Kitabı oku: «Mach's dir leicht, sonst macht's dir keiner», sayfa 2
Trecker fahren statt Party machen
Tiere und Technik. Das waren damals meine Favoriten. Neben Skifahren, Handball und Lesen. Unseren hellblauen Traktor konnte ich schon als Grundschülerin auf dem Acker durch die Heuballen steuern – ohne mit den Füßen aufs Gaspedal zu reichen. Das war kein Problem, denn Opa (»Ene«) legte den ersten Gang für mich ein und ich grinste breit hinterm Lenkrad. Als Teenie lernte ich unter Ahnas Aufsicht mit der Hand melken und an meinem Geburtstag im September war immer Kartoffeln auflesen angesagt statt Party. Das hat mich damals natürlich unendlich genervt. In der Landwirtschaft mithelfen war ziemlich uncool, denn meine Freunde spielten stattdessen Fußball oder schauten fern.
Urlaub auf dem Bauernhof ist heutzutage für Kinder der Renner. Ich hatte das damals ständig, ungewollt und unfreiwillig. Doch zugegebenermaßen gab es auch viele schöne Momente, etwa wenn das Heu kurz vor dem Gewitterschauer trocken in der Scheuer war oder die Vesperpausen auf dem Feld, im Schatten von Bäumen. Mit selbstgebackenem Brot, Hausmacher-Leberwurst, Most und Dutzenden von Schmetterlingen. Sie beim Essen zu beobachten, war einfach toll. Und manchmal ließ sich sogar einer auf meinen Füßen nieder. Das waren dann ganz besondere Momente. In denen ich absolut ruhig sitzen konnte. Meine Oma erklärte mir die einzelnen Schmetterlinge. »Das da ist ein Kohlweißling und der da drüben heißt Pfauenauge.« Ich war fasziniert. Wie unterschiedlich die Schmetterlinge doch waren. Und wie fragil, verletzlich. Im Gegensatz zu den robusten Kühen, Schweinen und Hühnern im Stall.
Auch wenn ich damals gelegentlich genervt war von der Landwirtschaft: Im Nachhinein profitiere ich von dem, was ich en passant in Stall, auf Acker und Wiesen über Tiere, Pflanzen und Jahreszeiten gelernt habe. Zwar kann ich in unserer Münchner Stadtwohnung weder Hühner noch Schweine halten, aber Gärtnern ist inzwischen meine große Leidenschaft. Sie erdet mich, macht Kopf und Gedanken frei. Nach den »Eisheiligen« im Mai lege ich los im Schrebergarten um die Ecke, säe Radieschen und Blumen, pflanze Salat, Kohlrabi, Fenchel, Gurken und Rucola. Und freue mich über jedes neue Blatt und jede neue Blüte. Beim Gärtner meines Vertrauens kaufe ich stets eine italienische Zucchinipflanze, die ich täglich besuche und ungeduldig auf die erste Frucht warte! Den grünen Daumen habe ich von Oma und Mama geerbt. Und auch mein Interesse für Tiere und Pflanzen, deren Entwicklung und Gedeihen übers Jahr hinweg, wurde in meiner Kindheit geweckt. Schon in der Grundschule habe ich Heimat- und Sachkunde geliebt und nach dem Abitur wollte ich Biologie studieren. Letztlich entschied ich mich aber für ein Germanistik- und Sportstudium an der Uni Tübingen zum Start meiner beruflichen Laufbahn – mit dem Ziel Gymnasial-Lehrerin zu werden.
Blöde Fragen gibt es nicht!
