Kitabı oku: «Lebensabenteuer», sayfa 3

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Neugierig sah sie ihn an. Das war ihr sehr recht, sie wollte die neu gefundene Geborgenheit nicht wieder aufgeben. Sie konnte sich nicht entsinnen, sich jemals so wohlgefühlt zu haben wie gegenwärtig.

Aber bevor er redete, zog er Inge in seine Arme und küsste sie immer wieder, als hätte er Angst vor dem klärenden Gespräch. Flüsternd sagte sie zu ihm, dass er bleiben solle und sie sich morgen unterhalten könnten. Innig drückte er Inge an sich. Er hielt sie lange Zeit schweigend in den Armen. Langsam begann sie, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. Er stöhnte leise, als sie seine behaarte Brust streichelte und dabei seine Brustwarzen berührte. Er konnte sein Glück nicht fassen und hatte Angst, aus einem schönen Traum zu erwachen. Mutig geworden, streichelten seine Finger ihren Hals und glitten immer weiter. Lustvoll drängte sich Inge an ihn. Sie hatten begonnen, sich gegenseitig auszuziehen, als Inge plötzlich aufschrie. Mit einem Ruck saß sie aufrecht am äußersten Rand der Couch und verlangte eine Erklärung für den Leberfleck. Da erzählte ihr Frank die Ereignisse der letzten vier Monate. Inges Mann Jan hatte, nachdem sie nach München gegangen war, tüchtig dem Schnaps zugesprochen. Eines Tages hatte er Frank angerufen und seinen Besuch in Amerika angekündigt. Sein Jähzorn kannte keine Grenzen und Frank konnte nicht begreifen, wie sehr sich sein Bruder verändert hatte. Bekam er nichts zu trinken, wurde er bösartig, hatte er getrunken, war es nicht besser mit ihm. Frank streckte die Hand nach Inge aus und bat sie, ihn nicht so vorwurfsvoll anzusehen. Ganz behutsam zog er sie wieder an sich und legte den Arm um sie, als er weiter sprach. Als Inge hörte, dass ihr Mann betrunken Helikopter fliegen wollte und dabei abstürzte, nahm sie es auf wie eine anonyme Zeitungsmeldung. Sie hatte keine Träne. Stumm saß sie da und versuchte, das Gehörte zu begreifen. Sachte zwickte sie Frank ins Ohr und fragte, ob er es sei oder nur ein schöner Traum.

Behutsam fragte Frank, ob sie ihm seine Annäherung übel nähme. Unvoreingenommen wollte er ihre Liebe wecken und nicht als Ersatz für den verstorbenen Mann herhalten. Dass er dabei anfangs das Ekel spielen musste, hatte ihm wehgetan. Nun wusste sie, warum er nie geheiratet hatte. Bald nach ihrer Hochzeit mit seinem Bruder war Frank nach Amerika gegangen.

Er liebte sie vom ersten Augenblick an und konnte es nicht ertragen, sie neben seinem alles verachtenden, gehässigen Bruder zu sehen. Sie beugte sich über ihn und biss sachte zu. Glücklich stöhnte er auf. Endlich hatte das Leben einen Sinn bekommen – an der Seite der geliebten Frau.

Der Fremde

Ilona ging gern durch den kleinen Kurort spazieren. Am Abend erwachten ihre Wünsche und Sehnsüchte viel stärker, als dies am Tag der Fall war. Während sie tagsüber vorwiegend die Auslagen der Geschäfte betrachtete und sich von der gewaltigen Bergwelt rund um den Ort faszinieren ließ, blieb sie am Abend gern vor Juweliergeschäften stehen und der Wunsch nach dem einen oder anderen Schmuckstück machte sich in ihrem Kopf breit.

