Kitabı oku: «Engelstunden», sayfa 4

Yazı tipi:

Der Aspekt der Freiheit

Wir wandeln auf Erden,

dass Neues erstehe

aus Freiheit und Liebe

im Gang der Äonen

und einmal in unsern

Gestaltungen gerne

die Göttlichen wohnen.

Erika Beltle

Sosehr uns die Engel hinsichtlich einer Bewusstwerdung unserer Gedanken und Gefühle impulsieren, sosehr sie uns auf die unabdingbare Schöpfung der Außenwelt durch unsere eigene Innenwelt aufmerksam machen, in Bezug auf unseren Willen greifen sie niemals ein. Der Wille des Menschen ist frei. Alle lichte Himmelswelt achtet dieses geistige Gesetz. So geben uns auch die Engel niemals vor, was wir tun sollen oder zu tun haben. Sie stehen uns immer zur Seite, unterstützen und begleiten uns auf jedem Weg, den wir wählen. Doch wir müssen unseren Weg wählen.

Wenn ich meine Engel zum Beispiel frage: «Soll ich das machen?», antworten sie stets mit einer Gegenfrage: «Willst du das machen?» Wenn ich mich zwischen zwei Optionen nicht entscheiden kann und mich an sie wende, welche von den beiden ich wählen soll, dann schweigen sie. Erst wenn ich selbst eine Entscheidung getroffen habe, können sie mir für den entsprechenden Weg Rat geben.

«Für das ‹Wie› eures Tuns ist euch Freiheit geschenkt worden, und gerade deswegen gibt es auch mehrere Möglichkeiten des Vorankommens. Es gibt nichts mit nur einer Lösung, mit nur einem Weg. Das gibt es nicht. Das wäre fatal, weil es unfrei wäre. Zu eurer Freiheit gehört es, dass ihr immer mehrere Wegmöglichkeiten habt.»

«Wie wirkt das für euch?»

«Wir achten alle Entschlüsse der Menschen und begleiten sie mit all unserer Kraft und mit unserem Licht.»

Häufig bedauern es Menschen, dass der eigene Engel ihnen bei bestimmten Lebensfragen nicht mit deutlichen Hinweisen hilft. Wenn man genauer hinschaut, trifft man da auf Situationen, in denen Unentschlossenheit vorliegt. Die Menschen fragen: «Was soll ich tun, lieber Engel, dies oder jenes?», «Wie soll ich wählen?», «Was ist das Richtige, sag du es mir.» Doch bei Zweifel, Wankelmütigkeit und Unschlüssigkeit können die Engel nicht agieren, denn sie dürfen es nicht. Sie würden dabei das heilige Gesetz der Freiheit übertreten, und die Lichten tun dies nicht. In solchen Momenten stehen sie neben ihren Menschen und warten ab, bis ein konkreter Willensentschluss gefasst wird. Sobald sich der Mensch aber entscheidet, beginnen seine Engel entsprechend kraftvoll zu wirken. Unsere Freiheit ist wirklich heilig, denn sie ist ein substanzielles Geschenk des Vatergottes an uns Menschen. Zugleich bedeutet sie Verantwortlichkeit, und diese müssen wir erlernen.

«Jedem von euch ist von den Allerhöchsten ein Tropfen Freiheitssubstanz eingeflößt worden, der ihn dazu befähigt, ‹Mensch› im wahren Sinne des Wortes zu werden. Euer Mensch-Sein bedeutet: ein Träger der Freiheit zum Licht hin zu werden. Und eure Aufgabe ist es, dies zu erkennen und selbst zu bestimmen, wem ihr dienen wollt. Dies ist das Grundprinzip eurer Freiheit. Auf beiden Seiten habt ihr unzählige ‹Helfer›, sowohl im Dunklen als auch im Lichten. Entscheidet euch! Doch wachet auf, bevor ihr euch entscheidet; damit ihr wisst, wofür ihr euch entscheidet!»

