Kitabı oku: «In Your Arms», sayfa 6

Yazı tipi:

Glaubte sie etwa, wir würden …?

O Gott, nein. O Gott, nein …

»Wir wollten lediglich ein wenig den Wald ansehen«, war mein verzweifelter Versuch, Mamas Fehleinschätzung richtigzustellen. »Jan liebt Wälder.«

»Der Geruch ist am schönsten«, erklärte Letztgenannter verlegen und wandte sich Papa zu. »Nun … neben Lizas wunderschönem Anblick vermag dieser aber nie mitzuhalten.«

»Geht besser, bevor es noch peinlicher wird.«

Diese Äußerung aus Papas Mund brachte uns dazu, in den Vorraum zu stolpern und unsere Schuhe in Lichtgeschwindigkeit anzuziehen.

»Das war beschämender als alles in meinem Leben zuvor erlebte«, presste ich hervor, alsbald ich die Haustür geschlossen hatte. »Einfach fürchterlich.«

»Aber irgendwie auch witzig«, erwiderte Jan strahlend und hakte sich bei mir ein. »Und ein wenig erregend, findest du nicht?«

»Erregend?!«

Wie kam er darauf?!

»Bestreite es ja nicht!«, drohte er verspielt. »Schließlich sah ich, wie deine Pupillen sich weiteten.«

Ich schluckte.

Nun … irgendwo …

Ja … irgendwo hatte er nicht gänzlich unrecht …

Die Geräusche unserer Schritte wurden beinahe zur Gänze vom moosig weichen Waldboden absorbiert. Alleine dünne Zweige, welche unter unserer Last brachen, bezeugten von unserer Anwesenheit und zerrissen die uns einhüllende Waldesstille.

»Stell dir vor«, hauchte Jan mir ins Ohr. »Was die beiden nun denken werden.«

»Exakt das macht mir ja Sorgen!« Verzweiflung trieb mir den Schweiß aus den Poren. »Nie wollte ich meine Eltern dazu bringen, zu glauben, wir würden uns im Wald … ich meine … das denken sie doch nicht, oder?«

Konnten meine Eltern sich wahrhaftig vorstellen, wie wir im Wald intim werden? … Hatten sie in ihrer Jugendzeit etwa solche Dinge getrieben?

»Würde es dir gefallen?«

Ich zuckte zusammen.

Nein, das konnte er unmöglich ernst meinen …

»Du willst doch nicht …? Ich meine …« Wild gestikulierte ich mit den Armen. »Es ist schmutzig und feucht … und wie sollten wir überhaupt intim werden … an einem Baum gelehnt …? Und was, wenn jemand vorbeikommt? Das geht nicht … das geht einfach nicht.«

»Was? Wie?« Fragend-verwirrt zog er die rechte Braue nach unten. »Ich verstehe ni –« Jache seine Augen erfüllende Erkenntnis ließ ihn kurzzeitig verstummen. »Ach du meine Güte! … Du denkst an …« Er schluckte. »… Sex?« Jan hatte seine schwere Not damit, diesen letzten Begriff hervorzuwürgen. »Das … das … meinte ich nicht. Ich dachte lediglich, uns hier sehr innig zu küssen … vielleicht ein wenig intensiver berühren … jedoch niemals mehr.« Er fuhr sich durchs Haar, diese typische Geste, wenn seine Nerven rebellierten – und hielt mitten in der Bewegung inne. »Aber dann … o barmherziger Vater im Himmel!« Ihn erbleichender Schock legte sich über sein engelsgleiches Gesicht. »Dann denken deine Eltern wahrhaftig, wir würden es hier tun wollen? O gütiger Gott im Himmel!« Er befeuchtete die Lippen, ließ den Blick durch die Gegend gleiten. »Ich zog dies wahrlich nie in Betracht. Ich dachte rein ans Küssen … ich schwöre es dir bei allem, was mir heilig ist.«

Der süße Duft des Waldbodens und der nassen Rinden stieg mir in die Nase, beschenkte mein aufgeregtes Herz mit sanfter Beruhigung.

»Ich glaube dir … ich glaube dir.« Zitternd rieb ich mir über die rechte Schläfe. »Jetzt hoffe ich lediglich, dass meine Eltern es ähnlich auffassten, wie du vorhin.« Eine weitere genierliche Gewissheit überkam mich wie ein kalter Regenschauer. Ehe ich darüber nachzudenken vermochte, sprach ich sie mit Blick in Jans hellgrüne Augen aus: »Welche unanständigen Gedanken irren dann überhaupt durch meinen Verstand?«

Schließlich war ich es gewesen, welche einen Intimverkehr im Wald vermutet hatte!

