Kitabı oku: «Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982)», sayfa 3

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Wir schlagen den Heimweg ein, diesmal über den Grenzübergang Bad Muskau, etwa 60 km von Gubin/Polen entfernt. Die polnischen Pass- und Zollkontrolleure geben das Zeichen weiterzufahren. Der DDR-Zöllner gleich nebenan fordert mich auf, den Gepäckraum zu öffnen und er fragt: „Was haben Sie in der Aktentasche? Bitte öffnen!“

Ich öffne und sage: „Nur technische Zeichnungen.“ Plötzlich wird mir klar, ich bin in eine Falle geraten.

Der Zöllner schaut mich verdutzt an und fragt: „Haben Sie eine Genehmigung zum Mitführen technischer Dokumente ins Ausland?“

„Nein“, antworte ich mit großen Augen.

„Das Mitführen von technischen Dokumenten im Ausland ohne Genehmigung ist verboten. Was Sie getan haben, verstößt gegen das Zollgesetz der DDR“, wurde ich belehrt. Ich werde aufgefordert, zum Stellplatz zu fahren. Mir wird ganz schwarz vor meinen Augen. Daran habe ich nicht gedacht!

Ein zweiter Zöllner kommt hinzu und die Befragung beginnt: „Warum führen Sie in der VR Polen technische Dokumente mit?“

„Ich hatte eine Dienstreise zur Schwarzen Pumpe und habe diese mit einem Familienausflug verbunden. Nach 13.00 Uhr waren wir an der Grenze in Guben und, und … jetzt fahren wir nach Hause nach Zeitz. Hätte ich gewusst, dass technische Dokumente …, dann hätten wir diesen Ausflug anders geplant, … es tut mir leid!“

Beide Zöllner blättern in den Zeichnungen herum, stellen Fragen, ich vermeide strikt die Bezeichnung Mosambik, sonst könnte der Verdacht aufkommen, ich sei ein Doppelagent.

Dann beraten beide Zöllner leise. Einer der Genossen geht in das Gebäude, ich vermute, er telefoniert mit dem Grenzübergang in Guben, kommt zurück, ich werde noch mal belehrt und … erhalte freie Fahrt.

Es hätte viel schlimmer ausgehen können und mein Status Auslandskader wäre Vergangenheit gewesen.

Nachdem ich Einblick in die Dokumentation der Dieselelektroanlage genommen habe, fahre ich nach Hettstedt im Bezirk Halle, am Rande des Harzes, um dort ein selbes, bereits fertiges Objekt anzuschauen. In der Invest-Abteilung werde ich freundlich begrüßt. Als ich mein Anliegen konkretisiere, das gleiche Vorhaben in Mosambik zu realisieren, werde ich mit Kaffee und einer Bockwurst bedient. Man schildert mir die üblichen Schwierigkeiten beim Bau der Dieselelektroanlage, deren Fertigstellung sich weit hinauszieht und die bis heute noch nicht im Betrieb ist, vor drei Jahren wurde damit begonnen. Wir machen einen Rundgang in der Dieselelektroanlage. Ich habe Gelegenheit, das fast fertig gestellte Objekt in Augenschein zu nehmen. Anschließend gehen wir zurück ins Büro, wo ich gebeten werde über Vietnam, Sibirien, Angola und über Mosambik zu erzählen. Natürlich komme ich dieser Bitte nach und nach einstündiger Unterhaltung verabschiede ich mich.

Auch zu Hause gehen die Ausreisevorbereitungen zügig voran. Eine Transportkiste für Buffy steht bereits da, deren Anblick Helene in Tränen versetzt – Buffy in der Kiste und das für lange Flugstunden.

„Mein Gott, wie hält das arme Wesen die vielen Flugstunden aus? Wird Buffy ausreichend mit Essen und Trinken versorgt? Ist der Transportraum ausreichen klimatisiert? Buffy musst doch auch Gassi machen? Werde ich Buffy in Maputo am Flughafen lebend in die Arme schließen können?“, klagt meine Frau ständig unter Tränen.

Seit einem Jahr ist Halina an der Martin-Luther-Universität in Halle, hat eine gute Unterkunft im dortigen Internat. Wir haben das Zimmer, das sie mit einer Kommilitonin teilt, mit Zustimmung der Internatsleitung zusätzlich möbliert, mit Radio und Fernseher ausgestattet. Die Internatsleitung ist von unserem 3-jährigen Auslandeinsatz informiert und wird unsere Tochter betreuen.

