Kitabı oku: «Schlehenbusch», sayfa 3

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„Werd’s mir überlegen“, brummt Kalle, „nur im Augenblick nervt mich der Chuck mehr. Der will mit mir seine früheren Wirkungs-Stätten abklappern. Ich hasse weite Fahrten. Und ob es in der ehemaligen DDR, wo der hin will, überhaupt Hotels gibt …“

Aber Bernd und Schneider springen auf diese Bemerkung gar nicht an. Sie haben keine Lust auf Chuck und seine STASI-Märchen. Außerdem hat Bernd noch mit seinen Vorspeisen und der Vorbereitung der Hauptgerichte für die Abschiedsparty zu schaffen. Er muss für die Lasagne Pilzsauce, Tomatensauce und Bechamel-Sauce vorbereiten, den Käse raspeln und Spinat mit Knoblauch dünsten.

Als Breunecke und Schneider nicht reagieren, verzieht Kalle sich etwas ungehalten mit einem „Dann bis morgen um zehn, Jungs! – Nen schönen Abend auch!“

Palaver
Samstagabend, 11. September 2010

Etwas später hat Bernd die zwölf kalten Vorspeisen fertig und kann für den Hauptgang die vier Sorten Lasagne vorbereiten, eine vegetarische mit Pilzen, eine mit Auberginen und Tomaten, eine mit Spinat und Pinienkernen, schließlich noch zwei mit Hackfleisch für die so genannten Normalesser. Derweil räumen die Frauen schon die Küche auf.

„Wer soll all das vertilgen?“, meint Schneider, der mit einem Glas Rotwein in der Hand die gesamte Ess-Straße betrachtet, ehe Bernd die abgekühlten Platten, Schüsseln und Bratformen in die verschiedenen Kühlschränke räumt. Währenddessen haben die Frauen sich schon längst in die Gemächer verzogen.

„Abnehmer finden sich immer, Chef“, antwortet Bernd, ohne sich umzudrehen. „Da sind zum Beispiel unsere Familien und Freunde, der Seemanns-Chor, unsere Kollegen, dazu die neun Managerschüler und schließlich auch unser Vorgesetzter Dr. Lange mit Familie. Der müsste beim Büffet eigentlich Dr. Zu-Lange heißen, und seine Frau Doppel-Zulange. – Und wenn der Dr. Lange außer unseren Verabschiedungsurkunden und seiner Frau noch die beiden Doppel-Zulange-Töchter mitbringt, spindeldürr, aber immer wolfshungrig und abgrunddurstig….“

Schneider prustet los, verschluckt sich und Rotwein tropft ihm aus der Nase aufs Hemd. Bernd hat ihn im falschen Moment erwischt.

„Wenn Hilde das sieht, bin ich geliefert“, erschrickt Schneider.

„Wird schon nicht so wild werden, Chef“, grinst Bernd, „sagen Sie einfach, es wäre Blut. Man hätte ein Attentat auf Sie versucht. Müssen ja nicht gleich verraten, dass es nur ein kleines Attentat auf Ihre Lachmuskeln war. Und jetzt ziehen Sie das Hemd ganz fix aus, damit wir Salz auf die Flecken streuen können. Später versuchen wir noch mit Weißwein, die Reste aufzulösen.“

„Ich werde es Hilde erzählen, Breunecke“, lacht Schneider etwas später, als das Hemd mit ein paar Salzhäufchen darauf auf einem Tisch liegt und er im Unterhemd da sitzt, „aber glauben wird sie es mir wohl kaum, wenn sie das Salz sieht. Das ist wohl eindeutig kein Blut gewesen. Blut wäscht man mit kaltem Wasser aus. Das erzählt sie mir immer, wenn ich mich beim Rasieren schneide. Ein zweites Hemd für morgen hat sie hoffentlich eingepackt.“

