Kitabı oku: «Eine Falle für Null», sayfa 5

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Doch bevor er überhaupt die Möglichkeit hatte, sprach Sara. Ihr Blick erhob sich, um ihn anzusehen, als sie etwas murmelte, dass Reid trotz der Gespräche um sie ganz klar hören konnte.

“Ich will es wissen”, sagte seine jüngste Tochter. “Ich will die Wahrheit wissen.”

Kapitel sieben

Yosef Bachar hatte sich die letzten acht Jahre seiner Karriere in gefährlichen Situationen befunden. Als Enthüllungsjournalist hatte er Streitkräfte in den Gazastreifen begleitet. Er war auf der Suche nach versteckten Lagern und Höhlen auf der langen Jagd nach Osama bin Laden durch Wüsten gezogen. Er hatte inmitten von Feuergefechten und Luftangriffen berichtet. Nicht mal zwei Jahre zuvor hatte er die Geschichte darüber bekannt gegeben, wie Hamas Drohnenteile über Grenzen schmuggelte und einen entführten Saudi Ingenieur dazu zwang, sie zu rekonstruieren, damit sie für Bombenangriffe nutzbar waren. Sein Exposee hatte stärkere Sicherheitsvorkehrungen an Grenzen und erhöhtes Bewusstsein über Rebellen, die sich um bessere Technologie bemühten, inspiriert.

Trotz allem, was er tat und riskierte, hatte er sich niemals zuvor in mehr Gefahr als in diesem Moment befunden. Er und zwei weitere, israelische Kollegen hatten über Imam Khalil und seine kleine Sekte von Anhängern berichtet, die einen mutierten Pockenvirus in Barcelona entfesselten und versucht hatten, dasselbe in den USA zu tun. Eine Quelle in Istanbul hatte ihnen mitgeteilt, dass die letzten von Khalils Fanatikern nach Irak geflohen waren und sich irgendwo in der Nähe von Albaghdadi aufhielten.

Doch Yosef Bachar und seine zwei Landsmänner hatten nicht Khalils Leute gefunden. Sie hatten nicht einmal die Stadt erreicht, als ihr Auto von einer weiteren Gruppe von der Straße gedrängt und die drei Journalisten entführt wurden.

Drei Tage lang hielt man sie im Keller eines Wüstenlagers gefangen. Man hatte sie an den Handgelenken gefesselt und hielt sie im Dunkeln, sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne.

Bachar verbrachte diese drei Tage damit, sein unumgängliches Schicksal zu erwarten. Er wurde sich dessen bewusst, dass diese Männer höchstwahrscheinlich Hamas oder eine Splittergruppe davon waren. Sie würden ihn foltern und letztendlich ermorden. Sie würden die Qual auf Video aufnehmen und es an die israelische Regierung schicken. Drei Tage des Wartens und Wunderns, Dutzende von furchterregenden Szenarien, die sich in Bachars Kopf abspielten, fühlten sich genauso folternd an wie jegliche Pläne, die diese Männer für sie bereithalten konnten.

Doch als sie schließlich kamen, trugen sie keine Waffen oder Folterinstrumente bei sich. Es waren Worte.

Ein junger Mann, höchstens fünfundzwanzig, trat allein in das Untergeschoss des Lagers ein und schaltete ein Licht an, eine einzige Glühbirne an der Decke. Er hatte dunkle Augen, einen kurz geschnittenen Bart und breite Schultern. Der junge Mann ging vor den Dreien, die mit ihren gefesselten Händen auf den Knien saßen, auf und ab.

“Mein Name ist Awad bin Saddam”, sagte er ihnen, “und ich bin der Anführer der Brüderschaft. Ihr drei wurdet zu einem höchst glorreichen Zweck einberufen. Einer von euch wird deine Nachricht für mich überbringen. Ein weiter wird unseren heiligen Dschihad dokumentieren. Und der Dritte… der Dritte ist unnötig. Der Dritte wird durch unser Handeln sterben.” Der junge Mann, dieser bin Saddam, hielt inne und griff in seine Tasche.

“Wenn ihr möchtet, könnt ihr entscheiden, wer welche Aufgabe erfüllen wird”, fuhr er fort. “Oder ihr könnt es dem Zufall überlassen.” Er beugte sich vornüber und legte drei dünne Schnüre Zwirn auf den Boden vor ihnen.

Zwei von ihnen waren etwa fünfzehn Zentimeter lang. Die dritte war ein paar Zentimeter kürzer als die anderen.

“Ich kehre in einer halben Stunde zurück.” Der junge Terrorist verließ den Keller und verschloss die Tür hinter sich.

