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FLOSSING – GRUNDLAGEN


Was ist Flossing?

Das Wort „Floss“ bzw. „Flossing“ bezeichnet im tagtäglichen Gebrauch die Benutzung von Zahnseide im Rahmen der Mund- und Zahnhygiene. Unter dem Begriff „Flossing“ fand inzwischen auch der Einsatz der elastischen Bänder weltweit Verbreitung, insbesondere im Training und in der Rehabilitation. Es handelt sich dabei um Kompressionsbandagen mit elastischen Gummibändern, die angebracht werden, um Beschwerden des Bewegungsapparats zu behandeln.

Wegen der erstaunlich positiven Wirkung, die jedoch nicht näher erklärt werden konnte, wurde oft der Begriff „Voodoo Flossing“ benutzt. (Voodoo kann in diesem Zusammenhang als obskure, unerklärliche Zauberkunst verstanden werden.)


KLARE ZIELE DES FLOSSING

 Schmerzlinderung

 Verbesserte Beweglichkeit

 Reduktion von Schwellungen

 Muskelaufbau und -kräftigung

 Verbesserte Koordination

Aktuell nahm Kelly Starrett den Begriff „Voodoo Flossing“ und die Behandlungsmethode in sein Buch über Fitnesstraining auf (Starrett 2014).

Die elastischen Bänder werden bei Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und akuten Schwellungen direkt um die betroffene Extremität gewickelt und diese wird anschließend aktiv bewegt. Die mit der Anwendung verfolgten Ziele sind Schmerzminderung, verbesserte Beweglichkeit, Reduktion von Schwellungen und schnellere Heilung. Durch die vermehrte Anwendung in der Medizinischen Trainingstherapie gibt es mittlerweile auch Erklärungsansätze für die Wirksamkeit.

Material

Flossingbänder (s. Abb. 1) sind aus 100 % Naturkautschuk hergestellt und in verschiedenen Längen von ca. 1,03 m bis 2,06 m erhältlich. Die Materialdicke variiert von 1,1 mm bis 1,6 mm. Die Breite des Bandes für die Anwendungen an Armen, Beinen und Körper beträgt 5 cm. Für die Anwendung an kleinen Gelenken und den Händen gibt es schmalere, 2,5 cm breite und kürzere Bänder. Für den Behandlungserfolg ist neben der richtigen Technik die Qualität der Bänder von ausschlaggebender Bedeutung. Die Oberfläche des Bandes darf nicht zu glatt sein, d. h. sie muss den nötigen „Grip“ aufweisen. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Elastizität. Das Band muss gut nachgeben und sich optimal an die Haut anschmiegen. Gute Elastizität und Anpassung führen erst zu dem gewünschten therapeutischen Reiz im Gewebe bzw. den Zielstrukturen. Durch die gleichmäßige Elastizität lässt sich die Zugstärke genau dosieren und individuell an die zu beeinflussenden Strukturen anpassen. Die Flossing-bänder sind frei von Weichmachern und anderen Schadstoffen und somit gefahrenlos auf der Haut anzuwenden. Eine Allergie gegen Kautschuk sollte allerdings vorher ausgeschlossen sein. In diesem Fall kann man das Flossingband über der Kleidung anlegen.

WIE ERKENNT MAN EIN „GUTES“ BAND FÜR DIE FLOSSINGPRAXIS?

Ein geeignetes Band hat eine ganz leicht seidige Oberfläche, sie darf sich keineswegs glatt anfühlen. Wenn man an dem Band zieht, sollte der Widerstand weich-elastisch und das Band gleichmäßig dehnbar sein. Egal welche Marke oder welchen Hersteller Sie auswählen, achten Sie auf die beschriebene Oberfläche und die elastische Dehnfähigkeit.

Materialeigenschaften


Abb. 1 Aufgerollte Flossingbänder in der Detailansicht.

MATERIALEIGENSCHAFTEN, DIE FÜR EINE EFFEKTIVE BEHANDLUNG WICHTIG SIND

 Weich-elastisch, gleichmäßig dehnbar ohne auszuleiern

 Samtige, nicht zu glatte Oberfläche, damit ein guter „Grip“ auf der Haut besteht

 Frei von Schadstoffen

 Bedenkenlos abwaschbar

Wirkmechanismen
Durchblutung und Gewebsdrainage

Bisher gibt es nur sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen zum Flossing. Das genaue Wirkprinzip ist noch nicht klar erkannt, wobei es mehrere Effekte gibt, die in Frage kommen. Die Wirkweise der Flossingbänder wird nicht ausschließlich auf die Kompression zurückgeführt, da immer zusätzliche Bewegungen ausgeführt werden.