Freiheit ist also nicht ein ‹Gefühl›, sie ist kein ‹Zustand› und auch nicht lediglich ein ‹Ideal›. Sie ist reale Geistsubstanz, die wir durch das Erüben von Verantwortung selbst weiter bilden, reifen, wachsen lassen können. Das Straucheln und Stolpern, das Stürzen und Fallen sind Teil dieses Lern- und Entwicklungsprozesses der Menschheit. Gerade das Scheitern ist uns die ‹Schule›, die uns ermöglicht zu lernen, aus eigenen Kräften wieder aufzustehen. Wir sind allen Kräften der Schöpfung ausgesetzt und können die Freiheit nicht erlernen, ohne uns auszuprobieren, ohne Fehler zu machen. Demnach gibt es im Irdischen auch keinen ‹falschen› Weg. Alles, was wir erleben, ist uns Erfahrung. Der einzig gültige Bezugspunkt ist die Unterscheidung zwischen Licht und Dunkel, denn daran zeigt sich, mit welcher Geistigkeit wir uns verbinden.

Die Freiheit ist an unseren Willen geknüpft, und dieser ist die gestaltende Kraft der Welt. Hier ringen alle Geister um den Menschen, denn er ist zugleich das Sein der ganzen Erde. Die Dunklen wollen Einfluss nehmen und gebieten durch Vereinnahmung. Die Lichten bieten uns dagegen ihre Kräfte an. Sie mahnen uns mit ernsten Worten, zugleich stärken sie uns, indem sie uns Vertrauen, Mut und Zukunftswillen schenken:

«Eure Erde ist sehr gefordert und geplagt in diesen Zeiten. Es finden große Kämpfe statt um ihre weitere Entwicklung. Die Dunklen versuchen, alles Licht in den Herzen der Menschen niederzureißen und die Menschenseelen in ihre Abgründe abstürzen zu lassen. Der Kampf findet auf der gesamten Erde statt, auf allen Ebenen eurer Seelen, eures Bewusstseins, eurer Erdverbundenheit, eures Miteinander-Seins. In alle Schlupflöcher und in die hintersten, verstecktesten Winkel eures Wesens kriechen sie hinein und treiben euch an zu Egoismus und Engherzigkeit, zu Habgier und zu Selbstsucht. Sie halten euren Blick nach unten gerichtet, wo die weiten Horizonte einer lichten Zukunft nicht gesehen werden können. Kurzatmig und angsterfüllt wollen sie euch halten, damit ihr nicht entdeckt, dass ihr euch lediglich zu weiten braucht, um schon unsere Hände zu ergreifen, um vereint zu sein mit all den Helfern, die euch zur Seite stehen und euch stützen auf dem Pfad des Lichts. – Ja, voller Grauen ist der Anblick der Erde, wenn man diese Seite innerhalb eurer Welt anschaut.

Und doch ist auch zugleich ein vollkommen anderes Bild da, eine andere Ebene der Wirklichkeit, die eine Welt ‹im Werden› zeigt. Schmerzen hat sie, wie bei jeder Erdgeburt, zugleich ist sie umringt von Helfern voller Licht, die sie besingen, segnen und sie in ihrer Hoffnung halten. Das ‹zu Gebärende›, der ‹Christus im Menschen›, ist ein hochheiliges Kind der Erde, und alle Lichten freuen sich auf sein Geboren-Werden. Jede Wehe ist ein Vorankommen, ist aber auch eine Prüfung, eine Enge und eine Gefahr. Zugleich geht aus ihr hervor eine neue Öffnung zum Lichten hin, eine neue Ausdehnung ihres eigenen Seins.

Ja, geboren wird aus eurer Erde immer von neuem eure Zukunft. Dies ist ‹der Mensch›, der ihr, der Zukunft, entgegenschreitet und sich selbst in diesen Wehen seiner Welt vervollkommnet. Wir sehen eines jeden Schmerz und auch den Schmerz der Erde. Doch wir sind da für euch, Hebammen gleich, die voller Zuversicht einen Handgriff nach dem anderen tun, darauf vertrauend, dass dieses Wunder erneut gelingt, wie alle Wunder der Geburt ‹in sich› bereits gelungen sind.

Hoffet mit uns, glaubet mit uns, bauet mit uns an diesem Geboren-Werden eurer Erde zum Christus hin! Ihr habt die kraftvollsten und leuchtendsten Helfer auf eurer Seite. Ihr könnt nicht verlieren – außer ihr wollt verlieren. Die Freiheit der Entscheidung ist euch geschenkt worden, und entscheiden müsst ihr selbst. Doch den Weg müsst ihr nicht alleine gehen. Wir sind mit euch, und alle unsere höheren Brüder. Erkennet dies. – Segen mit euch, Menschen auf Erden!»

