Kitabı oku: «Versiegelte Unterwelt», sayfa 3
Im nördlichen Schlesien, bei dem Dorfe Heinzendorf, ist ein Berg, auf dessen Gipfel sich das s. g. Fenesloch befindet. Dort im Innern des Berges wohnten vor langer Zeit die Fenesleute; sie waren nicht größer als ein fünf oder sechsjähriges Kind, aber ihr Kopf, den sie mit einem großen, breitkrempigen Hut bedeckten, war von unförmlicher Größe, und ihre Züge waren unschön.
Dieses Beispiel stammt zwar nicht aus dem steirischen Raum, sondern aus Schlesien, aber es zeigt auf, dass auch noch vor mehr als 150 Jahren Eingänge zu unterirdischen Hohlräumen gerne von der bäuerlichen Bevölkerung in Europa verfüllt wurden. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur wird jetzt Müll, Schotter, Bauschutt oder Beton in offene oder durch Bautätigkeiten geöffnete Löcher hineingeschüttet. Davon sind nicht nur künstliche unterirdische Anlagen betroffen, auch Naturhöhlen in Karstgebieten, insbesondere Schachthöhlen, werden heute noch gerne als Müllentsorgungsplätze genutzt. Hier findet man bedauerlicherweise alles, was der Mensch nicht mehr braucht, von Autobestandteilen über die Waschmaschine bis hin zum Sondermüll (Plastik, Lacke, Öl usw.). Nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ wird hier Umweltverschmutzung betrieben, die vor allem das Grundwasser gefährdet, das dadurch kontaminiert und in der Folge ungenießbar wird.
Sieht man sich die Anzahl der künstlich geschaffenen unterirdischen Anlagen im Detail an, so kann, was deren geographische Lage im Gelände betrifft, eine erste statistische Aussage gemacht werden, die für die Steiermark eine gewisse Wertigkeit besitzt und vielleicht für vergleichende Untersuchungen in anderen Gebieten Mitteleuropas von Nutzen bzw. richtungsweisend sein könnte. Dazu sind eigene regionalspezifische Auswertungen notwendig. Derzeit lässt sich nur sagen, dass etwa Dreiviertel der bekannten und vom Menschen geschaffenen unterirdischen Anlagen in Seehöhen über 500 m im Gelände vorzufinden sind. Ausschlaggebend ist hier ohne Zweifel die geologische Struktur der betroffenen Regionen, da die meisten Anlagen in alten Tiefen- bzw. Sedimentgesteinen oder verwitterten oberflächennahen Felszonen (= Obok) sowie an einigen wenigen Orten in verfestigten Sand- und Schotterablagerungen angelegt wurden. Da bei Weitem noch nicht alle Objekte bekannt und erfasst sind, lässt sich vorläufig daraus nur das einzig Markante ableiten, dass es aktuell in höheren Lagen mehr als doppelt so viele Anlagen gibt wie in den tiefer liegenden Geländestrukturen der Oststeiermark, z. B. im oststeirischen Hügelland. (Abb. 33, Abb. 34 und 35) Jedoch beruht diese vorläufige Aussage auf dem derzeitigen Forschungsstand und kann sich ändern.
Abb. 33 Temperaturmessungen bei einer Schachtöffnung im Wald bei Hintereck in Prätis.
Abb. 34 Messung des Schachtinneren mit einer modernen Wärmebildkamera. Am Display des Gerätes sind die roten warmen Bereiche am Schachtgrund erkennbar, wo es trotz einer Außentemperatur von minus 7 Grad Celsius erstaunlicherweise Plusgrade am Felsboden hat. Dies ist bemerkenswert, denn normalerweise müsste sich auf Grund der wesentlich tieferen Nachttemperaturen ein Kältesack am Boden gebildet haben. Man sieht aber nur einen schneefreien Boden, folglich befindet sich darunter ein Hohlraum.
Untersucht haben wir auch den unmittelbaren Zusammenhang zwischen den heutigen Siedlungsgebieten, den alten Wüstungen und dem nicht verbauten Freiland (Gräben, Felder, Wälder, Wiesen usw.). Hier wird man überrascht sein, dass sich gemäß aktuellem Forschungsstand nur 154 (20,5 Prozent) der unterirdischen Anlagen bei Häusern bzw. in einem Umkreis von 100 m um diese herum befinden und 574 Felsgänge/-räume (76 Prozent) in Gräben, Wäldern, Berggipfeln oder auf Wiesenhängen vorzufinden sind. (Abb. 36) Der Rest von 3,5 Prozent liegt direkt auf Anhöhen oder Berggipfeln. Also fast die dreifache Menge der Anlagen befindet sich heute auf unbewohntem Gebiet, oft Hunderte von Metern vom nächsten Gehöft entfernt!
Von jenen 154 Anlagen bzw. Gangfragmenten, die sich bei Häusern befinden, sind 102 Anlagen (66 Prozent) im Umfeld von 100 m um die Gehöfte anzutreffen, der Rest von 52 Objekten (34 Prozent) wurde ganz oder teilweise von Wohn-, Stall- oder Wirtschaftsgebäuden überbaut. (Abb. 37 bis 39) Darunter befinden sich 41 angeschnittene Räume und Gänge, die in der Neu- und Jetztzeit im Rahmen von Hausbauten gefunden und überbaut wurden. Nur 11 Anlagen (7 Prozent) wurden von mittelalterlichen Gehöften oder Burgen ab dem 12. Jahrhundert überbaut. (Abb. 40 bis 42) Allein diese Zahlen lassen erkennen, dass speziell im Mittelalter der Zufall eine große Rolle spielte, ob eine unterirdische Anlage wiederentdeckt wurde oder nicht! Bei diesen überbauten Hohlräumen handelt es sich meist um nachweisbar bereits vorhanden gewesene Gang- oder Raumfragmente, deren Fortsetzungen teilweise abgetragen, d. h. zerstört, bzw. verfüllt wurden und heute ungangbar sind. Dies lässt zumindest für die Steiermark den vorläufigen Schluss zu, dass in der Vergangenheit unterirdische Anlagen meist erst beim Hausbau wiederentdeckt wurden und teilweise auch heute noch werden. Da einige der alten Gehöfte, die aus dem 12. Jahrhundert stammen bzw. in diesem Zeitraum erstmals erwähnt wurden, über Erdstallanlagen errichtet worden sind, dürften auch hier die Gänge und Kammern zumindest bei diesen Gebäuden bereits vorhanden gewesen sein, wie wir es bei einigen konkreten Fällen auch einwandfrei belegen können. (Abb. 43, Abb. 44) Es scheint, dass man im Mittelalter zwar angeschnittene Gang- und Raumfragmente für unterschiedliche Zwecke, wie Abfalldepot, Versteck, Lagerraum, oder für kultische Bereiche sehr wohl kurzzeitig nutzte, aber der ursprüngliche Sinn der Schaffung solcher Anlagen bereits zu dieser Zeit zumindest bei der Bevölkerung in Vergessenheit geraten war. Doch stellt sich hier gleich die Frage: Wusste die ansässige Bevölkerung wirklich nichts über die Funktion der Anlagen? Oder wollen wir mit unserer rationalen Denkweise etwas unterdrücken und verdrängen, das den Bauern gut bekannt war, weil sie es uns oft beschrieben, wir es aber einfach nicht glauben wollten, weil wir es nicht verstanden hatten?
Knapp ein Sechstel der derzeit uns bekannten unterirdischen Anlagen (über 120 Stück = 16 Prozent) wurde in den letzten Jahrzehnten beim Straßen- und Hausbau oder durch Erdfälle bzw. Einbrüche von schweren landwirtschaftlichen Maschinen von der einheimischen Bevölkerung wiederentdeckt und untersucht. (Abb. 45) In der angeführten Zahl sind selbstverständlich nur jene gemeldeten und von uns teiluntersuchten Einbrüche enthalten, die nicht auf natürliche Einflüsse, wie z. B. Unterspülungen oder vermoderte Wurzelstöcke und Ähnliches, zurückzuführen sind. Es wurden ausschließlich nur jene Objekte von uns erfasst, die künstlichen Ursprungs sind und in denen die Besitzer der Grundstücke bei der Untersuchung der Einbrüche manchmal bis zu 40 m weit in die frei begehbaren Gänge vordringen konnten. Oftmals öffneten die Grundbesitzer selbst die Einbrüche mit Baggern um nachzusehen, wohin die Gänge führten, und verständigten uns danach oder wir erfuhren die Entdeckung eines Ganges durch aufmerksame Nachbarn. (Abb. 46, Abb. 47 und 48) Dies ist schon bemerkenswert, weil diese Plätze meist im Wald, auf Wiesen und Feldern oder neu gewidmetem Bauland, also irgendwo im Gelände, lagen. (Abb. 49 bis 50) Von diesen Einbrüchen führten 14 in mit Trockenmauerbauweise errichtete Gänge und über 100 davon in teilweise gut erhaltene Felsgänge oder Kammern. Auch diese Anzahl ist nur eine vorläufige, weil nicht jeder Grundeigentümer seine Entdeckung sofort meldet, denn in den meisten Fällen sind die oft 2 bis 3 m tiefen Zugangsöffnungen sofort wieder von den Besitzern selbst oder beim Hausbau durch die Baufirmen verfüllt worden. Die Dunkelziffer der tatsächlich in der Vergangenheit eingebrochenen Gänge und Kammern dürfte wesentlich höher sein und allein im letzten Jahrhundert bei etwa 200 bis 300 Stück liegen! Dass es in den letzten 60 Jahren vermehrt zu Einbrüchen von unterirdischen Anlagen kam, ist auf die massiven Oberflächenveränderungen im landwirtschaftlichen Bereich und auf den ständig fortschreitenden Straßen- und Häuserbau zurückzuführen. Durch das Abtragen des ursprünglich verfestigten Bodens können heute aggressive Wässer und die Wurzeln der Pflanzen schneller in den darunter befindlichen Felskörper eindringen und diesen zersetzen. Speziell die oberflächennahen Hohlräume (bis in 6 m Tiefe) sind von solchen Gegebenheiten stark betroffen und brechen dann bei Schwachstellen im Gesteinskörper (z. B. bei steil einfallenden Gesteinsschichten u. a.) ein. (Abb. 51) Auch die zunehmende Feuchtigkeit der letzten Jahre trägt wesentlich dazu bei.
Abb. 35 Messtabelle der Wärmebildkamera, die anzeigt, dass die am Schachtgrund gemessene Stelle um rund 10,3 Grad wärmer ist als jene der unmittelbaren Umgebung.
Abb. 36 An dieser Stelle in der Wiese, weitab vom Gehöft der Familie Haspl in Vornholz, brach eine Kuh in einen unterirdischen Gang ein. Der Besitzer schüttete das Loch mehrmals mit Steinen und Erdreich zu, doch öffnete sich die Stelle immer wieder, weil das Material im Gang selbst durch eindringende Wässer verteilt wurde. Bei der Untersuchung durch Mitglieder des Vereines „Sub Terra Vorau“ konnte in 3 m Tiefe der Deckenbereich des Ganges gefunden werden. Er war auf 6 m Länge kriechend befahrbar, dann aber durch einen zweiten älteren Einbruch verschlossen.
Abb. 37 Vor dem Wohnhaus und dem Stallgebäude der Familie Friesenbichler im Karnerviertel, Mönichwald, wurde von den Besitzern ein alter Zugang mit einem gemauerten Eingangsteil zu einem Stollen, der den Vorbesitzern bereits bekannt war, freigelegt. Die frühere Nutzung dieses Stollens ist nicht überliefert. Er konnte bis auf rund 20 m Länge begangen werden und hat noch Fortsetzungen.
Abb. 38 Ansicht des niederen, fast 2 m breiten und etwas über 1 m hohen, in einem verwitterten Gesteinskörper verlaufenden Ganges, der sich teilt und in zwei Raumerweiterungen führt.
Abb. 39 Die Stallgebäude der Familie Zingl bei Bergen. Unter dem rechten Flachbau liegt ein aus dem Fels gearbeiteter Kreisgang mit einer Gangfortsetzung. Der Zugang ist heute allerdings auf Grund einer Verfüllung nur sehr schwer möglich.
Abb. 40 Die Überreste der Burg und des späteren Schlosses Alt-Schielleiten, das seit 1328 urkundlich belegt ist. Unter dem vorderen Turm befinden sich Fragmente einer alten Erdstallanlage.
Abb. 41 Der heute mit hüfthohem Wasser gefüllte und bogenförmig gestaltete Hauptgang der Erdstallanlage unter der Ruine Alt-Schielleiten am Vockenberg. Dieser ist teilweise zugeschüttet und war bis zu seinem ursprünglichen Eingang außerhalb der Anlage über 50 m lang. Heute sind davon nur mehr 14 m begehbar.
Abb. 42 Erdstall Alt-Schielleiten. An den Schlupf anschließender spitzbogenförmiger Gang, der nach ein paar Metern eingestürzt ist und beim Einbruch abgemauert wurde. Die Vorbesitzerin Frau Agnes Schreiner (†) sprach von insgesamt drei Räumen, die über diesen Gang erreicht werden konnten, darunter ein runder Raum mit sieben Steinsitzen (?).
Abb. 43 Grundrissplan des Schrotter-Gangfragmentes. Auch hier ein schönes Beispiel eines Erdstallfragmentes, dessen Schlupf oberhalb der drei Stufen im Gang später einmal sekundär erweitert wurde, weil er offensichtlich störte. Die Spuren sind heute noch eindeutig erkennbar. Beim Bau des mittelalterlichen Gehöfts wurde der Gang direkt im Fels angeschnitten und größtenteils abgetragen. Dies ist heute noch im Kellerboden gut sichtbar, wo der ehemalige Verlauf zu erkennen ist. Die Verfüllung am heutigen Gangende ist mehrere Meter lang, sie wurde bis auf 2,5 m Länge, ohne ein Ende zu erreichen, sondiert.
Abb. 44 Ansicht des freigelegten Kellerbodens vor dem Schrotter-Felsgang. Hier ist die Felssohle des ehemaligen Ganges zu sehen, rechts und links befinden sich noch 0,2 m hohe Reste der alten Gangwände. Hinter dem Durchbruch in der Kellermauer sind die senkrecht abgemeißelte Felsfläche und ein kleiner Ausschnitt des Gangprofils erkennbar. Auch dies ist ein weiterer sichtbarer Beweis, dass der Gang bereits vor der Errichtung des mittelalterlichen Gehöfts vorhanden war.
Seit Jahren forschen wir nach dem wahren Alter der Gänge, das durch neue Richtwerte, die ein vermutetes Mindestalter von über 10.000 Jahren für die aus Trockenmauerwerk errichteten Stein- und Felsgänge erbrachten, auch uns vorerst einmal sprachlos machte. Doch vor allem wie und mit welchen Werkzeugen wurde in manchen Stollen gearbeitet? (Abb. 52 bis 53, Abb. 54) Experten aus dem Tief- bzw. Stollenbau sprechen von so genannten Schrämspuren, die, für jedermann sofort erkennbar, an den Wänden von manchen Gängen zu sehen sind. Dies ist korrekt, doch bleibt hier die Frage offen, wie geschrämt wurde. Dies kann im Bergbau sowohl händisch als auch maschinell erfolgen. Bei dieser mit der Hand durchgeführten Arbeit wird die Wand mit einem Werkzeug abgezogen, was vielleicht bei weicheren Gesteinsmaterialien, wie verwittertem Sandstein oder Schotterbänken, funktionieren mag, bei konglomeratähnlichen Gesteinsverbindungen und vor allem bei quarzhältigem Felsgestein ist dies allerdings nicht möglich, weil kein Mensch einen so großen Druck auf eine Felswand ausüben kann, der ein Abziehen, also Schrämen, von kompaktem Fels überhaupt möglich machen würde. (Abb. 55 und 56) Auch ein Stemmen mit Hammer und Meißel erbringt keine solchen Resultate, denn dabei würden sofort größere oder kleinere Gesteinsbrocken entlang von Kluft- und Schichtflächen aus der Wand ausbrechen! Wir haben uns Gedanken über verschiedenste Möglichkeiten gemacht, wie man an weiterführende Informationen über die Bearbeitungsart kommen könnte, und unser Mitarbeiter Herr Dr. Peter Ulle hatte die Idee, einen starken Industriemagneten einzusetzen, um zu sehen, ob sich in den Arbeitsspuren noch Metallreste bzw. Abriebe von den Werkzeugspitzen befinden könnten. (Abb. 57 und 58) Dieser Vorschlag war äußerst anregend und wichtig. Wir konnten aus jenem ebenmäßig geformten Gang, dem Streblgang, der auf dem Cover des letzten Sachbildbandes dargestellt ist, kleinste eisenhältige Gesteinspartikel aus den bereits stark verwitterten Arbeits- bzw. Werkzeugspuren herausfiltern und wurden bei der Auswertung doch einigermaßen überrascht. Denn die Innenseite der Werkzeugspuren an den Stollenwänden scheint einst versintert (= verglast) gewesen zu sein, dies belegen eindeutig Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen, die am Institut für Erdwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität in Graz durchgeführt worden sind. (Abb. 59 und 60) Man erkennt auf der geschmolzenen Oberfläche des „Augengneises“, der dort vorkommenden Gesteinsart, eine runde Kugel, die einen Eisenkern hat. (Abb. 61) Es gab ursprünglich noch zwei weitere solcher Kugeln auf diesem Probenstück, die allerdings zerstört worden sind. Bei genauerer Betrachtung dieser Kugel wird in der weiteren Vergrößerung ein zusammengerollter Eisenspan erkennbar, der bei der Arbeit vom verflüssigten Gestein eingehüllt bzw. ummantelt worden ist. (Abb. 62) Dies ist auch der Grund, warum der Eisenspan überhaupt noch erhalten geblieben ist, also konserviert wurde. Andernfalls hätte er sich schon längst zersetzt. Solche zusammengerollten Eisen- bzw. Stahlspäne entstehen durch einen Schereffekt, wenn die Werkzeugspitze mit großer Kraft auf eine harte Stelle trifft und sich ein Span von ihr löst. Es ist aber auch der Beweis, dass es an der Werkzeugspitze eine Temperatur von weit über 1.200 Grad Celsius gegeben haben muss, die das Gestein verflüssigt, den Span überzogen und so diesen bis in unsere heutige Zeit erhalten hat. Wir haben einige von diesen Eisenspänen unter dem Rasterelektronenmikroskop dokumentieren können. Viele Proben, die wir untersuchen konnten, waren versintert, selbst ein Quarzkristall war geschmolzen. Er besaß unterhalb einer horizontal verglasten Fläche aus reinem Quarz noch Reste seiner ursprünglichen Kristallstruktur, die eingeschmolzen war. Was für ein Werkzeug kann eine so hohe Temperatur an seiner Spitze erzeugen? Sind es maschinelle Arbeitsspuren von einem stark rotierenden Gesteinsfräskopf? Immerhin verlaufen die Werkzeugspuren an einigen Stellen bis zu 3 cm tief und rund 40 cm lang an den Felswänden. Die Werkzeugspitzen waren stumpf und hatten eine Dreiecksform, dies ist an einigen wenigen Stellen noch klar erkennbar. Kein normaler Eisenmeißel hat eine so stumpfe Spitze, damit scheidet dieses Werkzeug auch für die Herstellung des Ganges aus. Natürlich werfen diese Ergebnisse wieder neue Fragen auf! Was stimmt hier nicht? Hat es Eisen, in unserem Falle Stahl, schon Tausende Jahre früher gegeben? Es ist ja schon der zweite archäologische Fundplatz in der Steiermark, an dem Werkzeugspuren gefunden worden sind, die viele Jahrtausende alt sind und bei denen Eisen- bzw. Stahlwerkzeuge zum Einsatz gekommen sind! Vergleiche dazu Kapitel 8 (Seite 158–171) in „Tore zur Unterwelt“.
Abb. 45 Schwere landwirtschaftliche Erntemaschinen, aber auch Traktoren sorgen fast jährlich für Einbrüche auf Feldern und Wiesen. Diese können durch die starken Vibrationen der Motoren und das Gewicht der Fahrzeuge ausgelöst werden.
Abb. 46 Eine Einbruchstelle in Riegersbach bei der Familie Steiner aus dem Jahre 2010, wie sie typisch für den oststeirischen Raum ist. Der Einbruch wurde durch den Besitzer mit einem Bagger geöffnet, um den Grund ermitteln zu können. Bereits Jahre zuvor brach der Besitzer bei der Baumgruppe im Bildhintergrund schon einmal mit einem Traktor in einen unterirdischen Gang ein.
Abb. 47 Blick aus dem unterirdischen Gang in den 4 m tiefen Einbruch in Riegersbach.
Abb. 48 Einbruchstelle in Riegersbach. Der rund 0,7 m breite, ziemlich gerade gearbeitete Gang liegt in 6 m Tiefe und ist über 1,5 m hoch verfüllt. Der labile Deckenbereich ist durch die nachgebrochenen Gesteinsmassen ausgerissen.
Abb. 49 Einbruchstelle am Wechsel beim Gehöft der Familie Schnur im Schmiedviertel bei Mönichwald. Rechts am Bildrand ist jene Stelle erkennbar, wo der Grundbesitzer mit dem Traktor in den Gang eingebrochen ist, und er erklärt uns, dass er weiter oben früher bereits zwei Einbrüche hatte. Bei einem war er in den freien Gang hineingegangen und nach etwa 50 m zu einem Schlupf gelangt, hinter dem der Gang weiterführte. Er hat an dieser Stelle die Erforschung abgebrochen.
Abb. 50 Der vom Einsturzmaterial gesäuberte Zustieg zum Stollen bei der Familie Schnur, der in einen über 6 m langen Felsgang führte, dessen Ende verstürzt war. Die andere Fortsetzung des Stollens war durch das Einbruchmaterial zur Gänze verfüllt. Solche Felstunnel unterhöhlen an sehr vielen Stellen die Abhänge des Wechsels und auch andere Gebietsabschnitte.
Abb. 51 Wurzeln, die durch die Decke eines Erdstalles in den Hohlraum eindringen. Die Überlagerung zur Erdoberfläche beträgt an dieser Stelle nur 3 m. Diese Baumwurzeln saugen die Luftfeuchtigkeit (annähernd 100 %) des Hohlraumes auf und leiten sie an die Pflanze weiter.
Abb. 52 4,5 m tiefer Einstiegsschacht in einen über 150 m langen Felsgang, dem ein 22 m langer Trockenmauergang vorgelagert ist. Diese im Pöllauertal bei der Familie Schweighofer in Obersaifen gelegene Anlage zählt zu den alten Gängen und hat noch eine unerforschte Fortsetzung, die schräg in die Tiefe führt. Der Einstieg zum Schacht wurde vor rund drei Jahren bei einem starken Unwetter von einer Schlammlawine verfüllt.
Abb. 53 Verfüllter Seitengang auf dem Grund der Familie Schweighofer mit alten Schrämspuren, wie wir sie noch aus sechs weiteren Gängen in dieser Gegend kennen.
Abb. 54 Der Hauptgang der Anlage beim Sternbauer nahe Pöllau. An der linken und rechten Wandseite sind Spuren von Prospektoren zu sehen, die vor Jahrhunderten aus einer schräg einfallenden Schichtfläche Proben entnommen haben.
Abb. 55 Tunneleingang in den Südabhängen des Sternbauerkogels nahe Pöllau.
Abb. 56 In einigen Bereichen dieses Stollens am Sternbauerkogel finden sich nachträglich ausgemeißelte Nischen und Balkenlöcher aus der Neuzeit. Der Gang selbst ist älter, derzeit aber „unbestimmter Zeitstellung“.
Abb. 57 Aufsammeln der bereits seit Jahrtausenden abgewitterten Wandteile im Streblgang in Puchegg, um an Werkzeugabrieb aus den Bearbeitungsspuren heranzukommen.
Abb. 58 Jede einzelne Werkzeugspur wurde mit einem starken Industriemagneten sondiert, um den metallhältigen Abrieb, der noch im Gestein eingeschlossen bzw. übersintert ist, herausfiltern zu können.
Abb. 59 Arbeit am Rasterelektronenmikroskop an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Hier wurden die Proben aus dem Streblgang untersucht und mittels Mikrosondenanalyse ausgewertet.
Abb. 60 Das Ergebnis aus dem Rasterelektronenmikroskop wird auf dem Bildschirm dargestellt, wo in einer hundertfachen Vergrößerung die versinterte Probe bzw. ein Objektausschnitt klar zu erkennen ist.
Abb. 61 Ein kleines eisenhaltiges Stück aus einer Werkzeugrille, das mit dem starken Magneten herausgeholt wurde. Sehr schön ist die geschmolzene Oberfläche des Gesteins (Augengneis) erkennbar und am vorderen unteren Rand eine kugelförmige Erhebung. Zwei weitere ehemalige Kugelgebilde sind zerstört. Eine solche Verglasung des Gesteins kann nur bei einer relativ hohen Temperatur von über 1.200 bis 1.400 Grad Celsius während des Arbeitsprozesses zustande kommen. Das heißt, dass an der Werkzeugspitze während des Arbeitsprozesses Temperaturen von weit über 1.200 Grad vorhanden gewesen sein müssen.
Abb. 62 Die kugelförmige Erhebung im Detail. Hier ist eindeutig ein zusammengerollter Metallspan, der von der Werkzeugspitze abgerieben wurde, zu erkennen. Er ist noch während der Arbeit mit flüssigem Gestein überzogen worden und blieb so der Nachwelt erhalten. Dies war ein Glücksfall, sonst wäre das Eisen heute schon korrodiert und nicht mehr vorhanden. Wir konnten viele verglaste Proben bergen und untersuchen. Das heißt aber auch, dass dieser Stollen vermutlich nicht mit Hammer und Meißel geschaffen wurde, denn solche Arbeitstemperaturen können von Hand nie erreicht werden! Siehe ergänzend dazu auch die Scan-Ergebnisse der unterirdischen Anlage.
Es gelang uns auch, einen Gangabschnitt mit einem Laser-Präzisionsgerät von der Firma Surphaser – 3D Laser Scanners (England/USA) in Zusammenarbeit mit den Firmen GEOs3D – Geodetic and Industrial Surveying in Oberhofen (Tirol) und Energie Burgenland Geoservice vermessen zu lassen. (Abb. 63 und 64) Auch diese Auswertungen überraschten uns, denn bei einer Genauigkeit von 0,2 mm und über 172 Millionen Messpunkten müssten normalerweise die Tausenden Schlagmarken von Eisen-Meißeln sofort klar erkennbar sein. Es gibt aber keine, sondern nur gleichmäßig durchgezogene Schrämspuren mit vielen abrupten Enden, die auf großen Wand- und Deckenbereichen Abweichungen von nur 14 mm aufweisen. (Abb. 65 und 66) Eine solche Präzision ist bei einer von Hand durchgeführten Arbeit unmöglich zu erreichen! Einige wenige Stellen wurden nachkorrigiert, auch dies ist erkennbar. Auch die einheitliche Arbeitsrichtung des Vortriebes ist bemerkenswert. Sie unterscheidet sich an der linken und rechten Wandseite etwas, dafür scheint sie aber auf beiden Seiten sehr gleichmäßig über die gesamte gescannte Länge auf. (Abb. 67 und 68) Diese Entdeckung war reiner Zufall, der uns in unseren Forschungen wieder ein Stück weiterbrachte. In der Zwischenzeit hatten wir weiteres Material sammeln und teilweise auch auswerten können.
Abb. 63 Scan der Arbeits- und Werkzeugspuren im Streblgang. Mit einem der modernsten Scanner, den es derzeit gibt, wurde ein 6 m langer Gangabschnitt gescannt, um an genaue Resultate und Datensätze in Bezug auf Werkzeugbewegungen, Eindringtiefe und Arbeitsverlauf an den Stollenwänden zu gelangen.
Abb. 64 Dies ist der Scanner 100 HSX der amerikanisch-englischen Firma Surphaser®, der bei der Untersuchung des Streblganges zum Einsatz kam. Allein an dem mit über 172 Millionen Messpunkten gescannten Gangprofil ist die Genauigkeit der vermutlich im prähistorischen Zeitraum durchgeführten Arbeiten eindeutig erkennbar. Pro Gangmeter sind dies etwa 30 Millionen Scanpunkte, die eine extrem hohe Messgenauigkeit im Millimeterbereich ermöglichen und so auch klare Aussagen über die Entstehung und Bearbeitung dieses Ganges zulassen!
Durch Mikrosondenanalyseauswertungen der Eisenspäne wissen wir heute, dass es sich nicht um natürliche im Gestein vorkommende Eisenreste (= Eisenoxid) handelt, sondern um Eisen, das – von wem und wann auch immer – technisch hergestellt worden ist! Es ist eine Legierung aus Fe (Eisen), O (Sauerstoff), Mn (Mangan), Al (Aluminium), Si (Silicium), K (Kalium), Ca (Calzium), Ti (Titan) und Cr (Chrom). In einer Probe war zusätzlich noch Mo (Molybdän) enthalten. (Abb. 69) Und diese Proben stammten aus einem Felsgang, der vermutlich vor über 10.000 Jahren aus dem Gestein geschrämt worden ist! Dies kann durch den dem Felsgang vorgebauten Trockenmauergang, die über 10 m lange Verwitterungszone im Eingangsbereich und die stark verwitterten Arbeitsspuren im Gang selbst einwandfrei belegt werden. Betrachtet man diese Fakten distanziert, so muss man sich eingestehen, dass hier etwas mit unserer Kenntnis vom frühen Vorkommen von Eisen in den vergangenen Kulturräumen nicht stimmen kann! Die Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt werden soll, ist: Was stimmt da nicht? Hatte es schon vor der Eisenzeit Eisenwerkzeuge in der Steinzeit gegeben? Wir können derzeit noch keine Antworten darauf geben, sind aber zuversichtlich, bald welche zu bekommen.
Abb. 65 Mit einer fast unheimlich anmutenden Präzision wurden die Gangwände bearbeitet und die Regelmäßigkeit des Gangprofiles sticht hervor. Die Abweichungen der Schrämtiefen konnten mit einer Differenz von nur 12 bis maximal 20 mm auf der gesamten Scanlänge des Ganges dokumentiert werden. Es wurde der Hohlraum exakt gleichmäßig an beiden Seiten aus dem Gestein herausgefräst bzw. -geschrämt. Für jedermann ist sofort erkennbar, dass hier keinerlei grobe Abweichungen im Profil des Ganges und auch keine maßgeblich durch Schicht- oder Kluftflächen begünstigte Ausbrüche, wie sie auf jeden Fall bei Arbeiten mit Hammer und Meißel entstanden wären, vorhanden sind.
Abb. 66 Diese Abbildung zeigt den 6 m langen gescannten Abschnitt des Streblganges in der Draufsicht, während die rechte Seite wie mit einem Lineal gezogen erscheint, zeigt die linke Gangseite kaum merkbare Abweichungen auf.
Ebenso interessant ist auch das Phänomen der unterirdischen Schottergänge in der Oststeiermark, die bereits seit Jahrhunderten bekannt sind und in einigen alten Überlieferungen bzw. Ortschroniken auch Erwähnung gefunden haben, jedoch nicht als Schottergänge, sondern als unterirdische Gänge mit verschiedenen sekundären Funktionen (Zuflucht, Bergbau u. a.) zu den unterschiedlichsten Zeiträumen. Das ursprüngliche Aussehen der Gänge und der eigentliche Zweck ihrer Errichtung sind heute nicht mehr bekannt, da Decken- und Wandteile oft massiv nachbearbeitet worden oder durch Verwitterung ausgebrochen sind. In den letzten 150 Jahren wurde nachweisbar oftmals Schotter als Baumaterial aus den Stollen gewonnen, indem man die Wand- und manchmal auch die Deckenteile abgekratzt und das so gewonnene Lockermaterial mit Schiebetruhen oder Kübeln ans Tageslicht befördert hatte. Für diese Tätigkeiten gibt es vereinzelt noch Zeitzeugen.
Abb. 67 Leicht nach rechts gekippter 42 x 50 cm großer Deckenausschnitt mit Werkzeugspuren, um deren Verlauf an der linken Deckenseite ungekürzt darstellen zu können. Erstaunlich ist, dass trotz der Rundung der Decke bei den Rillen nur Abweichungen von maximal 14 mm über den gesamten dargestellten Bereich vorkommen. Sehr schön sind auch die bis zu 40 cm langen, ohne Unterbrechung durchgehenden Spuren im linken Bildteil erkennbar, wo am oberen Ende die Werkzeugspitzen (1–3) im Gestein hängen geblieben sind. Es laufen meist drei Spuren parallel zueinander. Wäre die Bearbeitung mit Hammer und Meißel erfolgt, müssten alleine in diesem Bildausschnitt Hunderte Schlagmarken vorhanden sein, weil ja bei jedem Schlag der Meißel im Fels steckenbleibt. Diese fehlen aber!
Abb. 68 Ein 40 x 40 cm großer geschwenkter Ausschnitt der linken Wandseite des Stollens. Auch hier ist die Präzisionsarbeit gut zu kennen. Mit nur 12 mm Differenz im gesamten Bildabschnitt liegen die ebenfalls etwa 40 cm langen Werkzeugspuren leicht gebogen nebeneinander verlaufend an der Wand und bilden so eine fast gleichmäßige Fläche.
Abb. 69 Mit dem Rasterelektronenmikroskop durchgeführte Aufnahme eines abgebrochenen Eisenspans aus den Wandrillen im Streblgang. Das Eisen ist durch die Resultate einer Mikrosondenanalyse nachweisbar nicht natürlichen, sondern technischen Ursprungs. Es ist eine Legierung aus Fe (Eisen), O (Sauerstoff), Mn (Mangan), Al (Aluminium), Si (Silicium), K (Kalium), Ca (Calzium), Ti (Titan) und Cr (Chrom). In einer Probe war zusätzlich noch Mo (Molybdän) enthalten.
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