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Casting Edition – The Dream Come True
Wiesbaden – das erste Shooting
Du hast mich geschaffen – meinen Körper und meine Seele, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Dafür danke ich dir, es erfüllt mich mit Ehrfurcht. An mir selber erkenne ich: Alle deine Taten sind Wunder! (Psalm 139, 13 - 14)
Das zweite Mal in meinem Leben war ich nun am Hamburger Flughafen (inzwischen kenne ich ihn schon ziemlich gut). Ich war erst einmal geflogen und dementsprechend aufgeregt, zumal das dieses Mal kein normaler Urlaub werden würde, sondern ein Wettbewerb mit starken Konkurrentinnen!
Zwei davon lernte ich gleich am Flughafen kennen – Lovelyn und Sabrina – wir verstanden uns ganz gut, waren aber zu angespannt, um viel zu reden. Die anderen Mädchen waren bereits in Wiesbaden und als wir mitten in der Nacht am Hotel ankamen, schliefen sie schon.
Hier wartete die erste Hürde auf mich – Lovelyn und Sabrina sollten sich ein Zimmer teilen, während ich einem fremden Mädchen zugeteilt wurde, welches natürlich bereits schlief. Ich musste nun leise und vorsichtig alles aus meinem Koffer suchen, mich bettfertig machen und hinlegen. Das Mädchen (Sophie) war dann am nächsten Morgen ziemlich überrascht, dass sie nicht mehr allein im Zimmer war, aber wir haben uns zum Glück von Anfang an verstanden.
Nur war ich viel zu schüchtern und zurückhaltend, um von mir aus auf die anderen Mädchen zuzugehen, die sich nun auch schon einen Tag lang kannten und bereits Freundschaft geschlossen hatten.
Deshalb war ich wirklich froh, dass wir heute unsere Eltern noch wiedersehen würden, da sie beim ersten Shooting im Wiesbadener Kurhaus dabei sein konnten. Aufstehen mussten wir übrigens um 4.00 Uhr – ich habe knapp vier Stunden geschlafen und musste trotzdem total fit und munter aussehen, denn schließlich würde heute schon die erste Entscheidung fallen. (Eine wichtige Eigenschaft für Models – mit Schlafmangel gut umgehen zu können und im besten Fall auch nicht so viel Schlaf zu brauchen!)
Als wir das Thema erfuhren, war ich total überrascht: Aschenputtel wird zur Prinzessin – es gab genau das wieder, was ich fühlte und dachte! Ich, Jacqueline Thießen, würde ein 30 000 Dollar Kleid anziehen und eine Prinzessin sein dürfen – der Traum jedes Mädchens, oder?
Ich gab meine ersten Interviews und das ist schwerer, als man sich das vorstellt. Man muss immer die Frage mit aufgreifen und schöne ganze Sätze bilden. (Redakteur: „Wo wohnst du?“ Da antwortet man nicht: „In Hamburg“, sondern „Ich wohne in Hamburg.“) Man darf nicht in die Kamera schauen und muss genau auf Gestik, Mimik sowie Wortwahl achten – zuerst ganz schön anstrengend, aber mit der Zeit fiel es mir immer leichter und begann sogar richtig Spaß zu machen. Bei einigen Redakteuren natürlich mehr, bei anderen weniger, wie man auch in jedem Job manche Mitarbeiter sympathischer findet als andere.
Unsere Eltern warteten in einem anderen Haus, während wir uns fertig machten. 25 Mädchen – das dauerte! Und der „Schedule“ (Zeitplan) verschob sich immer mehr. Statt um 12.45 Uhr war ich dann endlich als vierzehnte um 13.45 Uhr dran (angezogen war ich seit 11.00 – und mit solchen teuren Kleidern war das Hinsetzen unmöglich – ich stand also geschlagene vier Stunden auf High Heels – ein echter Einblick ins Modelleben!).
Es hatte angefangen zu schneien und war dementsprechend kalt. Da stand ich nun drinnen, in furchtbar unbequemen Schuhen, eine Decke um die Schultern und wartete darauf, dass das Mädchen vor mir fertig wurde. Die Zeit schien einfach nicht zu vergehen …
Ich zitterte – noch nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung –, ich wollte gut sein, Heidi überzeugen und meiner Mutter und Schwester zeigen, wie wohl ich mich fühlte, wie verwandelt, wie neu und unbekannt diese „schöne Seite“ an mir war. Mich selbst im Spiegel anzusehen und sagen zu können, ja, ich finde mich hübsch! Ich habe es verdient hier zu sein.
In diesem Moment vor dem Shooting habe ich mich dann ganz auf mich konzentriert und habe mich wortwörtlich verwandelt – ich war nicht mehr Jacqueline, die schüchterne Schülerin aus Hamburg, sondern Jacqueline, die Prinzessin, die alles schaffen konnte, was sie wollte!