Auch unsere Wohnung steht ihr zur Verfügung. Sie kann zu jeder Zeit nach Hause kommen. Sparkassenbuch und Girokonto haben wir unserer Halina zuggängig gemacht. Man weiß nie, was auf uns zukommt. Mosambik ist weit, die Luft könnte dort bleihaltig sein, wenn sich FRELIMO und RENAMO bekämpfen. Auch im Nachbarstaat Rhodesien stehen die Zeichen auf Sturm. Mosambik unterstützt den dortigen Befreiungskampf. Die Kollegen in Oppach und Dr. Klemm haben so manches Ungeschminktes verlauten lassen.

Der Ausreisetermin steht fest, am Sonnabend, dem 11. August 1979, fliegen wir mit der Interflug nach Maputo, übernachten einmal in Unterkünften der Botschaft und am nächsten Morgen fliegen wir von Maputo nach Tete.

Seit Tagen sitzen wir auf gepackten Koffern. Helene hat alles ordentlich verpackt, es sind vier Koffer. Die Transportkiste für Buffy und das Handgepäck dazu. An Fachliteratur habe ich auch gedacht. Unsere Buffy hat die erforderlichen Impfungen und den Veterinären Impfpass dazu, Sitzübungen in der Kiste machen sie nervös. Sie ahnt, was Schreckliches auf sie zukommen wird.

Freitag, der 10. August: In der Kaderabteilung der Kombinatsleitung in Halle habe ich Reisepässe für mich und meiner Frau erhalten. Reisepässe für einen Auslandskader einschließlich Familienangehörigen werden dort deponiert. Meine Kollegen in Leuna sind sehr erfreut, beim Kaffeetrinken plaudern wir. Ich kann den Flugstreckenverlauf erläutern und über Neuheiten aus der Abteilung „M“ erzählen. Ich folge der Aufforderung meines Parteisekretärs, vor Ausreise in der Parteileitung politische Literatur und Agitationsmaterial abzuholen. Die Parteileitung ist geschlossen, der Parteisekretär nicht aufzufinden. Ein Genosse der Gewerkschaftsleitung, der an mir vorbei eilt, sagt laut: „Günter, heute ist Freitag, ab eins macht jeder seins.“

Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen.

DAS ERSTE JAHR 1979/1980 IN MOATIZE

Abschied für lange Zeit tut weh. Wer kennt das nicht!

Wir sitzen im Flughafenrestaurant – vier Koffer neben uns. Buffy auf Helenes Schoss, Halina hält Muttis Hand, beide mit geröteten Augen, Christina, eine Mitbewohnerin unseres Hauses, die uns zum Flughafen gebracht hat, schweigt. Ich bin unruhig, die Frauen trinken Kaffee, ich ein kühles Bierchen. In kurzen Abständen schaue ich zum Abfertigungsschalter hin, wo Reisende nach Mosambik warten. Langsam kommt Bewegung am Schalter auf, immer mehr Passagiere mit Angehörigen kommen hinzu. Ich erkenne Hans, Gerhard, Herbert und Uwe vom Lehrgang in Oppach. Eine junge Frau mit Kind, die ich nicht kenne, ist auch dabei – alle in Begleitung von Familienangehörigen und Freunden. Nach Prüfung des Veterinären Impfpasses durch den Zoll, wird Buffy als Sondergut aufgenommen. Helene und Halina bitten unter Tränen, mit der Kiste behutsam umzugehen. Buffy ist ein liebes Hündchen. Die Abfertigung verspricht alles Mögliche zutun. Gruppen von Reisenden mit ihren Angehörigen stehen Schlange vor der Pass- und Zollabfertigung. Auch wir können uns nicht trennen, Tränen rollen, die Taschentücher sind nass. Da und dort werden leise Abschiedsgespräche geflüstert, Halina hält unsere Hände fest. Die Minute des Abschiedes ist da. Wir drücken und küssen unsere Tochter, flüstern liebvolle Abschiedsworte und verabschieden uns von Christina. Wir schauen noch mal zurück. Halina und Christina winken. Noch eine Sekunde und wir sind mit schwerem Herzen im Transitraum. Ein neues Gefühl hat uns ergriffen, eine schwere Last ist gefallen.

Unsere IL-62 rollt zur Startbahn. Der erste Abschnitt des Fluges Berlin-Maputo beginnt mit ohrenbetäubendem Anschublärm und immer schneller werdender Startgeschwindigkeit bis zum Abheben der Maschine.

Vom ovalen Fenster aus sehen wir, wie schnell das Flugzeug an Höhe gewinnt. Immer kleiner werden Flughafenkomplex, Grundstücke, Häuser, Wege, Straßen, die Autobahn, Kraftfahrzeuge, die „Mauer“. Wir fliegen auf 10.000 Meter Höhe mit einer Geschwindigkeit von 850 km/h, verlautete die Bordinformation nach dem Start.

