Kitabı oku: «Tin Star», sayfa 4

Yazı tipi:

Kapitel 5

Jamie wachte ein wenig desorientiert auf.

Wo zum Teufel bin ich? Ach ja, sein Daddy hatte ihn rausgeschmissen. Nicht nur das, jetzt weigerte er sich auch noch, ihm sein Pferd zu überlassen. Warum hatte er je geglaubt, sein Vater würde seine große Verkündung problemlos hinnehmen? Sicher, Daddy hatte John immer bevorzugt, aber er hatte geglaubt, dass er ihn auch liebte. Wie konnte jemand sein eigenes Kind verstoßen? Zumindest waren seine Geschwister auf seiner Seite und boten ihm ihre Liebe und Unterstützung an. Als er mit seiner Schwester gesprochen hatte, war Julia sogar so weit gegangen zu sagen, dass sie nicht mehr mit ihrem Vater sprechen würde, bis er wieder zur Vernunft gekommen war.

Vielleicht würde Daddy darüber hinwegkommen… irgendwann, aber Jamie konnte das nicht länger glauben. Er war nicht dumm – hin und wieder vielleicht etwas naiv, aber nicht dumm. Die Wahrscheinlichkeit, dass sein Dad ihn vielleicht nie akzeptierte, war sehr hoch. Das war Julia doch sicher auch klar. Er wusste, dass sich John dessen bewusst war, denn er suchte nach einem neuen Vorarbeiter. Selbst wenn es auf den Wunsch ihres Vaters hin geschah, hatte er damit genau das angedeutet. Das hatte mehr wehgetan, als Jamie zugeben wollte.

Verdammt. In solchen Momenten vermisste er seine Mama wirklich. Sie hatte es immer geschafft, die Wogen zu glätten. Sie hätte zugelassen, dass Daddy eine Weile schmollte und wütete, aber dann hätte sie ihn in die Schranken gewiesen und ihn dazu gebracht, das Richtige zu tun. Zum Beispiel seinem jüngsten Sohn zu sagen, dass er ihn noch immer liebte, egal, was passierte.

Jamie seufzte. Das brachte ihn nicht weiter. Der Ball war nicht mehr in seiner Hälfte des Spielfelds und er durfte sich darüber nicht ewig den Kopf zerbrechen. Was konnte er sonst tun?

Er warf einen Blick auf die Uhr. Acht Uhr morgens. Scheiße! Wie hatte er so lange schlafen können? Normalerweise weckte Fred ihn gegen halb sieben, weil sie rauswollte. Er setzte sich auf und sah sich um. Fred war nirgends zu sehen. Ethan musste sie rausgelassen haben.

Jamie rieb sich über die Augen, dann stand er auf und schlurfte ins angrenzende Badezimmer. Er blieb vor der Toilette stehen und wartete darauf, dass seine Morgenlatte verschwand, damit er sich erleichtern konnte.

Ethan. Jamie war wegen seines Dads so aufgewühlt gewesen, dass er nicht einmal daran gedacht hatte, was gestern Abend zwischen ihnen passiert war.

Sie hatten sich immer gut verstanden und waren irgendwie Freunde gewesen. Keine engen Freunde, aber trotzdem befreundet. Allerdings gab es so viele Gründe, warum er Ethans Kuss gestern nicht hätte erwidern sollen. Eigentlich war es prinzipiell keine gute Idee, sich auf Ethan einzulassen. Erstens hatte Ethan es sich in seinem ungeouteten Leben gemütlich gemacht und nicht vor, das zu ändern. Zweitens war Ethan jetzt sein Boss. Drittens war Ethan der beste Freund seines Bruders. Viertens war Ethan etwas mehr als ein Jahrzehnt älter als er. Und Fünftens… tja, zum Teufel, keiner dieser Gründe war wirklich wichtig, wenn Ethan genauso empfand wie er. Denn er war schon Hals über Kopf in Ethan verliebt gewesen, bevor ihm überhaupt klar war, dass er schwul war.

Scheiße. Wem machte er hier etwas vor? Er war praktisch seit seiner Geburt mächtig in Ethan verknallt. Lange bevor er gewusst hatte, dass er nicht so für andere Typen empfinden sollte.

