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Kitabı oku: «Die Sagen des klassischen Altertums», sayfa 23

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Kreons Beschluß

Hierauf wurde an die Bestattung der Toten gedacht. Die Königswürde von Theben war nach dem Tode der beiden gefallenen Brüder an ihren Oheim Kreon gekommen, und dieser hatte nun über das Begräbnis seiner beiden Neffen zu verfügen. Sofort ließ er den Eteokles, als für die Verteidigung der Stadt gefallen, mit königlichen Ehren und aller sonstigen Gebühr feierlich zu Erde bestatten; alle Bewohner der Stadt folgten dem Leichenzuge, während Polyneikes unbegraben und in Unehren dalag. Dann ließ Kreon unter Heroldsruf durch die ganze Stadt verkündigen, den Feind des Vaterlandes, der gekommen sei, die Stadt mit Feuerglut zu zerstören, sich am Blute der Seinigen zu sättigen, die Landesgötter selbst zu vertreiben und, was übrigbliebe, in Knechtschaft zu stürzen - den weder zu beklagen, noch ihm ein Grab angedeihen zu lassen, vielmehr den Leichnam des Verfluchten unbegraben den Vögeln und Hunden zum Fraße zu übergeben. Zugleich gebot er den Bürgern, selbst Aufsicht darüber zu führen, daß diese königliche Willensmeinung vollzogen würde, und stellte noch besondere Späher zu dem Leichname, welche dafür zu sorgen hatten, daß niemand käme, denselben zu stehlen oder zu begraben. Der Lohn dessen, der dies doch täte, sollte unerbittlich der Tod sein; in offener Stadt sollte er gesteinigt werden.

Diese grausame Verkündigung hatte auch Antigone, die fromme Schwester, mitangehört und war ihres Versprechens, das sie dem Sterbenden gegeben, wohl eingedenk. Sie wandte sich mit beschwertem Herzen an ihre jüngere Schwester Ismene und wollte diese bereden, mit ihr gemeinschaftlich das Wagestück zu unternehmen, mit Hand anzulegen und den Leib des Bruders seinen Feinden zu entreißen. Aber Ismene war ein schwaches Mädchen und solchem Heldenmute nicht gewachsen. «Hast du denn, Schwester», sagte sie weinend, «den grauenhaften Untergang unseres Vaters und unsrer Mutter schon so ganz vergessen, ja ist dir das frische Verderben unsrer Brüder schon aus dem Gedächtnisse verschwunden, daß du auch uns Zurückgebliebene noch ins gleiche Todeslos hineinziehen willst?» Antigone wandte sich mit Kälte von ihrer furchtsamen Schwester ab. «Ich will dich gar nicht zur Helferin», sagte sie. «Ich gehe hin, den Bruder allein zu begraben. Wenn ich dies getan habe, sterbe ich mit Freuden und lege mich nieder neben dem, den ich im Leben geliebt habe!»

