Kitabı oku: «Babaji - Von Herz zu Herz», sayfa 4
Geheiratet hat Kamalata einen Schweizer, der sein Leben als Psychiater in Zürich abgebrochen hatte, als Schüler zu Babaji gekommen war, und von ihm den Namen Hari Govind erhielt. Während der heißen Monsunzeit im Sommer lebt Kamalata nun mit ihren zwei Söhnen in Deutschland. Sie hat eine Wohnung in Rieferath, einem kleinen Dorf in der Nähe von Bonn, in dem es auch heute einen Babaji Ashram gibt. Für ihren Unterhalt sorgen die Schwiegereltern. Hari Govind lebt jetzt schon seit acht Jahren in Haidakhan und ist einer der wenigen, die ständig im Ashram leben.
"1970 habe ich das Buch gelesen von Yogananda ‚Die Autobiographie eines Yogi’“ erzählt Hari Govind, „und da habe ich ja sehr viel über Babaji gehört und in dem Moment hat meine Seele gewusst, dass Baba mein Guru ist. Ich wusste nur, ich muss gehen. Es war absolut, hundertprozentig klar in einer Sekunde. Da gab es gar nichts dran zu rütteln."
Hari Govind hat daraufhin mit seinem bisherigen Leben gebrochen. Es hat ein Jahr gedauert, bis er alle seine Verpflichtungen gelöst hatte und zu Babaji nach Haidakhan kam.
"Ich habe alles abgebrochen. Ich habe nur gewusst, so kann ich nicht weiterleben, wie ich bisher gelebt hab. Und dann... dann hat er übernommen. Ich habe einfach realisiert, dass er der ist, den ich mein ganzes Leben lang gesucht hatte. 34 Jahre war ich damals. Und dann, als ich ihn dann sah, da wusste ich, es war richtig. Da hatte ich die Gewissheit. Ja, und dann gingen die Prüfungen los. Ich hab am Anfang viele Tränen geweint, es war hart, sein Training, die ersten Monate war er eher abweisend... äußerlich abweisend. Innerlich hatte ich sehr viel erfahren. Ich muss sagen, mein Leben hat erst angefangen dort. Das ist wirklich wahr. Es war die Dimension, die zu erleben ich eigentlich 34 Jahre vergeblich gesucht hatte. Die ging dann eben langsam auf, das kann man natürlich nicht an einem Tag machen. Man bekommt Krankheiten. Ich bin noch nie in meinem Leben so viel krank gewesen. Ich hab Malaria, Hepatitis, Amöben gehabt, zwanzig Monate war ich am Rande der Erschöpfung. Nach den zwanzig Monaten hat er mich dann weggeschickt."
Zurückgekehrt in den Westen war noch einiges zu erledigen. Ein Haus zu verkaufen, eine Wohnung aufzulösen, Klarheit zu schaffen.
Heute ist Hari Govind Feuer-Yogi am Dhuni, der heiligen Feuerstelle in Haidakhan. Babaji hat das vedische Feuerzeremoniell als Ausdruck der Gottesverehrung wieder eingeführt. Bei dieser Zeremonie werden am Feuer Mantren rezitiert und Reis, Butterschmalz, Früchte, Blumen und Weihrauch geopfert. Nach der Andacht werden Früchte oder Süßigkeiten, die an der Feuerstelle gesegnet wurden, an alle Versammelten verteilt. Zweimal am Tag, bei Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang zelebriert Hari Govind dieses Feueropfer. Mir wurde bei meinem Aufenthalt in Haidakhan immer wieder erzählt, dass sich der Segen, der davon ausgeht, auf die ganze Region erstrecke. Es habe seit der Wiedereinführung der Feueropfer keine Dürrekatastrophe mehr gegeben und die Ernten seien besser geworden.
Nach hinduistischer Auffassung leben wir derzeit im Kali Yuga, dem dunklen Zeitalter, was jetzt zu Ende gehen soll. In einem 2000 Jahre alten Schriftstück wird diese Zeit so charakterisiert: Eine Zeit, in der Besitz allein Vorrang hat, Reichtum als einzige Tugend gilt, nur Leidenschaft Mann und Frau verbindet, und nur Unwahrheit zum Erfolg führt, der Genuss der Sinne als höchste Glückseligkeit gilt und äußere Form mit wahrer Geistigkeit verwechselt wird.
