Kitabı oku: «Die Krieger der Théluan», sayfa 4
Als die Gruppe endlich aufstand, traten die beiden Priester zu Dennis und erklärten, dort auf dem Berg, das sei die große und mächtige Stadt Quedsa, die den Palast und die heiligen Stätten der Sonnengöttin Quokalil umschließt und bewacht.
Dennis nahm die Erklärung freundlich an, dann hatte er einen Geistesblitz. Er legte den beiden Priestern die Hände auf die Schultern und dankte ihnen beredt für die sichere Reise.
Er tat das selbstbewusst und wie selbstverständlich, und ohne einen möglichen Widerspruch zu dulden. Es war die Geste eines Fürsten, ja eines Königs, der seinen Unterthanen für ihre wertvollen Verdienste dankt, und durch die Gewährung einer großzügigen Berührung seine vollste Zufriedenheit ausdrückt.
Das war Schmierentheater, aber die Priester waren sichtbar beeindruckt.
Niemand sonst aus der ganzen Gruppe hätte es gewagt, so mit ihnen zu sprechen. Nur die kleine Gruppe der mächtigen Hohepriester, die in der heiligen Stadt wohnten, hätte sich das erlauben dürfen, und natürlich ein König der Théluan oder ein Gott. Sie akzeptierten in diesem Moment vollständig Dennis Vorherrschaft über ihre eigene mächtige Kaste der Priester, ja, sie fühlten sich geehrt, dass „der von Gott Gesandte“ ihnen vor der gesamten Reisegruppe diese hohe Auszeichnung verlieh.
Sie verbeugten sich tief und dankten Dennis für seine freundlichen Worte.
Innerlich lachte Dennis über diesen gelungenen Schachzug. Vielleicht hatte er gerade den ersten Schritt getan, um die Priester, wenn nicht als Freunde, so doch als getreue Anhänger zu gewinnen.
Die Gruppe setzte die Reise fort. Es ging hinunter ins Tal und sie folgten dem Flusslauf.
Es gab zunächst keine Ansiedlungen mehr. Je näher sie der Stadt kamen, desto schwerer wurde die Luft. Dann begannen erneut Ansiedlungen mit flachen Hütten. Das hier waren keine Handwerker. Es stank. Es gab viele fest gemauerte Becken.
Dennis sah Menschen, die in diesen Becken standen, und mit langen Stangen darin herumstocherten, immer wieder und immer wieder. Er sah Berge an Stroh und Schilf, die von Menschen mit langen Messern kleingehäckselt und in diese Becken geworfen wurden. Sie wurden in etwas untergemischt, was offenbar in diesen Becken schwamm. Der Gestank war unerträglich.
Als Dennis nachfragte, wurde erklärt, dies seien die Abfälle der großen Stadt, die hier zu Erde verarbeitet würden. Dennis verstand. Es waren Jauchegruben, nur durch Menschenkraft betrieben. Das musste ein Quell von Krankheiten sein. Dennis staunte zugleich. Wenn hier so viel Mist verarbeitet wurde, dann mussten hier wirklich viele Menschen wohnen.
Als sie das letzte Becken hinter sich gelassen hatten, wurde die Luft langsam, ganz langsam wieder besser. Dennis erkannte in der Ferne eine riesige Staumauer, die das ganze Tal verschloss und aus der an beiden Seiten Wasser schoss, um sich im Fluss unterhalb der Staumauer zu vereinen.
Daneben lag ein breiter, hoher Kegelberg, der fast vollständig von Häusern zugedeckt war. Weiter oben musste es einen großen freien Platz geben und auf der Spitze des Berges lagen eine gewaltige Pyramide und mehrere große, stufenförmige Gebäude.
Vom Tal, das in unmittelbarer Nähe des Staudammes keine dieser Güllegruben mehr hatte, führte schließlich ein sehr steiler, gewundener Weg bis hinauf zur Krone des Staudammes. Zwischen zwei gewaltigen Tortürmen aus Stein lag ein bewachtes Tor, wo die Priester sich ausweisen mussten. Dennis sah jetzt, dass der Grat des Staudammes begehbar war. Man konnte von dort aus das ganze Tal beobachten und als sie das Tor passierten, stieß einer der Wachen in ein Horn. Er gab ein Signal aus mehreren an- und abschwellenden Tönen.
Auch auf dem Staudamm gab es Wachen mit Speeren. Auch sie hatten Hörner umhängen, die sie jetzt an den Mund setzten und in das Signal der Torwache einstimmten.