Und dann ging es los.
Die ersten drei Schritte hinaus hatte ich noch Angst hinzufallen, dann spürte ich die Kälte und meine Aufregung wuchs noch mehr. Da standen ziemlich viele Menschen und Kameras, aber ich konzentrierte mich ganz auf meine Mutter, meine Schwester, Heidi Klum, den Juror Thomas Hayo und den Fotografen (Andreas Ortner). Die Kälte blendete ich aus, ich war ja jetzt eine Prinzessin, die störte so etwas nicht, und durch das Adrenalin vergaß ich sowieso alles.
Die Posen fielen mir plötzlich leicht, ich probierte immer neue aus und hörte genau zu, was Heidi und der Fotograf anmerkten, um es direkt umzusetzen. Ich hatte Spaß – das war genau das, was ich tun wollte. Und ich schien es tatsächlich zu können! Heidi lobte mich und teilte mir mit, dass ich eine Runde weiter sei!
Mama, meine Schwester und ich weinten alle gemeinsam vor Freude. Ich natürlich auch, weil die ganze Anspannung von mir abfiel. Zu hören, wie das Shooting bei anderen Mädchen gelaufen war, hatte mich nervös gemacht – würde ich mithalten können? Und jetzt durfte ich sagen: Ja! Ich kann und werde mithalten, denn das hier ist mein Traum und den werde ich so lange wie möglich ausleben! Stolz und erhobenen Hauptes ging ich wieder rein und schaffte es auch endlich, wirklich auf die Mädchen zuzugehen und mich zu ihnen zu setzen – das Shooting hatte mir Selbstvertrauen und Mut geschenkt.
Vor allem war ich aber auch froh, mich umziehen und endlich wieder hinsetzen zu können. Eine wahre Erlösung für meinen Rücken – nach nur vier Stunden Schlaf und der ganzen Aufregung war der nämlich reichlich verspannt.
Nun hieß es noch weiter warten, bis wirklich alle durch waren. Ein paar Mädchen waren Wackelkandidaten und die Jury (bestehend aus Heidi Klum und Thomas Hayo – Enrique Badulescu kam erst in Dubai dazu) beriet sich, wer mitkommen dürfe. Das Warten ging also weiter.
Das Warten ist ebenfalls sehr typisch für jeden Beruf, der mit dem Fernsehen oder Modeln zu tun hat: Ob nun auf Entscheidungen, Kleider, Stylisten, das Licht oder wen/was auch immer, ständig muss man warten – also stets Musik oder ein gutes Buch dabei haben!
Nach der Entscheidung ging es dann gleich in den Bus (die Koffer hatten wir bereits am Morgen aus dem Hotel mitgenommen) und auf zum Flughafen – das Ziel? Dubai! Mit noch 24 Mädchen ging es weiter.
Auch dieser Abschied war tränenreich, war er diesmal doch für länger … Am liebsten hätte ich alles hingeschmissen und wäre mit Mama und Jasmin nach Hause gefahren. Aber ich bin auch sehr ehrgeizig und zielorientiert. Ich konnte jetzt nicht einfach aufhören. Immer würde ich mich fragen, was wäre gewesen, wenn …? – und hey, das war doch mein Traum! Da würde ich eine Trennung von meiner Familie ja wohl überleben. Wir konnten telefonieren, das Heimweh würde bald verschwinden und das Ganze würde auch höchstens drei Monate dauern! Also: Kopf runter und durch!
Heute bin ich doch sehr froh, dass ich damals (auch durch das Veto meiner Mutter und Schwester) nicht aufgehört, sondern weiter gekämpft habe – was hätte ich sonst alles verpasst?!
Dubai – es geht richtig los
Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind. (Psalm 146, 8)
Ein jegliches hat seine Zeit – weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit. (Prediger 3, 4)
Nun war es so weit – ich war allein.
Na ja, allein zwischen 25 Mädchen und dem ganzen Team, aber allein ohne Familie und Freunde und das für die bisher längste Zeit meines Lebens.
Klar, Klassenfahrten für fünf Tage – kein Problem, nette Ausflüge, alles entspannt und mit Klassenkameraden, die man kennt und gernhat. Und das Wichtigste: Es gibt keinen Wettbewerb und man hat sein Handy ☺.
Hier war nun aber alles anders, denn es war ja schließlich ein Wettbewerb und das Handy mussten wir im Bus abgeben, damit wir nicht aus Versehen vertrauliche (noch nicht im Fernsehen gezeigte und veröffentlichte) Informationen rausgaben oder sogar auf Facebook/Instagram posteten. Also konnten wir für die gesamte Zeit auch nicht ins Internet.