Im Gegensatz dazu steht Babajis Lehre vom Leben in Einfachheit, Liebe und Wahrheit.
"Er hat durch Erfahrung gelehrt. Er hat keine Vorträge gehalten, sondern hat im praktischen Leben deine Erfahrung vermittelt, und zwar direkt durch das Herz oder durch den Geist. Er hat dich ständig wissen lassen, dass er genau weiß, was du denkst, in jedem Moment, dass er immer dabei ist. Auch, wenn er physisch nicht anwesend war, hat er dich wissen lassen, dass er genau wusste, was in deinem Geist los war und in deinem Herzen. Er hat keine philosophischen Vorträge gehalten, sondern durch das praktische Leben gelehrt, durch Karma Yoga, durch Gottesdienst und durch seine individuelle Schulung. Es ging ihm um Wahrheit, Einfachheit und Liebe."
Außer dieser Inspiration, von der auch die Gruppe "Super Tramp" in ihrem Lied "Babaji" singt, beschränkte sich die Lehrmethode Babajis auf das strikte Befolgen der Ashramregel. Frühes Aufstehen, morgens und abends ein Bad im Fluss, danach gemeinsames Singen und Arbeit für die Allgemeinheit wurden verlangt. Dasselbe wird auch heute von Besuchern praktiziert. Der Tag beginnt früh in Haidakhan, sehr früh. Beim ersten Lesen des Tagesplanes hielt ich noch alle verrückt, die aus freien Stücken um vier Uhr morgens im eisigen Fluss baden wollten. Es war noch ziemlich kalt nachts im Februar. Ich verweigerte am ersten Morgen so frühes Aufstehen, und zauderte auch, als ich dann um sechs Uhr aus meinem Schlafsack kroch, die 108 Stufen zum Fluss hinunterzusteigen, um im Fluss zu baden. Ich benutzte die Dusche im Tempelbereich, die eigentlich nur Alten und Kranken vorbehalten war. Durch das verspätete Aufstehen hatte ich allerdings auch die morgendliche Feuerzeremonie, das Havan, verpasst. Erst am Abend bei Sonnenuntergang konnte ich dabei sein, und da stand es dann für mich fest: keine einzige Feuerzeremonie wollte ich mehr versäumen. So sehr war ich von der Kraft und der Energie, die davon ausgingen, berührt. Das Aufstehen am nächsten Morgen war einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte. Auf dem Weg zum Fluss schützte mich eine Decke vor dem nächtlich kalten Wind und belohnt wurde ich durch die unübertroffene Pracht des Himalaya-Sternenhimmels und die unwirkliche Stille der Nacht in diesem weltfernen Tal. Dieser erste nächtliche Gang zum Fluss war ein Erlebnis und ebenso das angenehm prickelnde Gefühl auf der Haut nach dem Bad im kalten Wasser, dann die allmählich aufsteigende Wärme und das Sitzen am Feuer. Es war ein tiefes stilles Glück, das mich da zum ersten Mal erfasst hat. Und so erging es mir mit allem, wogegen ich mich vorerst innerlich gewehrt hatte. Jedes Mal, wenn ich meinen Widerstand aufgab, spürte ich den Segen, der daraus kam.
Allen, die zu ihm kamen, sagte Babaji immer wieder: Karma Yoga, also selbstlose Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit, ist der beste, leichteste und schnellste Weg zu Gott. In Haidakhan ist Karma-Yoga ein paar Stunden am Morgen und ein paar am Nachmittag ein wichtiger Teil des Tagesplanes. Jeder tut, was er kann und wofür er sich am besten eignet... in der Küche, im Garten, im Hospital oder im Büro, beim Bauen oder Renovieren eines Gebäudes. Während Babaji hier wirkte, sind schier unglaubliche Arbeiten geleistet worden mit den primitivsten Hilfsmitteln. Ein halber Berg wurde abgetragen, ein Tempelbezirk gebaut, der Fluss reguliert, die Wohngebäude errichtet. Und all das ohne technische Hilfsmittel. Mit seiner Energie hat er ungeahnte Kräfte in jedem einzelnen mobilisiert. Babaji hatte nie eine sehr große persönliche Anhängerschaft gesucht. Sein kleiner Ashram, nur über das gewundene Flusstal des Gautama Ganges beschwerlich zu Fuß zu erreichen, und kilometerweit von der nächsten Landstraße entfernt, hätte nie die vielen Tausende anlocken können, die andere Gurus und Heilige anziehen. Verehrt wurde er von den Anhängern aller Religionen. Von Hindus, Christen, Buddhisten, Juden, Sikhs, Moslems, auch Atheisten fanden den Weg zu ihm und zu seiner Botschaft. "Folge der Religion, die in deinem Herzen ist. Geh deinen Weg in Liebe, Einfachheit und Wahrheit, das ist die Essenz aller Religionen." Jeder Weg, jede Religion führt letztlich zum Ziel, wenn WAHRHEIT, EINFACHHEIT und LIEBE drin leben.
