Kitabı oku: «Simone de Beauvoir und der Feminismus», sayfa 5

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3. Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später

Bevor ich mich dazu äußere, was von Simone de Beauvoirs Untersuchung Das andere Geschlecht sechzig Jahre nach ihrem Erscheinen 1949 zu halten ist, möchte ich das Werk selbst vorstellen, denn wie man immer wieder feststellen kann, ist es sehr wenig gelesen worden und reduziert sich für viele auf den vielleicht meistzitierten Satz der gesamten feministischen Literatur: »On ne naît pas femme: on le devient.« Ein Satz, der unterschiedlich übersetzt und paraphrasiert wird, weil der Kontext, in dem er steht, selten genau bekannt ist, obwohl das Buch als Bibel des Feminismus gilt. Ich werde versuchen, die Charakterisierung knapp zu halten.71

Genese

Zunächst: Wie kam Beauvoir dazu, Das andere Geschlecht zu schreiben? Nach dem Zweiten Weltkrieg war die First Wave (die sogenannte Suffragettenbewegung) zu Ende; die Frauen hatten 1944 auch in Frankreich endlich das Wahlrecht bekommen, und die Second Wave, die in Frankreich erst im Umkreis des Pariser Mai 1968 entstand, war noch weit entfernt. Folgt man Beauvoirs eigenen Angaben, so wollte sie über sich schreiben, d. h. ihre Autobiografie, und als Philosophin, die sie war, ging sie das Thema systematisch an: Was hatte es für sie bedeutet, eine Frau zu sein? Im Grunde gar nichts – zu diesem Schluss kam sie zunächst, denn nie habe ihr jemand ein Gefühl der Unterlegenheit vermittelt. Unter ihren Kommilitonen und Kollegen war sie anerkannt wie ein Mann. Die republikanischen Institutionen, vor allem die anonymen Concours, die schon früh effektiver als etwa in Deutschland für Chancengleichheit im Erziehungswesen sorgten, hatten dies möglich gemacht. Sartre, mit dem sie alle Projekte besprach, habe ihr jedoch zu bedenken gegeben, dass sie als Mädchen anders erzogen worden sei als ein Junge. Verlässt man sich auf Beauvoirs Erinnerung, so gab diese Bemerkung den Ausschlag. Sie ging ihr nach und war selbst am meisten erstaunt über das, was sie entdeckte: Die Welt, in der sie seit nunmehr fast vierzig Jahren lebte, war eine männliche Welt, ihre Kindheit war von Mythen geprägt, die von Männern gemacht worden waren und auf die sie anders reagiert hätte, wenn sie ein Junge gewesen wäre. Beauvoir gab ihr autobiografisches Projekt zunächst auf und befasste sich mit der Lage der Frau im Allgemeinen. Mit der ihr eigenen Arbeitswut und Gründlichkeit las sie sich in kürzester Zeit durch alles hindurch, was die Pariser Bibliotheken zu diesem Thema zu bieten hatten, und holte sich zusätzlich noch Anregungen in den USA. Es entstand ein enzyklopädisches Werk von fast 1000 Seiten.

Das Werk

Fundiert wird dieses Werk ausdrücklich in einer »existenzialistischen Ethik«. Jedes Bewusstsein, das sich kontingent, d. h. ontologisch nicht begründet, in der Welt vorfindet, strebt danach, sich selbst im Handeln eine Identität zu geben. Dieser Selbstentwurf in Freiheit macht für Beauvoir wie für Sartre die Würde des Menschen aus. Wer sich ihm entzieht, handelt schuldhaft. Beauvoir sieht jedoch den Fall vor, dass man an der Selbstüberschreitung gehindert werden kann. Dies charakterisiert die Lage der Frau, denn andere haben bereits ihre Rolle festgelegt. Wie kam es dazu und wie kann die Frau aus der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit gelangen? Diese Frage liegt ihrer Untersuchung zugrunde.

In einer Art Forschungsbericht befragt Beauvoir zunächst die Psychoanalyse und den historischen Materialismus auf mögliche Antworten. Diese beiden Erkenntnisansätze galten damals als die fortschrittlichsten, zu denen der Existenzialismus in Konkurrenz trat. Der Körper spielt offenbar für sie zunächst eine so geringe Rolle, dass Sartre sie daran erinnern muss, auch die Biologie hinzuzuziehen. Alle drei Disziplinen lassen sie, wie zu erwarten, unbefriedigt. In der Psychoanalyse Freuds erkennt sie die Spuren der männlichen Perspektive: Es handelt sich für sie um die moderne Version der Frau als Mängelwesen, der Frau, die immer nur in Relation zum Mann gedacht wird. Die Annahme, dass es ein Unbewusstes gibt, das mich steuert, stellt für sie im Übrigen einen Determinismus dar, der mit ihrer Freiheitsphilosophie unvereinbar ist. Am historischen Materialismus setzt sie aus, dass es in der klassenlosen Gesellschaft, wäre sie erst realisiert, keinen Unterschied mehr gäbe zwischen Männern und Frauen, weil alle nur noch Arbeiter – also gleich – seien. Auch die Daten der Biologie haben als solche für Beauvoir keine Aussagekraft, sie bedürfen der Interpretation. Ob eine Frau weniger Muskeln hat als ein Mann, ist an sich noch nicht bedeutsam; diese Tatsache erhält erst Sinn aufgrund ihrer Funktion innerhalb eines bestimmten Kontextes. Dasselbe gilt für Schwangerschaft und Mutterschaft. Wie sie erlebt werden, hängt Beauvoir zufolge von dem Wert ab, den man ihnen innerhalb einer gegebenen Gesellschaft beimisst.