Jan hatte kein Wort darüber verloren. Ich war es, die solch einschlägige Gedanken hervorbrachte …

Meine Aussage entlockte Jan ein niedliches Schmunzeln. »Das habe ich mich eben selbst gefragt, meine Teure.« Er zog mich näher zu sich. »… Ich muss ehrlich gestehen, mir solch unanständige Schlüsse von dir niemals erwartet zu haben.«

»So, wie ich mir niemals erwartete –«, konterte ich rasch. »Derartige dominante Wesenszüge an dir zu entdecken – insbesondere, wenn wir uns vereinigen.«

Der selbstsichere Blick, wenn er in mich glitt … ehrfurchtgebietende zärtliche Anweisungen … fordernde Stöße … souveräne rhythmische Bewegungen.

Ziehende Gefühle in meiner Weiblichkeit wie auftretende Bilder unseres Wochenendes zwanghaft unterdrückend legte ich meine beiden Arme um den seinigen.

Unversehens blieb Jan stehen. Er drehte sich zu mir, besah mich mit ernsten Zügen. »War es dir etwa doch zu viel letzten Sonntag?«

Sein Anblick, seine Mimik – sie berauschten mich ebenso, wie sie mir leichte Sorgen bereiteten.

»Nein, überhaupt nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Weshalb denkst du ständig, ich würde diese sinnliche Seite an dir nicht mögen?«

Seine Bedenken schienen anzuwachsen, nahm seine Sorgenfalte doch zusehends stärkere Konturen an. »Ich habe Furcht, dich damit zu bedrängen. Du bedeutest mir nun einmal gar so viel … ich bin stets um dein Wohlergehen bemüht.«

»Du bedrängst mich in keiner Weise. Wirklich nicht. Bitte glaub mir das. Ich würde dich niemals belügen.« Mit wild klopfendem Herzen streckte ich mich zu ihm hoch und legte meine Lippen auf seine. »Ich liebe, was du mit mir tust. Bitte höre niemals auf damit. Hätte es mir nicht gefallen, dann hätte ich dir beim ersten Mal sofort Bescheid gegeben.«

Mein scheuer Kuss zauberte ihm ein liebevolles Lächeln ins Gesicht. »Ein jedes Mal, wenn ich dich anblicke, sehe ich solch eine unbefleckte Seele vor mir … Doch dann überkommen mich diese erregenden Gedanken – wie wir beide uns zärtlich lieben, wie ich dich führe, wie du mich führst – es ist einerseits wunderbar, andererseits erschreckend.« Ein leises Seufzen beendete seine gänsehautauslösende Erklärung.

»Erzähl mir mehr davon«, hauchte ich. Von den ziehenden Empfindungen spürte ich eine intensive Hitze in meinen Wangen. »Es gibt nichts Schöneres denn deinen Geschichten und Fantasien zu lauschen.«

Überraschend loderte er in seinen Augen auf – dieser betörende Mut, welchen man Jan üblicherweise nicht anzuschauen vermochte. »Du meintest wohl eher: nichts Erregenderes.«

Ich vergrub die Finger in seine Weste, schenkte ihm einen weiteren zaghaften Kuss. »Ja … auch das.«

Um bei der Wahrheit zu bleiben: alleine das. Ein jedes seiner delikaten und mit Bedacht gewählten Worte erregte mich. Ein jeder seiner wertschätzenden Blicke erhitzte mich. Und diese Tatsache wiederum beschämte mich …

»Teile auch du deine geheimen Fantasien mit mir.«

Ich erzitterte.

Ich wollte es. Wirklich. Meine Hemmungen waren es, die es mir niemals gestatteten, meine peinlichen Gedanken über die Lippen zu bringen.

»Heute Abend«, wich ich aus.

Ein neues, dieses Mal verzweifelt klingendes Ausatmen seinerseits folgte. »Wieso nicht jetzt?«

»Weil …« Ich musste schlucken. »Weil ich deine Nähe längst schmerzlichst vermisste. Und weil es … weil es …«

Himmelherrgott!

Mein offenkundiges Scheitern, seine Gegenwart – all diese Umstände fachten meine Sehnsucht bloß weiter an.

»Weil es mich erregt.«

Ich war mindestens ebenso erstaunt wie meine augenaufreißende Seelenhälfte vor mir. Im Gegensatz zu mir hielt Jans Überraschung allerdings nur sehr kurz an.

