Kitabı oku: «Exit Covid!», sayfa 3

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Gefährlichkeit

Die Gefährlichkeit der Krankheit wurde und wird leidenschaftlich diskutiert.27 Die WHO spricht davon,

•gerade Risikogruppen wären durch diese hoch gefährdet. Dazu zählen ältere Personen ab sechzig Jahren, Lungenkranke oder in ihrem allgemeinen Immunsystem Beeinträchtigte;

•der Schweregrad von Covid-19 sei mit demjenigen der Spanischen Grippe 1918–1920 vergleichbar und

•liege deutlich über der Gefährlichkeit verschiedenster saisonaler Grippekrankheiten.28

Weltweit wurde fieberhaft nach Impfstoffen geforscht. Verschiedenste Kandidat*innen haben sich gegen Ende 2020 als besonders aussichtsreich herausgestellt, darunter vor allem solche auf Basis mRNA. Darunter sind jene zu verstehen, bei denen eine Boten-Ribonukleinsäure (messenger-RNA) die genetische Information für den Proteinaufbau einer Zelle transportiert. Man könnte dies so formulieren: Durch eine Impfung mit diesem Präparat wird dem Körper ein Bauplan zur Verfügung gestellt, der dann aktiviert wird, wenn das entsprechende Virus im Körper festgestellt wird. Vektorimpfstoffe, die andere praktisch bedeutsame Alternative, transportieren unmittelbar genetische Information in Form einer Erbinformation. Im Körper werden sofort nach der Impfung Abwehrstoffe produziert.

Zu Beginn des Jahres 2021 wurden nach experimenteller medizinischer Abklärung zunächst zwei mRNA-Impfstoffe der Produzenten BioNTech und Moderna zugelassen; kurz danach folgte der an der Universität Oxford entwickelte Vektorimpfstoff von AstraZeneca. Diese genannten Impfstoffe benötigen zur vollen Wirksamkeit zwei Teilimpfungen. Derjenige des Produzenten Johnson & Johnson, ebenso ein Vektorimpfstoff, wurde Monate später zugelassen. Dieser benötigt zur vollen Wirksamkeit nur eine Impfung.

Verschärft wurde die Situation durch Mutationen: Virusvarianten, die sich als teilweise infektiöser, in ihren Auswirkungen bei Krankheitsausbruch schädlicher oder die Barriere von bereits geimpften Personen durchbrechend herausstellen sollten, sind nach und nach entstanden. So wurde erstmals im Dezember 2020 in Großbritannien die Variante B.1.1.7 (Alpha) nachgewiesen. Diese war im zwischenmenschlichen Kontakt leichter übertragbar und hat zusätzlich eine höhere Reproduktionszahl aufgewiesen. Das hat zu einem regelrechten Schub an Infektionen in den betroffenen Gebieten geführt. Vermutet wurde auch, dass Antikörper nach einer bereits durchgemachten Infektion oder im Gefolge einer Impfung geringeren Schutz gegen eine Ansteckung bieten, als dies bei der Grundvariante der Fall war.

Die Varianten B.1.3.5 (Beta) und P.1 (Gamma) werden als südafrikanische und brasilianische Variante bezeichnet. Auch hier wird eine erhöhte Übertragbarkeit, vor allem durch herabgesetzte Immunabwehr, angenommen.

Als besonders gefährlich hat sich die Variante B.1617.2 mit der Bezeichnung Delta herausgestellt.29 Diese ist erstmals im Oktober 2020 in Indien diagnostiziert worden. Dort war das Virus auf eine weitgehend unvorbereitete Milliardenpopulation getroffen und konnte sich regelrecht austoben. Es gilt als gesichert, dass die Zahl der Ansteckungen das Risiko des Ausbildens von Mutationen steigert. Nachdem solche die Folge von genetischen Produktionsfehlern sind und zwangsläufig vorkommen, erhöht die Zahl der Wirt*innen zwingend jene der produzierten Mutationen. Dies lässt sich auch durch die Varianten Beta, Gamma und Alpha zeigen, die ebenso in Gegenden mit Hochinzidenz entstanden sind.