„Aber sie wird zuerst erschrecken“, bemerkt Bernd, „und das hilft für den Beginn einer milden Vergebung.“

Auf den Schrecken hin trinken die beiden noch ein Glas Rotwein extra. Als Edwin Eberle erschöpft und doch recht aufgekratzt mit seinen neun Managern aus dem Dorfgemeinschaftshaus ankommt, genehmigen sich alle noch zwei Absacker aus Edwins Beständen. Eine Flasche gut gelagerter Chardonnay Jahrgangs-Grappa wird so in Gemeinschaftsarbeit der Glorreichen Zwölf, wie sich die angesäuselten Männer inzwischen nennen, in kürzester Zeit vernichtet.

„Eigentlich nicht ganz standesgemäß“, witzelt Edwin Eberle, „wenn der Herr Schneider hier zwischen uns im fleckigen Unterhemd wie ein Kanalarbeiter auf Urlaub sitzt.“

„Und wie war’s mit den Seebären“, fragt Bernd.

„Die Seebären sind schon eine lustige Truppe“, antwortet einer der Seminarteilnehmer, „die haben einige Liedchen mit uns gesungen. Hoffentlich sind die morgen nicht heiser. Und die Musiker sind Klasse! – Aber Sorgen haben die in ihrem Chor auch. Einer von ihnen, ein Mundharmonikaspieler – der war natürlich heute nicht dabei – will wohl unbedingt Vorsitzender werden. Und da es im Chor keine Sperre gegen die Aufnahme von Fördermitgliedern gibt, weil bei denen die Gesangsprüfung entfällt, führt er dem Chor lauter gut betuchte Freunde aus der Schweiz als Fördermitglieder zu, angeblich um den Chor finanzkräftiger zu machen. Jetzt zittern die anderen schon vor der nächsten Hauptversammlung, denn auch Fördermitglieder sind voll stimmberechtigt. Um das zu ändern, müsste man die Satzung anders fassen. Und dafür bekommt man bei der Hauptversammlung nun natürlich keine Mehrheit mehr gegen die Truppe des Mundharmonikaspielers, und einen Antrag auf Satzungsänderung hätte man in die Tagesordnung aufnehmen müssen, was aber nicht erfolgt sei. Ich habe ihnen den Tipp gegeben, doch noch vor der Hauptversammlung eine Sonderversammlung einzuberufen und den Mundharmonikaspieler wegen dieser Machenschaften auszuschließen. Aber das wollen sie auch wieder nicht. Lieber treten sie nach der Hauptversammlung alle aus und lassen ihn allein singen und Mundharmonika spielen. Das könnte doch auch ganz witzig sein, meinen sie. Vielleicht ist das morgen also einer der letzten Auftritte. – Und wir sind dabei!“

Feiermorgen
Sonntagmorgen, 12. September 2010

Die Seekameraden warten schon, als Bernd Breunecke und Egon Schneider mit ihrer Essenskarawane und dem Gefolge der Manager beim Dorfgemeinschaftshaus eintreffen. Sie helfen fleißig, all die Vorspeisen aus den Autos reinzutragen und nach Bernds Anweisungen auf dem langen Tisch an der einen Saalseite zu platzieren.

Geduldig erklärt Bernd die für manche seltsamen kalten Speisen, die es da noch außer den üblichen gebratenen Auberginen, den marinierten Champignons und den marinierten Zucchini gibt.

„Riecht aber arg nach Knobi“, bemerkt einer und rümpft die Nase.

Ein anderer meint: „Da gehört doch Knobi dran, sonst schmeckt’s nicht wie beim Italiener.“

Ein Kenner schnuppert an den Balsamicozwiebeln: „Hm, interessant. Da sind ja Rosmarin und Honig dran!“

Andere fragen, ob sie später auch von den Sachen probieren dürfen.

