Kitabı oku: «Babaji - Von Herz zu Herz»
Das Buch
Aus Amerika, Indien, Afrika und Europa berichten Menschen ihre tiefgreifenden oft sehr persönlichen Erlebnisse mit Babaji, dem Meister. Sie erfahren wundersame Wandlungen durch die Begegnung mit ihm, durch seine persönlichen Lehren, seine Einfachheit und Wahrheit und durch seine allgegenwärtige Liebe. Die anschaulichen Berichte stimmen nachdenklich und fordern uns auf, unsere eigene heutige Weltanschauung, die oftmals vom Materialismus geprägt worden ist, zu überdenken und zurückzukehren zum wahren menschlichen Sein, zur Menschlichkeit, zu seiner Lehre von Wahrheit, Einfachheit und Liebe.
Die Autorin
Gertraud Reichel, lebte zusammen mit Ihrem Mann einige Jahre in Kairo, Ägypten, und in Daressalam, Tansania, wo sie Ihren Master in Sprachwissenschaften machte. Nach der Begegnung mit dem bekannten Meister Babaji 1979 in Indien gründete sie den G. Reichel Verlag, der als erstes Bücher über diesen Meister herausbrachte. Seitdem ist der Verlag stetig angewachsen mit dem Ziel, Wissen zu vermitteln. Zur Zeit lebt sie in Bayern und hat zwei Kinder.
Gertraud Reichel
Babaji - Von Herz zu Herz
Inhaltsverzeichnis
Umschlag
Das Buch / Die Autorin
Titel
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Begegnung mit Babaji
Neti Neti - Nicht dies, nicht jenes
Begegnungen in Haidakhan
Schulung
Dankbarkeit
Erinnerungen
Spiel des Schicksals
Ein Ghanese trifft Babaji
Lerne die richtige Distanz
Eine furchterregende Begegnung
Das Leid des Abseits
Lebende Bilder - die kein Maler malt
Mein Weg zu Babaji
Sehnsucht
Vom Nebel ins Leben
Erlebnisse in Haidakhan
Reise zum Selbst
Der Wendepunkt meines Lebens
Erfahrung eines neuen Lebens
Das Ende der Suche
Eine wahre Geschichte
Wunderwege
Abschied
Teil II
Der Schlag eines Herzens
Erfüllung
Wie mein Meister mich rief
Infos im Internet
Fußnoten
Impressum
Liebe die ganze Menschheit. Hilf allen Lebewesen. Sei glücklich. Sei höflich. Sei eine Quelle unerschöpflicher Freude. Erkenne Gott und das Gute in jedem Gesicht. Kein Heiliger ist ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft. Sprich Gutes über jeden. Kannst du für jemanden kein Lob finden, so lasse ihn aus deinem Leben gehen.
Sei originell. Sei erfinderisch. Sei mutig. Schöpfe Mut - immer und immer wieder. Ahme nicht nach. Sei stark. Sei aufrichtig. Stütze dich nicht auf die Krücken anderer. Denke mit deinem eigenen Kopf. Sei du Selbst. Alle Vollkommenheit und Tugend Gottes sind in dir verborgen - offenbare sie. Auch Weisheit ist bereits in dir. Schenke sie der Welt.
Lasse zu, dass die Gnade Gottes dich freimacht. Lasse Dein Leben das einer Rose sein - schweigend spricht sie die Sprache des Duftes.
Shri Babaji, Februar 84
Vorwort
Einem großen Meister zu begegnen ist oft der Wendepunkt im Leben eines Menschen. Alte Gedankenmuster lösen sich auf und machen neuen Platz, das Bewusstsein öffnet, weitet sich und betritt unbekannte Dimensionen auf allen Ebenen. Ein Umdenken findet statt, das, angewendet auf das praktische und geistige Leben, zur wahren Erfüllung des Menschseins führt.
Die hier aufgezeichneten Berichte aus Europa, Afrika und Amerika sind nur ein Teil der Erfahrung, die unzählige Menschen aus allen Ecken und Enden der Welt in dem kleinen Dorf Haidakhan, - Wohnsitz Babajis - am Fuße des Himalaya gelegen, machten. Jeder wurde individuell belehrt, je nach seinem augenblicklichen Bewusstseinszustand und seiner Aufnahmefähigkeit. Andere haben Babaji nie in der Physis kennen gelernt und erfahren dennoch seine Lehren und seine Gegenwart Tag für Tag im geistigen Bereich.