Die drei Journalisten starrten die ausgefransten Schnüre auf dem Steinboden vor sich an.

“Das ist monströs”, sagte Avi leise. Er war ein stämmiger Mann von achtundvierzig Jahren, älter als die meisten, die im Feld arbeiteten.

“Ich stelle mich freiwillig zur Verfügung”, erklärte Yosef. Die Worte sprudelten aus seinem Mund, bevor er es überhaupt überdacht hatte – hätte er das getan, so spräche er sie vermutlich nicht aus.

“Nein, Yosef.” Idan, der jüngste unter ihnen, schüttelte fest seinen Kopf. “Das ist zwar edel von dir, doch wir könnten nicht mit uns selbst leben, wüssten wir, dass wir dir erlaubt hätten, freiwillig zu sterben.”

“Du würdest es dem Zufall überlassen?” erwiderte Yosef.

“Der Zufall ist fair”, entgegnete ihm Avi. “Er ist unparteiisch. Außerdem…” Er fuhr leiser fort, “könnte dies eine List sein. Die könnten uns immer noch alle umbringen.”

Idan reichte mit beiden gefesselten Händen zum Boden und hob die drei Stränge Zwirn in seiner Faust hoch, hielt sie, sodass die herausragenden Enden gleich lang erschienen. “Yosef”, sagte er, “wähle du zuerst.” Er hielt sie hoch.

Yoself Kehle war zu trocken, um Worte auszusprechen, als er nach einem Ende griff und es langsam aus Idans Faust zog. Ein Gebet ging ihm durch den Kopf, als ein Zentimeter, dann zwei und schließlich acht sich aus seinen geschlossenen Fingern entrollten.

Das andere Ende fiel nach nur ein paar kurzen Zentimetern heraus. Er hatte die kurze Schnur gezogen.

Avi seufzte auf, doch es war ein Seufzen aus Verzweiflung, nicht aus Erleichterung.

“Damit wäre dann das gelöst”, sagte Yosef einfach.

“Yosef…” begann Idan.

“Ihr beide könnt unter euch absprechen, welche Aufgabe ihr übernehmt”, unterbrach Yosef den jüngeren Mann. “Doch… wenn einer von euch das hier überlebt und nach Hause zurückkehrt, dann sagt bitte meiner Frau und meinem Sohn…” Er hielt inne. Die letzten Worte schienen ihm zu fehlen. Es gab nichts, das er in einer Nachricht senden könnte, was sie nicht schon wüssten.

“Wir werden ihnen erzählen, wie mutig du deinem Schicksal angesichts von Terror und Ungerechtigkeit ins Gesicht geblickt hast”, bot ihm Avi an.

“Danke.” Yosef ließ den Zwirn zu Boden fallen.

Bin Saddam kehrte kurze Zeit später zurück, wie er es versprochen hatte und ging erneut vor den Dreien auf und ab. “Ihr habt also eine Entscheidung getroffen?” fragte er.

“Das haben wir”, antwortete Avi und sah dem Terroristen ins Gesicht. “Wir haben uns entschieden, dein islamisches Konzept der Hölle anzunehmen, nur damit wir einen Ort haben, an dem wir glauben, dass du und deine Schurkenbande hinkommt.”

Awad bin Saddam grinste. “Doch wer von euch wird da vor mir ankommen?”

Yosefs Kehle fühlte sich immer noch ausgedörrt an, zu trocken für Worte. Er öffnete seinen Mund, um sein Schicksal zu akzeptieren.

“Das werde ich sein.”

“Idan!” Yosefs Augen wölbten sich hervor. Bevor er etwas sagen konnte, hatte der junge Mann schon gesprochen. “Er ist es nicht”, erklärte er bin Saddam rasch. “Ich habe den kürzeren Zwirn gezogen.”

Bin Saddam blickte von Yosef zu Idan, scheinbar amüsiert. “Ich glaube, ich muss einfach denjenigen töten, der zuerst den Mund aufgemacht hat.” Dann griff er nach seinem Gürtel und zog ein häßliches, gekrümmtes Messer mit einem Griff aus dem Horn einer Ziege aus der Scheide.

Yosefs Magen drehte sich beim bloßen Anblick schon um. “Warte, nicht er —”

Awad schnippte mit dem Messer und durchtrennte Avis Kehle. Der Mund des älteren Mannes fiel vor Überraschung auf, doch kein Geräusch entrann ihm, als Blut aus seinem offenen Hals strömte und auf den Boden lief.

“Nein!” rief Yosef. Idan drückte seine Augen zu, während ein erbärmliches Schluchzen aus ihm platzte.

