Kitabı oku: «Das Dekameron», sayfa 13

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Der Edelmann und seine Gemahlin wurden froh, als sie hörten, dass es wenigstens ein Mittel gebe, ihren Sohn zu retten, obgleich es ihnen sehr unangenehm war, dass es (wie sie fürchteten) darauf ankam, ihm Jeannette zur Gemahlin zu geben. Als sich der Arzt entfernt hatte, gingen sie zu dem Kranken hinein, und die Mutter sagte zu ihm: „Lieber Sohn, ich hätte nimmer geglaubt, dass du mir einen Wunsch verhehlen könntest, zumal da du merktest, dass seine Nichterfüllung dir deine Lebenskräfte raubte. Du solltest versichert sein, und musst es sein, dass nichts in der Welt ist, was ich dir nicht, wenn es dich glücklich machen kann, aus eigenem Antrieb gewährte. Weil du es aber dennoch getan hast, so ist unser Herrgott barmherziger gegen dich gewesen als du selbst, und damit du an dieser Krankheit nicht stirbst, so hat er mir die Quelle deines Leides entdeckt, welches nichts anderes ist als die innige Liebe, die du für ein Mädchen empfindest, es sei, welches es wolle. Du brauchst dich auch wahrlich nicht zu schämen, es zu gestehen, denn es ist deinen Jahren gemäß, und wenn du nicht liebst, so würde ich dich für sehr unempfindlich halten. Verhehle mir demnach nichts, mein Sohn, sondern entdecke mir mit Zuversicht deine Wünsche und entschlage dich der Traurigkeit und des Tiefsinns, die dir diese Krankheit zugezogen haben. Sei getrost und versichert, dass du nichts von mir zur Beförderung deiner Glückseligkeit begehren kannst, was ich nicht aus allen Kräften mich bestreben würde, dir zu verschaffen, indem ich dich mehr liebe als mein Leben. Entferne alle Furcht und Blödigkeit und sage mir, ob ich zur Beförderung deiner Liebe etwas beitragen kann, und wenn du nicht findest, dass ich mir alle mögliche Mühe gebe, dir zur Erreichung deines Zieles zu verhelfen, so halte mich für die grausamste Mutter, die jemals einen Sohn geboren hat.“ Der Jüngling errötete zuerst bei dieser Anrede seiner Mutter. Er überlegte aber, dass niemand besser als sie ihm zu seinem Glücke förderlich sein könne, verbannte seine Schamröte und gab ihr zur Antwort: „Liebe Mutter, es hat mich nichts anderes bewogen, meine Liebe zu verhehlen, als die öftere Erfahrung, dass die Leute, wenn sie alt werden, sich nicht erinnern wollen, dass sie jung gewesen sind. Weil Ihr aber in dieser Hinsicht nachsichtig seid, so will ich Euch nicht nur gestehen, dass alles richtig ist, was Ihr bemerkt habt, sondern ich will Euch auch die geliebte Person nennen, unter der Bedingung, dass Ihr Euer Versprechen nach Eurem besten Vermögen erfüllt; denn nur in diesem Falle könnt Ihr hoffen, mich gesund zu sehen.“

Die Mutter, die sich zu gewisse Hoffnung machte, alles nach ihrem eigenen Kopf einrichten zu können (was ihr aber nicht gelang), versprach ihm ohne Bedenken, dass sie unverzüglich die Hand ans Werk legen wolle, seine Wünsche zu befriedigen und bat ihn, ihr sein Herz auszuschütten.

„Liebe Mutter“, sprach darauf der Jüngling, „die große Schönheit und das liebenswürdige Betragen unserer Jeannette und die Unmöglichkeit, die ich fand, ihr meine Liebe zu erklären, und noch weniger, sie zur Gegenliebe zu bewegen, nebst dem Mangel an Mut, mich jemandem zu entdecken, haben mich dahin gebracht, wo Ihr mich jetzt seht. Und wenn das, was Ihr mir versprochen habt, nicht auf die eine oder andere Art in Erfüllung geht, so seid versichert, dass ich nicht lange mehr am Leben bleiben werde.“

Die Dame glaubte, dass es jetzt eher Zeit wäre, zu trösten, als Vorwürfe zu machen, und antwortete lächelnd: „Ach, mein Sohn! Um dessentwillen bist du krank geworden? Sei guten Mutes und lass mich nur machen, du sollst schon wieder gesund werden.“

Der Jüngling, der sich jetzt mit der besten Hoffnung schmeichelte, ließ in kurzem Merkmale augenscheinlicher Besserung spüren, was für seine Mutter sehr erfreulich war, die sich demnach vornahm, zu versuchen, auf welche Art sie ihr Versprechen am besten erfüllen könne. Sie ließ also Jeannette eines Tages zu sich rufen und fragte sie in sehr freundlichen Ausdrücken, ob sie schon einen Liebhaber hätte.