Mensch zu sein bedeutet also, verantwortlich zu sein: ein jeder für sich, für den anderen und für die ganze Welt. Auf der Ebene der Freiheit sind nicht mehr wir diejenigen, die nach dem Weg fragen, sondern die, welche seitens aller anderen Hierarchien befragt werden, für welchen Weg wir uns entscheiden. Der Mensch gestaltet diese Welt durch seinen freien Willen, es mangelt dabei nicht an Gefahren und an Schmerz. Die Engel wissen dies und sind bereit, den Weg mit uns zu gehen:

«Wir halten uns an den Händen in diesem gemeinsamen Wirken und verstärken die Kräfte des himmlischen, kosmischen Lichts auf der Erde. Verbündet und verbrüdert sind wir mit euch in all diesem Tun, liefern uns selbst eurem Mittun aus. Vergesst das nicht: Ihr seid uns allen Verderben oder Glück! Ihr tragt die Weltentwicklung weiter, und euer Wille ist uns Gesetz darin. Dies ist kein Spiel mit Kräften, Bauklötzen gleich. Es ist die Weltenwerdung!»

Die Gefühle der Engel

«Es sind nicht bloß die Dinge,

die wir lernen, die Erkenntnisse,

sondern es sind die Wesen der

höheren Hierarchien selber,

die uns helfen, wenn wir von ihnen

wissen.»5

Rudolf Steiner

Unser Selbsterleben wird für uns, als heutige Menschen, in einem ausgeprägten Maße von unseren Gefühlen gebildet. Wir identifizieren uns ganz unmittelbar mit dem, was wir empfinden. Dabei ist es uns nicht bewusst, dass Gefühle, geistig betrachtet, ‹Wesenheiten› sind, mit welchen sich unser Herzensbereich verbindet. Freude und Hoffnung, Trauer oder Angst sind nicht einfach ‹Stimmungen› im Sinne von ‹fluktuierenden Energien›, die durch uns hindurchströmen, sondern sie sind jeweils ganz konkrete astrale oder geistige Wesen, die wir in uns ‹einlassen›, die zeitweise in unserem Seelenraum wohnen und dort wirken. Noch haben wir kaum gelernt, uns von der Identifikation mit diesen Seelenkräften, die wir ‹Gefühle› nennen, zu lösen und sie als etwas zu betrachten, was nicht wir selbst sind.

Diesen Bereich unserer Gefühle und Empfindungen erleben wir ganz unmittelbar mit unserem Herzen verbunden. Das Herz als das zentrale Organ unseres Mensch-Seins bildet unseren intimsten Innenraum; zugleich vermittelt es zwischen unserem Denken und Wollen, und ist gleichermaßen Tor sowohl zur Außenwelt hin als auch zum eigenen Innenleben. Es ist ein sich in Entwicklung befindendes Sinnesorgan, welches durch ‹erlebte Erkenntnis› immer mehr in eine bewusste Beziehung mit der geistigen Wirklichkeit treten wird.

Ganz in diese Überlegungen vertieft, tausche ich mich mit meinen zwei Lehrerengeln darüber aus. Dabei frage ich sie:

«Habt ihr ‹Gefühle› so wie wir, oder wie sind eure Gefühle?›

Als ich diese Frage stelle, senkt einer der beiden Engel sein Haupt. Zunächst verstehe ich nicht, was das bedeuten soll. Ich schaue länger hin und begreife auf einmal, dass so ein Engel aussieht, wenn er traurig ist. Ich frage ihn:

«Bist du traurig? Oder willst du mir nur zeigen, wie Traurigkeit bei einem Engel aussieht?»

Da hebt der Engel den Kopf und lächelt sofort. Der andere Engel spricht:

«Auch wir haben Gefühle. Aber sie überwältigen uns nicht wie euch. Sie sind für uns nur innere Gesten, die man uns unmittelbar ansieht.»

«Könnt ihr mir das bitte genauer erklären?»

«Beispielsweise bei ‹Erfüllung›, was für uns gleichbedeutend mit ‹Gottes-Schau› ist, singen wir. Das ist unser Ausdruck dafür.»

