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Kitabı oku: «Erscheinungen», sayfa 8

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XXV

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rücken im Rasen und fühlte im ganzen Körper einen dumpfen Schmerz wie von einer heftigen Verletzung. Am Himmel dämmerte der Morgen; ich konnte deutlich alle Gegenstände unterscheiden.

Nicht weit von mir, das Birkenwäldchen entlang, lief ein Weg hin, zu beiden Seiten mit Weiden bepflanzt; diese Gegend schien mir bekannt. Ich fing an mich zu erinnern, was mit mir vorgegangen war und zitterte vom Wirbel bis zur Zehe bei dem Gedanken an die letzte unförmliche Erscheinung . . .

»Aber warum erschrak Ellis nur so! dachte ich; – ist auch sie dieser Macht unterthan? Ist sie etwa nicht unsterblich? Ist auch sie der Vernichtung preisgegeben? Wie ist es möglich.

In der Nähe ließ sich ein leises Seufzen hören. Ich wandte den Kopf. Etwa zwei Schritte von mir lag unbeweglich ausgestreckt eine junge Frau in weißem Gewande mit aufgelöstem dichten Haar und mit entblößter Schulter. Ein Arm war hinter den Kopf zurückgeworfen, der andere lag auf der Brust. Die Augen waren geschlossen und auf den zusammengegepreßten Lippen zeigte sich ein leichter, hellrother Schaum. Ist das nicht Ellis? Aber Ellis – ist ein Gespenst, und ich sehe vor mir ein lebendiges Weib. Ich kroch zu ihr hin und beugte mich über sie . . .

– Ellis, bist Du das? rief ich.

Plötzlich leise erzitternd öffnete sie die langen Augenlider; dunkle durchdringende Augen saugten sich in mich – und in dem Augenblicke saugten sich auch die warmen, feuchten, noch nach Blut riechenden Lippen in mich, weiche Armes wanden sich fest um meinen Hals, eine glühende volle Brust preßte sich krampfhaft an die meine. – Leb wohl, leb wohl auf ewig! rief deutlich eine ersterbende Stimme – und im Nu war Alles verschwunden.

Ich erhob mich mühsam, auf den Beinen schwankend wie ein Betrunkener – und das Gesicht zu wiederholten Malen mit den Händen berührend, spähte ich aufmerksam umher. Ich befand mich nahe der großen Heerstraße, etwa zwei Werst von meiner Wohnung. Die Sonne war schon aufgegangen, als ich den Heimweg suchte.

*
*                   *

Alle folgenden Nächte erwartete ich – und ehrlich gestanden, nicht ohne Furcht – das Erscheinen meines Gespenstes; allein es zeigte sich nicht mehr. Ich ging sogar einmal in der Dämmerung nach der alten Eiche, aber auch dort fand sich nichts Ungewöhnliches vor. Uebrigens beklagte ich das Aufhören dieser wundersamen Bekanntschaft nicht allzu sehr. Ich habe viel und lange nachgedacht über diesen unbegreiflichen, fast albernen Fall – und ich habe mich überzeugt, daß nicht nur die Wissenschaft ihn nicht zu erklären vermag, sondern daß sich auch in den Sagen und Legenden nichts Aehnliches findet. Wer in der That konnte diese Ellis sein? Eine Erscheinung, eine umirrende Seele, ein böser Geist, eine Sylphide, oder endlich ein Vampyr? Zuweilen erschien es mir gar, daß Ellis eine Frau sei, welche ich einst gekannt habe, und ich machte die entsetzlichsten Anstrengungen, um mich zu erinnern, wo ich sie gesehen . . . Zuweilen glaubte ich der Sache auf den Grund zu kommen – erst eben in dieser Stunde, in dieser Minute schien es mir so . . . da plötzlich war Alles wieder wie ein Traumbild verschwunden. Ja, ich habe viel darüber gegrübelt, und doch, wie es so zu gehen pflegt, nichts ergrübelt. Die Meinung oder den Rath anderer Leute darüber zu erfragen, konnte ich mich nicht entschließen. Ich fürchtete, daß sie mich für närrisch halten würden. Endlich habe ich alles Nachdenken darüber aufgegeben, und die Wahrheit zu sagen – es wurde mir nicht schwer. Einerseits hatte ich mich mit der Emancipation, dem Gemeinwohl u.s.w. u.s.w. zu beschäftigen, anderseits mußte ich an die Herstellung meiner Gesundheit denken. Die Brust that mir weh, ich litt an Schlaflosigkeit und Husten. Der ganze Körper war mir wie ausgedörrt, das Gesicht gelb wie bei einem Leichnam. Der Arzt sagte mir, daß ich zu wenig Blut habe, er gibt meiner Krankheit einen griechischen Namen: Anämia, und schickt mich nach Gastein. Aber mein Intendant schwört, daß er ohne mich mit den Bauern nicht »überlegen« könne.

So bleibe dann und überlege.

Aber was bedeuten jene hellen und durchdringenden Töne, jene harmonischen Töne, welche ich höre, wenn bei mir von irgend welchem Todesfalle die Rede ist? Sie werden immer lauter, immer durchdringender . . . Und warum schüttelt es mich so qualvoll beim bloßen Gedanken an die Vernichtung?

Baden-Baden, 1863.