Bald darauf kam einer der Wächter mutlos und zögernden Schrittes vor den König Kreon. «Der Leichnam, den du uns zu bewahren gegeben, ist begraben», rief er dem Herrscher entgegen, «und der unbekannte Täter ist uns entkommen. Wir wissen auch nicht, wie es geschehen ist. Als der erste Tageswächter uns die Tat anzeigte, war es uns allen ein Bekümmernis. Nur ein dünner Staub lag auf dem Toten; nur so viel, als notwendig ist, wenn ein Begräbnis vor den Göttern der Unterwelt für ein solches gelten soll. Kein Hieb, kein Schaufelwurf zeigte sich, keine Wagenspuren gingen durch den Boden. Unter uns Wächtern entstand Streit darüber, jeder beschuldigte den andern, und am Ende kam es zu Schlägen. Zuletzt jedoch vereinigte man sich, dir, o König, den Vorgang auf der Stelle zu melden, und mich traf dieses unselige Los!» Kreon geriet auf diese Nachricht in großen Zorn; er bedrohte alle Wächter, sie lebendig aufhängen zu lassen, wenn sie ihm den Täter nicht unverzüglich in die Hände lieferten. Diese mußten auch auf seinen Befehl den Leichnam wieder von aller Erde entblößen und hielten nach wie vor Wache bei demselben. So saßen sie vom Morgen bis zum Mittage im heißesten Sonnenschein. Da erhub sich plötzlich ein Sturm, und der Luftkreis füllte sich mit Staub. Die Wächter besannen sich noch über das unerwartete Zeichen, als sie eine Jungfrau herankommen sahen, die so wehmütig klagte wie ein Vogel, der sein Nest ausgeleert findet. Sie hatte in der Hand einen ehernen Krug, den sie schnell mit Staub füllte, dann näherte sie sich mit Vorsicht der Leiche - denn die Wächter, um von der Nähe des nun schon so lang unbegraben daliegenden Leichnams nicht zu leiden, saßen ziemlich ferne auf einem Hügel - und spendete dem Toten, anstatt des Begräbnisses, einen dreifachen Aufguß von Erde. Da zögerten die Wächter nicht länger, sie eilten herbei, griffen sie und schleppten die auf der Tat selbst Ertappte vor den zürnenden Herrscher.

Antigone und Kreon

Kreon erkannte in der Täterin seine Nichte Antigone. »Törin«, rief er ihr entgegen, »die du die Stirne zur Erde senkst, gestehst oder leugnest du dieses Werk?« »Ich gestehe es«, erwiderte die Jungfrau und richtete ihr Haupt in die Höhe. »Und kanntest du«, fragte der König weiter, »das Gesetz, das du so ohne Scheu übertratest?« »Wohl kannte ich es«, sprach Antigone fest und ruhig, »aber von keinem der unsterblichen Götter stammt diese Satzung. Auch kenne ich andere Gesetze, die nicht von gestern und heute sind, die in Ewigkeit gelten und von denen niemand weiß, von wannen sie kommen. Kein Sterblicher darf diese übertreten, ohne dem Zorn der Götter anheimzufallen; ein solches Gesetz hat mir befohlen, den toten Sohn meiner Mutter nicht unbegraben zu lassen. Erscheint dir diese Handlungsweise töricht, so ist es ein Tor, der mich der Torheit beschuldigt«. »Meinst du«, sprach Kreon, noch mehr erbittert durch den Widerspruch der Jungfrau, »deine starre Sinnesart sei nicht zu beugen? Zerspringt doch auch der sprödeste Stahl am ersten. Wer in eines andern Gewalt ist, der soll nicht trotzen!« Darauf antwortete Antigone: »Du kannst mir doch nicht mehr antun als den Tod; wozu darum Aufschub? Mein Name wird nicht ruhmlos dadurch werden, daß ich sterbe; auch weiß ich, daß deinen Bürgern hier nur die Furcht den Mund verschließt und daß alle meine Tat im Herzen billigen; denn den Bruder lieben ist die erste Schwesterpflicht«. »Nun so liebe denn im Hades«, rief der König immer erbitterter, »wenn du lieben mußt!« Und schon hieß er die Diener sie ergreifen, als Ismene, die vom Los ihrer Schwester vernommen hatte, herbeigestürmt kam. Sie schien ihre weibliche Schwäche und ihre Menschenfurcht ganz abgeschüttelt zu haben. Mutig trat sie vor den grausamen Oheim, bekannte sich als Mitwisserin und verlangte mit der Schwester in den Tod zu gehen. Zugleich erinnerte sie den König daran, daß Antigone nicht nur seiner Schwester Tochter, daß sie auch die verlobte Braut seines eigenen Sohnes Haimon sei und er durch ihren Tod seinem eigenen Sprößling die Ehe wegmorde. Statt aller Antwort ließ Kreon auch die Schwester fassen und beide durch seine Schergen in das Innere des Palastes führen.