„Es geht für Euch zwar mit Weißwurst los“, lacht Bernd bei dem großen Interesse an den Produkten seiner Kochkunst, „aber wenn jemand vorher, danach oder anstatt Weißwurst Lust auf die Vorspeisen hat, kann er natürlich zulangen. Und diverse Lasagne-Sorten gibt es später auch noch.“

Und wieder hat Bernd fleißige Helfer gewonnen, welche die Wurstkessel anschließen und zum Anheizen einstellen, die Baguette, Brezen und Butterbrezen rein tragen. Dabei begrüßen sie Hermann Schultheiß mit großem Hallo. Einige genießen mit ihm gleich ihre erste Butterbreze zum Bier auf der Bühne. Andere helfen Judith Breunecke, Sarah Schwan und Helene Hancke beim Dekorieren der Tische mit langen Efeuranken, die Edwin Eberle noch am Morgen zusammen mit einem Managerlehrling von den Bäumen bei der Managervilla lösen musste. Und wieder andere sammeln sich beim Kinderwagen mit dem kleinen Simon, den Claudia Breunecke eifersüchtig bewacht, um einen Blick auf den kleinen Schreihals zu werfen.

„Wird mal ein guter Sänger“, ist ihr Kommentar, als er laut zu schreien beginnt.

„Mehr Deko hat auf den schmalen Biertischen keinen Platz“, meint Ute Eberle, als Hilde Schneider fragt, warum es keine Blumen gibt. Und sie hat wohl Recht.

Der Akkordeonist, der Gitarrist und der Bassist kommen etwas verspätet. Nur Kalle lässt sich nicht blicken. Nach einem kurzen Einsingen und einer Runde Tannenzäpfle legt der Chor, unter den sich auch drei Manager gemischt haben, also ohne Kalle los. Die Gäste suchen sich indessen einen Platz. Und auch Dr. Lange und seine Familie reißen sich von der sachkundigen Musterung des aufgebauten Büffets mit vielen Ahhhs und Ohhhs los.

Kalle fehlt immer noch. Auch Kommissar Nikolaus Mach ist bisher nicht eingetroffen. Für diesen hat Bernd, eingedenk Helene Hanckes Beschwerde über unerwünschte Annäherungsversuche, einen Platz zwischen Dr. Lange und Hilde Schneiders Rollstuhl frei gelassen. Und gegenüber sind die geladenen Kameraden der Polizeiinspektion Überlingen und der, in die Gründe für diese Platzlücke eingeweihte, Gerichtsmediziner postiert, in der Hoffnung, dass gerade dieser den Kollegen Mach von unerwünschten Annäherungsversuchen bei Helene Hancke abhalte.

„Zur Not stecke ich den Kollegen Mach in einen Leichensack“, witzelt der Doc, als Bernd ihm die genaue Beobachtung und ein passendes Eingreifen nahelegt.

Nach dem zweiten Lied erklärt der Sprecher des Chores, dass man den Auftritt Hilde Schneider zu verdanken habe und bedankt sich ganz artig für die Einladung zu der opulenten Verpflegung, die ein Seemann an Land nach langer Fahrt auf See gut vertragen könne. Wie er gesehen habe, wolle Bernd Breunecke wohl die Branche wechseln und in St. Gallen ein Restaurant aufmachen. Anders könne er sich dessen Riesenbüffet mit der überaus großen Auswahl nicht erklären.

Edwin Eberle gibt eine Erklärung und eine begeisterte Dankadresse für seinen Kurs ab, der hier die Gelegenheit habe, ein bunt gemischtes Fest zu erleben, wie es auch bei Betriebsfeiern beispielhaft sein könne. Und nach den Vorbereitungen vom Vortage mit den Seemännern zusammen gäbe es wohl ein zünftiges Bordfest an Land.

Danach kommen Egon Schneider und Bernd Breunecke mit ein paar launigen Begrüßungsworten und Hinweisen zum Ablauf der Feierlichkeiten dran.

