Kitabı oku: «Mach's dir leicht, sonst macht's dir keiner», sayfa 3

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Erst die Ruhe, dann das schillernde Leben

Waren Sie schon einmal in Asien und haben Tempel in Laos, Myanmar, Vietnam, Kambodscha oder Thailand bestaunt? Der Königspalast in Bangkok etwa ist der absolute Wahnsinn. Ein touristisches Muss, wenn Sie dort sind! An vielen Stellen sind bunte Mosaike zu sehen, die teilweise mit schillernden Schmetterlingsflügeln dekoriert sind. Und genau das erreichen, was die Künstler wollten: die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters einfangen und ihn staunen lassen. Je nach Lichteinfall und Standort entstehen neue Farben und Effekte. Bezaubernd. In der christlichen Kunst sind Schmetterlinge seit jeher ein Symbol der Auferstehung, sie zieren viele Grabmale und finden sich auch in ägyptischen Grabmalereien. In der griechischen und römischen Mythologie erscheint die Seele oft mit Schmetterlingsflügeln. Auf diese Weise kann sie sich vom Körper lösen und gen Himmel schweben. In der Antike galten Schmetterlinge als d a s Sinnbild von Wiedergeburt und Unsterblichkeit, weil sie nach monatelanger Ruhe in einem äußerlich reg- und leblosen Kokon plötzlich erwachen und lebendig werden.

Wie schön wäre es, wenn wir Monate lang ruhen könnten, uns zurückziehen, in der Regungslosigkeit verharren? Wenn wir ein Schild »Wegen Umbau geschlossen« raushängen könnten? Tolle Vorstellung. Ich habe zwar meist nicht mehrere Wochen am Stück frei, doch ich plane mir immer wieder Auszeiten ein. Tage, an denen weder Coaching-Klienten noch Kundengespräche im Terminkalender stehen und auch kein Seminarkonzept, kein Angebot meinen Computer verlässt. Zeit für mich, Zeit für mein Gehirn und meine Gedanken, die sich dann sortieren können. Und ich Dinge, Gespräche, Situationen verarbeiten und einen neutralen Blick gewinnen kann. Das klappt nur im Entspannungsmodus, in den Sommerferien und den Wochen rund um Weihnachten, jedoch nicht in den Hauptarbeitsphasen. Da jagt ein Termin den anderen, ein Seminar das nächste und Projekte wollen angestupst werden.

Ein Freund erzählte mir, dass er im Sommer mehrmals für einige Tage in die Berge fahre, um runterzukommen. Mit seiner Lebensgefährtin mietet er sich in kleinen Pensionen ein, isst gut, schwimmt in Weihern, wandert, erkundet die Gegend und lässt die Seele baumeln. »Und dann seh ich auch wieder klarer«, beschreibt Paul den Ausklink-Effekt. Mehr noch: Er trifft auch Entscheidungen. Etwa den Ausstieg aus einer Band, die der Gitarrist mitbegründet und gepusht hat, doch nach reiflichen Überlegungen und Überdenkungen als nicht zukunftsträchtig einstuft hat. »Da gehen zwei Pole nicht zusammen und viele Kleinigkeiten passen nicht«, lautet das nüchterne Urteil nach einem langen Wochenende in den bayerischen Voralpen. Ohne Groll und Gram berichtet Paul von seiner Entscheidung. Im Gegenteil: »Ich fühle mich jetzt erleichtert und kann ein neues Band-Projekt angehen bzw. ausbauen.«

Respekt gegenüber den Bandkollegen, dem Chef, dem Kunden oder der Nachbarin – auch wenn sie noch so nerven. Nur wer bei sich ist, in einer neutralen Position, ist in der Lage, seine Mitmenschen in allen Facetten zu sehen und sich nicht sofort ein Urteil zu bilden und den anderen zu bewerten und in eine Schublade zu stecken. Die Fähigkeiten, Kompetenzen und das Positive anzuerkennen, ist keine einfache Sache. Doch es ist ungemein hilfreich, schont Kraft und Energie und macht das Leben leichter.

