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Kitabı oku: «Die Dorf-Plage», sayfa 8

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Clara und Lukas schrien laut auf bei diesen Worten.

– »Was habt ihr?« rief der Vater verwundert.

– »Oh, abscheulich!« rief schmerzvoll der Jüngling . . . »Mit Clara’s Geld; mit den sauer verdienten Sparpfennigen seiner Tochter . . . Ja, wäre es nicht Clara’s Vater, ich ließe ihn erbarmungslos liegen, flöhe vor ihm zurück, denn Gott hat ihn verflucht!«

Das Mädchen, fast außer sich vor Bestürzung, legte ihm die Hand aus den Mund.

»Kommt, kommt,« rief der Vater, von einer entsetzlichen Angst gejagt. »Wir müssen fort von diesem Ort. Laßt uns versuchen, ihn den Hügel herunterzutragen. Drunten bei Baes Blym wollen wir dann einen Schubkarren holen.«

Der Greis nahm den starren Körper unter die Arme; Lukas faßte ihn bei den Beinen und so trugen sie ihn mit großer Anstrengung langsam über die Unebenheiten des Bodens hinweg, den Hügel hinunter.

Clara folgte schweigend und bitterlich weinend hinterdrein. Am Fuße des Hügels zog Jan Staers auf einmal seine Glieder zusammen, und ein trockenes Gegurgel drang aus seiner Kehle.

Mit freudiger Ueberraschung legten sie ihn auf die Erde und, verfolgten gespannt diese vermeintlichen Anzeichen des zurückkehrenden Lebens. Aber ihre Hoffnung war eitel; nicht die leiseste Bewegung ließ sich ferner wahrnehmen.

Pächter Torfs wurde bleich; eine fürchterliche Ueberzeugung sank ihm in die Seele; er hielt jenes Lebenszeichen für nichts anderes mehr, als für die letzten Zuckungen des Todes.

– »Schnell, Lukas,« rief er, »lauf, was du kannst, und bringe den Schubkarren her!«

Und mit tiefem Mitleiden sagte er zu Clara:

– »Arme Clara! unglückliches Kind! Gott möge dir gnädig sein!«

Das jammernde Kind saß wieder knieend neben ihrem Vater und hielt schluchzend seine eiskalte Hand an ihre Lippen, unter dem fortwährenden Rufe: »Vater, Vater!«

Lukas kam eiligst mit dem Schubkarren angelaufen, half seinem Vater den empfindungslosen Körper darauf legen, und zog damit rasch durch den Feldweg, der an der Wohnung des Jan Staers vorbeiführte.

Das Mädchen murmelte wohl einige leise Aeußerungen des Dankes, hatte aber nicht mehr die Kraft, deutliche Worte vorzubringen. Sie schaute unverrückt auf das bleiche Gesicht ihres Vaters und empfand von Zeit zu Zeit ein so heftiges Schütteln, daß der alte Torfs, der sie,führte, ihre Hand in der seinigen zittern fühlte.

Glücklicherweise kamen sie an Staers’ Wohnung, ohne Jemand begegnet zu sein Sie nahmen ihn vom Karren und trugen ihn aufs Bett . . . Das Mädchen rückte einen Stuhl herbei, setzte sich und ließ ihren Kopf auf die Brust ihres Vaters fallen . . Aber der alte Torfs hielt sie davon zurück und forderte sie auf aufzustehen, indem er sagte:

»Geschwind, Clara, nach dem Doktor! sagt ihm, er möge stehenden Fußes herbeieilen, er dürfe auf doppelte Bezahlung rechnen.«

Die Jungfrau schaute ihn stier an, als hätte sie ihn nicht verstanden; doch bald kam sie wieder zur Besinnung und rief, nach der Thüre laufend:

»Ach ja, den Doktor!«

Ihr wehmüthig nachsehend, wandte sich der Alte zu seinem Sohne und sprach:

»Lukas, wir stehen hier vielleicht vor einer Leiche! Spute dich und hole den Pfarrer, auf daß, wenn noch Leben in diesen starren Körper dringen sollte, er sich mit Gott noch versöhnen könne . . . Wer weiß, oft am Rande des Grabes . . . «

Der Jüngling, ohne den Schluß von seines Vaters Rede abzuwarten, sprang zur Thüre hinaus.