Schulung
Gaura Devi, Indien/Italien
Die Begegnung
... einer Kleinstadt zu Füßen des Himalaya. Damals wusste ich noch gar nichts über ihn. Mir war nur gesagt worden, dass ein großer Yogi, - die Inkarnation des Haidakhan Baba -, ein großer Heiliger aus früheren Zeiten, in die Stadt gekommen sei. Es ist schwierig mit Worten zu beschreiben, was ich bei seinem Anblick fühlte. Babaji begegnete mir das erste Mal im April 1972 in Almora. Er sah so unirdisch, fast unwirklich aus wie er so da saß, ganz in weiß gekleidet wie eine Statue, die Frieden und Schönheit ausstrahlte. Welch eine Stille, welch eine Vollkommenheit! Seine Augen waren dunkel und tiefgründig, kraftvoll und beängstigend zugleich. Er glich einem weisen, wissenden Engel mit seiner zarten, lieblichen Gestalt.
Jedes Mal, wenn sich jemand vor ihm verneigte, hob er seine Hand zum Segen und ein unendlich zartes Lächeln des Mitgefühls huschte über seine edlen Züge. Es war als träume ich, als hätte ich eine zauberhafte Vision inmitten eines kleinen Raumes angefüllt mit Menschen und Musik.
Kein Wort wurde gesprochen. Dennoch entspannte sich ein Gespräch zwischen ihm und mir und er beantwortete alle Fragen meines Herzens. Innerlich bewegt und berührt von dieser mysteriösen, wortlosen Begegnung ging ich nach Hause. In derselben Nacht träumte ich von Babaji. Ich befand mich in einem dichten, dunklen Wald. Plötzlich erschien Babaji; er durchbrach die Dunkelheit als helles Licht. Wie ein Hirte hielt er einen Stab in der Hand und umringt von einigen Schülern sagte er zu mir: "Ich bin der Meister deines Lebens".
"Was wirst du mich lehren?", fragte ich.
"Ich werde dich lehren, auch die einfachsten und niedrigsten Dinge sorgfältig auszuführen", antwortete er und verschwand.
Mit dem Wunsch im Herzen, ihm recht bald wieder zu begegnen, erwachte ich am Morgen. Einige Tage später machte ich mich auf den Weg zu seinem Wohnort nach Haidakhan, einem winzigen Dorf, welches das Tal des Gautama Ganga Flusses überschaut.
Die Reise nach Haidakhan
Mit einer Gruppe von Menschen, die alle aus dem Westen kamen, suchte ich Haidakhan auf. Es war ein heißer Sommertag. Überall um uns herum wuchsen Bananenstauden und Mangobäume, tropische Vögel sangen und das Wasser, das wir überquerten, schimmerte und gurgelte, als es über die weißen, polierten Steine des Flussbettes sprang. Alles war rein und unbeschreiblich schön und grün überall. Die Frauen aus dem Dorf stiegen den Hügel herab, um Wasser aus dem Fluss zu schöpfen, sie waren einfach und stark mit ihren sonnengebräunten Gesichtern. Mir war, als käme ich nach unendlicher Zeit zurück nach Hause in ein uraltes Land, das Land einer Märchenerzählung.
Babaji
Babaji führte mich hinauf und gemeinsam umrundeten wir den Tempel. Wir läuteten die Glocken wie in einem alten, seit langem vergessenen Ritual. Dann setzte er sich mit mir in einer Ecke nieder und schrieb mit einem Stein das Wort "Gott" in den Sand. Furcht durchzog mein Herz bei diesem einfachen Wort, und als ich ängstlich zu ihm aufschaute sagte er sanft: "Gott ist Liebe!"
