Kitabı oku: «Pamela, oder die belohnte Tugend», sayfa 4

Yazı tipi:

Ich habe einen recht guten schottischen Stoff bekommen und mir morgens und nachts, wenn niemand mich sah, daraus zwei Hemden gemacht. Es ist davon noch genug übrig für zwei Hemden für jeden von Euch, liebe Eltern. Wenn ich heimkomme, werde ich sie für Euch machen und würde mich freuen, wenn Ihr sie als mein erstes Geschenk annehmt.

Dann kaufte ich von einem Straßenhändler zwei hübsche Hauben, einen kleinen Strohhut und ein Paar Handschuhe mit weißem Baumwollaufschlag, sowie zwei Paar gewöhnliche blaue Strümpfe, die mit ihren weißen Zwickeln, glaubt mir, sehr hübsch aussehen, und auch zwei Meter Schwarzband für meine Hemdsärmel und um daraus Halsbänder zu machen. Nachdem ich all diese Sachen in meiner Kammer hatte, bin ich alle zwei Stunden dort hingegangen, um sie anzusehen, zwei Tage lang. Denn Ihr müsst wissen, dass ich zwar bei Mrs. Jervis schlafe, meine eigene kleine Kammer aber für meine Kleider behalten habe, und keiner außer mir geht dort hinein. Ihr werdet sagen, dass ich gut gewirtschaftet haben muss, umso viel Geld gespart zu haben. Es war aber meine liebe Herrin, die mir immer etwas gegeben hat.

Ich glaubte mich dazu um so mehr verpflichtet, als ich von meinem Herrn wegen Vernachlässigung meiner Pflichten entlassen worden war, und weil er von mir andere Gegenleistungen für seine Geschenke erwartete, als ich zu geben bereit war, hielt ich es für angemessen, die Geschenke zurückzulassen, wenn ich fortgehe. Denn warum sollte ich die Belohnung behalten, wenn ich sie nicht verdient habe?

Macht Euch wegen der vier Guineen, an die ich gerade denke, keine Sorgen. Wie ich Euch mitgeteilt habe, waren sie mir zusammen mit etwas Silber von dem, was meine Herrin bei ihrem Hinscheiden bei sich hatte, als Vergütung gegeben worden. Und da ich keinen anderen Lohn erhoffen kann, maße ich mir an, dass ich sie für die vierzehn Monate seit dem Tod meiner Herrin verdient habe. Denn für die Zeit davor hat sie mich in ihrer Güte mehr als genug entlohnt, indem sie mich bildete und meine Fertigkeiten verbesserte und mir auch sonst Gutes tat. Würde sie noch leben, wären all diese Dinge nicht geschehen! Doch ich sollte dafür dankbar sein, dass es nicht noch schlimmer kam. Alles wird sich zum Besten wenden, darauf vertraue ich fest.

Also habe ich mir eine neue und zu meinen Umständen besser geeignete Kleidung zugelegt, und nie habe ich mich mehr auf neue Kleidung gefreut als bei dieser. Denn dann werde ich bald bei Euch sein und meine Seele die Ruhe genießen. Doch still!... ich bin, &c.

Briefe XXI - XXXI

Brief XXI

Lieber Vater und liebe Mutter,

ich habe abbrechen müssen, weil ich in Sorge war, dass mein Herr kommt. Es war aber nur Mrs. Jervis. Sie kam herein und sagte:

"Ich ertrage es nicht, dass Ihr so oft alleine seid, Pamela."

"Und ich", sagte ich, "fürchte nichts so sehr wie Gesellschaft, denn mein Herz schlug mir bis zum Hals aus Angst, dass mein Herr kommt. Ich bin aber immer hoch erfreut, meine liebe Mrs. Jervis zu sehen."

"Ich hatte wegen Euch ein langes Gespräch mit unserem Herrn."

"Es tut mir leid, dass ich ihm so viel Anlass gab, über mich zu reden."

"Ich darf Euch nicht alles verraten", sagte sie. "Ihr habt für ihn aber mehr Bedeutung, als Ihr Euch vorstellt."

"Oder mir wünsche, denn die Folge davon wäre, dass ich für mich selbst jede Bedeutung verlöre, wie auch für alle anderen."

Sie sagte:

"Du hast mehr Verstand als jede Dame in diesem Land. Ich frage mich, woher du ihn hast."

(Das müssen aber törichte Damen sein, wenn es sie trotz ihrer Möglichkeiten nicht zu mehr Verstand bringen als ich habe, das ist gewiss. Aber lassen wir das.)

