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Kitabı oku: «Amerikanische Wald- und Strombilder. Zweiter Band.», sayfa 5

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Boardinghäuser

Das Wort »boarding-house« ist fast das erste, welches der Einwanderer in Amerika lernt – er muß ein Obdach und Nahrung haben, und dieß alles findet er für einen verhältnißmäßig billigen Preis in solchen Kost- oder Boardinghäusern. Ich rede hier nicht von den besser eingerichteten Wirthschaften und Hotels, die dem Reisenden alle möglichen Bequemlichkeiten bieten, und von denen, in Cincinnati besonders, eine große Anzahl existirt, sondern von den Häusern, in welchen der Fremde, dessen finanzielle Umstände ihm nicht erlauben sechs, acht, ja zwölf Dollar die Woche für Kostgeld zu bezahlen, einkehrt, und wo er, wie der deutsch-amerikanische Ausdruck ist, »boardet!«

Diese Anstalten werden fast ausschließlich von Deutschen gehalten, sind sich im Ganzen ziemlich ähnlich, und wir wollen dem Leser eines dieser »Kaffeehäuser,« wie sie sich fast alle nennen, näher vorführen. Es ist ein schmales, zweistöckiges, grün angestrichenes Brettergebäude, das, selbst etwas windschief, zwischen zwei große Backsteinhäuser hineingepreßt, scheinbar von diesen aufrecht gehalten wird. Ein breites Glasfenster zeigt drei über einander angebrachte Reihen von Flaschen mit Liqueur oder wenigstens einer liqueurfarbigen Flüssigkeit gefüllt, zwischen denen, um den sonst etwas zu leeren Raum auszufüllen, einzelne Citronen liegen, während in der unteren Reihe mehrere Glasgefäße mit Candiszucker und anderen Näschereien prangen. Über der mit einer rothen Gardine verhangenen Thür steht auf einem grünlackirten Schild mit grellrothen Buchstaben, daß die Augen kaum das Verschwimmen der Farben ertragen können, »Battle of Bunkershill Coffee house,« und darunter »Deutsches Kosthaus von N. N.«

Doch wir wollen hineingehen und das Innere des Heiligthums betrachten. Es ist ein kleines, wahrscheinlich früher zum Vorsaal bestimmt gewesenes Zimmer, das jetzt aber zur Schenkstube benutzt wird und zugleich das Entrée des Hauses bildet. Rechts sind bis zur Decke hinauf Regale angebracht, die mit Flaschen, Caraffen, Gläsern, Apfelsinen und Zuckerwerk ausgeschmückt, die eine Wand verdecken, während Thür und Fenster die zweite einnimmt, und riesenhafte Zettel, Ankündigungen von Seiltänzern und Kunstreitern, mit Abbildungen der merkwürdigen Sachen, welche diese auszuführen gedenken, die andern beiden überziehen. Besonders hervorstechend zeigt sich noch, gerade am mittelsten Regale befestigt, ein kleines Schild, auf dem mit größtmöglichen Buchstaben die Worte »No Credit!« »Kein Credit!« zu lesen sind, und mit dem eine zweite unter Glas und Rahmen gebrachte Tafel correspondirt, durch welche dem Eintretenden in zierlichen Versen kund gethan wird, daß der Eigenthümer seine Weine und Liqueure, seine Flaschen und Gläser, ferner Hausrente und Taxen bezahlen müsse, und deßwegen unendlich bedaure, seinen geehrten Gästen unter keiner Bedingung borgen zu können. Eine Art Ladentisch trennt den Ausschenker oder »Barkeeper« von den Gästen, zu deren Bequemlichkeit nur eine kurze, grünlackirte Gartenbank an der gegenüberstehenden Wand angebracht ist, die aber für den Augenblick leider nicht benutzt werden kann, da ein Irländer, der ein wenig zu schwer geladen, langgestreckt darauf liegt.