Die Gedanken an den vergangenen Abend mit Ethan halfen nicht, seine Morgenlatte abklingen zu lassen. Also gab Jamie es auf und stellte die Dusche an. Er nahm sich ein Handtuch und warf einen Blick zu der Tür, die zu Ethans Zimmer führte. Bei einer Ranch dieser Größe war es sehr wahrscheinlich, dass Ethan schon seit Stunden auf den Beinen war und bereits arbeitete, aber Jamie musste nachsehen. Wer wusste das schon? Vielleicht würde Ethan da weitermachen wollen, wo sie gestern aufgehört hatten, und ihm helfen, sein kleines, ähm, großes Problem loszuwerden.

Langsam öffnete er die Tür und sah ins Zimmer. Tatsächlich war es leer, makellos und das Bett war gemacht. Es war offensichtlich, dass Ethan schon eine Weile weg war. Er schloss die Tür, stieg unter die Dusche und zog die Glastür vorsichtig hinter sich zu. Er hielt den Kopf unter den Wasserstrahl und griff dann nach dem Shampoo, um sich die Haare zu waschen.

Was würde Ethan dazu sagen, was sie getan hatten? Würde er versuchen, so zu tun, als wäre es nicht passiert? Würde er Jamie sagen, dass er einen Fehler gemacht hatte und es nicht wieder passieren würde? Oh Gott, hoffentlich nicht.

Er würde Ethan nicht die Chance geben das aufzuhalten, was auch immer sie angefangen hatten. Zwischen ihnen war definitiv etwas und er würde mit ihm darüber reden, bevor Ethan auch nur die Möglichkeit hatte, es selbst anzusprechen. Obwohl er sich schon lange zu Ethan hingezogen fühlte, waren die Ereignisse des gestrigen Abends nicht die ersten Andeutungen, dass Ethan auch etwas für ihn empfand. Hoffentlich ging es nicht nur um Lust. Er wollte nicht, dass es nur um Sex ging… okay, Sex wäre ein guter Anfang, aber das war nicht alles, was er wollte. Er wollte alles von Ethan.

Jamie nahm sich die Seife – Ethans Seife – und schäumte seine Hände ein, dann atmete er tief ein. Mmh. Es roch wie Ethan. Scheiße! Wenn es überhaupt möglich war, wurde er sogar noch härter. Er wusch sich, stützte dann einen Arm an der Wand ab, lehnte den Kopf daran und ließ das warme Wasser auf sich herabprasseln. Mit geschlossenen Augen umfasste er seinen Schwanz und drückte zu. Oh ja, das fühlte sich wirklich gut an.

Es war keine Überraschung, dass sein Kopf das Bild von Ethan heraufbeschwor, der sich über ihn beugte und seinen Schwanz leckte. Gott, er hatte so sexy ausgesehen, besser als jeder Traum, den Jamie je gehabt hatte, und er hatte über die Jahre definitiv oft davon geträumt. Und es hatte sich so gut angefühlt. Wenn Fred nur nicht gebellt hätte und John nicht reingekommen wäre…

Jamie streichelte sich gemächlich. Während das heiße Wasser über ihn strömte und seine Hand an seinem Schwanz auf und ab glitt, stellte er sich vor, wie Ethan ihn vollständig in den Mund nahm.

Diese vollen, sinnlichen Lippen glitten bis zum Anschlag und saugten dann leicht auf dem Weg nach oben an ihm. Eine von Ethans Händen spielte mit seinen Eiern.

Er steigerte das Tempo und zog schneller an seinem langen Schwanz. Seine Hoden zogen sich zusammen.

Warme, dunkelbraune Augen sahen zu ihm auf, als Ethans andere Hand tiefer wanderte, an Jamies Hoden vorbei, und durch seine Spalte rieb. Jamie keuchte, packte seinen Schwanz fester und streichelte sich schneller. Ethan befeuchtete seine Finger, während seine Zähne leicht über Jamies Schwanz schabten, nicht so sehr, dass es wehtat, aber genug, um ihn zu reizen. Ethan drückte beständig gegen seinen Eingang, bis er den Finger in ihn schieben konnte.

Jamie stöhnte, ließ den Kopf nach hinten an die Duschwand sinken und seine Hüften zuckten, als der Orgasmus an seiner Wirbelsäule hinauf und in seinen Schwanz schoss. »Ethan!« Hastig sah er nach unten und beobachtete, wie sein Sperma den Abfluss hinuntergespült wurde.

Er stützte sich Halt suchend mit beiden Händen an der Wand ab, atmete tief durch und versuchte, sein wild pochendes Herz zu beruhigen. Mann! Das war genau das, was er gebraucht hatte. Wenn Ethan jetzt nur zustimmen würde, könnte er es auch in echt haben.