«Was macht ihr bei Freude?»

«Wir strahlen stärker und dehnen uns ein wenig aus. Für euch wirkt es so, als ob wir einen halben Schritt nach vorne gehen würden, aber wir dehnen uns einfach aus.»

Ich frage weiter:

«Wir empfinden unsere Gefühle in unseren Herzen. Wie ist das bei euch? Was empfindet ihr in euren Herzen?»

«Weltgeschehnisse! Sie haben ihr Echo in unseren Herzen. Unser Herz pulsiert mit der gesamten Welt mit, es schlägt mit dem Weltgeschehen – sowohl mit dem himmlischen als auch mit dem irdischen, da beide zusammengehören. Dadurch sind wir mit allem verbunden, tragen alles in uns, ‹wissen› alles – im Sinne von ‹miterleben›.»

«Wie schön! Aber bitte noch mal zurück zu den Gefühlen, erklärt mir das genauer.»

«Gefühle sind für uns der Nachklang des Weltgeschehens vor dem Hintergrund des Göttlichen. Wie das Weltgeschehen mit dem Göttlichen übereinstimmt oder davon abweicht, das bildet unsere Gefühle. Von daher sind es keine ‹persönlichen› Gefühle, wie ihr sie als Menschen habt, sondern ‹Weltengefühle›: ein gemeinsames Empfinden vor dem Weltengrund.»

«Was für ein Unterschied! Und die einzelnen Empfindungsqualitäten, wie sind diese bei euch? Kennt ihr so etwas wie Sorge?»

«Anspannung, Sorge ist die Diskrepanz zwischen Verlauf und Möglichkeit einer Situation.»

«Was ist Trauer für euch?»

«Trauer ist das Bedauern von nicht genutzten Möglichkeiten seitens der irdischen Welt.»

«Verzweiflung – kennt ihr das?»

«Ja und nein. Wir ‹zweifeln› nicht, wir sind nie ‹ohne Aussicht›, nie ohne Blick auf das Lichte, so wie ihr. Aber wir kennen das Gefühl von Ohnmacht, zum Beispiel am Karfreitag gegenüber dem stattfindenden geistigen Geschehen – und das fühlt sich in etwa so an wie Verzweiflung bei euch.»

«Wie ist es mit der Hingabe?»

«Da gehen wir unmittelbar auf die Knie.»

«Und Verehrung?»

«Auch da gehen wir unmittelbar auf die Knie, nur verbeugen wir uns da zusätzlich.»

«Seid ihr auch mal ärgerlich?»

«Nein, das ist zu astralisch und zu persönlich für uns. Aber das scharfe Empfinden für Ungerechtigkeit, das kann wie ein Schwert sein.»

«Wie kämpft ihr?»

«Mit Liebe.»

«Wie geht das?»

«Mit Liebe für das Höchste Göttliche. Wir tragen die Liebe nach vorne, wir tragen sie vor uns her, wir tragen sie durch Weltenräume und nähern uns so den ‹anderen Wesen›. Wir tragen die Allliebe zu ihnen hin.»

«Aber die Michaeliten kämpfen. Wie machen sie das?»

«Sie haben Lichtschwerter. Damit verletzt man niemanden. Man durchschneidet nur die Dunkelheit.»

«Was passiert da?»

«Wenn Licht die Dunkelheit durchschneidet, hat die Dunkelheit die Möglichkeit, sich an das eigene ursprüngliche Licht, aus dem sie kommt, zu erinnern. Man durchschneidet kurz die Verbindung der Dunkelheit mit dem Dunklen, und man nimmt so dem Dunklen einen Teil seiner Macht ab.»

«Wie schön! – Noch einmal zur Freude: Was ist, wenn ihr Freude empfindet?»

«Wenn wir uns mit und über einen Menschen freuen, dann ‹umarmen› wir ihn, das bedeutet, wir umhüllen ihn. Untereinander ‹strahlen› wir gemeinsam, da umarmen wir uns nicht – nur wenn wir Engel von Liebenden sind.»

«Wenn wir Menschen uns begegnen, fragen wir den anderen nach seinem Befinden. Bei jeder Begrüßung fragen wir ihn, wie es ihm geht. Warum eigentlich?»