Helene ist sehr besorgt um Buffy. Eine Stewardesse serviert Getränke. Helene bittet bei der Zwischenlandung nach Buffy zu schauen, mit ihr Gassi zu gehen, Essen und Trinken zu geben. Die nette Stewardess lächelt, verspricht alles Mögliche zu tun.

Nach drei Stunden Flugzeit ertönt die ersehnte Durchsage, in 20 Minuten landen wir am Flughafen in Algier. Der klimatisierte Transitraum ist sehr klein, dunkel, wenig einladend, es gibt keine Zeitschriften oder Prospekte. Wir müssen stehen und warten, die wenigen Sitzplätze sind besetzt.

Unsere IL-62 ist startbereit. Es folgt das übliche Startritual und wir haben die Höhe von 10.000 Meter erreicht. In zirka acht Stunden gibt es die nächste Zwischenlandung in Lagos/Nigeria.

Stewardessen servieren Speisen und Getränke, keine befriedigende Nachricht über Buffy: „Die Zeit war zu kurz den Hund zu versorgen, er lebt, liegt hätschelnd auf vier Beinen in der Kiste.“ Helene ist traurig, bittet in Lagos unserem Hündchen doch was zu trinken zu geben. Hinterm Bullauge herrscht Dunkelheit. Es ist Nacht, am Himmel glitzern unzählige Sterne. Tief unter uns eine unendlich dunkle Fläche, wir fliegen über dem Atlantischen Ozean. Helene schläft. Mit meinen Gedanken bin ich in Moatize. Wir fliegen schon sieben Stunden. Plötzlich knarrende Geräusche unter dem Fußboden des Flugzeuges, ein gutes Zeichen: Das Fahrgestell wird herausgefahren und es folgt die Ansage: „In 20 Minuten landen wir auf dem Flughafen von Lagos.“

Es ist fünf Uhr am Morgen MEZ. Wir betreten einen Transitraum im Obergeschoss. Genügend Sitzplätze sind vorhanden, Helene steht am Fenster mit Blick zum Flugzeug, in der Hoffnung, unsere Buffy zu erblicken.

Unter den Mitreisenden wird getuschelt, die blonde Frau mit Kind im Kinderwagen ist die Ehefrau vom ZK-Beauftragten der SED für Moatize, Genossen Heino Westphal.

Afrikaner in weißem, langem Herrenkleid im Transitraum bieten auf dem Fußboden diverse Waren zum Kauf an. Die Neugier treibt uns DDR-Bürger, das exotische Warenangebot in Augenschein zu nehmen. Es sind diverse Schnitzereien, Felle, Teppiche, leichte Damen- und Herrenbekleidung, Damen- und Herrenschuhe, Hausschuhe, Handtaschen, Schmuck, Masken, Vasen und anderes. Die Händler – müde aber erfreut Interessenten zu haben – erheben sich vom Boden und führen einzelne Exemplare vor. Versprechen sich, ein gutes Geschäft zu machen.

Ein überaus freundlicher Verkäufer lockt Zuschauer mit gewaltigem Preisnachlass, ein T-Shirt 15,00$ kostet plötzlich 5,00$, die Damenhandtasche von 100,00$ plötzlich nur 25,00$.

Meine Langeweile treibt auch mich zum Händler. Ich schaue auf sein Warenangebot, nehme ein Paar Lederschuhe zur Hand. Der Händler kommt mir entgegen: „50,00$“ und ich antworte: „Zu teuer“, er geht auf 30,00 $ herunter. Ich antworte erneut: „Zu teuer“. Er sagt: „25,00$“. Ich lächle und sage: „Okay, habe German-Mark“. Blitzschnell sagt er: „100 German-Mark“. Ich zeige ihm 100 Mark der DDR. Mein Verhandlungspartner schaut hin, stutzt und sagt: „Nein, das ist kein gutes German Geld, das ist russo, russo, russo …“, nimmt Schießstellung ein und ruft lächelnd: „russo trrrrrrrrr, trrrrrrrrr …“, die Zuschauer lachen.

Nach etwa drei Stunden Aufenthalt fahren wir zum Flugzeug. Am Eingang wird Helene informiert: Unsere Buffy bekam Essen und Trinken, rührte nichts an, sitzt auf ihren vier Beinchen, hechelt wie zuvor in Algier.

Die IL-62 rollt zur Startbahn. Bald darauf hebt sie zur vorletzten Etappe ab. Die Flugdauer bis Luanda beträgt etwa drei Stunden. Eine Stewardess verteilt bunte Urkunden der Interflug an die Fluggäste, die zum ersten Mal den Äquator überfliegen, Helene bekommt auch eine, das erinnert mich an meine Dienstreise nach Angola. Die Chefstewardess verspricht, unsere Buffy nach der Landung zu versorgen.