Babaji wird als Mahavatar bezeichnet. Das Wort kommt aus dem Sanskrit und bedeutet das "Herabsteigen des Göttlichen in die Materie" oder die Verdichtung von Geist oder Feinstofflichem. Ein Mahavatar ist demnach eine göttliche Erscheinung - ein Gottmensch - ohne menschliche Geburt. Avatare oder Mahavatare erscheinen auf der Erde immer dann, wenn große Umwälzungen bevorstehen, und wenn die Menschheit den rechten Weg verlassen hat.
Babaji ist seit Jahrhunderten in der Kumaon Region am Fuße des nördlichen Himalaya Gebirges unter dem Namen "Haidakhan Baba" bekannt. Schriftliche wie mündliche Überlieferungen berichten von seinem Erscheinen in zahlreichen Gestalten und von Wundern, die er mal in dieser oder jener Gegend vollbrachte. Vor der jetzigen Inkarnation war er zuletzt 1920 in einem physischen Körper gesehen worden. Noch heute lebende Schüler berichten, dass er sich damals inmitten eines Flusses in Licht auflöste. Seit diesem Zeitpunkt war er gelegentlich in seinem Lichtkörper erschienen, um Weisungen zu geben oder Heilungen durchzuführen.
Babajis baldige Wiederkehr wurde von dem zeitgenössischen Heiligen, Mahendra Baba, der kurz vor Babajis erneutem Erscheinen verstarb, verkündet. Um ihn wiederzuerkennen, beschrieb er ihn sogar mit seinen Narben an den Armen und Beinen. Schließlich gab sich Babaji 1970 - als er in einer Höhle sitzend gefunden wurde - zu erkennen.
Bald begann sich die Nachricht von Babajis Wiederkehr in ganz Indien zu verbreiten. 1972 kamen die ersten Europäer.
Von sich selber sagte er: "Ich bin niemand und nichts, dieser Körper hat keinerlei Bedeutung, ich bin nur der Spiegel in dem Du Dich siehst." Sein Bewusstsein durchdrang alles Sein, das Grobstoffliche wie das Feinstoffliche. Es war unmöglich, sein Wesen zu analysieren, geschweige denn es zu verstehen. Er war rätselhaft, unbeständig und seine Reaktionen unvorhersehbar. Da er alles wahrnahm, handelte er entsprechend der augenblicklichen Erfordernisse und Gegebenheiten. Dennoch kann man sein Wesen mit einem Satz zusammenfassen: Er ist die verkörperte Liebe. Sie war aus jeder seiner Handlungen, seiner Blicke und Gesten zu sehen und zu spüren. "Ich bin gekommen um zu geben. Gebt auch Ihr", waren seine Worte.
Als Mahavatar benötigte Babaji nichts von dieser Welt. Nahm er Nahrung zu sich, so sagte er manchmal: "Ihr esst und trinkt für Euch, ich aber esse und trinke für die Welt!" Seine Person stellte er ganz in den Hintergrund: "Dieser Körper hat keine Bedeutung. Er ist nur dazu da, seine Pflicht und Aufgabe zu erfüllen!" Seine Aufgabe war es, die Menschen zu ihrer wahren Natur zurückzuführen, nämlich zur Menschlichkeit. Er wirkte zwar im religiösen Formenkreis des Hinduismus, entnahm diesem auch manches, aber seine Lehre - die der Menschlichkeit - ist überkonfessionell und keiner bestimmten Glaubensrichtung zuzuordnen.
Durch seine Ausstrahlung und Impulse, die er gab, rief er die in jedem innewohnenden positiven Eigenschaften wach, die nur stimuliert und kultiviert werden müssen, um innerlich und schließlich auch äußerlich wirksam zu werden. "Wie oben so unten, wie innen so außen", lautet ein hermetisches Gesetz.
Seine Lehre umfasste die Begriffe:
Wahrhaftigkeit: Denken, Sprechen und Handeln in Übereinstimmung mit dem göttlichen Kern eines jeden Menschen.
Nächstenliebe und Toleranz aller Kreatur gegenüber, einschließlich der Tiere und Pflanzen.
Bescheidenheit und Genügsamkeit auf jedem Gebiet des Lebens, was auch die Zurückstellung eigener Wünsche zugunsten anderen Lebensformen bedeutet.