Dann wandte sich der Bauer nach dem Bette und blieb mit gekreuzten Armen in ernste Betrachtungen vertieft davor stehen, indem er von Zeit zu Zeit den Kopf schüttelte und zu sich selber flüsterte:

»So viele fangen mit einem Tropfen an, sich keiner Gefahr versehend; aber wer von ihnen dürfte sagen: dieses Tröpfchen wird mich nicht in die Grube bringen? Arme Seele, vielleicht stehst du bereits droben vor dem Richterstuhle des gerechten Gottes!«

Eine Vorrede zum Schluß

An einem der letzten schönen Tage des Oktober – es war im Jahr 1851 – streifte ich, von einer herrlichen Herbstsonne verlockt, durch die Kempen nach dem Hageland hinab. Dort wohnte in einem Dorfe, mitten in jenem Eisensteingrunde, einer meiner alten Schulfreunde als Vikar.

Er hatte mir längst bei irgend einem Anlaß, in einem Briefe, eine so anziehend poetische Schilderung von den Umgebungen seines Dorfes gemacht, daß ich der Versuchung nicht mehr widerstehen konnte, seiner Einladung zu folgen und ihn zu besuchen.

So befand ich mich denn in jenem reizenden Lande, mit seinem so mannigfaltigen Wechsel von Hebungen und Senkungen, als hätten sich einst, während eines Sturmes, die Wogen der ungestümen See plötzlich versteinert.

Ich hatte mit meinem Freunde, dem Vikar, die Umgegend in die Kreuz und Quere durchstreift, und selbst am Fuße des steinernen Kreuzes einige Augenblicke ausgeruht.

– Wir plauderten gemüthlich von der Jugendzeit. Er erzählte mir von seinen Studien im Seminar, und von den Kämpfen, die er mit seinem Innern zu bestehen gehabt, um endlich den Entschluß zu fassen, dem geistlichen Stande sich zu widmen, von dem Frieden, den sein Sieg über die Lockungen der Welt in seiner Seele erzeugt, und dem glücklichen Stillleben, dessen er nunmehr genieße.

Meinerseits stellte ich ihm die Unannehmlichkeiten des Soldatenlebens vor Augen; berichtete ihm über das Ende eines unserer gemeinschaftlichen Freunde, der in der unglücklichen Schlacht bei Löwen8 an meiner Seite von einer Kanonenkugel getroffen worden war; redete von den Genüssen und Widerwärtigkeiten der schriftstellerischen Laufbahn, von den vielfachen, im hitzigsten Streite sich bekämpfenden politischen Ansichten und Bestrebungen der Gegenwart, von der Wiedergeburt Flanderns, unseres so lange verkannten Vaterlandes.

Unter diesen traulichen Gesprächen über Poesie und Dichter, über die Schönheiten der Natur und die Erinnerungen aus früheren Jahren, sahen wir den Abendnebel langsam am Fuße der Wälder sich höher und höher erheben und über die weite Fläche hin verbreiten, bis daß die Sonne tief unter den westlichen Horizont hinabgesunken war.

Nach Osten zu glühte der Mond wie eine riesenhafte Feuerkugel über den Wipfeln der dunkeln Tannenbäume.

So kehrten wir denn zurück in’s Pfarrhaus, wo ich für diese Nacht einer liebreichen Gastfreundschaft genießen sollte.

Nach dem Abendessen hörten wir andächtig den Erzählungen des achtzigjährigen Pfarrers zu, der uns die buntesten Bilder aus der »Verschlossenen Zeit«9 und ans dem Bauernkriege vorführte. Von den grausamen Sansculotten verfolgt, hatte er unter seinen bewaffneten Landsleuten eine Zuflucht gesucht, und war mitten unter den sogenannten Brigands bis zu deren Vertilgung geblieben. Durch einen Zufall, der einem Wunder gleich kam, war er noch gerettet worden, als die Leichen seiner Unglücksgefährten um Hasselt herum in ihrem Blute hingestreckt lagen.

Mir waren diese Erzählungen von ganz besonderem Interesse, da ich gerade damit umging, Materialien zu einem Werke zu sammeln, das jenen letzten aber ruhmvollen Widerstand der belgischen Freiheit gegen die fremde Zwingherrschaft zum Gegenstande haben sollte10.