Um 13.00 Uhr sind wir im Transitraum am Flughafen in Luanda und das Warten zur letzten Etappe beginnt. Buffys Lage ist weiter unverändert, sie nimmt weder Nahrung noch Getränke an.

Nach zwei langen Stunden Zwischenaufenthalt hebt die Il-62 erneut ab und nimmt Kurs nach Osten. Der Flug dauert ungefähr. 4 Stunden, so die Ankündigung.

Über dem Territorium Mosambik schwenkt die IL-62 nach Süden auf Maputo zu.

Einer unserer Mitreisenden ruft plötzlich: „… Freunde, schaut nach unten, der Sambesi und der Staudamm Cahora Bassa unter uns, in wenigen Minuten überfliegen wir Tete und Moatize, bleibt am Fenster …“

Die Maschine setzt zur Landung an, es ist 19:00 Uhr, dunkel, unsere Il-62 berührt die Landebahn und … kommt nach längerem Bremsvorgang zum Stehen.

Das erste Gepäck am Band ist die Kiste mit Buffy. Wir nehmen sie herunter und öffnen die Kiste. Buffy will herausspringen, kann aber nicht, denn ihre Beine wollen nicht folgen. Doch sie gibt freudige Laute. Helene nimmt Buffy aus der Kiste heraus und eilt ins Freie. Unsere Mitreisenden, aber auch Mosambikaner, umringen uns und schauen zu. Helene setzt Buffy ab und unser Zwergpudel macht lange, lange Gassi. Buffy hat über 24 Stunden kein Wasser gelassen, wie konnte das arme Tierchen so lange innehalten?

Vertreter der DDR-Botschaft, die mit Kleinbus und Pkws auf uns warten, sind nicht begeistert, einen mitreisenden Hund zu sehen. Es fallen Bemerkungen wie: „Noch ein Hund dazu …“ oder: „Sie denken, sie sind im Urlaub …“ oder: „Jetzt noch Hunde betreuen, wo wir so viel Arbeit haben …“

Das Band transportiert Gepäckstücke: Zwei Koffer. Auf zwei weitere warte ich, doch die kommen und kommen nicht. Ein Botschaftsangehöriger nähert sich, das Transportband hält an. Ich sage, dass mir zwei Koffer fehlen. Wir eilen zum diensthabenden Dispatcher und melden, nach dem Vorzeigen der Gepäckscheine, den Verlust zweier Koffer an.

Beim Besteigen der Fahrzeuge fällt mir auf, dass in Mosambik Linksverkehr herrscht, was mich überrascht. Nach einer halben Stunde Fahrt halten wir vor dem Gästehaus der Botschaft. Auch hier die große Überraschung.

„Ein Hund haben Sie …! Das fehlt noch …“

Einen besorgten Rat gibt uns eine Frau, Angehörige der Botschaft: „Zum Weiterflug nach Tete nehmt doch Euer Hündchen mit in die Kabine, niemand verbietet das, erspart ihm die Strapazen, die Kiste lasst ihr hier, morgen bringe ich eine große Reisetasche für Buffy mit.“ Das ist nett von dieser Person.

Der 13. August: Am Morgen besteigen wir eine Boeing der mosambikanischen Fluggesellschaft LAM, zur allerletzten Etappe nach Tete/Moatize.

Im Flugzeug findet Buffy unterm Sitz platz. Der Kopf schaut heraus – vom Flugpersonal unbemerkt. Stewardessen sind Mosambikanerinnen, Piloten Europäer, der Sprache nach Portugiesen. Die Ansagen erfolgen in englisch und portugiesisch.

Zwei Stunden später sind wir in Tete.

Ein Lkw W-50 wartet. Albert, der Kraftfahrer, hilft, unser Gepäck auf die Plattform zu hieven. Wir steigen hinauf und fahren durch ausgetrocknete Landschaften auf einer Fernverkehrsstraße nach Moatize. Die Sonne brennt erbarmungslos, Buffy hechelt ununterbrochen, der heiße Wind peitscht in unsere weißen Gesichter. Die Fernverkehrsstraße ist leer, rechts und links Savannenlandschaft, dürres fast verbranntes Gras, dornige Gewächse, breit gefächerte, akazienähnliche Bäume. Wir sehen einzelne dickstämmige Affenbrotbäume, in der Ferne felsige kahle Berge, die bräunlich schimmern. Nach etwa 35 Minuten Fahrt biegt unser W-50 rechts ab, auf beiden Seiten der Straße sehen wir Einfamilienhäuser älterer Bauart mit Vorgärten, reichlich bepflanzt. Ich erkenne große Bananenstauden, und Zitrusbäume. Nach etwa 800 Meter biegen wir wieder rechts ab, und wir sind in der neuen gelben und blaugrauen Bungalowsiedlung.