"Ich vermute", sagte ich, "dass ich für ihn so bedeutend bin, weil es ihn ärgert, dass er eine wie mich nicht an der Nase führen kann. Das verletzt seinen Stolz auf seinen hohen Stand, womit er nicht gerechnet hat und womit er auch nicht umzugehen weiß."

"Daran könnte etwas sein. Er ist in der Tat aber auch sehr wütend, Pamela, er schimpft ständig auf Euch und kann seine eigene Torheit nicht fassen, dass er Euch so viel Gunst erwiesen hat, wie er es nennt. Zunächst tat er das, so sagt er, seiner Mutter zuliebe und würde Euch zuliebe so fortfahren, wenn Ihr nicht Euer eigener Feind wärt."

"Ich kann Euch nun nicht mehr gernhaben, Mrs. Jervis", sagte ich. "Ihr wollt mich zum Bleiben überreden, obwohl Ihr um die Gefahr wisst, die mir dann droht."

"Nein. Er will, dass Ihr fortgeht, denn er glaubt, es schade seinem Ruf, Euch hier zu behalten. Es wäre aber nach seinem Wunsch (redet um nichts in der Welt mit irgendjemandem darüber, Pamela), eine Dame von Stand zu kennen, die Euch in Erscheinung und Geist ähnlich sei. Er würde sie dann gleich morgen heiraten."

Ich errötete bei diesen Worten bis zu den Ohren, sagte aber:

"Wäre ich eine Dame von Stand und würde er sich zunächst so grob verhalten, wie er es zu mir zwei Mal tat, dann hätte ich aber Zweifel, ob ich ihn zum Mann nähme. Denn ich denke, eine Frau, die eine solche Beleidigung duldet, verdient es nicht, die Frau eines Edelmanns zu sein. Außerdem verdient keiner, der solche Beleidigungen verübt, ein Edelmann genannt zu werden."

"Pamela, damit treibt Ihr es doch zu weit."

"Liebe Mrs. Jervis", sagte ich ganz ernst (denn ich konnte nicht anders), "ich habe mehr Angst als jemals zuvor. Ich kann Euch, die Ihr zu meinen besten Freunden gehört, nur bitten, nicht mehr davon zu reden, dass ich bleiben soll. Es tut mir in den Ohren weh zu hören, dass mein Herr mich liebt, wenn ich an den Zweck denke, den er verfolgt. In Sicherheit wähne ich mich erst, wenn ich wieder bei meinen armen Eltern bin."

Sie war etwas ungehalten über mich, bis ich Ihr versicherte, dass sie mir gar keinen Kummer bereite, sondern ein Gefühl von Schutz und Freundschaft gäbe. Dann beendeten wir für dieses Mal das Gespräch.

Hoffentlich bin ich mit dieser garstigen Weste in zwei Tagen fertig. Danach muss ich nur noch die Wäsche herrichten und lasse Euch dann wissen, in welcher Weise ich zu Euch kommen werde. Der viele Regen macht das Reisen zu Fuß beschwerlich. Vielleicht bekomme ich einen Platz in Pächter Nichols geschlossenem Wagen, der nach – fährt, das zehn Meilen in Eurer Richtung liegt. Denn auf einem Pferd zu sitzen bereitet mir einige Mühe, und dass mich jemand auf dem Weg begleitet, wird vielleicht niemandem erlaubt. Dazu kann ich Euch aber hoffentlich bald mehr schreiben.

Von &c.

Brief XXII

Lieber Vater und liebe Mutter,

alle Bediensteten wissen nun, dass ich fortgehen muss, sie haben aber keine Ahnung, warum. Mrs. Jervis hat ihnen gesagt, dass meine Eltern wegen ihres zunehmenden Alters meine Hilfe benötigen und dass ich zu ihnen zurückkehre, um ihnen in ihren alten Tagen beizustehen. Sie glauben aber nicht, dass das der wirkliche Grund ist.

Sie haben es auf folgende Weise herausgefunden. Der Kellermeister hörte meinen Herrn zu mir sagen, als ich am Eingang zum Saal an ihm vorüberging:

"Wer ist da?"

Ich sagte:

"Pamela, Sir."

"Pamela!", sagte er. "Wie lange wollt Ihr hier noch bleiben?"

"Nur bis ich die Weste fertig gemacht habe, gnädiger Herr. Es ist fast schon getan."

"Ihr könntet das", sagte er (wirklich sehr grob), "schon lange erledigt haben, sollte ich meinen!"

"Es ist so, gnädiger Herr, dass ich von früh bis spät daran gesessen habe und dass die Sache viel Arbeit erfordert!"

"Arbeit erfordert! Ja, Euch steht der Sinn mehr nach Eurer Schreibfeder als nach Eurer Nadel. Ich kann solche faulen Luder in meinem Haus nicht gebrauchen."