»Aus exakt diesem Grund«, säuselte er mir verwegen und grinsend zu. »Wollte ich wissen, was du dir in den letzten Tagen ausmaltest.«

Was?!

Seine behutsamen Hände glitten über meine Schultern. »Wie deine hat meine Sehnsucht längst grenzenlose Ausmaße angenommen … Alleine darum will ich wissen, wie du dir unser Treffen vorstelltest … Bitte erzähl mir ein wenig davon.«

»Aber –«

»Du kannst es mir gerne ins Ohr flüstern, wenn es dir solchermaßen unangenehm ist.« Er schlang die Arme um meinen Oberkörper, lehnte die Stirn an meine Schulter. »Es hört uns niemand. Du brauchst dich nicht zu fürchten.«

»Ich … ich weiß. Aber ich … ich weiß auch nicht, wie –«

»Nur Mut«, bestärkte er mich gurrend. »Ich verspreche dir, dich nicht auszulachen.«

»Das weiß ich doch.«

»Dann versuche es.«

Meine Nerven rotierten, mein Herz flippte aus, in meinem Magen prickelte es und meine Knie zitterten.

»Gefüllt mit Liebe«, gab ich nach langen Momenten des Zögerns flüsternd zu. »Die Nacht gefüllt mit reiner Liebe. Der Tag gefüllt mit langen Gesprächen.«

»Erzähl mir mehr von der Nacht.« Er ließ von mir ab, um die Hände auf meine Kinnbögen zu legen und meinen Kopf sachte anzuheben. »Erzähl mir ein jedes Detail.« Seine klaren mich an einen Frühlingsmorgen erinnernden zartgrünen Augen betrachteten mich wie die größte Kostbarkeit dieser Welt – seiner Welt.

Mein Gesicht erglühte.

Was sollte ich ihm denn erzählen?

»Trau dich.« Sein Blick drang in meine Seele, in meinen Geist. »Es geschieht dir nichts.«

Bestenfalls würde ich mich blamieren …

»Ich dachte nicht viel darüber nach«, log ich. »… Lediglich eines … eines wusste ich mit Sicherheit: Es würde wieder so schön werden wie letztes Mal.«

Seine Brauen zogen sich ein winziges Stück zusammen. »Keine Vorstellung, wie wir es machen?«

Ich blieb stumm.

»Dann hast du dir etwas vorgestellt.« Ein stolzes Lächeln huschte über seine blassrosa Lippen. »Bitte verrate es mir. Verrate es mir. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gerne ich wissen will, welch Dinge du dir ausmalst. Bitte … bitte, Liza.«

O Himmel!

Weshalb musste er derart erpicht darauf sein?

»Bitte.«

»Das ist mir peinlich«, gestand ich. »Außerdem dachte ich nur ein einziges Mal etwas genauer darüber nach.«

»Das reicht völlig«, antwortete er freudig. »Was hast du dir da ausgemalt?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«

»Wieso nicht?« Er setzte mir einen Kuss auf die Stirn. »Soll ich zuallererst erzählen, was ich mir vorstellte? Würde es dir dann leichter fallen?«

Grundgütiger!

»Nein …« Verzweifelt schaute ich zu den mit Moos bewachsenen Bäumen. »Machen wir dies doch, wenn wir schlafen gehen.«

Ich wollte mich nicht noch erregter fühlen, als es ohnehin längst der Fall war. Im Bett konnten wir uns alles Mögliche erzählen. Und ich durfte mein Gesicht an seine Brust kuscheln, und damit meine törichte Schamesröte erfolgreich verstecken. Außerdem konnten wir intim werden, unsere Begierde mit Berührungen mildern …

Aber hier …?

»Ich brauche eine Wegzehrung«, konterte er drängend. »Die Woche war lang … Meine Sehnsucht übermannt mich nahezu …«

Himmel! Mir ging es doch keinen Deut besser!

»Und ein Kuss?«

»Nein.« Lieblich tänzelten seine Fingerkuppen über meine Lippen, streichelten über meine heißen Wangen. »Das reicht einfach nicht aus. Bitte … Liza, bitte –« Flehentlich schlugen seine hübschen Augenbrauen herzallerliebste Wellen. »Bitte … bitte erzähl es mir. Tu mir den Gefallen.«

Wie konnte ich einem Mann mit einem solchermaßen niedlichen Gesichtsausdruck einen Wunsch verwehren?