Jeannette gab errötend zur Antwort: „Gnädige Frau, einem armen Mädchen, das von Haus und Hof verjagt ist, wie ich bin, und das im Dienste anderer Leute leben muss, wird man wohl nicht leicht von Liebe vorreden, und es steht ihr auch nicht zu, dergleichen Anträgen Gehör zu geben.“

„Sehr gut“, sprach die Dame, „wenn du keinen Liebhaber hast, so wollen wir dir einen verschaffen, dessen du froh sein und dich deiner Schönheit doppelt erfreuen wirst, denn es wäre schade, wenn ein so schönes Mädchen, wie du bist, keinen Liebhaber finden sollte.“

„Gnädige Frau“, antwortete Jeannette, „seitdem Ihr mich von meinem Vater empfingt, habt Ihr mich wie Eure Tochter erzogen, und ich bin deswegen schuldig, Euch in allem zu gehorchen; allein in diesem Stücke werde ich Euch nie gehorsam sein, und ich glaube wohl daran zu tun. Wenn es Euch gefallen wird, mir einen Ehemann zu geben, so soll ihm meine Liebe gewidmet sein, aber keinem anderen, denn vom Erbteil meiner Väter ist mir nichts übrig geblieben als das Ehrgefühl, und dieses will ich bewahren, solange ich lebe.“

Diese Worte schienen dem aber nicht zu entsprechen, was die Dame beabsichtigte, um ihrem Sohne Wort zu halten, obwohl sie als eine verständige Frau das Mädchen in ihrem Herzen deswegen loben musste. „Wieso, Jeannette?“ sprach sie, „wenn nun der König, der ein junger Herr ist, von deiner Liebe einige Gefälligkeit erwartete, würdest du ihm sie wohl abschlagen?“ Jeannette antwortete hastig: „Gewalt könnte mir der König wohl antun, allein mit meinem Willen würde er nie etwas von mir erlangen, was der Ehrbarkeit zuwider wäre.“

Als die Dame ihre Gesinnung merkte, gab sie den Versuch auf, sie mit Worten zu überreden, und nahm sich vor, sie auf eine andere Art auf die Probe zu stellen. Sie sagte nämlich zu ihrem Sohne, sie wolle Jeannette, sobald er gesund wäre, zu ihm ins Zimmer schicken und es ihm selbst überlassen, sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen, indem sie glaubte, dass es sich nicht für sie schicke, als Freiwerberin ihres Sohnes zu erscheinen und ihre Jungfer um Liebe für ihn zu bitten. Dieses war dem Jüngling gänzlich zuwider, und es ward plötzlich wieder mit ihm viel schlimmer als vorher, sodass die Dame, als sie dieses sah, sich Jeannette völlig entdeckte. Da sie diese aber standhafter als jemals fand und ihrem Gemahl erzählte, was sie mit ihr gesprochen hatte, bequemten sie sich beide, so schwer es ihnen auch ankam, Jeannette ihrem Sohn zur Gemahlin zu geben, indem sie ihn lieber lebendig in den Armen einer Gemahlin sehen wollten, die unter seinem Stande wäre, als ohne sie auf der Bahre. Dies geschah, nach manchen Unterhandlungen, zur Freude Jeannettes, die mit andächtigem Herzen Gott dankte, dass er sie nicht vergessen hatte, und sich dessen ungeachtet noch immer für nichts ausgab als für die Tochter eines armen Pikarden. Der Jüngling ward hierauf gesund, feierte seine Hochzeit vergnügter als irgendein anderer und ließ es sich mit seiner Gemahlin wohl sein.