Er schien überrascht, als er beim Eintreten in den Saal den Kellermeister erblickte.

"Was macht Ihr hier?", sagte er. Der Kellermeister war ebenso verwirrt wie ich, und da ich eine so grobe Behandlung nicht gewöhnt bin, begann ich zu weinen und entfernte mich von den beiden und ging zu Mrs. Jervis, um mich zu beklagen.

"Diese Liebe", sagte sie, "ist der Teufel! Wie viele seltsame Gestalten nimmt er unter den Menschen an! Und manche von ihnen sind deren Herzen völlig fremd!"

Also hat von diesem Moment an mal der eine und mal die andere zu Mrs. Jervis geflüstert:

"Werden wir Mrs. Pamela verlieren?" (wie sie mich immer nennen) "Was hat sie getan?"

Dann erzählt sie ihnen, was ich oben geschrieben habe, dass ich zu Euch zurückkehre.

Sie sagte nachher zu mir:

"Pamela, Ihr habt unseren Herrn vom wohlgelauntesten Edelmann der Welt in einen der mürrischsten verwandelt. Steht es auch in Eurer Macht, ihn in den wohlgelaunten zurückzuverwandeln, der er einst war? Obgleich ich mit Gott hoffe, dass das niemals zu seinen Bedingungen geschieht."

Das ist von Mrs. Jervis gut gemeint, allein es besagt, dass auch sie von den Absichten unseres Herrn schlecht denkt. Und da sie seine Seele besser kennt als ich, bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass ich so schnell wie möglich von hier fortgehen sollte.

In diesem Augenblick kam mein Herr herbei, um mit Mrs. Jervis über Vorbereitungen für ein Mittagessen zu sprechen, das er morgen für ein paar Gäste veranstalten will. Ich erhob mich und wandte mein Gesicht ab, weil ich wegen seiner Grobheit am Eingang noch weinte.

"Ihr könnt", sagte er, "Euer verfluchtes Gesicht ruhig abwenden. Hätte ich es doch nie gesehen! Mrs. Jervis, wie lange hat sie noch mit dieser Weste zu tun?"

"Wenn es dem gnädigen Herrn genehm ist", sagte ich, "werde ich sie mit nach Hause nehmen, obgleich sie in wenigen Stunden fertig sein wird, damit die arme und verhasste Pamela für immer aus Eurem Haus und aus Euren Augen verschwindet."

"Mrs. Jervis", sagte er wieder, ohne mich anzusehen, "ich glaube, dieses kleine Luder hat Hexenkraft, wenn es denn je Hexen gab. Sie verzaubert alles, was in ihre Nähe kommt. Sie macht sogar Euch, die Ihr die Welt besser kennen solltet, glauben, sie sei ein Engel des Lichts."

Ich wollte hinausgehen, denn ich dachte, er würde mich trotz seines Zorns dazu bringen, ihn um mein Verbleiben in diesem Haus zu bitten, doch er rief:

"Bleibt hier, bleibt hier, wenn ich es Euch befehle!"

Dann packte er meine Hand. Ich zitterte und antwortete:

"Ich bleibe ja!"

Meine Finger schmerzten von seinem harten Griff. Er schien mir etwas Wichtiges sagen zu wollen, hielt es aber zurück und sagte nur:

"Geht weg!"

Und so schnell ich konnte, ging ich davon. Wie ich von Mrs. Jervis nachher erfuhr, führte er mit ihr ein langes Gespräch. Unter anderem zeigte er sich verärgert darüber, dass er so laut mit mir geredet hatte, dass Mr. Jonathan es hören konnte.

Ihr müsst wissen, dass Mr. Jonathan, unser Kellermeister, ein sehr ernsthafter alter Mann ist, ehrlich und würdevoll und mit Haar so weiß wie Silber! Ich eilte mit dem Floh in meinem Ohr hinaus, wie die Redensart besagt, wenn man schlimm getadelt wurde, und traf auch den Kellermeister, als ich die Treppe hinunterlief, die zum Salon führt. Er nahm mit beiden Händen, aber auf sanftere Weise als mein Herr, meine Hand und sagte:

"Ach liebe, liebe Mrs. Pamela! Was habe ich hören müssen! Es tut mir von Herzen leid, ich bin aber sicher, dass die Schuld nicht bei Euch, sonst bei jemand anders liegt."

"Danke sehr, Mr. Jonathan. Aber wenn Ihr Wert auf Eure Stelle legt, so achtet darauf, dass man Euch mit jemandem wie mir nicht reden sieht."