Delta führte in Europa zu einem abermaligen massiven Anstieg der Infektionszahlen. Diese ist gegenwärtig im Sommer 2021 die dominierende Variante in Deutschland und Österreich. Umstritten ist, ob sie in ihren Auswirkungen für die infizierte Person gesundheitsschädlicher ist als das Grundvirus. Die Symptome scheinen sich in Richtung vergleichsweise harmloserer wie Schnupfen, Heiserkeit und Kopfschmerzen verlagert zu haben; auch die Hospitalisierungsrate und die Rate an kausalen Todesfällen scheint geringer zu sein. Dies könnte allerdings auf einen nun vermehrten Impfschutz der Bevölkerung und die Tatsache zurückzuführen sein, dass die besonders gefährdete Bevölkerungsgruppe schon zum überwiegenden Teil immunisiert ist.

Unbestritten fällt der Schutz der Impfbarriere gegen diese Variante jedoch geringer aus, als dies für die Grundvariante zutrifft. Es besteht zwar nach wie vor eine hohe Schutzwirkung der Impfung – gerade dann, wenn man den vollen Impfzyklus absolviert hat – gegen schwere Verläufe, erst recht mit Todesfolge; leichte Erkrankungsverläufe sind jedoch möglich. Generell dürfte die Impfung nicht grundsätzlich davor bewahren, das Virus übertragen zu können.30 Delta ist deutlich leichter übertragbar als andere bislang bekannte Varianten. Es wird davon gesprochen, dass die Ausatemluft einer infizierten Person das Tausendfache der Virenlast gegenüber jener der ohnedies schon hochinfektiösen Alpha-Variante in sich trägt.31

Es ist noch nicht abschließend gelungen, den Ausbruch des Krankheitsgeschehens auf einen konkreten Auslöser zurückzuführen. Als bislang aussichtsreichste Kandidatin gilt die Variante, das Virus sei vergleichbar SARS über einen Zwischenwirt, nämlich ein Säugetier, von ursprünglich Fledermäusen auf den Menschen übergegangen. Auch diese Version geht davon aus, Großmärkte in Südchina und deren unhygienische Umgebung hätten den Ausbruch bedingt.

In den letzten Monaten wird allerdings wieder verstärkt eine Variante diskutiert, die ursprünglich der ehemalige US-Präsident Donald Trump propagiert hatte. Das Virus könnte aus einem hochspezialisierten Labor im Nahebereich dieses Tiermarktes in das Freie gelangt sein. Es wird behauptet, in diesem würde an und mit Virenstämmen geforscht, die noch von der vormaligen Pandemie 2002/2003 verblieben wären; argumentiert wird, man forsche nach wirksamer Medikation. Es wird allerdings auch teilweise unterstellt, man entwickle biologische Kampfstoffe. Selbst Nobelpreisträger sind mit dieser Laborthese an die Öffentlichkeit getreten. Verifiziert werden konnte diese Theorie bislang nicht. Es ist allerdings auffällig, dass die chinesischen Behörden sich einer vertrauenswürdigen Kooperation mit der WHO weitgehend verweigern.

Eine alternative Erklärung hat schließlich kürzlich der deutsche Virologe Christian Drosten, ein anerkannter Fachmann, der bereits seit der SARS-Pandemie an Corona-Viren forscht, vertreten. Er hält es für wahrscheinlich, dass das Virus zwar tatsächlich aus dem Tierreich stammt, konkretisiert den Übertragungsweg jedoch auf plastische Art und Weise: So sei es bekannt, dass auf besagten Tiermärkten Schleichkatzen und Marderhunden bei lebendigem Leib das Fell abgezogen werden würde, um die Modeindustrie damit zu versorgen. Die bemitleidenswerten Tiere würden natürlich in Todesangst, in unglaublicher Qual und aus vollstem Leib brüllen – und dadurch eine Unzahl von Aerosolen ausstoßen. Demnach ist dieser Umstand gemeinsam mit der aufgeheizten Umgebung dieser dicht genutzten Märkte eine optimale Umgebung, um eine menschliche Infektion über Zwischenwirte zu produzieren.