Am Tag warf sie stolz ihren Kopf in den Nacken, wenn ein Mann sie musterte, und schritt rasch weiter. So war abends die Welt aber ganz anders und von einer gewissen Sehnsucht geprägt. Vor dem Eingang eines Hotels stieß sie beinahe mit einem Mann zusammen. Die Entschuldigung blieb ihr fast im Hals stecken, so überrascht war sie, ohne genau zu wissen, warum sie gestutzt hatte. Woher kannte sie das Gesicht? Die Ähnlichkeit mit ihrem Schwager war verblüffend, aber er wäre doch stehengeblieben und hätte sich mit ihr unterhalten. Wieso sollte er sich in den bayerischen Alpen aufhalten, ohne es im gestrigen Telefongespräch zu erwähnen? Sie konnte diese Ähnlichkeit und die Begegnung nicht einordnen. Zu Hause angekommen, stellte sie fest, dass ihr Mann noch nicht zurückgekehrt war und sie dachte weiter über den Fremden nach. Als sie sich einige Tage später zum abendlichen Spaziergang angezogen hatte, fragte ihr Mann, ob er sie ein Stück mit dem Auto mitnehmen solle. Er wollte noch in die Videothek, das wusste sie. Sie lehnte dankend ab. Sie war sich darüber im Klaren, dass das Hotel, wo sie den Fremden gesehen hatte, in einer anderen Richtung lag. Der Fremde nahm breiten Raum in ihren Gedanken ein. Sie wünschte sich sehnsüchtig, ihm noch einmal zu begegnen. Wieder ging sie durch die Geschäftsstraßen und genoss den Lichterglanz. Der Blick durch das Fenster der Weinstube zeigte ihr vergnügte Leute und ein Pärchen flirtete. Plötzlich überkam sie Sehnsucht. Sie wünschte sich an die Stelle der jungen Frau. Der Mann berührte mit seinen Lippen ihr Ohr und streichelte ihre Hand. So zärtlich möchte Ilona auch verwöhnt werden. Vielleicht traf sie den Fremden doch noch? Ob er als Gast oder geschäftlich hier war? Alle Sinne drehten sich um diesen Mann, von dem sie nichts wusste. Er war nicht viel größer als sie, hatte sie mit vertrauten, aber auch erschrockenen Augen angesehen. Sein dunkles, volles Haar war sauber gescheitelt und geföhnt. Ilona Assmann hatte mittelblondes, etwas schütteres Haar. Träumend schlenderte sie ihrem Haus entgegen.

Eines Tages glaubte sie am Eingang eines Cafés den Fremden zu sehen. So sehr sie sich bemühte, es vergingen einige Tage, bis es zu einer überraschenden Begegnung kam. Ihr Mann wollte beim Nachbarn etwas richten. Sie zog ihren Mantel an, nahm vorsichtshalber den Schirm mit, denn der goldene Oktober war vorüber und es regnete zeitweise.

Die Suche nach dem Fremden hatte sie aufgegeben, trotzdem dachte sie immer noch an ihn. Von undefinierbarer Sehnsucht erfüllt, träumte sie von dem sympathischen Unbekannten und malte sich unterschiedliche Versionen über eine Liebesbeziehung aus.

In Gedanken war sie also bereit, ihren Mann zu betrügen. Sie schämte sich für ihre Wünsche und verdrängte die Gedanken, die ihr Kribbeln im Unterleib hervorgerufen hatten. So ging sie raschen Schrittes nach Hause.