Vor der Casa (Haus) 5 bleibt unser Lkw stehen. Albert hilft beim Aussteigen, Buffy hechelt.

Es ist extrem schwülwarm und wir warten vor unserer neuen Bleibe. Ein Pick up kommt angefahren. Helga Klemm, die Ehefrau vom Delegationsleiter Dr. Klemm, bringt Möbel und Schlüssel fürs Haus. Buffy bekommt sofort Streicheleinheiten.

Helga belehrt: „Auf keinen Fall unbehandeltes Wasser trinken, erst abkochen, dann in den Filterbehälter gießen, Chlortabletten hinzufügen und filtern lassen. Mit Wasser und Elektroenergie sparsam umgehen, beides ist Mangelware; die Pflanzen nicht gießen und die Klimaanlagen möglichst wenig laufen lassen.“

Das Haus hat zwei Eingänge, direkt in Küche und Wohnzimmer, außerdem zwei Bäder, zwei Gästezimmer und Wirtschaftsnischen.

Wir sind abgekämpft von der langen Reise und von den ersten Eindrücken auf der Strecke nach Moatize, verschwitzt, die Kleidung klebt am Körper, Steinkohlestaub bedeckt unsere Haut.

„Jetzt keine Schwäche vortäuschen, ran an die Arbeit, das Haus einrichten“, befiehlt Helene.

Die Möbel stehen im Freien und müssen vom Steinkohlestaub befreit und gereinigt werden. Wir haben nur einen Eimer und Wasser. Ich eile zur Helga. Klemms wohnen außerhalb der Bungalowsiedlung. Helga gibt mir Wasch- und Scheuerlappen, Reinigungsmittel und Escudo–Vorschuss zum Einkauf in der Verkaufstelle. Die Sonne brennt auf Hochtouren. Wir schruppen Möbel, Estrichfußboden, verjagen unzählige Kakerlaken, finden sie auch in Schubladen, im Bad, in allen Räumen. Helene fängt an sich zu ekeln, ich fege lebende und tote Insekten aus dem Haus, suche in allen Räumen nach Schlupflöchern und stopfe sie mit Papier, Steinen und Dreck zu. Wir bekommen Besuch vom Nachbarhaus Casa 6, Frau Heide Berndt mit Tochter aus Zwickau, vor zwei Wochen eingereist. Horst, ihr Ehemann und Untertageelektriker, ist noch im Schacht. Heidi bietet sofort Hilfe an. Gemeinsam schleppen wir schwere Möbel aus Ebenholz in die Räume. Horst kommt, hilft beim Einrichten. Wir fühlen uns wie in einer Familie. Helene schließt Bekanntschaft mit Dorothea Zock, kommissarisch verantwortlich für die Verkaufsstelle, ihr Ehemann Klaus, Leiter einer Chipanga, beide seit mehrere Wochen in Moatize, wohnen im Casa 1.

Dorothea erfährt, Evelyn Westphal ist mit Kind eingereist, hat einen Arbeitsvertrag als Verkaufsstellenleiterin mitgebracht. Heino, ihr Gatte, Beauftragter des ZK der SED mit Diplomatenpass, holte Frau und Kleinkind vom Flughafen mit einem japanischem Dienstauto ab. Dorothea ist traurig, bangt um ihren vollen Arbeitsplatz und auch Helene sieht ihre Chance schwinden, beschäftigt zu werden. Sie erfährt, wie schwierig die allgemeine Versorgungslage nicht nur in Tete oder Moatize ist.

Kinder mit dicken Bäuchen, nackt oder völlig zerlumpt, stehen mit ausgestreckter Hand vor den Bungalows und rufen: „Pao, pao, senhora, pao, pao senhora!“ Brot, Brot!


Familie Berndt vor unserem Casa 5

„Es ist traurig dem zuzusehen“, erzählen Dorothea und Heidi. „Albert unser W-50-Fahrer, ein sehr beweglicher Typ und portugiesisch sprachgewandt, versucht täglich mit allen möglichen Tricks in Tete etwas zu ergattern: Brot, Mehl, Öl, Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse. Er muss sich auch unangenehme Sprüche anhören, von wartenden Einheimischen. In Abständen von sechs bis acht Wochen kommen Versina-Sendungen aus der DDR mit Fleisch-, Wurst- und Brotkonserven sowie anderen Lebensmitteln und Haushaltswaren.“

Es ist 18.00 Uhr, ein Pick up hält vor unserem Casa. Dr. Thomas Klemm begrüßt uns mit seinem netten Lächeln, fragt nach Buffy. Unser Pudel ist kläffend zur Stelle. Buffy fühlt sich längst häuslich, bekommt Streicheleinheiten.

