Kitabı oku: «Sternenglanz», sayfa 8

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„Und das heißt?“, fragte der Khan. Arnold blickte dem Urben in die Augen.

„Das heißt, dass ich so viele Ritter wie möglich sammeln werde und dich und deine Männer in zwei Wochen an der Belgafurt treffe. Von dort ziehen wir durch die Peltamark nach Kargat.“

Narthas nickte und schlug dem Herzog auf die Schulter. „Das wird aber ein anderer Kampf, das verspreche ich dir.“ Dann wandte sich der Khan ab.

Kapitel 8

„Vierter Cedric, tritt vor.“ Die Stimme des Zweiten hallte über die kaiserlichen Soldaten, die in enger Formation standen und eine freie Fläche in der Mitte bildeten. Neben dem Zweiten stand der Erste der 11. Armee. Darcilos war eine beeindruckende Gestalt. Seine Haut war schwarz, etwas, das man in Valorien kaum kannte, und wies auf seine Herkunft jenseits der See von Tartum weit im Süden der kaiserlichen Provinzen hin. Doch vielmehr war es seine Größe und Kraft, die einen Feind erzittern lassen konnte. Seine Arme waren von Narben bedeckt, die er sich zugezogen hatte, während er sich durch die Ränge des Kaiserreiches gekämpft hatte. Jeder Mann in den Diensten des Kaisers konnte großes erreichen. Darcilos hatte dies bewiesen. Und der Erste war überzeugt, dass der junge Mann, der nun vor ihm niederkniete, ähnliche Möglichkeiten hatte.

„Cedric.“, begann der Erste mit tiefer Stimme zu sprechen. „Du hast mehr als einmal Führungskraft und Stärke im treuen Dienst für den Kaiser bewiesen. Selbst in größter Not warst du ein Vorbild des Mutes und der Entschlossenheit für die Soldaten unter deinem Kommando, hast in erster Reihe gekämpft, und dem Banner der Sonne Ehre gemacht. Für diese Tapferkeit erhebe ich dich in den Rang eines Dritten. Von diesem Tag an sollst du das 6. Banner des 1. Regimentes der 11. Armee als Offizier befehligen, es in den Kampf anführen, um den Frieden des Kaisers zu erstreiten. Erhebe dich, Dritter Cedric.“

Der junge Mann stand auf und schlug die Faust zum Salut auf die Brust. „Erster!“, sagte er anerkennend. „Ich werde mein Leben für den Kaiser geben.“

Darcilos nickte anerkennend. „Lebend wirst du ihm mehr dienen können.“, sagte er und fasste den neuen Dritten dann an der Schulter. „Komm mit!“, sagte er und wandte sich dann an den Zweiten, der neben ihm stand. „Du auch, Kalik!“, sagte er.

Gemeinsam schritten die Offiziere durch eine Gasse, die die kaiserlichen Soldaten öffneten, dann durch das Heerlager bis auf den kleinen Erdwall, der das Lager schützend umgab.

Als die drei Männer die kleine Anhöhe erreichten blickten sie auf den Fluss, den Teng, und die Stadt, die an dessen Ufer lag. Gründau.

„Cedric, ich hoffe, du bist bereit, dein Banner in deine erste Schlacht als Dritter zu führen.“

„Gegen wen kämpfen wir, Erster?“, fragte Cedric verwundert. Er hatte eigentlich angenommen, dass sie hier nur ein längeres Lager aufgeschlagen hatten, um aus der Stadt versorgt zu werden. Sie waren ja auch erst vor zwei Tagen eingetroffen. Doch erst jetzt bemerkte er, dass auf den Palisaden der Stadt die Banner des Kaiserreiches fehlten.

„Kalik?!“, sagte Darcilos auffordernd.

„Gründau hat sich schon vor etwas mehr als einem Jahr gegen den Frieden des Kaisers aufgelehnt. Damals konnten wir die Bürger unter der Androhung eines Angriffes überzeugen, die Stadt wieder zu übergeben. Die Rebellen waren bereits geflohen. Wir haben später in Dornat einige der Rädelsführer gefangen nehmen können. Sie sollten vor einigen Wochen hier am Ort des Verbrechens hingerichtet werden. Seitdem haben wir keine Nachricht mehr vom Dritten erhalten, der die Stadt gehalten hat.“

„Deswegen habe ich das 1. Regiment hierhergeführt.“, fügte der Erste hinzu. Ein volles Regiment war mehr als genug, um diesem Widerstand ein Ende zu bereiten. Dennoch hatte er gewartet, bis alle Banner zusammengezogen waren, bevor er den Angriff befahl. Es war um einiges schwieriger, ein rebellisches Land mit einer kaiserlichen Armee zu halten, als es initial einzunehmen. Während des Vormarsches konnte man die Armee zusammenhalten, die Stärke ihrer Anzahl und Geschlossenheit nutzen. Nun war er dazu gezwungen worden, die 11. Armee über das ganze Land zu verteilen, um Präsenz zu zeigen.