Das Wetter war unfreundlich und die Leute hasteten vorbei. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen und versuchte, die vor ihr laufenden Menschen zu unterscheiden. ›War das nicht das dichte, dunkle Haar des Fremden?‹, fragte sie sich. Der Trenchcoat war kein Unterscheidungsmerkmal, den trugen viele. Ihre Augen wanderten über die Köpfe der Leute, wobei der Blick bei den Männern einen Moment verweilte. Da, der Mann im Tabakladen, er könnte es sein. War es ein Wunsch von ihr oder Realität? Sie dachte, nun sähe sie schon Gespenster. Der Mann steckte das Wechselgeld ein und Ilona stellte sich dicht hinter die Ladentür. Ob sie diesen Mann in ein Gespräch verwickeln könnte? Der provozierte Zusammenstoß war geschickt arrangiert. Der Mann umfasste sie mit einem Arm, damit sie nicht stolperte, mit der anderen Hand hielt er die Tür auf und schob sie aus dem Laden. Ein »Hallo, schöne Frau, nicht zu stürmisch«, löste im Bruchteil einer Sekunde Panik bei Ilona aus. Sie bekam weiche Knie und befürchtete, ohnmächtig zu werden. Der Mann hielt sie fest, zog sie sanft zu sich und küsste sie. In einer Atempause stammelte sie etwas wie: »Erkläre bitte …« Weiter kam sie nicht. Der Mann hielt sie fest an sich gedrückt, die Arme um sie gelegt, als müsse er gleichzeitig festhalten und beschützen. Inmitten der Passanten standen die beiden und küssten sich zärtlich. »Komm nach Hause«, sagte ihr Ehemann leise an ihrem Ohr und ein wohliger Schauer durchlief Ilona. Auf dem kurzen Weg nach Hause erzählte er seiner Frau, deren viele, sich überstürzende Fragen er nicht schnell genug beantworten konnte, nur das Wichtigste. »Weißt du, wenn man eine gut aussehende, intelligente Frau hat, die öfter gern allein ausgeht, dann macht man sich Gedanken.« »Ja, aber«, fiel sie ihm ins Wort, »du hattest in den letzten Monaten so wenig Zeit, dann deine Geschäftsessen und eine neue Sekretärin hast du auch.« Er blieb stehen, zog sie an sich und küsste sie sachte auf die erschrockenen Augen. »Mein Liebling, so hat einer vom anderen falsch gedacht. Ich habe für die Perücke einiges investiert, um auf dich aufzupassen, wenn du abends so allein warst in dem Gewühl von Konkurrenten. Ich habe die anerkennenden Blicke der Männer gesehen und wahre Höllenqualen ausgestanden.«

Sie lächelte glücklich und schmiegte sich noch fester in seine Arme. Sie freute sich auf die kommenden Stunden. Ilona war sicher, dass die Zärtlichkeiten mit ihrem Mann schöner werden würden als die neidvoll erspähten Beobachtungen anderer Liebender. Glücklich strahlte sie ihn an und sagte: »Das Geld für die Perücke war keine Fehlinvestition.«

Meine Freundin Madeleine

Madeleine lag auf dem Sofa im Wohnzimmer und grübelte über die letzten Wochen nach. Der rechte Unterschenkel war eingegipst und ihr gesundheitlicher Zustand katastrophal.

Was war passiert? Madeleine zweifelte an sich selber. Warum war sie vor zwei Wochen so durcheinander gewesen? Sie wusste, dass sie sich nicht auf ihren Lebensgefährten verlassen konnte. Er war ein Schürzenjäger, konnte gut delegieren, aber keine Verantwortung übernehmen. Er hatte seit zwei Wochen mit ihrer besten Freundin ein Verhältnis – und das ging zu weit.

Madeleines Aktionsradius beschränkte sich auf die Wohnung. Die Verbindung nach außen bestand nur durch das Telefon. Eine Nachbarin brachte die wichtigsten Einkäufe mit. So humpelte Madeleine durch die Wohnung und versorgte sich selbst. Das Bein schmerzte nicht mehr, nur das Krabbeln unter dem Gips nervte.

Es war toll, wie sie reagiert hatte. Endlich bekam ihr Lebensgefährte die längst verdiente Abfuhr, wenn auch mit Handgreiflichkeiten und gebrochenem Wadenbein. Warum war sie so neugierig? War es nicht egal, mit wem sich ihr Lebensgefährte traf, wo er sie doch mehrfach belogen und betrogen hatte? Aber dieses herzhafte Lachen kannte sie. Sie stellte ihr Bein in die Tür, um Eintritt zu erhalten. Es war tatsächlich ihre Freundin Christel, die überrascht und mit großen Augen auf Madeleine schaute. Madeleines Lebensgefährte wollte die Tür zuschlagen, aber ihr Bein verhinderte das.

Christel und Madeleine waren seit der Schulzeit befreundet und hatten einige schöne Urlaube zusammen verbracht. Aber das hier war das Letzte. Christel und Madeleine hatten vor zwei Jahren eine Wohnung in der Großstadt angemietet und wohnten als WG zusammen. Der Weg zur Arbeit konnte zu Fuß erledigt werden und dies sparte Zeit und Geld. So hatte Christel den Bruder von Madeleine kennengelernt und die beiden hatten sich angefreundet. Also betrog Christel nicht nur sie, sondern auch ihren Bruder Axel mit ihrem Freund. Sie überlegte, ob er etwas wusste oder ahnte. Sollte sie ihn informieren? Sie fühlte sich elend und konnte keinen Entschluss fassen.