Pierrot, der unterdessen in Wales bei dem Marschall des Königs von England geblieben war, wuchs ebenfalls heran, gewann die Gunst seines Herrn und ward ein wackerer, schöner Jüngling, wie irgendeiner in England. Im Ringen, Turnieren und anderen ritterlichen Übungen übertraf ihn kein Mensch im ganzen Lande. Unter dem Spitznamen Pierrot aus der Pikardie war er überall bekannt und berühmt. Und so wie Gott seine Schwester nicht vergessen hatte, so bewies er auch ihm, dass er sich seiner erinnere. Denn es brach in der Gegend eine tödliche Pestseuche aus, die fast die Hälfte der Einwohner wegraffte, indes ein großer Teil der Übriggebliebenen vor Furcht in andere Länder entwich, sodass das Land rings verödet und ausgestorben schien. An dieser Seuche starb auch Pierrots Herr nebst seiner Gemahlin, seinem Sohne und vielen Brüdern, Neffen und Verwandten, sodass von seinem ganzen Geschlechte und Hausgesinde niemand übrigblieb als eine einzige erwachsene Tochter und Pierrot nebst einigen Dienern. Als nun die Pest endlich nachließ, nahm das Fräulein Pierrot, als einen gewandten und tapferen Knappen, mit Genehmigung und auf Anraten ihrer wenigen am Leben gebliebenen Untersassen, zum Gemahl und machte ihn zum Herrn über alles, was ihr als Erbteil zugefallen war. Es währte auch nicht lange, so bestellte der König von England, als er den Tod seines Marschalls vernahm, Pierrot aus der Pikardie, dessen Tapferkeit ihm bekannt war, zu seinem Nachfolger und ernannte ihn zum Marschall. Dies ist die kurze Geschichte der beiden Kinder des Grafen von Antwerpen, die er wie verloren in die Welt hatte schicken müssen.

Schon waren achtzehn Jahre verstrichen, seitdem der Graf aus Paris flüchten musste, als im Alter bei ihm, nach manchen überstandenen Mühseligkeiten in Irland, der Wunsch erwachte, womöglich zu erfahren, was aus seinen Kindern geworden. Die lange Zeit, die verstrichen war, hatte seine Gestalt völlig verändert. Durch den anhaltenden Gebrauch seiner Kräfte war er weit stärker geworden, als er in seiner Jugend gewesen war, und so schied er in armseliger Kleidung und in dürftigen Umständen aus dem Hause derer, denen er lange gedient hatte. Er kam zurück nach England und begab sich zuerst dahin, wo er seinen Sohn gelassen hatte. Er fand ihn als einen großen Herrn und königlichen Marschall wieder und erblickte ihn frisch und gesund als einen schönen jungen Mann, worüber er sich herzlich freute, allein sich dennoch nicht eher zu erkennen geben wollte, bis er auch wüsste, was aus Jeannette geworden wäre. Er machte sich deswegen wieder auf den Weg und ruhte nicht eher, bis er nach London kam, wo er sich in der Stille nach der Dame erkundigte, bei der er seine Tochter gelassen hatte. Er erfuhr, dass Jeannette die Gemahlin ihres Sohnes geworden war, weswegen er sich so glücklich fühlte, dass er alle seine vergangenen Widerwärtigkeiten für Kleinigkeiten achtete, da er seine Kinder lebendig und in solchem Wohlstande angetroffen hatte. Weil er jedoch seine Tochter auch selbst zu sehen wünschte, so ging er, als armer Mann gekleidet, in der Nähe ihres Hauses auf und nieder, wo ihn Sir Jacob Langley, Jeannettes Gemahl, erblickte, der mit ihm, als einem armen, alten Mann, Mitleid hatte und einem seiner Diener befahl, ihn nach seinem Hause zu führen und ihm aus Barmherzigkeit zu essen zu geben, was der Diener tat. Jeannette hatte mit ihrem Gemahl bereits verschiedene Kinder, von denen das älteste nicht über acht Jahre alt war, lauter schöne und muntere Kinder, die, als sie den Grafen essen sahen, sich um ihn hermachten und anfingen, ihn zu liebkosen, als errieten sie durch eine geheime Ahnung, dass er ihr Großvater sei. Und da er selbst wirklich wusste, dass sie seine Enkel waren, so lockte er sie an sich und schmeichelte ihnen, sodass die Kinder gar nicht wieder von ihm ablassen wollten, so ernstlich ihr Erzieher sie auch rief. Jeannette kam darüber endlich selbst heraus und drohte den Kindern Strafe, wenn sie ihrem Gouverneur nicht gehorchten. Die Kinder weinten darüber und sagten, sie wünschten bei dem guten Manne zu bleiben, der sie noch lieber hätte als ihr Hofmeister, worüber sowohl Jeannette als der Graf sich des Lachens nicht enthalten konnten. Der Graf war aufgestanden, nicht wie ein Vater vor seiner Tochter, sondern wie ein armer Mann vor einer vornehmen Dame, um ihr seine Ehrerbietung zu beweisen, doch empfand er eine heimliche Freude, als er sie erblickte. Sie selbst aber erkannte ihn nicht, weil seine Gestalt sich ganz verändert hatte. Er war alt und grau, langbärtig und hager geworden, und so sehr von der Sonne verbrannt, dass er niemandem weniger ähnlich sah als sich selbst in seiner früheren Gestalt. Als Jeannette bemerkte, dass die Kinder nicht von ihm ablassen wollten, sondern weinten, wenn man sie von ihm trennen wollte, so sagte sie zu dem Hofmeister, er möchte sie ein wenig bei ihm verweilen lassen. Indem nun die Kinder sich noch mit dem guten Manne zu schaffen machten, kam Jeannettes Schwiegervater nach Hause, der ihr nicht sehr hold war. Als ihm nun der Hofmeister den Vorfall mit dem Alten erzählte, gab er zur Antwort: „Lasst sie bei ihm in des Teufels Namen, sie sind das Ebenbild ihrer Mutter. Sie ist eines Bettlers Tochter, kein Wunder, dass die Kinder sich auch gern mit Bettlern abgeben.“