Kleiner Flügelschlag, großer Effekt

Vor über 40 Jahren, nämlich 1972, beflügelte ein US-Amerikaner die Erforschung chaotischer Systeme: Edward N. Lorenz fasste sein keckes Gedankenspiel in die Frage: »Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?« Der Meteorologe wollte am Beispiel des Wetters zeigen, dass kleine Abweichungen langfristig ein ganzes System vollständig und unvorhersagbar verändern können. Seither bezeichnet der Schmetterlingseffekt (butterfly effect) folgendes Szenario: Verändert man in einem komplexen, dynamischen System die Anfangsbedingungen nur geringfügig, können diese im langfristigen Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen. Konkret heißt das: Kleine Unterschiede in der Ausgangssituation führen möglicherweise später zu starken Änderungen in einem System. Oder ganz einfach, populärwissenschaftlich ausgedrückt: kleine Ursache, große Wirkung.

Auf das Wetter übertragen bedeutet dies: Meteorologen können das Wetter für einen Tag mit Hilfe von zigtausend Werten aus Satellitendaten, Wetterstationen und leistungsstarken Computern inzwischen sehr genau vorhersagen. Auch für drei, vier Tage schaffen sie noch eine recht zuverlässige Trefferquote, doch für einen Monat ist eine Prognose so sicher wie der Blick in eine Kristallkugel. Weil eben die Anfangsbedingungen so unterschiedlich sind wie die Wolkenformationen am Himmel. Das musste auch der »Erfinder« des Schmetterlings-Effekts akzeptieren: Weder Lorenz noch sonst ein menschliches Wesen weiß, wie viele Schmetterlinge es auf der Welt gibt, geschweige denn, welche wo genau mit den Flügeln schlagen oder regungslos auf einer Blüte sitzen und genüsslich Nektar schlürfen.

Im Coaching ist der Schmetterlings-Effekt schön zu beobachten: Ein Satz, eine Idee, ein Gedanke oder ein anderer Blickwinkel reicht oft aus, um beim Klienten etwas zu bewegen und neuen Schwung in eingefahrene Verhaltensmuster zu bringen. Und den Blick auf Lösungen und Handlungsvarianten zu lenken, die vorher unmöglich, undenkbar erschienen. Sascha Stiefel, rechte Hand eines Bürgermeisters in einer bayerischen Kleinstadt, wollte zu Beginn seiner neuen Tätigkeit schnell einen Überblick bekommen und erledigte daher viele Kleinigkeiten selbst. Da ein Anruf, dort eine kleine Notiz und dann noch kurz den ausfindig machen, der die Vertretung von Frau Müller macht. »Das geht ganz gut nebenbei«, erklärte er mir, »und außerdem schneller, als wenn ich es an meine Sekretärin weiterleite. Die hat eh so viel zu tun.« Einige Wochen funktionierte diese Strategie gut, doch immer öfter bemerkte Stiefel, dass er Überstunden machen musste, um seine Hauptaufgaben zu erledigen wie etwa eine Rede für seinen Chef, den Bürgermeister zu schreiben. Er kam immer öfter zeitlich in die Bredouille und daher irgendwann zu mir ins Coaching. Allein kam er aus diesem Wirrwarr nicht mehr heraus. Hilfe von außen war angesagt. Allein das zu akzeptieren, war für Sascha Stiefel schon ein großer Schritt hin zu einer Veränderung, zu einer Lösung und Verbesserung.