»Wer tractirt?« ruft jetzt der Barkeeper, welcher sich schon fast eine Viertelstunde lang die Anwesenden ungeduldig betrachtete. »Wer tractirt? Boy's – ihr steht ja so trocken da, wie die Pulverfässer – wollen wir drum würfeln?«

Er hat bei den letzten Worten einen kleinen Lederbecher unter dem Ladentisch vorgeholt und schüttelt denselben ein wenig; der Klang wirkt wie bezaubernd, alle treten hinzu, und die drei niedrigsten Würfe müssen den Trunk à Person mit einem Picayune (6¼ Cent. oder 2 gGr.) bezahlen. Obgleich der Barkeeper selbst mitspielt, so ist es doch eher zu erwarten, daß der niedrigste Wurf leicht einen der Gäste, von denen sechse gegenwärtig sind, als ihn treffen wird, und schon auf solche Art und Weise verdienen die Wirthe manchen Dollar. Jetzt öffnet sich aber die Thür, und ein anständig gekleideter Mann tritt herein und erkundigt sich bei dem Ausschenker, ob er hier eine oder mehrere Wochen »boarden« könne.

Dieser beschaut ihn zuerst sehr aufmerksam vom Kopf bis zum Fuß, und fragt ihn dann vor allen Dingen, »ob er Gepäck bei sich habe?«

»Nichts als dieses!« antwortete der Fremde und zeigt auf ein kleines, in ein rothseidenes Schnupftuch eingeschlagenes Päckchen.

»Hm,« sagt der Ausschenker, »dann müssen Sie pränumerando bezahlen, ich kann Ihnen nicht helfen!«

»Und wer hat Ihnen denn gesagt, daß ich das nicht werde,« entgegnete pikirt der Fremde.

»Oh well!« sagt der Ausschenker, keineswegs dadurch außer Fassung gebracht, »dann ist alles in Richtigkeit.«

»Und der Preis?« fragt der Fremde.

»Drei Dollar die Woche!«

Der Mann bezahlt und bittet den Barkeeper nun, ihm sein Zimmer zu zeigen; dieser steigt mit ihm eine kleine, schmale Treppe hinauf, öffnet die sich fast an der obersten Stufe befindende Thür, und weist den Ebengekommenen hinein.

Es ist ein ziemlich großer Raum, der die ganze Breite des Hauses einnimmt, mit drei Fenstern und einem gewaltigen Kamin an der Seite, das Ganze hat aber ein unfreundlich kaltes Aussehen, denn in dem Kamin liegen Stiefeln, Stöcke, Hutschachteln, Pfeifen etc. etc., und beweisen zur Genüge, wie wenig von dieser Seite auf ein gutes, erquickendes Feuer zu hoffen sei. Des Fremden, den Raum schnell durchfliegende Augen zählen fünfzehn zweischläfrige Betten, die eines neben dem andern an den Wänden hin und in der Mitte stehen, und eine ziemlich zahlreiche Schlafgenossenschaft versprechen. Nur ein Tisch und etwa acht oder neun Stühle dienen dem Worte »Mobilien« zur Entschuldigung, und die umherhängenden verschiedenartigen Kleidungsstücke sind nicht gerade geeignet, dem Ganzen ein freundlicheres Aussehen zu geben.

»Und hier soll ich schlafen?« fragt mit gerade nicht freudiger Überraschung der Fremde.

»Ja!« ist die Antwort – »in diesem Bette hier, mit einem Amerikaner – es ist ein ganz ordentlicher Mann!«

»Und kann ich kein Bett für mich allein bekommen?«

»Unmöglich, wir haben jetzt kaum Platz für unsere Gäste – alle Boardinghäuser sind überfüllt.«

Noch steht der Fremde unschlüssig am Eingang, er weiß aber, daß wenn er auch zu einem andern Hause gehen wollte, sich die Verhältnisse ziemlich gleich bleiben, wirft sein Päckchen auf das ihm angewiesene Bett und – ist eingezogen.

»Haben Sie denn wohl einen ruhigen Platz, wo ich einen Brief schreiben könnte?« fragt er jetzt nochmals den Barkeeper, der eben im Begriff ist die steile Treppe wieder hinunter zu klettern.