Schneider dankt vor allem dem Chor, dessen Gesang man immer wieder zwischendurch beim Essen und Plaudern genießen dürfe. Und später würde dieser noch den großen Festakt umrahmen, wenn Dr. Lange die Urkunden überreiche. Man möge bis dahin Ohr und Mund fleißig bedienen.

Bernd schließt den Kreis mit der Bemerkung, das Büffet sei ab sofort freigegeben, die Wurstkessel seien angeheizt und die Lasagne im Ofen.

Missklang
Sonntagmorgen, 12. September 2010

Kaum ist das nächste Lied begonnen und Dr. Langes Töchter lenken ihre Schritte zum Büffet, hört man draußen und kurz darauf auch im Saaleingang lautes Schimpfen. Kalle und Nikolaus Mach treffen ein.

„Du hast sie wohl nicht alle, Machmal“, ist Kalle zu hören, „der Franz tut keiner Fliege was zuleide. Du sperrst ihn einfach ein und lässt mich nicht mal mit ihm reden. Wie soll ich da für ihn Entlastendes finden?“

Und Mach: „Regen Sie sich nicht so auf, Weinig. Die Beweislage ist erdrückend, und Sie sind kein Rechtsanwalt. In meine Ermittlungen lasse ich mir von einem windigen Privatermittler wie Ihnen nicht reinpfuschen. Und das Du schminken Sie sich mal sofort ab.“

Schneider muss die beiden Streithähne trennen. Der Chorleiter hilft ihm, indem er Kalle sofort auf die Bühne beordert. Und dort hört man Kalle danach so laut singen, dass es klar ist: Hier wird Wut abgebaut. Nikolaus Mach dagegen prostet in seinem Ärger eifrig seinem Dienstherren Dr. Lange und dessen Gattin zu, dann seinen Kameraden und Helene. Er versucht wohl auf diese Weise Punkte zu machen, säuft sich stattdessen aber unter Hilde Schneiders und Helenes missbilligenden Blicken sehr schnell regelrecht zu.

„Hoffentlich geraten die beiden Hitzköpfe nicht beim Weißwurstholen aneinander“, meint Bernd zu Edwin Eberle, als plötzlich das Licht bei der Küche ausgeht und er mit ihm zusammen die Sicherungen und die Anschlüsse der Wurstkessel prüfen muss. „Der Kalle bringt es glatt fertig, dem Mach die Weißwürste in den Kragen zu stecken und dazu zu sagen Weißwurst und Hanswurst passen gut zusammen“

„Kannst du durchaus Recht haben, Bernd“, lacht Edwin, „aber ich denke, dazu werden die Beiden beim Weißwurstholen in ihrer Wut schon zu besoffen sein. Kalle hat schon die dritte leere Bierflasche unter seinem Stuhl auf der Bühne stehen. Auch der Mach ist auch schon weit über seinem Limit. Du hättest hören sollen, wie der den Egon Schneider angefahren hat, als dieser etwas über die Identität des Gerippes vom Steinbruch bei Owingen wissen wollte.

‚ie sind nicht mehr im Dienst, Herr Kriminalrat im Ruhestand, hat er rotzig gesagt. Und Dr. Lange, der daneben saß, hat ihn zurechtgewiesen: Noch hat Kollege Schneider die Urkunde nicht, Herr Kommissar Nikolaus Mach! Und als Egon Schneider die Geschichte dazu erzählte, kriegte der Mach einen Anpfiff, weil dadurch herauskam, dass er noch gar nichts wegen der Identifizierung unternommen hat. Danach hat sich Mach gleich noch einen Schnaps runtergeschüttet. Und Dr. Lange war mächtig verärgert, weil ihm in der Zwischenzeit am Büffet die letzte Scheibe von deinem köstlichen sauren Rindfleisch entgangen ist.“

Beide müssen lachen, als Bernd nun meint, im Kühlschrank befinde noch ein ganzer Teller der Köstlichkeit und dazu noch einer mit Kalbfleisch und Thunfischsauce. Er werde Dr. Lange später sicher diesbezüglich besänftigen können. Aber erstmal solle der sich kräftig über den Mach ärgern, damit dieser Stinkstiefel eins auf die Mütze bekäme.