5.
Hinter dem Tor lag eine gepflasterte Straße, der sie ein kurzes Stück folgten. An einem der Gebäude wurde ein mächtiges Flügeltor geöffnet, durch das die Reisegruppe eintrat. Das Anwesen wirkte wie eine Festung. Es gab einen Innenhof, der von Gebäuden vollständig umschlossen wurde.
Sie waren erwartet worden. Die Lamas wurden abgeladen, die Träger warfen ihre Lasten zu Boden. Die beiden Priester kamen zu Dennis und baten ihn um ein wenig Geduld. Dann sah er sie in Gesprächen mit mehreren bunt geschmückten Théluan vertieft. Offenbar wurde Bericht erstattet.
Die Priester kehrten wieder, und riefen auf dem Weg Polia, Faroa und mehrere Krieger zu sich. Sie baten Dennis, wieder in der Sänfte Platz zu nehmen und verließen den Hof. Sie eilten im Laufschritt die Strasse entlang, wobei die Krieger mit ihren Schwertern rhytmisch auf die Schilde klopften und riefen: „macht Platz, macht Platz für die Krieger der Sonnenkönigin.“ Sie bogen schließlich in ein Gewirr aus Gassen ein, in denen verschiedene Waren vor den Türen lagen. Zeltdächer waren zwischen die Häuser gespannt um Schatten zu spenden und es gab ein Gewimmel an Menschen.
Ein Teil der Krieger lief voraus und sorgte durch Zurufe und rhytmisches Klopfen für Platz. Dennis wurde auf seiner Sänfte hindurchgetragen. Polia, Faroa und der Rest der Krieger folgten im Laufschritt.
Dann blieben die beiden vordersten Krieger stehen, pochten mit ihren Speeren an ein großes Tor aus Holz, und verlangten Einlass.
Die Flügeltüren öffneten sich und sie gelangten in einen gewaltigen Innenhof von etwa 20m Seitenlänge, der von dreistöckigen Gebäuden umgeben war. Hier waren die Dächer nicht mit Stroh gedeckt, sondern sie hatten richtige Ziegel. An dem Haupthaus gab es eine Freitreppe, die von beiden Seiten her begehbar war. Dennis sah einen Ziehbrunnen und Tiere, ähnlich wie in einem Bauernhof und doch fremd, Lamas und Truthähne. Sonst nichts. Aber es gab Knechte und Mägde.
Dann öffnete sich die Tür des Haupthauses und ein Théluan trat hervor, der nach seiner Kleidung zu schließen, eine sehr hochrangige Persönlichkeit sein musste. Er kam die Treppe hinunter, ging zu Dennis und verbeugte sich leicht. Er heiße „Basuna“ und er sei der Herr dieses Hauses, das ab sofort Dennis Haus sein solle (er meinte das nicht wörtlich, aber Dennis verstand). Er und seine Diener stünden Dennis zu seiner Verfügung.
Er klatschte in die Hände, Diener erschienen und sie geleiteten Dennis die Treppe hinauf in einen großen Raum, der dicht mit Teppichen und Fellen ausgelegt war. Es gab hier eine Feuerstelle und einen sehr flachen Tisch. Entlang der einen Wand gab es Polster, die ebenfalls mit Fellen belegt waren.
Dennis wurde gebeten, Platz zu nehmen.
Dann dankte Basuna Dennis für die Ehre, Gast in seinem Haus zu sein. Wenn er sich frisch machen wolle, dann würden die Diener für seine Wünsche sorgen. Wenn er etwas zum anziehen bräuchte, dann solle er das sagen. Auch Essen und Trinken gäbe es bald. Es sei für alles gesorgt.
Dennis nickte, das sei sehr freundlich. Dann bat Dennis darum, die Priester, Polia und Faroa herbei zu holen.
Als sie eintraten, dankte er den Priestern noch einmal für ihre Reisebegleitung und den sicheren Schutz. Dann wandte er sich an Basuna.