»Dann allerdings musst du mir versprechen, mir heute Abend zu erzählen, welch Gedanken dir durch den Kopf geisterten.«

Eifrig und mit kindlicher Vorfreude nickte er mir zu. »Ja, gerne doch. Ich erzähle dir jedes noch so unbedeutende Detail.«

Jedes noch so unbedeutende Detail.

Eine nächste Welle Lust sprudelte durch mein Gedärm.

»Nun –« Leise seufzend schaute ich durch die Gegend, verscheuchte heiß aufwallende Befangenheit. »Ich stellte mir vor, wie … wie –« Mit einem jeden albernen Wort aus meinem Munde wuchsen Erregung und Beschämung im Sekundentakt an. »Wie du –« Die trocken gewordenen Lippen benetzend sah ich schlagartig die verruchten Dinge vor mir, welche ich mir Mittwoch Abend ausgedacht hatte.

Unsere Vereinigung … die leidenschaftlichen Küsse … seine in mich eindringenden Finger … meine seine Männlichkeit umfassenden Hände …

»Wie wir uns … nun … wie wir –« Sosehr ich es wollte, es gelang mir nicht, meine Fantasien auszusprechen.

»Ja? … Wie wir was …?« Seine Stimme war ein einziges erstickendes Flüstern.

Ich schluckte meine wildgewordenen Emotionen hinunter und wagte einen neuen Anlauf. »Wie ich unter dir liege … wie du dich … wie du … nun … dich bewegst … das … das habe ich mir vorgestellt – deine glücklich leuchtenden Augen … deine entspannten Gesichtszüge …«

O Gott, konnte ich es verlauten? Konnte ich es denn tatsächlich verlauten?

»Deine Finger in meinem Körper … deine Küsse, deine Zunge –« Um meine nervliche Anspannung wenigstens teilweise zu kompensieren, ballte ich meine rechte Hand zu einer Faust. »Und … wie … wie es sich anfühlt, wenn du dich … in mir … bewegst … dieses … dieses heiße –« Ich klärte die Stimme. Die Hitze in meinem Gesicht nahm schmerzhafte Ausmaße an. »Dieses heiße Reiben … die ziehenden Gefühle, die dadurch entstehen –«

Seine Lippen, welche er unvermittelt auf meine legte, stoppten meinen schrecklich peinlichen Erklärungsversuch.

Er presste mich an sich, liebkoste meine Zunge mit seiner. Beherzt erwiderte ich seinen ungestümen Kuss, legte meine Hände auf seine Kinnbögen, streichelte seine Ohren, glitt durch sein seidenweiches Haar.

Solch einen erregenden Moment wie den nunmehrigen hätte ich mir niemals vorzustellen vermocht …

»Wie hast du dich gefühlt«, fragte er atemlos, alsbald er sich von meinen Lippen getrennt und meine Hände ergriffen hatte. »Während du dir dieses Szenario vorstelltest?«

Es war mir bereits heiß gewesen – jetzt allerdings kochte ich.

Ich sollte ihm erklären, wie meine Erregung sich angefühlt hatte? Das ging doch einfach nicht … das konnte ich nicht …

»Und was hast du getan, währenddessen du dir diese Situation vorstelltest?«

»Was?!«, platzte es keuchend wie schmerzlich erregt aus mir hervor.

»Sag es mir.« Seine Lider halb geschlossen stupste er meine Nase mit seiner an. »Beantworte mir diese zwei unscheinbaren Fragen.«

Un … Unscheinbar?!

Was war hier noch unscheinbar?

»Warum … warum willst du das wissen?«

»Weil es dich erregt.« Abermals nahm sein Blick diesen mir ziehende Schauer auslösenden in meine Seele eindringenden Ausdruck an. »Weil es mich erregt.«

Nun waren wir abermals an diesem Punkt angelangt – an diesem hocherregenden intimen Punkt, an welchem wir über Dinge sprachen, die uns normalerweise gänzlich aus der Bahn warfen. Eine Situation, welche für schüchterne Menschen derart weltfremd und weit entfernt schien, wie Frieden in Syrien.

Doch wenngleich ich am liebsten im Erdboden versinken wollte, erhob sich plötzlich mein Mut, welcher mich letztlich dazu brachte, Jans Wunsch zu erfüllen.

»Ich fasste mich an«, wisperte ich mit geschlossenen Lidern. »Ich empfand unaussprechlich starke Lust. Ich vermisste dich unwahrscheinlich – in diesem Moment. Ich wollte dich bei mir haben. Ich wollte dich in mir spüren …«

Er drückte mich an sich, streichelte mir übers Haar, küsste meinen Nacken. »Danke … danke Liza. Das war unvergleichlich herzhaft und schön von dir.«

Reine leidenschaftlich Erregung strömte durch meinen Körper – ließ mich erschauern.