Ich fühlte mich scheu und schüchtern vor ihm. Seine Energie war stark und ganz anders als von den Menschen, denen ich jemals in meinem Leben begegnet war. Seine Schönheit und seine Harmonie waren jenseits aller Worte.
Ein wenig später ließen wir uns in Babajis Dhuni-Raum nieder - einem Raum mit einer Feuergrube - in dem er lebte. Frauen aus den Bergen waren gerade eingetroffen und saßen in einem großen Kreis. Sie waren bunt angezogen wie einfache Zigeuner und lachten mich an.
Am Abend begann eine Zeremonie im Tempel, die mich sehr stark bewegte. Babaji saß reglos wie eine Statue in Yoga-Position mit geschlossenen Augen in Meditation. Die Schüler schwenkten eine Butterlampe vor ihm und unter dem Licht der Lampe nahm Babajis Antlitz einen göttlichen Schimmer an. Es entströmte ihm reine Energie, die den Schein des Lichtes auf uns zurückwarf. Ein Mann zitterte und bebte vor Erregung, Tränen flossen ihm über die Wangen. Er wusste, er stand vor dem Herrn. Ich konnte meine Augen nicht abwenden von Babajis ätherischer Schönheit und plötzlich fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt, ich wurde durch ein Wunder in ein weit entferntes magisches Land versetzt.
Am folgenden Tag rief mich Babaji und fragte, ob ich ihm folgen und mit ihm reisen wolle. Spontan sagte ich zu. Trotz meines Unwissens um seine Person wusste ich in meinem Herzen, dass ich ihm folgen musste.
Vrindaban
Wir machten uns auf den Weg nach Vrindaban, der Stadt von Lord Krishna und als wir dort ankamen, meinte ich, an einem himmlischen Ort zu sein. Die Häuser waren uralt und verziert mit den verschiedensten Skulpturen und Verzierungen. Überall standen Tempel, die von Gesängen und Gebeten widerhallten und auf den Straßen wandelten viele Mönche und Nonnen (Sadhus). Niemals war ich an einem solchen Ort gewesen, die Zeit schien hier nicht existent zu sein, und ich fühlte mich um 2000 Jahre zurück versetzt.
In Vrindaban saß Babaji die meiste Zeit auf seinem Sitz in einem Tempel. Er war von singenden Menschen umgeben, die alle wie verzaubert schienen. Er gab "Darshan"14 und in Indien wird gesagt, wenn man nur einen Blick auf die verkörperte Form Gottes wirft, dass dann alle Wünsche in Erfüllung gehen. Sein Darshan war wirklich mysteriös, etwas Fremdes, denn er arbeitete durch die Kraft der Stille. Bewegungslos saß er da, schaute in jedermanns Augen und wandelte die Herzen aller, die zu ihm kamen. Es war die Magie der göttlichen Präsenz und die kraftvolle Ausstrahlung seines Geistes, die telepathisch mit allen Anwesenden kommunizierte. Seine Gegenwart schien zu bezaubern und ist schwierig zu beschreiben.
Seine Gestalt schien mir die vollkommenste zu sein in all ihrer Schönheit und Vollendung. Sie strahlte Harmonie, Wahrheit und Liebe für alles Existierende aus - danach hatte ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt. Die von ihm ausgehende, mir unbekannte Energie war so stark, dass ich mich oftmals vor ihr fürchtete. Babajis Liebe ließ mich dieses Hindernis überwinden und füllte die schmerzvolle Entfernung, die ich bei seinem Anblick und dem ihn umgebenden Geheimnis verspürte.
Wenn immer ich mich fürchtete und ich mich in mich zurückzog, lächelte er mich an, sagte ein nettes Wort, überreichte mir eine Süßigkeit oder eine Frucht als "Prasad", eine Gabe von Gott. Nur durch seine Gnade war es mir vergönnt, seine Gegenwart zu ertragen.
Wenn immer ich vor ihm stand oder in seine Augen schaute, fühlte ich, dass er mein ganzes Wesen, meine Gedanken und Gefühle durchleuchtete und mir sofort darauf antwortete. Es war ein so klares, deutliches Zeichen, dass keine Zweifel aufkamen. Babaji saß da wie das allmächtige, allumfassende Bewusstsein, er kannte jeden und wusste um alles. Seine Liebe war immer gegenwärtig, eine ständig gebende Energie, ein reines klares Licht.