Jamie lächelte. Oh ja, Ethan gehörte so gut wie ihm! Es war ihm egal, wie lange es dauerte, letztendlich würde Ethan ihm gehören. Nicht nur dieser sinnliche Körper, sondern auch sein Herz.

»Jamie.«

Sein Herz machte einen Satz, als er das Flüstern hörte.

***

Was für ein Anblick.

Ethan lehnte am Türrahmen zwischen Jamies Zimmer und dem Bad. Er war nach oben gekommen, um Jamie zu sagen, dass er George geholt hatte, und ihn zu fragen, ob er mit ihm in die Stadt fahren wollte, um ein paar Besorgungen zu machen. Dass er Jamie beim Masturbieren in der Dusche erwischte, war unerwartet gewesen. Der Anblick hatte gereicht, um ihn augenblicklich hart werden zu lassen, aber als er dann gehört hatte, wie Jamie beim Orgasmus seinen Namen gekeucht hatte… Ethan wäre beinahe ebenfalls gekommen. Er hatte nichts sagen wollen, nachdem er gesehen hatte, wie Jamie Erlösung gefunden hatte, aber es war ihm einfach über die Lippen gekommen.

Jamie stellte das Wasser ab, öffnete die Tür und nahm das Handtuch von der Stange. Er sah Ethan direkt an, während er seine glänzenden schwarzen Haare abtrocknete, beinahe, als würde er Ethan dazu herausfordern, etwas zu sagen.

Mann, er war umwerfend! Jamies wohl definierte Muskeln und seine athletische Statur erinnerten ihn an eine geschmeidige Raubkatze. Seine Brust war nur spärlich behaart, genug, um ihn männlich und wie einen erwachsenen Mann wirken zu lassen. Die Haare zogen sich nach unten und verjüngten sich zu einem schmalen Streifen, der über seinem Schritt wieder breiter wurde. Und was für ein Schritt das war. Jamies Schwanz war noch immer halb hart, voll erigiert musste er mindestens zweiundzwanzig Zentimeter lang sein. Kräftige, muskulöse Oberschenkel und seine langen Beine waren ein Zeugnis für die vielen Stunden, die er im Sattel verbracht hatte.

Trotz der Ähnlichkeit mit seinem Bruder war Ethan der Meinung, dass Jamie der Attraktivere von beiden war. Jamie war bei Weitem der eindrucksvollste Mann, den Ethan seit einer Weile gesehen hatte, und dass Jamie ihn anstarrte, half nicht, seinen Ständer loszuwerden.

Er unterdrückte ein Stöhnen und sah in das gut aussehende Gesicht. Ethan grinste. Jamie war feuerrot. Verdammt, er ist süß, wenn er verlegen ist.

Jamie trocknete sich fertig ab und schlang sich das Handtuch um die Hüften. Noch immer hatte er kein Wort gesagt und noch immer klebte sein Blick an Ethan. Er trat direkt auf ihn zu, unglaublich mutig, und lächelte. »Hi, Cowboy.«

Ethan erwiderte das Lächeln. »Hey, Blue Eyes.«

Jamies Blick huschte nach unten und glitt über Ethans Körper. Als sein prüfender Blick die Vorderseite von Ethans Jeans erreichte, streckte er eine Hand aus und packte Ethans Schwanz, der mittlerweile härter als ein Stahlrohr war. »Brauchst du Hilfe damit?«

»Ssssss….« Ethan stöhnte und kniff die Augen zusammen, als Lust durch ihn hindurchrollte. Er genoss Jamies Berührungen eine Weile, dann öffnete er die Augen wieder. Er stieß sich vom Türrahmen ab und straffte die Schultern, dann packte er Jamies Handtuch und warf es zu Boden. Jamie keuchte leise und sah ihm wieder in die Augen.

Ethan dachte nicht einmal darüber nach, was er tat oder nicht tun sollte. Er packte Jamies festen kleinen Hintern und zog ihn an sich, ehe er den Kopf senkte und seinen Mund auf Jamies drückte, wobei sein Hut beinahe herunterfiel.

Stöhnen erfüllte das stille Badezimmer, als Jamie seinen Kuss erwiderte und mit den Händen über Ethans Brust strich. Ethan spürte Jamies wieder härter werdenden Schwanz an seinem Oberschenkel. Nur eine Minute vertiefte er den Kuss, ihre Zungen umspielten sich und dann zog er sich zurück und ließ den festen Hintern los.