Beauvoir hat also in den drei Disziplinen, die sie untersucht hat, keine Antwort auf ihre Frage gefunden, warum die Frau an der Selbstüberschreitung – oder »Transzendenz« – gehindert und in die »Immanenz« gezwungen wurde,72 anders gesagt, warum der Mann dauerhaft zum Subjekt und die Frau zum Objekt wurde. In der Geschichte, die sie in einem Schnelldurchgang von den Urhorden bis zu ihrer eigenen Gegenwart durchmisst, findet sie jedoch selbst die Antwort. Es ist die Reproduktion der Gattung, die die Frauen in die Immanenz zwang, während die Männer ihre Situation transzendierten und die Welt annektierten, um das Überleben der Gattung zu sichern.73 Gebären als unkontrollierte und unreflektierte Fortpflanzung erlaubt keine ontologische Begründung; der homo faber verwirklicht sich dagegen in Freiheit. Die Kasernierung und Selbstentfremdung der Frau wird noch durch Mythen zementiert, die Beauvoir eindrucksvoll von der Antike über die Literatur des 20. Jahrhunderts bis hin zum täglichen Leben aufzeigt.

Die Gesamtanlage der Untersuchung entspricht dem Verfahren, das Sartre »synthetische Anthropologie« oder später »progressiv-regressive Methode« nannte. Das erste Buch zeigt die Konditionierung auf, die die Gesellschaft der Frau zuteil werden lässt; im zweiten Buch wird vor allem ermittelt, wie diese Konditionierung subjektiv erfahren wird. Und hier steht nun zu Beginn der berühmte Satz: »Man wird nicht als Frau geboren: Man wird dazu gemacht.« So lautet meine Übersetzung, die sich durch die Fortsetzung des Textes rechtfertigt. Denn: »Kein biologisches, psychisches, ökonomisches Schicksal bestimmt die Gestalt, die das Menschenweibchen in der Gesellschaft annimmt; vielmehr bringt die Zivilisation das Produkt […] hervor, das als weiblich bezeichnet wird.« Und weiter: »Nicht mysteriöse Instinkte machen Mädchen passiv, kokett oder mütterlich; diese ›Berufung‹ wird ihnen vielmehr von klein auf andressiert«.74 Biologisches Geschlecht und soziale Rolle werden hier radikal voneinander abgekoppelt: Das eine prädestiniert nicht für das andere. Wenn es in der Geschichte der Menschheit dennoch so war, dann, weil es Nutznießer gab, die es so wollten. Beauvoir zeichnet die für ihre Zeit (und ihre Klasse) typische Lebenschronologie der Frau nach. Wie im Einzelnen werden Mädchen zu dem programmiert, was die Gesellschaft unter »Frau« versteht? Wie wird diese Programmierung empfunden? Wieso bedingt die Institution der Ehe, die Beauvoir ablehnt, die Prostitution? Welche typischen Arten des Selbstbetrugs hat die Situation der Frau zur Folge? Zwei Bedingungen müssen vor allem als Voraussetzung für die Befreiung erfüllt sein: Geburtenkontrolle und ökonomische Unabhängigkeit durch Teilnahme der Frauen an der Erwerbsarbeit. Beauvoir, die in diesem Buch ihre idealistische Philosophie in Richtung auf einen existenzialistisch fundierten Marxismus überschreitet – neben Hegel, Husserl und Heidegger verarbeitet sie auch Marx, Engels und Bebel –, geht davon aus, dass ein Sozialismus, der diesen Namen verdient, den Frauen am ehesten diese Möglichkeiten bietet.75 Sie partizipiert an dem, was Jean-François Lyotard dreißig Jahre später als »métarécit« bezeichnen sollte.76

Was war 1949 neu?