Es mochte wohl acht Uhr sein, als der Pastor seine Mittheilungen beendigte; und nachdem noch über dies und jenes geplaudert worden, sah der greife Priester nach der Uhr und sagte zu seinem Vikar:

– »Vergessen Sie nicht, was Sie dem Pächter Torfs versprochen haben.«

Mein Freund nahm sofort seinen Hut und indem er ein Buch vom Kamingesimse holte, sagte er mir:

»Freund Conscience, ich muß noch schnell einen Gang machen, dort hinter dem Bach, ein Paar Minuten von hier. In einer guten halben Stunde bin ich wieder zurück. Unterhalte dich einstweilen mit dem Herrn Pastor.«

Ich aber, der längst schon mit Sehnsucht nach dem bläulichen Lichte des Mondes geschaut hatte, der mild und freundlich zu den obersten Fensterscheiben ins Zimmer herein schien, stand ebenfalls auf und sagte:

– »Wie schön muß es jetzt im Freien sein. Laß mich dich begleiten, ich werde auf der Straße warten und inzwischen den Eindrücken dieses schönen Landes bei nächtlicher Stille mich hingehen. Der Herr Pastor wird es nicht übel nehmen.«

– »O ganz und gar nicht,« sagte dieser. »Meine Stunde hat ohnehin geschlagen, und ich werde mich legen.«

Kaum hatte mich der Vikar ein Paar Schußweiten durch den Feldweg geführt, als er nach einem Häuschen deutete, das einsam am Rande des Baches aus den Bäumen hervorsah.

Ich bewunderte die dürftige Wohnung, die so allein auf dem flachen Feld in der Stille der Nacht unter dem blauen Mondlicht hervorglänzte und funkelte wie ein Diamant.

Es schien, als hätte die Nachtfackel droben am Himmelszelt ihren hellsten Schein auf das Häuschen vereinigt; seine kleinen Fensterscheiben flimmerten im buntesten Farbenwechsel; die Weinrebe am Hintergiebel bewegte leise ihre krystallenen Blätter unter dem Säuseln eines kühlen Windes; und die Wipfel der Bäume, die über dem Dache hervorragten, schwankten wie lebendiges Silber, das durch die Luft zu flattern schien.

– »Wie herrlich!« rief ich aus. »Das steht da wie hingezaubert!«

– »Sobald wir im Pfarrhaus zurück sind, will ich dir die Geschichte dieses Häuschens erzählen,« sagte schmerzlichen Tons mein Freund. Sie mag dir Stoff bieten zu einer rührenden Erzählung, wofern du, wie du übrigens zu thun pflegst, die Namen der Ortschaften und Personen so veränderst, daß man sie nicht wieder erkennt . . . Dieß Häuschen, Freund Heinrich, das du hier mit so viel Entzücken vor dir siehst, . . . vor drei Tagen noch wohnte darin ein Mädchen, das nur von Glückseligkeit träumte und ihre Zukunft beglänzt sah vom rosigen Lichte der süßesten Hoffnung. Sie liebte und nach Ostern sollte sie mit dem Geliebten ihres Herzens zum Altare geführt werden. In ihrer Einfalt sprach sie ungeschminkt von dem Glücke, das ihrer warte nach einer Vergangenheit voll Leiden und Entbehrung. Als sie unserem alten Pastor einst begegnete, erzählte sie ihm Alles, was in ihrem keuschen Gemüthe vorging und wie sie! kaum schlafen könne vor innerer Seligkeit. Sie würde reich werden, dachte sie, Mutter sein, Gott danken, Alles in ihrer Nähe glücklich machen und den Schatz ihrer liebreichen Seele auf ihre ganze Umgebung ausgießen als einen Lichtkranz von Muth und stiller Lebensfreude . . . Und jetzt?«

Mein Freund schwieg; ich horchte noch immer, denn der Ton seiner Stimme ließ mich etwas Ernstes und Erschütterndes vermuthen.

– »Und jetzt?« wiederholte ich daher voller Neugierde. Wir waren am Häuschen angelangt; noch einige Schritte und wir standen an der Schwelle der Hinterthüre.

– »Und jetzt?« fuhr der Vikar fort, indem er mich nach einem Seitenfenster hinführte. »Bleib stehen und schaue, so verhält es sich jetzt!«

Ich blickte durch die Scheiben in die Stube. Ein Schauder ergriff mich und ich konnte den Angstruf nicht bemeistern, der wie ein erstickter Seufzer meinen Lippen entfuhr.