Wir duzen uns, berichten über unseren Reiseverlauf, Gepäckverlust, letzte Gespräche in der Abteilung „M“ zum Vorhaben Dieselelektroanlage. Helene bittet um baldige Beschäftigung in der Delegation.

Dr. Klemm schildert ausführlich, ohne Geheimnistuerei, die komplizierte Versorgungslage in Mosambik, die Knappheit mit Elektroenergie und Wasser, die Bemühungen der Delegationsleitung, unsere Arbeits- und Lebensbedingungen möglichst angenehm zu gestalten.

Abschließend bittet er darum, am folgenden Tag um 7:00 Uhr in seinem Büro, im Escritorio, Direktionsgebäude, zum Einführungsgespräch zu erscheinen. Er betont dabei, meine aller erste Aufgabe wird sein, eine Dieselelektroanlage 2 x 1100 KVA zu bauen.

18.00 Uhr wird es in diesen Breiten dunkel, wir sind geschafft von der langen Reise, ersten Eindrücken und der schwerer Arbeit. Um 22:00 Uhr fallen wir beide erschöpft in die Betten.

Nach durchgeschlafener Nacht melde ich mich im Direktionsgebäude der „CARBOMOC“ bei Dr. Klemm, der auch Stellvertreter des Generaldirektors ist.

Thomas erklärt die Struktur der „CARBOMOC“, der Generaldirektor ist ein weißer Mosambikaner portugiesischer Herkunft, sehr jung, dynamisch, um die dreißig, zurzeit auf Dienstreisen. Dr. Klemm spricht über Probleme der Stromversorgung, die auf Aktivitäten der feindlich gesinnten RENAMO zurückzuführen sind, auch die Struktur unserer Delegation wird mir erklärt. Wir gehen aufs Betriebsgelände: Erst zur Bauabteilung, von Mosambikanern „obra“ genannt, sie besteht aus einer Zimmerei „… wo sich vor Schichtbeginn die Belegschaft zum Prüfen der Anwesenheit und zur Arbeitsaufteilung versammelt …“, sagt Dr. Klemm.

Vor der Zimmerei stehen zwei Herren: ein Portugiese, der Abteilungsleiter Senhor Amaral, etwa 55 Jahre, und ein Mosambikaner, der Meister Senhor Cebola, etwa 65 Jahre – unser Schätzung nach.

Dr. Klemm spricht gut portugiesisch, macht uns bekannt, mich als Bauabteilungsleiter ab heute im Dienst. Beide lächeln freundlich, den Portugiesen verstehe ich überhaupt nicht, er nuschelt und nasalt. Ich gebe mir große Mühe am Gespräch teilzunehmen, mit meinem schwachen Portugiesisch.

Dr. Klemm verspricht mir, am nächsten Tag zu Schichtbeginn, eine Dolmetscherin zur Verfügung zu stellen, damit ich mich der Belegschaft vorstellen und mein Arbeitskonzept für den Bau der Dieselelektroanlage erläutern kann.

Wir gehen weiter zum vorgesehenen Standort der zukünftigen Halle der Dieselelektroanlage, nicht weit von der Bauabteilung. Die Fläche ist ausreichend groß, gut zugängig und eben. Daneben befindet sich die mechanische Werkstatt, Fuhr- und Maschinenpark, alles, was mich beim Bau der Dieselelektroanlage unterstützen würde.

„Also kannst du sofort mit dem Abstecken der Halle beginnen?“, sagt Thomas.

Natürlich würde das meine erste Aufgabe sein. Nach dem Abstecken muss der Baugrund untersucht werden. In der Zeichnung der Fundamente steht ein Vermerk: „Die Tiefe der Fundamente ist örtlich anzupassen …“

„Das bedeutet nach der Baugrunduntersuchung die Tiefe festlegen …“, antworte ich.

„Das dürfte kein Problem sein, die Werkstatthalle steht auf diesem Baugrund seit Jahrzehnten, Setzungen sind nicht zu erkennen“, sagt Dr. Klemm.


Nachdem wir uns trennten, beauftrage ich, mit meinen Sprachkünsten, Agostinho Fermenga, den Zimmerbrigadier, für den kommenden Morgen mehrere Holzpfähle und zwei große Bauwinkel im Verhältnis 3:4:5 anzufertigen. Dann bin ich wieder in der Zimmerei, versuche Kontakte mit Zimmerleuten und anderen Bauarbeitern zu knüpfen. Alle sprechen verständnisvoll langsam mit mir, zeigen ihre Werkstücke für Chipangas, zwei fertigen Särge, Tische, Bänke, Rahmen usw. aus Ebenholz. Ich sehe keine Holzverarbeitungsmaschinen. Alles wird von Hand bearbeitet: Das harte Holz wird gehobelt, gesägt, die Kerle schwitzen, wischen mit dem Hand-rücken den Schweiß von Stirn und Nase ab, die Werkzeuge sind nicht bester Qualität. Zum ersten Mal sehe ich echtes rohes Ebenholz. Der innere Kern ist schwarz der Au-ßenring weiß, weißgelb bis braun. Ebenholz ist ein hartes, witterungs-festes, schweres Edelholz aus tropischen Bäumen.