Ich weinte wieder und entfernte mich ihm zuliebe so schnell wie möglich, damit niemand sähe, wie er mich bemitleidet.

Jetzt gebe ich Euch ein Beispiel dafür, wie sehr ich auch von Mr. Longman geschätzt werde.

Ich hatte irgendwie meine Schreibfeder verloren, und auch mein Papier war ausgegangen, also ging ich zum Büro des Haushofmeisters Mr. Longman, um ihn um einige Federn und Papier zu bitten. Er sagte:

"Aber gerne, mein liebes Mädchen!"

Er gab mir drei Federn, zwölf Blätter Papier sowie Siegelwachs und ein paar Oblaten. Dann stand er von seinem Schreibtisch auf.

"Ich möchte etwas mit Euch bereden, meine liebe kleine Mistress." (Denn so nennen mich diese alten Männer oft, weil sie mich, so glaube ich, wirklich lieben.) "Ich habe eine schlechte Neuigkeit gehört, nämlich dass wir Euch verlieren werden. Hoffentlich ist das nicht wahr."

"Doch, es stimmt, Sir, aber ich hoffte, es würde nicht bekannt werden, bis ich fort bin."

"Welcher Teufel", sagte er, "hat von unserem Herrn Besitz ergriffen! Nie habe ich erlebt, dass sich ein Mensch so schnell verändert hat! So weit ich sehe, hat er an jedem etwas auszusetzen. Und nach dem, was mir Mr. Jonathan gerade erzählt hat, hat er auch Euch sehr hart behandelt. Was könntet Ihr ihm denn angetan haben? Wäre Mrs. Jervis nicht eine so gute Frau, würde ich meinen, dass sie dahintersteckt."

"Nein", sagte ich, "nichts von dieser Art. Mrs. Jervis ist eine rechtschaffene und gute Frau und nach meinen Eltern die beste Freundin, die ich auf der Welt habe."

"Nun, dann muss es etwas Schlimmeres sein. Darf ich raten? Ihr seid zu schön, liebe Mistress, und vielleicht auch zu tugendhaft. Ah! Liege ich damit nicht richtig?"

"Nein, guter Mr. Longman", sagte ich, "denkt nichts Schlechtes von meinem Herrn. Er ist in der Tat schlecht gelaunt und zornig wegen mir, doch ich habe ihm vielleicht Anlass gegeben. Und weil ich aus Pflicht zu meinen Eltern gehe statt hier zu bleiben, mag er mich für undankbar halten. Ihr wisst aber, Sir, dass einem guten Kind nichts mehr am Herzen liegt als das Wohlergehen der Eltern."

"Vortreffliches Mädchen! Das entspricht ganz Eurem Wesen. Ich kenne die Welt und die Menschen aber zu gut. Ich höre und sehe alles, doch muss darüber schweigen! Gott segne mein liebes Mädchen, wohin Ihr auch geht!"

Dann bedankte ich mich und verabschiedete mich höflich und ging davon.

Es macht Freude, liebe Eltern, so sehr geliebt zu werden. Wieviel besser ist es, das Wohlwollen aller, außer von einem, durch gutes Ansehen und Anstand erlangt zu haben, statt diesem einen zu gefallen und alle anderen zum Feind zu haben, und dazu noch ein abscheuliches Geschöpf zu sein! Ich bin &c.

Brief XXIII

Meine lieben Eltern,

wir hatten heute viele Edelmänner mit ihren Damen zum Mittagessen zu Gast, und mein Herr hat sie wundervoll bewirtet. Isaac und Mr. Jonathan und Benjamin haben am Tisch bedient. Und Isaac kam zu Mrs. Jervis und sagte ihr, dass die Damen nachher das Haus besichtigen wollten und auch neugierig darauf wären, mich zu sehen, denn anscheinend haben sie, als die Gesellschaft sich in Scherzen erging, zu meinem Herrn gesagt:

"Nun, Mr. B–, wir wissen, dass eines Ihrer Dienstmädchen die größte Schönheit im ganzen Land ist, und wir haben uns vorgenommen, sie zu sehen, bevor wir gehen."

"Das Mädchen sieht annehmbar aus", sagte er. "Ich versichere Euch aber, sie ist nicht so schön, wie Ihr denkt. Sie war die Kammerzofe meiner Mutter, die mich auf ihrem Sterbebett bat, mich um sie zu kümmern. Sie ist jung, und alles, was jung ist, ist auch schön."

"Ja, ja", sagte eine der Damen, "das stimmt. Aber hätte Eure Mutter sie nicht so eindringlich empfohlen, dann wäre der Wert der Schönheit für einen galanten Edelmann doch ausreichend, um sich auch ohne Empfehlung um das Mädchen zu kümmern."