„Wir werden die Stadt für den Kaiser zurückerobern!“, sagte Cedric entschlossen. „Ich werde den Vormarsch mit Freuden führen.“

Doch der Erste schüttelte den Kopf. „Nein. Wir werden die Stadt nicht einnehmen. Wir haben diesen Bürgern den kaiserlichen Frieden angeboten. Zweimal. Doch sie haben ihn ausgeschlagen. Nun werden wir ein Exempel statuieren, dass man in der ganzen Provinz Kargat hören wird.“, sagte er und wandte sich dann an Kalik.

„Zweiter, die Katapulte.“, befahl er. Der Zweite salutierte nur, wandte sich ab, und schritt den Erdwall hinunter. Doch bis nach oben hörte man den Befehl.

„Katapulte, vor!“

Cedric erkannte, wie mehrere Männer vier Katapulte in Stellung brachten, während weitere Männer Steine und Brandgeschosse heranschafften.

„Aber Erster, sind wir als Soldaten nicht verpflichten, die Bürger des Kaiserreiches zu beschützen?“, fragte Cedric und blickte sorgenvoll auf die kleine Stadt. Doch Darcilos schüttelte den Kopf.

„Nein Junge, diese Menschen sind keine Bürger mehr. Sie sind Rebellen und Feinde des kaiserlichen Frieden. Feinde des Kaisers der Sonne selbst. Es gibt nur eine Möglichkeit mit ihnen zu verfahren.“, antwortete er mit ruhigem Ton. „Nun geh zu deinem Banner. Auf meinen Befehl wirst du den Angriff führen.“

Cedric überlegte noch kurz, was er dazu antworten konnte. Aber er wusste nichts, dagegen einzuwenden. Also salutierte er nur noch. „Sehr wohl, Erster!“

Er drehte sich nun ebenfalls um und schritt den Erdwall hinunter. Von oben hörte er noch die lauten Befehle des Ersten, der sich direkt an die Mannschaften der Katapulte wandte: „Zielt mit den Steinen auf das Tor. Schickt die Brandgeschosse tief in die Stadt hinein.“ Nachdem er die Ziele ausgegeben hatte, zögerte Darcilos kurz. Dann gab er den Angriffsbefehl. „Feuer frei!“ Nun hörte Cedric nur noch die krachenden Geräusche der vier Katapulte, die abgefeuert wurden.

Der junge Dritte zog sein Schwert. Er blickte auf das geborstene Stadttor, hinter dem sich verzweifelte und verängstigte Verteidiger sammelten. Er sah die Flammen und Rauchsäulen, die aus der Stadt aufstiegen. Auch die Palisade selbst war an mehreren Stellen durch den dauernden Beschuss zerstört worden. Er hörte auch die Rufe. Die Schreie. Das Wehklagen. Von Frauen. Von Kindern. Von den Schwachen, die dachten, sie wären sicher, weil sie selbst kein Schwert führen konnten. Aber die Mitwisserschaft machte sie genauso schuldig, wie jeden Mann, der sich gegen das Kaiserreich aufgelehnt hatte.

„Formation bilden!“, befahl Cedric laut. Sofort hoben seine Soldaten die Schilde, traten je einen Schritt in die Mitte der Formation, um diese zu schließen, und bildeten dann einen massiven Schildwall. Die zweite Reihe hob die Schilde, um auch gegen Beschuss gefeit zu sein, während die Schützen in den hinteren Reihen ihre Armbrüste spannten.

Er erinnerte sich an das kleine Dorf in Valorien, an dem sie unter dem Dritten Jaromir ein ähnliches Exempel hatten statuieren wollen. Damals hatte sich ein Mönch der Laëa dazu entschieden, das Morden zu stoppen. Er hatte unter seinen Kameraden ein Blutbad angerichtet und nur Cedric Gnade gewährt. Doch heute würde sie niemand stoppen.