„Das hier“ sagte Dennis „sind meine Gefährten aus dem Dorf der Peruan. Sie sind meine Diener und sie sind mir ans Herz gewachsen. Ich möchte, dass sie gut versorgt werden, und dass sie das Privileg erhalten, mich persönlich zu bedienen. Sie sollen Befehle erteilen dürfen. Wenn sich ihre Knechte nicht sicher sind, ob sie die Befehle ausführen dürfen, dann sollen sie mich fragen. Vielleicht gibt es in dieser Stadt Gebote oder Verbote, die mir noch fremd sind. Dagegen möchte ich nicht verstoßen. Doch müssen sie gestatten, dass Ihre Diener meine beiden Vertrauten mit Respekt und Hochachtung behandeln.“
Für Basuna war das ganz und gar nicht ungewöhnlich. Es zeigte ihm, dass der Fremde mit wenig Gefolge aber doch mit zwei Vertrauten gereist war. Und er war es ganz offensichtlich gewohnt, Befehle zu erteilen. Das hob Dennis in seinem Ansehen. Basuna hatte zwar gehört, dass die Priester Dennis für einen Gott hielten, doch er hatte bisher, außer Dennis weißer Haut, noch keinen schlagenden Beweis, dass das auch wirklich stimmte. Er sah die fremde Kleidung, die Dennis trug.
Auch das war für ihn neu, er konnte das nicht zuordnen. Der Fremde musste immerhin etwas Besonderes sein.
Basuna war abgebrüht. Immerhin war er ziviler Berater der Sonnenkönigin, im Range eines Ministers, und zur Sonnenkönigin hatten außer den Hohepriestern nur wenige Personen wirklichen Zugang. Er hatte sich bereit erklärt, den Fremden aufzunehmen und zu prüfen. Er würde sich an seine Aufgabe halten, bis er durch die Sonnenkönigin andere Befehle erhalten würde.
Dennis wandte sich an die beiden Priester. Er erinnerte sie an ihr Versprechen, Dennis eine Leibgarde von Kriegern zusammenzustellen. Sie stünden weiterhin zu seiner Verfügung, sagten sie, und Dennis solle sich keine Gedanken machen, er könne sich am nächsten Tag seine Mannschaft selbst aussuchen. Sie würden hier im Haus bleiben, um über Dennis zu wachen.
Dennis war zufrieden.
Danach wurde er von den Dienern Basunas in einen Waschraum geführt. Er bekam sauberes Wasser aus Tonkrügen. Er bekam neue Kleidung, die viel wertvoller war, als seine bisherige Tracht des Stammesfürsten und es wurde ihm bedeutet, wenn er ein Bad wolle, auch das könne man schnellstens arrangieren.
Man erklärte, dass man für Polia und Faroa bereits eigene Räume vorbereitet und ihnen eine Erfrischung gibt, bevor man sie wieder zu Dennis schickt, damit sie ihm dienen.
Dennis nickte und wurde auf seinen Wunsch zurück in den großen Raum geleitet, in dem nun allerlei Obst ausgebreitet war. Es gab flache Fladen von Brot, die herrlich dufteten und es gab verschiedene Krüge mit Getränken.
Dennis war zwar hungrig, aber er wollte auf seine Begleiter warten. In der Zwischenzeit ließ er sich erklären, was in den Krügen war. Es gab Wasser, Fruchtsaft und sogar Wein und Bier. Das letztere verstand Dennis nicht ganz. Er roch an den Krügen und ließ sich etwas in ein Gefäß aus Ton eingießen, um das zu kosten. Er sei ein Gott, erklärte Dennis, der keine vergorenen Säfte trinkt. Er wolle sich mit Wasser und Säften begnügen.
Wenige Minuten später erklangen mehrere kleine Glöckchen, dann betrat Basuna den Raum. Er wurde von zwei jungen Mädchen begleitet, die ihm mit leicht geneigtem Kopf folgten.
Eine davon trug einen Stab mit bunten Federn, die andere ein Gebinde aus kleinen goldenen Glocken, die sie von Zeit zu Zeit schüttelte.
Bevor sich Basuna setzte, wedelte das Mädchen mit dem Federstab über die Felle und Teppiche, als würde sie Staub entfernen.
Basuna setzte sich. Er hatte jetzt ein anderes Gewand an. Festlich. Auch er trug jetzt goldene Ringe an den Händen, und hatte auf den Schultern seines Gewandes kunstvoll verzierte goldene Bleche mit verschiedenen Symbolen und Sonnen. Er würde mit Dennis speisen.
Dann klatschte er in die Hände und befahl, dass Dennis Diener jetzt herbeigebracht werden. Sofort.
Dennis vermutete, dass jetzt eine Art Machtspiel folgen würde, und er hoffte, dass Polia und Faroa ihre Rolle als Diener gut erfüllen. Für sein Ansehen war das wichtig.