Avi fiel vornüber auf seinen Bauch, das Gesicht von Yosef abgewendet, und eine dunkle Blutlache breitete sich über die Steine aus.

Ohne ein weiteres Wort hinterließ bin Saddam sie dort erneut.

Die beiden Verbleibenden harrten die Nacht über schlaflos aus und kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt. Yosef konnte jedoch Idans leises Schluchzen hören, als er um den Verlust seines Mentors, Avi, trauerte, dessen Leiche nur ein paar Meter vor ihnen lag und immer kälter wurde.

Am Morgen kamen drei arabische Männer wortlos in den Keller und entfernten Avis Körper. Zwei weitere traten sofort danach ein, gefolgt von bin Saddam.

“Er.” Er zeigte auf Yosef und die zwei Rebellen zogen ihn an den Schultern rau auf die Beine. Als man ihn in Richtung Tür zerrte, wurde er sich dessen bewusst, dass er Idan möglicherweise nie wieder sähe.

“Sei stark”, rief er über seine Schulter. “Möge Gott mit dir sein.”

Yosef blinzelte im hellen Sonnenschein, als er in einen Hof gezogen wurde, der von hohen Steinmauern umringt war. Man warf ihn ohne große Umstände auf den hinteren Teil eines Lasters, der durch ein gewölbtes Dach aus Leinwand bedeckt war. Ein Leinensack wurde über seinen Kopf gezerrt und erneut befand er sich in Dunkelheit.

Der Laster knatterte zum Leben und verließ das Lager. Yosef konnte nicht feststellen, in welche Richtung sie reisten. Er hatte vergessen, wie lange sie schon fuhren und die Stimmen aus der Fahrerkabine waren kaum erkennbar.

Nach einer Weile – nach zwei, vielleicht auch drei Stunden – konnte er den Klang anderer Fahrzeuge hören, röhrende Motoren, lautes Hupen. Dahinter vernahm er Straßenverkäufer, die ihre Ware anpriesen und Zivilbevölkerung, die rief, lachte, sich unterhielt. Eine Stadt, bemerkte Yosef. Wir sind in einer Stadt. Welche Stadt? Und warum?

Der Laster fuhr langsamer und plötzlich hörte er eine harte, tiefe Stimme direkt in seinem Ohr. “Du bist mein Bote.” Es gab keinen Zweifel, die Stimme gehörte bin Saddam. “Wir sind in Bagdad. Zwei Häuserblocks östlich ist die amerikanische Botschaft. Ich werde dich freilassen und du wirst dort hingehen. Halte für nichts an. Spreche mit niemandem, bis du ankommst. Ich will, dass du ihnen erzählst, was dir und deinen Landsmännern widerfahren ist. Ich will, dass du ihnen sagst, dass die Brüderschaft und ihr Anführer, Awad bin Saddam, dies getan haben. Tu das und damit hast du dir deine Freiheit verdient. Verstehst du?”

Yosef nickte. Er war verwirrt darüber, dass es sich um eine solch einfache Nachricht handelte und warum er sie überbringen musste, doch begierig darauf, sich von dieser Brüderschaft zu befreien.

Der Leinensack wurde ihm vom Kopf gerissen und gleichzeitig stieß man ihn rau vom Laster. Yosef stöhnte, als er auf das Pflaster fiel und abrollte. Ein Gegenstand flog hinter ihm her und landete in der Nähe, er war klein, braun und rechteckig.

Es war sein Portemonnaie.

Er blinzelte im plötzlichen Tageslicht, Passanten hielten erstaunt inne beim Anblick eines Mannes, der an den Handgelenken gefesselt war und von einem sich bewegenden Fahrzeug gestoßen wurde. Doch der Laster hielt nicht an. Er rollte weiter und verschwand im dichten Nachmittagsverkehr.

Yosef ergriff sein Portemonnaie und stand auf. Seine Kleidung war schmutzig und verdreckt. Seine Gliedmaßen schmerzten. Sein Herz gebrochen wegen Avi und Idan. Doch er war frei.

Er taumelte die Straße entlang, ignorierte die Blicke der Bürger von Bagdad, als er sich auf die US Botschaft zubewegte. Eine große amerikanische Fahne, die von einem hohen Mast wehte, wies ihm den Weg.

Yosef war etwa fünfundzwanzig Meter von dem hohen Maschendrahtzaun entfernt, der die Botschaft umringte und dessen oberes Ende aus Stacheldraht bestand, als ein amerikanischer Soldat zu ihm rief. Vier von ihnen standen am Tor, jeder mit einem Schnellfeuergewehr und voller taktischer Ausrüstung ausgestattet.