Bis Mitte 2021 wird von einer weltweiten Fallzahl an verifizierten Ansteckungen von knapp 190 Millionen Betroffenen ausgegangen. Bislang sind vier Millionen Todesfälle eindeutig auf Covid-19 zurückzuführen.32 Diese Zahlen sind allerdings zu hinterfragen: Es besteht eindeutig eine nicht bestimmbare Dunkelziffer an nicht erhobenen oder gemeldeten Infektionen;33 nicht oder nur gering symptomatische Personen, die über keine schweren Beschwerden verfügen, suchen erfahrungsgemäß keinen ärztlichen Beistand und werden daher auch von keiner Statistik erfasst. Korrekte und vollständige Zahlen werden teilweise von Staaten gar nicht erfasst (wie dies für große Teile Afrikas und weite Teile Asiens angenommen werden kann), teilweise werden entsprechende Aufzeichnungen sogar staatlich boykottiert. Für Brasilien unter Präsident Jair Bolsonaro, der sich zunächst als Leugner jeglicher Gefährdung durch das Virus dargestellt und schließlich als Staatenlenker herausstellen sollte, der massiv gegen Eindämmungsmaßnahmen interveniert, kann dies jedenfalls gesagt werden. Entsprechendes dürfte für Russland unter Wladimir Putin und teilweise auch für China gelten.

Ausbreitung

Deutschland musste bis März 2021 über 70 000 Covid-Tote bei rund 2,5 Millionen nachgewiesenen Infektionen verzeichnen, in Österreich waren es bis Hochsommer 2021 knapp über 10 000 Todesfälle bei rund 650 000 nachgewiesenen Infektionen.34 Gerade der Tiroler Wintersportort Ischgl hat sich im März 2020 als besonders tragischer Covid-Brennpunkt herausgestellt. Après-Ski ist eine österreichische Spezialität. Discofeeling auf engstem Raum in oftmals überfüllten Bars, alkoholgeschwängerte Stimmung und entsprechende Ausgelassenheit schienen geradezu Idealvoraussetzungen für eine Verbreitung des Virus zu bieten. Menschen aus allerlei europäischen Nationen und darüber hinaus hatten regelmäßig in den Wintermonaten den Urlaub in den Tiroler Bergen verbracht, um Abstand zum alltäglichen Lebenstrott zu gewinnen. Ski-Bars in Ischgl waren berüchtigt dafür, für ein Fallenlassen aller Hemmungen der Gäste zu sorgen. „Mach mit, wenn Du kannst!“ lautete das Motto.

Mit Ischgl ist der Begriff des Superspreading in unser aller Bewusstsein gekommen. Damit werden Events bezeichnet, die schlagartig für eine Vervielfachung von Ansteckungszahlen sorgen. So haben Erhebungen ergeben, dass tatsächlich mehr als 11 000 Infektionen europaweit auf Aufenthalte in Ischgl zurückzuführen sein sollen; gerade dieser Ort soll für eine regelrechte Überschwemmung des Kontinents mit Covid-19 gesorgt haben. Schwere Kritik wird nach wie vor an den Tiroler und österreichischen Behörden geübt. Man wäre nachlässig gewesen und habe, obwohl erste Fälle schon bekannt gewesen wären, erst verspätet reagiert. Behördliche Schließungen der noch immer voll ausgelasteten Lokale wären erst mit tagelanger Verspätung erfolgt. Die österreichische Bundesregierung habe ohne Not und Vorbereitung die Absperrung des dortigen Bereichs vorangekündigt, was erst recht zu einer überstürzten Abreise Abertausender Urlaubsgäste in deren Herkunftsländer geführt hätte. Dies hätte seriöse Testungen und daher eine verlässliche Überwachung des Virentransports in die Nachbarländer verhindert – und tatsächlich den Grundstein für die Ausbreitung der Pandemie in Nordeuropa gelegt.35

Impfstoffentwicklung

Die Entwicklung von Impfstoffen gegen den Erreger SARS-CoV-2 und dessen Varianten wurde von Anbeginn an fieberhaft vorangetrieben. Hunderte Substanzen wurden entwickelt, Dutzende fanden Eingang in klinische Prüfungen.

