Kitabı oku: «Die Gejagte», sayfa 3

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Da die integrierten Prillonen erledigt waren, bestand darauf keine Hoffnung mehr. Zan war jetzt dabei auf mich loszugehen, er war fuchsteufelswild.

Scheiße.

Ich hob meine Waffe und zielte. Feuerte einen Betäubungsschuss.

Sein Kopf flog zurück und er fiel um wie ein Baumstamm. Ich eilte zu ihm und prüfte seinen Puls.

Er atmete noch. Gut. Die Betäubung hatte gewirkt, sogar bei einer Bestie.

Ich hielt inne und lauschte, dann hörte ich das hastige Fluchen der Frau, als weitere Schritte auf uns zukamen. Sie konnte sie ebenfalls hören. Sie waren wahrscheinlich noch zwei Korridore von uns entfernt, aber uns blieben nur wenige Minuten. Höchstens drei. Und diesmal waren es mehr als drei Soldaten. Sehr viel mehr.

Und der riesige Atlane musste gerettet werden. Solange er eine Überlebenschance hatte, konnte ich ihn nicht einfach zurücklassen, selbst wenn man ihn in die Kolonie schicken würde.

Also packte ich notdürftig sein Bein und zog ihn in den Transportraum. Auf dem Boden lagen die drei Transporttechniker, die sie erledigt hatte. Tot. Vergessen. Die Frau blickte von der Steuerung auf, warf einen Blick auf den Atlanen und runzelte die Stirn.

“Er ist ein Freund von mir.” Zan war ein anständiger Krieger, ich würde ihn nicht zurücklassen. Und sollte der blaue Mistkerl hier unten nach dem Rechten sehen, dann würde sowieso keiner von uns überleben. “Du musst uns hier rausschaffen bevor die Nexus-Einheit kommt. Gegen die hat Zan keine Chance.”

Sie erstarrte. “In dieser Basis befindet sich eine Nexus-Einheit?”

“Ja.” Ich wollte nachfragen, woher sie wusste, was ein Nexus war, schließlich war diese Information nur für hochrangige Agenten und Kommandanten bestimmt, aber ich war zu sehr mit dem überdimensionierten Leib der Bestie beschäfigt, um nachzufragen.

“Es gibt ein dringenderes Problem. Ein Transport kommt gerade herein und ich kann den Befehl nicht aushebeln. Es ist zu spät.”

Ich ließ Zans Bein los und er blieb reglos auf dem Boden liegen. Es gab kaum Platz, denn er und die toten Transporttechniker nahmen fast den gesamten Raum ein. Ich drehte mich zur Transportfläche um. Wie sie angekündigt hatte, füllte sich der Raum mit elektrischer Ladung und unter meinen Füßen fing es an zu vibrieren. “Freundlich?”

“Nein. Ich glaube nicht.” Sie schnappte sich die Waffen der toten Techniker und warf mir eine davon zu. Ich prüfte die Ladung, entsicherte sie. Eine zweite Waffe konnte nicht schaden. “Sie bringen mehr Koalitionskrieger … Gefangene, um sie zu integrieren.”

Sie machte ihre eigene Ionenpistole klar, ging auf ein Knie runter und hatte wie ich je eine Waffe in der Hand. Sie nutzte die Steuerkonsole als Deckung und wartete.

“Wie viele?” wollte ich wissen.

“Sieben.”

Scheiße. Das war eine ganze Menge, sollte es sich ausschließlich um Hive handeln. “Die Hive arbeiten in Dreiergruppen. Immer. Sie sind verdammt konsequent. Sie würden nicht zwei Trios für einen Gefangenen losschicken. Es müssen drei Aufpasser mit vier Gefangenen sein. Das kommt mehrmals täglich vor. Ich weiß es.” Leider wusste ich das nur allzu genau.

Sie nickte, blickte aber nicht in meine Richtung. Ich wandte mich wieder der Transportfläche zu, als sieben Gestalten auftauchten.

Es war einfach, die Hive von den Koalitionskämpfern zu unterscheiden. Wir zielten. Feuerten. Töteten. Die drei Hive-Soldaten hatten nicht damit gerechnet in ihrer eigenen Einrichtung angegriffen zu werden, genau wie ich es erwartet hatte. Gefangene konnten nicht ausbrechen. Schlugen nicht zurück.

Ich allerdings schon. Genau wie … sie. Sie hatte zwei von ihnen fast genauso schnell erledigt wie ich einen. Sie war fabelhaft. Verdammt, und ich kannte noch nicht einmal ihren Namen.