»Unten im Zimmer, wo die Übrigen sind!« sagt dieser, »das ist der einzige Platz im ganzen Haus.« In jenes Zimmer führt er jetzt seinen Gast und zeigt ihm in der einen Ecke einen Tisch, an welchem eben ein freundlicher Oldenburger emsig beschäftigt ist, zu dem morgenden Sonntag seine Stiefeln zu wichsen.

»Du mußt damit hinausgehen!« fährt er diesen an, »das gehört sich nicht in der Stube! wir sind nicht mehr auf dem Schiffe!« Schweigend räumt der also Abgefertigte seinen Platz ein und der Fremde sieht sich vergebens nach irgend einem Gegenstand um, mit welchem er den staubigen Tisch abwischen könne!

»Warten Sie, ich will Ihnen etwas bringen,« sagt der Barkeeper und geht in das Schenkzimmer zurück; unterdessen hat jener aber vollkommen Zeit den Raum zu betrachten, in welchem er sich jetzt befindet.

Es ist ein geräumiges Zimmer mit einem großen, gußeisernen Gestell in der Mitte, das ein Mittelding zwischen Ofen und Kamin zu sein scheint, denn es hat wohl die Gestalt des erstern, entspricht aber ganz dem Zweck des letztern, da es die Hitze nicht erst durch Röhren, sondern gleich durch die vorn im Rost sichtbaren Kohlen verbreitet. Um dieses haben sich in allen möglichen Stellungen und Lagen die verschiedenen Gäste des »Kaffeehauses zur Schlacht am Bunkers Hill« versammelt, und befinden sich alle in einer sehr heitern Stimmung, lachen und erzählen und machen einen Lärm, daß die Gläser auf dem zweiten Tische zittern. Einige, die im Anfang gekommen sein mochten, hatten noch Stühle gefunden, die später Eintreffenden schon mit zwei grünlackirten Holzbänken, denen ähnlich, die in der Schenkstube standen, vorlieb nehmen müssen, und die letzten konnten einzig und allein stehend an der Gesellschaft und zu gleicher Zeit am Ofen Theil nehmen. Unser Gast war gezwungen, sich auf irgend eine Art einen Stuhl zu verschaffen, und mit den Sitten solcher Häuser schon ziemlich vertraut, blieb er einige Minuten am Feuer, bis einer der Sitzenden aufstand, welchem er dann ohne weitere Umstände den kaum verlassenen Stuhl entführte und an seinen Tisch trug. Diesen mußte er übrigens, da der Barkeeper nicht wiederkehrte, mit seinem eigenen Taschentuche abstäuben.

Jetzt klingelt es plötzlich im nächsten Zimmer, und der lang ersehnte Ruf »supper, supper!« (Abendessen) übertönt und erstickt bald den frühern Lärm; alles strömt in das Speisezimmer und der Barkeeper trägt den Davondrängenden die zurückgelassenen Stühle nach, da an der Table d'hote noch einige fehlen. Eine lange Tafel steht dort gedeckt, an welcher etwa 30 Personen Raum und die mit mehrern Fleischarten, Kartoffeln, Eiern, Butter und Käse besetzt ist. Jeder Gast findet neben seinem Teller eine eingeschenkte Tasse Thee, die er, wenn geleert, bloß empor zu heben braucht, um sie augenblicklich wieder von einem jungen Mädchen, das die Aufwartung besorgt, gefüllt zu bekommen; doch sieht es der Wirth nicht gern, wenn das öfter als zweimal geschieht.

Das Essen ist gut und schmackhaft zubereitet, und nach der Mahlzeit, von der jeder, sobald er fertig ist, aufsteht, ohne sich weiter mit Wort oder Blick um seinen Nebenmann zu bekümmern, versammeln sich die Gäste wieder um den kaum verlassenen Ofen, an welchem jene jetzt die besten Plätze einnehmen, die am schnellsten essen konnten.