Weltweit haben sich Staaten dazu entschieden, aktiv an der Entwicklung mitzuwirken. Dies ist etwa durch unmittelbare staatliche Beteiligungen – etwa in den USA im Hinblick auf den Produzenten Moderna oder in Deutschland hinsichtlich CureVac – erfolgt, überwiegend jedoch durch großzügige Forschungsgelder.

Schon Ende 2020 wurden die ersten Impfstoffe zugelassen. Dies ist zur Überraschung der Weltöffentlichkeit erfolgt, war man doch zuvor davon ausgegangen, dass die Entwicklung derartiger Präparate, deren umfangreiche klinische Prüfungen, die mehrere Etappen vorsehen und eine risikolose Verwendung garantieren sollen, und schließlich deren Produktion und Vertrieb Jahre in Anspruch nehmen würden. Mancherorts ist sogar bezweifelt worden, ob es jemals gelingen würde, wirksame Impfstoffe zu produzieren.

Der erste Zieleinlauf ist in Europa dem Mainzer Unternehmen BioNTech geglückt. Kurz darauf hat der US-amerikanische Prozent Moderna die Zulassung erhalten. Beide Varianten stellen den Impfschutz über die mRNA-Technologie zur Verfügung. Das deutsche Robert Koch-Institut bezeichnet derartige Impfstoffe als solche, „die auf einer neuartigen Technologie beruhen“ und „die ‚Bauanleitung‘ für einen einzigen Baustein des Virus, das sogenannte Spikeprotein, enthalten.“ Gegen anderslautende Mythen wird ausdrücklich festgehalten:

Die COVID-19-mRNA-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Impfviren, das heißt geimpfte Personen können auch keine Impfviren auf andere Personen übertragen. Die in den Impfstoffen enthaltene mRNA wird nach der Impfung nicht ins menschliche Erbgut eingebaut,36 sondern nach Eintritt in die Zellen (vor allem in Muskelzellen an der Impfstelle und in bestimmten Abwehrzellen) ‚abgelesen‘, woraufhin diese Zellen dann das Spikeprotein selbst herstellen. Die so vom Körper des Geimpften gebildeten Spikeproteine werden vom Immunsystem als Fremdeiweiße erkannt; in der Folge werden Antikörper und Abwehrzellen gegen das Spikeprotein des Virus gebildet. So entsteht eine schützende Immunantwort. Die im Impfstoff enthaltene mRNA wird im Körper nach einigen Tagen abgebaut. Dann wird auch kein Viruseiweiß (Spikeprotein) mehr hergestellt.“37

Ende Jänner 2021 ist der von der Universität Oxford entwickelte Impfstoff des Pharmaproduzenten AstraZeneca zugelassen worden, wenige Wochen später jener des US-amerikanischen Johnson & Johnson. Beide Impfstoffe basieren demgegenüber auf der Vektortechnologie. So wird ein sogenannter Adenovirus – untechnisch kann man diesen als Schnupfenvirus bezeichnen – dahingehend modifiziert, dass dieser nach Injektion im Körper der geimpften Person Spikeproteine produziert.38 Anders als nach dem mRNA-Verfahren, mit welchem dem Körper ein Bauplan zur Verfügung gestellt wird, löst hier die Impfung eine unmittelbare Immunreaktion aus.

Die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna haben die jeweiligen Zulassungsstudien mit einer nachgewiesenen Wirksamkeit der Substanzen von über neunzig Prozent abgeschlossen. Jene der Vektorimpfstoffe wurde als deutlich geringer angegeben. AstraZeneca hat selbst von einer Wirksamkeit von siebzig Prozent gesprochen, wurde jedoch diesbezüglich als unseriös kritisiert, da mehrere Studien unterschiedlichen Designs vermischt worden wären, um auf diesen Wert als Durchschnitt zu kommen. Johnson & Johnson hat einen Wirksamkeitswert von über achtzig Prozent propagiert.