“Halt!” befahl ihm der Soldat. Zwei seiner Kameraden hielten ihre Gewehre in seine Richtung, als der dreckige, gefesselte Yosef, durstig und schwitzend, plötzlich anhielt. “Identifizieren Sie sich!”

“Mein Name ist Yosef Bachar”, rief er auf englisch. “Ich bin einer von drei israelischen Journalisten, die von islamischen Rebellen in der Nähe von Albaghdadi entführt wurden.”

“Melde das drinnen”, befahl der kommandierende Soldat einem weiteren. Während zwei Waffen immer noch auf Yosef zielten, näherte sich der Soldat misstrauisch an. Er hielt seine Waffe in beiden Händen und hatte einen Finger am Abzug. “Legen Sie Ihre Hände auf den Kopf.”

Yosef wurde gründlich nach Waffen untersucht, doch das einzige, was der Soldat fand, war sein Portemonnaie – und darin seinen Ausweis. Man tätigte einige Anrufe und fünfzehn Minuten später wurde Yosef Bachar der Eintritt in die amerikanische Botschaft gestattet.

Die Fesseln wurden von seinen Handgelenken geschnitten und man führte ihn in ein kleines, fensterloses Büro, das jedoch nicht sehr unbequem war. Ein junger Mann brachte ihm eine Flasche Wasser, welches er dankbar trank.

Ein paar Minuten später trat ein Mann in einem schwarzen Anzug und passend gekämmten Haar ein. “Herr Bachar”, sagte er, “mein Name ist Agent Cayhill. Wir sind uns ihrer Situation bewusst und wir sind sehr glücklich, sie lebendig und gesund zu sehen.”

“Danke”, antwortete Yosef. “Mein Freund Avi hatte nicht so viel Glück.”

“Das tut mir leid”, entgegnete der amerikanische Agent. “Wir haben Ihrer Regierung und Ihrer Familie gemeldet, dass Sie hier sind. Wir werden so bald wie möglich Transport arrangieren, um sie nach Hause zu bringen, doch zuerst möchten wir mit ihnen darüber sprechen, was ihnen widerfahren ist.” Er zeigte nach oben, wo die Wand auf die Decke traf. Eine schwarze Kamera war auf Yosef gerichtet. “Unser Gespräch wird aufgenommen und der Ton wird live nach Washington, D.C. übertragen. Es ist ihr Recht, die Aufnahme zu verweigern. Sie können auf die Anwesenheit eines Botschafters oder anderen Repräsentanten ihres Landes bestehen, falls sie dies wünschen —”

Yosef winkte müde mit der Hand ab. “Das ist nicht notwendig. Ich möchte sprechen.”

“Sobald sie dazu bereit sind, Herr Bachar.”

Also sprach er. Yosef erzählte alle Details der dreitägigen Qual, begann damit, wie sie auf der Reise nach Albaghdadi waren und ihr Auto auf einer Wüstenstraße angehalten wurde. Alle drei, er und Avi und Idan, wurden gezwungen, mit Säcken über ihren Köpfen in den hinteren Teil eines Lasters einzusteigen. Die Säcke wurden nicht entfernt, bis sie im Keller des Lagers ankamen, wo sie drei Tage in Dunkelheit verbrachten. Er sagte ihnen, was Avi geschehen war, seine Stimmte zitterte leicht. Er erzählte ihnen von Idan, der sich immer noch im Lager aufhielt, in der Macht dieser Verdammten war.

“Sie gaben an, mich freigelassen zu haben, um eine Nachricht zu überbringen”, schloss Yosef. “Sie wollten, dass Ihr wisst, wer hierfür verantwortlich ist. Sie wollten, dass Ihr den Namen ihrer Organisation, die Brüderschaft, und den ihres Anführers, Awad bin Saddam, kennt.” Yosef seufzt. “Das ist alles, was ich weiß.

Agent Cayhill nickte tief. “Danke, Herr Bachar. Ihre Mitarbeit wird sehr geschätzt. Bevor Sie sich auf den Weg nach Hause machen, habe ich noch eine weitere Frage. Warum senden die Sie zu uns? Warum nicht zu Ihrer eigenen Regierung, zu Ihren Leuten?”

Yosef schüttelte seinen Kopf. Dasselbe hatte er sich gefragt, seitdem er die Botschaft betreten hatte. “Ich weiß es nicht. Sie sagten nur, dass sie wollten, dass Sie, die Amerikaner, wüssten, wer verantwortlich sei.”

Cayhill legte seine Stirn in tiefe Falten. Es klopfte an der Tür des kleinen Büros und anschließend steckte eine junge Frau ihren Kopf rein. “Entschuldigen Sie, Sir”, sagte sie leise, “doch die Delegation ist hier. Sie warten im Konferenzsaal C.”