Es ist Mittagszeit. „Für die Über-tagebelegschaft der CARBOMOC sind zwei Stunden Mittagspause vorgeschrieben“, sagt Dr. Klemm am Morgen. Pünktlich 12.00 Uhr verlassen die Maschinisten, Schlosser, Mechaniker, Zimmerleute, Bauarbeiter und Hilfskräfte ihren Arbeitsplatz und eilen in ihre aldeas (Dörfer), Acampamentos (Ortsteile) oder Beiros (Ansiedlungen).

Helene hat längst unser erstes Mittagessen vorbereitet und wartet vor der Casa auf mich. Buffy vermisst nichts und freut sich mich zu sehen.

„Das Mittagessen war nicht einfach zuzubereiten, mehrmals fiel der Strom aus“, berichtet Helene.

Ich bin dreckig, fast wie ein Schornsteinfeger. Übertagebeschäftigte sind auch vom Steinkohlestaub befallen. Er haftet am verschwitztem Körper und an der Kleidung, ich spüre sogar die Steinkohlepartikelchen beim Zusammenbeißen der Zähne.

In der Casa führt der erste Gang zur Dusche, sich vom Kohlestaub zu befreien. Das Duschen erinnert an Vietnam, nur warmes Wasser umgibt mich. Wie gern hätte ich kalt geduscht, aber so sind die Tropen.

Pünktlich um 14.00 Uhr stehe ich vor der Bauabteilung. Bauarbeiter und Meister Cebola sind schon da. Die mich am Vormittag nicht sahen, schauen regungslos auf mich. Senhor Amaral kommt langsamen Schrittes hinzu. Ohne Dolmetscher ist die Verständigung schwierig und Amaral der Portugiese, der mir jetzt unterstellt wurde, begreift nun langsam sein Abgang nach Portugal.

„Morgen werden Arbeitskräfte zum Abstecken und Aushub von Schürgruben benötigt, für die Dieselelektroanlage“, weise ich an.

Amaral, Cebola und ich gehen Arbeitsstandorte aufsuchen. Dabei fällt auf, Cebola geht Abseits von uns.

Ich nehme ihn untern Arm und ziehe Cebola an mich heran, was ihn sehr erstaunt. Um Vertrauen zu gewinnen, frage ich: „Senhor Cebola, onde Voce mora ?“ (Wo wohnen Sie?)

Cebola schaut mich an, lächelt und antwortet: „No beiro direito.“ (In der Ansiedlung.), und zeigt mit der Hand rechts.

Stelle die nächste Frage, damit keine Pause entsteht: „Sind sie Zimmermann oder Maurer vom Beruf?“

Cebola antwortet: „Ich mache alles, ich war lange Zeit in den Goldgruben Südafrikas beschäftigt, dort war man auch mit mir zufrieden.“

Amaral geht schweigend neben uns beiden. Am ersten Arbeitsstandort heben Arbeitskräfte einen Graben aus, Amaral sagt: „Für Entwässerungsrohre.“

Meine Frage an Cebola: „Wann soll der Graben fertig sein?“

Cebola zögert, schaut zu Amaral, ich lasse nicht locker und bitte freundlich aber bestimmend: „Senhor Cebola, bitte antworten Sie mir.“

„Es ist dringend …“, antwortet Cebola.

Und Senhor Amaral präzisiert: „Montag soll der Entwässerungskanal fertig sein, für zusätzliche Toiletten im Gebäude.“


Senhor Cebola mit drei seiner Frauen und Kindern

Anschließend gehen wir zum Standort der Dieselelektroanlage. Hier erkläre ich ohne Dolmetscher die Reihenfolge der Arbeiten ab morgen: Abstecken, Schürfgruben ausheben von Hand, wenn der Grund tragfähig ist, wird die Baugrube ausgehoben.