Ich war fasziniert von der Atmosphäre im Tempel. Alles sah so vollkommen und heilig aus, der Duft der Blumen und des Weihrauches, die Melodien der alten Gesänge und diese wunderschönen, einfachen indischen Menschen, die sich ehrfurchtsvoll aus tiefstem Glauben vor ihm verneigten und so seinem Wesen huldigten. Die Hingabe dieser Menschen an ihn kam aus ihren Herzen, sie war spontan und stark, denn er vermittelte ihnen die Vision des verkörperten Herrn.
Die Lehre
Dann begann das Spiel. Es war eine lange und schwierige Lehrzeit für die Seele, aber versüßt durch seine Gegenwart. Jeder Tag mit ihm war ein göttliches Fest, jeder Tag der langen Jahre war eine Feier der Verkörperung des Göttlichen auf der Erde unter uns. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen was da war an seiner Gestalt, das mich ihn stundenlang, monatelang, jahrelang anschauen ließ. Seine Gestalt war wie ein Symbol, ein Ausdruck von allem, was wir jemals in dieser Welt lieben können: Friede, Kraft, Lieblichkeit, Schönheit, Energie, Wissen, Unendlichkeit...
Die ihn umgebende Energie war so mächtig, dass sie uns jede Sekunde in Konzentration verharren ließ, sie verscheuchte Müdigkeit, Schlaf oder Hunger. Jeder war bereit, ihm und anderen im höchsten Maße zu dienen und diese Bereitschaft mündete in einer fühlbar erhebenden Atmosphäre.
Babaji stand mitten unter uns wie der Regisseur eines göttlichen Theaters und übertrug jedem eine perfekte Rolle in dem Spiel, zu dem er uns vollkommene Werkzeuge gab, um die Rollen zu lernen. Seine Lehrmethode war streng aber spielerisch, großzügig und weich zur gleichen Zeit. Er versuchte, uns das Spiel der menschlichen Existenz bewusst zu machen, es gut zu spielen und jenseits aller Grenzen zu gehen, wunschlos, zurück zur ewigen Wahrheit.
Er lehrte mit unendlicher Liebe und Geduld und wiederholte die Lektion wenn nötig unzählige Male. Seine Gestalt hatte eine magnetische Anziehungskraft und man liebte und hing an ihm so wie eine Motte, die, hilflos angezogen vom Licht, in die Helligkeit hineinfliegt und verbrennt. Genauso erging es vielen. Sie fühlten die Furcht, sich an seiner ungeheuren Kraft zu verbrennen. Auf der anderen Seite war eine friedvolle Stille um ihn, die so schwer in Worte zu fassen ist, ein Gefühl von Verbundenheit, absoluter Sicherheit und Schutz. Seine Liebe war oft wie die eines Vaters und einer Mutter zugleich, es war eine heilende Liebe, zart und warm und in seiner Gegenwart wurde man wieder zum Kind. Immer wusste er um alle Nöte und manchmal erfüllte er selbst die kleinsten versteckten Wünsche, so als müssten sie erst auf der materiellen, menschlichen Ebene erfüllt werden, bevor das Göttliche seinen Einzug halten konnte.
Babaji würde mit uns den ganzen Umwandlungsprozess durchlaufen, wenn nötig. Ich war oft innerlich bewegt von seinem Mitgefühl und durch sein Opfer für uns. Es kam mir vor, als würden wir ihn ständig aussaugen, so als ob der Meister sich völlig seinen Schülern hingeben muss, um seine Arbeit vollenden zu können - wie das Kreuz es symbolisiert.