Cedric blickte in die Gesichter der Männer, die er gleich töten würde. Obwohl sie noch weit weg waren, fühlte es sich an, als würde er ihnen direkt in die Augen schauen. War es gerecht, dass sie alle heute den Tod fanden? War es richtig? Oder musste er Reue haben? Doch dann erinnerte er sich, was aus dieser Gnade entstanden war. Gnade war Schwäche. Und Schwäche führte zu Chaos. Jenem Chaos, das sich im Krieg gegen Valorien gebildet hatte. Hunderte, Tausende Leben wären verschont worden, wenn ihre Truppen damals siegreich gewesen wären, oder die Valoren sich einfach ergeben hätten. Heute würden viele Menschen für den kaiserlichen Frieden sterben. Doch der kaiserliche Frieden schützte Tausende, Zehntausende, Hunderttausende im ganzen Kaiserreich. Er würde nicht erlauben, dass sie an diesem Tag Schwäche zeigten. Dass das Chaos wieder die Oberhaupt gewinnen konnte. Nein, er musste diesen Krieg führen, um den Frieden des Kaisers zu bringen.

„Soldaten des Kaisers, die Feinde des kaiserlichen Friedens stehen vor uns. Gewährt keine Gnade!“, befahl er laut und deutete dann mit der Klinge nach vorne. „6. Banner. Marsch!“, gab er den Angriffsbefehl. Dann setzten die Musiker ein und gaben den Takt des Vormarschs an. Den Takt des Todes für Gründau.

Kapitel 9

Yatane hatte mittlerweile aufgehört zu zählen, wie oft sie sich abends mit den Gefährten an ein Lagerfeuer gesetzt hatte, um sich zu Wärmen. In einem so langen Leben mochten wenige Tage wie ein Augenschlag wirken. Für Yatane fühlte sich ihre Flucht aber nun schon wie eine Ewigkeit an. Nicht wegen ihr. Sie hatte schon Jahre am gleichen Ort verbracht, ohne dieses Gefühl zu haben. Nein, es war die Angst um Luna und ihr ungeborenes Kind, die sie jeden Tag wünschen ließ, dass sie die Reise bald überstanden hatten. Bevor sie sich einen Lagerplatz gesucht hatten, hatte Adrian gesagt, dass sie vielleicht noch ein, zwei Tage bis Härengar brauchen würden. Es war ein Hoffnungsschimmer.

Obwohl sie nun in deutlich dichter bevölkerten Landstrichen waren, wollten sie nicht das Risiko eingehen in ein Wirtshaus einzukehren. Aber die Kälte erlaubte nicht, nur mit Fellen und Decken zu schlafen. Ein Feuer war dennoch das geringere Risiko, das sie eingehen mussten.

„Yatane? Schläfst du eigentlich jemals?“ Die müde Stimme der Königin klang an das Ohr der Elfe. Yatane drehte sich zu Luna um.

„Weniger als du auf jeden Fall. Und wenn wir morgen eine ordentliche Strecke zurücklegen wollen, dann solltest du nun genau das wieder tun.“, mahnte sie die Königin mit einem Zwinkern.

„Ich kann gerade nicht. Alles dreht sich in meinem Kopf.“, antwortete sie.

„Ist es wegen…?“, fragte Yatane, aber die Königin schüttelte den Kopf.

„Nein. Es ist eher wegen all dem, was vorgefallen ist. Arthur hatte mir die besten seiner Männer ausgesucht. Handverlesen aus Freital und anderen freien Dörfern während der Besatzungszeit. Er hat sie alle verloren. Zuletzt Rogard. Aber auch davor. All diese Menschen in Sonnfels. Innerhalb eines Augenschlages wurden sie getötet.“, sagte sie nachdenklich. Yatane nickte verständnisvoll, kam aber nicht zu einer Antwort, bevor Luna weitersprach. „Aber weißt du, was mich am meisten beschäftig?“

Die Elfe schüttelte den Kopf. „Nein, sag.“

„Wenn ich das Schwert in der Hand habe – Zeitensturm – dann fühle ich mich, als könnte ich ähnliches vollbringen. Als könnte ich solche Mächte haben, wie dieser Mann in den Schatten.“, sprach sie leise. Dann blickte sie Yatane in die Augen. „Sag, kanntest du den Mann? Diesen Elf? Wieso ist er mit dem Kaiser verbündet?“

Yatane wandte den Blick wieder ab und schaute ins Feuer. Sie zögerte. Luna war natürlich eine Freundin. Aber auch ein Mensch. So jung. Sie konnte nicht verstehen, was es hieß, so vieles schon gesehen zu haben. Und diese Wahrheit…

Sie seufzte. „Sein Name ist Tanatel.“, sagte sie.