“Nur noch eine Minute, danke schön”, antwortete Cayhill.

Im selben Moment, in dem sich die Tür schloss, explodierte der Boden unter ihnen. Yosef Bachar und Agent Cayhill, gemeinsam mit dreiundsechzig anderen Seelen, verbrannten sofort.

* * *

Gerade zwei Straßen südlich von der Botschaft war ein Laster mit einem gewölbten Dach aus Leinwand am Straßenrand geparkt. Durch die Windschutzscheibe konnte man direkt die amerikanische Botschaft sehen.

Awad beobachtete, ohne dabei zu blinzeln, wie die Fenster der Botschaft explodierten und Feuerbälle in die Luft schossen. Der Laster unter ihm zitterte durch den Knall, selbst aus dieser Entfernung. Schwarzer Rauch wühlte den Himmel auf, als die Wände nachgaben und einstürzten. Die amerikanische Botschaft brach in sich zusammen.

Es war einfach, fast sein eigenes Körpergewicht an Plastiksprengstoff zu besorgen, jetzt, da er sich ungefragt an Hassans Vermögen bedienen konnte. Selbst die Entführung der Journalisten war recht unkompliziert. Schwierig war es nur, die gefälschten Ausweise zu besorgen, die realistisch genug aussahen, damit er und drei weitere als Wartungspersonal eintreten konnten. Dazu war es notwendig, einen Tunesier anzuheuern, der geschickt genug war, um falsche Prüfungen des Strafregisters zu erstellen und ihre Datenbank zu hacken, damit sie als zugelassene Auftragnehmer Zugang zur Botschaft hatten.

Nur danach konnten Awad und die Brüderschaft den Sprengstoff in einen Wartungsflur unter den Füßen der Amerikaner verstauen, wie sie es zwei Tage zuvor getan hatten, während sie sich als Klempner ausgaben, die ein kaputtes Rohr reparierten.

Der Teil war weder einfach noch kostengünstig, doch er war es wert, um Awads Ziele zu erreichen. Nein, der einfache Teil war es, den Hightech-Explosionschip in das Portemonnaie des Journalisten zu stecken und ihn auf den Weg in Richtung Freiheit zu schicken. Das dachte zumindest dieser dumme Mann. Die Bombe explodierte nur, wenn der Chip in Reichweite wäre.

Der Israeli hatte im Grunde genommen die Botschaft für sie gesprengt.

“Lass uns fahren”, sagte er zu Usama, der den Laster wieder auf die Straße lenkte. Sie umfuhren geparkte Fahrzeuge, deren Fahrer wegen der Explosion mitten auf der Straße anhielten. Fußgänger rannten schreiend von der Explosionsstelle, als Teile der äußeren Wände des Gebäudes weiter herunterstürzten.

“Ich verstehe nicht”, grummelte Usama, während er versuchte, die Straßen, die von Menschen in Panik überfüllt waren, zu durchfahren. “Hassan hat mir gesagt, wie viel ihr dafür ausgegeben habt. Wofür? Nur um einen Journalisten und eine handvoll Amerikaner umzubringen?”

“Ja”, sagte Awad nachdenklich. “Eine ausgewählte handvoll Amerikaner. Mir wurde kürzlich mitgeteilt, dass eine Kongressdelegation der Vereinigten Staaten Bagdad besucht als Teil einer Mission des guten Willens.”

“Was für eine Art von Delegation?” fragte Usama.

Awad grinste, sein einfach gestrickter Bruder konnte es einfach nicht verstehen – weshalb Awad auch noch nicht den ganzen Plan mit dem Rest der Brüderschaft geteilt hatte. “Eine Kongressdelegation”, wiederholte er. “Eine Gruppe von amerikanischen, politischen Anführern. Spezifischer gesagt, Anführer aus New York.”

Usama nickte, als ob er verstünde, doch seine hochgezogenen Augenbrauen drückten aus, dass er immer noch weit davon entfernt war, zu begreifen. “Und das war dein Plan? Sie umzubringen?”

“Ja”, antwortete Awad. “Und die Amerikaner auf uns aufmerksam zu machen.” Sie auch auf mich aufmerksam zu machen. “Jetzt müssen wir zurück ins Lager und den nächsten Teil des Plans vorbereiten. Wir müssen uns beeilen. Die werden uns suchen.”

“Wer?” wollte Usama wissen.

Awad grinste, als er durch die Windschutzscheibe auf das brennende Wrack, das einst die Botschaft war, blickte.

“Alle.”