«Damit ihr den anderen ‹empfinden› könnt. Ihr könnt dies nicht mehr unmittelbar erleben, wisst aber noch unbewusst, dass darin, also im ‹gegenseitigen Empfinden›, Begegnung stattfindet: ‹Wenn ich schon nicht empfinden kann, wie der andere empfindet, dann kann ich es zumindest noch wissen, indem ich es erfrage.› – So in etwa könnte man es sagen. Natürlich ist dies bei euch zu einer Floskel geworden, und trotzdem ist darin noch der Zugang zu einem Begegnungsraum enthalten, und das wissen eure Seelen.»

«Wie ist das bei euch Engeln?»

«Bei uns ist das anders. Unser ‹Befinden› ist nicht so sehr persönlicher Art wie bei euch. Wir empfinden größere Zusammenhänge als zu uns gehörig, besser gesagt: uns als zu ihnen gehörig. Wir erleben größere ‹Wellen› von energetischem Geschehen, die das Sein und Werden weben. Wir sind mit weiteren Bezügen verwoben als zum Beispiel mit nur einer sich uns stellenden Aufgabensituation. Und diesen Bezügen passen wir uns an, daran und darin wirken wir. Dabei haben wir ein stärkeres Zusammengehörigkeitsempfinden innerhalb der geistigen Ströme, zu denen wir gehören: Erzengelstrom, höhere hierarchische Einflüsse, der jeweilige Bezug zu einem der Trinitarischen Aspekte, dem wir primär dienen, das Zusammenwirken mit bestimmten, in gleicher Weise wirkenden Engeln – all dies gehört zu uns als unser eigenes Selbstempfinden. Von daher könntet ihr nicht so unmittelbar begreifen, wie es einem Engel wirklich ‹geht›, wenn er sein Selbsterleben in einem bestimmten Moment eurer Zeit darstellen würde.»

«Wenn ihr in all diesen Zusammenhängen so anders seid als wir, habt ihr dann auch ganz andere ‹Herzen› als wir? Wie sind eure Herzen?»

«Ja, schau.»

Die Engel zeigen mir in ihrer Gestalt ein wundersames Gebilde aus Licht, wie ein mehrdimensionales, labyrinthisches Organ. Auf den ersten Blick ähnelt es einer hochkomplexen Lichtstadt in Miniatur. Ich schaue noch länger und noch genauer hin und erkenne die atemberaubend schöne Struktur eines spiralförmigen Strudels aus unzähligen, lebendig leuchtenden und strahlenden Lichtern. Es ist ein regelrechtes Wunder! Doch was ist das? Der eine Engel erklärt:

«Es ist reine Energie, aber ganz lebendig.»

«Ist das so etwas wie eine kleine Sonne in euch?»

«Nein, keine Sonne. Ihr Menschen habt eine kleine Sonne im Herzen. Bei uns … ist es eine kleine Galaxie!»

Ich muss gestehen, dieser Moment war und ist mir aus allen Engelbegegnungen als einer der eindrücklichsten und überwältigendsten geblieben: ein Engelherz geschaut zu haben. Das Menschenherz ist also eine geistige Sonne, das Engelherz eine geistige Galaxie – welch gewaltig großer Unterschied zwischen uns Menschen und dieser uns allernächsten Hierarchie besteht! Und wenn wir uns bewusst machen, dass diese Wesen uns dienen …

Die Sprache der Engel

Wie können die Engel

zum Menschen sprechen?

Wenn wir nur zum Guten

das Schweigen brechen.

Herbert Hahn

Die ‹Sprache› der Engel ist nicht unsere Sprache. Unser Austausch mit ihnen findet auf der Ebene der Inspiration statt, das bedeutet, sie offenbaren uns ihr Wesenhaftes, indem sie sich durch uns selbst ausdrücken. Sie teilen sich so mit, dass wir sie durch unsere eigenen ‹Wahrnehmungsfilter›, also durch unsere persönlichen Empfindungs- und Gedankenstrukturen, durch unsere eigenen Begriffsbildungen, vernehmen können. Durch die Beschaffenheit unseres Wesens ‹übersetzen› wir die aufgenommenen Inhalte anhand derjenigen Vorstellungen und Begriffe, die uns selbst eigen sind. So ist die Kommunikation zwischen Mensch und Engel stets von der individuellen ‹Färbung› des jeweiligen Menschenwesens geprägt.