Mit dieser zeittypischen Fortschrittsgläubigkeit, die sich auch in der unkritischen Bewunderung des homo faber äußert, ist aus meiner Sicht schon das Element benannt, das viele heute am stärksten als überholt ansehen. Wenn man Beauvoirs Werk richtig einordnen will, ist daneben aber auch und vor allem zu unterstreichen, was 1949 völlig neu war. Mit der Trennung von biologischem Geschlecht und sozialer Rolle begründet Beauvoir das, was später gender genannt wurde, d. h. den Begriff »Frau« als gesellschaftliches Konstrukt – gemeinhin wird dieses Konzept der US-amerikanischen Forschung Jahrzehnte später zugeschrieben.77 Dasselbe ist der Fall, wenn es in der Genderforschung um die Opposition von Selbst und Anderem geht, Subjekt und Objekt:78 Beauvoir ist die Erste, die das Geschlechterverhältnis systematisch mit philosophischen Kategorien angeht, wobei sie zahlreiche andere Disziplinen für ihre Untersuchung heranzieht – Biologie, Psychoanalyse, Anthropologie, Geschichte, Soziologie usw. –, das heißt Pluri- oder Transdisziplinarität praktiziert, was heute zu den Standards gehört, wenn man Drittmittel für Geschlechterforschung einwerben will. In ihrem Buch liefert sie neben der Mythenkritik auch erste Beispiele für feministische Literaturkritik, deren Begründung ebenfalls der US-amerikanischen Genderforschung zugeschrieben wird.79 Sie thematisiert unverblümt Sexualität, Abtreibung, Homosexualität und Prostitution und zeigt, dass das Private politisch ist – bevor dieser Satz zum Slogan wurde. Damit begeht sie einen Tabubruch und löst im Mai 1949 einen Skandal aus, als das Kapitel über die sexuelle Initiation der Frau in den Temps modernes – der Zeitschrift, die Sartre, sie und andere 1945 gegründet hatten – vorveröffentlicht wurde.80 Sie hatte etwas thematisiert, worüber man zuvor nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen hatte, und machte damit Probleme diskursfähig – und verhandelbar –, die auf diese Weise breiter ins öffentliche Bewusstsein Eingang finden konnten.

Die US-amerikanische Rezeption

Aber nicht sofort. Denn trotz des Skandals, den das Buch auslöste, wurde es in Frankreich zunächst nur isoliert von Einzelnen gelesen – vielen galt es als schwer verdaulich. In den USA, wo die Feminismusbewegung einen Vorsprung hatte, wurde es jedoch intensiver rezipiert. Dass eine Reihe von Erkenntnissen Beauvoirs US-Amerikanerinnen zugeschrieben werden, liegt daran, dass sie unerkannt (da ohne Nachweis) Eingang in die Publikationen fanden, die den Feminismus 20 Jahre später über den Globus verbreiteten.81 Auf meinem Beauvoir-Kolloquium 1999 sprach eine Teilnehmerin Kate Millett darauf an. Sie antwortete nicht ungeschickt: »It was a revelation! How could it have been a source?«82 Während die Ideen Beauvoirs über US-amerikanische Vermittlung auch nach Frankreich zurückkehrten, wo sie wichtige Figuren der Frauenbefreiungsbewegung der 1970er Jahre beeinflussten, entstanden gleichzeitig Gegenentwürfe auf einer völlig anderen Denkgrundlage, von der aus Beauvoir und der von ihr inspirierte emanzipatorische Egalitätsfeminismus nicht nur als veraltet, sondern als der Sache der Frauen (wenn nicht der Menschheit) abträglich bezeichnet wurden. Ich spreche von den Ansätzen von Hélène Cixous, Luce Irigaray und Julia Kristeva, die erst in den USA, wo eine neue Generation von Akademikerinnen sie euphorisch rezipierte, zu einer Gruppe mit dem trügerischen Etikett French Feminism zusammengefasst wurden. So unterschiedlich ihre Ansätze sind, konvergieren sie doch in einer psychoanalytisch fundierten Rationalitätskritik. Man spricht auch von Poststrukturalismus. Ich habe mich an anderer Stelle ausführlich zu diesen Ansätzen geäußert83 und berücksichtige hier nur in extremer Verkürzung das, was ihr Verhältnis zur Theorie Beauvoirs beleuchtet.

Eine männliche Philosophie?

Hélène Cixous kritisiert mit Jacques Derrida das Denken in binären Oppositionen, denn es begründet Hierarchie: Das erste Glied konstituiert sich mit Hilfe dessen, was es als sein Anderes ausschließt. Alle Oppositionen gehen auf das grundlegende Paar »Mann/​Frau« zurück. Die Frau ist das Verdrängte, sie garantiert das Funktionieren des Systems. Abschaffen kann man es nicht, nur destabilisieren. Diesem Zweck dient die von Cixous kreierte écriture féminine, in der sich die besondere Trieborganisation der Frau niederschlagen soll. Sie löst »logozentrische« Eindeutigkeit in Polysemie, Unentscheidbarkeit auf. Man kann auch von poetischer Vieldeutigkeit sprechen. Luce Irigaray kommt zu ähnlichen Schlüssen. In ihrer Dissertation stellt sie 1974 fest, dass die Frau im abendländischen Denken immer nur als Spiegel des Mannes erscheint. Der Mann setzt sich als Absolutes, die Frau wird in Bezug auf ihn definiert, sie ist kein Wesen sui generis. Auch Irigarays Gegenmittel ist Ambiguisierung, Verflüssigung von festem Sinn, bei der sie allerdings andere Verfahren verwendet als Cixous.