Die vier Koalitionskämpfer fielen auf die Knie und duckten sich zum Schutz. Sie konnten nichts anderes ausrichten, hatten keine Waffen. Sie waren gefesselt.

Binnen Sekunden war es vorbei. Die Aufpasser waren tot. Die Gefangenen blickten verwundert auf.

“Wo zum Teufel sind wir?” fragte ein Prillone, weil er wahrscheinlich bemerkt hatte, dass er auf einer Transportfläche der Koalition angekommen war.

“Latiri 4. Den Rest erkläre ich später. Holt den Atlanen. Wir müssen raus hier,” kommandierte sie.

Sie ignorierte mich bereits wieder und erwartete, dass ich ihrer Anweisung folgte, während ihre Finger über die Steuerung huschten. Verdammte Frau, ich wollte sie und ich wollte sie meinem Willen beugen, sie mit Leib und Seele erobern. Jetzt war aber weder der richtige Zeitpunkt noch der passende Ort, um mit ihr zu streiten. Und sie hatte recht.

Ich nahm einem der toten Viken den elektronischen Schlüssel von der Hüfte und machte den vier Gefangenen ein Zeichen. Sie kamen prompt zu mir herüber und ich schloss ihre Handfesseln auf. Der nächste, ein grimmiger Prillonischer Krieger, dem die anderen zu gehorchen schienen, winkte die drei zu dem Atlanen rüber.

“Ihr habt den Befehl gehört, schafft den Atlanen auf die Transportfläche.”

Die Frau hinter der Konsole blickte auf, als sie seine Stimme hörte. “Prax, schön dich zu sehen. Lang ist’s her.”

Der Prillonische Captain, Prax, grinste sie an. Sie grinste zurück, der Ausdruck war völlig neu und nicht für mich bestimmt. Ich blinzelte und versuchte sie nicht anzustarren. Götter, sie war ein verdammtes Prachtstück. Und wie kam es, dass dieser Prillone sie kannte und ohne zu zögern ihren Befehlen folgte? Der Prillone trug das Abzeichen eines Captains an der Uniform und ich bezweifelte nicht, dass er die Lage einzuschätzen wusste. Sie kannten sich offenbar, aber woher?

Gehörte sie zu ihm? War sie seine Partnerin? Hatte er ein Auge auf meine Frau geworfen?

Meine Frau. Der Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich dem unbekannten Prillonischen Captain meine zweite Waffe überreichte und dabei half, den enormen Atlanen auf die Transportfläche zu schleifen.

Wir alle arbeiteten zusammen, um ihn auf die Plattform zu hieven. Sogar fünf kräftige Krieger hatten mit der Bestie ihre Mühe. Sobald wir ihn an der richtigen Stelle hatten, überließ ich meine Waffe einem der anderen Krieger und trat an die Frau heran. Ich nahm ihre Ersatzwaffe, warf sie einem dritten Krieger hin und las ihre kleine Ionenpistole auf, die sie griffbereit auf der Steuerkonsole abgelegt hatte.

Die Krieger gingen um den bewusstlosen Atlanen in Stellung und ich stellte mich zwischen meine Frau und die offene Tür. Ich konnte die Hive kommen hören und mir war klar, dass die Männer bis zum Tod kämpfen und mehr als gerne jeden Hive erschießen würden, der sich jetzt mit uns anlegte.

“Kannst du uns hier rausbringen?” fragte ich sie. Sie hatte seit gefühlten Stunden an der Steuerung herumhantiert, ihre kleinen Hände hatten unaufhörlich schnelle, geschickte Bewegungen vollführt.

“Ja. Aber zuerst sperre ich die gesamte Basis.”

Was sagte sie da?

Ich drehte mich zu ihr um. “Wie?”

Sie blickte nicht einmal auf, sondern sprach stattdessen mit der Steuerkonsole. “Lockdown-Protokoll einleiten. Befehlscode …” Sie rasselte ein paar Worte in der Muttersprache von Prillon Prime runter und wartete. Dann ertönte ein Piepen und sie ließ erleichtert die Schultern sacken. “Sie sind nicht ins Hauptsystem eingedrungen. Meine Befehlscodes funktionieren noch.”

Was war gerade passiert? Niemand konnte eine ganze Basis abriegeln. Das war undenkbar. “Das ist unmöglich.”