Obwohl Engel in unterschiedlichen Wirkungsströmungen stehen, die eine eigene Charakteristik, einen eigenen ‹Duktus› haben, so haben sie nicht ein bestimmtes ‹geistiges Vokabular› wie wir Menschen. Sie nehmen die geistige Wirklichkeit unmittelbar wahr. Wir dagegen nähern uns dem Geistigen mit unserem Bewusstsein nur an. Dabei ‹verhelfen› wir uns mit unterschiedlichen Weltanschauungskonzepten, die sich im Laufe der Menschheitsentwicklung verändern und weiter entfalten. Diese Anschauungsweisen konzentrieren sich auf bestimmte Teilaspekte des Geistigen und stützen sich jeweils auf bestimmte Vorstellungen und Begriffsbildungen. Ein Buddhist zum Beispiel hat andere spirituelle Termini als ein durch den Katholizismus geprägter Mensch, ein Hinduist pflegt einen anderen geistigen Wortschatz als ein mit der Anthroposophie verbundener Mensch. Wenn also im Gespräch mit einem Engel etwa der Begriff ‹Geistselbst› fällt, so drückt sich darin nicht die weltanschauliche Charakteristik des Engels aus. Dies ist lediglich ein Hinweis dafür, dass dieser Ausdruck Teil der Denk- und Vorstellungsstrukur des sich im Gespräch befindenden Menschen ist. Rudolf Steiner macht darauf aufmerksam, dass ‹Begriffe› in der geistigen Welt nicht die Berechtigung haben, die sie im Irdischen haben: «Es kann nicht oft genug betont werden, dass wir die Begriffe, die mit Recht für die sinnliche Welt Gültigkeit haben, nicht mit hinübernehmen in die geistige Welt, dort könnten sie uns gefährlich werden.»6

Engel denken und sprechen also nicht in Begriffen, überhaupt ist ihr Wesen in diesen Zusammenhängen ganz anders geartet, als wir es sind. Unser menschliches Denken zum Beispiel verläuft in der Zeit. Um einen Gedankengang aufbauen zu können, müssen wir einen schrittweisen Verlauf von Gedankensuche, Gedankenfindung, Gedankenbildung vollziehen. Bei den Engeln ist es nicht so, sie können einen kompletten Gedankenbau auf einmal, also ganz unmittebar, erfassen. Ähnlich einem instinkthaften Wahrnehmen und Begreifen «haben diese dhyanischen Wesenheiten oder Angeloi unmittelbares geistiges Denken, unmittelbares geistiges Vorstellen. Durch dieses instinktive Vorstellungs-Innenleben sind sie wesentlich anders geartet als die Menschen. (…) Sie müssen einen ätherischen Leib benutzen, weil ein menschlicher Leib und ein menschliches Gehirn die Gedanken nur in der Zeit vermitteln, während diese Wesenheiten nicht die Gedanken in der Zeit ausbilden, sondern gleichsam wie von selbst die ihnen zukommende Weisheit in sich aufblitzen fühlen. Sie können unmöglich in dem Sinne Falsches denken wie der Mensch. Ihr Gedankenablauf ist eine unmittelbare Inspiration.»7

Durch diese anders geartete Weise des Denkens und Erfassens haben die Engel auch eine ganz andere Art des gegenseitigen Austauschs. Ihre Sprache besteht, ähnlich dem Denken, nicht aus einer Aneinanderreihung von Begriffen oder aus einem Aufbau von sich bildenden Zusammenhängen, sondern ist ein ganz direktes ‹wissendes Erleben›, ein unmittelbarer ‹Transfer von Erkennen› im Verhältnis zu einem anderen Wesen.

Ich frage meine Lehrerengel dazu:

«Wie sprecht ihr miteinander, wie ist bei euch das, was wir ‹Kommunikation› nennen? Könnt ihr mir das vielleicht zeigen oder erklären?»

«Ja, schaue genau hin.»