Zunächst fällt durchaus eine Ähnlichkeit mit dem begrifflichen Instrumentarium Beauvoirs auf, bei der sich Cixous und Irigaray zweifellos starke Anregungen geholt haben. Auch Beauvoir hatte den Objektstatus der Frau im männlichen Denken klar erkannt. Der Mann ist der Definitor, der auf die Frau alles projiziert, »was er beschlossen hat nicht zu sein«, schreibt sie im Anderen Geschlecht. Nun aber der Unterschied: Sie appelliert an die Frauen, sich nicht mit diesem Status abzufinden und ihrerseits zu mündigen Subjekten zu werden. Damit verbleibt sie jedoch nach Auffassung der Poststrukturalistinnen im Rahmen der Identitätslogik. Der Unterdrückungsmechanismus, den die Opposition von Subjekt und Objekt darstellt, wird nicht angetastet. Und da die Entstehung dieser Logik den Männern zugeschrieben wird, unterstellt man Beauvoir, für die Rationalität unhintergehbar ist, ihre Frauenbefreiungstheorie auf einer männlichen Philosophie begründet zu haben. Wer als Frau nach Emanzipation strebt, sucht lediglich nach Vermännlichung.

Die Beauvoir-Rezeption Julia Kristevas

Im Gegensatz zu Cixous und Irigaray, die aus ihrer starken Abneigung gegen Beauvoir keinen Hehl machen,84 passt Julia Kristeva ihre Stellungnahmen strategisch den Redeanlässen an. Die seit Mitte der 1960er Jahre in Paris lebende gebürtige Bulgarin hatte sich zunächst auch der Pluralisierung monologischen Sinns entsprechend der Dekonstruktion gewidmet, bekannte sich jedoch zunehmend zur Psychoanalyse als Erkenntnissystem, das wahrheitsfähige Aussagen begründen kann. Auf dieser Basis bezeichnete sie 1979 den Feminismus nach der Abdankung der Ideologien – als Maoistin hatte sie gerade noch selbst einer von ihnen angehangen – als die letzte paranoide Formation, die das Böse auf Sündenböcke projiziert, statt es im eigenen Unbewussten zu suchen.85 In der letzten Zeit inthronisiert sie jedoch zunehmend Beauvoir als große Vorgängerin, deren Theorie freilich von ihrer eigenen abgelöst worden sei. Schon 1997 veranstaltete sie ein Kolloquium zu Ehren Beauvoirs, deren zehnter Todestag in Paris übergangen worden war,86 dann widmete sie Beauvoir ihre Trilogie Le génie féminin,87 bedauerte allerdings 2003 in einem »surprisingly sympathetic talk«88 vor der internationalen Beauvoir-Gesellschaft, dass die Verfasserin des Anderen Geschlechts sich stärker mit der Lage der Frau als mit ihrer Singularität, der Originalität von Frauen wie Colette, Hannah Arendt und Melanie Klein, die sie in ihrer Trilogie behandelt, befasst habe.89 Überraschend, wenn nicht grotesk, war es auch, dass gerade Kristeva das Kolloquium zum 100. Geburtstag Beauvoirs im Januar 2008 ausrichtete.90 Obwohl sie ihr attestierte, eine »anthropologische Revolution« oder »Mutation« verursacht zu haben91 (bei der man allerdings nicht recht versteht, worin sie bestehen soll92), unterschlägt sie nicht die Schlüsse, die die Psychoanalyse, wie sie meint, aus Beauvoirs Theorie ziehen muss. Am deutlichsten kommen diese in einem Vortrag zum Ausdruck, den Kristeva im November 2005 in der UNESCO hielt.93 Beauvoir ist die Vertreterin eines »phallischen Universalismus«, der eine dreifache Verleugnung voraussetzt: die Verleugnung des weiblichen Körpers, der weiblichen Homosexualität und der Mutterschaft. Was die Philosophin in ihrem Rationalismus verdrängt, entdeckt Kristeva, die seit 1979 auch als Psychoanalytikerin praktiziert, allerdings in ihren literarischen Texten als Subtext, in dem sich das Unbewusste manifestiert: beinahe das Eingeständnis der Geschlechterdifferenz. Man denkt unwillkürlich an diejenigen, die dem erklärten Atheisten Sartre attestierten, hinter seinen Deklarationen scheine ein verdrängtes Christentum durch.94 Kristevas gerade noch in den USA festgestellter »recent turn to Beauvoir«95 erhält eine Fortsetzung. Im März 2010 veranstaltet sie ein Kolloquium zum Thema »Beauvoir und die Psychoanalyse«. Dort wird es vermutlich zu vertieften Diagnosen kommen.96