Andrea hatte ein Werbefoto gesehen und war sehr erschrocken. Sie überlegte, wann diese Aufnahme von ihr gemacht worden war. Auf jeden Fall war die Veröffentlichung ohne ihre Einwilligung geschehen. Sie stand wie angewachsen vor dem Schaufenster und starrte auf das Bild. Langsam kamen ihr Zweifel an der Identität. Sie schaute auf den Leberfleck an der Oberlippe. Solch einen Leberfleck hatte auch ihre Mutter. War das ein sehr altes Foto und zeigte das Gesicht ihrer Mutter? Nein, die Reklame war aktuell. Nun verstand sie die Welt nicht mehr. Hatte der Fotograf eine Fotomontage vorgenommen? Aber ihre Bekannten kannten die Mutter nicht und wussten nichts von dem Leberfleck. Wenn sie nächste Woche nach dem Semester nach Hause fuhr, würde sie mit ihrer Mutter sprechen. Rasch machte sie unauffällig ein Foto mit dem Handy. Sie war gespannt, wie sich dieses Mysterium erklären ließ.

Als sie in der nächsten Woche nach Hause kam, hatte ihre Mutter am selben Morgen einen Herzinfarkt erlitten. Die Nachbarin hatte die Hilferufe der halbseitig gelähmten Mutter gehört und Hilfe gerufen. Andrea war unendlich traurig, weil ihre liebe Mutter diesen Infarkt hatte erleiden müssen. Als die Nachbarin Andrea unterrichtet hatte, machte sie sich zu Fuß auf den Weg ins Krankenhaus. Verzweifelt und mit tränennassem Gesicht ging sie rasch den kurzen Weg. Passanten starten sie an, Andrea bemerkte es nicht. Im Krankenhaus sagte man ihr, dass die Mutter ruhiggestellt worden war und jetzt schlafe. Morgen würde der Arzt Auskunft geben können. Auf der Intensivstation saß Andrea am Bett und sah ihre Mutter an. Sie konnte nicht helfen und die Tränen nahmen kein Ende. Eine Schwester schaute nach den Geräten. Als sie Andreas Verzweiflung bemerkte, bot sie ein Beruhigungsmittel an. Aber Andrea schüttelte nur den Kopf und putzte sich die Nase. Später ging sie den kurzen Weg nach Hause und durchdachte die Vorkommnisse. Da sie nicht mit der Mutter sprechen konnte, fesselten sie die Gedanken an das Bild im Schaufenster. Zu Hause sah sie sich das Bild in ihrem Handy an, aber das brachte sie auch nicht voran. Dann kam der Gedanke an eine Tante oder eine ihr unbekannte Verwandte ihrer Mutter in den Sinn. Sie hatte das Abendbrot vergessen und sich in die Fotoalben der Familie vertieft. Die Personen auf den Fotos kannte sie alle. Kein weibliches Familienmitglied sah aus wie ihre Mutter oder sie selber oder wie das Bild im Schaufenster. Ratlos kramte sie in losen Bildern einer Schublade. Dabei fiel ihr ein altes Schulheft auf. Das hatte sie noch nie gesehen. Sie begann die schöne, ausgeglichene Handschrift der Mutter zu lesen. Es war ein Tagebuch und datierte aus der Zeit vor dreiundzwanzig Jahren, aus der Zeit ihrer Geburt. Sie musste entsetzt lesen, dass die Mutter um die Zwillingsschwester von Andrea, die nur zwei Wochen gelebt hatte, trauerte. Die Mutter schrieb offensichtlich unter Tränen und völlig mit den Nerven am Ende, denn das Heft hatte Wasserflecken. Die Aufzeichnungen waren bruchstückhaft. Andrea hatte nicht geahnt, wie sehr ihre Mutter nach ihrer Geburt gelitten und um ihre Zwillingsschwester Madeleine getrauert hatte. Ihre Mutter schrieb auch, dass sie ihrer Schwiegermutter sehr dankbar war. Sie war eine große Hilfe und kümmerte sich um die Beerdigung der kleinen Madeleine. Andrea wischte sich die letzten Tränen ab und war dann starr vor Entsetzen. Was musste ihre liebe Mutter alles durchgemacht haben, es bestand für sie nun eine ganz andere Sicht auf ihre Kindheit. Plötzlich fielen ihr verschiedene Situationen ein, zum Beispiel, dass ihre Mutter manchmal ein zweites Spielzeug kaufte und es in einer Ecke des Kinderzimmers auf einem Schränkchen abstellte. Andrea wagte nie zu fragen und die Mutter hat es nie erklärt. Andrea wusste aber noch, dass sie an dieses Schränkchen nicht gehen durfte. Irgendwann war das Schränkchen verschwunden und sie erinnerte sich erst jetzt wieder. Was wäre, wenn die Zwillingsschwester Madeleine noch lebte und die Person auf dem Werbefoto wäre? Andrea hatte einiges unternommen, um das Grab von Madeleine zu finden. Bei der Friedhofsverwaltung konnte kein Eintrag gefunden werden. Sie hatte mit dem Pfarrer gesprochen, der auch keine Auskunft geben konnte, weil er nichts wusste.