Dennis musste sich ihretwegen keine Sorgen machen. Polia war wie eine kleine Elfe. Sie reichte ihm Brot und Obst. Sie schenkte nach, sie wartete still und ergeben auf Befehle, und sie kam jedem Befehl zuvor, als würde sie schon ahnen, was Dennis von ihr verlangt. Polia kümmerte sich nur um Dennis. Nur um ihn.
Faroa blieb abseits stehen. Er beobachtete. Er wartete auf Befehle. Er gab Polia ein oder zweimal ein leises Zeichen. Es war wie eingespielt.
Basuna hatte seine eigenen beiden Dienerinnen. Er sah die Bedienung durch Polia und Faroa und er nickte Zustimmung.
Nun konnte man reden.
Basuna versuchte vorsichtig und geschickt, Dennis auszuhorchen. Dennis war durch seine Tätigkeit für die Kids und die Stiftung soweit gereift und souverän, dass er die Absichten Basunas sofort erkannte. Er beantwortete Fragen sehr vorsichtig, und versuchte seinerseits Basuna auszufragen.
Es war ein Spiel zweier Taktiker.
Immerhin erfuhr Dennis, dass die Stadt sich um den ganzen Berg zog und rundherum befestigt war. Der Palast der Königin befand sich oben, neben dem großen Heiligtum, der Sonnenpyramide. Basuna hatte als einer der wenigen Zugang.
Dennis sprach Basuna auf seine Leibgarde an. Basuna nickte. Wenn die Priester das versprochen hätten, dann würden sie sich daran halten.
Dennis hatte seine eigene Kleidung wieder sicher verstaut. Er trug nun eine kunstvoll verzierte Kutte mit eingewebten Goldfäden. Seine Arme waren nackt.
Basuna sah erstmals, dass Dennis am ganzen Körper hellhäutig war, wenn auch nicht so weiß, wie die Sonnengöttin. Er sah das kleine Sonnensymbol auf Dennis Arm, es machte Eindruck. Er bemerkte Dennis Geschick im Gespräch und seinen fremden Akzent. Basuna hatte auch von Dennis Feuerschein gehört, den er um sich bilden konnte wie einen Schutzwall. Basuna sah Dennis blaue Augen, die tiefgründig wie ein See waren. Niemand im Reich der Sonnengöttin hatte jemals solche Augen gesehen. Auf Basuna übte das den größten Reiz aus. Er konnte sich in diesen Augen verlieren. Er musste sehr vorsichtig sein.
Noch hatte Dennis keine Zeichen seiner Macht gesetzt. Aber Basuna begann im Laufe des Gesprächs vorsichtig daran zu glauben, was man ihm erzählt hatte. Basuna kannte sich in taktischen Schachzügen aus. Er wusste, wie man Gegner mit Worten niederringt und gefügig macht.
Dennis war größer als Basuna, aber Basuna sah, dass Dennis trotz allem ein junger Mann war. Er sah das an Dennis Haut, an seinen Zähnen, an seinen glatten Händen und Beinen. Den Füssen fehlte die typische Hornhaut der südamerikanischen Indios. Dieser Fremde war es nicht gewohnt, zu laufen. Mit solchen Füßen nicht.
Obwohl Basuna alle erdenklichen Kniffe anwendete, um Dennis aus der Reserve zu locken, gelang ihm das nicht.
Dennis reagierte freundlich und bestimmt, immer ohne Zorn, immer höflich und immer in einer Weise, die Basuna zeigte, dass es Grenzen gab, die Basuna nicht verletzen dürfe.
Zwischen den Zeilen zeigte Dennis deutlich, er, der Thénnis, könne auch anders, und er lächelte manchmal Basuna hintergründig an, so dass sich Basunas Nackenhaare fröstelnd aufstellten.
Basuna schätzte Dennis Geschick, mit Worten umzugehen, obwohl er der Sprache der Théluan nicht ganz mächtig war.
Er erkannte an, dass Dennis trotz seiner Jugend die taktische Klugheit eines reifen Mannes besaß, der über viel Macht verfügt.
Dennis wollte von Basuna eins wissen. Ob er sich mit seiner Leibgarde in der ganzen Stadt frei bewegen könne, oder ob es Gebiete gibt, die nur bestimmten Personen zugänglich waren.
Auch das war für Basuna ein Beweis von Persönlichkeit. Dennis dachte voraus. Basuna verstand zunehmend, warum er sich „der Thénnis - der von der Großen Sonne Geschickte“ - nannte.