»Wir haben keine Zeit dafür.« Er drückte Jamie einen unschuldigen Kuss auf die Lippen. »Ich wollte dir sagen, dass ich George geholt habe, und wollte dich fragen, ob du mit mir in die Stadt fahren willst. Ich muss ein paar Besorgungen machen.«

»Wir können anschließend in die Stadt fahren.« Jamie schlang die Arme um Ethans Nacken und versuchte, ihn wieder nach unten zu ziehen.

Ethan lachte leise und löste Jamies Griff. »Das Wetter soll schlechter werden und ich will wieder zurück sein, bevor das passiert. Wenn du also mitkommen willst, musst du dir was anziehen.«

Jamie stöhnte. »Ja, ich will mitkommen. Ist das okay für Bill? Hat er keine Arbeit für mich?«

»Nein. Hayden und Ed können das übernehmen. Ich hab Bill gesagt, dass du mich begleitest.«

»Okay.« Jamie schob sich an ihm vorbei und drückte sich fester an ihn, als nötig gewesen wäre, um durch die Tür zu kommen.

Ethan folgte ihm und sein Blick richtete sich auf den muskulösen Hintern. »Verdammt!«

»Was?« Mit einem wissenden Grinsen sah Jamie über die Schulter.

Dieser kleine Strolch!

Ethan schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Nichts. Zieh dich an und komm dann runter.«

Während Ethan auf Jamie wartete, fragte er sich zum mindestens 50. Mal in den letzten 24 Stunden, was zum Teufel er da tat. Er hatte versucht, sich davon zu überzeugen, dass sein Schwanz das Denken übernahm, weil es mindestens fünf Jahre her war, seit er das letzte Mal flachgelegt wurde, aber das glaubte er nicht wirklich. Zwischen ihm und Jamie stimmte die Chemie.

Er hatte es sofort gespürt, als Jamie vor zwei Tagen auf die Tin Star gekommen war, aber das Komische war, dass er nie so für ihn empfunden hatte, obwohl er Jamie schon seit 21 Jahren kannte. Okay, das stimmte nicht ganz. Jamie war ihm aufgefallen, vor allem, nachdem er in die Pubertät gekommen und in seinen Körper hineingewachsen war, aber er hatte diese Gefühle immer beiseitegeschoben. Er hatte Jamie in seinem Kopf in die Schublade für heterosexuelle Männer gesteckt.

Natürlich hatte er viele solcher Männer bewundert, aber auch gewusst, dass er sich keine Hoffnungen auf etwas anderes machen musste, also hatte er bis auf die anfängliche Anziehung nicht viele Gedanken an sie verschwendet. Und jetzt, da er wusste, dass Jamie auch schwul war, kamen all diese unterdrückten Gefühle wieder an die Oberfläche. Und plötzlich schien die Tatsache, dass Jamie Johns kleiner Bruder war, kein großes Hindernis mehr zu sein. Hatte John nicht immer gesagt, es wäre schade, dass er schwul war, weil er sonst Julia heiraten könnte und sie dann Brüder sein würden? Ja, sie waren Kinder gewesen, als er das gesagt hatte, aber trotzdem…

Was zur Hölle. Er wurde nicht jünger. Über die Jahre hatte er auf seinen Geschäftsreisen ein paar One-Night-Stands gehabt, aber seine letzte ernsthafte Beziehung war auf dem College mit Cliff gewesen. Und die hatte keine Chance gehabt, weil John und Cliff sich nicht hatten ausstehen können. Cliff hatte John übertrieben genervt und Ethans Freundschaft mit John hatte Cliff immer eifersüchtig gemacht. Mit Jamie wäre das kein Problem.

Natürlich stellte Jamie ein anderes Problem dar, denn er hatte seine Homosexualität öffentlich gemacht. Ethan wollte sich wirklich nicht mit all dem Ärger auseinandersetzen, selbst geoutet zu werden. Dann war da noch das Problem einer Trennung. Was, wenn sie zusammenkamen und es nicht auf Dauer war? Er würde Jamie nicht so absägen können, wie er es mit Cliff getan hatte. Ethan konnte sich noch immer daran erinnern, wie er sich mit elf Jahren hatte hinsetzen müssen, damit er Jamie ein paar Tage nach seiner Geburt halten konnte. Er hatte John sogar geholfen, Jamie das Schwimmen beizubringen. Jamie würde immer ein Teil seines Lebens sein.

»Ich bin so weit. Darf ich nach George sehen, bevor wir fahren?« Jamie kam in einem dunkelgrünen, kurzärmligen Hemd, einer engen Jeans und seinem grauen Filzhut in die Küche.