Luna nickte erst und grübelte dann kurz. „Tanatel? Wie der Elfenfürst von dem du mir erzählt hast?“

Yatane nickte nur, aber Luna setzte sich schlagartig auf und schaute die Elfe verwirrt an. „Aber… wenn er… wieso? Wieso sollte er dem Kaiserreich helfen?“

Yatane schüttelte erneut den Kopf und blickte noch immer ins Feuer. „Das weiß ich nicht.“, sagte sie. Dann schaute sie in den Wald. „Willst du dir ein bisschen die Füße vertreten, bevor du weiterschläfst. Vielleicht hilft das?“, bot sie der Königin dann an. Luna nickte. Obwohl sie den ganzen Tag marschierten, fühlte sie sich in diesem Moment in der Tat danach, sich etwas zu bewegen. Vielleicht würde es dann wieder besser funktionieren, mit dem Schlafen. Immerhin waren die Nächte lang, und es gab keinen Grund, übermäßig zu eilen.

Sie standen auf, Yatane legte Luna einen weiteren dicken Mantel um, und liefen dann langsam in den Wald. Die Elfe nickte einem der vier Männer von Adrian, die sie begleiteten, beruhigend zu, als er auf sie zukam. Er war gerade zur Wache eingeteilt. „Wir sind gleich zurück.“, sagte die Elfe beruhigend und ging dann ohne weitere Worte mit Luna an ihm vorbei.

„Aber es muss doch einen Grund geben.“, sagte Luna schließlich, als sie schon mehrere Schritte gelaufen waren.

„Pass auf, wo du hintrittst.“, mahnte Yatane. Man konnte den Waldboden im Schein von Mond und Sternen gut sehen, denn der schneebedeckte Boden schien im Licht der Nacht fast zu leuchten.

„Ich meine, wenn er ein Fürst der Elfen ist, sollte er nicht Alydan dienen? Oder einen Spross des Weltenbaums schützen?“, hakte Luna nach.

„Ja, das sollte er. Aber für Tanatel ist alles anders gekommen.“, antwortete Yatane.

„Was meinst du damit?“, fragte Luna nach. „Was ist anders gekommen?“

Yatane schüttelte den Kopf. Sie konnte eine gewisse Traurigkeit nicht verbergen. Die Geschehnisse waren hunderte Jahre her, hatten sich aber fest nicht nur in ihr Gedächtnis, sondern in das Gedächtnis ihres ganzen Volkes festgesetzt.

„Seine Kraft wurde im gestohlen. Der Spross ist tot.“, sagte sie leise.

„Wie…?“, wollte Luna fragen, als sie sich auf einmal daran erinnerte, was ihr Elian und Siliva kurz nach ihrer Ankunft in Valorien gezeigt hatten. Ein Spross des Weltenbaums. Tot. „Liamtal.“, sagte sie leise.

Yatane nickte. „Ja. Tanatel war einst Fürst all dieser Länder, auf denen wir schreiten. Von Valorien bis zu allen Meeren reichte seine Heimat. Doch dies ist lange her.“

„Wie konnte der Spross getötet werden?“, fragte Luna nach.

Yatane hielt inne und drehte sich zu Luna. Sie lächelte die Königin an, aber es war ein trauriges Lächeln. „Durch eine Klinge. Die Macht der Magie wurde aus dem Land gezogen und ging in das Schwert über. Tanatel konnte sich nur einen Bruchteil der einstigen Kraft bewahren.“

Luna wollte gerade die nächste Frage stellen, als sie die Antwort schon erkannte. Sie blickte an sich hinunter. Wie selbstverständlich trug sie Zeitensturm an ihrem Gürtel. Seit der Nacht, in der es ihr der Wächter übergeben hatte, schien sie die Klinge nicht einmal weggelegt zu haben. „Zeitensturm. Die Magie, die ich nun wirke. Es ist seine Kraft.“

„Nur ein sehr kleiner Teil. Es würde Jahrhunderte und noch länger brauchen, um diese Macht wahrlich hervorrufen zu können.“, sagte Yatane.

„Aber dies war Gilberts Klinge…“, sagte Luna verwirrt. „Wieso hat er…?“

Yatane streichelte Luna sanft über die Schulter und wies ihr dann, langsam weiterzugehen. In einiger Entfernung erkannte die Königin eine kleine Lichtung, auf die sie zugingen.

„Einst herrschte Krieg zwischen den Menschen und uns Elfen. Ein furchtbarer Krieg. Wahrscheinlich kann man sagen, dass die Menschen gewonnen haben. Wenn es in solchen Kriegen überhaupt Sieger geben kann.“, sagte Yatane.