Danach dürfen sie ein besonderes Schauspiel bewundern. Denn Mach ist auf dem Weg zur Bühne und kurz darauf im Gespräch mit den Musikern, welche zuerst abwehren, dann aber ein paar Takte summen und nicken. - Spaß oder neuer Ärger? Bernd ist gespannt.

Fräulein Len
Sonntagmorgen, 12. September 2010

Das Problem Mach löst sich noch vor der ersten Weißwurst, nachdem Nikolaus Mach zur Bühne marschiert ist und zu Ehren einer Dame im Saal ein Lied aus den Zwanziger Jahren vortragen will.

Die Musik spielt eine fetzige Einleitung. Doch schon nach den ersten Gesangstakten von Ich hab das Fräulein Len baden sehn, das war schön …, die ganz schief daherkommen, ruft Kalle laut: „Nun sag mal, Machmal! – Bist du schon im Stimmbruch? – Oder müssen wir noch ein bisschen warten?“

Mach geht daraufhin statt des Fräulein Len, mit dem er wohl Helene Hancke imponieren oder ärgern wollte, im brüllenden Gelächter selbst völlig baden.

„Wir sprechen uns noch, Weinig!“, lallt Mach wütend und droht mit der Faust. Aber Kalle schlagfertig: „Dann mach mal, Machmal! – Wird aber einseitig, wenn du jetzt schon so lallst!“

Schneider nickt zwei Kollegen am Tisch zu, damit sie den Kameraden Mach aus der Halle begleiten, und schärft ihnen ein, diesem den Autoschlüssel abzunehmen und ein Taxi zu rufen.

„Klar, Kollege Schneider“, meinen die beiden Beamten, „Reklame dieser Art brauchen wir für unsere Dienststelle wirklich nicht.“

„Mein Gott“, meint Bernd zu Schneider, als Mach verschwunden ist und die Party nun fröhlich weitergeht, „der Kollege Mach ist ja so etwas von fliegensympathisch, dass ich mir eine ganz große Klatsche für den kaufen möchte.“ –

„Nicht der Mühe wert, Breunecke“, seufzt Schneider, „die Klatsche kriegt er sicher bald von selbst. Da müssen wir nicht nachhelfen. Vielleicht fliegt er sogar. Der hat noch nicht mal den Zettel mit dem Gedicht zur Untersuchung weitergegeben. Und Nachforschungen zum Liebesleben der Putzfrau hat er auch noch nicht angeleiert, obwohl das doch naheliegt. Dr. Lange scheint in der Causa Mach wenig amüsiert zu sein! – Wenn ich morgen im Büro meine Sachen hole, werde ich mal nachfragen.“

Feierabend
Sonntagnachmittag, 12. September 2010

Leere Bierkästen und Weinflaschen. Leere Wurstkessel. Auf dem Büfett nur noch Reste. Die Spülmaschinen laufen. Von den Seekameraden haben sich die angetrunkenen verzogen. Die Anderen haben beim Aufräumen, Einräumen, Ausfegen und Aufwischen zusammen mit den Managerschülern kräftig zugefasst.

„Ich bin mit Ihnen zufrieden, meine Herren“, verabschiedet Edwin Eberle seine Managerlehrlinge zur Villa am See in Nussdorf.