Wir analysierten seine Situation, seine Aufgaben, die Abläufe in der Abteilung und natürlich auch verschiedene Möglichkeiten, die ihn entlasten könnten. Der Satz von mir »Schnell ist schnell gedacht und zieht dann aber einen Rattenschwanz hinter sich her«, brachte den sympathischen Mann Anfang 30 ins Grübeln. Er hatte zwei Dinge vergessen bzw. einfach seine gut gemeinten Gedanken nicht zu Ende gedacht: Einmal hätte er die tatsächlich anfallenden Zeiten, auch wenn es nur wenige Minuten pro Kleinigkeit waren, zusammenzählen müssen. Da kommt dann nämlich am Ende des Tages einiges zusammen. Und zweitens hatte er nicht bedacht, dass er, wenn er seiner Sekretärin einmal eine Aufgabe erläutert hatte, sich das künftig sparen konnte, um nur noch die Aufgabe weiterzureichen. Delegieren heißt das Zauberwort. »Ja, aber das kostet mich doch auch Zeit!«, versuchte er dagegen zu argumentieren. Stimmt. Aber eben nur einmal und nicht ständig. »So hab ich das noch gar nicht gesehen. Hmm, das werde ich dann wohl mal angehen müssen.«

Sensibel, aber dennoch hart im Nehmen

Weltweit gibt es schätzungsweise 180.000 Arten von Schmetterlingen. Biologen haben sie aufgeteilt in 130 Familien und 44 Überfamilien. Etwa 3700 Schmetterlingsarten leben in Deutschland, die meisten davon sind Nachtfalter. Inzwischen sind viele Arten vom Aussterben bedroht. Die Überlebens- und Umgebungsbedingungen haben sich für die filigranen und sensiblen Wesen verschlechtert. So bedroht etwa Lichtverschmutzung die Nachtfalter. Zudem mangelt es den Pflanzenfressern teilweise an artgerechter Nahrung und Rückzugsräumen durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzflächen oder Einsatz von Pestiziden. Diese vernichten Futterpflanzen und Nektarquellen. Schmetterlinge sind nämlich richtige Feinschmecker: Sie haben ganz spezielle Ansprüche an ihre Nahrungspflanzen, deren Wachstum an Vegetationsperioden und spezielle Böden gebunden sind. Doch trotz der widrigen Umgebungsbedingungen flattern die sensiblen Wesen durch die Lüfte und lassen sich nicht unterkriegen.

Genau wie der Österreicher Andreas Holzer, geboren 1966 im österreichischen Lienz. »Mir hat das Leben Rahmenbedingungen gegeben, mit denen ich einpacken könnte«, sagte er in einem Interview mit der Welt (3. Juni 2016). Denn Holzer ist von Geburt an blind, arbeitet jedoch seit 2010 als Motivationsredner, Testimonial und Profibergsteiger. Ja, Holzner ist Profibergsteiger, obwohl er noch nie einen Berg gesehen hat. Als Kind hat der Buchautor (»Balanceakt. Blind auf die Gipfel der Welt«) seine Eltern gebeten, nirgends zu erzählen, dass er blind ist. Warum? »Das hätte mich einfach gebremst.« Ein Bekannter hatte sich damals getraut, den Jungen mit in die Südtiroler Dolomiten zu nehmen und ihn ans Bergsteigen heranzuführen. Inzwischen verdient er mit seinem früheren Hobby Geld. Er hat, man könnte das salopp vielleicht so sagen, das Beste aus seiner Lage gemacht und sogar sein Geschäftsmodell darauf gegründet. »Ich habe meine Rahmenbedingungen so umgemodelt, dass ich derzeit ohne sie nicht arbeiten kann«, erklärt der Heilmasseur, der jahrelang in diesem Beruf gearbeitet hat. Manch andere hätten sich das nicht getraut, das Risiko Profisportler gescheut und mit der Situation gehadert. Oder eben wie Holzer das Positive im Handicap gesucht und sich daran orientiert. Am 21. Mail 2017 erreichte der Osttiroler als erster blinder Bergsteiger auf der Mallory-Route (Nordseite) den Mount Everest.

Von solchen Menschen kann man einiges lernen. Sie als Modell, als Vorbild nehmen. Holzer hat sich was getraut und für sich selbst und sein Glück Verantwortung übernommen. Während andere sich mit dem gleichen Handicap sicher nicht ans Bergsteigen gewagt hätten, sondern die sicherere Variante wählen würden – etwa Tandem-Radfahren. Alles hat eben verschiedene Aspekte, verschiedene Seiten und auch seinen Preis.

Kennen Sie auch Menschen, wo Sie von der ersten Minute an gespürt haben, dass die Chemie stimmt und Sie stundenlang reden, diskutieren und lachen können? Und andere Menschen, die auf Sie erst einmal einschüchternd, vielleicht sogar bedrohlich wirken und Sie nicht genau wissen, warum Sie so empfinden und Sie sich so klein fühlen? Mir erging es so mit einigen großen Namen aus der Trainer- und Coachszene. Wo ich erst dachte, upps, da bin ich wohl in der falschen Liga gelandet. Später habe ich dann meine Analysebrille aufgesetzt und mir aus der Adlerperspektive angeschaut, was die Kollegen genau machen und wie sie strategisch vorgehen. Sehr interessant und lehrreich. Ich habe mir einige Dinge bei den Kolleginnen abgeschaut, die mir gefallen haben und sie für meine berufliche Situation umgemodelt und weiterentwickelt. Das gelingt, wenn man sich nicht ins Bockshorn jagen lässt, sondern ohne Vorurteile, »Schubladendenken« und vorschnelle Einschätzungen Menschen und Dinge betrachtet. Mal die Perspektive wechselt.

Anderer Blick, neue Erkenntnisse

Ein kleines Experiment hilft Ihnen, die Perspektive zu wechseln und neue Erkenntnisse zu gewinnen: Stellen Sie doch Ihre Lieblingstasse auf einen Hocker und drehen Sie eine Runde um den Hocker. Schritt für Schritt. Was stellen sie fest? Genau: Je nachdem, wo Sie stehen und aus welchem Winkel Sie auf die Tasse schauen, ändert auch die Tasse ihr Aussehen. Und Sie gewinnen ungewöhnliche An- und Draufsichten. Ein Hinweis: Beschreiben Sie immer nur exakt das, was Sie sehen! Etwa »Nur noch oberer Rand des Henkels ist sichtbar«, »Henkel ist zu einem weißem Rechteck geworden« oder »Blumenmuster unsichtbar«. Wenn Sie denken, »das sieht jetzt aber komisch aus« oder »diese Seite mit dem Sprung gefällt mir nicht«, sind Sie vom beschreibenden Modus in eine bewertende Haltung gewechselt. Konzentrieren Sie sich dann noch einmal und beschreiben Sie stattdessen lediglich, was Sie sehen. Als neutraler Beobachter. Diese Rolle ist besonders wichtig, wenn wir uns später unseren Mitmenschen zuwenden und einen Blick in deren Kokons werfen.

Offen bleiben, Überleben sichern

Schmetterlinge gibt es seit rund 135 Millionen Jahren. In der Zeit haben sie sich zu wahren Überlebenskünstlern gemausert: So leben bei uns in Mitteleuropa Raupen von Bläulingen in Symbiose mit Ameisen und machen sich so das Leben gegenseitig leichter. Die Schmetterlingsraupen spenden den Ameisen Nektar, während die Ameisen wiederum als eine Art Abwehrtruppe fungieren und die Raupen vor ihren größten Feinden, den Brackwespen und Raupenfliegen, schützen. Auf Eichen, Pappeln oder Weiden, also auf ihren Nahrungspflanzen, tummeln sich manchmal Raupen von über 100 Arten. Manche Pflanzenarten können nur von Schmetterlingen bestäubt werden, weil nur sie so einen langen Saugrüssel haben, der in die tiefen Blütenkelche reicht. Apropos Nahrung: Nur Flüssiges wie Blütennektar, Pflanzensäfte, Honigtau von Läusen, Tränenflüssigkeit oder Blut von Säugetieren und Menschen können Schmetterlinge mit ihrem Saugrohr aufnehmen. Ja, Sie haben richtig gelesen, Blut vom Menschen. Doch das können nur subtropische Arten wie der Eulenfalter. Bei uns können die Vampire unter den Schmetterlingen nicht leben, es ist einfach zu kalt und ungemütlich.

Weil die Umweltbedingungen teilweise so widerwärtig sind und es in manchen Gegenden kein Wasser gibt, haben manche Schmetterlinge ungewöhnliche Trinkgewohnheiten entwickelt: Einige Falter in Brasilien, Ostasien und Afrika trinken Tränenflüssigkeit von Schildkröten oder Krokodilen, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken. Wie die Tiere, so die Menschen: Auch Völker, die in Wüstengegenden in Afrika oder Australien leben, wissen, wie man einen Kaktus anschneiden muss, um ein paar Tropfen Saft zu gewinnen oder bei welchen Pflanzen man graben muss, um an Wasser zu gelangen.

Auch was die Nahrung anbelangt, haben sich die Fluginsekten spezialisiert: Die einen lieben Orchideennektar, und die Yuccamotte, wie der Name schon sagt, bevorzugt Yuccapflanzen. Bienenwaben aussaugen kann der darauf spezialisierte Totenkopfschwärmer, und manche Falter ernähren sich ausschließlich von Tierexkrementen, Urin oder Schweiß. Sie ernähren sich eben von dem, was verfügbar ist, um zu überleben. Mit ihren Fühlern – vergleichbar mit der menschlichen Nase – können sie riechen, schmecken, tasten und Temperaturen erspüren. Extrem sensibel reagieren die Insekten auf Bewegungen. Daher eignen sie sich nicht als Streicheltiere, und wer das Glück hat, einen Schmetterling auf seinem Arm zu haben, sollte ganz ruhig sitzen bleiben, die Luft anhalten und den Moment genießen.

Manchmal leichter gesagt als getan. Vor allem in Zeiten, wo man das Gefühl hat, die Welt dreht sich schneller und man ständig damit beschäftigt ist, irgendwelchen Dingen oder Zielen hinterherzuhecheln. Perfekter zu werden, schneller und leistungsfähiger. Da ist schon eine gehörige Portion Stärke oder seelische Widerstandskraft gefragt (Resilienz oder die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen), um auf dem eigenen Weg zu bleiben. Dennoch benötigen Menschen zugleich eine gewisse Aufgeschlossenheit für neue Dinge, Pläne oder Wege. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Leute, die offen sind für Neues und nicht an Bewährtem kleben bleiben, leichter durchs Leben kommen. Sie switchen – wenn Plan A, warum auch immer, nicht funktioniert – auf Plan B um. Ihre optimistische Einstellung lautet: Es gibt immer eine Lösung! Der Postkarten-Spruch »Umwege fördern die Ortskenntnis« bringt diese Flexibilität und Offenheit auf den Punkt.

In jeder Stellenanzeige werden von Bewerberinnen diese Eigenschaften gefordert. Auch wenn meist nicht näher umrissen wird, was genau darunter zu verstehen ist. Erwartet der neue Chef, dass Sie sich schnell in neue Themengebiete und Aufgaben einarbeiten können? Oder wird das Unternehmen gerade umstrukturiert, Abteilungen neu aufgeteilt und damit auch die Zuständigkeiten sowie Vorgesetzte? Es könnte aber auch sein, dass Flexibilität meint, dass sich die Angestellten ihr Büro nicht mit zwei oder drei Kollegen teilen, sondern im Großraumbüro sitzen mit 50 anderen. Das spart nicht nur Platz, sondern senkt auch die Fixkosten. Dank des technologischen Fortschritts sind feste Büroarbeitsplätze nicht mehr zwingend notwendig: Arbeiten ist mit der richtigen und sicheren Computertechnik problemlos im Homeoffice, im Café, im Park, am See, im Zug oder am Flughafen möglich. Besonders jüngere Arbeitnehmer oder Eltern mit kleinen Kindern sind an solchen modernen Lösungen interessiert.

Die Konsequenz daraus: Immer mehr Firmen sparen an der Zahl der Büros und Arbeitsplätze. Willkommen neue Arbeitswelt! Man teilt sich also nicht nur das Zimmer mit bekannten und fremden Kollegen, sondern auch noch den Schreibtisch. Konkret bedeutet dies, dass morgens die Suche nach einem freien Platz beginnt und abends die Platte wieder leer sein muss – für den nächsten Morgen und den nächsten Schreibtischsuchenden. Also heißt es nach getaner Arbeit, sein gesamtes Zeug einpacken, im Schrank verstauen oder mit nach Hause nehmen. Mit dem Programm »Clean Desk« kommen viele Arbeitnehmer nicht zurecht. Als Gewohnheitsmenschen mit festen Ritualen und Abläufen sollen sie jetzt plötzlich täglich Arbeitsplatz-Flexibilität beweisen. Mehr noch: Es gibt keine angestammten Territorien mehr und damit fehlt auch der Platz für die allseits beliebten und gängigen Büroaccessoires, die individuelle Gestaltung des Arbeitsplatzes. Denn wohin mit Pflanzen, Lieblingstasse, Wandkalender, Kaffeemaschine und Fotos von den Liebsten?

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Manche Arbeitgeber haben Verständnis für ihre Angestellten und lassen sie beim Dekorieren walten und gestalten. Etwa die Stadt München. Die Wartezeit im Großraum-Bürgerbüro beim Buchstaben S bis W lässt sich wunderbar überbrücken mit der Analyse von Postkarten, vergilbten Postern, Post-its am Computer, Motiven der Kaffeetassen, Pflanzen, Plüschtieren und Nippes aller Art. Da ist geschmackliche Flexibilität gefragt! Freiberuflerinnen und Selbstständige haben es in dieser Hinsicht gut: Sie können ihren Arbeitsplatz einrichten, gestalten wie sie wollen und so oft neu und den aktuellen Trends bzw. Jahreszeiten entsprechend dekorieren und verändern, wie ihnen der Sinn danach steht.

Strategen mit ausgeklügelten Sinnen

Um Kraft und Energie zu sparen, lassen sich Schmetterlinge vom Wind tragen. Sie sind deshalb ausdauernde Flieger, die Wanderfalter etwa legen lange Strecken zurück. In unseren Regionen fliegen Distelfalter, Taubenschwänzchen und Admiral locker mal über die Alpen von ihren Winterquartieren in Nordafrika in hiesige Gefilde und zurück. In den Alpen ansässig – und zwar in Höhen bis zu 3000 Meter – sind der Matterhornbär und der Gletscherfalter. Bestes Flugwetter für Falter: sonnig und trocken. Denn ihr Sehsinn ist nicht so dolle ausgeprägt. Schmetterlinge sind kurzsichtig und mit ihren Facettenaugen, die aus Tausenden Einzelaugen bestehen, sehen sie sehr pixelig. Einen einigermaßen scharfen Blick haben Falter nur auf drei bis maximal fünf Meter. Ein 200 Meter entferntes Ziel – wie etwa eine Blüte – können sie jedoch problemlos ansteuern. Ihre Nase, die sogar einzelne Duftmoleküle erkennt, hilft beim Aufspüren von Nektarquellen. Der Totenkopfschwärmer beherrscht sogar noch ein weiteres Kunststück: Aufgrund eines Mechanismus in der Mundhöhle kann er pfeifende Geräusche machen. Und seine Artgenossen können das auch hören – obwohl sie keine Ohren haben, sondern eine mit einer Membran überzogene Grube, die ähnlich funktioniert wie unser Trommelfell. Während wir Menschen mit unseren Geschmackszellen auf der Zunge süß, salzig, bitter, sauer und umami schmecken, finden sich die Geschmackszellen bei den Schmetterlingen an den Beinen. Damit finden sie die richtigen Futterpflanzen. Faszinierend, solch ausgeklügelten Sinnesorgane, oder?

Wir Menschen haben fünf Sinne, die schon der griechische Philosoph Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) beschrieben hat und die im Alltag klassischerweise unterschieden werden: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen bzw. Tasten. Und auch der sechste Sinn, die Intuition gehört dazu. Obwohl dieser Sinn oft vergessen wird und wir ihm im Allgemeinen keine große Bedeutung zumessen. Ich selbst beispielsweise bin ein sehr visueller Typ. Das weiß ich und dementsprechend verhalte ich mich. Weil viele Mitmenschen ebenfalls den Sehsinn bevorzugen, nutze ich bei der Erstellung von Flipcharts und Arbeitsblättern verschiedene Farben und achte auf eine klare Struktur. Sie sollen ein »Hingucker« für die Teilnehmer sein und im Gedächtnis haften bleiben. Meine Unterlagen sind in bunten Ordnern einsortiert, so dass ich nur einen Handgriffbenötige. Bei meinen Outfits kombiniere ich natürlich die farblich passenden Schuhe zu Hose, Rock und Bluse sowie Handtasche, Ringe, Armbänder, Uhr und Ohrringe inklusive. Meine Nichten und Neffen nennen mich daher »Klunkertante«.

Was mir im visuellen Bereich gut gelingt, ist in punkto Intuition noch ausbaubar. Vielleicht kennen Sie die winzigen Momente, in denen Ihnen Ihr Bauchgefühl einen kleinen, dezenten Hinweis gibt – wie bei Facebook, Daumen rauf oder Daumen runter. Ich erinnere mich gut an die Anfangszeiten meiner Selbstständigkeit. Ich hatte nicht so viele Aufträge und eine Kollegin empfahl mir, bei einer Freundin von ihr anzurufen. Das habe ich natürlich sofort gemacht, denn eine Empfehlung ist die beste Visitenkarte. Schon beim ersten Telefonat mit der potenziellen Auftraggeberin hatte ich ein komisches Gefühl, irgendetwas ließ mich aufhorchen. Doch ich ignorierte die Bedenken meines Bauches, verdrängte sie oder hatte sie einfach vergessen. Anyway, jedenfalls nahm ich den Auftrag an. Die Texte für Kinderbücher waren zwar nicht super honoriert, doch Kleinvieh macht auch Mist, sagte ich mir. Nicht dass die Honorare erst Wochen später und nach mehreren Erinnerungen bezahlt wurden, die Texte passten Frau Sommer überhaupt nicht. Auch nicht nach mehrmaligem Überarbeiten. Sie hatte immer etwas zu mäkeln, was sie mir bei einem Telefonat auftrug, war beim nächsten Anruf vergessen. Es war absolut ätzend. Ich schrieb zähneknirschend wie vereinbart 15 Texte und dann war Schluss. Dieser Auftrag hat mich so viel Zeit Energie und Nerven gekostet, dass ich mir geschworen habe, das passiert mir nie wieder!

Ist natürlich wieder passiert – meine Panik vor den roten Zahlen auf meinem Konto war größer als das Vertrauen auf mein Bauchgefühl. So saß ich ein halbes Jahr später wieder am Computer und quälte mich durch Texte, wo mich die Recherche, die Überarbeitung, die Telefonate mit dem zuständigen Redakteur an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führten. Noch heute denke ich mit Grausen daran. Erschwerend kam dazu, dass der Redakteur bei dieser Agentur ein guter Freund war und ich natürlich nicht wollte, dass er ein schlechtes Bild von mir bekommt und meine journalistischen Fähigkeiten anzweifelt. Was mich natürlich nur noch mehr unter Druck gesetzt hat.

Diese Situationen waren echt übel. Doch ich habe daraus gelernt, höre seither besser auf meinen Bauch und sage Aufträge nicht mehr sofort zu. Ich mache eigentlich nur das, was mir meine Oma immer schon gesagt hat: »Mädle, schlaf erst eine Nacht drüber!« Seither bin ich mit dieser Strategie gut gefahren. Noch kein Kunde hat mir die gewünschte Bedenkzeit verwehrt. Auch wenn der eine oder andere Auftraggeber erst gemurrt hat, konnte ich ihn mit dem Argument überzeugen, dass es sinnvoll ist, mit etwas zeitlichem Abstand ein Projekt zu betrachten und erst dann zu entscheiden, wenn man ganz sicher ist, dass es passt. Für beide Seiten.

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