Die Beauvoir-Rezeption Judith Butlers

Während die dekonstruktivistischen Ansätze Kristevas und Irigarays unter dem Einfluss der Psychoanalyse einem Feminismus der Differenz oder einem »maternalistischen Essenzialismus« gewichen sind,97 der eine neue Ethik der Intersubjektivität auf der Mutterschaft begründen soll,98 kam die Dekonstruktion in Form der Theorie Judith Butlers aus den USA nach Paris zurück. Dass das Kultbuch Gender Trouble mit 15 Jahren Verspätung 2005 endlich übersetzt wurde, geht nicht auf die von Kristeva geschmähten Feministinnen zurück, sondern auf Soziologen, die an der queer theory interessiert waren.99 Die wohl auch heute noch einflussreichste Gender-Theoretikerin hat sowohl Beauvoir als auch Sartre rezipiert. In einer 1986 zum Tode Beauvoirs erschienenen Gedenknummer der Yale French Studies stellte Butler insbesondere die Brauchbarkeit von Beauvoirs Körperkonzept heraus. Der Körper als Teil der Situation, in der das Subjekt sich vorfindet, die es jedoch im Handeln überschreitet und damit interpretiert, musste Butler interessieren, deren fundamentales Anliegen darin besteht, die Vorstellung von der Dualität der Geschlechter aufzulösen. Allerdings missverstand sie 1986 Beauvoirs Ansatz, wenn sie davon ausging, dass im Anderen Geschlecht der Körper bereits als diskursive Setzung betrachtet werde.100 Butler erkannte ihren Irrtum und rückte dementsprechend in Gender Trouble von Beauvoir ab.101 Die Position Butlers, die das biologische Geschlecht als performativ hergestellt betrachtet, ist allerdings nicht unumstritten. Kritikerinnen, die auf der Materialität des Körpers insistieren, kommen damit Beauvoir näher, die den Körper für gegeben und materiell resistent, aber dennoch interpretierbar hält und sich damit in einer mittleren Position zwischen einem Determinismus befindet, der Anatomie für Schicksal hält,102 und der Dekonstruktion, die die Bildung von Identität unterläuft und soziopolitisch weitgehend folgenlos bleibt.103

Rasse, Klasse, Gender

Ähnlich wie die Theorie Judith Butlers ist auch der im Rahmen der Cultural Studies in den 1980er Jahren entstandene intersektionelle Feminismus, der die Geschlechterproblematik mit anderen Differenzen wie »Rasse« und Klasse kombiniert, in Frankreich lange unbeachtet geblieben. Glaubt man dem Forschungsbericht von Sonia Kruks, so wurde in den USA auch gegen Beauvoir das Argument vorgebracht, ihr Feminismus berücksichtige nur weiße, heterosexuelle Mittelklasse-Frauen und lasse alle anderen außen vor.104 In Wirklichkeit widmet Beauvoir 1949 nicht weniger als ein ganzes Kapitel der »Lesbierin«, deren sexuelle Präferenz sie zum Entsetzen der Kritik völlig unaufgeregt als »situierte Wahl« bezeichnet, während 1975 noch 42 Prozent der französischen Bevölkerung die Homosexualität als Krankheit betrachtete.105 Auch der Klassenaspekt spielt in ihrem zwischen Existenzialismus und Marxismus angesiedelten Buch eine Rolle, wenn sie etwa die Frauen der Bourgeoisie als »Parasiten« oder das Abendkleid als »Klassenlivree« bezeichnet und bei der Behandlung der Abtreibung deutlich unterscheidet, welche Möglichkeiten bei einer ungewollten Schwangerschaft die Frauen in begüterten Kreisen gegenüber Angestellten, Sekretärinnen, Studentinnen, Arbeiterinnen oder Bäuerinnen haben.106 Dass Beauvoir die Verbindung von Geschlecht und Klasse für damalige Verhältnisse so innovativ konzipiert, dass man auch hier von einem Tabubruch sprechen kann,107 hat gerade noch der Bremer Soziologe Lothar Peter gezeigt.108 Natürlich stehen die von den Feministinnen der sogenannten Third Wave reklamierten Differenzen bei ihr nicht völlig im Vordergrund. Entsprechend dem Schrifttum, das ihr zugänglich war (soweit anderes damals überhaupt schon existierte), und ihrem persönlichen Anschauungsfeld betrifft Das andere Geschlecht tatsächlich vor allem Frauen aus dem mittleren und höheren Bürgertum.109 Diejenigen, die sich seit einigen Jahren bemühen, die intersektionelle Theorie in Frankreich zu etablieren,110 wären gut beraten, sich Beauvoirs Situationskonzept anzuschauen, denn es erlaubt, Konditionierungen unterschiedlicher Art simultan zu denken, ohne einem Essenzialismus das Wort zu reden. Ähnlich lautet auch die Empfehlung der bekannten Genderforscherin Joan Scott.111

Beauvoir postmodern?