In den ersten Monaten meiner Anwesenheit reisten wir mit vielen Schülern durch Indien. Es war eine Lehre von Herz zu Herz ohne Worte, schwer und kraftvoll zugleich. Für mich war diese Reise eine Anbetung der tausend Gesichter Gottes und die Verehrung der lebenden Verkörperung Gottes. Es war die Manifestation von Gnade. Die Zeit, die wir in Vrindaban verbrachten, war erfüllt mit Hingabe und Verehrung. Wir erhoben uns früh am Morgen beim Klang der Tempelglocken und bei den süßen, melodischen Gesängen der Priester. Die ganze Stadt, in jeder Ecke, in jeder Straße erhoben sich die Seelen der Menschen im Gebet zu Gott. Ich schlief auf dem Ashramdach, inmitten von Affen und wurde durch die Gebete geweckt. Mir war, als badete ich in einem starken Fluss von Hingabe, der ein neues Gottesbewusstsein zum Entfalten brachte.
Babaji versorgte uns die ganze Zeit wie eine großzügige Mutter mit Süßigkeiten, jedem gab er reichlich und lehrte uns die Begriffe Freude, Überfluss und welche Wonne das Geben ist.
Die Erfahrung wahrer spiritueller Liebe ist nicht einfach. Immer war eine Distanz zu überwinden und die scheinbare Trennung schmerzte tief. Unsere Liebe zu ihm konnte nicht besitzergreifend sein oder nach mehr verlangen, Vereinigung mit ihm musste in der Vereinigung mit Gott liegen. Oft verlor ich mich in meinen eigenen Verstrickungen und war in einem geistigen Verlies gefangen, aus dem ich nur schwer entrinnen konnte.
Bald verstand ich sein Geheimnis und die daraus entstehenden Hürden: es war die Stille, die im eigenen Geist hervorgebracht werden musste, um empfangsbereit für seine sanfte Energie zu werden. Er selber war diese große Stille, die so schwer zu ertragen war, er war der vollkommene, leere und oft verlegen machende Spiegel meines Selbst.
Unterricht in Haidakhan
Nach einem Jahr des Herumreisens kehrten wir nach Haidakhan zurück und hier begann sein wahrer Unterricht. Ich musste dem Meister nun von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Dieser Zustand erinnert mich an einen Satz, den ich irgendwo gelesen hatte: "Bevor die Seele vor einem Meister stehen kann, müssen seine Füße im Blut des Herzens gebadet sein." Die Phase der Hingebung war beendet, ich musste jetzt hart an mir arbeiten und ging durch eine Zeit der physischen und mentalen Reinigung. Ich musste mein Haar scheren, weiße Kleidung tragen und körperlich viel arbeiten, besonders in der Küche, Wasser schleppen, saubermachen und riesige Töpfe schrubben. Diese Disziplin stählte den Körper. Ich stand um vier Uhr in der Früh auf, badete im kalten Wasser des Flusses, meditierte, betete, arbeitete den ganzen Tag und betete am Abend wieder. Der Zeitplan war sehr eng, es blieb keine Zeit für mich, keine Zeit zum Nachdenken, ich war immer beschäftigt und wiederholte ohne Unterlass das Mantra. Der Geist wand sich unter Gedanken und Wünschen, der Körper sehnte sich nach den üblichen Annehmlichkeiten und Babaji schien oft sehr weit weg zu sein, so unnahbar, so wortkarg. Er war ein strenger Meister.
Ich erinnere mich noch and den ersten heißen Sommer in Haidakhan, die Hitze, die Arbeit, die meinen Körper und meinen Geist erschöpften und leerten. Nachts schlief ich im Freien auf einer Mauer, die den Bergen zugewandt war. Über mir wölbte sich der nachtblaue Himmel mit der tropischen Sternenformation während leichte nach Jasmin duftende Windstöße mir Kühlung brachten. Jeden Morgen würde ich das Heraufziehen der Dämmerung beobachten, die ersten hellen, rosafarbenen Stahlen. Jeder Tag war der Anfang eines neuen Abenteuers. Babaji lehrte mich wie ein Kind indisches Fladenbrot zu backen und die ersten Hindiworte. Ich fing ein neues Leben an.
Eines Nachts nahm mich Babaji mit hinunter zum Fluss. Ich fürchtete mich sehr davor, mit ihm allein zu sein. Er setzte sich vor mir auf einen Felsen, nahm meine Hand in seine Hand und fragte, ob ich glücklich sei. Ja, das war ich, sagte ich, denn er war mir begegnet. Eine Weile saßen wir noch schweigend da, dann führte er mich an seiner Hand zurück zum Tempel. Von diesem Tage an fühlte ich mich ihm sehr nahe und es war mir, als könne ich von nun an dem Meister und der göttlichen Präsenz zum ersten Male ohne Furcht begegnen. Er hat mir eine solch reine, sanfte Liebe entgegengebracht, die mir das Gefühl gab, ein Stück von ihm zu sein.