Kapitel acht

“In Ordnung”, sprach Reid. “Frag mich, was immer du möchtest. Ich werde ehrlich sein. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.”

Er saß seinen Töchtern gegenüber in der Ecknische eines Fondue Restaurants in einem von Engelberg-Titlis’ besseren Hotels. Nachdem Sara ihm in der Skihütte gesagt hatte, dass sie die Wahrheit wissen wollte, hatte Reid vorgeschlagen, woanders hinzugehen, nicht im Gemeinschaftsraum der Skihütte zu bleiben. Ihr eigenes Zimmer fühlte sich zu ruhig an für ein solch hartes Thema, weswegen er sie zum Abendessen ausführte, in der Hoffnung eine etwas lässigere Atmosphäre zu gestalten, während sie sprachen. Er hatte gezielt dieses Restaurant gewählt, weil jede Tischnische durch eine Glaswand getrennt war und sie so ein wenig Privatsphäre hätten.

Trotz allem sprach er leise.

Sara starrte für eine lange Zeit auf den Tisch und dachte nach. “Ich will nicht darüber sprechen, was geschehen ist”, sagte sie letztendlich.

“Das müssen wir nicht”, stimmte Reid zu. “Wir sprechen nur, worüber du möchtest, und ich verspreche, dir die Wahrheit zu sagen, genau wie auch deiner Schwester.”

Sara blickte hinüber zu Maya. “Du… weißt Dinge?”

“Einige”, gab sie zu. “Es tut mir leid, Mäuschen. Ich dachte nicht, dass du bereit wärst, es zu erfahren.”

Falls Sara wütend oder traurig wegen alle dieser Neuigkeiten war, dann zeigte sie es nicht. Stattdessen biss sie eine Weile auf ihre Unterlippe, formulierte eine Frage in ihrem Kopf und sprach sie schließlich aus. “Du bist nicht nur ein Lehrer, oder?”

“Nein.” Reid hatte angenommen, dass es einer ihrer hauptsächlichen Anliegen war, klarzustellen, was er war und was er tat. “Bin ich nicht. Ich bin – oder vielmehr, ich war – ein Agent der CIA. Weißt du, was das bedeutet?”

“Sowas wie… ein Spion?”

Er zuckte mit den Schultern. “Ein bisschen so. Ich spionierte auch ein wenig. Doch es geht mehr darum, schlimme Leute davon abzuhalten, noch schlimmere Dinge zu tun.”

“Was meinst du mit,ich war’?” wollte sie wissen.

“Nun ja, ich mache das nicht mehr. Ich habe es für eine Weile getan, und dann, als…” Er räusperte sich, “als Mama starb, habe ich aufgehört. Für zwei Jahre hatte ich nichts mit ihnen zu tun. Dann, im Februar, hat man mich darum gebeten, zurückzukehren.” Das ist sehr milde ausgedrückt, rügte er sich selbst. “Erinnerst du dich an die Nachrichten über die Winterolympiade und den Bombenanschlag auf das Wirtschaftsforum? Ich war da. Ich habe geholfen, es aufzuhalten.”

“Also bist du einer von den Guten?”

Reid blinzelte überrascht über die Frage. “Ja natürlich. Hast du gedacht, ich wäre es nicht?”

Dieses Mal zuckte Sara mit den Schultern, erwiderte nicht seinen Blick. “Ich weiß nicht”, gab sie leise zurück. “Das alles zu hören, ist so… so…”

“So als lernte man einen Fremden kennen”, murmelte Maya. “Ein Fremder, der so aussieht wie du.” Sara stimmte nickend zu.

Reid seufzte. “Ich bin kein Fremder”, bestand er. “Ich bin euer Papa. Ich bin dieselbe Person, die ich immer war. Alles was ihr über mich wisst, alles was wir zusammen getan haben, das war alles real. Dies… all dies, das war ein Beruf. Ist es jetzt nicht mehr.”

War das die Wahrheit? wunderte er sich. Er wollte das glauben – dass Kent Steele nichts weiter als ein Alias war und nicht eine Persönlichkeit.

“Also”, begann Sara, “diese beiden Männer, die uns an der Uferpromenade verfolgt haben…?”

Er zögerte, war sich nicht sicher, ob das nicht zu viel für sie wäre. Doch er hatte Ehrlichkeit versprochen. “Die waren Terroristen”, erklärte er ihr. “Das waren Männer, die versuchten, an euch ranzukommen, um mir wehzutun. Genauso wie…” Er hielt inne, bevor er etwas über Rais oder die slowakischen Menschenhändler sagen konnte.