Die Gesellschaft ist übrigens keineswegs uninteressant, denn nicht allein verschiedene Nationen, sondern auch verschiedene Stände treffen sich hier, und die gebildetere Classe der Deutschen, als Advocaten, Ärzte, Theologen, Kaufleute etc., die größtentheils wenigstens für den Augenblick noch gezwungen waren, eine ihren frühern Beschäftigungen gerade nicht entsprechende Arbeit zu übernehmen, um ehrlich und ordentlich in der neuen Welt durchzukommen, findet sich bald zusammen und verplaudert die langen Abende.

Die Zeit des Schlafengehens naht aber jetzt, und hie und da schleichen einzelne mit abgebrannten Lichtendchen in der Hand die Treppe hinauf, denen die übrigen ebenfalls bald folgen und ermüdet das harte Lager suchen, welches nur aus einer Seegras-Matratze und zwei oder drei wollenenen Decken besteht. Die Lichter verlöschen nach und nach, und sobald sich die einzelnen Paare und Bettgenossenschaften verständigt haben, ob sie »doppelt-Adler« oder »löffel-artig« liegen wollen, herrscht für wenige Minuten tiefes Schweigen, das aber bald einem von allen Seiten hertönenden Schnarchen weicht, bei dem sich der daran nicht Gewöhnte oft stundenlang unruhig auf seinem Lager umherwälzt.

Es existiren übrigens auch mehrere amerikanische Boarding-Houses in Cincinnati, wo der Gast für 5 Dollars per Woche eine reinlichere und freundlichere Umgebung hat, das Unangenehme des Zusammenschlafens mit Mehrern findet sich in den meisten.

Money-Brokers

Die Geldwechsler spielen in allen Städten Amerika's eine bedeutende Rolle, denn wo solch' unzählige Banken und Tausende von verschiedenen Banknoten und Münzsorten circuliren, ist es unbedingt nöthig, Leute zu haben, welche nicht allein die ächten von den nachgemachten unterscheiden können, sondern auch den Reisenden mit den für ihn brauchbarsten Münzsorten oder Tresorscheinen versehen.

Hunderte von Banken streuen jährlich ihre Noten unter die Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus; viele bestehen fort und lösen später das ausgegebene Papiergeld wieder mit Silber ein, die meisten aber machen bankerott oder thun wenigstens was gleichbedeutend ist: sie nehmen nicht einmal mehr ihr eigenes Geld für den vollen Werth an, so daß es 20, 30, ja bei dem Mississippi-, Arkansas-, Atchafalaya- und Texas-Geld schon bis zu 70 und 80 Procent gefallen ist. Am schlimmsten stehen sich bei diesem fortwährenden Schwanken des Geldcurses die armen Leute, die Arbeiter und Tagelöhner, welche am Ende des Monats ihre paar Thaler in irgend einem Papiergeld ausbezahlt bekommen, das, wie ihnen der Broker sagt, »gut« ist – und wofür sie auch ihre Bedürfnisse an Kleidern und Schuhwerk kaufen können; morgen aber vielleicht schon heißt es – »die und die Bank hat ihre Zahlungen eingestellt.« Niemand nimmt die Noten mehr zu dem vollen Werth, und der Mann, welcher sich schwer und hart für die wenigen Dollars geplagt hat, verliert noch 15 bis 20 Procent daran, während die Bank von ihren eigenen Noten, so viel sie bekommen kann, schnell zu dem gefallenen Preis aufkauft und nach ein paar Monaten, nach deren Verlauf sie sich wieder für zahlungsfähig erklärt, Tausende verdient hat.

Ein fürchterlicher Mißbrauch wird mit diesem Papierwesen getrieben, und daneben existirt fast keine Bank, von der nicht Verfälschungen circuliren, zu deren Entdeckung wöchentlich Broschüren ausgegeben werden, welche die Namen der sogenannten »counterfeits« und den Werth der verfälschten Noten angeben. Auch hier ist es wieder der Arme, welcher durch diese den meisten Schaden leidet, da er die ächten selten von den unächten zu unterscheiden vermag.