Anfangs war ich mit diesem Berufsziel und der Fächer-Kombi ganz happy, doch nach einigen Semestern wurden die Germanistik-Seminare zur Qual. Die anfängliche Begeisterung, Leichtigkeit und Motivation waren verflogen. Gelegentlich bereute Frau Wahl ihre Wahl. Was tun: Weitermachen? Aufhören? Fach wechseln? Alle möglichen und unmöglichen Alternativen und Argumente wälzte ich durch meine Gehirnwindungen. Ich kam nicht weiter. Coaches oder Mentoren gab es damals noch nicht. Im Nachhinein betrachtet wäre solch eine Unterstützung in dieser Phase für mich genau das Richtige gewesen. Also verharrte ich damals in meinem Kokon und zog das Studium durch – denn ausdauernd und diszipliniert war ich schon immer. Außerdem hatte ich trotz allem ein gutes Bauchgefühl und mein Motto, der antreibende Gedanke im Kopf, hieß damals und heißt auch heute noch: »Es wird schon für etwas gut sein und seinen Sinn haben, auch wenn ich momentan noch nicht weiß, für was.«
Genau so war es. Parallel zum Studium begann ich in der Sportredaktion eines Regionalradios zu arbeiten. Texte schreiben, Anmoderationen auf den Punkt bringen, Nachrichten knapp und präzise formulieren – das alles fiel mir relativ leicht, obwohl ich journalistische Anfängerin war. Die Arbeit als rasende Reporterin machte mir vor allem großen Spaß und ich bekam prima Feedback von Kollegen und Hörern. Mein ursprüngliches Berufsziel (ver-) wandelte sich von Lehrerin zu Journalistin! Plötzlich profitierte ich von der ungeliebten Germanistik, den scheinbar nutzlosen Linguistik-Vorlesungen. Ich konnte das mühsam Gelernte und Studierte erst beim Radio, dann bei der Tageszeitung »Schwäbisches Tagblatt« praktisch anwenden. Der endgültige Abschied vom Lehrerinnendasein und der Beginn meiner Ausbildung zur Redakteurin ließ nicht lange auf sich warten.
Als Journalistin konnte ich einige meiner Leidenschaften und Charakterzüge voll ausleben: mit interessanten Menschen reden, neue Leute kennenlernen, neugierig sein, Augen und Ohren aufsperren. Auf dem Fußballplatz, im Gemeinderat oder bei den Kleintierzüchtern. Das Schöne am journalistischen Arbeiten bringen acht Worte auf den Punkt: Es gibt keine blöden Fragen, nur blöde Antworten. So bin ich doch noch Forscherin geworden, wenn auch nicht in der Biologie, sondern in den Medien. Lange Jahre war das für mich der optimale Job – als freie Journalistin oder festangestellt in Redaktionen, beim Radio, bei Tageszeitungen, Agenturen und Magazinen. Doch das Unterrichten fehlte mir, die Lehrerin in mir kam mit den Jahren nicht mehr auf ihre Kosten. Also berufliche (Ver-)Wandlung, die Zweite. Selbstständige Trainerin, Autorin und Coach bin ich nun und mit diesem Trio voll in meinem Element. Und noch immer profitiere ich von meinem Germanistikstudium, wenn ich Schreibwerkstätten für Kunden abhalte und Öffentlichkeitsarbeit unterrichte.
Bis ich jedoch so weit war, hatte ich einige schlaflose Nächte, öfters Minus auf dem Konto, schlechte Laune und die immer wiederkehrende Frage im Kopf: Wo und wann kommt endlich der nächste Auftrag? Von Leichtigkeit weit und breit nichts zu sehen. Weder bei mir noch bei vielen Freunden, Kunden und Seminarteilnehmern.
Sackgassen beschwingt verlassen
Das kann doch nicht sein, dachte ich mir. Was sind die Ursachen für diese Unzufriedenheit und Verbissenheit? Muss das sein, kann es nicht mal nur flutschen im Leben? Immer dieses ständige Auf und Ab, drei Schritte vorwärts, zwei zurück. Manche Menschen stehen sich gar selbst im Weg und machen sich das Leben schwer, bauen sich ihre eigenen Einbahnstraßen und Sackgassen. Von persönlicher Weiterentwicklung ist wenig zu sehen, immer derselbe Trott und dieselben Geschichten. Andere hingegen schaffen es trotz Liebeskummer, Kündigung oder Krankheiten, beschwingt nach vorne zu schauen. Was macht den Unterschied und wie sehen die Erfolgsrezepte aus?