Ich atmete hörbar durch, versuchte mich zu festigen. »Das muss aber genügen … bis heute Abend.«

Sonst würde ich womöglich jegliche Skrupel verlieren und ihn dazu bringen, es hier mit mir zu tun.

Jans süßes Kichern drang in mein Ohr und in meine Seele. »Ich kann es dir nicht versprechen, allerdings werde ich mich außerordentlich bemühen.«

»Bemühen reicht vollkommen.«

Glucksend ließ er von mir ab, nahm meine Hand in seine und ging weiter.

Für die nächsten Minuten lauschten wir den zarten Gesängen der Waldvögel und das Summen vorbeifliegender Insekten.

Ich war ewig dankbar für diese kleine Verschnaufpause.

Unerfreulicherweise reichte bereits ein Blick auf Jans wunderschönes Outfit, insbesondere die seinen schlanken Oberkörper betonende schmal geschnittene Weste und das lockere Hemd, um meine Fantasien abermals anzukurbeln.

»Hast du dir mittlerweile ein Kleid für Tinas Hochzeit ausgesucht?« Liebevoll hauchte er mir einen Kuss auf die Wange. »Oder musst du dir erst eines kaufen?«

»Ich besitze genügend Kleider.« Lächelnd erwiderte ich seine Zärtlichkeit. »Und drei davon stehen in der engeren Auswahl.«

»Ich bin zutiefst gespannt, wie du aussehen wirst.« Ein breites Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. »Mit Sicherheit wunderschön.«

Dienstbeflissene Schmetterlinge tosten durch meinen Magen.

Ich blickte Richtung dunkelgrünen weichen Boden. »Ich hoffe es.«

»Ganz bestim –« Jan unterbrach seine Erwiderung mit einem jähen Ausruf der Überraschung.

Verwirrt im höchsten Maße wandte ich mich seiner zu, alsdann ich seinem Stolpern gewahr und in weiterer Folge mitgerissen wurde.

Nein … nein … nicht schon wieder!

Weder vermochte Jan noch ich selbst es, den Sturz zu verhindern, dementsprechend frenetisch landeten wir auf dem moosigen Untergrund – was so viel bedeutet wie: mit rudernden Armen und dem Gesicht voran.

Sogleich ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, richtete ich mich auf. »Hast du dich verletzt?«

Behäbig stemmte er sich hoch. »Ich glaube, ich habe nur ein paar kleine Pilze verschluckt … ansonsten gehts mir gut.«

»Nun …« Kichernd fischte ich eines dieser kleinen Tierchen aus seinem Haar. »Wie es scheint, fühlen sie sich auch sehr in deinen Haaren wohl.«

Amüsement wich leichter Besorgnis. »Und hast du dich verletzt?«

Kopfschüttelnd warf ich den braunen Pilz zu Boden. »Nein, ich denke nicht.«

Gemeinsam erhoben wir uns.

»Aber dein Kleid ist völlig verschmutzt –« Er weitete die Augen. »… und deine Knie! In Gottes willen! Sie bluten ja.«

Ich blickte an mir herab.

Tatsächlich.

»Dabei tut es gar nicht weh.«

»Komm.« Unversehens hob er mich hoch. »Deine Wunden gehören gesäubert, sonst entzünden sie sich.«

»Jan –« Krampfhaft und mit rasend ansteigendem Blutdruck versuchte ich, ihn nicht festzuhalten. Aus dem einfachen Grund: Meine besudelten Hände und mein Kleid würden seinen schönen Anzug ruinieren …

»Halt dich an mir fest«, wies er mich an.

»Nein.«

»Wieso nicht?«

»Weil ich dich beschmutze.«

»Das ist doch gänzlich belanglos!«

»Nein … Bitte lass mich runter. Ich kann alleine gehen.«

»Auf gar keinen Fall.«

»Und wenn du wieder stolperst?«

»Das werde ich nicht.«

»Bitte … Jan! Ich will nicht Schuld daran haben, wenn dein wunderschöner Anzug einzig meinetwegen verschmutzt.«

»Er ist längst schmutzig … Schließlich bin ich ebenfalls zu Boden gegangen. Schon vergessen, meine Teure?«

»Oh …«

»Also lass mich dich zurücktragen. Immerhin habe ich dich zu Boden gezerrt, nicht umgekehrt.«

Sosehr ich mich bemühte, es wollte mir kein weiteres Gegenargument einfallen, wodurch ich mich schlussendlich genötigt sah, seinem Wunsch zu entsprechen, meine Arme um seinen schlanken Hals zu schlingen und mich an seinen Oberkörper zu lehnen.