Basuna teilte Dennis mit, dass er überall hin gehen könne. Das Gebiet des Palastes und des heiligen Tempels solle er jedoch vermeiden. In die unteren Stadtteile (er sprach das aus wie Schmutz), solle Dennis vorerst nicht gehen, ohne sich mit ihm abzusprechen.
Dennis lag noch etwas auf dem Herzen. Er wünsche, dass Polia ihm nachts Gesellschaft leiste, und Faroa eine Kammer in seiner unmittelbaren Nähe habe. Das sei bereits arrangiert, sagte Basuna.
Dass sich der Thénnis der Dienste seiner Dienerin auch in der Nacht bediente, war für Basuna selbstverständlich. Er machte das selbst nicht anders.
Basuna hatte für heute genug gehört. Er würde der Königin Bericht erstatten. Er bat Dennis darum, sich zurückziehen zu dürfen. Morgen sei auch noch ein Tag. Für Dennis sei inzwischen eine Schlafstube hergerichtet worden. Auch über die Diener des Basuna könne er Tags und Nachts verfügen. Er brauche nur zu rufen. Als Dennis nickte, klatschte Basuna in die Hände.
Er stand auf und wurde von seinen Mädchen hinausbegleitet.
Dann kamen einige Diener und brachten Dennis zu seinem Schlafgemach.
Dennis bat Faroa, sich gleich schlafen zu legen, damit er morgen fit ist. Es gäbe Aufgaben. Polia nahm er mit sich. Er hatte nicht viel aus Basuna herausgeholt, dieser Mann war aalglatt. Vielleicht hatte Polia irgendetwas wichtiges von den Dienern aufgeschnappt.
Sie hatten das erste Mal seit Dennis Ankunft in der Vergangenheit ein richtig komfortables Schlafgemach mit vier festen Wänden, ganz anders als diese Herbergen, in denen sie übernachtet hatten und Dennis genoss das, indem er Polia ausgiebig und mehrfach liebte. In den Pausen fragte er sie aus.
Alle Diener - soviel wusste Polia - waren das persönliches Eigentum von Basuna. Sie waren nicht nur seine Diener. Er hatte sie gekauft. Er konnte mit ihnen machen, was er wollte.
„Die beiden Mädchen versüßen ihm die Nächte“, sagte Polia.
Außerdem musste Basuna eine bedeutende Persönlichkeit im Reich der Sonnengöttin sein. Dennis nickte. Sie mussten sehr viel mehr über diese Gesellschaft und ihre Regeln in Erfahrung bringen, um nicht unterzugehen. Dennis schärfte Polia ein, sie solle sich bei den Dienern umhören.
„Noch etwas. Ich habe dich und Faroa als meine Diener und als meine Vertraute vorgestellt, um uns alle zu schützen. Du hast gehört, dass ich von Basuna verlangt habe, dass die Diener euch gehorchen. Seid freundlich aber bestimmt. Lasst es nicht zu, dass man euch Befehle erteilt. Sagt einfach, ich habe das nicht erlaubt. Darüber wird nicht diskutiert. Einwände lehnt ihr ab. Wenn Basuna oder die Priester das dennoch versuchen wollen, dann verweist sie an mich. Sagt, Ihr habt eure Befehle, ihr gehorcht nur mir. Denk daran Polia: dies ist ein Machtspiel. Wenn ich euch und euer Dorf beschützen soll, dann müssen wir uns alle an diese Regel halten, oder wir werden gemeinsam untergehen. Wir müssen sehr viel mehr lernen über die Machtspiele in der großen Stadt.“
Polia war zwar erst zwölf, aber sie war die Tochter eines Anführers und sie hatte die Reife der in der Wildnis lebenden Indios. Sie hatte mit Aufmerksamkeit das Geplänkel zwischen Dennis und Basuna verfolgt. Das war ganz großes Palaver, wie man das nur unter Häuptlingen macht. Sie kannte das aus ihrem Dorf. Die Péruan hatten dafür sogar einen Begriff: Mau Mau. Sie hatte Dennis nie zuvor so reden hören. Das hier war großes Mau Mau wie es nur unter Häuptlingen geführt wird. Sie hatte Dennis bewundert. Sie ahnte intuitiv, dies sei der richtige Weg, um sie und ihr Dorf zu beschützen und sie war froh, dass ihr Vater ihr damals die Erlaubnis erteilt hatte, sich zu Dennis zu legen. Das Leben in der großen Stadt war fremd und gefährlich.