Neben den Gender-Theoretikerinnen, die Beauvoir kritisch gegenüberstehen, bemüht sich eine Reihe von Philosophinnen aus dem angloamerikanischen Raum, die Autorin des Anderen Geschlechts auf die Höhe der Zeit zu bringen, allerdings zum Teil etwas gewaltsam. So will Ruth Evans in Beauvoirs Buch ein postmodernes Werk avant la lettre sehen, weil Beauvoir heterogene Quellen benutze.112 In der Tat stützt Beauvoir sich gleichzeitig auf Hegels dialektische Geschichtsphilosophie und den (ahistorischen) Strukturalismus von Lévi-Strauss, was auch Françoise Héritier oder Lothar Peter auffiel,113 aber man verkennt Beauvoirs Denken, wenn man urteilt, sie habe damit bewusst Geschlossenheit vermeiden wollen und den »Widerstreit« (le différend) von Sprachspielenin der Terminologie Lyotards als Grundlage intendiert. Beauvoir bewegt sich innerhalb einer »großen Erzählung«, und wenn ihre Quellen eklektisch sind, dann, weil sie es eilig hatte. Noch grotesker ist die Behauptung, Beauvoirs angeblich negative Konzeption des weiblichen Körpers, wie Kristeva und andere sie stigmatisieren, sei ein ironisches Zitat des Phallogozentrismus, also der von den Poststrukturalisten als männlich enttarnten Rationalität, womit man sie der frühen Irigaray annähert.114 In manchen Fällen scheint es so, als wären die Autorinnen weniger daran interessiert, Beauvoirs Werk gerecht zu werden, als selbst Profil zu zeigen.115

Beauvoir contra Sartre

Andere Publikationen aus demselben Sprachraum verfolgen das Ziel, Beauvoirs Autonomie als Philosophin gegenüber Sartre zu beweisen, denn Beauvoir galt entsprechend dem von ihr selbst im Anderen Geschlecht aufgedeckten kulturellen Wahrnehmungsmuster lange als Sartres »Schülerin«. Sonia Kruks geht in ihrem Forschungsbericht so weit, hier von einer Beauvoir-Renaissance zu sprechen, die entscheidend gewesen sei für eine Wende zum »Post-Poststrukturalismus«.116 Die wichtigsten Unterschiede, die in diesen Publikationen herausgestellt werden, beziehen sich auf die Konzepte der Intersubjektivität, der Freiheit und der Situation. Im Gegensatz zu Sartre, für den die Anderen die Hölle seien, ende für Beauvoir, so erfährt man, Intersubjektivität nicht notwendigerweise in der Aporie. Debra Bergoffen und Fredrika Scarth ordnen ihr eine »Ethik der Großzügigkeit« zu, deren Ausgangspunkt sie unter anderem im Mutterkörper verorten, wobei man sich fragt, was Beauvoir noch von der späten Irigaray, der sie hier explizit angenähert wird, oder Kristeva unterscheiden soll.117 Der Freiheitsbegriff, der dem Anderen Geschlecht zugrunde liege – ich referiere weiter – sei eingeschränkter, womit einhergeht, dass Beauvoir den Situationsbegriff konkreter fasse als Sartre, weil sie sich in ihrem Werk in Richtung auf Soziologie, Geschichte und Politik bewege.118 Insgesamt erscheint Beauvoir im Vergleich zu Sartre weniger pessimistisch und weniger idealistisch.