Es verdross den Grafen zwar sehr, dass er diese Worte hören musste. Allein er zuckte die Achseln und ertrug diese Demütigung, wie er manche andere ertragen hatte.

Der junge Edelmann, der hörte, wie die Kinder sich über den alten Mann freuten, war zwar auch nicht sehr damit zufrieden, weil er sie aber liebte und ihnen keine Tränen verursachen wollte, so gab er den Befehl, den Alten im Hause zu behalten, wenn er zu irgendeinem Dienst Lust hätte. Er antwortete, er wolle zwar gern bleiben, allein er hätte in seinem Leben nichts anderes gelernt als mit Pferden umzugehen. Man gab ihm also ein Pferd zu warten, und er nahm sich vor, es zum Vergnügen der Kinder abzurichten.

Indes nun das Schicksal den Grafen von Antwerpen und seine Kinder so führte, wie ich erzählt habe, starb der König von Frankreich, nachdem er verschiedene Waffenstillstände mit den Deutschen geschlossen hatte, und sein Sohn, dessen Gemahlin die Verbannung des Grafen verursacht hatte, ward an seiner Stelle zum Könige gekrönt. Nachdem der letzte Waffenstillstand abgelaufen war, fing dieser den Krieg mit vieler Erbitterung wieder an, und der König von England, als sein neuer Verwandter, sandte ihm viel Kriegsvolk zu Hilfe, unter den Befehlen seines Feldmarschalls Pierrot von der Pikardie und Jacob Langreys, des Sohnes seines zweiten Marschalls, dem der Graf, unerkannt von jedermann, eine lange Zeit im Felde als Stallknecht aufwartete, und als ein tapferer Mann über die Erwartung, die man von ihm haben konnte, mit Rat und Tat manchen wichtigen Dienst leistete. Während dieses Feldzuges ward die Königin von Frankreich von einer schweren Krankheit befallen, und als sie fühlte, dass sie dem Tode nahe war, bekannte sie alle ihre Sünden mit vieler Bußfertigkeit dem Erzbischof von Reims, der für einen frommen und heiligen Mann gehalten ward, und gestand ihm unter anderem, dass dem Grafen von Antwerpen um ihretwillen großes Unrecht geschehen wäre, ja, sie begnügte sich nicht damit, ihm dieses zu beichten, sondern sie bekannte auch in Gegenwart vieler angesehenen Männer, wie alles zugegangen, und bat sie, den König zu vermögen, dass er den Grafen, wenn er noch lebt, oder eines von seinen Kindern wieder in seine Güter einsetzte. Nicht lange danach verschied sie und ward mit allen Ehrenbezeigungen zur Erde bestattet.