Sie nickte und kuschelte sie sich an Dennis. Sie würden das gemeinsam durchstehen. Dann führte sie Dennis wieder an ihre geheimen Stellen. Vielleicht lag ja sogar eine wunderbare Zukunft vor ihnen.
Kapitel 4. Die heilige Stadt Quedsa. Krieger, Minister, Märkte, Leibeigene und Hochzeiter
1.
In dieser Nacht wachte Dennis auf. Erschreckt stellte er fest, dass er seinen 14. Geburtstag völlig vergessen hatte. Das war jetzt etwa zwei Monate her.
Was jetzt kam, würde eine schwere Aufgabe werden. Er würde das alles ohne seine Freunde in Berlin durchstehen müssen. Was die wohl jetzt machen? Er wusste, dass es in Berlin jetzt schon warm war. Man könnte sicher schon baden gehen.
Dann verdrängte Dennis diesen Gedanken. Er würde wohl nie wieder nach Berlin zurückkommen. Er musste sich auf die nächsten Tage konzentrieren. Wenn die Sonnenkönigin nach ihm geschickt hatte, dann würde sie ihn auch sehen wollen.
Sobald er seine Leibgarde hatte, wollte er Erkundigungsgänge in die Stadt machen. Er würde versuchen, die Knechte und Mägde auszuhorchen, und er würde sich seiner geheimen Macht bedienen, wenn es nötig wurde.
Soviel hatte er bereits gesehen: es gab in der heiligen Stadt keinen Strom, keine Autos, keine Flugzeuge und keine Botschaft. Er musste sich auf ein Leben in der großen Stadt Quedsa vorbereiten. Er musste sich hier einen eigenen Status erkämpfen, wenn er hier leben wollte und Dennis war dazu bereit.
Wenn er sich die Leibgarde selbst aussuchen durfte, dann würde auch das eine schwere Aufgabe werden. Wie sollte er die Menschen beurteilen und prüfen? Die Théluan waren so ganz anders als die Menschen am Fluss.
Er dachte lange darüber nach, aber er fand keine Lösung. Er würde sich auf seine Intuition verlassen müssen. Er würde pokern müssen, und er würde all sein taktisches Geschick benutzen, das er bei Trifter gelernt hatte.
Vielleicht konnten ihm Polia und Faroa helfen. Es gab hier im Haus Leibeigene. Sie kamen sicher aus den umliegenden Stämmen, so wie die Péruan auch. Vielleicht könnte man dort Freunde und Anhänger rekrutieren. Wenn es mehr solche Häuser gab, wie das des Basuna, dann musste es viele solche Diener und Leibeigene in der großen Stadt geben. Außerdem hatte Polia erzählt, dass manche ihrer Stammesfreunde Soldaten werden konnten, oder wie das hier hieß, Krieger oder „Thé“, was ja soviel bedeutete, wie „Sonnenkrieger“ oder „die Krieger der Sonnenkönigin“.
Und jetzt hatte Dennis einen Einfall. Er würde Faroa mitnehmen, wenn er sich seine Leibgarde aussuchte, und Dennis würde sich dabei Zeit lassen. Faroa war Dennis dankbar. Er glaubte, Dennis habe ihm das Leben gerettet. Vielleicht konnte Dennis das nutzen. Schließlich hatte Faroa auch ein Interesse daran, hier am Leben zu bleiben. Vielleicht würde Faroa Mitglieder seines Stammes erkennen und für Dennis gewinnen. Sie waren alle Neuankömmlinge.
Dennis weckte Polia auf und bat sie, Faroa zu holen. Dann weihte er die beiden in seinen eben gefassten Plan ein. „Ich weiß nicht“, sagte Dennis, „was morgen früh passiert, aber lasst euch nicht von mir trennen. Wir müssen jetzt zusammenhalten. Am liebsten wäre es mir, wenn Faroa heute nacht hier bei mir im Zimmer schläft.“ Faroa war bei diesen Worten schon in sein Zimmer gelaufen und brachte Felle und Decken. Er breitete das in der Zimmerecke aus, und nach einem Blick von Dennis legte er sich dort hin, um weiterzuschlafen.
Sechs Augen und sechs Ohren hören mehr als zwei, dachte Dennis, dann kuschelte er sich wieder mit Polia zusammen.
2.
Am nächsten morgen sollte Dennis erleben, dass die Knechte und Mägde mit der Sonne aufstehen. Sie gingen Wasser holen, verschiedene Körbe wurden herbeigebracht, es wurde gebacken und es duftete nach frischen Brotfladen aus Maismehl. Die Tiere wurden gefüttert. Bei all dem blieben die Helfer leise, um die Herren nicht zu wecken.