Telefonieren konnten wir natürlich trotzdem – von einem Haustelefon aus. Das allerdings stand vor einer Kamera, beide Gesprächspartner wurden aufgenommen – es ist eine Fernsehshow, aber egal.
Zu der Zeit hatte ich noch kein Smartphone, nur ein uraltes Ding und deshalb machte es mir nichts aus, es abzugeben, da es im Ausland eh nicht funktionierte, keine integrierte Kamera hatte und natürlich auch kein Internet.
Schwer vorstellbar – ich weiß ☺ Kleiner Exkurs: Mein Handy. Gebraucht gekauft, als ich in die fünften Klasse kam, denn von dem Dorf, in dem wir damals lebten, musste ich eine halbe Stunde mit dem Bus zur Schule fahren und brauchte das Handy zum Bescheid sagen, wenn mal Stau war oder etwas ausfiel – der Bus fuhr nur alle halbe Stunde. Ich musste um 7.00 Uhr den Bus erwischen und an der Schule dann eine halbe Stunde warten, bis es acht war … Nervig, aber ein Handy war deshalb echt von Nutzen! Kennt ihr das auch?
Kaum am Flughafen gab es das erste Problem: Alle Flüge hatten Verspätungen durch das große Schneechaos. Ich konnte es kaum erwarten, ins Warme zu kommen – Schnee hatte ich echt genug gehabt.
Irgendwann waren wir dann doch im Flugzeug. Da ich auch erst das dritte Mal flog, hatte ich Angst, dass wir abstürzen würden. Kaubonbons und das Reden mit meinen Sitznachbarn halfen aber ganz gut.
Tja … in Dubai angekommen ging es aber gleich weiter. Zum Schlafen war durch die ganze Flugverspätung keine Zeit mehr. Und alle, die schon einmal eine Nacht durchgemacht haben, wissen, dass der Schlafmangel sich irgendwann bemerkbar macht …
Durch das ganze Adrenalin, die Aufregung und die wunderbare Wärme verschwand meine Müdigkeit aber erst mal und machte ehrfürchtigem Staunen Platz: Dubai.
Allein der Flughafen war sehenswert.
Überall diese ganz fremde Schrift (Arabisch natürlich) und so viele Menschen. Ziemlich überwältigend.
Wir fuhren jedenfalls ins Hotel und wer „meine“ Staffel gesehen hat weiß, dass es nicht irgendein Hotel war – es war das Atlantis The Palm Hotel – und wir hatten nicht irgendwelche Zimmer, sondern die Brücken-Suite (Bridge Suite). Wahnsinn!!!!
Wir konnten gar nicht glauben, dass wir wirklich hier wohnen sollten.
Viel Zeit blieb aber wieder nicht, nach kurzem Auspacken und Essen (das kam wirklich nie zu kurz während der gesamten Staffel – und jeder konnte essen, was er wollte!) ging es gleich weiter zu einem Fitting.
Wofür?
Wussten wir auch nicht. Überraschungen sind doch das Schönste!
Die Kleider waren auf jeden Fall schon einmal Hammer, ganz viel Gold, Rot und Glitzer.
Nur die Verständigung war teilweise schwierig (auf Englisch natürlich, aber mit dem arabischen Akzent manchmal ziemlich schwer zu verstehen …).
Und dann kam die Auflösung: Wir würden heute Abend eine Fashionshow machen – für Amato Haute Couture, einen sehr bekannten Designer, der auch schon in anderen Staffeln ausstattete (unter anderem die Kleider des Finales 2011 und 2012).
Eine große Ehre.
Und damit ein großer Druck – Laufstegtraining war angesagt. Das allererste Mal und es musste gleich gut laufen, schließlich wollte sich niemand am Abend blamieren!
Wir wurden in Gruppen aufgeteilt (Christine, Höpke, Anna, Caroline, Bing Yang und ich) und während ich wartete, schrieb ich ein kleines Gedicht, um mich zu beruhigen und meine Gefühle zu ordnen:
Nachdem ich jetzt alle Gedanken abgeworfen hatte, war ich sehr gespannt, was Heidi wohl zu mir sagen würde.
Was mache ich noch falsch beim Laufen?
Was muss ich verbessern?
Und ganz wichtig, würde ich das bis heute Abend schaffen?
Als ich dann endlich dran war, konnte ich es gar nicht fassen: Zwar sagte Heidi, dass ich noch etwas mehr Bewegung (vor allem in der Hüfte) bräuchte, aber sie lobte mich auch, da ich die Erste war, die vorne die Pose hielt und nicht sofort wieder umdrehte.
Ein Wahnsinnsgefühl!
Nach dem Training ging es gleich ans Styling: Wir wurden geschminkt, zurechtgemacht und bekamen die Schuhe.