Ich fing an zu suchen. Im Internet, in Büchern, in Fortbildungen, in Gesprächen mit Experten und Freunden, in Workshops und Seminaren. Im Münchner Tierpark Hellabrunn – für den Zoo habe ich schon eine gefühlte Ewigkeit eine Jahreskarte –, in den Bergen, an meinem Lieblingssee und im Botanischen Garten München-Nymphenburg. Während der Wintermonate kann man dort in einem umgebauten Gewächshaus tropische Schmetterlinge aus direkter Nähe beobachten. Waren Sie vielleicht schon mal mit Ihren Kindern in einer Schmetterlingsfarm oder Ausstellung? Ich bin praktisch eine Wiederholungstäterin und bei jedem Besuch immer wieder fasziniert von der wundersamen Metamorphose: Erst liegt da ein winziges Ei, aus dem eine gefräßige Raupe wird und schließlich – nach einer Ruhe- und Entwicklungsphase im Kokon – verwandelt sich die Puppe in einen (farbenfrohen) Schmetterling. Ein Wunderwerk der Natur mit faszinierenden Eigenschaften. Finden Sie nicht auch?
Falls Sie schon immer mal mehr über Schmetterlinge erfahren wollten, doch weder Zeit noch Muße hatten und sowieso überhaupt keine Lust auf dicke Wälzer, kein Problem. Die Recherche in Schmetterlingsausstellungen und in der (Online-)Literatur habe ich übernommen und die wichtigsten Punkte, Eigenschaften und Besonderheiten der farbenprächtigen und filigranen Insekten zusammengefasst. Biologen können jetzt schon mal die Nase rümpfen und sich über fehlende Fachbegriffe sowie mangelnde wissenschaftliche Details mokieren. Für die anderen Leser und Leserinnen gilt: Tauchen Sie mit mir in die Geheimnisse von Metamorphose, Mimese und Mimikry ein. Lassen Sie sich überraschen und staunen Sie!
Acht Eigenschaften von Schmetterlingen
Je länger ich mich mit Schmetterlingen beschäftigt habe, umso größer wurde nicht nur mein Wissen, sondern auch mein Respekt vor diesen Wesen. Wirken sie auf den ersten Blick unscheinbar und zerbrechlich, haben sie es bei genauerer Betrachtung faustdick hinter den Ohren – Näheres wird bei »Strategen mit ausgeklügelten Sinnen« beschreiben – und sind ganz schön ausgebufft. In vielen verschiedenen Bereichen. Mit allerlei Tricks halten angehende und erwachsene Schmetterlinge beispielsweise ihre Feinde auf Abstand und schaffen es so, munter und unbehelligt von einer Blüte zur anderen zu kommen. Weitere Besonderheiten und Fähigkeiten, die ich bei meinen praktischen und theoretischen Exkursionen im Schmetterlingsreich entdeckt habe, stelle ich Ihnen auf den nächsten Seiten vor. Sie sind die Basis für das von mir entwickelte MARIPOSA-Prinzip, in dem ich sozusagen das kleine Einmaleins der Schmetterlingskompetenzen und Fähigkeiten zusammengefasst, »übersetzt« und menschentauglich gemacht habe. Doch dazu später.
Bei meinen Besuchen bei den Nymphenburger Schmetterlingen und meinen Forschungen ist mir aufgefallen, dass die Metamorphose die Zeit braucht, die sie eben braucht. Keine Phase kann übersprun gen werden, jede ist nötig, damit sich aus dem Ei irgendwann ein Schmetterling entwickelt. Das hat die Natur so festgelegt. Eine Phase folgt auf die andere. Punkt. Da ist nichts zu machen, man kann nur zuschauen, abwarten, genießen und staunen. Ein Blick auf die Uhr ist zwecklos: Der Schmetterling schlüpft trotzdem nicht schneller aus dem Kokon. Wie schön wäre es, wenn wir unsere eigene Entwicklung und die dafür benötigte Zeitspanne auch so gelassen hinnehmen könnten! Und was wäre, wenn das meine Coaching-Klienten so sehen würden? Etwa Harry Groß, der immer völlig gehetzt zu unseren Terminen erscheint und dem alles nicht schnell genug geht? Der Teamleiter eines Automobilzulieferers würde am liebsten seinen Mitarbeitern von heute auf morgen neue Arbeitsabläufe diktieren, die sie sofort umsetzen sollen. Harry Groß würde wahrscheinlich einen mittelschweren cholerischen Anfall bekommen, wenn er Schmetterlinge beim Schlüpfen beobachten sollte. Denn Geduld, stillsitzen, beobachten, sich auf wechselnde äußere Umstände einstellen – diese Dinge gehören definitiv nicht zu seinem Repertoire. Da könnte er sich von den geflügelten Insekten einiges abschauen, dachte ich im gut geheizten Gewächshaus. Die erste Idee für dieses Buch flatterte durch mein Hirn … Bis es den richtigen Aufbau hatte, geschrieben, überarbeitet und gedruckt war, durchlief es auch verschiedene Stadien, genau wie ich selbst. Und benötigte seine Zeit.