Bei weiteren Krankenbesuchen hat Andrea ihre Neugier gezügelt und bei der Mutter nicht nachgefragt. Die Mutter erholte sich langsam und wurde für vier Wochen in eine Reha-Klinik geschickt. Diese Zeit nutzte Andrea und beauftragte einen Rechtsanwalt, die näheren Umstände vor dreiundzwanzig Jahren zu ermitteln. Sie hatte dem Rechtsanwalt die Adresse der Schwiegermutter ihrer Mutter mitgeteilt. Dort hatte ihr Vater nach der Scheidung kurz nach ihrer Geburt noch einige Jahre bis zu seinem Unfalltod gewohnt. Andrea hatte nie ihre Großmutter besucht und zum Vater bestand ebenfalls kein Kontakt. Sie lebte mit ihrer Mutter in einer heilen Welt, wie sie glaubte, die aber so heil gar nicht war – und dies stellte sie jetzt mit Erschrecken fest.

Andrea Kirchner wurde von ihrem Rechtsanwalt informiert, dass er den Aufenthalt ihrer gesuchten Zwillingsschwester Madeleine ermittelt hatte. Der Mietvertrag lautete auf Christel Berger, aber eine Madeleine Kirchner bezahlte bei den Stadtwerken den Strom für diese Wohnung. Andrea notierte sich die Adresse und fuhr neugierig dorthin.

An der Haustür kam ihr ein älterer Herr entgegen und grüßte sie freundlich. Andrea grüßte zurück, sie kannte den Mann nicht. Sie stieg die Treppe hinauf und klingelte am Namensschild. Eine junge Frau öffnete die Tür, schaute sie fragend an und meinte: »Hast du deinen Schlüssel vergessen?«

Andrea musste lächeln und überlegte blitzschnell, was sie sagen oder erklären sollte. Die junge Frau ging in die Wohnung zurück und Andrea folgte ihr. Dann stammelte die junge Frau mit Tränen in den Augen:

»Es tut mir so leid, aber ich habe mich ernsthaft in deinen Freund verliebt.«

Andrea sagte: »Ich weiß nicht, worum es geht, aber mein Name ist Andrea Kirchner.«

Die junge Frau entgegnete: »Du musst mich nicht ignorieren oder unsere wertvolle Freundschaft aufs Spiel setzen. Bitte sprich mit mir, ich möchte eine Lösung mit dir finden.«

Andrea schüttelte wieder den Kopf und erklärte ausführlich, warum sie hier war. Ungläubig schaute Christel in das Gesicht der Zwillingsschwester. Andrea zeigte Christel das Foto im Handy. Christel bestätigte, dass Madeleine als Fotomodel gejobbt und auch den kleinen Leberfleck an der Oberlippe hatte. Christel wusste nicht, wann Madeleine nach Hause kommen würde. Andrea ließ sich die Telefonnummer ihrer Schwester geben und verabschiedete sich.