Dennis stand auf, machte sich frisch, schickte Polia und Faroa zum Waschen, und dann bat er sie, hinunter zu den Helfern zu gehen und sie in Gespräche zu verwickeln. Er selbst schlenderte in aller Ruhe hinunter, um sich das Treiben anzusehen.
Wo es Rebhühner gibt, dort gibt es auch Hühnereier. Er ließ sich zwei Eier geben, stach sie an und schlürfte sie direkt aus der Schale. So etwas hatte Dennis noch nie gegessen. Es schmeckte frisch und aromatisch. Er kannte natürlich Eier von Legehennen, aber Eier von Rebhühnern… ? Er kannte nicht einmal den Namen und ließ sich den indianischen Namen sagen, Thua-li.
Dann verwickelte auch er die Knechte und Mägde in Gespräche. Manchmal lachten sie, aber sie blieben stets leise.
Als Dennis sie auf die Folgen ansprach, wenn sie den Herrn zu früh weckten, machten sie betretene und bestürzte Gesichter.
Es gab etliche Kinder im Hause des Basuna. Auch die wurden angehalten, leise zu sein und nicht zu stören.
Polia berichtete später, die Mägde hätten erzählt, der Herr sei streng, er verlange absolute Pflichterfüllung. Vergehen würden mit Schlägen bestraft. Diebstahl, auch von Nahrungsmitteln, sei absolut tabu. Dann würden sie dem Gericht vorgeführt und dann Gnade ihnen Gott. Polia sagte das mit ihren eigenen Worten, aber Dennis verstand. Es war ein schlimmes Vergehen. Er sprach sofort die Mägde auf die beiden Rebhuhneier an, sie nickten. Ja, das solle Dennis bitte dem Herrn selbst erklären.
Dennis erfuhr noch mehr. Die Knechte und Mägde kamen teilweise von weit her. Das Reich der Sonnenkönigin erstreckte sich rund um die heilige Stadt Quedsa. Manche waren viele Monate in die Hauptstadt gereist. Einige stammten aus dem Gebirge im Westen, das bis hinauf in die ewigen Wolken reicht und ständig mit Schnee bedeckt ist.
Bevor Dennis mehr erfahren konnte, wurde im Haus in die Hände geklatscht und die Mägde und Knechte eilten, um der Herrschaft und den Priestern bei der Morgenwäsche zu helfen.
Dennis blieb zurück und tauschte sich mit Polia und Faroa aus. Polia erzählte, es gäbe viele solcher Häuser, wie das von Basuna. In der Oberstadt wohnten aber auch Soldaten und die Verwaltung der Sonnenkönigin. Viele der Soldaten hätten Familien. Faroa steuerte Geschichten zu den Vorstädten auf der Rückseite des Berges bei. Dort wohnten verschiedene Handwerker, und vor den Toren der Stadt gäbe es viele Ansiedlungen mit Arbeitern und Bauern.
Dennis hatte schon gesehen, dass es im Haus Toiletten gab.
Es wurde mit Wasser nachgegossen, und die ganze Gülle wanderte den Berg hinab ins Tal. Sie wurde dort von Arbeitern mit Häcksel vermischt, getrocknet und als Dung an die Bauern verkauft. Es gab auch Ansiedlungen, welche die Auswürfe der Lamas sammelten. Das Gemisch aus Kot und halb verdautem Stroh wurde mit Lehm vermischt, und diente als Klebstoff zwischen den Lehmziegeln.
Vieles in der Stadt schien gut organisiert, wenn auch auf einem Standard, der weit vor jeder Industrialisierung lag.
Im Haus wurde erneut in die Hände geklatscht. Eine der Mägde bedeutete ihnen, dass der Herr jetzt frühstücken wolle. Dennis, Polia und Faroa würden jetzt besser hinaufgehen, sie sollten bitte nicht verraten, was die Mägde mit ihnen besprochen hatten. Dennis nickte.
Daraus konnte der erste zaghafte Anfang eines Bündnisses werden. Er behielt das für sich, aber die Freunde hatten seine Gedanken bereits erraten.
3.
Als Dennis zum Frühstück kam, traf er Basuna und die beiden Priester an. Polia machte sich sofort wie eine kleine Fee daran, Dennis zu bedienen. Faroa blieb in der Ecke und wartete auf Befehle.