„Den Rest schafft ihr allein, und sperrt später bitte ab“, wendet er sich an Bernd und Judith, „den Schlüssel müsst ihr bei der Kirchengemeinde abgeben. Die will heute Abend hier einen achtzigsten Geburtstag feiern. Deshalb bleiben die Tische stehen.“

Bernd und Judith warten, weil Schneider am Tisch von Familie Dr. Lange ein ernsthaftes Gespräch führt. Wie man mitbekommen kann, geht es um Nikolaus Mach. Hilde sitzt daneben im Rollstuhl und wartet ungeduldig. Sarah ist mit Claudia und Simon schon zur Managervilla unterwegs.

„Eine Freude war die Zusammenarbeit mit dem jungen Kollegen bisher nicht“, sagt Schneider fast am Ende des Gesprächs, „vielleicht kann ihn mein Nachfolger zähmen. – Was ist mit dem überhaupt los?“

„Eine unangenehme Sache, Kollege Schneider“, wiegt Dr. Lange den Kopf, „den Rupprecht Borräus aus Frankfurt hat Ihr Breunecke schon kurz kennengelernt, während Sie sich am Walensee gesonnt haben. Die Häfler Sozis wollten den Borräus aus verschiedenen Gründen partout nicht haben. Der Borräus hat nicht nur viel Erfahrung mit der Fernverkehrsbranche, er blickt auch auf lange Erfahrung mit dem Rotlichtmilieu zurück. Das Zähmen von verliebten und widerborstigen Polizisten soll deswegen zu seinen Spezialitäten gehören. Warten wir einfach ab, was geschieht. Denn eigentlich sollte der Kollege Mach dem Borräus auf die Finger sehen, weil der Borräus vermutlich zu den Linken gehört. Nur wie der Herr Mach sich heute verhalten hat …. – Ich möchte Sie nicht gleich aus Ihrem verdienten Vorruhestand zurückholen müssen, Kollege Schneider, um Ordnung in den Laden zu bekommen! – Ich bitte Sie aber, Ihre Dienstgeschäfte bis zum Wiedereintreffen von Rupprecht Borräus außerplanmäßig wieder aufzunehmen. Der muss nämlich zur Klärung einer längeren Geschichte nach Frankfurt. Dem Kollegen Mach werde ich schon morgen eine entsprechende Notiz zukommen lassen, damit der sich fügt. Das mit der Besoldung regle ich für Sie. – Oder fühlen Sie sich nach Ihrem langen Urlaub nicht fit?“

Damit verabschiedet sich auch Dr. Lange mit einem Dank bei Judith und Bernd. Seine gefräßige Frau und die Töchter hatte er schon vorher zum Strandbad Nussdorf weggeschickt. Dort gäbe es Eis.

Endlich können Judith und Bernd nun den Rest aufräumen. Aber bevor sie zusperren, gibt es noch ein kurzes Gespräch zwischen Egon Schneider und Bernd Breunecke.

Überlegungen
Sonntagnachmittag, 12. September 2010

„Wenn der Mach sich nicht so dämlich aufgeführt hätte, könnten wir morgen noch mal für ein paar Tage an den Walensee fahren, Egon“, ärgert sich Hilde Schneider, als Egon Schneider endlich zu ihr tritt, „in Quinten muss es jetzt herrlich sein. Oder wir könnten mit Sarah nach Brione und dort nach dem Rechten sehen. Aber Du musst natürlich wieder ermitteln, weil Dr. Lange Dich überredet hat. Jetzt haben wir den Salat.“

Und damit rollt sie dem Saalausgang zu, wo Judith noch ein paar letzte Flecken von der Theke und den heruntergelassenen Rollos der Essenausgabe wischt.

„Eigentlich hat Hilde Recht“, seufzt Egon Schneider, „aber ich kann doch nicht…“

„Ich weiß, Chef“, setzt Bernd fort, „dass Sie auf diese Weise noch in Sachen Unruh ermitteln können.“

„Sie haben es erfasst, Breunecke“, gibt Schneider widerstrebend zu, „und da ich Ihre Neugier kenne, werde ich Sie auch auf dem Laufenden halten“.