Das erste Mal, dass ich bat, mich Entsagung (Sadhana) zu lehren, antwortete er: "Nur eine Mahlzeit täglich, keinen Tee, dafür aber Om namah Shivay vierundzwanzig Stunden am Tag." So einfach und doch so schwer!
Wir alle im Ashram mussten blindlings seinen Anweisungen folgen. Dies war eine große Herausforderung für unsere Hingabe, besonders für eine Person aus dem Westen wie mich, die sich immer gegen jede Autorität aufgelehnt hat. Aber Babajis Wesen war so göttlich, und Gehorsam und blindes Vertrauen waren die Basis des Weges. Manchmal wollte ich fortlaufen und oft lehnte ich mich innerlich auf, aber es waren immer seine Liebe und seine Energie, die mich trotz der Schwierigkeiten weitermachen ließen.
Babaji stieß uns oft jenseits unserer Grenzen. Ich erinnere mich an einen stundenlangen Spaziergang mit ihm in des Sommers Hitze. Ich lief barfuß über heiße Steine ohne einen Tropfen Wasser zum Trinken, wir erklommen den ganzen Tag die Berge, ohne einen Bissen zu uns zu nehmen, oder eine Rast zu machen. Er lehrte uns jenseits der Grenzen des physischen Körpers zu gehen und unsere eigene wahre Quelle zu finden: inneres Glück.
Der Winter kam nach Haidakhan. Nirgendwo konnten wir uns schützen. Wir schliefen in den kalten Bergen, sprangen in das eiskalte Wasser am Morgen und sangen dabei lauthals das Mantra, um darüber die Kälte zu vergessen. Ich gewöhnte mich daran, in der aufkommenden Dämmerung zum Fluss zu gehen und die Sterne zu betrachten. Dabei sang ich laut seinen Namen und bald wuchs eine neue Kraft in mir. Eine neue Energie umgab mich überall wie ein elektrischer Strom, aus der überall neues Leben erwuchs.
Nach dem Bad saß ich bei Babaji in seinem Dhuni, nahm seine Stille in mir auf, den Geruch des Feuers und des Weihrauch und manchmal sang ich mit ihm die süßesten Weisen der Welt.
Eines Nachts gab mir Babaji die Erlaubnis, mit ihm in seinem Zimmer zu meditieren. Ich saß auf dem Boden mit geschlossenen Augen und bat ihn innerlich, mir etwas von ihm zu enthüllen. Nach einer Weile öffnete ich meine Augen und erblickte anstatt seiner einen riesigen Regenbogen, der wie ein Kreis in allen Farben schimmerte. Die Vision war so stark, dass mir Tränen über die Wangen rollten und ich wurde an das reine Licht erinnert, das der Körper des Herrn war. Plötzlich nahm Babaji wieder Gestalt an und stimmte mit einem Lächeln einen wunderschönen göttlichen Gesang an.
Nach vier oder fünf Jahren kamen unzählige Schüler aus ganz Indien und aus den westlichen Ländern nach Haidakhan und erfüllten eine alte Prophezeiung, dass eines Tages die ganze Welt in das kleine Dorf von Haidakhan kommen würde. Jeden rief er auf seine mysteriöse Art und Weise zu sich, durch den inneren Ruf.
Babaji lehrte jedermann zu arbeiten und zu dienen und die Disziplin des spirituellen Lebens. Er vermittelte spirituelle Stärke und Mut. Sein Hauptanliegen war das Erlernen von Demut, das Loslassen von Stolz und wie ein leeres Gefäß vor Gott zu stehen. Er lehrte Einfachheit und Glücklichsein mit wenig Essen, einfacher Kleidung und ohne materiellen Komfort. Als Ausgleich wurde man von göttlicher Energie erfüllt. Er lehrte Wahrheit auf jedem Schritt: Wahrheit des Herzens, des Geistes und der Gefühle und die Kontrolle unnötiger Gedanken und Phantastereien. Er lehrte Aufopferung und spirituelles Wachsen, die Heiterkeit der Seele und zeigte uns den Weg zum inneren Frieden.
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