Luna wirkte noch immer verwirrt. „Du meinst, wir Valoren haben gegen die Elfen Krieg geführt? Ist das der Grund, wieso Tanatel uns nun bekämpfen will?“

„Vielleicht. Wie gesagt: Ich weiß es nicht.“, sagte Yatane.

„Aber das muss hunderte Jahre her sein. Kein Mensch, der gegen die Elfen die Klinge erhoben hat, lebt heute noch. Wir wussten ja nicht mal mehr, dass es euch gibt. Ihr wart in das Reich der Legenden verschwunden.“

„Ja, für euch vielleicht.“, antwortete Yatane ernst. „Aber von uns gibt es noch viele, die den Krieg und seine Folgen erlebt haben. Wir leben lange. Und wir vergessen nicht.“

Luna bemerkte den traurigen Ton der Freundin. Auf einmal hielt sie inne und drehte sich zur Elfe, schaute sie mit großen Augen an. „Du? Du warst damals in Valorien?“

Yatane nickte. „Es ist lange her, aber ich konnte nicht vergessen. Aber mach dir keine Sorgen Luna: ich erkenne, was die Zeit mit dem Land gemacht hat. Es gibt einen Grund, wieso die Elfen dir und deinem Volk gegen das Kaiserreich zur Seite standen. Zeiten ändern sich. Ihr Menschen ändert euch. Und du, Luna, Königin der Valoren, hast ein gutes Herz.“

„Es tut mir leid.“, sagte Luna leise und schaute zu Boden.

„Das muss es nicht.“, sagte Yatane und deute dann auf die Lichtung. „Komm nun. Ich glaube, da will uns jemand sprechen.“, sagte sie.

Luna schaute auf und erkannte dann auch auf der Lichtung einen Mann, der auf einem Holzstamm saß. An seiner Seite war ein Wanderstab gelehnt, ansonsten konnte sie nichts erkennen.

„Wer ist das?“, fragte sie überrascht.

„Das wirst du gleich sehen.“, sagte Yatane mit einem Zwinkern und ging dann mit Luna die letzten Schritte auf die Lichtung. Sie verneigte sich vor dem Elfen. „Mein Fürst: ich glaube Ihr kennt die Königin von Valorien noch nicht, obwohl sie doch so lange unser Gast in Alydan war.“

Die Sonne stand gerade am Höchsten Punkt, als sie das Stadttor von Härengar passierten. Gerne hätte sich Yatane die große Stadt angeschaut. Sie war immer neugierig, was die Menschen über die Zeit mit ihren Städten taten, wie sie sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte veränderten. Aber sie war so klug, sich unscheinbar zu verhalten und schaute hauptsächlich auf den Boden, das Gesicht in einer weiten Kapuze verhüllt. An der Seite von Arthur und Luna betraten sie die Stadt mit vielen anderen Reisenden, Bauern, und Kaufleuten, die in das Zentrum der jüngsten kaiserlichen Provinz kamen.

Der junge kargatianische Hauptmann, Adrian Kilfort, hatte sie mit seinen Männern am Morgen verlassen. Hier in der Stadt war es zu riskant für ihn, entdeckt zu werden. Außerdem waren drei Wanderer weniger auffällig als acht.

„Dort geht es zum Hafen.“, sagte Yatane und deutete auf eine kleinere Straße, die von der Hauptstraße direkt hinter dem Tor abzweigte.

„Gut. Dann sollten wir uns dort umschauen. Mit etwas Glück können wir die Nacht schon auf einem Schiff verbringen.“, sagte Arthur. Der Ritter wollte so kurz wie irgend möglich in der Stadt verweilen. Es waren weniger ihre Gesichter, um die er sich Sorgen machte. Hier in Härengar kannte niemand die Königin Valoriens oder einen Ritter des Reiches Valorien. Aber wenn man ihre Schwerter entdeckte, waren sie verdächtig. Wenn man dann Fragen stellte, oder gar Yatane als Elfe erkannte, würde dies wohl das Ende ihrer Reise und ihres Lebens bedeuten.

Yatane bemerkte, wie Luna langsamer wurde, als sie losgingen. Sie ging näher zur Königin und legte ihren Arm um ihre Schulter. „Alles gut?“, fragte sie leise. Luna nickte kraftlos.

„Es geht schon. Nur ein kurzer Moment der Schwäche.“, sagte sie offensichtlich dankbar über die zusätzliche Stütze.