Haimon und Antigone

Als Kreon seinen Sohn herbeieilen sah, glaubte er nicht anders, als das über seine Braut gefällte Urteil müsse diesen gegen den Vater empört haben. Haimon setzte jedoch seinen verdächtigenden Fragen Worte voll kindlichen Gehorsams entgegen, und erst, nachdem er den Vater von seiner frommen Anhänglichkeit überzeugt hatte, wagte er es, für seine geliebte Braut Fürbitte zu tun. »Du weißt nicht, Vater«, sprach er, »was das Volk spricht, was es zu tadeln findet. Dein Auge schreckt jeden Bürgersmann zurück, irgend etwas zu sprechen, das deinem Ohre nicht willkommen ist; mir hingegen wird es möglich, auch derlei Dinge im Dunkel zu hören. Und so laß mich dir denn sagen, daß diese Jungfrau von der ganzen Stadt bejammert, daß ihre Handlung von der ganzen Bürgerschaft als wert des Nachruhms gepriesen wird, daß niemand glaubt, sie, die fromme Schwester, die ihren Bruder nicht von Hunden und Vögeln zerfleischen ließ, habe den Tod als Lohn verdient! Darum, geliebter Vater, gib der Stimme des Volkes nach; tu es den Bäumen gleich, die längs dem angeschwollenen Waldstrome gepflanzt, sich ihm nicht entgegenstemmen, sondern der Gewalt des Wassers nachgeben und unverletzt bleiben, während diejenigen Bäume, die es wagen, Widerstand zu leisten, durch die Wellen von Grund aus entwurzelt werden«. »Will der Knabe mich Verstand lehren?« rief Kreon verächtlich aus; »es scheint, er kämpft im Bunde mit dem Weib!« »Ja, wenn du ein Weib bist!« antwortete der Jüngling schnell und lebhaft, »denn nur zu deinem Besten ist dies alles gesagt!« »Ich merke wohl«, endete der Vater entrüstet, »blinde Liebe zu der Verbrecherin hält deinen Sinn in Banden; aber lebendig wirst du diese nicht freien. Denn wisse: ferne, wo keine Menschentritte schallen, soll sie bei lebendem Leibe in einem verschlossenen Felsengrabe geborgen werden. Nur wenig Speise wird ihr mitgegeben, so viel, als nötig ist, die Stadt vor der Befleckung zu bewahren, die der Greuel eines unmittelbaren Mordes ihr zuziehen würde. Mag sie dann von dem Gotte der Unterwelt, den sie doch allein ehrt, sich Befreiung erflehen; zu spät wird sie erkennen, daß es klüger ist, den Lebenden zu gehorchen als den Toten«. Zornig wandte sich Kreon mit diesen Worten von seinem Sohne ab, und bald waren alle Anstalten getroffen, den gräßlichen Beschluß des Tyrannen zu vollziehen. Öffentlich vor allen Bürgern Thebens wurde Antigone nach dem gewölbten Grabe abgeführt, das ihrer wartete; sie stieg unter Anrufung der Götter und der Geliebten, mit welchen sie vereinigt zu werden hoffte, unerschrocken hinab.

Noch immer lag der verwesende Leichnam des erschlagenen Polyneikes unbegraben da. Die Hunde und Vögel nährten sich von ihm und bedeckten die Stadt, indem sie die Überreste des Toten hin und her trugen. Da erschien der greise Seher Tiresias vor dem Könige Kreon, wie er einst vor Ödipus erschienen war, und verkündete jenem aus dem Vogelfluge und der Opferschau ein Unheil. Schlimmer, übelgesättigter Vögel Gekrächz hatte er vernommen, das Opfertier auf dem Altare, statt hell in Flammen zu verlodern, war unter trübem Rauche verkohlt. »Offenbar zürnen uns die Götter«, endete er seinen Bericht, »wegen der Mißhandlung des erschlagenen Königssohnes. Sei darum nicht halsstarrig, Herrscher; weiche dem Entseelten, sieh nicht nach Ermordeten! Welcher Ruhm ist es, Tote noch einmal zu töten? Laß ab davon; in guter Meinung rate ich dir!« Aber Kreon wies, wie damals Ödipus, den Wahrsager mit kränkenden Worten zurück, schalt ihn geldgierig und beschuldigte ihn der Lüge. Da entbrannte das Gemüt des Sehers, und ohne Schonung zog er von den Augen des Königes den Schleier weg, der die Zukunft bedeckte. »Wisse«, sprach er, »daß die Sonne nicht untergehen wird, ehe du aus deinem eigenen Blute einen Leichnam für zwei Leichen zum Ersatze bringst. Doppelten Frevel begehst du, indem du den Toten der Unterwelt vorenthältst, der ihr gebührt, und die Lebende, die der Oberwelt angehört, nicht herauflässest zu ihr! Schnell entführe mich, Knabe! Geben wir diesen Mann seinem Unglück preis!« So ging er an der Hand seines Führers, auf seinen Seherstab gestützt, davon.