Das feste Umwickeln reduziert sofort die Durchblutung im behandelten Gebiet. Gewebeflüssigkeit wird mit Hilfe der elastischen Binde ausgepresst (s. Abb. 2). Durch die anschließende rasche Lösung der Binde kommt es zu einer unverzüglichen, verstärkten Durchblutung, sodass ein Schwammeffekt vorstellbar ist (s. Abb. 3). Stoffwechselmetabolite werden durch die Kompression praktisch ausgepresst, während sie durch die anschließende Hyperämie ausgeschwemmt werden. Die Kompression wird in der Regel nach 1–2 Minuten wieder gelöst, wodurch unverzüglich wieder Blut und Lymphe ungehindert zirkulieren können.


Abb. 2 Durch die starke Kompression wird das Blut ausgepresst.

Auf der Ebene des Lymphsystems kann man sich vorstellen, dass durch den starken Druck Schwellungen in Bereiche mit funktionierendem Lymphsystem transportiert werden. Neuere Studien zeigen, dass optimale Druckverhältnisse zur Ödemreduktion erheblich größer sein könnten, als bisher in der Lymphdrainage empfohlen (Taradaj et al. 2015; Zaleska et al. 2014). So weisen bei vorübergehender, mehrfach wiederholter Kompression Drücke von etwa 120 mmHg (entspricht 0,16 kg/cm2) die beste Ödemreduktion auf. Die Wirkmechanismen der Lymphdrainage beim Flossing bleiben vorerst Spekulation, weil derzeit keine Untersuchungen dazu vorliegen.


Abb. 3 Auf die verminderte Durchblutung folgt sofort eine starke Rötung des behandelten Gebiets.

Haut und Fasziennetzwerk

Die Haut steht in direktem Kontakt mit dem Flossingband und leitet über zahlreiche Rezeptoren (s. Abb. 4) die Reize ans zentrale Nervensystem weiter. Die intensive Flossingbehandlung der Haut führt zu einer massiven Stimulation der Mechanosensoren, und die Weiterleitung dieser Stimuli ans Gehirn bewirkt eine Unterdrückung von Schmerzreizen im Rückenmark. Der erhöhte Input ermöglicht es dem Nervensystem, auch Abweichungen und Dysbalancen besser auszugleichen.

Direkt unter der Haut beginnt das fasziale Netzwerk des Körpers. Dank der reichen Versorgung mit Nervenfasern, Rezeptoren und der Einbindung von Wasser kann man Faszien als das größte Sinnesorgan des Körpers bezeichnen. Das fasziale Netzwerk verbindet sämtliche Organe des Körpers von Kopf bis Fuß und von außen nach innen. Zentrales Element ist die Verschiebbarkeit der einzelnen Faszienschichten und deren Beziehungen zu Nachbarstrukturen wie Sehnen, Muskeln, Bändern, Gefäßen und Nervensträngen (s. Abb. 5).


Abb. 4 Die zahlreichen Mechanosensoren der Haut und Faszie leiten den Therapiereiz an das Rückenmark und Gehirn weiter.


Abb. 5 Unterarm im Querschnitt. Die Lagebeziehungen von Knochen, Muskeln, Faszien, Gefäßen und Nerven lässt sich gut erkennen. Bei Kompression durch das Flossingband und gleichzeitiger Bewegung bewirken die auftretenden Scherkräfte eine Mobilisation der verschiedenen Ebenen.

Durch Verletzungen, Operationen und zu wenig Bewegung kann es zu Verklebungen und somit Störungen in den Faszien kommen. Betrachtet man das Flossing als eine Faszienbehandlung, lässt sich gut erklären, warum gerade nach Operationen und Verletzungen die Wirksamkeit des Flossing so groß ist. Durch den Druck des Bandes bei gleichzeitiger Bewegung entstehen Scherkräfte. Die einzelnen Schichten werden von außen festgehalten, während durch das gleichzeitige aktive Bewegen Verklebungen zwischen den einzelnen Schichten gelöst werden (s. Abb. 6).


Abb. 6 Das Bild verdeutlicht die Kontinuität der Kollagenfasern von der Hautoberfl äche bis in tiefere Schichten. In diesen Bereichen fi nden die Gleitbewegungen statt. Blutgefäße (rot) und andere Strukturen wie Sehnen und Nervenfasern müssen sich frei bewegen können (Modifi ziert nach Guimberteau 2015).

Kompression und Stimulation von Mechanosensoren führen nachweislich auch zu einer verbesserten Flüssigkeitsversorgung der extrazellulären Matrix (Grundsubstanz) (Schleip 2003). Der erhöhte Wassergehalt reduziert die Viskosität und resultiert wiederum in einer erhöhten Verschiebbarkeit. Die hervorragende Wirksamkeit des Flossing bei länger zurückliegenden Operationen ließe sich durch das Wiedererlangen der faszialen Verschiebbarkeit erklären. Ebenso gehen anhaltende Langzeiteff ekte vermutlich mit der wiedererlangten faszialen Integrität einher.