Alle lachten über meinen Herrn, auch er selbst, wohl mehr der Gesellschaft zuliebe.

"Ich weiß nicht, wie es in Wahrheit ist", sagte er, "aber ich sehe es anders als andere Leute, denn es wird mehr Aufhebens von ihrer Schönheit gemacht, als sie meiner Ansicht nach verdient. Sie sieht ganz gut aus, wie ich schon sagte, aber ihr größter Vorzug ist, so meine ich, ihre Bescheidenheit, ihr Anstand und ihre Treue, und dass sie die Zuneigung der anderen Bedienten erweckt. Ganz besonders schwärmt meine Hausdame von ihr, die, wie Ihr Damen wisst, ein gutes Urteilsvermögen hat. Und was Mr. Longman und Jonathan angeht, so sagte man mir, sie würden sich um sie schlagen, wenn sie jung genug wären. Nicht wahr, Jonathan?"

"Ganz richtig, Sir", sagte dieser. "Ich kenne keine, die ihr ebenbürtig wäre, und alle Bedienten dieses Hauses denken ebenso."

"Habt Ihr es gehört?", sagte mein Herr.

"Gut", sagten die Damen. "Wir werden Mrs. Jervis nachher besuchen und hoffen, diese Heilige dort kennenzulernen."

Ich glaube, sie kommen gerade. Ich werde Euch später mehr berichten. Wären sie doch nur schon hier gewesen und wieder fort. Warum können sie ihre Spiele nicht ohne mich treiben?

Also, die vornehmen Damen waren hier und sind wieder gegangen. Gerne hätte ich eine Begegnung vermieden, also trat ich in das Kabinett, so dass sie mich beim Hereinkommen nicht erblickten.

Es waren vier, die Lady Arthur vom großen weißen Haus auf dem Hügel, die Lady Brooks, die Lady Towers und, wie es scheint, eine Gräfin, deren schwierigen Namen ich vergessen habe.

"So, Mrs. Jervis", sagte eine der Damen, "wie geht es Euch? Wir möchten uns nach Eurer Gesundheit erkundigen."

"Ich danke Euch vielmals, Euer Gnaden", sagte Mrs. Jervis. "Möchten Euer Gnaden Platz nehmen?"

"Wir sind aber", sagte die Gräfin, "nicht nur gekommen, um nach Mrs. Jervis´ Gesundheit zu fragen, sondern auch, um nebenbei eine Rarität zu besichtigen."

"Ja, ja", sagte Lady Arthur, "ich habe Eure Pamela seit zwei Jahren nicht gesehen, und es heißt, sie habe sich in dieser Zeit zu einer wundervollen Schönheit entwickelt."

Nun wäre es mir lieber, nicht im Kabinett zu sein, denn wenn ich herauskäme, wäre ihnen klar, dass ich alles mitgehört habe. Schon oft habe ich festgestellt, dass ängstliche Menschen sich selbst schaden und im Bemühen, Ruhe zu bewahren, ihre Verwirrung nur verschlimmern.

"Ja", sagte Mrs. Jervis, "Pamela ist wirklich sehr schön. Sie ist gerade im Kabinett. Pamela, kommt bitte her."

Schamrot kam ich heraus. Sie lächelten sich zu bei diesem Anblick.

Die Gräfin nahm mich bei der Hand.

"In der Tat, die Berichte waren nicht übertrieben. Sei nicht so verschämt, Kind." (Sie sah mir direkt ins Gesicht) "Ich wünschte, ich könnte mich eines solchen Gesichtes schämen!"

Ach, wie eine Törin stand ich da...

Lady Arthur sagte:

"Ja, meine gute Pamela, ich stimme der Gräfin zu. Blickt doch nicht so verwirrt drein, auch wenn Euch das gut steht. Ich denke, Eure verblichene Herrin hat gut daran getan, eine so schöne Zofe auszuwählen. Sie hat Euch immer gelobt und wäre mächtig stolz auf Euch, würde sie noch leben."

"Ach, Madam", sagte Lady Brooks, "glaubt Ihr nicht auch, dass ein so gehorsamer Sohn wie unser Nachbar, der immer das geliebt hat, was seine Mutter liebte, nicht ebenfalls stolz ist, trotz der Worte, die er über das schöne Mädchen am Tisch gesagt hat?"

Sie sah mich mit einer so hämischen Miene an, dass ich es nicht ertragen konnte.

Lady Towers sagte frei heraus, obgleich es eher wie ein Scherz klang:

"Nun gut, Mrs. Pamela, Ihr gefallt mir ebenso gut wie diesen Damen. Es wäre mir nämlich gar nicht recht, wenn Ihr als meine Dienerin mit meinem Gemahl im gleichen Haus wohntet."