Ich habe bereits 1997 in den Feministischen Studien zu dieser Tendenz Stellung genommen, die sich seitdem offenbar verstärkt hat. Wenn man sich nur auf den Vergleich mit der Philosophie Sartres beschränkt (und den Mutterkörper außen vor lässt), dann begehen die Autorinnen den Fehler, Werke aus verschiedenen Epochen heranzuziehen. Sie beziehen sich nämlich ausschließlich auf Sartres erstes philosophisches Hauptwerk Das Sein und das Nichts, das 1943 als Abschluss eines in den 1930er Jahren begonnenen Denkprozesses erschien, während Beauvoir ihr Werk Mitte bis Ende der 1940er Jahre verfasste. Gerade in der Zeit nach der Befreiung von der Naziherrschaft, in der die während der Besatzung verbotene Kommunistische Partei die intellektuelle Hegemonie erlangte, entwickelte sich die Pariser Debatte rasant, so dass Sartre genauso wie Beauvoir seine idealistische Philosophie zugunsten eines existenzialistisch fundierten Marxismus verließ, der sich schon in seinen Schriften niederschlug, bevor er 1960 mit der Kritik der dialektischen Vernunft sein zweites philosophisches Hauptwerk publizierte. Ohne Beauvoir wieder in die Position der Epigonin zurückzudrängen,119 muss man konstatieren, dass unter dem Eindruck der Pariser Linkshegemonie beider Entwicklung weitgehend parallel verlaufen ist. So stellte Beauvoir in demselben Jahr, in dem Sartres Werk Das Sein und das Nichts erschien, ihren ersten Roman L’InvitéeSie kam und blieb – noch unter das Hegelmotto »Ebenso muss jedes Bewusstsein auf den Tod des anderen gehen«. Von Solidarität ist dagegen im nächsten Roman die Rede, der im Herbst 1945 erschien, als Sartre in seinem berühmten Vortrag »Der Existenzialismus ist ein Humanismus« eine Art kategorischen Imperativ formulierte, wenn er forderte, das Verlangen des Individuums nach Freiheit für sich selbst müsse zugleich die Freiheit der anderen zum Ziel haben.120 Beide denken in dieser Zeit angestrengt darüber nach, wie eine nicht konfliktive Intersubjektivität philosophisch begründet werden kann. In diesem Zusammenhang taucht der von Descartes entlehnte Begriff der »Großzügigkeit« auf, der ihnen aus der Patsche helfen soll.121 Während er von den genannten Philosophinnen nur Beauvoir zugestanden wird, greift Sartre gleichzeitig in seiner Literaturtheorie auf ihn zurück.122 Aber solange die Herr-und-Knecht-Dialektik Hegels weiterhin ihre Grundlage bleibt, ist die Entfremdung durch den anderen nicht zu überwinden,123 auch wenn an einigen Stellen im Anderen Geschlecht eine Utopie der gegenseitigen Anerkennung von Subjekten aufscheint.124

Simone de Beauvoir hat sich 1963 in ihrer Autobiografie selbst von dieser Fundierung distanziert, wenn sie schrieb, dass sie den 1. Band auf eine materialistischere Grundlage stellen würde, wenn sie das Werk noch einmal schreiben sollte. »Ich würde den Begriff des ›anderen‹«, fährt sie fort, »und den Manichäismus, den er nach sich zieht, nicht auf einem apriorischen und idealistischen Kampf der Bewusstseine fundieren, sondern auf der Knappheit und dem Mangel«.125 Drei Jahre zuvor war Sartres Kritik der dialektischen Vernunft erschienen, in der die Knappheit (rareté) eine zentrale Rolle spielt. Beauvoirs 1970 publizierter Großessay Das Alter, der als Pionierarbeit auf diesem Gebiet gilt, scheint auf dieser Theorie begründet zu sein. Entsprechend Beauvoirs Selbstkritik am Anderen Geschlecht ist dieses neue Buch vor allem ökonomisch und soziologisch ausgerichtet. Ich möchte etwas unorthodox behaupten, dass es von gelernten Ökonomen und Soziologen hätte besser geschrieben werden können, während ohne die philosophische Fundierung des Anderen GeschlechtsArbeiten wie jene von Cixous, Irigaray oder Butler nicht so leicht möglich gewesen wären, auch wenn die Thesen dieser Autorinnen den Thesen Beauvoirs widersprechen, wie ich oben erläutert habe. Was die konfliktive Intersubjektivität angeht, so kann sie auch nach der stärker materialistischen Theorie nur vorübergehend überwunden werden, nämlich dann, wenn Menschen sich spontan zu einer Gruppe formieren, um gegen eine gemeinsame Bedrohung von außen zu kämpfen.126 Während Beauvoir 1963 noch marxistisch dachte, die Entwicklung der condition féminine hänge von der Entwicklung der Produktion und der Zukunft der Arbeit ab,127 schloss sie sich in den 1970er Jahren den Feministinnen des Mouvement de libération des femmes (MLF) an, die man vielleicht als eine Ausformung des groupe en fusion verstehen kann, wie Sartre das immer nur provisorische »Wir« in der Kritik der dialektischen Vernunft nennt.