„Wir haben es bald geschafft.“, sagte Yatane aufmunternd und folgte dann dem Ritter, der schon einige Schritte vorweg gegangen waren.

Im Hafen angekommen lotste sie Arthur zu einigen Lagerhäusern, bei denen sie recht unbemerkt Warten konnten, und dem regen Treiben im Hafen nicht im Weg standen. Trotz des Winters war einiges los. Schiffe wurden be- und entladen. Einige Händler verkauften Waren. Und überall patrouillierten kleine Gruppen kaiserlicher Soldaten oder Stadtwachen von Härengar. Es würde nicht einfach werden.

Von ihrer Position aus versuchte sich Arthur einen besseren Überblick zu verschaffen und beobachtete die Schiffe und die Menschen im Hafen.

„Und, schon eine Idee?“, fragte Yatane interessiert, nachdem der Ritter einige Momente beobachtet hatte.

„Ich habe kein gutes Gefühl.“, murmelte er zurück.

„Wieso?“, fragte Yatane, die mehr auf Luna, als auf das Treiben um sie herum achtete.

„Die kaiserlichen Soldaten scheinen die Schiffe zu beschlagnahmen. Sieh dort hinten! Zwei Mannschaften diskutieren mit den Soldaten. Auch sonst wirken einige der Schiffe, auf denen Soldaten sind, viel zu unterschiedlich, um zu einer Flotte zu gehören.“

Arthur hatte beileibe nichts mit Schiffen zu tun. Ein Ruderboot war in Rethas wohl das höchste der Gefühle. Selbst in Lyth Valor gab es kaum größere Schiffe. Aber er war immer ein guter Beobachter gewesen. Und er hatte den Sinn eines Jägers für die Feinheiten, auf die es ankam.

„Ich glaube nicht, dass wir hier eine Chance haben, ein Schiff zu finden, das uns nach Valorien bringt.“, stellte er resigniert fest. Gerade wollte er nach weiteren Möglichkeiten suchen, als er spürte, wie er am Arm gepackt und in die kleine Gasse zwischen zwei Lagerhäusern gezogen wurde. Sofort griff er mit der Hand an den Schwertgriff.

Aus dem Augenwinkel erkannte der Ritter, dass zwei weitere Gestalten auch Yatane und Luna nach hinten gezogen hatten. Nur war die Elfe deutlich schneller als er gewesen und hielt einem der vermeintlichen Angreifer bereits ihr Messer an den Hals.

„Psst. Seid leise und steck das Ding weg.“, hörte Arthur eine Frauenstimme. Dann schaute er die Frau an, die ihn immer noch am Arm hielt. Sie war jung, vielleicht Anfang zwanzig, hatte dunkelbraune Haare, die zu zwei Zöpfen geflochten und eng an den Kopf gebunden waren, und trug einen leichten Mantel, unter dem Arthur allerdings leichte Lederrüstung vermutete. An ihrem Gürtel erkannte der Ritter einige Messer und Dolche. Doch das Gesicht kam ihm bekannt vor.

„Ihr drei seid so offensichtlich unscheinbar, ihr ruft ja geradezu, verhaftet zu werden. Also: was wollt ihr hier?“, zischte die Frau.

Arthur zog die Augen zu Schlitzen, nickte dann aber Yatane zu, die den Druck ihres Messers leicht löste, es aber noch in der Hand hielt.

„Ich glaube, ich kenne dein Gesicht.“, stellte der Ritter fest.

„Ach ja?“, sagte die Frau mit einem Grinsen. „Aus Härengar? Oder Tengemünde? Habe ich dir dein Herz gestohlen, alter Mann, oder etwas anderes?“

„Aus Elorath.“, sagte Arthur leise. Das Gesicht seiner Gegenüber erfror. Sie schaute ihn verwundert, gar schockiert an. Als hätte man sie erwischt. Doch langsam arbeitete es in ihrem Kopf. Erst dann blickte sie von Arthur zu Yatane und schließlich zu Luna, deren Gesicht zwar auch durch eine Kapuze teilweise verdeckt war, das man aber dennoch erkennen konnte.

„Kö…“, wollte sie schon sagen, hielt sich aber dann selbst den Mund zu. „Verdammt. Du bist ein…“, sagte sie und nickte zu Luna. Dann schaute sie wieder zu Arthur. „Dann bist du…“

„Ja. Du kamst damals mit Berlan und Taskor zu uns, nicht wahr?“, fragte Arthur. Die Frau nickte.