Ich sehe, wie die zwei Engel sich voreinander hinstellen und sich gegenseitig, vom Brustraum ausgehend, ‹etwas› hin- und herschicken. Es ist eine reine ‹Energie›, wie Wellen von Informationen, die gleichzeitig von dem einen zum anderen ausströmen. Mir wird bewusst, dass ich dabei gar nichts ‹höre›; die Engel ‹sagen› auch gar nichts, und trotzdem merke ich, dass da ein klarer, fließender, umfassender Austausch zwischen ihnen stattfindet. Sie schicken eigentlich nur ‹Impulse›, ‹Absichten› hin und her, diese enthalten Informationen, Wissen, Austausch. Dadurch entsteht und besteht bereits ein ganz unmittelbares und vollständiges gegenseitiges Verstehen. Ganz erstaunt frage ich sie:

«Wie macht ihr das, wie geschieht das?»

«Schaue noch genauer hin.»

Das tue ich und kann dann wie in Zeitlupe beobachten, wie das Herz des einen Engels, welches als goldenes, lebendiges Gebilde erscheint, einen Impuls, eine Lichtwelle in Richtung des anderen Engels schickt. Dessen Herz und Wesen schwingt sofort mit, und seine Reaktion darauf bildet eine neue goldene Welle, die als Antwort zurückschwingt. In dieser Gleichzeitigkeit des Geschehens, wenn man überhaupt hier von ‹Zeit› sprechen kann, können unendlich viele ‹Informationen› ausgetauscht werden. Eine Welle kann unbegrenzte Mitteilungen in sich bergen beziehungsweise Inhalte übermitteln.

Ich frage die Engel, ob sie dabei denken oder fühlen. Sie antworten:

«Denken und Fühlen und Wollen sind bei uns viel mehr eine Einheit als bei euch. Sie sind eins und doch nicht ganz. Bei uns ist alles mit unserem Herzen verbunden, und das Herz ist mit dem Kosmos verbunden. So können wir alle mit dem Kosmos mitschwingen und dadurch mit jedem anderen Engel – auch mit anderen Wesenheiten, doch untereinander ist es für uns am selbstverständlichsten.»

«Und was konkret ist das, was in ‹Wellen› zwischen euch schwingt?»

«Weltsubstanz.»

«Was ist das genau?»

«Weltenwille. Das ist Väterliche Geistsubstanz, Urschöpfungssubstanz des Vatergottes.»

«Verzeiht mir, ich kann es noch nicht ganz begreifen.»

«Das ist Substanz des ‹Miteinander-Seins›. Alles ist ‹Miteinander-Sein› im Vater, auch wenn ihr es nicht merkt. Alles kann miteinander schwingen – oder gegeneinander, je nachdem, welchen Grundimpuls man in sich trägt.»

«Wie ist das zwischen den Hierarchien?»

«Ähnlich, nur die Höheren haben ganz andere Schwingungskräfte. Da kann der Kosmos beben. Daneben sind wir Engel sehr, sehr klein und schwingen wie Schmetterlinge im Vergleich zu den Adlern der Lüfte. Sie sind Giganten, eine Schwingung von ihnen kann den halben Kosmos bewegen.»

«Wow!»

«Ja, wir sagen zwar nicht ‹wow›, aber auch wir empfinden die gleiche Ehrfurcht und Demut davor wie ihr. Nur bewusster und unmittelbarer, viel direkter.»

«Macht ihr das auch mit den Menschen so in der ‹Kommunikation›? Also ‹schwingt› ihr da auch mit uns so?»

«Ja und nein. Ja, weil wir ständig Schwingungen und Impulse zu euch hinschicken. Nein, weil wir differenzierter Impulse schicken: jeweils in das Denken, Fühlen und Wollen der Menschen. Ihr braucht das so, sonst könntet ihr nicht ‹aufnehmen›. Wir schwingen ‹nach unten› zu euch hin, das bedeutet in gröberen und direkteren Schwingungen. Ihr könnt das noch sehr wenig wahrnehmen, von daher versuchen wir, es so gut wie möglich an eure Möglichkeiten anzupassen.»

«Wie ist es bei Kindern?»

«Sie sind noch sehr offen dafür, da müssen wir noch kaum ‹Trennung› zwischen den Bereichen des Denkens, Fühlens und Wollens durchführen. Kinder nehmen noch mit dem ganzen Wesen wahr und sind selbst noch kaum ‹unterteilt› wie ihr.»

«Wie können wir eure Impulse noch besser auf- und wahrnehmen?»