Sie brachen in lautes Gelächter aus.

Ich hätte darauf geantwortet, wenn ich mich getraut hätte. Aber sie sind vornehme Damen – und vornehme Damen dürfen reden, wie es ihnen beliebt.

Dann sagte Lady Towers:

"Kann das schöne Bild auch sprechen, Mrs. Jervis? Ganz sicher aber sprechen ihre Augen. Ach, Ihr kleine Schelmin!" Sie klopfte mir auf die Wange. "Wie es scheint, seid Ihr dazu geboren, zu verführen oder verführt zu werden!"

"Gott gebe, Euer Gnaden", sagte ich, "dass weder eine noch das andere geschieht! Ich bitte darum, mich zurückziehen zu dürfen, da ich mich Eurer Gegenwart unwürdig fühle."

Dann vollführte ich eine der schönsten Verneigungen, die mir je gelungen sind, und ging hinaus. Ich hörte Lady Towers sagen:

"Vortrefflich gesprochen, ganz gewiss!"

Und Lady Brooks:

"Was für eine Gestalt! Nie in meinem Leben sah ich ein Gesicht und eine Gestalt von dieser Art. Sie muss von besserer Herkunft sein als Ihr mir gesagt habt!"

In dieser Art schwatzten und lobten sie mich wohl noch eine halbe Stunde. Wie froh war ich, weit genug von ihnen fort zu sein, um nichts mehr zu hören.

Wie es scheint, haben sie sich später bei meinem Herrn so begeistert über mich geäußert, dass er es nur mit Mühe ertragen konnte. Weil das mein Ansehen aber kaum fördert, brauche ich mir nichts darauf einzubilden. Es wird, so fürchte ich, meine Lage eher noch verschlimmern. Also habe ich einen weiteren Grund, von hier fortzugehen.

Es ist jetzt Donnerstagmorgen. Am nächsten Donnerstag nehme ich hoffentlich Abschied, denn meine Arbeit ist erledigt und mein Herr hat fürchterlich schlechte Laune, was mich beunruhigt. Falls er jemals Güte zu mir empfand, so trägt er nun, glaube ich, nichts als Hass gegen mich im Herzen.

Ist es nicht seltsam, dass Liebe so nahe an Hass grenzt? Die verderbte Liebe ist aber anders als die wahre und tugendhafte Liebe: Beide sind so weit auseinander wie Licht und Finsternis. Und wie sehr würde dieser Hass wachsen, wenn er meine Einwilligung gefunden und sein verruchtes Begehren befriedigt hätte?

So ist es nicht schwer, vom Kleinen auf das Große zu schließen: Denn wenn die Unschuld nicht vermag, die Achtung der Menschen zu erwecken, was ist dann von der Schuld zu erwarten, wenn das Neue seinen Zauber einbüßt und der Wankelmut regiert? So lesen wir in der Heiligen Schrift, dass der niederträchtige Annon, nachdem er die arme Tamar geschändet hatte, sie stärker hasste, als er sie je liebte, und sie verstoßen wollte.

Wie glücklich bin ich, verstoßen zu sein und meine Unschuld zur lieben Gefährtin zu haben! Ach, wäre sie doch immer meine Gefährtin! Und weil ich auf meine eigene Festigkeit nicht vertraue und gewillt bin, alle Versuchungen abzuwehren, hoffe ich auf den Beistand der göttlichen Gnade.

Vergebt mir, dass ich in meinem Brief einen Teil meines stündlichen Gebets wiederhole. Nächst zu Gottes Güte verdanke ich alles Eurer Frömmigkeit und Eurem guten Vorbild, liebe Eltern. Meine lieben armen Eltern, sollte ich sagen, denn Eure Armut ist mein Stolz und Eure Tugend mein Leitstern.

Sobald ich zu Mittag gegessen habe, werde ich meine neuen Kleider anziehen. Ich sehne mich schon danach. Ich werde Mrs. Jervis sicher damit überraschen, denn sie wird mich erst sehen, wenn ich ganz angekleidet bin.

John ist zurückgekehrt, ich schicke Euch bald einen Teil von dem, was ich geschrieben habe. Ich habe gehört, dass er morgen früh losgehen wird, also schließe ich hiermit und bin

Eure gehorsamste Tochter

Verliert keine Zeit damit, mir auf dem Weg entgegenzukommen, denn es ist ungewiss, wann ich aufbreche. Auf die eine oder andere Weise werde ich aber zu Euch gelangen. Vielleicht erlaubt mein Herr John, mich zu Euch zu begleiten. Ich denke, dass es kein Problem für mich ist, hinter ihm auf dem Pferd zu sitzen, er ist sehr vorsichtig und ehrenwert, und Ihr kennt ihn ebenso gut wie ich, denn er liebt Euch beide. Außerdem kann Mrs. Jervis mir vielleicht einen Rat geben.