„Okay, Chef“, prustet Bernd los, „Sie machen das ja nur, um dem Machmal auf die Finger zu klopfen – oder?“

„Nicht so ganz, Breunecke“, erklärt Schneider da ganz ernst, „ich möchte nur wissen, ob ich mich im Franz Unruh derart getäuscht und damals einen Fehler gemacht habe. Das lässt mir keine Ruhe.“

„Und wo fangen Sie an, Chef?“, ist Bernd nun neugierig. –

„Mit dem Vierzeiler natürlich, Breunecke“, lautet die Antwort, „denn wenn es stimmt, dass die Putzfrau so in der Gegend rumgevögelt hat, wie der Vierzeiler andeutet, muss ich ihr Verhältnis zum Franz von Unruh auch näher durchleuchten. Denn wieso hat der Saubermann Unruh die schlecht putzende Frau nicht schon früher rausgeschmissen. Da kann was nicht stimmen!“

„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Chef“, ist Bernd zunächst verblüfft, meint darauf aber: „Könnte schon was dran sein. Dann müssten Sie aber sein Sexualverhalten insgesamt näher überprüfen, die Nachbarschaft diesbezüglich befragen. Und dann wäre da noch das Ohrgehänge der Putzfrau, bei dem näher zu prüfen ist, wie es aussieht und ob es sich vielleicht um das fehlende zweite vom Schäferhundgerippe handelt. Und handelt es sich beim Skelett in der kleinen Kiesgrube tatsächlich um die Reste der Frau von Unruh? - Wo sind die Kleider der Putzfrau geblieben? Da haben Sie eine Menge Arbeit vor sich.“

„Stimmt, Breunecke“, nickt Schneider, „und morgen früh jage ich den Kollegen Machmal mit einem Bild vom Franz von Unruh von Lindau bis Konstanz durch die Rotlichtszene. Damit kann sich Mach gleichzeitig auf die Zusammenarbeit mit Borräus vorbereiten. Er soll rauskriegen, ob und wo der Unruh seinen unruhigen Docht eingetaucht hat. – Ich klopfe inzwischen Unruhs Umfeld ab und führe mit den Nachbarinnen in seinem Haus eine peinliche Befragung durch.“

„Vergessen Sie sein Konto nicht, wenn Sie schon dabei sind“, wird Bernd ironisch, „und in der Fußgängerzone in allen Städten um den See wäre sicher ein Plakat mit dem Bild von Franz von Unruh nützlich, das sich an alle Frauen und Mädchen wendet, Text: Hat Sie dieser Mann schon einmal angesprochen? – Dann melden Sie sich unter …..“

„Übertreiben Sie nicht, Breunecke!“, meint Schneider leicht verärgert, „freuen Sie sich, dass Sie nicht für Winterthur zuständig sind. Denn auch für die Kollegen dort wird es Arbeit in dem Fall geben. – Und jetzt fahre ich mit Hilde nach Hause. Denn morgen muss ich fit sein. Bestellen Sie allen in der Villa noch Grüße und meinen Dank für die Mithilfe und die schöne Feier.“

Aber mit dem sofort Nachhausefahren täuscht sich Schneider. In der Managervilla ist schließlich noch sein Gepäck aufzuräumen. Und dort macht ihm seine Hilde eine Szene, weil sie sich über Dr. Lange und Egon Schneider ärgert. Aber den Anfang bekommen Bernd und Judith nicht mit, weil sie noch nach Frickingen fahren müssen, um dort die beiden Wurstkessel in der Garage des Metzgers abzuladen. Und das geht nur langsam, denn in der Kirchstraße herrscht immer noch Marktbetrieb. Sie müssen etwas abseits parken und die Kessel durch das Marktgewühl zur Metzgerei schleppen.

Chucks Auto steht bei der Rückfahrt nicht mehr in der Einfahrt zur Füllenwaid, als Bernd sich interessehalber danach umschaut.

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