Kreons Strafe

Der König blickte dem zürnenden Wahrsager bebend nach. Er berief die Ältesten der Stadt zu sich und befragte sie, was zu tun sei. »Entlaß die Jungfrau aus der Höhle, bestatte den preisgegebenen Leib des Jünglings!« lautete ihr einstimmiger Rat. Schwer kam es den unbeugsamen Herrscher an nachzugeben. Aber das Herz war ihm entsunken. So willigte er geängstigt darein, den einzigen Ausweg zu ergreifen, der das Verderben, das der Seher verkündigt hatte, von seinem Hause abwälzen könnte. Er selbst machte sich mit Dienern und Gefolge zuerst nach dem Felde auf, wo Polyneikes lag, dann nach dem Grabgewölbe, in welches Antigone verschlossen worden war; im Palaste blieb seine Gemahlin Eurydike allein zurück. Diese vernahm bald auf den Straßen ein Klaggeschrei, und als sie auf den immer lauter werdenden Ruf ihre Gemächer endlich verließ und in den Vorhof ihres Palastes heraustrat, kam ihr ein Bote entgegen, der ihrem Gemahl als Führer nach dem hohen Blachfelde gedient hatte, wo der Leib seines Neffen erbarmungslos zerrissen, bis hieher nicht begraben lag. »Wir beteten zu den Göttern der Unterwelt«, erzählte der Bote, »badeten den Toten im heiligen Bade und verbrannten dann den Überrest seines bejammernswürdigen Leichnams. Nachdem wir ihm aus vaterländischer Erde einen Grabhügel aufgetürmt, gingen wir nach dem steinernen Gewölbe, in das die Jungfrau hinabgestiegen war, ihr Leben dort im elenden Hungertode zu enden. Hier vernahm ein vorangeeilter Diener schon aus der Ferne helltönende Jammerlaute vom Tore des grauenvollen Gemaches her. Er eilte zu unserem Herrn zurück, ihm solches kundzutun. Aber auch zu seinem Ohre war jener betrübte Klagelaut schon gedrungen, und er hatte darin die Stimme des Sohnes erkannt. Wir Diener eilten auf sein Geheiß heran und blickten durch den Felsenspalt. Wehe uns, was mußten wir hier schauen? Tief im Hintergrunde der Höhle sahen wir die Jungfrau Antigone in den Schlingen ihres Schleiers aufgeknüpft und schon entseelt. Vor ihr lag, ihren Leib umschlingend, dein Sohn Haimon, in heulender Wehklage die entrissene Braut bejammernd und des Vaters Untat verfluchend. Inzwischen war dieser vor der Kluft angekommen und wandelte tief aufseufzend durch die offene Türe hinein. ›Unseliger Knabe‹, rief er, ›auf was sinnest du? Was droht uns dein verirrter Blick? Komm heraus zu deinem Vater! Flehend, auf den Knien liegend, beschwöre ich dich!‹ Doch der Sohn starrte ihn in Verzweiflung an und riß ohne Antwort sein zweischneidiges Schwert aus der Scheide; der Vater stürzte zu dem Gewölbe hinaus und entwich dem Stoße. Hierauf bückte der unglückselige Haimon sich über den Stahl und trieb ihn tief durch seine Seite. Er sank, aber noch sinkend schlang er seinen Arm fest um die Leiche der Braut und liegt jetzt tot, wie er die Tote gefaßt hatte, in der Grabeshöhle«. Eurydike hörte diese Botschaft schweigend an und enteilte dann, ohne ein gutes oder böses Wort zu sprechen. Dem verzweifelnden Könige, der von Dienern begleitet, welche die Leiche seines einzigen Sohnes trugen, jammernd in den Palast zurückkehrte, kam die Nachricht entgegen, daß im Innern des Hauses seine Gemahlin entseelt in ihrem Blute liege, mit einer tiefen Schwertwunde im Herzen.