Brief XXIV

Lieber Vater und liebe Mutter,

ich werde weiterschreiben, solange ich hier bin, obgleich ich nichts als dummes Zeug mitzuteilen habe. Denn ich weiß, dass Ihr am Abend immer wieder meine Briefe lest und Euch an ihnen erfreut, weil sie von mir sind. John hat mir erzählt, wie sehr Ihr Euch nach meiner Ankunft sehnt, er hat Euch aber auch gesagt, er hoffe, dass mich irgendein Hindernis davon abhält.

Ich bin froh, dass er von Euch nichts über den Grund für mein Fortgehen erfahren hat, denn es ist besser, die Bediensteten erraten ihn, als dass sie ihn von Euch oder von mir wissen. Außerdem macht mir wirklich Sorge, dass mein armer Herr seine Gedanken auf eine solche Person wie mich richtet. Denn abgesehen von der Schande, die das über ihn bringt, hat es sein Gemüt ganz verändert, und es scheint mir, als würde er mich gernhaben und könne sich nicht dagegen wehren, und versuche doch dagegen anzugehen und brächte dies nicht anders zustande als dadurch, dass er mich schlecht behandelt.

Haltet mich nicht für anmaßend und eingebildet, denn es verursacht mir mehr Kummer als Stolz, dass ein Edelmann sich so erniedrigt und um meinetwegen das Ansehen mindert, das er in den Augen aller Bediensteten gehabt hat.

Doch ich werde Euch nun von meiner neuen Kleidung berichten.

Ich ging also nach dem Essen die Treppen hinauf in mein Zimmer und verschloss die Tür. Dort putzte ich mich heraus, so gut ich konnte, und setzte meine gewöhnliche Haube auf, an die ich aber eine grüne Schleife gesteckt habe, und zog mein schlichtes Kleid und den Unterrock an sowie meine Schuhe aus glattem Leder, das man auch Spanisches Leder nennt, und meine gewöhnlichen Strümpfe, die ich nur im Vergleich mit denen, die ich in letzter Zeit getragen habe, so nenne. Ich denke aber, dass Strümpfe aus gutem Garn es für alle Tage tun, wenn ich bei Euch bin. Dann legte ich ein einfaches Halstuch aus Nessel an und mein Halsband aus schwarzer Seide, statt dem Französischen Halsband, das mir meine Herrin gab, und entfernte die Ohrringe von meinen Ohren. Und als ich vollständig hergerichtet war, nahm ich meinen Strohhut mit seinen zwei blauen Schleifen in die Hand und betrachtete mich voller Stolz im Spiegel. Um ehrlich zu sein: Noch nie in meinem Leben habe ich mir so gut gefallen.

Ach, welche Freude, wenn man in Ruhe und Unschuld und Gelassenheit einen höheren Stand hinter sich lässt! Nichts ist damit vergleichbar! Ein demütiger Geist bleibt von schrecklichen Enttäuschungen verschont, mag das Rad des Schicksals sich drehen, wie es will.

So ging ich hinunter zu Mrs. Jervis, um zu sehen, wie es ihr gefällt.

Auf der Treppe begegnete ich unserer Rachel, dem Hausmädchen, das eine tiefe Verbeugung vor mir machte. Mir wurde klar, dass sie mich gar nicht erkannte, und ich musste lächeln. Ich ging zum unteren Saal, wo Mrs. Jervis an einem Kleid nähte. Aber würdet Ihr es glauben? Auch sie erkannte mich zunächst nicht, sondern stand auf und nahm ihre Brille ab.

"Wünscht Ihr etwas von mir?"

Ich musste lachen.

"Holla! Mrs. Jervis! Erkennt ihr mich nicht?"

Sie stand verdutzt da und betrachtete mich von oben bis unten.

"Das ist aber eine Überraschung, Pamela! So verwandelt! Wie kam es dazu?"

Zufällig trat mein Herr ein und dachte, da ich mit dem Rücken zu ihm stand, dass eine Fremde mit Mrs. Jervis spricht, und er zog sich zurück, ohne Mrs. Jervis´ Frage zu hören, ob seine Gnaden Befehle für sie habe.

Sie drehte mich mehrmals im Kreis und ließ sich von mir meine Kleidung zeigen, auch den Unterrock, dann setzte sie sich nieder.