Ethan blinzelte und spürte, wie sein Schwanz sich regte. Verdammt, seine Erektion war gerade abgeklungen und drohte nun beim Anblick von Jamie wieder zurückzukommen. Er stöhnte leise.

»Ja. Lass uns gehen.« Er deutete auf die Tür, damit Jamie voranging. Er ermahnte sich, nicht auf den hübschen Hintern in dieser engen Jeans vor sich zu achten. Leider war er nie sehr gut darin gewesen, seinem eigenen Ratschlag zu folgen.

***

Jamie saß auf dem Beifahrersitz und lauschte dem Radio, während er aus dem Fenster die vorbeiziehende Landschaft beobachtete. Nachdem er George begrüßt hatte, hatten Ethan und er eine Vorratsliste von Bill bekommen und sich in Ethans Auto gesetzt. Bis jetzt hatten sie auf der Fahrt noch nicht viel gesprochen. Und Jamie fürchtete, dass die Stille bedeutete, Ethan würde nicht nur den heutigen Morgen, sondern auch die Ereignisse von gestern Abend bereuen.

Anfangs war er im Badezimmer verlegen gewesen, aber er hatte Ethans Reaktion als gutes Zeichen gewertet. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Zumindest hatte Ethan nicht angefangen, darüber zu schwafeln, dass sie es nicht wieder tun konnten. Jamie drehte das Radio leiser. Er musste wissen, wo sie standen. »Ethan?«

Ethan sah zu ihm herüber und hob unter seinem Strohhut kurz eine Braue, ehe er wieder auf die Straße blickte. »Ja?«

»Ich hab nachgedacht. Zwischen uns ist definitiv etwas. Ich glaube, dass wir es weiterverfolgen sollten. Ich kann…«

»Bin ganz deiner Meinung.«

»… sehr diskret sein und… Was?«

Ethan schmunzelte. »Ich sagte, in Ordnung. Ich stimme dir zu, wir sollten es einfach tun und sehen, wohin es uns führt.«

Jamie hatte das Gefühl, von einem Vorschlaghammer getroffen worden zu sein. Er war absolut davon ausgegangen, diskutieren zu müssen. »Wirklich?«

»Ja, wirklich. Sprechen wir dieselbe Sprache?« Er lächelte.

Jamie lachte leise und fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. »Klugscheißer!«

Ethan stimmte in sein Lachen mit ein.

»Ethan?«

»Ja?«

»Danke…« Danke, dass du mich aufgenommen, mein Pferd geholt, mir einen Job und die Chance gegeben hast, bei dir zu sein. »… für alles.«

Erneut sah Ethan zu ihm und streckte dann eine Hand aus. Jamie sah die große, schwielige Hand eine Sekunde lang an, ehe er sie ergriff. Ethan drückte leicht zu. »Gern geschehen… für alles.«

Sowohl die Worte als auch die Geste waren innig und enthielten ein Versprechen. Sie sagten alles, was Ethan und Jamie nicht aussprachen… all die Fragen, die Bedenken und schließlich die Akzeptanz. Jamie lächelte und entspannte sich endlich. Zum ersten Mal schien der Gedanke, aus dem einzigen Zuhause geworfen zu werden, das er je gekannt hatte, nicht mehr so schlimm zu sein. Vielleicht war es aus einem bestimmten Grund passiert. Einige Minuten genoss er das Gefühl von Ethans Hand, dann ließ er los. »Also, was machen wir in der Stadt?«

»Du meinst, abgesehen davon, die lange Liste an Dingen abzuarbeiten, die Bill mir gegeben hat? Wir besorgen dir mehr Zaum- und Sattelzeug.«

»Wie bitte? Ich hab einen Sattel und…«

Ethan schüttelte den Kopf. »Nicht mehr. Dein Dad hat mir nicht mal ein Seil gegeben, um George heute Morgen in den Hänger zu führen. Zum Glück hatte ich eins im Wagen. Und da Fred da war, musste George nicht lange überredet werden. Fred hat sie direkt in den Anhänger getrieben.«

»Gottverdammt!« Jamie atmete tief ein. »Wird es irgendwann nicht mehr wehtun?«

»Ich weiß es nicht, Jamie… Ich weiß es nicht, aber wir können darauf hoffen.«

Kapitel 6

Der Sattel war aus wunderschönem, handgefertigtem Leder und würde ein ziemlich großes Loch in seine Ersparnisse reißen, aber er war den Preis wert. Er suchte sich ein neues, gebissloses Zaumzeug, ein Halfter und eine Satteldecke und all die Dinge, die er für den Sattel brauchte. Ethan hatte ihm gesagt, dass er sich um Putzzeug keine Sorgen machen musste und sogar angeboten, das Zaum- und Sattelzeug zu bezahlen, aber das würde er auf keinen Fall zulassen.