Sie wählte die Telefonnummer und hörte am anderen Ende eine leise Stimme fragen: »Ja, bitte?«

Andrea erwiderte: »Ich möchte mich mit dir treffen, wie hast du morgen Zeit?«

Sie wurde gefragt: »Mit wem spreche ich bitte?«

Andrea antwortete nur: »Du kennst mich nicht, aber ich habe dir eine interessante Geschichte zu erzählen. Also, wo und wann?«

Die Schwester schlug ein hübsches Studentencafé vor und Andrea freute sich auf den nächsten Tag.

Dieses Café war gut besucht und es waren vorwiegend junge Leute anwesend. Als Andrea sich nach einem Platz umschaute, wurde sie von mehreren Seiten gegrüßt und aufgefordert, doch mit an den Tisch zu kommen. Fröhlich antwortete sie: »Später vielleicht«, und nahm an einem freien Tisch Platz. Als Madeleine das Café betrat, setzte Raunen ein und viele Gäste schauten von Andrea auf Madeleine und wieder auf Andrea. Ein Kommilitone kam an Andreas Tisch und rückte den Stuhl für Madeleine zurecht. Er meinte breit grinsend: »Es ist sehr schön, dass du Hübsche noch eine zweite Ausgabe mitgebracht hast«, und schaute von einer Frau zur anderen. Madeleine sagte zu ihm: »Wir haben etwas zu besprechen. Ich komme später zu euch rüber.«

Als Andrea ihr die Ereignisse so weit berichtet hatte, wie sie es selbst wusste, überschlugen sich die Fragen von Madeleine. Madeleine dachte, dass ihre Mutter bei der Geburt gestorben sei, so hatte es die Großmutter immer erzählt. Ihren Vater kannte sie nicht gut, er war viel unterwegs auf Montage und sie war erst sechs Jahre alt, als er starb. Die Großmutter und der Bruder Axel waren ihre einzige Familie, bis sie vor zwei Jahren ebenfalls verstarb.

Eben noch erschüttert von dem Gehörten, war Madeleine aber schnell zu Späßen aufgelegt und schilderte Situationen, wo sie als doppeltes Lottchen die Bekannten veralbern könnten. Die Schwestern verstanden einander sofort und freuten sich auf eine gemeinsame Zukunft. Madeleine zeigte auch Verständnis für ihre Freundin Christel, als Andrea die befremdliche Begrüßung in der Wohnung erwähnte.

Madeleine sprach sich mit ihrer Freundin Christel aus. Sie gönnte der Freundin die Liebe zu ihrem Lebensgefährten Klaus. Madeleine konnte auf Andreas Frage nicht begründen, warum sie Klaus so einfach aufgab. Vielleicht spielte die Freundschaft eine größere Rolle als die Liebe. Klaus war sehr fürsorglich und hilfsbereit; auch in der Uni war er sehr geschätzt und Madeleine wurde beneidet.

Die Schwestern besprachen mit Klaus und Christel, dass Madeleine aus- und zu ihrer Mutter und Schwester ins Haus einziehen würde. So teilten sich dann Klaus und Christel in die WG-Wohnung.

Madeleine wartete gespannt auf ihre Mutter. Es war ein bewegender Tag, als die Mutter der Schwestern aus der Reha nach Hause kam. Es flossen jede Menge Freudentränen. Trotzdem konnte sich die Mutter lange Zeit nicht beruhigen, hatte doch die Schwiegermutter mit dem Gatten und Vater eine ihrer zwei Töchter gestohlen und deren Tod vorgetäuscht, um selbst eine Tochter und Enkelin zu haben.

Madeleine wusste inzwischen von ihrer eigenen Schwangerschaft. Sollte sie Klaus informieren? Gefährdete dieses Ereignis die neue Liebe ihrer Freundin Christel? Die Schwestern besprachen sich mit der Mutter und beschlossen, erst einmal abzuwarten, bis das Baby geboren war. Es war eine besondere Situation, dass die Mutter nach dreiundzwanzig Jahren ihre totgeglaubte Tochter in die Arme schließen konnte. Sie freute sich auf ihren Lebensabend mit den Zwillingen und überwand den Infarkt erstaunlich gut.

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