Der Mond beschien das Zimmer und verlieh den Gegenständen darin einen düsteren violettfarbenen Anstrich. Auf einem Tisch stand, zwischen zwei kleinen Kerzen von gelbem Wachs, deren fahles Licht wie zwei Stalllaternen flackerte, das Bild des gekreuzigten Heilandes. Drei oder vier Personen – ein Greis, eine bejahrte Frau und ein Jüngling – knieeten mit der starren Bewegungslosigkeit einer Steingruppe um eine lange auf zwei Stühlen ruhende hölzerne Kiste – es war ein Sarg.


Zu den Füßen desselben sah ich den Kopf eines jungen Mädchens vorgebogen, dessen langes Haar über die Planken des Sarges herabwallte und von deren Wangen ein reichlicher Thränenstrom herabfloß.

Der Vikar faßte mir die Hand, und mich vom Fenster wegführend sagte er:

– »Entferne dich jetzt von diesem Orte des Unheils. Wandle einstweilen auf diesem Fußwege, ich muß hier einige Gebete lesen und in einer Viertelstunde bin ich wieder bei dir. Bewahre immerhin den Eindruck dessen, was du eben gesehen: denn ich habe eine düstere Geschichte dir vorzutragen.«

Schon drückte er die Hand an die Thürklinke, als ich ihn tief ergriffen noch fragen konnte:

»Wer ist es denn – der dort im Sarge liegt?«

– »Ein Trunkenbold,« flüsterte er mir kurz zu, indem er in’s Haus trat.

Als mein Freund seine Amtspflicht erfüllt hatte und mich wieder aufsuchte, fand er mich mit verschränkten Armen und gesenktem Blicke auf dem Feldwege stehen.

Er fing sodann mir Langes und Breites von Jan Staers, von Pächter Torfs und seiner Frau Bethe, von Lukas und Clara zu erzählen. Seine Erzählung dauerte ziemlich lang, denn wir saßen schon in der großen Stube des Pfarrhauses, ehe ich wirklich wußte, wer die einzelnen Personen waren, die ich um die Todtenbahre versammelt gesehen hatte.

Mein Freund forderte mich endlich auf, eine Dorfgeschichte auf Grund seiner Erzählung aufzusetzen.

Wohl schien mir der Stoff rührend genug; aber mein Gemüth sträubte sich dagegen, meinen Lesern Bilder vorführen zu müssen, die in ihrem Herzen nur Abscheu erwecken müßten.

Der Vikar indeß ließ es sich angelegen sein, mir zu beweisen, daß man die Untugenden recht gut in ihrer Abscheulichkeit darstellen könne, wofern nur Sittsamkeit und Keuschheit die Feder führen und man allein die Bekämpfung des Bösen und Gründung des Guten als letztes Ziel dabei verfolge. Mein Buch würde überdieß den Opfern zu einer guten Lehre dienen – und die Rettung eines einzigen Menschen wäre schon des Lohnes genug für meine Arbeit.

Ich wendete ein, daß ich es mir zum Grundsatze gemacht habe, nur treffende Gemälde zu entwerfen, und ich mich nicht dazu entschließen könne, die Farbe meiner Palette dazu zu gebrauchen, einen so widrigen Gegenstand, wie die Trunksucht, nach der Natur zu malen; daß ich meine Gemälde nie unausgeführt ließe und ich deßhalb Gefahr liefe, Bilder zeichnen zu müssen, die meinem eigenen Gemüth, als unedel, nur Widerwillen erregen müßten.

Da erinnerte er mich an das Beispiel der alten Griechen, die zu gewissen Zeiten des Jahres ihre Sklaven sich bis zur Besinnungslosigkeit berauschen ließen, und sie dann in diesem Zustande ihren Söhnen zeigten, um in den jungen Gemüthern einen Abscheu vor diesem häßlichen Laster sich einwurzeln zu lassen.

Die Sache blieb für jenen Abend noch unentschieden.

Als ich aber des andern Morgens mich anschickte, das Pfarrhaus zu verlassen, erneuerte mein Freund seine Aufforderung.

Obschon die Nacht die Gefühle des Vorabends einigermaßen gemildert hatte, wollte ich ihm dennoch ein bestimmtes Versprechen, seinem Rathe zu folgen, noch nicht geben. Beim Abschied jedoch sagte ich zu ihm:

»Ich werde mir die Sache noch überdenken, vielleicht hast du doch Recht.«

« Drei Jahre sind darüber verstrichen. In dieser Zeit ist mir jener Sarg und das Mädchen mit dem wallenden Haar wohl, oft vor die Seele getreten; aber ich wagte es noch immer nicht, den Wunsch meines Freundes zu erfüllen.