Das nationale deutsche Paul-Ehrlich-Institut schätzt die Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe nachstehend ein:39


•BioNTech/Pfizer (Comirnaty) nach der zweiten Teilimpfung, empfohlener Abstand der Gaben derzeit 3-6 Wochen bis zu 95 Prozent
•Moderna (Spikevax) ebenso nach der zweiten Teildosis, 4-6 Wochen bis zu 95 Prozent
•AstraZeneca (Vaxzevria) nach der zweiten erhaltenen Dosis, 12 Wochen bis zu 80 Prozent
•Johnson & Johnson (Janssen) Einzeldosis bis zu 70 Prozent

Nach der derzeitigen Studienlage schützen gerade die beiden mRNA-Impfstoffe auch im Hinblick auf die gegenwärtigen Mutationen in hohem Maß gegen schwere Krankheitsverläufe. Auch leichte sind in ihrer Wahrscheinlichkeit deutlich herabgesetzt.40 Sämtliche Impfstoffe dürften jedoch nicht davor bewahren, selbst Träger der Infektion zu sein (auch wenn diese konkret nicht ausbrechen mag) und daher den Virus weiter zu verbreiten und andere Personen zu infizieren.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Trotz der raschen Zulassung der dargestellten Impfstoffe fiel der Impfstart in Deutschland und Österreich nur schleppend aus. In den ersten Monaten wurde nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Bevölkerung, verglichen vor allem mit den Vorreitern Kanada, den USA, Israel und Großbritannien, versorgt. Es ist nach wie vor umstritten, worauf diese Verzögerung zurückzuführen ist. Einigkeit besteht dahingehend, dass die genannten Staaten ein Vielfaches der jeweiligen Bevölkerung an Impfstoffdosen bestellt und auch der bis dorthin weithin unbekannten neuartigen mRNA-Technologie den Vorzug gegeben hatten. Zu dem Zeitpunkt, als noch völlig unklar war, welcher Impfstoff wann und ob überhaupt zugelassen werden würde, wurden bereits millionenfach Dosen bei Moderna und BioNTech bestellt. Die EU war demgemäß zurückhaltender und hat zunächst auf die anscheinend sichere Variante AstraZeneca gesetzt. Hier hat man bewusst auf eine herkömmliche Substanzvariante vertraut und wollte kein Risiko einer Fehlinvestition eingehen. Auch wurden europaweit, mit ausdrücklicher Ausnahme von Großbritannien, nur so viele Dosen bestellt, wie dies dem Grundsatz nach der Bevölkerung entspricht.

Dadurch hatten sich allerdings entschlossene und gleichzeitig agile Nationen einen nicht unbeträchtlichen Vorteil gesichert. Diese wurden in den ersten Monaten mit Impfstoffen regelrecht überschwemmt, während andere Staaten dem tatenlos zusehen mussten. Andere, in der Impfverbreitung weit fortgeschrittene Länder nach und nach öffnen zu sehen, bisherige Beschränkungen abstreifend und zu einem gewohnten Leben zurückkehrend, während im eigenen Bereich noch Lockdowns und Depression herrschten, führte zu breitem Unmut in der Bevölkerung.

Die reichen Industrienationen werden von anderen Staaten als egoistisch kritisiert. Diesen ist kaum eine Möglichkeit verblieben, an Impfstoffe zu kommen; es sei denn, durch Überlassungen der vorrangigen Besteller. Gerade Länder der Dritten Welt waren darauf angewiesen, auf Impfstoffe russischer und chinesischer Provenienz zurückzugreifen, die jedoch über deutlich geringere Schutzwirkung verfügen und deren Zulassungsstudien teilweise weder offengelegt noch als wissenschaftlich seriös beanstandet werden.

Staatliche Eindämmungsmaßnahmen wurden als staatliche Willkür gebrandmarkt. Der Ruf nach Abschaffung der sogenannten „Coronadiktaturen“ wurde europaweit laut und tausendfach auf die Straßen getragen. Dies wurde wiederum von jenen Personen, die sich der eigenen Verantwortung bewusst waren und penibel Abstandsvorschriften einhielten und Masken trugen, als blanker Hohn empfunden: Videoaufnahmen zu sehen, in denen auf engstem Raum zusammenstehende Demonstrant*innen, ohne Maske und entsprechend agitiert, lautstark „Diktatur!“, nach „Freiheit!“ und „[wer auch immer] muss weg!“ riefen, erschien vielen unzumutbar. Dieses Bild völliger Verantwortungslosigkeit wurde noch verstärkt durch die Tatsache, dass Tausende in Bussen quer durch die Republik gekarrt wurden, um an solchen Kundgebungen teilzunehmen. Auch auf den Fahrten war die Verwendung von Masken ein Fremdwort, ja wurde höchstens als Schimpfwort zurückgewiesen. Es wird spekuliert, dass solche Demonstrationen mit Abertausenden Teilnehmern für Hunderte Infektionen und eine Vielzahl von Todesfällen unmittelbar verantwortlich gewesen sein sollen.