Als man dem Könige ihr Bekenntnis hinterbrachte und er das üble Schicksal, das der würdige Graf ohne seine Schuld erlitten, mit einigen Seufzern bedauert hatte, ließ er im ganzen Heere und an vielen Orten ausrufen, dass der, der ihm den Aufenthalt des Grafen von Antwerpen oder irgendeines von seinen Kindern anzeigen könnte, eine beträchtliche Belohnung erhalten solle, weil er laut des Geständnisses der Königin ihn für unschuldig an allem erkenne, weswegen er verbannt worden; daher er jetzt willens wäre, ihn zu allen seinen vorigen und noch zu höheren Ehren zu erheben. Dies alles erfuhr der Graf, der noch immer als Stallknecht schien. Als er fand, dass alles wahr wäre, ging er geschwind zu Sir Jacob Langrey und bat ihn, sich mit ihm zu Pierrot zu begeben, weil er ihnen beiden diejenigen zeigen wolle, die der König suche.

Als sie alle drei beisammen waren, sprach der Graf zu Pierrot, der schon im Begriff war, sich dem Könige zu erkennen zu geben: „Pierrot, dieser Sir Jacob hat deine Schwester zur Gemahlin und hat nie eine Aussteuer von ihr bekommen. Damit ihr nun diese nicht fehlen möge, so ist es mein Wille, dass er und niemand anders die großen Belohnungen empfange, die der König für deine Person, als für den Sohn des Grafen von Antwerpen, und für Violante, deine Schwester und Jacobs Gemahlin, und für mich, den Grafen von Antwerpen, deinen Vater, ausgeboten hat, und dass er uns alle dem Könige vorstelle.“

Als Pierrot dies hörte und ihn aufmerksam betrachtete, erkannte er ihn im Augenblick und grüßte ihn als Vater, indem er mit tränenden Augen ihm die Füße umfasste. Sir Jacob, der erstlich die Worte des Grafen hörte und dann sah, wie Pierrot sich gegen ihn benahm, ward vor Verwunderung und Freude so bestürzt, dass er kaum wusste, was er anfangen solle; doch weil er den Worten des Grafen glaubte und mit Erröten bedachte, dass er ihn oft beleidigt hatte, indem er ihm wie einem Stallknechte begegnete, so fiel er ihm zu Füßen und bat ihn demütig für jede Beleidigung um Verzeihung, die ihm auch der Graf, welcher ihn wieder von der Erde erhob, sehr willig erteilte. Nachdem sie nun alle drei vieles zusammen über ihre Begebenheiten gesprochen, viel miteinander geweint und sich viel zusammen gefreut hatten, wollten Pierrot und Jacob den Grafen umkleiden lassen, allein er wollte es nicht eher zugeben, bis Sir Jacob der versprochenen Belohnung gewiss wäre; um ihn desto mehr zu beschämen, verlangte er, dass er ihn in der Kleidung eines gemeinen Knappen dem Könige vorstelle.

Sir Jacob verfügte sich demnach zu dem Könige, indem der Graf und Pierrot ihm nachfolgten, und erbot sich, ihm den Grafen und seine Kinder vorzustellen, wenn er ihm die durch den öffentlichen Ausruf versprochene Belohnung reichen ließe.

Der König ließ alsobald die beträchtlichen Belohnungen für alle drei herbringen und erlaubte ihm, sie davonzutragen, wenn er ihm wirklich den Grafen und seine Kinder, seinem Versprechen gemäß, zeige.

Sir Jacob wandte sich hierauf um, ließ den Grafen, seinen Knappen, vortreten und sagte: „Sire, hier ist der Vater und hier der Sohn. Die Tochter, die meine Frau ist, befindet sich jetzt nicht hier, Ihr sollt sie aber mit Gottes Hilfe bald erblicken.“

Als der König dies hörte, betrachtete er den Grafen genau, und wiewohl sich seine Gestalt gegen das, was sie vormals war, ungemein verändert hatte, so erkannte er ihn dennoch, und fast mit Tränen in den Augen erhob er ihn, indem er vor ihm niederkniete, küsste und umarmte ihn und empfing den Pierrot aufs Gnädigste, befahl auch augenblicklich, den Graf mit Kleidern, Bedienung, Pferden und Gerät zu versehen, wie seinem Stande angemessen, was auch sogleich geschah. Überdies erwies auch der König dem Sir Jacob große Ehre und ließ sich von seinen vergangenen Begebenheiten genaue Nachricht geben. Zu Sir Jacob, der die ansehnlichen Belohnungen für die Wiederbringung des Grafen und seiner Kinder davontrug, sprach der Graf: „Empfange dies von der freigebigen Hand meines Königs und vergiss nicht, deinem Vater zu sagen, dass deine Kinder, seine und meine Enkel, mütterlicherseits nicht von Landstreichern abstammen.“

Sir Jacob empfing die Geschenke und ließ seine Gemahlin und seine Mutter nach Paris kommen, wohin sich auch Pierrots Gemahlin begab, und sie lebten alle in großer Freude bei dem Grafen, den der König in alle seine Güter wieder eingesetzt und ihn noch höher erhoben hatte, als er vorher gewesen war. Hernach beurlaubten sie sich bei ihm und gingen wieder nach Hause; er aber blieb in Paris und ward bis an sein Ende mehr als jemals geehrt.