„Sinja. Kommt mit. Was auch immer euch hierher gebracht hat: Ihr solltet keine Minute länger hier draußen sein. Das Hafenviertel gehört guten Freunden von mir. Wir werden einen guten Winkel finden, um euch erstmal zu verstecken.“, sagte sie. Arthur merkte noch immer den skeptischen Blick von Yatane.

„Ich glaube wir können ihr vertrauen.“, sagte der Ritter leise und schaute zu Luna. Die Königin nickte nur. Sie wirkte zu schwach für eine Diskussion. Also fügte sich auch Yatane, steckte das Messer zurück in die Scheide, und folgte dann den drei Gestalten tiefer in die Gasse hinein.

Yatane saß auf einem Stuhl in einer Ecke, in die das Licht kaum hineinschien und beobachtete. Zum einen Luna, die an der Wand auf einer kleinen Pritsche lag, zugedeckt mit einigen Fellen, und sich ausruhen konnte. Zum anderen Arthur und Sinja, die an einem Tisch saßen, während der Ritter ihre Geschichte erzählte. Oder zumindest das, was unbedingt notwendig war.

„…wie du also siehst, gibt es eine Chance Kargat vom Kaiserreich zu befreien. Ohne die Mönche, die Härengars Untergang einleiteten. Aber dafür müssen wir so schnell es geht und wohlbehalten zurück nach Valorien. Du und deine Freunde können uns nicht irgendwie helfen?“. Der Ritter hatte das ‚Freunde‘ besonders betont, denn das dunkle Lagerhaus, in das sie gebracht worden waren, wirkte alles andere als legal. Viel mehr schien es, als wäre Sinja hier unter einer Decke mit Banden, die wohl Schmuggel und Verbrechen im Hafen kontrollierten.

„Hmm, eine ganz schöne Reise habt ihr da hinter euch.“, antwortete Sinja nachdenklich. „Gut, dass ich euch gefunden habe, und nicht die Soldaten. Oder jemand anderes, der euch für viel Geld verkauft hätte.“

„So wie deine Freunde?“, fragte Yatane skeptisch aus der Ecke.

„Einige von ihnen, bestimmt.“, antwortete Sinja ehrlich.

„Sinja, Königin Hega hat sich für dich und die anderen Kargatianer verbürgt. Also beweise, dass sie damit nicht falsch lag.“, sagte Arthur eindringlich. Die junge Frau lehnte sich zurück und nickte.

„Ja, klar. Ich bin die letzte, die euch in den Händen der Kaiserlichen sehen will. Aber Härengar war keine besonders gute Idee.“

„Ein Schiff erscheint mir immer noch eine bessere Chance als die Brücken über den Calas.“, widersprach Arthur.

„Ja, nur werdet ihr hier kein Schiff finden. Am besten reist ihr weiter nach Norden. Meidet die Städte. Wenn ihr kurz vor dem Calas seid, in den Ausläufern der Nebelberge, dann solltet ihr nach Fischerdörfern suchen. Vielleicht findet ihr dann jemand, der euch bis nach Lyth Valor nehmen kann.“, schlug Sinja vor.

„Kannst du uns sicher aus der Stadt bringen?“, fragte jetzt Yatane. Die junge Frau nickte.

„Ja, das sollte kein Problem sein.“

„Gut.“, sagte Arthur und lehnte sich wieder zurück. „Sag Sinja, deine ‚Freunde‘, wer ist das eigentlich? Und wie viele?“

Sinja neigte leicht den Kopf und lächelte. „Sie sind der Stiefeldreck, auf den jeder Herrscher hinunterschaut. Der Bodensatz der Stadt. Aber es sind einige Arbeiter hier im Hafen, die sich gerne etwas dazuverdienen wollen. Söldner und Leibwächter, die fast jeden Auftrag annehmen. Und all die Schatten, die die Nacht regieren. Ich bin hier aufgewachsen, während mein Vater für das ruhmreiche Königreich kämpfte, und erkennen musste, dass dem Adel sein Fußvolk scheißegal ist. Also kenne ich hier einige Leute. Und wer kann meinem Lächeln schon widerstehen?“, sagte sie und grinste.

„Wenn wir den Angriff auf Kargat starten, würdet ihr euch gegen die kaiserlichen Soldaten erheben?“

„So wie das Berlan und sein Sohn gerade versuchen?“, stellte Sinja eine Gegenfrage und lächelte über die verwunderte Reaktion ihres Gegenübers. „Tut nicht so überrascht, Herr Ritter. Wenn man über ein Jahr an der Seite der gleichen Menschen ist, wächst man zusammen. Berlan hat mir von dem Plan erzählt, noch bevor er ihn der Königin unterbreitet hat. Eigentlich eine gute Idee. Aber ich glaube hier in Härengar wird das nicht so einfach.“

„Wieso das nicht?“, fragte Arthur.