»Na siehst du. Geht doch.«

Mit bedächtigen Schritten machte er sich auf den Weg zurück.

Das Gefühl, von ihm getragen zu werden, hatte sich – verglichen mit letzter Woche – zutiefst verändert. Die Angst, fallengelassen zu werden, zum Beispiel, war komplett verschwunden. Fernerhin das Empfinden der Machtlosigkeit. Nun verspürte ich ausnahmslos Vertrauen und Geborgenheit.

»Es fühlt sich schön an, von dir getragen zu werden.«

»Ja?« Er erstrahlte. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du dich letzte Woche noch nicht sonderlich wohlgefühlt.«

»Umso schöner ist es jetzt.«

Er antwortete mir mit einem gütlichen Lächeln und einem herzschlagerhöhenden zugeflüsterten »Ich liebe dich«, welches ich glückselig erwiderte.

Bedachtsam schritt er über den nachgebenden Waldboden. Kein einziges Mal strauchelte er dabei – ganz im Gegenteil – verloren schien die Unbeholfenheit, gegangen war die Selbstvergessenheit. Wie ein unbezwingbarer Krieger hielt er mich fest in seinen grazilen Armen, beschenkte mich mit all der Fürsorge, nach welcher mein Herz sich jahrelang verzehrt hatte.

Als bestünde ich aus zerbrechlichem Porzellan, brachte er mich unter dem Holzvordach zurück auf die Beine, gab mir einen langen zärtlichen Kuss, ehe er die Haustüre öffnete – und ein köstlicher Geruch von frisch gebratenen Schnitzeln weht uns entgegen.

»Liza hat sich verletzt«, rief meine Seelenhälfte Richtung Wohnküche. »Sie hat sich die Knie aufgeschlagen.«

»Es ist doch gar nicht weiter schlimm«, beschwichtigte ich. »Du musst deshalb nicht meine Mutter rufen.« Dies eben ausgesprochen, war Letztgenannte bereits vor uns aufgetaucht.

Alsbald sie sich meiner blutenden Knie gewahr wurde, huschte ihr sanftes Entsetzen über das Angesicht. »Wie ist denn das passiert?«

»Wir sind gestürzt«, erklärte ich sachlich. »Aber ich spüre gar keinen Schmerz. Es ist halb so schlimm.«

»Ja, ja!«, tadelte sie. »Wie damals, als die kleine Minka dich gebissen und du eine Blutvergiftung bekommen hast.« Kopfschüttelnd leitete sie mich ins Bad – welches ich bedeutend anders in Erinnerung behalten hatte.

Der ehemals hellblau verflieste Raum erstrahlte nun in edlem weiß-goldenen Look.

»Ihr habt ja das Bad renoviert!«

Dies hatten sie seit geraumer Zeit angedeutet …

»Ja. Gefällt es dir?«

Ich blickte mich um. Die alte an einen Bimsstein erinnernde Badewanne hatten sie gegen eine neue samt Dampfdusche ausgetauscht, das kleine Waschbecken war einem doppelten Waschtisch gewichen, die Decke hatten sie mit hellem Holz verkleidet und selbst die WC-Anlage hatte einen neuen Spülerkasten und einen wuchtig aussehenden weißen Toilettensitz erhalten.

Ich nickte anerkennend. »Es ist wunderschön geworden. Das habt ihr toll gemacht.«

»Soderla.« Mit flinken Händen öffnete sie die untere Lade des schmalen weißen Schranks und fasste nach einem Frottierhandschuh, welchen sie gleich darauf unter fließend warmes Wasser hielt. »Jetzt müssen wir erst einmal deine Wunde reinigen.«

»Mama. Ich kann das selbst machen.«

»Ich kann es noch viel besser«, warf Jan fröhlich ein, worauf meine Mutter sich mit einem sanften Grinsen zu ihm umdrehte. »Das kann ich mir gut vorstellen.« Sie reichte ihm den ausgewrungenen Lappen. »Dann kümmere dich um sie. Ich hole inzwischen zwei große Pflaster und Desinfektionsmittel.«

Ehrfürchtig nahm Jan das feuchte Stoffstück entgegen. »In Ordnung.«

Währenddessen ihres Gespräches hatte ich mich auf den Badewannenrand gesetzt und die Wunden kurzzeitig genauer unter die Lupe genommen – mit dem Ergebnis: Sie waren wahrhaftig nicht solchermaßen schlimm, wie von Mama und Jan dargestellt.