Neben diesen drei Prinzipien der Wahrheit, Einfachheit und Liebe, die die Eckpfeiler einer jeden Weltanschauung sein sollten, lehrte er das ständige Herzensgebet, die immerwährende Anrufung eines der Namen Gottes. Er bevorzugte das uralte Sanskrit Mantra "Om namah Shivay", was übersetzt so viel bedeutet wie: Herr, Dein Wille geschehe. Das ständige Herzensgebet, auch ein Bestandteil der orthodoxen Kirche, beruhigt den Gedankenfluss und führt zur Stille, denn nur in der Stille kann wahres Wissen, kann Verbindung mit dem göttlichen Ursprung aufgenommen werden.
Babaji betonte auch immer wieder die Bedeutung selbstloser Arbeit, dem sogenannten Karma Yoga, der ein Weg zur Gotteserfahrung ist.
Warum inkarnierte Babaji? Er erschien aus zweierlei Gründen. Einmal um die Menschheit aufzurütteln und ihr Bewusstsein für ein Leben voller "Menschlichkeit" - bezogen auf alle Daseinsformen - zu erwecken, und zum anderen, um die Menschheit vor den großen Gefahren kommender Umwälzungen zu warnen.
Ein Umdenken und vermehrtes Handeln im Einklang mit der Natur ist von Nöten, denn: "Die Elemente sind vergewaltigt worden. Sie wollen sich nun von ihrer schweren Last befreien,... und die Entfesselung der Naturgewalten hat bereits begonnen."
Seine Voraussagen bezogen sich konkret auf die Neugestaltung der Erde:
"Die gegenwärtige Zeit ist voller Aufruhr. Es wird eine große Veränderung stattfinden, und zwar durch eine blutige Revolution... Am Ende der alles zerstörenden Revolution wird kein Land, sei es groß oder klein, verschont geblieben sein. Einige Länder werden vollkommen ausgelöscht, es bleibt kein Zeichen ihrer früheren Existenz. In anderen Ländern werden 3 - 5 Prozent, maximal 25 Prozent der Bevölkerung übrigbleiben und überleben.
Die Vernichtung wird durch Erdbeben, Überschwemmungen, Unfälle, Konflikte und Kriege herbeigeführt."
Auf die Frage, wie man sich vor der Zerstörung retten kann, antwortete er, dass alle diejenigen gerettet würden, die wahrhaftig Gott - in beliebiger Form - verehren und Seinen Namen preisen.
Am 14. Februar 1984 verließ Babaji in Haidakhan seinen Körper. Seine Präsenz ist nach wie vor im Ashram in Haidakhan zu spüren, der im Laufe der Jahre zu einem Pilgerzentrum für Menschen aller Rassen, Nationalitäten und Religionsrichtungen geworden ist. Es ist ein universeller Kraftort, an dem viele Menschen geistige und physische Kräftigung erfahren.
Gertraud Reichel
Begegnung mit Babaji
Dio Urmilla Neff, Amerika
"Babaji" flüsterte ich hingebungsvoll und sehnte seine Erscheinung herbei. Ich schaute mich in der Empfangshalle meiner Eltern um. Es war 1966. Ich saß gefesselt von Yoganandas klassischem Buch "Autobiographie eines Yogi1 gemütlich in einem Sessel und war von dem Phänomen, das er so real beschrieb, fasziniert. Ich war gerade bei dem Ausspruch des bekannten Meisters Lahiri Mahasaya angelangt: "Wer auch immer mit Ehrfurcht den Namen Babajis ausspricht, erhält seinen sofortigen Segen."
"Babaji", wiederholte ich und versuchte dabei, ehrfürchtig zu sein. Nichts schien sich in der Vorhalle zu regen. Ich sah keine Lichter, hörte keine ätherischen Stimmen. "Wie dumm von dir," dachte ich, "Was erwartest du eigentlich?" Ich wäre jedoch höchst erstaunt gewesen, wenn ich geahnt hätte, dass Babaji mich wirklich gehört hatte und es mir zwölf Jahre später mitteilen würde.