„Weil die Menschen genug vom Krieg haben und sich nicht viel ändert, wenn jemand anderes gerade die Krone auf dem Kopf hat. Ob König, Kaiser, oder Königin. Wer im Dreck lebt, wird auch weiter im Dreck leben. Viele meiner Freunde haben den Machtwechsel gar nicht gespürt. Was sie bemerkt haben, war das brennende Härengar, als die kaiserlichen Soldaten mordend durch die Stadt gezogen sind. Glaubst du, das wäre anders, wenn Valorien den Krieg erneut über uns bringt? Die Menschen im Norden mögen darüber anders denken. Oder auch die aus Karkliff, wie euer Freund Adrian Kilfort. All diese Städte – Tengemünde, die Zwillinge, Fendheim – haben kapituliert und die Tore geöffnet, als sie vom Fall Härengars gehört haben. Ja, selbst Wulfricshafen mit all seinen Soldaten und Matrosen hat die weiße Fahne gehisst, als kaiserliche Schiffe den Hafen und die kargatianische Flotte blockiert haben. Nun sitzen sie alle im Kerker und verrotten langsam. Aber sie haben auch nicht gesehen, was wir hier in Härengar gesehen haben. Sie können alle noch nach dem Krieg streben, den ihr über Kargat bringen werdet. Aber erwartet hier nicht allzu viel Unterstützung. Für die Kargatianer wird Luna nur eine weitere Königin sein, die auf sie hinabschaut. Und ich ziehe die Klinge für euch nur aus Verbundenheit zu Taskor und Hega.“

Arthur stutzte ob des Monologs von Sinja, in dem sie sich immer mehr in Rage geredet hatte. Doch bevor er etwas antworten konnte hörte er eine andere Stimme. „Das ist nicht wahr.“ Der Ritter drehte sich um und erkannte die Königin, die sich aufgesetzt hatte.

„Das ist nicht wahr, und das weißt du. Ich will dem Volk Kargats seine Freiheit geben. Freiheit, vor den kaiserlichen Grausamkeiten und der Unterdrückung.“

„Freiheit? Ich dachte, Ihr wolltet über dieses Land herrschen, wie Euer großer Vorvater?“, erwiderte Sinja keck, hängte dann aber noch ein „Majestät“ an.

„Ich…“, wollte Luna erwidern, wusste aber erst keine rechte Antwort. Was sollte sie dazu auch sagen. Sie war dann nun einmal Königin. Aber was sie mit Kargat und seinem Volk machen würde, hatte sie sich natürlich noch nicht überlegt. Adelige, die sich einfach dem Kaiserreich untergeordnet hatte, würde sie bestimmt verurteilen. Aber ansonsten?

„Wartet, wiederholt noch einmal das mit Wulfricshafen?“, hakte auf einmal Arthur nochmal auf das von Sinja gesagte nach, nachdem er einige Momente über die Worte nachgedacht hatte.

„Also Themawechsel?“, fragte Sinja skeptisch zurück. „Was meintet Ihr?“

„Du sagtest, in Wulfricshafen wären Soldaten und Matrosen festgesetzt worden. Sowie die kargatianische Flotte.“

„Ja, das stimmt.“

Mit einem Lächeln schlug der Ritter seine Faust auf den Tisch und ließ so die Anwesenden kurz zusammenzucken. „Da haben wir unser Schiff!“

„Ihr wollt ein Schiff der Flotte stehlen?“, fragte Sinja skeptisch, aber der Ritter schüttelte den Kopf.

„Nein, ich will die Flotte stehlen.“, sagte er und drehte sich dann zu Luna. „Majestät, stellt Euch vor, welche Möglichkeiten wir hätten, wenn wir so viele Schiffe und fähige Männer in unseren Diensten hätten? Die Garnison kann nicht groß sein, denn wir haben von Adrian gehört, dass die Kaiserlichen ihre Armee weiter östlich sammeln.“

„Und wie wollt ihr sie befreien?“, fragte Sinja skeptisch.

„Wir werden einen Weg finden, dass sie sich selbst befreien können. Wir werden sie anführen. Außerdem müssen ein Ritter Valoriens und eine Elfenkriegerin ja für irgendetwas gut sein.“, antwortete Arthur. „Was meint Ihr, Majestät?“

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