Amaral macht einen desinteressierten Eindruck, kann sein, er versteht mich nicht und stellt keine Fragen. Dafür fragt Cebola: „Wie viele Arbeitskräfte werden ab morgen benötigt? Wie groß wird die Halle sein? Ein langes Bandmaß haben wir nicht.“

Darauf antworte ich: „Zwei Arbeitskräfte an jeder Schürfgrube. Morgen früh bringe ich Bandmaß, Lot, Schnur, Messstangen mit, auch Zeichnung für das Vorhaben.“

Zum Feierabend, nach Duschen, Kuscheln mit Buffy und Plausch mit Helene, mache ich mich an die Freiflächengestaltung auf unserem Grundstück. Nach Sonnenuntergang, sitzen wir mit Heidi und Horst auf der Eingangstreppe und werten den heutigen Tag aus. Der zweite Tag in Mosambik neigt sich dem Ende zu.

Pünktlich um 6.00 Uhr bin ich mit Dolmetscherin Rosi in der Bauabteilung. Etwa 50 arme, junge und alte Bauarbeiter, in verschlissener Bekleidung, barfüßig, einige in schäbigem Schuhwerk, stehen vor der Zimmerei in Reih und Glied, wie militärisch angeordnet, schauen starr und stumm in meine Richtung. Francesco der Schreiber, etwa 20 Jahre jung, ruft die Anwesenden auf, Amaral und Cebola blicken zum Aufgerufenen. Die armen Kerle tun mir leid. Cebola spricht in Tschinjugwe, seiner Bantusprache zur Belegschaft, weder Amaral, Rosi noch ich verstehen was davon. Ich nehme an, Meister Cebola stellt mich vor. Die Augen sind auf mich gerichtet, manche lachen, andere stehen regungslos oder diskutieren. Cebola dreht sich zu mir, bewegt die rechte Hand und sagt freundlich in portugiesisch: „Bitte sprechen Sie.“

Mit freundlichem Lächeln grüße ich die Belegschaft mit bom dia, caros amigos, guten Tag liebe Freunde, stelle mich vor, mit meinen portugiesischen Vokabeln.

„Gemeinsam mit Senhor Amaral, Senhor Cebola, Senhor Fermenga und euch, liebe Freunde, wollen wir unsere Bauabteilung für neue wichtige Aufgaben stärken. Die erste Aufgabe, die wir schon heute in Angriff nehmen, sind Vorbereitungen zum Bau einer Dieselelektroanlage 2 x 1100 KVA, einschließlich der Halle für die Herstellung von Elektroenergie.“ Ich zähle weitere Aufgaben auf, wie Übertagebauten für neue Chipangas, Tagesunterkünfte für Bergbauarbeiter, ein Labor, Maismühlen, ein Kulturzentrum, mehrere Brunnen teufen für die Wasserversorgung, Instandhaltungsarbeiten, Betonhohlblöcke produzieren, Holzelemente nach Bedarf herstellen u. v. a., Rosi übersetzt fast simultan. Abschließend frage ich, ob alle verstanden haben, welche Aufgaben vor uns stehen.

Die Antwort kommt im Chor: „.Sim, senhor engenheiro.“

Cebola teilt Arbeitskräfte auf, Amaral kommt auf mich zu und sagt abwertend: „Nichts haben sie verstanden.“

Mit Agosto, so wird Agostinho genannt, und fünf Arbeitskräften gehen wir zum Standort der zukünftigen Maschinenhalle. Vor Ort schauen wir in den Lageplan, bestimmen Eckpunkte und schlagen Holzpfahle ein. Mich erstaunt, wie flott diese Zimmerleute arbeiten. Agosto, überall dabei, schaut in den Lageplan, dirigiert seine Leute. Für mich bleibt nichts zu tun. Das Abstecken bereitet den Zimmerleuten Spaß. Nach etwa zwei Stunden sind alle Holzpfähle geschlagen und die Achsen für 12 bis 15 Schürfgruben werden bestimmt. Cebola führt eine Gruppe Bauarbeiter an – barfüßig, mit ramponierten Spaten, Haken, Schaufeln bewaffnet – und auch ein Eimer ist dabei. Mit dem Begriff Kaskade habe ich kein Problem, Cebola kommt mir zuvor sagt: „Sim, cascatas.“ Ich gebe die Abmessungen der Stufen mit 50 bis 60 Zentimeter Breite und 25 bis 30 Zentimeter Höhe an. Die gesamt Tiefe einer Schürfgrube sollte mindestens 50 Zentimeter im gewachsenen Boden enden.

Die Verständigung ist befriedigend, was ich sage, kommt an, wenn ich sage: „Senhor …, faz favor falar devagar …“ (Bitte sprechen Sie langsam), folgen sie meiner Bitte.

Bis zur Mittagspause halte ich mich hier auf, führe Gespräche mit Cebola und Agosto. Beide sind respektvoll und sprechen nur, wenn sie gefragt werden. Im Umgang mit mosambikanischen Mitarbeitern verspüre ich militärischen Gehorsam, was mir nicht schmeckt.

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22 aralık 2023
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325 s. 159 illüstrasyon
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9783954887705
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