Lächelnd fing Letztgenannter an, das Blut und die Erde zu entfernen. »Minka? War das deine Katze?«

Ich bejahte. »Sie biss mich sehr oft – und jedes Mal entzündete sich die Wunde. Katzen sind nicht immer solcherweise süß, wie Katzenhalter dies tagtäglich mit unzähligen niedlichen Tierfotos auf Instagram hinzustellen versuchen.«

Jan schmunzelte. »Kein Vorteil ohne einen Nachteil.« Sachte tupfte er über die aufgeschundenen Stellen. »Der moosige Boden war eigentlich sehr weich … Irgendwie musst du auf ein paar Steinen gelandet sein.«

»Scheint so – au.«

Jan zuckte zurück. »Hab ich dir wehgetan?«

»Nein, nein … geht schon. Mach weiter.«

»Wirklich? Bist du dir sicher?«

Seine Fürsorge erwärmte mir das Herz und zauberte mir überdies ein riesiges Lächeln ins Gesicht. »Ja … ganz sicher. Es ist alles in Ordnung.«

Ich musste mich hüten, mögliche Schmerzen anzudeuten, sonst machte er sich bloß unnötige Sorgen – wie meine Eltern.

»So … hier.« Lautlos war Mama neben mir aufgetaucht. Sie hockte sich zu mir, öffnete das Desinfektionsmittel und schüttete etwas über mein rechtes Knie. »Brennt es?«

Ein bisschen …

»Nein … zum Glück nicht … Ich kann mich aber noch sehr lebhaft daran erinnern, wie sehr das dunkelrote Mittel, welches du in meiner Kindheit benutztest, mir stets die Tränen in die Augen trieb.«

Sie lachte. »Ja, das war ein hartes Zeugs.«

»Das klingt furchtbar in meinen Ohren«, meinte Jan, während er den Lappen auswusch.

»Liza war schon immer hart im Nehmen.«

»Jetzt nicht mehr.«

Meine unbedachte Äußerung brachte diese beiden wundervollen Menschen dazu, gleichzeitig zu mir zu blicken.

»Du bist noch immer stark«, entgegnete Mama und desinfizierte mein linkes Knie. »Daran hat sich nichts geändert.«

»Das sehe ich aber gänzlich anders. Meine Empfindlichkeit und Schwermut sind ein Zeichen von Schwäche.«

Jan schüttelte den Kopf. »Red keinen Unsinn! Weißt du eigentlich, wie viele Leute an schweren Depressionen, Burn-out oder ähnlichen Gebrechen erkranken? Beinahe jedem passiert dies einmal in seinem Leben.«

Sanfte Verzagtheit sich in mir ausbreitend beobachtete ich Mamas flinke Hände. »Kann schon sein … Ich empfinde es dennoch so.«

»Diese Meinung werde ich dir auch noch einmal austreiben.«

Obgleich ich es nicht wollte, entfesselte seine im Grunde genommen arglose Aussage mir einen erregenden Schauer, welcher mich dazu nötigte, in seine mich musternden Augen zu blicken – und da wusste ich, wie er meine Meinung austreiben wollte.

»Tut es weh?«, riss Mamas besorgte Frage mich aus meinen abdriftenden, hocherotischen, wangenerhitzenden Gedanken.

»Nein, alles bestens.«

Bloß Jans anzügliche Bemerkungen entfachten in meinem Unterleib ein wohliges Brennen …

Himmel!

Wie würde die kommende Nacht verlaufen? Was würde er mit mir anstellen wollen? Zu welchen erregenden Dingen würde er mich dieses Mal überreden?

Zum Glück hatte ich eine neue Packung Präservative gekauft …

»Jetzt muss ich dich aber etwas fragen«, meinte Mama zu mir gerichtet. Eine mir gehörige Befürchtungen bereitende Neugier keimte in ihrem Gesicht auf. »Seit wann redest du so hochgestochen?«

Jegliche unanständigen Gedanken wurden vor meinem geistigen Auge zerfetzt.

O Gott.

Nicht auch noch das!