Bestattung der thebanischen Helden

Vom ganzen Stamme des Ödipus war jetzt, außer zwei Söhnen der gefallenen Brüder, nur noch Ismene übrig. Von ihr erzählt die Sage nichts; sie starb unvermählt oder kinderlos, und mit ihrem Tode erlosch das unselige Geschlecht. Von den sieben Helden, die gegen Theben ausgezogen waren, entkam dem unglücklichen Sturme und der letzten Schlacht der König Adrastos allein, den sein unsterbliches Roß Arion, von Poseidon und Demeter erzeugt, auf geflügelter Flucht rettete. Er erreichte glücklich Athen, nahm dort seine Zuflucht als Schutzflehender an den Altar der Barmherzigkeit und beschwor, einen Ölzweig in der Hand, die Athener, ihn zu unterstützen, daß er die vor Theben gefallenen Helden und Mitbürger zu ehrlicher Bestattung sich erstreiten könnte. Die Athener erhörten seinen Wunsch und zogen unter Theseus mit ihm zu Felde. Die Thebaner wurden gezwungen, die Beerdigung zu gestatten. Nun errichtete Adrastos den Leichnamen der gefallenen Helden sieben getürmte Scheiterhaufen und hielt am Asopos, dem Apollo zu Ehren, ein Wettrennen. Als der Scheiterhaufen des Kapaneus brannte, stürzte sich seine Gattin, Euadne, des Iphis Tochter, hinein und verbrannte zugleich mit ihm. Der Leichnam des Amphiaraos, den die Erde verschlungen hatte, war nicht zum Begräbnisse aufgefunden worden. Es schmerzte den König, seinem Freunde diese letzte Ehre nicht bezeigen zu können. »Ich vermisse«, sprach er, »das Auge meines Heeres, den Mann, der beides war, der trefflichste Seher und der tapferste Kämpfer im Streit!« Als die feierliche Bestattung vorüber war, errichtete Adrastos der Nemesis oder Vergeltung einen schönen Tempel vor Theben und zog mit seinen Bundesgenossen, den Athenern, wieder aus dem Lande.