Jamie ging vor, um einen Striegel zu holen. Jetzt, da John ihm all seine Habseligkeiten gebracht hatte, hatte er das Geld; er konnte nur bis zu einem gewissen Grad Almosen annehmen. Jamie wusste, dass er hart arbeiten würde und Ethans Budget es aushielt, wenn er ihn einstellte, aber er wusste auch verdammt gut, dass Ethan nicht nach einem neuen Arbeiter gesucht hatte. Almosen waren immer noch Almosen. Jamie würde sein Bestes geben, damit Ethan nie bereuen musste, ihn eingestellt zu haben, vor allem, da es ihn zwei erfahrene Arbeiter gekostet hatte.

Er schleppte sein Zeug zur Kasse.

Ethan bezahlte gerade bei Tom Cooke, der schon seit Jahren das Hatcher's Feed leitete. Sie unterhielten sich über den neuen Musikpavillon, der auf dem Stadtplatz errichtet wurde.

Tom richtete den Blick auf Jamie. »Warum bist du noch in der Stadt?«

Jamie blinzelte und sah erst Ethan und dann wieder Tom an. »Wie bitte?«

»Du gehörst nicht hierher.«

Jamie war sprachlos. Er hätte nicht gedacht, dass es für Leute, die ihn kannten, wichtig wäre, ob er schwul war. Immerhin war er immer noch derselbe Mensch. Mit offenem Mund starrte er Tom an.

Ethan hingegen hatte einen äußerst finsteren Blick aufgesetzt. Der Ausdruck auf seinem Gesicht weckte in Jamie den Wunsch, einen Schritt zurückzutreten. Kein intelligenter Mann würde weiter mit jemandem von Ethans Größe diskutieren, wenn er ihn so anfunkelte. Aber Tom war offensichtlich kein kluger Mann.

»Du solltest einfach wie all die anderen Freaks nach Kalifornien abhauen.«

Jamie war so verblüfft, dass ihm daraufhin nichts einfiel, schon gar keine passende Antwort. Er kam ins Hatcher's Feed, seit er ein Kind war. Die Tochter des Besitzers, Melissa Hatcher, war mit seiner Schwester zur Schule gegangen. Und er kannte Tom schon sein ganzes Leben.

»Lass das Zeug liegen, Jamie. Wir gehen.« Ethan sah Jamie in die Augen und deutete mit einem Kopfnicken zur Tür.

Aus dem Augenwinkel sah er das wütende Gesicht des Managers. »Scheißschwuchtel«, spuckte Tom aus, als er vorbeiging.

Er war noch immer so erstaunt von der Einstellung dieses Mannes, dass er nicht einmal bemerkt hatte, wie Ethan ruckartig stehen geblieben war. Jamies Stiefel rutschten über den glatten Betonboden, als er versuchte, nicht mit Ethan zusammenzustoßen.

Ethan packte seinen Arm und hielt ihn fest. Dann ließ er los und sah mit eisigem Blick über seine Schulter. »Stornieren Sie meine Bestellung, Mr. Cooke. Sie können Melissa Hatcher auch sagen, dass ich meine Geschäfte von jetzt an woanders mache.«

Sobald sie draußen waren, drehte sich Ethan zu ihm um. »Alles in Ordnung?«

Jamie nickte. Er war zu entgeistert, um etwas zu sagen.

Ethan neigte den Kopf und musterte Jamie von oben bis unten. »Gut. Steig in den Wagen. Wir fahren zu Robert's Feed and Suppl-«

»Ethan! Jamie! Wartet!« Melissa Hatcher rannte mit hüpfendem blondem Pferdeschwanz aus dem Laden. »Bitte geht nicht. Ich hab gehört…«

Tom stürmte leise vor sich hin grummelnd aus dem Laden. Er ging direkt an ihnen vorbei, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen. Jamie und Ethan drehten gleichzeitig die Köpfe, um ihm nachzusehen.