NEUNTE NOVELLE

Bernabo aus Genua wird von Ambrogiuolo durch Hinterlist um sein Geld betrogen und befiehlt, seine unschuldige Frau umzubringen. Sie entrinnt, dient in Mannskleidern dem Sultan, trifft den Betrüger an, lässt ihren Mann nach Alessandria kommen, wo der Betrüger seinen Lohn empfängt, und kehrt wieder in Trauerkleidern mit ihrem Mann reich nach Genua zurück.

Als Elisa durch ihre rührende Erzählung sich ihrer Pflicht entledigt hatte, bedachte sich die Königin Filomena, die schön und schlank an Gestalt und deren Gesicht sich vor den anderen durch Lieblichkeit und Anmut auszeichnete, ein wenig und sagte: „Wir müssen Dioneo unseren Vertrag halten, und da außer ihm und mir niemand mehr übrig ist, so will ich zuerst meine Geschichte erzählen, und er soll, wie er sich es zur Gunst erbeten hat, der Letzte sein.“ Sie begann folgendermaßen:

Man hört im gemeinen Leben oft das Sprichwort: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, was man dem ersten Anschein nach durch keine Gründe würde beweisen können, wenn die Begebenheiten, die sich bisweilen zutragen, es nicht vor Augen führten. Deswegen ist es mir auch in den Sinn gekommen, liebe Mädchen, bei Gelegenheit unserer heutigen Aufgabe euch zu zeigen, dass es dennoch wahr sei, es nicht euch verdrieße, meine Geschichte zu hören. Ihr lernt dadurch, euch vor Betrügern zu hüten.

Es befanden sich einst in einem Gasthofe zu Paris verschiedene angesehene italienische Kaufleute, der eine um dieses, der andere um jenes Geschäftes willen, wie es bei ihnen zu gehen pflegt. Als sie einmal recht vergnügt miteinander zu Nacht gegessen hatten, fingen sie an, von verschiedenen Dingen zu sprechen, und von einem Gegenstande zum anderen kam auch die Rede auf ihre Frauen, die sie zu Hause gelassen hatten, und einer von ihnen sagte in seiner fröhlichen Laune: „Ich weiß nicht, was meine Frau macht, aber das weiß ich wohl, dass ich, wenn mir ein hübsches Ding in den Weg kommt, die Liebe zu meinem Weibe beiseite setze und mich mit der anderen vergnüge, so gut ich kann.“

Ein anderer antwortete: „Ich mache es ebenso, denn wenn ich glaube, dass meine Frau sich ihren Spaß ebenfalls nicht abgehen lässt, so tut sie es vermutlich, und wenn ich es nicht glaube, so geschieht es darum nicht weniger, also denk‘ ich: Wurst wider Wurst, und wie man in den Wald hineinruft, so schallt‘s wieder heraus.“

Ein Dritter sprach fast aus dem nämlichen Tone, und kurz, es schien, dass sie alle hierin wenigstens einer Meinung wären, dass ihre Weiber zu Hause ihre Zeit nicht müßig zubrächten. Nur ein einziger, namens Bernabo Leomellin aus Genua, sagte das Gegenteil und behauptete, dass er durch Gottes Gnade eine Frau besäße, die mit allen Tugenden geschmückt sei, die man sonst nur einzeln bei Männern und Frauen anträfe, und dass sie vielleicht in ganz Italien nicht Ihresgleichen hätte. Denn sie wäre nicht nur schön von Gestalt und jung an Jahren, sondern es gäbe auch keine Handarbeit und Geschicklichkeit, die einer Frau anstände, als Seidenarbeit und dergleichen, in der sie es nicht weiter gebracht hätte als irgendeine andere. Überdies könnte kein Knappe oder Kammerdiener gefunden werden, der eine Tafel sorglicher und geschickter bedienen, besser zu Pferde sitzen oder einen Falken abrichten könne als sie, indem sie in allen Dingen gewandt, klug und wohlerzogen wäre und dabei lesen, schreiben und rechnen könne wie der gewiegteste Kaufmann. Nachdem er ihr über diese und andere Dinge manchen Lobspruch erteilt hatte, kam er auch auf den Gegenstand, von dem die Rede war, und bekräftigte mit einem Eide, dass keine ehrbarere und keuschere Matrone auf der Welt gefunden werden könne und dass er daher überzeugt wäre, wenn er auch zehn Jahre oder auf immer abwesend von zu Hause bliebe, so würde sie sich nimmermehr von anderen Mannspersonen von gewissen Dingen etwas vorreden lassen. Unter den Männern, die diese Gespräche miteinander führten, war ein junger Kaufmann namens Ambrogiuolo von Piacenza, der über dieses letzte Lob, das Bernabo seiner Frau erteilte, ein lautes Gelächter erhob und ihn spöttisch fragte, ob denn ihm der Kaiser dies Vorrecht vor allen anderen Ehemännern gegeben habe.

