soll. Er schreibt:
»Alle werden wir nicht entschlafen,
alle aber werden wir verwandelt werden.«
Darauf folgt eine Beschreibung des Endes, die seinen plötzlichen Eintritt betont, die Gerichtsposaune hervorhebt und die Totenerweckung konstatiert (1Kor 15,52).
Dieses Wort bewegt sich im Horizont der urchristlichen Erwartung, das Ende der Welt und damit die Ankunft des Herrn Jesus vom Himmel stünden unmittelbar bevor. Der Spruch verändert die Erwartung dahingehend, daß zuvor die meisten sterben würden, einige aber bis zum Ende mit ihrem Überleben rechnen könnten (so auch Mk 9,1).
Eine Vorstufe für diese veränderte Zukunftserwartung finden wir im ältesten Brief des Paulus, dem an die Thessalonicher (1Thess 4,15-17), wo das dem Propheten Paulus zuteil gewordene Wort des »Herrn« wie folgt lautet:
»(15) Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, daß wir, die wir leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. (16) Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. (17) Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.«
Zum Zeitpunkt der Abfassung des ersten Thessalonicherbriefs setzt Paulus offenbar voraus, daß die Mehrheit der Christen, seine Person eingeschlossen, mit einem Überleben bis zur Ankunft Jesu vom Himmel rechnen könne, während eine Minderheit versterbe.
Aus dieser Rekonstruktion folgt, daß Paulus vor der Abfassung des ersten Thessalonicherbriefs davon ausgegangen war, alle Christen würden bis zum Kommen Jesu vom Himmel überleben; und in dieser Erwartung dürfte er die christliche Durchschnittsmeinung der ersten Jahre nach Tod und »Auferstehung« Jesu vertreten haben.
V. 2-8: Die Tradition ist relativ einheitlich. Man beachte aber, daß am Anfang Jesus Subjekt ist, am Ende die Jünger. Die Tradition wurzelt im jüdischen Milieu. Sie hat mancherlei Parallelen mit Ex 24: Mose steigt auf den Berg, begleitet von drei namentlich genannten Männern (V. 9). Eine Wolke bedeckt den Berg (V. 15), und zwar 6 Tage lang, und Gott redet schließlich mit Mose aus ihr (V. 16). Die Tradition begründet, allgemein gesagt, Jesu Legitimität durch seine Entrückung in die himmlische Sphäre selbst.
Die Mk als literarische Einheit vorgegebene Tradition läßt sich in drei Teile gliedern:
1. Verklärung Jesu auf dem Berg und das Erscheinen von Elia und Mose;
2. Vorschlag des Petrus, drei Hütten zu bauen;
3. Wolke und Wolkenstimme (»Inthronisationsformel«) als Pointe.
Man kann die Tradition mit guten Gründen als Ostergeschichte identifizieren, und zwar wegen des Licht- und des Bergmotivs. So sieht Paulus den himmlischen Christus in einem verklärten Lichtleib (1Kor 15,42-49), und der Auferstandene erscheint seinen Jüngern auf dem Berg: Mt 28,16-20. Die Aufnahme der Verklärungsgeschichte in 2Petr 1,16-18 verankert sie offenbar in einem österlichen Kontext.
Die vorliegende Überlieferung mag die aus Gal 2,9 bekannte Trias »Petrus, Jakobus, Johannes« in ihrem Säulenamt legitimiert haben.
Historisches
V. 1: Die Rekonstruktion der Entstehung des Wortes beweist seine Unechtheit. Doch macht es, zusammen mit den angeführten Belegen aus den Briefen des Apostels Paulus, die brennende Naherwartung der ersten christlichen Generation deutlich, die am besten verstehbar ist, wenn Jesus selbst mit dem Kommen des Reiches Gottes in allernächster Zukunft gerechnet hat.
V. 2-8: Ist die Tradition ursprünglich eine Ostergeschichte, scheidet ihre Historizität von vornherein aus.
Mk 9,14-29: Der epileptische Knabe
(14) Und als sie zu den Jüngern kamen, sah er eine große Volksmenge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. (15) Und sogleich sah ihn das ganze Volk und erschrak und lief herbei, um ihn zu begrüßen. (16) Und er fragte sie: »Was streitet ihr mit ihnen?«
(17) Und es antwortete ihm einer aus dem Volk: »Lehrer, ich brachte meinen Sohn zu dir, der einen stummen Geist hat. (18) Und wenn er ihn packt, wirft er ihn auf den Boden; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich sagte deinen Jüngern, daß sie ihn austrieben, und sie vermochten es nicht.«
(19) Er aber antwortete ihnen und sagt: »Oh ungläubiges Geschlecht, wie lange werde ich noch bei euch sein? Wie lange werde ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir!« (20) Und sie brachten ihn zu ihm.