“Ich habe Befehlscodes zweiter Stufe, Jäger. Niemand wird ohne meine Erlaubnis diese Basis betreten oder verlassen. Nicht mehr.” Sie warf mir einen Blick zu, als sie sich von der Steuerkonsole entfernte und auf den Prillonischen Captain zuging. Ich zog mich von der Tür zurück und rückte näher, weil ich nicht mochte, dass sie diesem Krieger so nahe kam.

Befehlscodes zweiter Stufe?

Stufe eins war für Prime Nial persönlich, dem Anführer der gesamten Koalitionsflotte, Herrscher der interstellaren Koalition. Er kontrollierte alles. Wenn sie die Wahrheit sagte, dann konnte nur der Prime persönlich die Sperrung dieser Basis außer Kraft setzen.

Schlachtschiffkommandanten, wie Kommandant Karter, verfügten nur über Codes der Stufe vier. Meine waren Stufe fünf.

Scheiße. Wer bitteschön war sie nur?

“Lasst uns gehen.” Captain Prax trat nach vorne. “Ich muss nach dem Rest meiner Männer sehen.”

Ich brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass sie höchstwahrscheinlich bereits in Zellen gesperrt und integriert worden waren. Vernichtet.

Die Frau sprang auf die Transportplattform und der Prillonische Captain stellte sich schützend zwischen sie und den Korridor, ohne aber Anstalten zu machen, ein hilfloses Weibchen verteidigen zu wollen. Dafür lag zu viel Wissen in seinen Augen. Respekt.

Wer war sie? Geheimdienst? Ich kannte keinen einzigen Kämpfer mit Befehlscodes. Es sei denn, das war alles nur ein Versehen und ein Transporttechniker hatte sie unbeabsichtigt zum falschen Ort geschickt.

Klar, nee. Sie war zu intelligent, flott und aufmerksam für eine solche Lächerlichkeit. Und falls ein solcher Zufall sie zu mir gebracht haben sollte, dann würde der Transporttechniker wahrscheinlich in einen Koalitionsknast wandern.

Ich spürte die Vibrationen, hörte das Wummern.

“Alle Mann bereit?” sprach sie und blickte zu uns rüber. Die Gefangenen waren gerade mal eine Minute hier und schon ging es für sie wieder weg. Glück gehabt.

So ein verdammtes Glück nochmal. Und der Atlane, der wie eine tote Masse zu ihren Füßen lag auch.

“Ja, verdammt,” sprach ich. Die anderen fauchten und knurrten zustimmend. Sie waren besiegt worden, aber sie waren wieder im Rennen. Wir würden verdammt nochmal von hier verschwinden.

Mein Jägergehör nahm Fußgestapfe wahr. “Sie kommen,” sprach ich.

Sie nickte, entweder weil sie mir glaubte, oder weil sie die Hive ebenfalls hören konnte. Jetzt blieb keine Zeit um das zu erörtern.

“Fünf Sekunden,” sprach sie.

Ich gesellte mich schleunigst neben sie. Dann neigte ich ihr Kinn hoch, damit sie mich anblickte. Damit sie eine von diesen fünf Sekunden mir zugestand.

“Wer bist du?” fragte ich sie. Der bevorstehende Transport ließ mir sämtliche Haare am Körper zu Berge stehen.

Drei Sekunden.

Zwei Sekunden. Die Hive stürmten in den Raum. Aus dem Augenwinkel konnte ich ihre gezückten Waffen sehen. Die anderen Krieger eröffneten das Feuer, aber ich ignorierte alles um mich herum. Ich sah nur noch sie. Die Frau, die mein Leben gerettet hatte. Das Leben von sechs Kriegern.

“Ich bin deine Partnerin.”

Eine Sekunde.

Und weg waren wir. Dabei, aus der Hölle der Hive hinauszutransportieren und zurück in Sicherheit. Mit meiner …

Partnerin.

4


Niobe, Schlachtschiff Karter, Sektor 437

Ich hatte wirklich nicht die Absicht gehabt, es ihm so unverblümt zu verklickern.

Ich bin deine Partnerin.

Nicht gerade das Genialste. Ich hatte ihm nicht einmal meinen Namen verraten.

Allerdings war ich mitten in ein Integrationszentrum der Hive hineintransportiert —ein unbekanntes Integrationszentrum, das eigentlich einer unserer Stützpunkte sein sollte—und musste umgehend um mein Leben kämpfen. Und um sein Leben. Zum Glück hatte ich meine Waffe dabei. Zum Glück waren meine Instinkte und Reflexe in der Akademie noch nicht total eingerostet. Mein Vorgesetzter beim Geheimdienst hätte sich bei der Vorstellung kaputt gelacht.