Das wenige Silber und Gold hat übrigens durch die ganze Union denselben Werth und dasselbe Gepräge, wenn auch hie und da andere Namen, nur ist Cincinnati die westlichste Stadt, in welcher Kupfergeld circulirt (Cente, hundert auf einen Dollar); schon in Louisville, 150 Meilen westlich, kennt man als kleinste Münzsorte nur Picayunes oder half dimes (6¼ und 5 Centstücke), die von dort an einen andern Werth haben, und mit denen gegen die aus den östlichen Staaten ein bedeutender Handel getrieben wird, indem die half dimes dort, selbst noch theilweise in Cincinnati, nur 5 Cent gelten, und weiter den Ohio hinunter und am ganzen Mississippi für 6¼ angenommen werden.

Die Broker haben ihre kleinen, zierlich ausgeputzten Locale gewöhnlich an Straßenecken, um recht in die Augen zu fallen, und suchen etwas darin, durch in den Fenstern ausgelegte Packete Banknoten und kleine Haufen von Goldstücken die Augen der Vorübergehenden auf sich zu ziehen.

Auctionen

In einem Lande, wo so viel und so großartig speculirt wird, wie in Amerika, ist es eine sehr natürliche Folge, daß sich auch Tausende in ihren Erwartungen und Hoffnungen betrogen finden, deren Eigenthum und Waare dann den Weg in die zahlreichen, durch die ganze Stadt zerstreuten Auctionslocale findet, und hier auf eine oft unglaubliche Art unter dem Werth verschleudert wird.

Eine kleine hellrothe Fahne, über der Thür aufgesteckt, zeigt am Tage den Ort an, wo Abends mit dem Glockenschlag sieben der Ausverkauf beginnen wird, und Kauflustige oder Neugierige treiben sich, einander ablösend, fortwährend vor und in diesen Localen herum, um die am Abend vorkommenden Waaren zu betrachten und zu prüfen; mit einbrechender Dämmerung jedoch, wo die blutrothe Flagge übersehen werden könnte, stellt sich irgend ein Mann oder Knabe, sehr häufig ein besonders hierzu gemietheter Neger, mit einer Handglocke vor das Auctionslocal, und läutet pausenlos auf eine ohrenzerreißende Art, um die Bevölkerung von Cincinnati darauf aufmerksam zu machen, daß die Versteigerung bald beginnen werde. Es sind wohl zwölf bis funfzehn verschiedene Auctionen an jedem Abend, und hier kaufen besonders die umherziehenden Krämer ihre Waaren ein, mit denen sie später die Farmer im Innern des Landes beglücken.

Der Auctionator steht auf einer von dem Platz, welchen die Käufer einnehmen, getrennten hohen Bühne, die es ihm möglich macht, alle zu sehen, wie von allen gesehen zu werden, und die zu versteigernden Gegenstände werden ihm durch einen zweiten von innen hinausgereicht. Von dem Mittelpunkt dieser Bühne aus läuft ein schmaler, langer Tisch bis fast zur Thür hin, um auf diesem vorkommende Ausschnittwaaren aufzurollen und den Kauflustigen besehen zu lassen. Die Waaren selbst sind übrigens sehr gemischter Art – Tuche und Steingut, Bijouterien und Glaswaaren, Kattune und Bücher, eiserne Geräthschaften und Porzellan, Schuhe und Hüte, Weine, Liqueure, eingemachte Früchte und Austern, alles wird wild durcheinander feil geboten, wobei sich der Auctionator durch eine fast fabelhafte Zungenfertigkeit auszeichnet, mit welcher er das ausbietende und aufmunternde going, going, going, going, ruft, daß das Ohr dem Klange kaum zu folgen vermag, bis ein entscheidendes »gone!« den Bietenden entweder erschreckt oder erfreut.

Allerdings hat man öfters die Gelegenheit auf diesen Auctionen Waaren zu einem Spottpreis einzukaufen, im Ganzen ist es aber doch sehr gefährlich, denn entweder wird der mit den Gebräuchen nicht Bekannte angeführt, oder kauft, durch den anscheinend billigen Preis bestochen, eine Masse von Sachen, die er mit gutem Gelde bezahlen muß und nachher nicht gebrauchen kann.