»Scheißkerl!« Jamie riss die Augen auf und schlug sich die Hand vor den Mund. »Entschuldigung, ich wollte das nicht laut sagen. Bitte entschuldige meine Wortwahl, Melissa.«

Melissa kicherte. »Ist schon in Ordnung, Süßer. Er ist ein elender Mistkerl.«

Ethan lachte leise. »Hast du ihn gefeuert?«

Sie schüttelte den Kopf. »Dieses Mal nicht. Hab ihm nur nahegelegt, eine Pause zu machen. Aber ich werde es sicher tun, wenn er noch mal so etwas abzieht.« Sie sah Jamie in die Augen. »Ich hab die Gerüchte auch gehört, aber für mich macht es keinen Unterschied. Du bist ein guter Mensch und das ist alles, was für mich zählt. Aber ich muss dir sagen, dass du hier ein wenig Gegenwind erwarten musst. Es ist nicht richtig, aber die gottverdammte Wahrheit.«

Jamie nickte. »Das merke ich langsam. Ich glaube, Ethan hatte recht und ich hätte meinen dämlichen Mund halten sollen.«

Melissa warf Ethan einen Blick zu. »Ja, nun, späte Einsicht und so, aber das gibt trotzdem niemandem das Recht, dich wie Scheiße zu behandeln.« Sie schnaubte und schüttelte den Kopf. »Ich meine, wirklich, und wegen etwas so Unwichtigem. Es verblüfft mich, woran die Leute Anstoß nehmen. Das Sexleben der Leute ist privat und so sollte es auch sein.« Sie verdrehte die Augen. »Es tut mir leid, Jamie. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Du bist hier immer willkommen. Bitte komm wieder rein und lass es mich wiedergutmachen. Ich geb dir einen großen Rabatt, Schätzchen.« Sie zwinkerte ihm zu und ging zurück in den Laden.

Erneut fehlten Jamie die Worte, während er ihr hinterhersah. Ethan stieß ihn mit dem Arm an und betrat den Laden. »Na, dann komm.«

All die Dinge, die Jamie liegen gelassen hatte, waren nun auf dem Tresen. Melissa lächelte sie an. »Also, Jamie, wie geht's Julia? Ich hab gehört, dass sie in San Antonio im Universitätskrankenhaus arbeitet.«

»Ja, das stimmt. Es scheint ihr zu gefallen. Ich hab gestern mit ihr gesprochen und sie war müde, aber sonst ging es ihr gut.«

»Gut, gut. Sag ihr liebe Grüße und dass sie mich mal anrufen soll.«

»Mach ich.«

Melissa griff nach einer Visitenkarte und schrieb etwas darauf, dann sah sie wieder auf. »Also, Ethan, du kommst schon eine Ewigkeit hierher. Ich möchte dich nur ungern als Kunden verlieren. Wie wäre es, wenn ich dir das hier gebe…« Sie schob die Karte über den Tresen. »… und du rufst mich direkt an, um zu bestellen. Das sind meine Handy- und meine Festnetznummer. Ich sorge auch dafür, dass ich hier bin, wenn du die Sachen abholst. Was meinst du?«

Ethan tippte sich an den Hut. »Das wäre perfekt, Melissa, danke. Du kannst meine Bestellung aufnehmen und rufst mich dann an, wenn sie da ist.«

»Das werde ich machen. Danke für die zweite Chance, Ethan.« Sie zwinkerte ihnen erneut zu und gab die Sachen in die Kasse ein.

Jamie sah Ethan an, der grinste. Als er Jamie beim Starren erwischte, wurde sein Lächeln breiter.

Oh, verdammt! Dieser Mann war einfach unbeschreiblich sexy. Jamies Schwanz zuckte interessiert und wurde hart. Er konnte es nicht erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Er war sich ziemlich sicher, wo er heute Nacht schlafen würde, wenn man Ethans Akzeptanz vorhin im Auto bedachte. Und dieser Gedanke reichte aus, um die Schmetterlinge in seinem Bauch flattern zu lassen. Er schloss die Augen und ermahnte seinen Schwanz, sich zu benehmen. Mit Sicherheit wollte er nicht mit einem Ständer durch die Stadt laufen. Bei den Meinungen, mit denen er bisher konfrontiert worden war, würden ihn die Anwohner sicher aufhängen. Entweder das oder sie würden eine Meile in die andere Richtung rennen, um sich ihm nicht nähern zu müssen.

Melissa räusperte sich. »Alles klar, Jamie. Den Sattel bekommst du zum halben Preis und auf alles andere fünfundzwanzig Prozent Rabatt. Wie hört sich das an?«

Er riss die Augen auf und starrte sie an. Gerade als er ihr sagen wollte, dass das zu viel war, sagte Ethan: »Danke, Melissa. Das ist sehr freundlich von dir.«

Jamie sah ihn an.

Ethan nickte kaum merklich. Unter dem Strohcowboyhut waren seine braunen Augen zu erkennen und er zog eine Braue nach oben. Gerade hoch genug, um Jamie wissen zu lassen, dass er das Angebot dankbar annehmen sollte.