Im Großen und Ganzen hatten sich meine Schlachtschiffjahre beim ReCon-Team bezahlt gemacht. Das alte Training war mir instinktiv wieder eingefallen, als ob ich nie aufgehört hätte, geschweige denn die letzten paar Jahre hinterm Schreibtisch zugebracht oder neue Koalitionskadetten ausgebildet hätte.

Das entsetzte Gesicht des Transportoffiziers überraschte mich ganz und gar nicht, als plötzlich sieben Krieger ohne Vorwarnung oder Genehmigung auf Kommandant Karters Schiff eintrudelten. Ich hatte ein Überbrückungsprotokoll eingeleitet und uns ins nächste Schlachtschiff befördert, so weit weg von den Hive, wie es in kürzester Zeit nur machbar war.

Ich hätte uns überall hin transportieren können. In die Akademie. Nach Everis. Prillon Prime. Nichts davon ergab Sinn, wenn man bedachte, wo wir gerade gewesen waren. Was wir wussten.

Die Karter war die perfekte Wahl. Sie befand sich nicht nur im selben Sektor wie der versteckte Hive-Stützpunkt, sondern sie war auch das einzige Schlachtschiff, das nahe genug dran war, um dort einen Angriff gegen die Hive zu starten. Sie machten sich unsere Basis zunutze, um unsere Krieger zu foltern und zu töten, genau unter unserer Nase, und je eher wir uns um das Problem kümmerten, desto mehr Krieger würden wir retten können.

Die Tatsache, dass die Koalition gar nicht wusste, dass der Stützpunkt vom Feind überrannt worden war, ließ mich Rot sehen. Ich kannte Kommandant Karter, den knallharten Prillonischen Kommandanten. Ich hatte mit ihm und Kommandantin Chloe Phan auf zahlreichen Geheimmissionen zusammengearbeitet. Ich war sicher, dass Kommandant Karter schnell und konsequent handeln würde.

Ich hatte diese Geheimbasis abgeriegelt und alle verbleibenden Hive wie die Ratten in einem Fass eingeschlossen. Die Transportcodes würden jedes Ein- und Ausgehen verhindern, es sei denn ich würde selber den Transport autorisieren—oder Prime Nial persönlich würde meine Befehlscodes überschreiben. Nein. Nichts und niemand würde in diese Basis rein oder wieder herauskommen, solange wir nicht genügend Krieger versammelt hatten, um dorthin zu gehen und aufzuräumen. Um unsere Leute zu retten und diesen Schlamassel zu beseitigen.

Quinn wusste nicht, wie viele noch da unten waren, lebendig und mit den Hive gefangen. Wie sollte er auch genaue Zahlen nennen, immerhin hatte er hinter einer Energiebarriere in der Zelle gesessen und die Hive waren ein Haufen gewissenloser Arschlöcher. Wir mussten zurückgehen. Ich würde nicht riskieren, dass noch einziger Krieger in diesem Höllenloch landete. Er genauso wenig, wenn man bedachte, was die Hive ihm wohl alles angetan hatten. Wer wusste schon, was für Integrationen er hatte oder welche Qualen er überlebt hatte.

Der Krieger hinter der Steuerkonsole blickte mit offenem Mund zu uns auf, ehe er sich wieder fassen konnte. Das Vibrieren ließ nach, meine Haare hörten auf zu knistern. “Wer sind Sie?” fragte er verwundert. Er war definitiv verwirrt. “Sie sind nicht auf meiner Transportliste.” Er blickte zum Prillonischen Captain hinter mir, einem Kadetten, den ich vor mehreren Jahren ausgebildet hatte. Ein feiner Krieger und ein ehrenhafter Mann. “Captain Prax? Sind sie das? Sie wurden auf Latiri 4 vermisst gemeldet. Wie sind Sie hier gelandet?”

Prax knurrte, als der Atlane zu unseren Füßen anfing sich zu regen, seine Ionenpistole war auf den Krieger gerichtet, der jetzt zwar wieder seine normale Gestalt angenommen hatte, aber immer noch gut dreihundert Pfund schwer und weit über zwei Meter groß war. Die Bestie hatte sich zurückgezogen. Wir wussten nicht, wie umfangreich seine Integrationen waren. Verdammt, wir wussten nicht einmal, ob er überhaupt noch zu retten war.