Kleiderladen

sind in Amerika, wo alles so zauberhaft schnell geht und die Menschen sich fast stets unterwegs befinden, unentbehrlich – wie hätte der Amerikaner Zeit, sich einen Rock anmessen und nachher machen zu lassen. Oft Hunderte von Meilen verreisend, nimmt er gewöhnlich als einziges Gepäck ein kleines Felleisen mit, in welchem er ein Hemd und mehrere reine Vorhemdchen und Kragen führt, das ist das einzige, was er waschen läßt, alles übrige wird, sobald getragen oder zerrissen, neu angeschafft. Kleiderläden, in denen man jedes zum Anzug Nöthige antrifft, findet man daher auch in jeder Stadt und besonders gleich an den Dampfboot-Landungen in großer Anzahl, die fast alle, sei es nun im Norden oder Süden, New-York oder New-Orleans, St. Louis, Cincinnati, Buffalo oder Charlestown, von deutschen Juden gehalten werden. Wie die Yankees den fast alleinigen Uhrenhandel an sich gerissen haben, so verhält es sich mit den Israeliten und Kleiderläden, in keiner Stadt aber mehr als in Cincinnati, das gewissermaßen den Mittelpunkt bildet, von welchem sie sich in die ganzen westlichen Staaten zerstreuen, um als wandernde Krämer mit Tragekasten oder Lastpferd ihre Waaren feilzubieten, oder auch in der Stadt selbst bleiben und am Werft wie in den Hauptstraßen vor ihren Läden förmlich auf die Vorbeigehenden lauern. Gnade Gott dem armen Teufel, der mit etwas schäbigen Kleidern und einem sehnsüchtigen Blick auf die zur Schau ausgehängten Anzüge vorüber geht, er ist unrettbar verloren; der Verkäufer, ein auf das Eleganteste angezogener Jüngling, der nie deutsch spricht, außer da, wo er sieht, daß der, mit dem er es zu thun hat, auch kein Wort englisch versteht, stürzt auf ihn zu, faßt ihn um die Taille, und zieht ihn unter den zärtlichsten Vorwürfen, daß »so ein hübscher Mensch solch abgerissenes Zeug trage,« in den Laden; hat dieser dann noch hinlänglich baares Geld, und sei es nur genug, um ein Taschentuch zu kaufen, bei sich, so kommt er selten ohne irgend einen aufgedrungenen Artikel fort.

Freilich laufen diese Ladenjünglinge auch manchmal der unrechten Person in den Weg und ernten Grobheiten oder gar Ohrfeigen für ihre Zudringlichkeit; was thut's aber, sie leiden ja für die heilige Sache, und der nächste Vorüberwandernde entgeht darum seinem Schicksal doch nicht.

Durch die in den Zuchthäusern gefertigten Schuhe und Kleidungsstücke, wie durch den geringen, wahrhaft grausamen Preis, welchen arme Nähmädchen für eine Tagesarbeit bekommen, sind Kleidungsstücke, was nicht Seide oder Tuch ist, erstaunlich billig geworden, so daß man jetzt selbst in New-Orleans ein baumwollenes Hemd mit leinenem Vorhemd und Kragen für Einen Dollar kauft, ebenso recht gut aussehende Schuhe und Beinkleider, Jacken und Westen für Einen Dollar das Stück. Wie nachlässig übrigens diese Sachen gefertigt sind, kann man sich denken; es soll aber alles schnell gehen, die Dauer und Solidität der Arbeit kommt nicht in Betracht. So z. B. kündigte eine Wäscherin (Mulattin) vor mehreren Jahren in Cincinnati, in Mainstreet, durch ihr Aushängeschild an, daß sie jedes ihr anvertraute Kleidungsstück »in einer Stunde wasche und trockne;« auf welche Art der Stoff dabei behandelt wurde, läßt sich denken.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
28 eylül 2017
Hacim:
180 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain