Kitabı oku: «Es war eine Mutter - Abschied Stück für Stück», sayfa 3
Die zwei Enten
Ernst fuhr an der gleichen Haltestelle los, er wohnte nach einer gescheiterten Ehe in Untermiete und arbeitete als Neulehrer in der Stadt. Dort erblickte er an der Haltstelle jeden Tag Blanka und sie gefiel ihm. Eines Tages wollten sie die Straße überqueren, ein Auto kam und er hielt sie, die unaufmerksam war, an der Hand zurück und ließ diese nicht gleich wieder los. Da meinte Blanka zu ihrer Arbeitskollegin einen Anruf zu bekommen, der Anruf kam und man verabredete sich.
Es wurden nach der Arbeit Runden im Stünzer Park gedreht und Ernst, mein zukünftiger Vater, frank und frei wie er war, erzählte offen von seinem Leben und Blanka, meine zukünftige Mutter war ganz bald schon klar, dass er ihr Mann werden würde.
Ach so die zwei Enten …
Mein Vater erzählte, er hätte sich eines Tages von ihr verabschieden wollen und sie hatte keine Hand frei, da sie unter jedem Arm eine Ente trug, obwohl sie eigentlich nur eine Ente brauchte, da musste er ihr einfach einen Kuss geben zum Abschied und es war um ihn geschehen. Meine Mutter lachte dann immer nur über diese Geschichte und ließ sie unkommentiert im Raum stehen, daher weiß ich es bis heute nicht, ob es wirklich zwei Enten und oder nur die Gefühle waren. Sie erzählte einmal, dass er ihr eines Tages bei ihren Spaziergängen näher kommen wollte und sie ganz entsetzt bemerkte, darauf nicht eingestellt zu sein.
Später erzählte sie mir dann, Vater hätte öfter mal im ehelichen Schlafgemach verschmitzt gefragt, ob sie denn jetzt darauf eingestellt wäre.
Auch erzählte sie mir viel später, trotz zweier Kinder in ihrer ersten Ehe nie eine Ahnung gehabt zu haben, wie es mit einem liebenden Mann sein kann, bis ihr einfühlsamer und sie über alles liebender und rücksichtsvoller Mann in ihr Leben trat, ihre große Liebe, unser guter Ernst, der uns Kindern auch so viel Güte und Toleranz und Freude am Leben mitgab und der zu ihr sagte: „Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben“ und als sie eine Gesichtslähmung hatte und sich sehr entstellt fühlte, tröstete er sie mit den Worten: „Du bist und bleibst immer meine Schönste und das mir Liebste.“
Der neue Vati
Ihr Sohn beklagte sich öfter bei ihr, wenn er vom Fußball kam, warum sie denn keinen Vati hätten, bei den anderen Jungs wären immer die Väter dabei und er fände es blöde keinen zu haben. Als dann Ernst den ersten Anstandsbesuch machte, waren ihre zwei Kinder sehr aufgeregt und wurden besonders gut angezogen. Er bezog sie mit ins Gespräch ein, es wurde ein sehr netter Nachmittag, er gefiel ihnen und sie gefielen ihm – gleich auf Anhieb Liebe auf dem ersten Blick. Als sie dann ins Bett sollten, druckste die Tochter noch rum und meine Mutter fragte nach, was sie denn hätte, denn eine „Gute Nacht“ hatten sie sich schon gewünscht. „Ob ich dem netten Onkel denn einen Kussi geben könnte?“, fragte sie ihre Mutter und schnell war somit innige Freundschaft geschlossen.
Der Kuss blieb, auch als meine große Schwester schon längst verheiratet war und als Bibliothekarin im gleichen Werk wie unser Vater arbeitete. Er hat sich immer gefreut von ihr mit Kuss begrüßt zu werden, egal wer seine Begleitung und wenn es eine Delegation war.
Es gab immer eine innige Verbindung und nie eine Scheu, diese auch vor Fremden zu zeigen.
Der Sohn war sehr froh, sich mit seinem Vati ‚kampeln‘ zu können. Das liebte er über alles, aus Spaß die Kräfte mit ihm zu messen und sie freuten sich beide und er rannte oft dem Sohn nach, um ihn zu haschen und es war immer ein Spaß und Gejohle.
Einmal rutschte er aus beim Gerangel und Reinhard bekam ein blaues Auge.
Erhobenen Hauptes ging er damit in die Schule und als er gefragt wurde, wie das denn passiert wäre, antwortete er nur ganz stolz: „Das war mein Papa.“
Das Herumtollen im Haus wurde auch bei uns späteren zwei Kindern beibehalten. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Wenn es ans Schlafen gehen ging, wurde erst einmal herumgetollt und gelacht. Das war zu schön.
Am Sonntag früh durften wir immer ins Schlafzimmer der Eltern, konnten es kaum erwarten, so lustig war es immer. Unsere Mutter, die sich da heraushielt und sicher lieber noch bissel geschlafen hätte, meinte immer ängstlich: „Dass das nur immer sein muss, bis wieder was passiert.“ Aber wir lachten, tollten weiter und waren glücklich alle miteinander.

Die Eltern haben es eilig
Blanka und Ernst als junge Eheleute wollten in die Oper gehen. Ernst kann sich nicht rasieren, da er keine Klinge mehr im Hause hat. Sohn Reinhard wird schnell in die Drogerie geschickt, um eine Packung „Golf“ zu holen. Stolz über den Auftrag, er freute sich ja, so eine richtige Familie und einen Papa bekommen zu haben, eilte er mit dem Fahrrad dorthin und erhitzt und sprachlich überschlagend bestellte er liebe Grüße von den Eltern, sie hätten es ganz eilig und bräuchten schnell eine Packung Gold. Er bekam das Gewünschte in einem Umschlag, ganz stolz übergab er zu Hause die Packung und in Vaters Hand fallen Kondome und keine Rasierklingen.
Dazu muss man wissen, Golfklingen waren für die Rasur und Goldtütchen zur Verhütung.
Meiner Mutter, der die Sache mehr als peinlich war, ging den nächsten Tag zum Ladeninhaber, um das Missverständnis aufzuklären.
Dieser lachte nur und meinte, wenn sie wüsste, was er alles so erlebt, er hätte sich zwar ein bisschen gewundert aber so ganz unlogisch fand er es nicht …
Urlaub mit Zelt und Lebertran
Die Eltern hatten einen Zeltplatz gebucht an der Ostsee mit ihren drei Kindern, das vierte irgendwie auch schon mit – ich war gerade unterwegs. Aller benötigter Hausrat wurde in einer großen Kiste verstaut und mit dem Zug hochgefahren, per Pferdefuhrwerk auf den Zeltplatzgeschafft und Vater konnte gar nicht mit aufbauen, da er dringend wieder in den Betrieb zurückbeordert wurde und den Zug noch bekommen musste. Reinhard so 12 Jahre alt half ganz tüchtig mit, baute die zwei Zelte auf, Steffi und Reinhard sollten in einem kleinen Zelt schlafen und die Eltern in einem – es waren nur ganz kleine Zwei-Mann-Zelte. Er legte auch die Elektrik und war ganz stolz und aufgeregt, so tolle helfen zu können.
Da streifte er den Suppentopf, den Mutti auf dem Kocher vorm Zelt angesetzt hatte und verbrühte sich leider einen Arm. Ganz tapfer ließ er sich von der Sanitätsstelle mit Lebertran verbinden und es stank schrecklich im Zelt. Grund genug für seine Schwester zu ihrer Mutti ins Zelt zu kriechen, die die Wärme und Zweisamkeit genoss, denn es ging ihr zur Zeit der Schwangerschaft nicht gerade gut und ihr war immer kalt. Ernst konnte dann später noch ein bissel nachkommen und die Rückreise konnten sie gemeinsam antreten.

Diese Urlaube, so spartanisch sie auch waren, waren meinen Eltern immer sehr wichtig. Frische Seeluft für die Kinder, das Beste was man ihnen bieten konnte, dafür nahm man auch die umständliche Reise und das einfache Zelten und die primitive Versorgung in Kauf. Selber war man auch sehr naturliebend.
Das Myom auf Beinen
Ja, ich war das Nesthäkchen in der Familie, der Nachzügler, eigentlich das angebliche Myom, das dann Beine bekam und sich zum Zusatzgeschenk entwickelte. Oft haben wir über diese Geschichte gelacht, wenn sie meine Mutter erzählte. Sie hatte ja aus ihrer ersten Ehe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, dann in zweiter Ehe wollte mein Vater unbedingt noch ein Kind von ihr und es kam noch meine andere Schwester und die Kinderwünsche waren eigentlich erfüllt.

Nun war sie schon 40 Jahre alt und mit anspruchsvoller Vollarbeit und den drei Kindern, auch wenn die ersten beiden schon 14/15 Jahre alt und das große Mädchen schon die kleine Mutterrolle leidenschaftlich übernahm, voll ausgelastet.
Auf jeden Fall wurde meine Mutter 40 und ich kündigte mich, ohne dass ich noch gewollt war, an.
Für meine kinderlieben Eltern war es nun gar keine Frage das Kind, also mich, zu behalten und sich über die Schwangerschaft und somit auf mich zu freuen. Aber von dem erhöhten Risiko mit 40 Jahren noch und nach drei gesunden Kindern wusste sie. Unsere Mutter war sehr belesen und informierte sich aktuell und medizinisch und außerdem schrieb sie für einen Professor von der Leipziger Universität viele wissenschaftliche Diktate und passte auf, fragte nach.
Jedenfalls hatte sie Angst, bei dem späten und vierten Kind könnte etwas nicht in Ordnung sein und wollte ganz besonders gute Vorsorge treffen und ging in ein kirchliches Krankenhaus per Privathonorar. Ihre Befürchtungen wurden bestätigt, der Arzt meinte, es sieht leider nicht nach einer normalen Schwangerschaft aus, sondern eher nach einem Myom, aber es wäre noch zu früh dies endgültig zu klären und sie wurde in regelmäßig kurzen Abständen zur Untersuchung bestellt.

Dies zog sich etliche bekümmerte Male hin, bis er wahrscheinlich vom Honorar gut Urlaub machen konnte und meine Mutter zum Glück zu einem Vertreter ging und dieser ihr, zu ihrer großen Erleichterung, eine ganz normale Schwangerschaft bestätigte und ich, das bislang angebliche Myom, dann also Beine bekommen hatte. Als ich dann auf die Welt kommen wollte und der Arzt noch beschäftigt war mit einer anderen Patientin, sollte die Hebamme auf seine Anweisung die Geburt verzögern. Meiner Mutter wurden die Beine zusammengepresst und sie auf die Seite gelegt bei wahnsinnigen Schmerzen. Dann hatte er Zeit, ich kam sofort, aber mit der Nabelschnur drei mal um den Hals und blau angelaufen auf die Welt. Kaum waren wir zu Hause, lag die Rechnung über das ärztliche Entbindungshonorar schon da.
Die Kinder hielten zusammen
Einmal ging Silke mit mir spazieren, ich im Wagen und sie ein Dreikäsehoch. Ein paar Häuser weiter wohnte ein kinderloses Ehepaar und die Frau schaute grad zum Fenster raus. Meinte sie doch zu meiner Schwester: „Na Silke, das ist wohl dein neues Geschwisterchen?“ und sie ganz stolz „Ja, und ich fahre sie spazieren.“ Darauf die Frau: „Aber ihr seid doch schon so viele, da kannst du sie mir doch geben.“
Ganz entsetzt meinte meine Schwester zu ihr: „Das ist meine Schwester, die kriegst du nicht, bohre Dir doch selber eins“ und verschwindet empört.


Die große und die kleine Mutti
Eine Zeit lang dachte ich, zwei Mütter zu haben. Es passierte, ich war drei Jahre alt und bei meiner großen Schwester auf dem Arm. Meine Mutti gab meiner Schwester und dann erst mir einen Kuss. Ich meinte ganz entsetzt und besitzergreifend zu meiner großen Schwester: „Das ist aber meine Mutti“, und wurde aufgeklärt, dass es auch die Mutti von meiner Schwester sei. Ich stellte aber klar, dass dem nicht so ist, es gibt eine große und eine kleine Mutti für mich, was anderes wollte ich nicht hören.

Der Bastard
Ihr guter Ernst hat sie sicher für manch erlittenen Kummer entschädigt. Er, der selber viel Kummer erleben musste, geboren als uneheliches Kind seiner unverheirateten Mutter wurde als Bastard beschimpft. Seiner Mutter wurde das Entziehungsrecht entzogen – so waren die Gesetze im Nazideutschland – und er lebte bei einem Onkel, der ihn mehr duldete als liebte, der ihn mehr ausnutzte als behütete, auf. Oft hatte er Hunger und bekam nur trocken Brot, aber die großen Weinfässer hatte er zu säubern und es gab von früh bis spät viel Arbeit in den Weinbergen.
Als 16-jähriger wurde er von diesem Onkel in den Krieg geschickt und verlor mit 17 Jahren das Bein. Er war am Boden zerstört, sein Leben schien ihm zu Ende und wahrscheinlich hielt ihn nur das Schicksal seines besten Freundes am Leben, der im gleichen Alter und zur gleichen Zeit das Augenlicht verloren hatte und bei Tobsuchtsanfällen sich nur von ihm wieder beruhigen ließ.
Nervenzusammenbruch, unglückliche Ehe, als Hungerleider, Krüppel beschimpft, noch mehr in den Dreck getreten als er sich ohnehin schon fühlte, hat er es doch geschafft aus dem Sumpf sich hochzuziehen und nach der Scheidung als Neulehrer neu anzufangen und wegzuziehen. In der Ehe mit meiner Mutter gewann er immer mehr Selbstvertrauen und traute sich sogar ein Studium zu.

Er wurde Technischer Direktor in einem großen Kombinatsbetrieb und vertrat zusätzlich viele Ehrenämter im Gemeinderat. Immer uneigennützig, eine kleine Begebenheit möchte ich daraus erzählen. Unser Vater arbeitete ehrenamtlich bei der Planung des Straßenbaus im Ort und viele Nachbarstraßen wurden saniert und unsere Mutter, die immer mal die Woche mit einem großen Berg frisch gewaschener Wäsche im Leiterwagen zum Ortskern zur Rolle fuhr und durch unsere Straße mit den vielen Schlaglöchern und Pfützen musste, meinte doch einmal zu ihm, er könne auch ruhig mal an die eigene Straße denken. Erst kommen die anderen dran, wie sieht das denn aus, wenn ich erst an mich denke, war seine Antwort, das wird schon noch …
Mit viel Einsatz
schafften die Beiden unwahrscheinlich viel. Ihr Leben bestand aus vielen Pflichten und viel Arbeit, aber durch ihre große Liebe zueinander schafften sie alles und konnten uns Kindern viel von ihrer Liebe, ihrer Wärme, ihrem Lebensmut und ihrer Lebenslust abgeben.
Es wurde auch sehr gerne gefeiert und wir Kinder gehörten selbstverständlich dazu, die Kleinen wurden meist sogar bevorzugt bedient und wenn es beim Bratwurstessen war, was für alle schon ein Festessen darstellte, zu dem man sich geduldig anstellte.

Sie wollten sich, alle ihre Kraft einbringen in diesen neuen Staat, der für soziale Gerechtigkeit stand. Sie hielten die Gesellschaftsform des Sozialismus für die Sozialere.
Dann arbeitete unsere Mutter lange Vollberufstätig, dazu war der Sonnabend auch ein Arbeitstag und erst viel später wurde das Wochenende länger und der Sonnabend war arbeitsfrei. Trotzdem fühlten wir Kinder uns nicht vernachlässigt.
War sie da, gehörte alle Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge ganz uns. Es geschah immer in Harmonie, das Essen stand immer pünktlich auf dem Tisch und wir kannten unsere Mutter nur arbeitend, aber immer ausgeglichen. Sicher lag es aber auch an unserer großen Schwester, die als 15-jährige uns, die Kleinen, liebevoll bemutterte.
Neben ihrer Vollberufstätigkeit hat es unsere Mutter auch noch geschafft, den Haushalt, das Kochen, ihre Kinder zu versorgen, den großen Garten am Haus zu bewirtschaften, dazu gab es noch einen kleinen Garten mit Erdbeeren und Brombeeren am Ortsfluss, der Rietschke.

Zu dem kleinen Garten wurden auch Fuhren von Hühnermist mit dem Handkarren hingebracht, damit die Erträge auch besonders gut werden, weil ja einige Personen zu versorgen waren und dies machte unsere Mutti ganz allein. Na und dann gab es auch noch die Hühner und Kaninchen, da baute unser Vati die Ställe selber und mähte mit der Sense das Gras, manchmal halfen wir ihm dabei und durften die Handsichel nehmen, das Heu wurde selber gemacht.
Geschlachtet wurde selbstverständlich auch selber, das bekamen wir Kinder aber nie so direkt mit, auch wenn wir sicher davon wussten. Zu Hause der Garten wurde intensiv genutzt. Da gab es nur eine kleine Wiese und unter den vielen Obstbäumen waren Beete, also eine Doppelnutzung noch dazu.
Wie sie das alles bewältigt haben, ist mir heute noch ein Rätsel.

Wir Kinder sollten höchstens mal im Sommer draußen in einer Waschschüssel unsere Strümpfe selber waschen.
Moderne Haushaltgeräte gab es ja damals noch nicht. So wurden Windeln noch im Windeltopf gekocht und die große Wäsche wurde im Waschhauskessel mit Kohlefeuerung zum Sieden gebracht, gestampft, gespült, durch die Handmangel gedreht, dann zum Trocknen aufgehängt … Erst später gab es eine kleine elektrische Wäscheschleuder und noch später die erste Waschmaschine.
Mehr zum Spaß bekamen wir jeder ein klitzekleines Blumenbeet in Pflege, später dann nahmen wir abwechselnd der Mutter den Abwasch nach dem Abendbrot ab.
Grüne Heringe und Klöße
Einmal im Jahr gab es frische grüne Heringe, aber gleich einen ganzen Eimer voll für die ganze Familie, auch als wir Kinder schon verheiratet waren, wurden wir bedacht, frisch gebraten und dann eingelegt als Brathering und die wurden natürlich selber ausgenommen.
Zu Weihnachten wurden die Klöße selber gemacht, das waren dann zwei Wassereimer voll Kartoffeln, die geschält werden mussten – auch für die ganze Familie. Die Gerüche der Weihnachtstage kann ich heute noch heraufbeschwören, so schön waren diese. Es roch nach selbstgemahlenem Kaffee, den unsere Oma mit der Handmühle mahlte, es roch nach Entenbraten, der in der Backröhre des Kohleherdes brutzelte, nach gekochten Kartoffeln, nach geschwefelter Kartoffelrohmasse – damit die Klöße auch schon weiß blieben –, nach angerösteten Brotwürfeln für die Klöße. Da wurden immer etwas mehr geröstet, damit für uns zum Naschen blieb. Dies allerdings notgedrungen, sonst bekamen die letzten Klöße keine Füllung, denn auch wenn es schlecht ging, da die Küche fast ständig besetzt war, waren wir sehr einfallsreich diesbezüglich.
Die Lecker-Bäckereien wurden auch schon vorbereitet und es lag ein Duft von Zimt und anderen Weihnachtsgewürzen in der Luft und trotzt der vielen Arbeit keine Spur von Hektik.
Die Stollenbäckerei
jedes Jahr war eine aufregende Sache. Die Zutaten wurden schon Anfangs des Jahres gesammelt und Oma, die durch eine im Hamburg lebende Schwester, Westbeziehungen hatte, bekam auch ab und zu ein Päckchen mit Sultaninen, dem Zitronat, Nüssen, Schokolade und dem so beliebten Kaffee. Die Schmelzbutter konnte man gut sammeln und schon lange vorher Stück für Stück beschaffen. Dann wurde für 30 Laib Stollen Teig geknetet mit der Hand, eine sehr mühsame Arbeit für Oma und Mutti, da half auch Vati mit und dann ging es mit den vielen Stollenlaibern auf den langen Stollenbrettern mit jeweils einem Aluminiumstecker mit dem Namen eingeritzt per Leiterwagen vorsichtig zum Bäcker. Der nahm es entgegen und gegen ein Entgelt wurden die Stollen bei ihm dann gebacken. Dann wurden sie wieder abgeholt, denn sie mussten ja noch warm gebuttert und gepudert werden mit Puderzucker. Später dann konnten die Leute ihre Zutaten bringen und der Bäcker machte den Teig in seiner Knetmaschine selber, das war immerhin eine große Erleichterung und die Leute saßen in der Backstube und beobachteten mit Argusaugen den Vorgang, damit auch jeder die richtigen guten Zutaten in seine Stollen bekam.
Noch später durfte dann wegen der Hygiene niemand mehr in die Backstube kommen und das war schlimm, da wurden also nur noch die guten Zutaten abgegeben mit den Aluminiumsteckern in der Hoffnung man bekam auch die rechten Stollen. Oft erschienen einem diese aber merkwürdig trockenY
Ein Teil der Stollen wurden immer verschickt und ein Teil mit dem ersten Advent feierlich angeschnitten und genossen. Einmal schmeckte ein Stollen besonders gut. Das war ein Vergessener vom vergangenen Jahr, der wohl verpackt in der Stollentüte auf dem Schlafzimmerschrank der Eltern lag und erst bei dem nächsten Stolleneinlagern entdeckt wurde. Schon ziemlich hart geworden, bohrte man lauter kleine Löcher hinein und füllte diese mit Malzkaffe. Dann weichte er so innerlich auf und war ein Hochgenuss für uns alle und er durfte außer der Zeit genossen werden.
Außer Stollen gab es noch Lebkuchen. Die waren immer besonders lecker und wurden schon Wochen vor dem Backen in einem großen Windeltopf angesetzt mit Rübensirup und Pottasche und Honig und Mehl und der Teig schmeckte uns Kindern so schon gut, sollte aber nicht gesund sein hieß es immer, das mochte aber ein Vorwand sein, damit zum Backen noch was übrig war von ihm und der Topf wurde jedes Jahr woanders versteckt. Meistens schafften wir es ihn zu finden, aber es verging Zeit, bis wir ihn endlich entdeckten und so konnten wir nicht mehr ganz so viel vernaschen.
Nur einmal fanden wir ihn gar nicht – das war blöd! Das war dann das Jahr mit den besonders vielen Lebkuchen – das war wiederum fein.
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