Babaji war Yoganandas Gurus Gurus Guru, der den Überlieferungen zufolge in den Himalayas lebt und sich mit seinem kleinen Gefolge von Berggipfel zu Berggipfel teleportiert. Yogananda beschrieb ihn als den Begründer des Kriya Yogas, eines Systems von Meditationstechniken. Angeblich Hunderte von Jahren alt, wird Babaji nicht als Mensch angesehen, sondern als "Avatar", ein göttliches Wesen, das sich inkarniert, um der Menschheit zu Hilfe zu kommen. Die "Autobiographie eines Yogi" beschreibt Babaji als streng und bewundernswert zugleich: Er schlug ein glühendes Holzscheit auf die Schulter eines Schülers, heilte dann aber sofort die Wunde mit seiner Hand und erklärte seinen befremdeten Jüngern, dass dieser Mann aufgrund seines Karmas andernfalls in einem Feuer umgekommen wäre. Ein anderes Mal befahl Babaji einem angehenden Schüler, eine steile Felsklippe hinunterzuspringen, um seine Hingabe zu beweisen. Der Mann sprang. Babaji erweckte ihn sofort zum Leben und akzeptierte ihn als Schüler.
Babaji lebte bis 1984 in seinem kleinen Ashram in Haidakhan, einem kleinen Dorf am Ufer des Gautama Ganga Flusses im Kumaon Gebirge von Uttar Pradesh. Obwohl er seit 1970 dort ständig ansässig war, haben ihn relativ wenig Besucher aus dem Westen aufgesucht. Es scheint, dass nur wenige herausfinden konnten, wo er lebte, die anderen waren der Überzeugung, er sei noch immer unerreichbar, irgendwo in den unzugänglichen, luftigen Höhen des Himalayas.
Mein Mann und ich hörten zuerst durch eine junge Frau in San Francisco von Babaji. Sie hatte acht Monate in seiner Nähe verbracht. Die Überzeugung, dass er wirklich der Babaji ist, erfüllte uns mit dem Verlangen, ihn aufzusuchen. Zunächst wussten wir nicht, wie wir eine solche Reise finanzieren sollten, doch dann wurden Familiengelder frei, die vorher durch juristische Streitigkeiten festgelegen waren. Drei Monate später befanden wir uns in Indien.
Begegnung mit Babaji
In Babajis Haidakhan Ashram, auf einem Hügel gelegen, fanden wir ein entzückendes Anwesen vor mit weißen und pfirsichfarbenen Häusern und terrassenförmigen Bananenhainen und Blumengärten. Sie überblickten den klaren Gautama Ganga Strom. Der winzige oktagonale Tempel mit seiner schmalen, rot-weiß-grünen Kuppel ragte aus Bananenblättern hervor, ein verblichenes rotes Fähnchen flatterte an der Tempelspitze. Alles war sauber, gut gepflegt und friedvoll.
Zu jeder Seite des Ashrams liegen terrassierte Korn- und Reisfelder, trockene grün-braune Hügel, einige steinerne Bauernhäuser. Auf der rechten Seite befindet sich das Dorf Haidakhan mit seinem rauschenden Bergbach und der Miniaturbrücke. Gleich auf der anderen Seite des breiten Flussbettes liegt der alles überragende Berg Kailash, der seit Urzeiten als Sitz des Hindugottes Shiva bekannt ist. Zahlreiche Hügel flankieren in einiger Entfernung das weiße, steinige Flussbett. Einige Dorfbewohner arbeiten in glühender Hitze auf den Feldern, andere treiben schwarze Wasserbüffel auf engen Pfaden.
Als ich am Nachmittag meiner Ankunft die Ashramstufen hinuntereilte, um mein Gepäck wieder aufzufinden, stieß ich fast mit einer Gruppe Inder zusammen, die vor einer großen, rundlichen Person, gekleidet in ein Hemd aus violetter Seide und einem Dhoti, geleitet wurde. Der Vorangehende hatte ein jugendliches, rundes, goldfarbenes Gesicht und zurückgekämmte schwarze schulterlange Haare, die, wie in Indien üblich, geölt waren. Zuerst war ich sehr verwirrt. Ich konnte nicht feststellen, ob dieses Wesen ein Mann oder eine Frau war, er oder sie schien das Beste von beiden zu vereinen. Das Gesicht war so ansprechend, so leuchtend. "Ah", rief ich. Ich hatte ihn erkannt. Babaji fragte nach meinem Namen und eilte dann an mir vorüber in den Garten, wo seine Anhänger sich zum abendlichen Singen zusammengefunden hatten. Ich setzte mich in den hinteren Teil des Gartens und schaute voller Erstaunen dieses Wesen in Violett an. Er sah fast wie ein amerikanischer Indianer aus mit seiner hohen, gewölbten Stirn und den dunklen Augen. Seine Lippen waren fein geschwungen, seine Wangen voll und rosig, und er strotzte vor Gesundheit. Sein Gesicht war so ansprechend und wundervoll. Er war das schönste Wesen, das ich je gesehen hatte.
Babaji saß auf einer niedrigen Mauer am Ende des Gartens und empfing seine Schüler, die sich in Reih und Glied aufstellten, um ihn zu begrüßen. Frauen in farbenprächtigen Saris beugten sich nieder, berührten mit ihrer Stirn seine Füße, erhoben sich und sagten strahlenden Gesichts einige Wort zu ihm. Männer in Dhotis und Männer in westlichen Anzügen näherten sich, viele warfen sich in ganzer Länge vor ihm nieder zu dem respektvollen indischen Gruß vor dem Meister, Pranam genannt. Diejenigen, die am Nachmittag angekommen waren, überreichten ihm Geschenke und Babaji wickelte Hemden und Dhotis aus, Tuschkästen und Zeichenpapier, Früchte und indische Süßigkeiten. Einige Schüler brachten ihm duftende Öle, um damit seine Füße einzureiben, oder Weihrauch, um ihn in seiner Nähe zu verbrennen. Augenscheinlich verehrten sie ihn alle.
Am nächsten Tag begann die Ashram-Routine, die für die nächsten zehn Wochen unser tägliches Leben bestimmen sollte. Wir standen um vier Uhr morgens auf, nahmen ein schnelles Bad in dem kristallklaren Wasser des Gautama Ganga unterhalb des Ashrams und fanden uns in der winzigen Kirtanhalle aus Zement zu Gesängen und Gebeten zusammen. Babaji kam dann, um uns zu empfangen, und wir stellten uns an, um ihn zu begrüßen oder um an seinem erhöhten Sitz zu stehen und mit ihm zu sprechen. Anschließend gingen wir zu unseren Räumen oder saßen mit Babaji im Garten oder arbeiteten in der Küche oder trugen Eimer mit Wasser vom Fluss die Treppen hoch. Mittags fanden wir uns im Innenhofe zum Mittagessen ein, und anschließend legten wir uns in unseren Räumen zu einem Schläfchen nieder. Am späten Nachmittag badeten wir zum zweiten Male, um anschließend im Garten zu singen. Manchmal am Abend wurde einer unter uns von Babaji gebeten, eine Rede zu halten, manchmal alberte er herum und machte Späße mit einem Schüler oder zog ein Kind auf seinen Schoß, um es wie eine Mutter zu schaukeln oder zu herzen. Und oftmals saß er einfach da, und wir fuhren fort zu singen bis es Zeit war, ins Bett zu gehen.
Herakhan Baba2
Nach den Aussagen seiner indischen Schüler verweilt Babaji nur für eine gewisse Zeit in seinem physischen Körper, dann löst er sich auf und erscheint seinen Anhängern nur noch in Visionen. Wenn er sich physisch wieder manifestiert - berichten sie - hat er einen neuen Körper und eine andere Erscheinung. Sie sagen, er inkarniert sich nicht, sondern erscheint vollständig ausgewachsen. Yoganandas Beschreibung von Babaji bezieht sich auf eine Zeit bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Ein anderes Buch, von Baba Hari3 Dass beschreibt Babajis Leben zwischen 1890-1920 in der Kurmanchala Region in Indien, die an Nepal grenzt. Babaji wurde damals vorwiegend Herakhan Baba genannt wegen seiner langjährigen Zugehörigkeit zu diesem Dorf. Fotografien zeigen den Herakhan Baba von großer Statur, mit ziemlich heller Hautfarbe, kurzem schwarzen Haar und vornehmer Gestalt. Es wurde erzählt, dass er niemals schlief, weder Hunger noch Durst kannte und dennoch ungewöhnlich stark war. Ferner strömte er einen lieblichen moschusähnlichen Duft aus.
Nachweislich vollbrachte Herakhan Baba Wunder vor großen Menschenmengen. Es wurde ihm nachgesagt, Kranke zu heilen, Tote zu erwecken, an zwei Orten gleichzeitig zu erscheinen, in heiligen Feuern zu sitzen, ohne ein Haar zu versengen. Schließlich hatte er Tausende von Anhängern in verschiedenen Teilen der Kurmanchala Region. Wohin er auch immer ging, versammelten sich Menschenmengen, um seine Segnungen zu empfangen. Nach einer anderen Quelle -1922 oder 1920 - stieg er vor einer Gruppe von Anhängern in die Wasser der zwei zusammenfließenden Ströme Gori und Kali und wurde daraufhin nicht mehr gesehen.