“Schau”, begann er erneut, “für lange Zeit dachte ich, dass ich der Einzige wäre, der dabei verletzt werden könnte. Doch jetzt weiß ich, wie falsch ich lag. Deshalb habe ich aufgehört. Ich arbeite noch für sie, doch ich mache nur noch Verwaltungssachen. Keine Einsätze mehr.”

“Wir sind also in Sicherheit?”

Reids Herz brach erneut. Nicht nur wegen der Frage, sondern auch wegen der Hoffnung in den Augen seiner jüngsten Tochter. Die Wahrheit, erinnerte er sich selbst. “Nein”, erklärte er ihr. “In Wahrheit ist niemand wirklich jemals sicher. So wunderbar und schön diese Welt auch sein kann, es wird immer bösartige Menschen geben, die anderen etwas antun wollen. Jetzt weiß ich aus persönlicher Erfahrung, dass es eine Menge guter Leute da draußen gibt, die sicherstellen, dass es jeden Tag weniger böse Menschen gibt. Doch egal, was sie tun, oder was ich tue, Ich kann dir niemals garantieren, dass du vor allem sicher bist.”

Er wusste nicht, woher diese Worte kamen, doch es fühlte sich an, als wären sie genauso sehr an ihn wie an seine Mädchen gerichtet. Das war eine Lektion, die er sehr dringend lernen musste. “Das bedeutet nicht, dass ich es nicht versuchen werde”, fügte er hinzu. “Ich werde niemals aufhören, zu versuchen, euch zu beschützen. Genauso wie auch ihr immer versuchen solltet, auf euch aufzupassen.”

“Wie?” fragte Sara. Der weit entfernte Blick war wieder in ihren Augen. Reid wusste genau, was sie dachte. Wie konnte sie, eine Vierzehnjährige, die durchnässt vierzig Kilo auf die Waage brachte, etwas wie den Vorfall davon abhalten, erneut zu geschehen?

“Nun”, antwortete Reid, “anscheinend ist deine Schwester heimlich zum Selbstverteidigungsunterricht gegangen.”

Sara blickte scharf zu ihrer Schwester herüber. “Echt?”

Maya rollte mit den Augen. “Danke, dass du mich verraten hast, Papa.”

Sara blickte zu ihm. “Ich will lernen, wie man eine Waffe schießt.”

“Heeee.” Reid hielt eine Hand hoch. “Tret mal auf die Bremse, Kleine. Das ist eine ganz schön ernste Bitte…”

“Warum nicht?” stimmte Maya zu. “Glaubst du, wir haben nicht genügend Verantwortungsbewusstsein?”

“Doch, natürlich glaube ich das”, gab er gerade zurück, “ich denke nur —”

“Du hast gesagt, wir sollen auch auf uns selbst aufpassen”, fügte Sara hinzu.

“Das habe ich gesagt, aber es gibt auch andere Wege, um —”

“Mein Freund Brent geht seit er zwölf ist mit seinem Vater auf die Jagd”, unterbrach ihn Maya.

“Er weiß, wie man eine Waffe schießt. Warum sollten wir es nicht lernen?”

“Weil das was anderes ist”, gab Reid streng zurück. “Und hört auf, euch gegen mich zusammenzuschließen. Das ist unfair.”

Bis dahin hatte er gedacht, dass dieses Gespräch ganz gut lief, doch jetzt verwendeten sie seine eigenen Worte gegen ihn. Er zeigte auf Sara. “Du willst lernen, wie man schießt. In Ordnung. Aber nur mit mir. Und zuerst will ich, dass du wieder zur Schule gehst und ich will positive Berichte von Dr. Branson. Und du.” Er zeigte auf Maya. “Kein geheimer Selbstverteidigungsunterricht mehr, OK? Ich weiß nicht, was der Typ euch beibringt. Wenn du lernen willst, wie man kämpft, wie man sich selbst verteidigt, dann frag mich.”

“Echt? Du bringst es mir bei?” Maya schien sich darüber zu freuen.

“Ja. Das mache ich.” Er hob seine Speisekarte an und öffnete sie. “Wenn ihr noch mehr Fragen habt, dann werde ich sie beantworten. Aber ich glaube, für heute Abend reicht es, oder?”

Er fand, er hatte Glück, dass Sara ihn nichts gefragt hatte, das er nicht beantworten konnte. Er wollte nicht den Gedächtnishemmer erklären müssen – das hätte die Dinge noch komplizierter gemacht und weitere Zweifel darüber, wer er war, aufbringen können – doch er wollte ebenfalls nicht antworten müssen, dass er etwas nicht wusste. Sie würden sofort vermuten, dass er ihnen etwas verschwiege.