Dennis erzählte, er habe einen kleinen Ausflug in den Hof gemacht, ob das Basuna auch recht sei? Er beeilte sich hinzuzufügen, Basuna habe da fleißige und ordentliche Knechte und Mägde. Er habe versucht, sie bei ihrer Arbeit nicht zu stören, aber er hätte mit Genuss zugesehen. Allerdings hätte er beim Anblick der Eier nicht widerstehen können und zwei davon gegessen.
Basuna hörte zu, dann schaute er kurz zu den Knechten, die das Essen hereintrugen. Dennis gab Faroa einen Wink. Faroa huschte hinaus. Draußen beeilte er sich, den Knechten zuzuflüstern, sie sollten im eigenen Interesse nichts von der Unterhaltung mit Dennis verraten. Die Knechte nickten. Dann trug Faroa mit den Knechten Obst und Wein in das große Zimmer, und stellte sich wieder in seine Ecke, um weitere Befehle abzuwarten.
Er hatte Dennis beim Hereinkommen kurz angeschaut, wie um Befehle zu erwarten, und dann kurz genickt. Dies geschah so schnell, dass Basuna nichts davon mitbekam.
Die Priester langten kräftig zu. Sie sprachen auch dem Wein zu. Dennis blieb beim Wasser.
Die Priester würden gleich nach dem Frühstück mit Dennis aufbrechen. Eine Eskorte würde in Kürze eintreffen, um sie abzuholen. Dennis nickte. Er würde Faroa mitnehmen. Die Priester runzelten unwillig die Stirn, aber Dennis erklärte, Faroa sei sein Vertrauter. Er würde ihm bei seiner Auswahl helfen. Er sprach höflich und bestimmt. Er fixierte die Priester aus seinen blauen Augen und sagte, „sie haben doch sicher nichts dagegen.“ Das war keine Frage, sondern eine nachhaltige Feststellung. Die Priester sahen Basuna erstaunt an, doch Basuna nickte bestätigend. Nach seinem gestrigen Abendessen mit Dennis ahnte er, dass Dennis keinen Widerspruch gegen seine Entscheidung dulden würde. Auch nicht von ihm. Darüber, dachte Basuna, solle gefälligst die Sonnenkönigin selbst entscheiden.
Sie hörten, wie draußen das Tor aufging und sie hörten Stimmen, dann erklangen im Hof viele trappelnde Schritte, und Basuna schickte einen der Knechte, damit den Kriegern zu trinken angeboten wird.
Mittlerweile war alles gesagt. Polia würde im Haus bleiben. Sie würde den Mägden helfen. Basuna war einverstanden. Dass er selbst kurz nach Dennis aufbrechen würde, behielt er für sich. Das war seine Sache.
4.
Dennis bestand darauf, seine Sänfte zu benutzen. Wenn er sich schon eine Leibgarde aussuchen durfte, dann wollte er, dass ihm gebührender Respekt gezollt wird.
Hier in der Hauptstadt war die Luft klarer, dünner und auch kälter als im Urwald Amazoniens. Die Soldaten trugen lange Hemden, die mit Bändern um die Taille gebunden waren und eine Art Hosen mit weiten Beinen. Die Soldaten hatten außerdem eine Art Sandalen an, die mit Lederriemen an den Knöcheln befestigt waren.
Auch Dennis und Faroa hatte man solche Beinkleider und Sandalen gegeben. Dennis trug sein goldverziertes Hemd vom gestrigen Tag.
Die Gruppe zog los. Die Soldaten machten den Weg frei. Die Priester folgten. Dennis ließ Faroa hinter sich laufen, um die Rangfolge zu demonstrieren, dann folgten noch einige Soldaten als Nachhut.
Sie durchquerten die Stadt. Die Reise ging halb um den Berg herum in den Südosten. (Dennis hatte an seiner Uhr eine Kompassfunktion, deshalb konnte er die Himmelsrichtungen gut bestimmen). Sie liefen durch ein Gewirr aus Gassen. Alle Strassen in der Stadt waren befestigt. Dennis sah nirgendwo Abfall, Kot oder dergleichen. Die meisten Häuser waren mehrstöckig gebaut, mit doppelflügligen Eingangstoren aus Holz. Einmal kamen sie über einen großen Platz, auf dem Dutzende von Ständen Nahrungsmittel, Schmuck, Waffen, Kleidung, Lamas, und vieles mehr zum Verkauf anboten, das Dennis noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
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