Ich stieg vom Block und die Stufen der Plattform herunter. “Ich bin Vizeadmiral Niobe. Ich muss sofort mit Kommandant Karter und Kommandant Phan sprechen.”

Der Mann machte sich zügig daran, meine Identität zu überprüfen, wie das Protokoll es vorsah. Ich wartete voller Ungeduld, mein Stiefel tippelte auf dem Boden des Transportraumes herum, als der Bildschirm hinter ihm dieselben Daten wie sein Steuerpanel anzeigte. Ein Bild von meinem Gesicht erschien, zusammen mit meiner Laufbahn und rechts oben einem großen Emblem, das bestätigte, dass ich eine Vizeadmiralin war—nicht, dass er meinen Rang beim Blick auf meine Uniform hätte übersehen können—sowie mein Status als Geheimdienstmitarbeiterin. Der Mann schaute zu mir, dann einmal nach unten und dann wieder zu mir. “Jawohl, Vizeadmiral. Ich werde die Kommandanten über Ihre Ankunft in Kenntnis setzen.”

“Gut.” Ich nickte und versuchte dabei, den Jäger hinter mir zu ignorieren, meinen Partner, der mir bereits auf die Pelle rückte. Er war zu nahe, wie ein Alphatyp. Ein überaus eifersüchtiger noch dazu. Ich ging ein paar Schritte zur Seite, denn ich musste die Kontrolle behalten. Ich atmete seinen Duft ein und spürte die Hitze, die von seinem Körper ausstrahlte, ich bemerkte seinen Blick … es war pure Ablenkung. Meine Nippel stellten sich auf.

“Alarmieren Sie die Krankenstation.” Ich deutete auf die Plattform. “Ich habe hier einen integrierten Atlanen und vier Krieger, die aus einem Integrationszentrum der Hive gerettet wurden. Sie waren Neuankömmlinge dort und haben meines Wissens nach keine neueren Integrationen, aber sie müssen gründlich untersucht werden, nur für den Fall.”

Der Techniker nickte. “Jawohl, Vizeadmiral.”

Er erhob sich und starrte uns alle noch ein paar Sekunden lang an, er betrachtete die angeschlagenen Krieger, den Everianischen Jäger, den bewusstlosen Atlanen voller Hive-Technik und mich.

Ich zog die Augenbrauen hoch. Für solcherlei Schwachsinn hatte ich jetzt keine Zeit. “Sofort.”

Er sprang wie von der Tarantel gestochen auf und wenige Sekunden später kam ein Rettungsteam in Grün in den Transportraum geeilt. Dem Atlanen wurde, so vermutete ich, ein starkes Beruhigungsmittel injiziert und der Rest wurde nach draußen auf die Krankenstation geführt. Captain Prax nickte mir zu, entweder zum Dank oder zum Abschied oder bis zur nächsten Gelegenheit. Ich war einfach nur froh, dass er sicher war. Wohlauf.

Ich hob die Hand und machte dem Arzt ein Zeichen, dass er warten sollte. Er nickte zaghaft und wartete auf meinen Befehl. Es gab da noch einen ziemlich sturen Everianer, der versorgt werden musste. Mir war außerdem klar, dass er es nicht erlauben würde, jedenfalls nicht, solange er nicht mit mir geredet hatte. Ihm kurz vorm Transport aus einer Folterbasis zu stecken, dass ich seine Partnerin war? Hallöchen, normalerweise lief es wohl nicht so.

Ich machte auf dem Hacken kehrt. Ich wusste, dass Quinn nicht mit den anderen gegangen war. Ich spürte seinen Blick im Nacken, seine Augen waren regelrecht dabei mich zu verschlingen. Eindringlich. Sinnlich. Voller Verlangen.

“Wie lange warst du gefangen?” sprach ich. Ich wollte es nicht hören, und gleichzeitig doch. Mein Herz, das bis vor kurzem nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn gab, schmerzte jetzt für ihn. Während ich mit Kira und Angh und den anderen in der Kolonie gewesen war, war er gefoltert worden.

“Ich weiß es nicht mehr genau. Eine Woche. Vielleicht länger.”

Ich konnte es mir nur ausmalen. Die Basis war unterirdisch. Ohne Fenster. Ohne Licht. Ohne eine Möglichkeit sich irgendwie zu orientieren. Er trat näher, hob eine Hand an mein Gesicht und strich mit den Fingerspitzen über meine Wange. Für einen Jäger, und ich wusste, dass er zur Elite gehörte, war seine Berührung überaus sanft.