»Danke, Melissa. Das ist sehr großzügig von dir. Ich weiß es zu schätzen.«

»Gern geschehen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«

Jamie grinste und bezahlte mit seiner Kreditkarte, während Ethan den Sattel und die Decke nahm.

Melissa lächelte ihn mit funkelnden Augen an. »Bist du sicher, dass du schwul bist, Süßer?«

Jamie blinzelte. »Ähm, ja.«

»Oh, na ja, ein Mädchen kann ja träumen.«

Sie sah zu Ethan hinüber. »Ich glaube, er ist sogar noch hübscher als John.«

Ethan lachte. »Ja, das ist er, Melissa! Und auch weitaus weniger störrisch.« Ethan zwinkerte ihm zu und Jamie spürte, wie seine Wangen warm wurden.

Ethan fand ihn hübsch? Moment mal… »Männer sind nicht hübsch!«

»Du bist es.« Melissa wühlte hinter sich herum und stellte dann einen großen Karton auf den Tresen.

Ethan nutzte die Chance, um ihn gründlich von oben bis unten zu mustern, und zog ihn praktisch mit Blicken aus.

Verflucht! Schon wieder reagierte sein Schwanz. Er seufzte laut. Irgendetwas sagte ihm, dass es ein aussichtsloser Fall war, in Ethans Nähe gegen seine Libido anzukämpfen. Er fragte sich, wie viele Besorgungen sie noch machen mussten und ob Bill und die anderen Jungs es bemerken würden, wenn sie den restlichen Tag im Haus verbrachten. Himmel, er hatte Ethan bis jetzt noch nicht einmal nackt gesehen. Das war einfach nicht fair. Er würde das so schnell wie möglich korrigieren.

Melissa packte seine restlichen Einkäufe in den Karton und verabschiedete sie, wobei sie sich noch einmal für Toms Verhalten entschuldigte. Jamie bedankte sich erneut für den Rabatt und folgte Ethan anschließend nach draußen zu seinem Pick-up.

Ethan legte den Sattel auf den Rücksitz, also stellte Jamie seinen Karton auch dort ab. »Verdammt, Ethan! Das war ein verdammt gutes Angebot. Es war viel zu viel.«

»Das nennt man guten Geschäftssinn. Außerdem, hast du noch nie gehört, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen soll?«

Jamie lachte leise. »Ich schaue George ständig ins Maul.«

Ethan stöhnte und schloss anschließend die hintere Wagentür. »Steig ein, Klugscheißer!«

***

»Danke fürs Mittagessen, Ethan.«

Ethan startete den Motor und schnallte sich an. »Gern geschehen. Da wir gerade von Essen sprechen, was kochst du mir heute Abend?«

Jamie nahm seinen Hut ab, fuhr sich mit den Fingern durch seine dunklen Locken und setzte sich den Hut dann wieder auf den Kopf. Als er Ethans Blick auffing, grinste er. »Na ja, ich weiß nicht, Cowboy, was möchtest du denn?« Er wackelte mit den Brauen.

Dieser kleine…! Ethan erwiderte das Grinsen. Oh ja, er würde definitiv etwas von ihm kriegen, aber das hatte er damit nicht gemeint. »Ich meinte Essen, du frecher Kerl.«

Jamie riss seine blauen Augen gespielt schockiert auf. »Was?« Er legte sich eine Hand auf die Brust. »Ich, frech? Niemals. Ich lasse dich ran… vielen herzlichen Dank.«

Ethan schüttelte den Kopf, als ihm ein Lachen über die Lippen kam. Er fühlte sich wohl dabei, mit Jamie zu flirten und herumzualbern, und war so entspannt wie schon lange nicht mehr bei jemandem, abgesehen von John. Natürlich flirteten er und John nicht und seit einer Weile waren sie beide zu beschäftigt mit der Arbeit, um auszugehen und sich zu amüsieren.

Ethan wurde ernst. Seine Anziehung zu Jamie ergab Sinn. Er hatte sich bei Jamie immer wohlgefühlt, hatte aber nicht weiter darüber nachgedacht, weil er ihn immer als Johns kleinen Bruder und deshalb als tabu angesehen hatte. In seinem Kopf war immer John derjenige gewesen, der ihn und Jamie verband, aber jetzt, da er ein wenig Zeit hatte, um darüber nachzudenken, fiel ihm auf, dass er und Jamie viel gemeinsam hatten.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺217,66