Unlängst jedoch – ich hatte mein größeres Werk, Chlodwig und Chlotilde, eben beendigt – suchte ich nach einem neuen Vorwurf; aber es sollte der Vorwurf einer schlichten Erzählung, einer einfachen Bauerngeschichte sein, eine Blume mehr in dem Haideblüthenkränzchen, das ich versprochen habe für meine Freunde zu flechten.

Als ich eines Tages nachdenklich im Zimmer saß, bringt mir die Post einen Brief. Er war von meinem Freunde, dem Vikar. Was mag er mir zu melden haben? dachte ich beim Erbrechen desselben; denn seit meinem Besuche auf seinem freundlichen Dorfe hatte ich Nichts wieder von ihm gehört.

Der Brief erkundigte sich nach meiner Gesundheit, sprach mit Begeisterung von den Jünglingsträumen des herrlichen flandrischen Dichters Van Beers11 und schloß folgendermaßen:

. . . »Die eigentliche Ursache meines Schreibens jedoch liegt nicht in den vorstehenden Zeilen. Weißt du, was mich bewogen hat, die Feder zu ergreifen? Vielleicht schwebt dir noch im Gedächtnisse jener Sarg vor, auf den ich dich einen Blick werfen ließ, sowie die Geschichte, die ich dir bei jener Gelegenheit erzählte. Ungeduldig harrte ich lange, aber vergebens auf die Dorfnovelle, die du mir darüber zu schreiben in Aussicht stelltest. Aber allmälig war auch mir die Sache aus der Erinnerung gefallen; als sie mir gestern wieder lebhaft entgegentrat, und mich dabei den ganzen Tag an dich denken machte. Gestern nämlich habe ich ein Kind getauft, ein dickes, blühendes Knäblein. Rathe nun, wer der Vater und die Mutter gewesen? . . . Lukas, der Jüngling, den du in der Kammer des kleinen mondbestrahlten Häuschens gesehen hast, und Clara, die Jungfrau, die schmerzerfüllt mit ihrem wallenden Haare über dem Sarge gebogen lag. Seit einem Jahre sind sie getraut und wohnen, gemeinschaftlich mit Pächter Torfs und Mutter Bethe, auf dem steinernen Hofe. Sie fühlen sich glücklich, und Alles gedeiht ihnen auf’s Beste. Es ist die Rede davon, daß der alte Torfs bei der nächsten Wahl Bürgermeister unseres Dorfes werden soll. Mache mir also nochmals das Vergnügen eines Besuches in meiner stillen Pfarrwohnung, damit ich dich im steinernen Hause den guten Leuten vorführe. Wir wollen mit ihnen unter traulichen Gesprächen den Kaffee trinken. Nun Freund, jetzt hast du einen Schluß zu deiner Erzählung. Wirst du noch immer mit dem Aufschreiben säumen?«

Des anderen Tages fertigte ich einen Brief nach dem Hageland ab, dessen erste Zeilen also lauteten:

– »Uebermorgen bin ich bei Dir, lieber Freund, und freue mich sehr darauf, dem Pächter Torfs, der Frau Bethe, sowie Lukas und Clara freundlich die Hand zu drücken. Die versprochene Geschichte soll unmittelbar darauf dem Papier anvertraut werden. Möge sie mehr als einem Dorfbewohner zur Warnung und Lehre dienen; weiter verlange ich nichts . . . «

– E n d e -
8.Im Jahr 1831 zwischen Belgiern und Holländern.
9.Die »Verschlossene Zeit« heißt der Zeitraum unserer Geschichte, wo die französische Republik die Kirchen hatte schließen lassen, weil die Geistlichen den Verfassungseid verweigert hatten. Man taufte und predigte daher in Kellern, Ställen, Wäldern und andern Verstecken. Anm. d. Verf.
10.Dieses hier angedeutete Werk »Der Bauernkrieg« ist im Jahre 1852 erschienen. Eine Uebersetzung desselben ist in demselben Verlag, als die gegenwärtige Schrift, in zwei Bänden erschienen. Anm. d. Ueb.
11.Dieser durch Gemüthlichkeit besonders ausgezeichnete belg. Dichter ist Lehrer am Schullehrerseminar zu Lier und durch eine fläm. Grammatik ebenfalls vortheilhaft bekannt. Anm. d. Ueb.