»Ich … aber ich spreche doch gar nicht hochgestochen.«

»Nein, natürlich nicht.« Ihre unterschwellige sarkastische Stimmlage war unüberhörbar. »Liza … schon gestern bei unserem Telefongespräch ist mir deine veränderte Wortwahl aufgefallen.«

»Womöglich liegt es an dem Buch, das ich zurzeit lese.«

In ihren Augen blitzte irgendetwas auf – etwas Bedenkliches. »Oder es liegt an deinem Herzblatt.«

Ich errötete – Jan errötete.

Mama drehte sich zu Letztgenanntem um. Das Desinfektionsmittel hielt sie dabei lässig in der rechten Hand. »Du benutzt sehr viele altmodische Wörter – genau die gleichen, die Liza plötzlich verwendet.«

»Ja, möglicherweise … vielleicht … vielleicht liegt es daran.« Er wrang die Hände. »Zwar benutzte ich seit jeher gerne in Vergessenheit begriffene Wörter. Allerdings kommen diese verwichenen Ausdrücke mir nun weitaus leichter über die Lippen, denn noch vor einer Woche.«

»Dann kann es nur an der Liebe zwischen euch beiden liegen.« Mama entfleuchte ein bezauberndes Kichern. »Obwohl das schon ziemlich seltsam scheint.«

Ich fasste nach dem großzügig abgeschnittenen braunen Pflaster, welches Mama auf die neben mir befindliche Waschmaschine gelegt hatte, und löste die halbtransparenten Streifen von der Klebefläche ab. »Woran es auch liegt, ich fühle mich glücklich.«

»Und alles andere«, pflichtete sie mir bei. »Ist komplett unwichtig.«



Die darauffolgenden Stunden verliefen ohne nennenswerte peinliche Zwischenfälle oder Andeutungen Jans. Stattdessen waren sie gefüllt mit Lachen, anregenden Gesprächen und Erzählungen über Vergangenes. Kurzum: Ein wundervolles Beisammensein, wie ich mir dies in meinen Tagträumen stets ausgesonnen hatte.

»Wollt ihr bei uns übernachten?«, fragte Mama, den eben fertig gewordenen Geschirrspüler öffnend.

Heißer Dampf schlug uns entgegen, legte sich als undurchschaubarer Schleier auf meine Brille – eine von vielen kleinen Hürden, welche zum Alltag eines Brillenträgers zählte.

»Das wäre schön.« Ich nahm den unliebsamen Sehbehelf ab und blies gegen das Kunststoffglas. »Aber stören wir wohl nicht?«

»Liza! Also wirklich!« Mamas stark weichgezeichnete Silhouette stemmte die Hände gegen die Hüften. »Wie oft habe ich dir nicht schon gesagt, dass du nicht störst?«

»Oft genug«, vermutete ich mit einem angedeuteten Lächeln. »Aber du kennst mich. Ich will einfach niemandem auf den Nerv gehen.«

»Das hast du noch nie.«

Zwei sich um meine Hüften schlingende Arme brachten nicht bloß mein Herz auf Trab, sondern hätten mich beinahe dazu veranlasst, meine Brille fallenzulassen.

»Dann bin ich nicht der Einzige«, raunte Jan mir ins linke Ohr. »Welcher dir diese falsche Sichtweise auszureden versucht?«

Mit aller Macht wollte ich ein neues Rotwerden verhindern. Zu meinem Bedauern klappte es selbstredend überhaupt nicht. Und zu allem Überfluss musste meine Mutter mir ein wissendes Grinsen zuwerfen, welches meine Situation nicht eben verbesserte. Übersetzt bedeutete dies: Verunsicherung und Scham wuchsen an, wodurch mein Gesicht lediglich heißer wurde.

»Ihr könnt gerne im ersten Stock schlafen.«

Für einen kostbaren Augenblick gelang es mir, mein kleines Gefühlschaos zu unterdrücken. »Aber wir haben kein Bett … Nun, wir können ja eine Luftmatratze aufblasen.«

Das Feixen meiner Mutter wuchs an. »Wenn euch eine Luftmatratze mehr zusagt als ein gemütliches Bett, kann ich euch gerne eine geben.«

»Wie meinst du das?«

»Oben steht ein ganz normales Bett – zwar ein Einzelbett, aber denke ich, dass zwei Frischverliebte sowieso nur wenig Platz brauchen.«

Mir wurde es gleich nochmals heißer.

»Ein Bett? Wieso habt ihr ein Bett da oben? Immerhin stehen die Räumlichkeiten leer.«

»Wir haben immer ein Bett für dich.« Mütterliche Güte legte sich auf ihre Gesichtszüge. »Glaubst du wirklich, wir würden unsere Tochter auf der Couch schlafen lassen?«

»Ja schon, aber –«

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