Eines Morgens, wenige Tage nach meiner Ankunft, kam ich vom Fluss, in dem ich meine Saris gewaschen hatte, zum Ashram zurück. Als ich mich den Ashramstufen näherte, rief mich Babaji zu sich. Er saß mit wenigen Personen unter schattenspendenden Bäumen im Garten nahe des Flussbettes und streckte seine goldfarbene Hand nach mir aus, um mich zu sich auf eine niedrige Felsmauer zu ziehen. Er erklärte uns seine einfache Botschaft, die er an alle seine Schüler weitergibt: "Lebt in Wahrheit, Einfachheit und Liebe und wiederholt im Geiste ständig das Mantra Om Namah Shivay.4
Bald danach sprach ich über das Mantra mit einem jungen Fotografen aus Gwalikor, einem langjährigen Schüler Babajis. Der Fotograf erzählte mir von der Zeit, als er Babaji in die Provinz Bihar begleitete, wo Shri Yukteswar, Yoganandas Guru, Tausenden von Leuten Kriya Yoga gelehrt hatte. Die meisten Schüler, die sie trafen, übten noch immer Kriya Yoga aus, und sie wussten auch, dass Babaji der Begründer dieser Technik war. "Lehre uns mehr Kriyas" riefen sie und scharten sich um Babaji. Nichts anderes als dieses wollten sie hören. So ließ Babaji die Leute in mehreren Reihen sitzen, und er gab dem Fotografen Anweisung, jedem einzelnen die richtige Kriya Technik für dieses Zeitalter beizubringen. Ich fragte, was er denn getan hätte. "Ganz einfach. Ich flüsterte jedem Om Namah Shivay zu!"
Die Geschichte, in der Babaji in seiner jetzigen Form erschien, begann eigentlich in den Zwanziger Jahren, als ein fünfjähriger Junge in Bihar eine Vision hatte. Ein prächtiger Jüngling erschien ihm und überreichte ihm etwas Prasad, gesegnete Speise. Der Junge wurde mit Ehrfurcht für den Jüngling erfüllt, und als er erwachsen war, durchquerte er zu Fuß ganz Indien, Nepal und Tibet auf der Suche nach seiner glänzenden Vision. Endlich entdeckte er eine Fotografie des legendären Herakhan Baba auf einem Kurmanchala Familienaltar und erkannte den Guru, den er so lange gesucht hatte. 1949 schloss sich dieser Schüler in einen Raum des Ashrams ein, der dem Herakhan Baba geweiht war, und schwor, weder zu essen noch sich aus seiner Yogaposition zu rühren, bis die geliebte Person seiner Vision wiederkehre. Und Babaji erschien tatsächlich5. Als Belohnung für seine tiefe Verehrung - so erzählt die Überlieferung- machte Babaji ihn zu seinem Botschafter. Er wurde Mahendra Baba genannt.
Mahendra Baba baute überall in Indien Ashrams für Babaji, zog alle übriggebliebenen Schüler des Haidakhan Baba in der Kurmanchala Region zusammen und verkündete ihnen, dass ihr geliebter Herakhan Baba und der historische Babaji ein und derselbe wären und dass er bald wieder erscheinen würde.