Und als der Geist ihn sah, riß er ihn sogleich zusammen, und er fiel auf den Boden und wälzte sich schäumend. (21) Und er fragte seinen Vater: »Wie lange Zeit ist ihm dieses geschehen?« Er aber sagte: »Von Kindheit an. (22) Und oft warf er ihn auch in das Feuer oder in Wasser, damit er ihn vernichte. Aber wenn du kannst, hilf uns und hab Erbarmen über uns.«
(23) Jesus aber sagte ihm: »Was das betrifft, sage ich dir: Alles ist möglich dem, der glaubt.« (24) Sogleich schrie der Vater des Knaben auf und sagte: »Ich glaube, hilf meinem Unglauben!«
(25) Als aber Jesus sah, daß das Volk zusammenläuft, bedrohte er den unreinen Geist, und sagte ihm: »Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir: Fahre von ihm aus und kehre nicht mehr in ihn zurück!« (26) Und er schrie, riß ihn heftig zusammen und fuhr aus. Und er war wie tot, so daß viele sagten: »Er starb.« (27) Jesus aber nahm seine Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.
(28) Und als er in das Haus eintritt, fragten ihn seine Jünger für sich: »Warum konnten wir ihn nicht austreiben?« (29) Und er sagte ihnen: »Diese Art kann durch nichts anderes ausfahren als durch Gebet.«
Redaktion
V. 14-16 sind redaktionell. Die Rückkehr Jesu und seiner drei Begleiter zu den Jüngern (V. 14) schließt an V. 2 an. »Schriftgelehrte« (V. 14) nimmt dieselbe Gruppe aus V. 11 auf. Wenn sie vorher genannt wurden, ging es immer um die Vollmacht Jesu (vgl. 1,22 u.ö.). Hier diskutieren sie mit den Jüngern.
V. 19 steht innerhalb des MkEv in einer langen Reihe von Stellen, die die Unfähigkeit der Jünger, zu verstehen, schlagend belegen (vgl. vorher 8,16-21).
V. 23-24 tragen das mk Glaubensmotiv ausdrücklich in die Geschichte ein. Der beispielhaft dargestellte Glaube des Vaters steht dabei in einem starken Gegensatz zur hilflosen Haltung der Jünger, die in V. 19 als ungläubiges Geschlecht bezeichnet werden.
V. 28-29 sind gleichfalls markinisch: Durch V. 28b versucht Mk vielleicht das Problem seiner Gemeinde zu bewältigen, daß sie sich der eigenen exorzistischen Fähigkeit unsicher geworden ist.
Tradition
Die doppelte Krankheitsbeschreibung (V. 17b-18; V. 21f) und die Tatsache, daß die Jünger nur am Anfang von Bedeutung sind, lassen darauf schließen, daß die von Mk aufgenommene Erzählung eine sekundäre Kombination zweier einander ähnlicher Wundergeschichten ist. Dabei scheint die zweite (etwa V. 21ff) ganz auf den Exorzismus konzentriert gewesen zu sein, während die Pointe der ersten (etwa V. 17ff) »die Gegenüberstellung des Meisters und der Zauberlehrlinge« war, »deren Unfähigkeit die Folie für die Kraft des Meisters bildet« (Bultmann, 225).
Historisches
Zuweilen wird in der Tradition die historisch zuverlässige Erinnerung an ein Jüngerversagen wiedergefunden. Doch kann man nur deswegen, weil das Jüngerversagen in anderen Wundergeschichten kein Thema ist, schwerlich auf historische Erinnerungen schließen. Zudem mag das Jüngerversagen aus der nachösterlichen Situation eingetragen worden sein, denn für sie ist es an anderen Stellen bezeugt (4,13-20; Lk 22,31f).
Zur Exorzismustätigkeit Jesu sei auch auf die Ausführungen zu Lk 11,20 verwiesen.
Zur Frage, ob das erst von Mk in die Geschichte eingebrachte Glaubensmotiv für Jesus bedeutsam war, vgl. zu 11,23.