“Stimmt es, was du gesagt hast? Du gehörst mir?” sprach er leise.

“Ja.” Es gab keinen Anlass unser Match zu leugnen. “Und du gehörst mir.” Ich wollte es von Anfang an klarstellen, denn ich war kein zart besaitetes, unterwürfiges Frauchen. Ich würde genauso viel einfordern, wie ich zu geben bereit war. Vielleicht sogar mehr.

“Bei den Göttern.” Er lehnte sich an mich und schmiegte sich an meinen Hals, während ich gleichzeitig dem Arzt ein Zeichen machte. “Wie heißt du?”

“Niobe.”

Er sprach meinen Namen nach, atmete mich ein. Seine Hände wanderten auf meine Hüften und ich geriet ins Schwanken, ein paar Sekunden lang wurde ich vom Adrenalin und der Wucht seiner Nähe überwältigt. Aber dann besann ich mich wieder. Er war gefoltert worden. Integriert. Er war verletzt. Abgemagert. Die Ringe unter seinen Augen zeugten von vielen schlaflosen Nächten. Die Furchen um seinen Mund spiegelten Schmerz wider. Und ich konnte mir nur vorstellen, was für mentale Qualen er durchgemacht haben musste. “Du musst auf die Krankenstation, Quinn.”

“Mir geht’s gut. Ich komme schon wieder in Ordnung. Ich brauche keinen Doktor, ich brauche dich.”

Ich musste lachen und selbst ich war überrascht. Mein Partner war ganz schön forsch. “Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest.”

Das ließ ihn aufhorchen und er hob den Blick, um mir in die Augen zu starren. “Niobe.”

“Quinn.”

“Ich möchte dich küssen.”

Gott, ja. Küss mich. Ich nickte dem Doktor hinter ihm zu. “Na schön. Danach gehst du auf die Krankenstation.”

“Danach werde ich dich erobern,” brummte er.

Bevor ich darauf antworten konnte, pressten seine Lippen auch schon auf meine und raubten mir den Atem, sie brachten mich um den Verstand. Seine Berührung ließ meinen Körper heiß auflodern und ich musste mich mit ganzer Kraft zusammenreißen, um meine Hand von seinem Rücken zu heben und dem Doktor ein Zeichen zu machen, dass er näherkommen und ihm eine Spritze verpassen sollte, um ihn außer Gefecht zu setzen.

Ich merkte, als es so weit war, denn Quinn sackte gegen mich zusammen, unsere Lippen berührten sich immer noch. Als seine Knie nachgaben, öffnete er die Augen und blickte mich an. Seine Hand lag auf der Injektionsstelle an seinem Hals. “Dafür werde ich dir den Arsch versohlen.”

Ich lachte. Gott mochte mir beistehen, er war charmant. Und das war verdammt heiß. Niemand hatte mir je den Arsch versohlt—weder als Kind zu Bestrafung, noch als Erwachsene im Bett. Nie. Die Vorstellung aber, wie Quinn Hand anlegen würde? Mein Höschen war augenblicklich hinüber.

Zuerst aber musste er gründlich untersucht werden und eine Weile im ReGen-Tank chillen. Er musste gesund werden und wenn er auch nur ansatzweise jedem anderen Mann im Universum ähnelte, der gerade seine Partnerin getroffen hatte, würde er sich nicht von seinen Verletzungen daran hindern lassen. Er gehörte mir und ich würde mich um ihn kümmern, ob er das nun wollte oder nicht. Ob er mir dafür nun den Arsch versohlen würde oder nicht.

Ich lächelte, als der Doktor ihn von hinten auffing und der Transportoffizier zur Hilfe eilte, um meinen Partner zur Krankenstation zu befördern. Er grinste mich an, sediert, aber immer noch bei Bewusstsein und sein Körper schien schneller nachzugeben als sein Verstand. Er starrte mich an und diese Bernsteinaugen gaben ein düsteres Versprechen preis.

Ich konnte nicht anders und musste ihn noch einmal necken.

“Leere Versprechungen, Liebster.”

Er lächelte immer noch, als sie ihn fort trugen. Ich grinste wie eine Idiotin und spielte die ganze Szene noch einmal in meinem Kopf nach, als Kommandant Karter den Raum betrat.

“Vizeadmiral.” Seine Stimme donnerte. “Was zum Teufel ist hier los? Und wie sind Sie auf mein Schiff gekommen?”