Bernabo antwortete ihm etwas pikiert, der Kaiser habe ihm kein Vorrecht verliehen, aber Gott, der doch wohl etwas mehr vermöge als der Kaiser, habe ihm diese Gnade erzeigt.

Darauf erwiderte Ambrogiuolo: „Bernabo, ich zweifle keinen Augenblick, dass du nicht glaubst, die Wahrheit zu sagen, allein wie mich deucht, so hast du wenig auf die Natur der Dinge Acht gegeben; denn hättest du das getan, so halte ich dich nicht für so einfältig, dass du bei einigem Nachdenken dazu gekommen wärst, über diesen Gegenstand mit mehr Einschränkung zu reden. Und damit du nicht glaubst, das wir anderen, die wir so geradeheraus über unsere Weiber gesprochen haben, uns einbilden, sie wären anderen Sinnes und anderer Beschaffenheit als deine Frau, so will ich mich ein wenig ausführlicher über diesen Gegenstand erklären. Ich habe immer gehört, der Mann sei das edelste Geschöpf unter allen sterblichen Wesen, die Gott erschuf, und nächst ihm das Weib. Allein der Mann ist, wie man allgemein annimmt, und wie man auch in der Tat sieht, viel vollkommener, und da er mehr Vollkommenheit besitzt, so muss er auch unfehlbar mehr Kraft und Standhaftigkeit haben und hat sie auch wirklich. Deswegen sind insgesamt die Weiber viel flatterhafter, und man könnte die Ursache davon mit mancherlei Gründen aus der Natur erklären, die ich aber jetzt übergehen will. Wenn also der Mann mehr Standhaftigkeit besitzt und sich dennoch nicht enthalten kann, ich will nicht bloß sagen, der willigen Schönen entgegenzukommen, sondern die zu begehren, die seinen Sinnen gefällt, und nicht nur sie zu begehren, sondern auch alles anzuwenden, sie zu besitzen, und wenn ihm dieses nicht nur etwa einmal in einem Monat, sondern tausendmal an einem Tage widerfährt, wie erwartest du denn, dass das von Natur leicht bewegliche Weib den Bitten, den Schmeicheleien, den Geschenken und tausend anderen Künsten widerstehen soll, die ein schlauer Liebhaber bei ihr anwendet? Glaubst du, sie könnte standhaft bleiben? Wahrlich, du magst das behaupten, solange du willst, ich glaube nicht, dass du es glaubst, denn du sagst ja selbst, dass deine Gattin ein Weib ist und Fleisch und Bein hat wie andere Weiber. Wenn dieses der Fall ist, so muss sie auch mit ihnen einerlei Begierden gemein haben und weder mehr noch weniger Kräfte als die anderen, um diesen natürlichen Trieben zu widerstehen. Deswegen bleibt es möglich, sie mag so keusch sein, wie sie wolle, dass sie eben dasselbe tun wird, was die anderen tun, und was möglich ist, das sollte man nicht so unbedingt leugnen, oder das Gegenteil davon behaupten, wie du tust.“ Bernabo gab ihm zur Antwort: „Ich bin ein Kaufmann und kein Philosoph und will dir als ein Kaufmann antworten. Ich weiß wohl, dass den törichten Weibern dergleichen, wovon du sprichst, begegnen kann, allein diejenigen, die weise sind, halten so strenge auf ihre Zucht, dass sie stärker werden als die Männer, welche sich nicht so genau daran binden, und von solcher Art ist die meinige.“