So ist es perfekt, dachte er. Er musste es machen lassen, und bald schon. Kein weiteres Abwarten und keine Ausreden mehr.

“Hey”, schlug er über seine Speisekarte vor, “was haltet ihr davon, wenn wir morgen nach Zürich fahren? Das ist eine schöne Stadt. Eine Menge Geschichte, Shopping und Kultur.”

“Ja klar”, stimmte Maya zu. Doch Sara sagte nichts. Als Reid wieder über seine Speisekarte blickte, war ihr Gesicht zu einem nachdenklichen Stirnrunzeln verzogen. “Sara?” fragte er.

Sie sah ihn an. “Wusste Mama es?”

Die Frage war schon mal schwierig zu beantworten, als Maya sie nicht mal einen Monat zuvor stellte, und er war überrascht, sie erneut von Sara zu hören.

Er schüttelte den Kopf. “Nein. Sie wusste es nicht.”

“Ist das nicht…” sie zögerte, doch dann atmete sie tief ein und fragte: “Ist das nicht wie eine Lüge?”

Reid schloss seine Speisekarte und legte sie auf den Tisch. Plötzlich war er nicht mehr besonders hungrig. “Ja, mein Schatz. Das ist genau wie eine Lüge.”

* * *

Am nächsten Morgen nahmen Reid und die Mädchen den Zug in Richtung Norden von Engelberg nach Zürich. Sie redeten nicht weiter über seine Vergangenheit oder über den Vorfall. Falls Sara weitere Fragen hatte, so hielt sie diese zurück, zumindest für den Moment.

Stattdessen genossen sie die Sicht über die Schweizer Alpen während der zweistündigen Zugfahrt und schossen Fotos durch das Fenster. Sie verbrachten den späten Morgen damit, die atemberaubende Architektur der Altstadt zu bewundern und liefen am Ufer des Limmat entlang. Auch wenn sie vorgaben, Geschichte nicht so sehr zu mögen wie er, so waren beide Mädchen dennoch erstaunt über den Anmut des Großmünsters aus dem zwölften Jahrhundert. Sie stöhnten allerdings schon, als Reid begann, sie über Huldrych Zwingli und seine religiösen Reformen im sechzehnten Jahrhundert, die dort stattfanden, zu lehren.

Obwohl Reid sich prächtig mit seinen Töchtern amüsierte, war sein Lächeln zumindest teilweise forciert. Er war nervös wegen dem, was auf ihn zukam.

“Was kommt als Nächstes?” wollte Maya nach dem Mittagessen in einem kleinen Caféhaus mit Blick auf den Fluss wissen.

“Wisst ihr, was so richtig toll wäre, nach einer Mahlzeit wie dieser?” schlug Reid vor. “Ein Film.”

“Ein Film”, wiederholte seine älteste Tochter unbeeindruckt. “Na klar, wir müssen unbedingt bis in die Schweiz reisen, um etwas zu erleben, was wir auch zu Hause haben können.”

Reid grinste. “Nicht irgendein Film. Das schweizer Nationalmuseum ist nicht weit von hier und die zeigen einen Dokumentarfilm über die Geschichte von Zürich vom Mittelalter bis heute. Klingt das nicht toll?”

“Nein”, erwiderte Maya.

“Nicht wirklich”, stimmte Sara ihr zu.

“Ha. Naja, ich bin aber der Vater, und ich sage, dass wir uns den anschauen. Danach können wir tun, was auch immer ihr zwei wollt und ich beschwere mich nicht. Versprochen.”

Maya seufzte. “Das ist fair. Führ uns hin.”

Weniger als zehn Minuten später kamen sie am schweizer Nationalmuseum an, das tatsächlich einen Dokumentarfilm über die Geschichte Zürichs zeigte. Und Reid wollte ihn wirklich auch sehen. Doch obwohl er drei Tickets kaufte, hatte er vor, nur zwei von ihnen zu verwenden.

“Sara, musst du nochmal auf die Toilette, bevor wir reingehen?” fragte er.

“Gute Idee.” Sie verschwand im WC. Maya wollte ihr folgen, doch Reid hielt sie schnell am Arm fest.

“Warte. Maya… ich muss weg.”

Sie blickte ihn ungläubig an. “Was?”

“Es gibt da was, das ich tun muss”, erklärte er schnell. “Ich habe einen Termin.”

Maya hob besorgt eine Augenbraue an. “Wofür?”

“Das hat nichts mit der CIA zu tun. Zumindest nicht direkt.”

Sie schnaubte. “Ich kann es nicht fassen.”

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
15 nisan 2020
Hacim:
411 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781094310992
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