Zwei Stunden später

Quinn – Krankenstation

Noch ehe ich die Augen öffnete, wusste ich, wo ich war. Der allzu vertraute Geruch des ReGen-Tanks rief mir dutzende unangenehmene Erinnerungen ins Gedächtnis. Dennoch, es war besser als das unterirdische Gefängnis, in dem ich festgesessen hatte. Ich war nackt, aber der Gestank des Nexus und seiner Schikanen war weg. Bestimmt hatte der Doktor auf der Suche nach Hive-Technologie jedes einzelne Molekül in meinem Körper auf den Kopf gestellt und versucht herauszufinden, ob ich für die Crew eine Gefahr darstellte.

Ich fühlte mich anders. Das Gesumme in meinem Schädel war zwar verstummt, mein Körper aber war hochsensibel und jeder Druckpunkt auf der Unterlage war meinen Sinnen akut bewusst. Ich konnte den Duft der Reinigungslösung riechen, mit der sie die Koalitionsschiffe putzten. Den weibliche Charme meiner Partnerin, die irgendwo in der Nähe war.

Es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass ich in einem ReGen-Tank aufwachte, aber diesmal war es anders. Dieses Mal war sie hier. Ich konnte sie spüren, konnte ihr Herz schlagen hören. Ihre Stimme, als sie sich auf der anderen Seite des Tanks angeregt mit Kommandant Karter unterhielt.

Sie war nicht von meiner Seite gewichen und diese Tatsache ließ mein Herz höher schlagen. Meine Partnerin war keine gewöhnliche Frau. Sie war eine Vizeadmiralin der Koalitionsflotte und mir vom Rang her weit überlegen. Ihrer Gestik und ihrer Sprache nach zu urteilen, vermutete ich, dass sie ein Mensch war … und dennoch fühlte sich das nicht ganz treffend an.

Ihr Duft erinnerte mich an Zuhause, an Everis, und ich fragte mich, ob sie nicht doch von meiner Welt stammte. Vielleicht hatte sie lange auf der Erde gelebt und sich deren Bräuche und Sprache angeeignet. Everianische Jäger waren echte Chamäleons und verstanden es, verschiedenste Dialekte und Manieren nachzuahmen, jene Vielzahl an unbeschreiblichen Wesensmerkmalen, die einen anders machten.

Wenn sie eine Everianerin und kein Mensch war, dann fragte ich mich, welcher Elitejäger sie gezeugt hatte. War ihr Vater auf meiner Heimatwelt eine Legende oder war er unbekannt?

Nicht doch, dass ihre Herkunft von Bedeutung war. Solange sie mit mir zusammen war, kümmerte mich ihre Vergangenheit herzlich wenig. Aber ich war nun mal ein Raubtier mit einer unersättlichen Neugierde, einer Neugierde, die sie mehr befeuert hatte, als irgendjemand oder irgendetwas zuvor. Ich wollte alles über sie wissen. Jede. Kleinste. Einzelheit. Von ihrer Geburt bis zu diesem Augenblick.

Sie gehörte mir.

Der transparente Deckel hob sich automatisch und meine Partnerin und Kommandant Karter kamen zu mir herüber. Ich setzte mich auf und rieb meine Hand über mein Gesicht.

“Wie geht es Ihnen?” wollte der Kommandant wissen.

Der Blick meiner Partnerin wanderte über meinen Körper. Jeden nackten Zentimeter davon. Und natürlich bekam ich davon einen Steifen.

“Bringt dem Mann ein Laken,” brüllte der Kommandant und fuchtelte dabei wild mit dem Arm herum. Wie er sehen konnte, war mein Penis noch intakt und wahrscheinlich hatte er keine Lust mit mir zu plaudern, während mein Schwanz ihn begrüßte.

Ich konnte einfach nicht anders. Meine Partnerin stand vor mir. Herrenlos.

Der Doktor kam herbei und reichte mir ein weißes Laken und ich legte es mir über den Schoß.

“Alles bestens, wie Sie sehen konnten.” Ich wandte mich an den Doktor. “Wie sieht es mit den Integrationen aus?”

Er blickte auf das Tablet in seiner Hand. “Die Daten zeigen eine Vielzahl mikroskopisch kleiner Integrationen. Bis dato ist uns nur ein weiterer Krieger mit dieser Art von Integrationen bekannt, ein Prillone in der Kolonie. Sein Name ist Tyran. Ich habe mir seine Akte angesehen und diese Art Implantat scheint, solange keine vollständige Sättigung erreicht ist, das Bewusstsein nicht zu beeinträchtigen. Ihre Zellsättigung liegt bei fünfundachtzig Prozent.”