Gelenke

Wickelt man ein Gelenk mit ein, so kommt es zu einer spürbaren Kompression des gesamten Gelenks. In den Gelenkkapseln und den umliegenden Bändern befi nden sich Propriozeptoren, die dem Gehirn und dem Gleichgewichtssinn Informationen über die Gelenkstellungen und -belastung geben. Bei einer Gelenkverletzung – Distorsion/ Verstauchung oder nach Operationen – kommt es häufi g zu einem Gelenkerguss, der für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der Gelenkkapsel sorgt. Dadurch werden ebenfalls die Koordination und Sensomotorik gehemmt. Die entstauende Wirkung des Flossing kann durchaus bewirken, dass eine propriozeptive/sensomotorische Rein-tegration getriggert wird. In EMG-Untersuchungen zeigen sich beschleunigte Ansprechzeiten der behandelten Muskulatur (Seidenspinner & Kolster 2015). Dies könnte die auftretenden Soforteff ekte erklären. Durch die Zugrichtung des Bandes lässt sich ein spezifi scher Reiz auf die Gelenkposition ausüben. So ermöglicht eine Wickelung mit Zugrichtung von innen nach außen eine leichte seitliche Verschiebung der Gelenkpartner (s. Abb. 7). Daher kommt es unter der Bewegung zu einer Distraktion gewisser Gelenkanteile. Dies führt hin und wieder zu einem Lösen des Gelenks mit einem hörbaren Knacken während der Flossingbewegung.

MERKE

Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, sollte das Flossing direkt auf der Haut angewandt werden.


Abb. 7 Wickelung mit erhöhter Zugstärke von innen nach außen bei Tennisellenbogen. Ein leichter seitlicher Distraktionseff ekt ist hierbei denkbar.

Biochemische Faktoren

Das Bewegen unter verringerter Blutzufuhr hat die Folge, dass sich Blut in dem abgebundenen Bereich anstaut. Der Muskel ermüdet wesentlich schneller. In der Folge sinken die Sauerstoffsättigung und der pH-Wert. Es kommt so schneller zu einer Ansammlung von Milchsäure, was letztendlich zu einer erhöhten Ausschüttung von Wachstumshormonen führt (s. Abb. 8). Ebenfalls kommt es zu einem Anschwellen der Muskelzellen. Dies sind Effekte, wie sie nach einem intensiven Maximalkrafttraining mit schweren Gewichten auftreten.


Abb. 8 Schema der Prozesse, die unter Blutstau durch Kompression bei gleichzeitigem Training ablaufen, modifiziert nach Horiuchi & Okita 2012. (? = Bisher liegen keine eindeutigen Nachweise für die jeweiligen Veränderungen vor.)

Schmerz und körpereigene Hemmung

Schmerz ist als therapeutischer Wirkmechanismus ernst zu nehmen. Wird ein schmerzhafter Reiz angebracht, werden im Gehirn, Rückenmark und in den Nervenfasern Prozesse in Gang gesetzt, die als absteigende Hemmung bezeichnet werden. Schmerzen werden durch endogene Ausschüttung von Opioiden abgeblockt und Heilungsreize gefördert. Einfacher könnte der Vorgang als Anregung der Selbstheilungskräfte verstanden werden. Dies funktioniert insbesondere, wenn der Reiz genau im betroffenen Bereich angewandt wird. Die Wirksamkeit des häufig unterschätzten Placebo-Effekts kommt auch besser zum Tragen, wenn therapeutische Reize intensiver wahrzunehmen sind.

ZUSAMMENFASSEND SIND FOLGENDE WIRKMECHANISMEN DENKBAR:

 Schwamm- oder Spüleffekt auf zellulärer EbeneAuspressen des Gewebes durch KompressionVollsaugen oder „Durchspülen“ durch schlagartige HyperämieLymphdrainage durch angewandten Druck

 Auf der Ebene der unterschiedlichen GewebeSchereffekte, die zu einer Mobilisierung unterschiedlicher Strukturen – Haut, Faszien, Muskeln, Sehnen, Gelenkkapsel, neurale Strukturen usw. – führenReduzierte Viskosität der extrazellulären Matrix

 Entstauung von Gelenkergüssen, dadurch vergrößertes Bewegungsausmaß

 Direkte Beeinflussung der Propriozeption bzw. Sensomotorik im Sinne einer propriozeptiven bzw. sensomotorischen Reintegration durch forcierte Bewegung unter Kompression

 Absteigende Schmerzhemmung durch intensiven Behandlungsreiz

 Biochemische FaktorenÄnderung der StoffwechsellageAnsammlung von LaktatSenkung des pH-WertesAusschüttung von Wachstumshormonen

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Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
158 s. 164 illüstrasyon
ISBN:
9783868675443
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