Anfängliche Probleme der Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen wurden allerdings spätestens mit Beginn des Sommers 2021 behoben. Zu diesem Zeitpunkt sind im deutschsprachigen Raum ausreichend Impfstoffe zur Verfügung gestanden. Sämtliche Impfstoffe sind grundsätzlich allen erwachsenen Personen offen gestanden. Eine Wahlfreiheit, welchen Impfstoff man individuell bekommen möchte, hat es jedoch anfangs nicht gegeben.

Die Risiken der Impfung sind, soweit dies bislang abgeschätzt werden kann, gering. Weltweit sind schon Milliarden von Menschen geimpft worden. Bekannte Impfreaktionen, wie diese bei jeder Impfung und naturgemäß bei jeder Injektion auftreten können, sind auch bekannt geworden. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schmerzen im Injektionsbereich, teilweise – abhängig vom verwendeten Impfstoff – auch stärkere Symptome, die eine ein- oder auch mehrtägige Ruhephase erforderlich gemacht haben. In Einzelfällen sind Thrombosen und schwerwiegende Komplikationen berichtet worden, wobei ein Nachweis der Kausalität noch aussteht.41 Kausalität bedeutet, dass eine Reaktion tatsächlich nachgewiesener Weise auf einen konkreten Umstand zurückzuführen ist. Es müsste daher, um den Kausalitätsnachweis führen zu können, ausgeschlossen werden, dass eine andere Ursache gegeben ist. Dies fällt angesichts des Beobachtungspools von jedenfalls Millionen Menschen sehr schwer: Auch schwerwiegende Erkrankungen treten in einer derart riesigen Gruppe tausendfach auf. Es ist durchaus möglich, dass es sich bei solchen Erscheinungen um bloße Korrelationen – die zufällig im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung auftreten – handelt.

Dass Impfungen gegen Covid-19 sinnvoll sind, wird wissenschaftlich jedoch nicht mehr bestritten. Die Risiken einer Erkrankung und deren Folgen, die von schweren Verläufen bis zum Tod und selbst bei leichten zu dauerhaften Schädigungen (Long Covid) führen können, überwiegen die Impfrisiken bei Weitem.42

Mit Stand Beginn des zweiten Halbjahres 2021 sind in Deutschland knapp fünfzig Millionen Personen geimpft worden, der Anteil der Zweitimpfung beträgt knapp über 35 Millionen. Dies entspricht einem gesamten Bevölkerungsanteil von knapp sechzig beziehungsweise 45 Prozent.43 In Österreich sind zu diesem Zeitpunkt rund neun Millionen Dosen verimpft worden, vier Millionen Personen sind vollimmunisiert. Die Quote beträgt hier rund zwei Drittel beziehungsweise ebenso 45 Prozent.44 Die Impfquote ist bis September 2021 auf knapp 65 Prozent Erstimpfungsanteil und sechzig Prozent Vollimmunisierung in Deutschland45 beziehungsweise 62 Prozent und 58 Prozent in Österreich46 gestiegen.

In den letzten Wochen hat die Impfbereitschaft massiv abgenommen. Es wird vermutet, dass dies mit einer gewissen mentalen Erschöpfung durch das monatelange Pandemiegeschehen, der Sehnsucht nach einem gewohnten Alltag wie aus präpandemischen Zeiten bekannt, vor allem aber mit der steil abfallenden Infektionsrate mit Sommerbeginn und den diesbezüglichen Urlaubsreisen zusammenhängen dürfte. Die nun bestimmende Delta-Variante erweist sich jedoch als Treiberin eines abermalig ansteigenden Infektionsgeschehens. Wir dürften uns am Beginn der Vierten Welle befinden, die im Herbst 2021 voll wirksam werden dürfte.47

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