Scheiße. Eine oder zwei Injektionen mehr von diesem blauen Mistkerl und er hätte mich geknackt.

Der Doktor sprach weiter: “Die Integrationen werden Ihre Muskeln sehr viel stärker und widerstandsfähiger machen als zuvor. Ihre Knochen ebenfalls. Der Prillone, Tyran, ist meines Wissens getestet worden und er ist stärker als die integrierten Atlanen. Solange Sie keinen zusätzlichen Integrationen ausgesetzt werden, geht es Ihnen gut. Sie sind stärker. Schneller. Aber in Ordnung. Was Ihren allgemeinen Gesundheitszustand anbelangt, so waren Sie dehydriert, unterernährt und haben unter Schlafentzug gelitten, aber das alles hat der ReGen-Tank bereits wieder ausgeglichen.”

“Danke.” Er sprach die Wahrheit. Ich strotzte nur so vor Vitalität. Leben.

Verlangen.

Ich blickte zu meiner Partnerin. Sie sah genauso aus wie zuvor. Aber wir waren nicht länger dabei gegen die Hive und um unser Leben zu kämpfen. Wir waren auf dem Schlachtschiff, in Sicherheit. Ich war wieder gesund. Nur der Kommandant stand noch im Weg, ehe ich sie erobern konnte.

Das und eine verdammte Dusche.

“Ich brauche eine Dusche. Kommandant, wenn Sie mich entschuldigen würden …”

“Noch nicht. Seit wie vielen Tagen haben die Hive unseren Stützpunkt übernommen?” Der Kommandant blickte finster, unnachgiebig. Ich wusste, wie blanker Zorn aussah und der Kommandant kochte nur so vor Wut, jeder seiner Muskeln war gespannt und zitterte leicht, als er sich gerade noch so davon abhalten konnte, auszuholen.

“Seit mindestens einer Woche. Ich habe acht Tage gezählt, womöglich länger, womöglich weniger. Ich hatte weder eine Uhr, noch Tageslicht. Ich habe ihre Schichtwechsel beobachtet und so die Zeit abgeschätzt.”

Er begann auf und ab zu marschieren, sodass er mir alle paar Schritte die Sicht auf Niobe nahm, aber sie war sowieso nicht länger auf mich fokussiert. Ihr Stirnrunzeln war fast genauso drastisch wie das des Kommandanten: “Kommandant, wie kann es sein, dass die Hive vor über einer Woche eine Koalitionsbasis erobert haben, ohne dass Sie irgendetwas von dem Angriff mitbekommen haben?”

Er knurrte und wirbelte zu ihr herum, sein Ton aber blieb respektvoll, auch wenn seine Stimme voller Wut war: “Vizeadmiral, wir haben in den vorgesehenen Intervallen Lageberichte von der Basis erhalten. Sie hatten die korrekten Passwörter und haben uns erwartungsgemäße Informationen übermittelt. Wir hatten keine Möglichkeit, es zu wissen. Die Hive haben unsere Abläufe perfekt imitiert.”

Ihr Blick driftete zurück zu mir und die Hitze kehrte sofort zurück; als ob sie durch die Umstände gedämpft worden war. “Soll ich daraus schlussfolgern, dass das auch auf anderen Koalitionsstützpunkten der Fall sein könnte und wir keinen Hinweis darauf hätten, dass etwas nicht stimmt?”

Er trat zurück. Nickte. “Ja.”

Meine wunderschöne Partnerin fluchte und ging Richtung Tür, um sich eine Illusion von Privatsphäre zu schaffen. “Das muss ich melden. Die Nexus-Einheit muss dafür verantwortlich sein.”

Kommandant Karter erstarrte. “Was haben Sie da eben gesagt?” Er wandte sich zu mir um. “In dieser Basis ist ein Nexus gefangen?”

“Ja.” Als ich die Nachricht bestätigte, wandelte sich Kommandant Karters Anspannung in kühle Berechnung: “Gehen Sie sich duschen, Quinn. Verbringen Sie etwas Zeit mit ihrer Partnerin. Sie haben zwei Stunden, keine Minute länger. Haben Sie mich verstanden? Sollten Sie sich eine Minute auf dem Kommandodeck für das Briefing verspäten, werde ich persönlich Ihre Tür einrammen, Vizeadmiral hin oder her.”

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