Lassen Sie uns mit den kleinen, feinen Charakterzügen von Schmetterlingen beginnen. Auch wenn manche Leser bereits an dieser Stelle gerne erfahren würden, was sie von Schmetterlingen lernen können. Doch auch hier gilt: Eins nach dem anderen.
Mimese, die Kunst der Tarnung
Dass am Ende der Entwicklungskette, also der von Experten so genannten Metamorphose, tatsächlich ein Schmetterling aus dem Kokon schlüpft, klappt nur im günstigsten Fall. Im Botanischen Garten stehen die Chancen gut – bei optimalen Temperaturen und ohne hungrige Fressfeinde. In freier Wildbahn sind Schmetterlinge hingegen für Vögel, Fledermäuse, Wespen und Fliegen ein Leckerbissen. Um nicht gefressen zu werden, haben sich Schmetterlingsraupen verschiedene Abwehrmechanismen angeeignet: Sie imitieren giftige und gefährliche Tiere, Mimikry (Warntracht) ist dazu der Fachbegriff. Tagpfauenauge und Nachtpfauenauge etwa haben Augenflecke auf ihren Flügeln. Die angedeuteten Tieraugen verwirren Räuber dermaßen, dass sie an der falschen Stelle zubeißen. Schwalbenschwänze sind noch raffinierter: mit ihren zwei Augenflecken plus entsprechender Körperhaltung führen sie ihre Fressfeinde erfolgreich in die Irre.
Wiederum andere Schmetterlinge imitieren Blätter, Zweige, welkes Laub oder gar Vogelkot (Mimese). Einige Arten wehren sich mit Dornen, die bei Berührung Gift abgeben, oder mit starker Behaarung. Beispielsweise haben die Raupen des Eichen-Prozessionsspinners über 600.000 giftige Härchen, die bei Menschen Allergien auslösen können. Dazu ist nicht einmal direkter Hautkontakt nötig. Es reicht, wenn man unter befallenen Bäumen die Picknickdecke ausbreitet. Das könnte des Rätsels Lösung sein, falls Sie sich schon mal gefragt haben, warum Ihre Unterarme nach einer Brotzeit im Grünen so jucken.
Schmetterlinge (wissenschaftlich Lepidoptera, also Schuppenflügler) sind Experten in Sachen Tarnung, Täuschung und Abwehr. Ohne diese Fähigkeiten wären sie im täglichen Überlebenskampf aufgeschmissen. Das ist bei uns Menschen ganz ähnlich. Okay, man kann drüber diskutieren, ob erwachsene Männer tatsächlich in grün-beigen Tarnanzügen ihren Hobbys (Jagen, Fischen, Grillen) nachgehen sollten. Nichtsdestotrotz: Tarnen, täuschen und sich wehren, ist auch für die Spezies Homo Sapiens wichtig. Im Sinne von sich selbst schützen und sich abgrenzen. Denn nicht immer sind wir physisch und mental in der Lage, den »Überlebenskampf« im beruflichen oder privaten Alltag zu führen. Wenn es schon kein Tarnmäntelchen gibt für unwegsame Situationen mit Chef, Kollege oder Freundin, dann hilft manchmal die Ohren auf Durchzug stellen und ein klares »Nein«.