***
Als ich mich an das Ashramleben gewöhnt und gelernt hatte, um vier Uhr morgens im Dunkeln zu der "Flussbett-Toilette" zu gehen und die Kunst beherrschte, im langen Unterrock zu baden, begann ich mich meiner Hauptaufgabe im Ashram zu widmen, die scheinbar darin bestand, Babaji zu beobachten. Seine Aktivitäten schienen - soweit ich es beurteilen konnte - aus einer speziellen vor Sonnenaufgang abgehaltenen Feuerzeremonie, aus seiner Anwesenheit beim morgendlichen und abendlichen Singen, aus Empfängen von Anhängern in seinem Raum und aus zeitweiligem Überwachen von vedischen Ritualen zu bestehen. Manchmal saß er im Garten, irgend jemand massierte ihm dabei die Füße, malte mit Wasserfarben oder spielte Schach mit einer Gruppe aus dem Westen. Zu anderen Zeiten wies er seinen Anhängern kraftvoll Arbeiten zu: einen Baum zu pflanzen, einen überwucherten Pfad zu säubern oder aber Steine vom Fluss zu einer Baustelle zu tragen. Oftmals erschien er munter zur Mittagszeit zwischen den am Boden sitzenden und essenden Schülern, ging hin und her, stellte hier und dort eine Frage, wie sie den Reis fänden, ob sie es bequem hätten etc. Seine Energie schien unerschöpflich. Man mag über Babajis eher einfache tägliche Routine rätseln. Augenscheinlich vollbrachte er keine spektakulären Wunder wie der alte Herakhan Baba, noch schien er hart und streng wie in Yoganandas Beschreibung. Woher wissen wir, dass er wirklich Yoganandas Babaji ist? Hier kann ich keine große Hilfe sein, ich spürte einfach sofort, als ich von ihm hörte, dass er der echte Babaji ist. Als Babaji einmal von meinem Mann scherzhaft gefragt wurde, ob er der Mann auf dem Foto des Herakhan Baba sei, antwortete er lächelnd: "Ja" und signierte das Foto.
Mahendra Baba hatte vorausgesagt, Babaji würde "Bhole Baba" oder "anspruchsloser Vater" genannt werden, weil er keine offensichtlichen Wunder vollführe. Er tut es auch nicht, wenigstens meistens nicht.
Ich hörte von einer Begebenheit, als im Ashram unerwartet eine Busladung von einhundert Schülern aus der nahen Kleinstadt Haldwani ankam. Es war Mittagszeit, und die Gäste füllten den Innenhof, die Stufen und gar die Wege im Garten. Dort warteten sie in der heißen Sonne auf das Mittagsmahl. Die indische Köchin war sehr beunruhigt, hatte sie doch nur Speisen für etwa zwanzig Leute vorbereitet, und sie wusste, dass unmöglich alle Anwesenden beköstigt werden konnten. "Teile das Essen aus!" befahl Babaji, ihren Protest nicht beachtend. Somit begannen die Helfer, sich mühsam durch das sitzende Gedränge von Dorfleuten hindurchzuarbeiten, um Reis und Gemüse auf die Bananenblätter-Teller zu häufen.
Kellenweise die Speise verteilend, machten sie ihren Weg durch den dicht gefüllten Hof, die Stufen und Wege hinunter in den Garten. Sie füllten den Teller des letzten Gastes und gingen zurück, um nochmals Nachschlag auszuteilen. Der Köchin wurde bewusst, dass Babaji irgendwie eingegriffen hatte, konnte es aber nicht beweisen. Babaji schützte wie üblich Unwissenheit vor.
Meine Bekannte aus San Francisco erwähnte eine andere "Fisch- und Brotausteilung" aus der Zeit, in der sie dem Ashram als Köchin diente. Ich hörte viele Geschichten wie diese: Babaji, obwohl im Ashram anwesend, erscheint in einem entfernten Dorf, um eine kranke Bauersfrau zu heilen; Babaji, der allein mit einem bestimmten Schüler plötzlich fließend Englisch oder Deutsch spricht; Babaji, der sich plötzlich leichter macht, wenn ein kühner Anhänger darauf besteht, ihn durch den Fluss zu tragen. Das Wunder, das ich persönlich erlebte, war sein offensichtliches Gedankenlesen, eine alltägliche Handlung im Ashram, wie ich später erfuhr. Mir wurde mitgeteilt, wenn ich ihn in Gedanken um etwas fragen würde, käme die Antwort früher oder später. Und wirklich. Zu meiner Überraschung brauchte ich nur um Verstehen oder um einen Einblick in ein Problem zu bitten, die Antwort wurde mir auf ganz subtile Art gegeben: als plötzlicher Lichtblick oder durch jemand anderen. Begleitet wurde dieses Phänomen oftmals durch eine kleine äußere Geste seinerseits. Ich wusste plötzlich eine Antwort oder hatte eine kleine Eingebung, woraufhin Babaji mir eine Mango reichte. Jedes Mal, wenn ich geistig den richtigen Weg einschlug - so schien es mir - bekam ich die sofortige Bestätigung von ihm: einen schnellen Blick, eine Hand zum Segen erhoben, ein wenig Prasad.