Die Epigonen

Zehn Jahre nachher entschlossen sich die Söhne der vor Theben umgekommenen Helden, Epigonen oder Nachkömmlinge genannt, zu einem neuen Feldzuge gegen diese Stadt, den Tod ihrer Väter zu rächen. Es waren ihrer acht: Alkmaion und Amphilochos, die Söhne des Amphiaraos, Aigialeus, der Sohn Adrasts, Diomedes, der Sohn des Tydeus, Promachos, des Parthenopaios Sohn, Sthenelos, der Sohn des Kapaneus, Thersander, des Polyneikes, und Euryalos, des Mekisteus [Mekisteus war nicht eigentlich einer der Sieben, sondern nur ein Bruder Adrasts. Andere nennen deswegen auch statt des Euryalos den Eurypylos, oder den Polydoros, als Sohn des Hippomedon] Sohn. Auch der alte König Adrastos, aus dem Kampfe der Väter allein noch übrig, gesellte sich zu ihnen, übernahm jedoch den Oberbefehl nicht, sondern wollte ihn einem jüngeren und rüstigeren Helden lassen. Da befragten die Verbündeten das Orakel des Apollo darüber, wen sie zum Anführer wählen sollten. Dieses bezeichnete ihnen den Alkmaion, des Amphiaraos Sohn. Also ward Alkmaion von ihnen zum Feldherrn gewählt. Er aber war ungewiß, ob er diese Würde annehmen dürfte, bevor er den Vater gerächt; deswegen ging auch er hin zum Gotte und befragte das Orakel. Apoll antwortete ihm, er solle beides ausführen. Seine Mutter Eriphyle war bisher nicht nur im Besitze des verderblichen Halsbandes gewesen, sie hatte sich auch das zweite unheilbringende Geschenk Aphroditens, den Schleier, zu verschaffen gewußt. Thersander, der Sohn des Polyneikes, der den Schleier als Erbe besaß, hatte ihn ihr, wie einst sein Vater das Halsband, geschenkt und sie damit bestochen, daß sie ihren Sohn Alkmaion überreden sollte, an dem Feldzuge gegen Theben teilzunehmen. Dem Orakelspruche gehorsam, übernahm Alkmaion den Oberbefehl und verschob seine Rache auf die Heimkehr. Er brachte nicht nur aus Argos selbst ein ansehnliches Heer zusammen, sondern viel kampflustige Krieger aus den Nachbarstädten vereinigten sich mit ihm, und nun führte er eine ansehnliche Streitmacht unter Thebens Tore. Hier erneuerte sich durch die Söhne der hartnäckige Kampf, wie er zehn Jahre früher von den Vätern gekämpft worden war. Aber die Söhne waren glücklicher als die Väter, und der Sieg entschied sich für Alkmaion. In der Hitze des Streites fiel nur einer der Epigonen, Aigialeus, der Sohn des Königs Adrastos, welchen der Anführer der Thebaner, Laodamas, des Eteokles Sohn, mit eigener Hand tötete, dafür aber von Alkmaion, dem Feldherrn der Epigonen, erschlagen wurde. Nach dem Verluste ihres Führers und vieler Mitbürger verließen die Thebaner das Schlachtfeld und flohen hinter ihre Mauern zurück. Hier suchten sie Rat bei dem blinden Tiresias, dem Seher, der, jetzt wohl hundert Jahre alt, noch immer in Theben lebte. Er riet ihnen, den einzigen Rettungsweg einzuschlagen, nämlich die Stadt zu verlassen, während sie einen Herold mit Friedensaufträgen an die Argiver absendeten. Sie gingen den Vorschlag ein, fertigten einen Abgesandten an die Feinde ab, und während dieser unterhandelte, luden sie ihre Kinder und Frauen auf Wagen und flohen aus der Stadt. Im Dunkel der Nacht kamen sie in eine Stadt Böotiens, die Tilphusion hieß. Aus dem Quelle, der bei der Stadt floß, tat der blinde Tiresias, der selbst geflüchtet war, einen kalten Trunk und starb. Noch in der Unterwelt wurde der weise Seher ausgezeichnet. Er lief nicht gedankenlos umher wie andere Schatten, sondern sein hoher Sinn und Seherverstand war ihm geblieben. Seine Tochter Manto hatte die Flucht nicht geteilt; sie war in Theben zurückgelassen worden und fiel hier den Eroberern, welche die verödete Stadt besetzten, in die Hände. Diese hatten ein Gelübde getan, das Beste, was sie von Beute zu Theben finden würden, dem Apollo zu weihen. Nun urteilten sie, daß dem Gotte kein Teil der Beute besser gefallen könne als die Seherin Manto, welche die göttliche Gabe von ihrem Vater ererbt hatte. Deswegen brachten die Epigonen dieselbe nach Delphi und weihten sie dem Gott als Priesterin. Hier wurde sie immer vollkommener in der Wahrsagekunst und anderer Weisheit und bald die berühmteste Seherin ihrer Zeit. Oft sah man bei ihr einen greisen Mann aus und ein gehen, den sie herrliche Gesänge lehrte, welche bald in ganz Griechenland widertönten. Es war der Mäonier Homer.