Zugegebenermaßen gehört dazu ein wenig Mut. Den Mut zu haben, das zu tun, was einem selbst guttut. Es ist manchmal gar nicht so einfach, sein eigenes Leben zu leben. Und zwar in erster Linie deshalb, weil wir uns vor dem fürchten, was andere von uns denken (könnten) und was sie über uns reden (könnten). Und weil wir, wenn wir anders sind als die anderen und uns anders als üblich oder der Norm widersprechend verhalten, vielleicht nicht mehr dazugehören. Uns ausgeschlossen fühlen aus der Gemeinschaft. Eine Urangst, die ihren Ausgangspunkt in der Steinzeit hat. Allein hatte man eben damals keine Chance gegen Säbelzahntiger und Co. Nur in der Gruppe war Überleben möglich. Das Erstaunliche daran: Wenn heute der Chef ins Büro kommt oder Kunde XY anruft, passiert in unserem Reptilienhirn dasselbe wie vor 100 000 Jahren: Wir geraten unter Druck, der Körper wird von Stresshormonen durchflutet und unser Hirn wird praktisch abgeschaltet. Es funktionieren dann nur noch die alten Muster Flucht oder Kampf. Im Büroalltag kommt dann ein mürrisches, knappes »Weiß ich doch nicht, wer für dieses Thema zuständig ist!« (Kampfmodus) oder ein »Ja gut, mach ich halt auch noch«. Was nichts anderes ist als ein modernes Fluchtverhalten, ein Ausweichen, wenn eigentlich ein klärendes Gespräch mit dem Gegenüber angesagt wäre.
Denn wer eine eindeutige Ansicht und eine klare Absicht hat und sich dementsprechend verhält, stößt bei seinen Mitmenschen nicht immer auf Verständnis. Das kennen Sie sicher von sich und Ihrer Familie oder Ihrem Bekanntenkreis. Mir geht es nicht anders, keine Sorge! Ein Beispiel aus meinem reichhaltigen Fundus: Einer Freundin von mir blieb bei einem Biergartenbesuch fast der Strohhalm vom Sprizz Aperol im Hals stecken. Wir hatten uns über einen gemeinsamen Kollegen unterhalten, der wirklich sehr nett ist, aber auch super anstrengend. Bei der Gelegenheit gab ich meine Entscheidung zum Besten, dass ich mich schon seit geraumer Zeit privat nur noch mit Leuten treffe, die mir guttun und auf die ich Lust habe. Und dass zu diesen Menschen eben besagter Kollege nicht gehöre. Das führte bei meiner Freundin erst zu Schnappatmung und dann zur Frage: »Das traust du dich? Das kann man doch nicht machen!« Doch. Man kann. Nicht immer, aber immer öfter. Voraussetzung: Sätze mit eindeutiger Aussage, aber sozialverträglichen Formulierungen und ein gutes Gespür für die eigenen Bedürfnisse. Insbesondere für Ruhe und Entspannung. Denn wer ständig »nein« denkt und dann doch »ja« sagt, also Bitten von Mitmenschen nicht abschlagen kann, endet im schlimmsten Fall in einem Burnout. Und vielleicht kennen Sie den Spruch »Everybody’s darling is everbody’s depp«. Meine Freundin hat das inzwischen auch festgestellt und traut sich nun manchmal bei der Arbeit, nein zu sagen. Ein Lern- und Entwicklungsprozess. Die Folge: weniger Überstunden und ein besseres Gefühl.
Metamorphose, das ›fluginsektarische‹ Wunderwerk
Schmetterlinge machen wie Fliegen und Mücken auf ihrem Weg vom Ei zum erwachsenen Tier eine Entwicklung durch, die schon etwas weiter vorn genannte Metamorphose. Weil Schmetterlinge vier Entwicklungsstadien durchmachen – Ei, Raupe, Puppe und erwachsener Falter (Imago) – durchlaufen sie eine vollständige Metamorphose. Im Gegensatz zu hemimetabolen Insekten. Da bei diesen das Puppenstadium fehlt, sprechen Experten von unvollständiger Metamorphose. Das Aussehen ändert sich während der Metamorphose jedoch bei allen Arten vollständig.