Je länger ich bei Babaji weilte, um so erstaunlicher erschien er mir. Wenn er den Küchenbereich betrat, wurde dieser Trakt lebendig. In Saris gekleidete Damen sprangen auf von ihrem Reis, den sie gerade säuberten, um ihn zu begrüßen. Der jugendliche Koch tauchte aus seiner Holzhütte auf, strahlend, das brodelnde Gemüse momentan vergessend. Die Küchengehilfen umringten Babaji, ihre glänzenden Gesichter leuchteten mit dem "Er-ist-Hier" Ausdruck, den ich so gut kennenlernte.
Im Juni 1970, so erzählt die Geschichte, träumte ein Bauer aus Haidakhan namens Chandramani6, er solle den Gautma Ganga Fluss überqueren und eine Höhle am Fuße des Kailash Berges betreten. Und wirklich, als er in die Höhle kam, fand er einen wunderschönen Jüngling in Lotuspose sitzend vor. Er war groß, schlank, mit dunklem, schulterlangen Haar und heller Hautfarbe. Chandramani eilte nach Hause, um Milch zu holen und zog schließlich selbst in die Höhle, um dem Jüngling, den er verehrte, zu dienen. Kurz darauf erklommen die beiden den Kailash Berg. Fünfundvierzig Tage saß dann der Jüngling unbeweglich in perfekter Yoga-Positur auf dem Gipfel, aß und trank nicht, noch öffnete er seine Augen. Später überquerten er und Chandramani den Fluss und gelangten zu einem kleinen oktagonalen Tempel, der zuvor vom Herakhan Baba erbaut worden war. Sie lebten in einer Hütte nahebei und die Bauern kamen, einer nach dem anderen, um dem bemerkenswerten jungen Mann ihre Verehrung zu zeigen, in dem Glauben, dass endlich ihr Herakhan Baba zurückgekehrt sei.
Ein Jahr nach seinem Erscheinen besuchte der junge Guru verschiedene Dörfer und Städte Nordindiens. Dadurch wurden mehr und mehr Leute auf ihn aufmerksam, und bald strömte das Volk zu dem abgelegenen Tempel in den Kumaon Hügeln.
Eine indische Bekannte aus Bombay erzählte mir, wie sie Babaji in jenen Tagen zum ersten Mal traf, und wie er sich ihr offenbarte. Meine Bekannte, ein ernster Mensch und ziemlich westlich eingestellt, las 1959 die "Autobiographie eines Yogis". Sie fühlte ein intensives Verlangen, Babaji zu finden und machte sich auf den Weg in die Himalaya Berge. Sie fand ihn dort nicht und unternahm daraufhin 1965 nochmals einen Versuch, der ebenfalls ohne Erfolg blieb. Eines Abends, 1971, sie saß gerade mit ihrem Vater am Familienaltar, der mit Bildern von Gottheiten und Heiligen geschmückt war, klopfte ein Verwandter an und bestand darauf, der Familie einen jungen Guru vorzustellen. Die Bekannte hatte die Hoffnung, Babaji jemals zu treffen, aufgegeben und hatte außerdem genug von Gurus, so dass sie keinen mehr sehen wollte. Aber ihr gastfreundlicher Vater beschloss, ihn zu empfangen.
Der Verwandte brachte einen auffallend schönen Jüngling herein, der sofort zum Altar ging und sich dort niederließ. Er schaute intensiv auf meine Bekannte und deutete wortlos auf ein Bild auf dem Altar, das vorher dort nicht gestanden hatte. Es war die Federzeichnung von Babaji aus der "Autobiographie eines Yogi". Dann deutete er auf sich und wiederholte diese Geste zweimal. Innerlich zutiefst getroffen, fiel ihm meine Bekannte zu Füßen. Endlich hatte sie Babaji gefunden.
Diese Frau und andere indische Schüler berichteten mir über die ersten Jahre Babajis in Haidakhan. 1971 und 1972, so sagten sie, saß er stundenlang mit geschlossenen Augen in Lotusposition, augenscheinlich in tiefen meditativem Zustand. Auch wenn er nicht meditierte, sprach er wenig und wenn, dann nur einsilbig. Seine Augen schienen Licht auszustrahlen und oftmals war sein Blick so hell und durchdringend, dass man ihn nicht anschauen konnte. Fotos aus dieser Zeit zeigen Babaji als einen schlanken, wundervoll geformten Jüngling, etwa zwanzig Jahre alt, mit dunklen, fesselnden Augen und einem wirren Haarschopf. Auf einigen Fotos sah er aus wie ein Sioux-Indianer, auf anderen wie eine Madonna.