Beauvoir heute

Wenn ich nach diesem Durchgang durch die Theorien die Frage nach der Bedeutung des Anderen Geschlechts sechzig Jahre nach seinem Erscheinen aufnehme, dann zeigt sogar Beauvoirs eigenes Urteil, wie standortbezogen die Einschätzungen sind. Inwieweit Beauvoirs Theorie überholt ist, kann wohl nur jede oder jeder nach ihren oder seinen eigenen Prämissen beantworten. Einfacher ist es, nach der Aktualität einzelner Themen zu fragen, die sie behandelt. Eine Reihe von ihnen ist heute darum nicht mehr aktuell oder weniger aktuell als 1949, weil die Hauptforderungen erfüllt sind, die Beauvoir für die Gleichstellung für unabdingbar hielt: Geburtenkontrolle und Teilnahme der Frauen an der Erwerbsarbeit. Nach der sogenannten sexuellen Revolution, der Pille und dem Abtreibungsgesetz, für welches Beauvoir sich engagiert einsetzte,128 sind die Frauen nicht mehr zur »Immanenz« verurteilt, um mit Beauvoirs Worten zu sprechen. Sie haben außerdem ein unverkrampfteres Verhältnis zu ihrem Körper und zur Sexualität, so dass man Barbara Vinken zustimmen muss, wenn sie schreibt, dass heutige Frauen das Trauma, das Menstruation und Geschlechtlichkeit für die Frauen früherer Generationen bedeutet haben müssen, nicht mehr nachvollziehen können und Beauvoirs Schilderungen von Hochzeitsnächten wie aus einer anderen Zeit wirken.129 Die Kritik an Beauvoirs Vorstellung von Mutterschaft, die nicht nur von Psychoanalytikerinnen wie Kristeva, sondern auch von Sympathisantinnen formuliert wird, ist freilich zu korrigieren, obwohl gewisse Widersprüche zwischen dem 1. und 2. Buch zu bestehen scheinen, die der allzu schnellen Niederschrift des umfangreichen Werks anzulasten sind. Wegen der Art, wie sie Schwangerschaft, Niederkunft und Stillen beschreibt, wurde ihr unterstellt, grundsätzlich gegen Mutterschaft und außerdem eine verkappte Naturalistin zu sein, d. h. die Frau eher der Tierwelt zuzuordnen. Der Irrtum besteht darin, dass hier nicht zwischen der Beschreibung der rein physiologischen Vorgänge, die Teil der Situation sind, und der Interpretation dieser Situation durch das Individuum unterschieden wird und dass ein Befund, der so lange gültig war, wie es keine effiziente Geburtenkontrolle gab, auch für heutige Verhältnisse geltend gemacht wird. Je nach Rahmenbedingungen kann Mutterschaft Beauvoir zufolge, wie bereits erwähnt, eine positive oder negative Erfahrung sein.130 Man deutet sie wohl nicht falsch, wenn man behauptet, dass bewusst gewählte Mutterschaft, wie sie heute möglich ist, und Erziehung im Sinne eines mit Werten verbundenen, in die Zukunft weisenden Projekts durchaus als kreative und damit seinsbegründende Tätigkeiten angesehen werden können, und sollte sie nicht auf ihre schematisierende, durch Kojève vermittelte Hegel-Rezeption im 1. Band reduzieren. Gerade weil sie Menschen zu erziehen für den schwersten Beruf hält, fordert sie, dass Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mitwirken dürfen, um die Gestaltung der Realität mitzubestimmen, in die sie ihre Kinder entlassen.131 Dass die Botschaft Beauvoirs in diesem Sinne wesentlich komplexer ist, als man gemeinhin annehme, und dass die Forschung ihr nicht genügend nachgegangen ist, darauf hat kürzlich noch die Historikerin Yvonne Knibiehler hingewiesen, die am intensivsten die Geschichte der Mutterschaft im Okzident erforscht hat.132 Vielen Frauen ist es inzwischen möglich, sowohl berufstätig zu sein,133 als auch Kinder zu haben, woraus das zuletzt noch von Iris Radisch medienwirksam beklagte Problem der Doppelbelastung entstanden ist,134 das Beauvoir durchaus sah,135 das sie jedoch nicht vertiefte, weil es 1949 zunächst überhaupt darum ging, die Frauen an der Erwerbsarbeit teilhaben zu lassen und sie damit ökonomisch unabhängig zu machen. Obwohl Beauvoir dem Kapitel »Hausarbeit« erstaunlich viele Seiten widmet,136 muss man im Übrigen konzedieren, dass Das andere Geschlecht von einer Schriftstellerin verfasst wurde, die im Hotel wohnte und im Restaurant aß, kurz: die sich selbst alles vom Leibe hielt, was sie am Schreiben hindern konnte. Und auch, wenn sie die bürgerliche Ehe eingegangen wäre, die sie sich jahrelang vorstellte, bevor sie von Dritten hörte, der Betreffende heirate eine andere,137 hätte sie Hauspersonal gehabt. Für die Teilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Ehe- oder Lebenspartnern ist Das andere Geschlecht nicht das richtige Nachschlagewerk.

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Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
400 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783867549707
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Metin
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