Einige Falter können wie Kolibris praktisch in der Luft stehen, um an Blüten Nektar zu saugen. Das erreichen sie mit dem »Achterschlagen« ihrer Flügel. Die Flügel bewegen sich also nicht wie bei Vögeln auf und ab, sondern beschreiben eine liegende Acht. Manche können sogar rückwärts fliegen, und die ›Sprinter‹ unter den Schmetterlingen schaffen im Schwirrflug Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.
Um jedoch überhaupt fliegen zu können, müssen sich Schmetterlinge nach kühlen Nächten morgens erst in der Sonne aufwärmen, da sie wechselwarme Tiere sind. Ohne das Entfalten ihres Bewegungsapparates könnten wir Menschen weder die farbig schimmernden Flügel noch die Augenflecke etwa von Tagpfauenauge oder Nachtpfauenauge bestaunen. Und ohne das Fliegen gäbe es für Schmetterlinge nichts zu futtern. Blüten wären unerreichbar. Machen Schmetterlinge beim Fliegen eigentlich Geräusche? Gute Frage, oder? Ich muss mal forschen und recherchieren …
Apropos aktiv sein, tun und machen. Wer weiterkommen und sich entwickeln möchte, kommt nicht umhin, sein Leben in die Hand zu nehmen. Konkret heißt dies, aufmerksam sein, Entscheidungen treffen und handeln. Man könnte auch sagen, auf Augenhöhe mit sich selbst sein – selbst in schwierigen Momenten und Situationen. Heißt auch, sich nicht unüberlegt in Aktionen und Abenteuer zu stürzen und den gleichen Fehler immer wieder zu machen. Manchmal gehört auch dazu, unangenehme Situationen auszuhalten, beharrlich dranzubleiben und ausdauernd seine Ziele zu verfolgen. Lernen, einen »Schmetterlings-Achter« zu schlagen, auch wenn es anfangs unmöglich erscheint. Sportler sind darin Experten – etwa Turner und Turnerinnen. Mir wird immer ganz schwindelig, wenn ich sehe, was am Boden, an den Ringen, auf Schwebebalken oder am (Stufen-)Barren möglich ist. Ohne Zeitlupe bin ich nicht imstande, die ganzen Schrauben, Salti und Drehungen auseinander zu halten, geschweige denn zu zählen. Etwa die von der US-Amerikanerin Simone Biles (Jahrgang 1997), die bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 vier Goldmedaillen und eine Bronzemedaille gewann. Der Lohn für die vielen, harten Trainingseinheiten in Halle und Kraftraum.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit und den kurz vor den Sommerferien stattfindenden Wettbewerb »Jugend trainiert für Olympia«? Und wenn es nach Rennen, Laufen und Werfen Urkunden und Medaillen gab? Ich fand das toll, nach der ganzen Trainiererei zu merken, dass sich Geduld, Disziplin und Ausdauer irgendwann mal auszahlen. Wer Sport treibt, weiß, dass es nicht immer schneller, höher und weiter geht, sondern es Phasen vermeintlichen Stillstands gibt (Plateauphase). Da geht nix vorwärts. Gar nichts. Schrecklicher Zustand. Schuld ist die Homöostase, das physiologische Streben eines Organismus und seiner einzelnen Organe nach einem Gleichgewichtszustand. Unser Körper sucht immer einen Ausgleich und passt sich ans Training, an die Reize auf Nerven und Muskulatur an. Klar, dass es daher Pausen und Stagnation statt linearer Leistungssteigerung gibt. Vergleichbar ist diese Phase mit dem Moment, wo ein Schmetterling auf einer Blüte sitzt, Nektar schlürft und die Zeit für eine Winzigkeit stillzustehen scheint. Die Kunst besteht für uns Menschen darin, diese Augenblicke nicht nur auszuhalten, sondern zu genießen und sich darauf zu verlassen, dass es auch wieder besser wird. Also nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern eher das Programm zurückfahren, innehalten, Batterien aufladen und Tankstellen suchen. Dehnen, Recken und Strecken statt einen Marathonlauf zu absolvieren. Und bloß nicht mit anderen vergleichen, das tut weder Körper noch Seele gut. Aufmerksam sein für die eigenen Bedürfnisse heißt die Devise.