"Wie bin ich doch erstaunt! Was hat das alles zu bedeuten?"

Ich sagte ihr, dass ich keine Kleider habe, die zu meiner Lebensweise passen, wenn ich wieder bei meinen Eltern wohne, und weil ich bald fortgehe, wäre es besser, die neuen Sachen schon hier zu tragen, so dass alle Bediensteten sehen, wie ich mich in meine neue Lage füge.

Sie sagte:

"Ihr seid unvergleichlich. Dass Ihr Euch auf Euren Abschied vorbereitet (denn Ihr meint es offensichtlich ernst), bedaure ich aber sehr. Ach, liebe Pamela, wie soll ich mich nur von Euch trennen!"

Im hinteren Saal läutete mein Herr. So trat ich einige Schritte zurück, während Mrs. Jervis sich zu ihm begab. Wie ich später erfuhr, sagte er zu ihr:

"Ich bin gekommen, um Euch wissen zu lassen, dass ich nach Lincolnshire fahre und vielleicht auch zu meiner Schwester Davers, und werde also ein paar Wochen abwesend sein. Doch sagt mir bitte, welches schöne Mädchen war eben bei Euch?"

Sie lächelte und fragte ihn, ob seine Gnaden sie wirklich nicht kenne.

"Nein", sagte er, "nie zuvor habe ich sie gesehen. Weder der Pächter Nichols noch der Pächter Brady haben eine Tochter, die sich so vortrefflich herrichtet, nicht wahr? Allerdings war ihr Gesicht abgewendet."

"Wenn Euer Gnaden es nicht übelnehmen", sagte sie, "werde ich sie Euch vorstellen, denn ich glaube, dass sie unsere Pamela noch übertrifft."

Ich sagte ihr nachher, dass ich ihr dafür keinen Dank schulde (denn es verursachte mir viel Ärger und Verdruss, wie Ihr noch lesen werdet).

"Das kann nicht sein", sagte er. "Wenn Ihr aber einen Vorwand findet, so schickt sie zu mir."

Daraufhin kam sie zu mir und sagte mir, ich müsse mit ihr bei meinem Herrn erscheinen.

"Aber lasst ihn in Himmels Namen erraten, wer Ihr seid, denn er hat Euch nicht erkannt."

"Ach, du meine Güte, Mrs. Jervis! Wie könnt Ihr mir das antun? Das ist zu dreist, für mich und auch für ihn."

"Ihr müsst kommen", sagte sie. "Und bitte verratet Euch nicht, bevor er Euch erkennt."

So ging ich törichterweise hinein. Ich wäre von ihm irgendwann aber sowieso gesehen worden. Mrs. Jervis bestand darauf, dass ich den Strohhut in meiner Hand halte.

Ich machte eine tiefe Verbeugung, sprach aber kein Wort. Er hat mich wohl gleich an meinem Gesicht erkannt, doch listig wie Luzifer trat er an mich heran und nahm mich bei der Hand.

"Wessen schöne Tochter seid ihr? Ich nehme an, Ihr seid Pamelas Schwester, bei dieser Ähnlichkeit. So fein, so sauber, so schön! Ja, mein Kind, Ihr übertrefft Eure Schwester Pamela bei weitem!"

Ich war verwirrt und wollte etwas sagen, doch er fasste mich um den Hals.

"Ach, wie schön seid Ihr, mein Kind! Ich würde mir das bei Eurer Schwester nicht erlauben, glaubt mir, Euch aber muss ich küssen."

"Ach, Sir", sagte ich, "ich bin Pamela, wirklich. Ich bin Pamela, sie selbst!"

Er küsste mich, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte.

"Unmöglich! Ihr seid viel lieblicher als Pamela. Bei Euch kann ich mir in Unschuld Freiheit nehmen, eine Gunst, die ich ihr nicht gewähren würde."

Dieser Spott traf mich tief und ganz unerwartet; Mrs. Jervis blickte wegen ihres Übereifers ebenso entgeistert drein wie ich. Endlich konnte ich mich losreißen und lief höchst verärgert, wie Ihr Euch denken könnt, aus dem Saal.

Er sprach lange mit Mrs. Jervis und rief mich dann zu sich.

"Kommt rein, Ihr kleine Schlampe!" (Denn so nannte er mich, meine Güte! Was für ein Ausdruck!) "Ihr spielt mir einen Schabernack? Ich war entschlossen, Euch nie wieder mit meiner Aufmerksamkeit zu ehren, also habt Ihr Euch verkleidet, um mich zu ködern. Und dann gebt Ihr Heuchlerin auch noch vor, Ihr wäret –"