„Freilich“, versetzte Ambrogiuolo, „wenn ihnen jedes Mal, da sie solchen Anträgen Gehör geben, ein Horn vor der Stirne wüchse, das von ihren Handlungen zeugte, so würden, glaub‘ ich, wenige sein, die sich darauf einließen. Aber da wächst nicht allein kein Horn, sondern es bleibt auch weder Spur noch Zeichen übrig bei denen, die sich mit Klugheit benehmen, und die Schande und der Verlust der Ehre trifft nur solche Handlungen, die bekannt werden, was aber heimlich geschehen kann, das tun sie alle, oder wenn sie Närrinnen sind, so lassen sie es bleiben. Du kannst also versichert sein, dass nur die keusch bleibt, die entweder niemals in Versuchung geführt, oder die wohl gar abgewiesen ward, indem sie selbst die Rolle der Versucherin übernahm. Und wiewohl mir dieses alles aus natürlichen und unbezweifelten Gründen klar ist, so würde ich doch nicht bestimmt davon sprechen, wenn ich nicht oft und bei vielen die Erfahrung selbst gemacht hätte. Ja, ich sage dir dabei, dass ich glaube, wenn ich bei deiner eigenen Frau wäre, die eine solche Heilige sein soll, so würde ich sie in kurzer Zeit so kirre machen, wie ich schon so viele andere kirre gemacht habe.“

Bernabo gab ihm peinlich berührt zur Antwort: „Mit Worten können wir lange streiten, du würdest dies behaupten und ich jenes, und am Ende kommt doch nichts dabei heraus. Aber weil du doch sagst, dass sie alle so leichtfertig sind und dass deine Kunst so weit geht, so bin ich bereit, um die Keuschheit meiner Frau zu beweisen, mir den Kopf abschneiden zu lassen, wenn du sie jemals bewegen kannst, sich dir auf eine unziemliche Art gefällig zu erweisen, und wenn du es nicht kannst, so soll es dich nicht mehr als tausend Goldgulden kosten.“

Ambrogiuolo, der über das Ding schon in Wärme geriet, versetzte: „Bernabo, ich bin nicht so gesinnt, dass mir nach deinem Blut gelüsten sollte, wenn ich gewinne. Hast du aber Lust, es auf den Beweis dessen, was ich gesagt habe, ankommen zu lassen, so setze fünftausend Goldgulden, die dir doch wohl nicht so teuer sein werden wie dein Leben, gegen meine tausend, und wiewohl du mir keinen Zeitraum bestimmt hast, so will ich mich doch anheischig machen, nach Genua zu gehen und innerhalb drei Monaten, von dem Tage meiner Abreise an gerechnet, deine Frau zu bewegen, mir zu Willen zu sein, und zum Beweise dessen dir einige von ihren liebsten Sachen, mit einem Worte solche Merkmale mitzubringen oder anzuzeigen, dass du selbst dich für überzeugt erklären sollst. Du musst mir nur auf deine Ehre versprechen, dass du deiner Frau nichts von der Sache schreiben willst.“

Bernabo sagte, er sei es völlig zufrieden, und obwohl die übrigen Kaufleute sich alle Mühe gaben, den Handel zu hintertreiben, weil sie sahen, dass großes Unheil daraus entstehen könne, so waren doch die beiden so erpicht darauf, dass sie ungeachtet aller Einreden der anderen ihre Wette einander schriftlich bekräftigten. Nachdem dieses geschehen war, blieb Bernabo in Paris und Ambrogiuolo ging nach Genua, wo er sich einige Tage aufhielt und sich genau nach der Wohnung und nach dem Lebenswandel der Dame erkundigte. Als er eben dasselbe von ihr hörte, was Bernabo von ihr behauptet hatte, und noch mehr dazu, so schien es ihm, dass er ein tolles Wagestück unternommen hätte, doch gelang es ihm, Bekanntschaft mit einer armen Frau zu machen, die viel in dem Hause der Dame aus- und einging und der sie sehr gewogen war. Da er diese Frau sonst zu nichts bewegen konnte, bestach er sie durch Geld, dass sie ihn in einem Kasten, den er sehr künstlich nach seiner eigenen Erfindung verfertigen ließ, nach dem Hause der Dame und in ihre eigene Kammer schaffte, indem sie die Dame bat (unter dem Vorwande, dass sie verreisen müsste), ihr die Kiste ein paar Tage aufzuheben.

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