«Eure Herzen ständig öffnen, wie einen ‹Kanal› öffnen.»

«Darf ich hierzu noch etwas anderes fragen?»

«Frage.»

«Habt ihr eine eigene ‹Welt›, so wie wir die Erdenwelt haben?»

«Ja, unsere Welten sind anders als eure.»

«Und ‹wo› sind diese eure Welten?»

«Im gleichen Kosmos, aber ‹anderswo›. Nicht auf der Erde. Wir haben eine eigene Welt.»

«Wie ist eure Welt?»

«Unsere Welt besteht aus Frieden, Licht und Liebe. Alles, was hier ist, ist aus diesen Substanzqualitäten heraus gewebt. Wir grenzen an die Reiche anderer Hierarchien an, können uns dort eingebettet erleben, zugleich aber auch ein Bewusstsein für unseren eigenen Bereich haben. Es gibt keine ‹Grenzen›, nur Übergänge zwischen den Lichtwelten. Wir sind gleichzeitig verbunden mit allem und können doch auch für uns sein. Das ist unser ‹Zuhause› auf dieser Entwicklungsstufe; und doch wissen wir, dass es nur eine Welt des Durchgangs ist.»

«Wie meint ihr das?»

«Wir bleiben hier nicht, unsere Welten wandeln sich auch, nur dass wir einen weiteren Blick haben als ihr. Und dadurch halten wir nicht an Zuständen fest wie ihr. Für euch ist die Erde, beziehungsweise euer Bewusstsein von ihr, ein recht fester ‹Zustand›, der sich nur unendlich langsam wandelt; und das auch nur mehr in eurem Bewusstsein als in eurem Erleben. Wir sind beweglicher im Blick und im Erleben.»

«Doch wie könnt ihr uns so gut verstehen in all unserem Sein, wenn eure Welten so anders sind als unsere, wenn eure Art der Verständigung so anders ist als unsere?»

«Das Engelgeschlecht und das Menschengeschlecht sind sich so nah wie Eltern ihren Kindern, wie Ammen ihren Zöglingen, wie Lehrmeister ihren Schülern. Unser Bestreben ist es, euch zu befähigen, zu einer Reife zu kommen, die eure Wesen zu eigenständigen, bewussten Gestaltern eurer Welten macht. Wir sind in der Einheit verbunden. In der Einheit vereint sich alles – das kannst du aber nur erleben. Euer Bewusstsein lebt in einer Welt des Getrennt-Seins. Allein schon in eurem Denken bist du bereits ein Gegenüber und somit nicht in der Einheit. Vieles ist euch noch nicht so möglich wie uns, später wird aber auch euch das anders möglich sein.»

«Was können wir dafür tun, damit es anders wird?»

«Ihr könnt immer mehr lernen, mit euren Herzen zu leben und zu üben. Eure Herzen können ‹denken› und ‹fühlen›, sie können ‹sehen› und ‹verstehen›. Sie können das Eins-Sein erleben lernen. Das ist die Sprache aller geistiger Wesen.»

Immer und immer wieder sprechen die Engel unser Herz an und machen uns auf die lebendige Wirklichkeit und auf die Bedeutung dieses zentralen geistigen Organs aufmerksam. In allem, was sie erklärend darstellen, bedienen sie sich aufschlussreicher Vergleiche. Ihnen ist ein sehr bildhafter, schöner und lebendiger Ausdruck, eine zum Teil fast schon poetische Sprache eigen. Es geht ihnen niemals darum, dass wir etwas nur verstandesmäßig begreifen, sondern dass wir mit unseren Herzen erkennen, dass unser gesamtes Wesen angesprochen und berührt wird von dem, was sie uns vermitteln:

«Wenn jemand mit uns in seinem Herzen lebt, spüren es die anderen Menschen um ihn, auch wenn sie es nicht ‹wissen›. Ihre Seelen ‹sehen› das mit Seelenaugen und erinnern sich an den Himmel. Euer Herzorgan vernimmt uns, hört uns und kriegt Mut, lebendig zu pulsieren und sich wieder aus seiner Erstarrung herauszutrauen. Schenket eurem Herzen ‹Weite› und ‹Leben›; es wird dann wieder lieben und sich geistig öffnen können.»

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