Leider bekam ich welche in Größe 41 statt meiner eigentlichen Schuhgröße 39. Wieder ein typisches Problem oder zumindest eine Schwierigkeit des Modellebens. Zu große oder kleine Schuhe müssen ertragen werden und man muss das Beste daraus machen.
Ich stopfte also zehn (es waren wirklich zehn!) Taschentücher in die Schuhe und quetschte meinen Fuß hinein. Jetzt passte er einigermaßen, nur wurde mein großer Zeh ziemlich gepresst und nach zehn Minuten war es kaum mehr auszuhalten.
Egal, mit neun Taschentüchern war ich immer hinten aus dem Schuh gerutscht. Also lieber die Zähne zusammenbeißen. Leider dauerte es noch eine halbe Stunde, bis es losging, und ich war erst die Elfte, die laufen sollte …
Wie gerne hätte ich die Schuhe noch einmal ausgezogen (denn da wir schon das erste Outfit anhatten, kam hinsetzen ja wieder einmal nicht mehr in Frage)! Aber das Risiko, dass meine Füße anschwellen und nicht mehr in die Schuhe passen würden, wollte ich nicht eingehen.
Viele der anderen Mädchen hatten ähnliche Probleme – die Schuhe waren einfach schrecklich!
Als es dann losging, beherrschte ein Gedanke alles: Ich will es schnell hinter mich bringen und diese blöden Schuhe ausziehen. Keine gute Voraussetzung für einen Hammer Walk.
Um mich abzulenken, begann ich die Pailletten an meinem Kleid zu zählen. (Ablenkung ist in so einem Fall super – natürlich auch gegen Aufregung – so denkt man nicht mehr nach und konzentriert sich nur noch auf eine kleine Sache.)
Bei mir funktionierte es jedenfalls, denn als ich dran war, wollte ich unbedingt diese vielen vielen Pailletten (die genaue Anzahl hatte ich schon wieder vergessen) bestmöglich präsentieren.
Auch wenn die Füße wehtaten und ich suuuper aufgeregt war. Egal! Das Publikum sollte nichts merken – weder beim ersten noch beim zweiten Outfit.
Und obwohl Heidi bei der nachfolgenden Besprechung mich nicht als eine der drei Besten nannte, war ich zufrieden, denn ich gehörte auch nicht zu denen, die negativ aufgefallen waren. Mein Ziel, niemanden merken zu lassen, wie groß die Schmerzen in den Schuhen gewesen waren, hatte ich erreicht!
Meine Freude darüber löste sich allerdings gleich wieder in Luft auf, denn Heidi verkündete uns, dass noch an diesem Abend die nächste Entscheidung anstand, und uns Mädchen verlassen müssten.
Schock!
So schnell hatte ich nicht damit gerechnet. Gerade gestern waren doch schon Mädchen gegangen!
Und nun schon wieder?
Was wäre, wenn ich nach Hause zurückmüsste? War ich gut genug gewesen?
Klar, ich hatte Lob bekommen, aber war das genug? Und was war mit der Kritik – hatte ich sie angenommen und bereits angefangen, sie umzusetzen?
Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf und mir fiel es schwer, mit den anderen zu reden. Ich brauchte Ruhe, um nachzudenken, mich selbst zu beruhigen und mir über meine Chancen klar zu werden.
Ich suchte mir also einen ruhigen Platz im Freien und holte mein Gedicht-Heftchen wieder heraus. Ich brauchte etwas Positives, wollte nicht mehr über die Entscheidung nachdenken. Wir mussten immer wieder warten und das bedeutete, dass wir frei hatten (na ja, zumindest in einem bestimmten Rahmen), also würde ich darüber schreiben:
Mein Kopf war wieder frei und der Knoten in meinem Bauch entkrampfte sich etwas.
Egal, was bei der Entscheidung passieren würde, es hatte sich gelohnt hier zu sein.
Es war eine tolle Erfahrung gewesen und ich würde all das nie vergessen. Es hatte sich wirklich gelohnt, zum Casting zu fahren.
Ich hatte bereits jetzt angefangen mich zu entwickeln, selbstständiger zu werden und neue Seiten an mir zu entdecken.
Mit neuer Kraft kehrte ich zu den anderen zurück und unterhielt mich. Da alle so nett waren, verflog die restliche Zeit wie im Fluge und schon ging es los.
Wir wurden in kleinen Gruppen auf den Laufsteg gerufen und wer weiterkam, erhielt das Foto aus Wiesbaden und die bekannte schwarze Modelmappe.
Meine Aufregung war wieder da.
Ich wollte so eine Mappe haben! Unbedingt! Dieses Souvenir brauchte ich!!!
Bitte, bitte, bitte lass mich weiterkommen, hoffte ich.
Ich wurde erst mit der vorletzten Gruppe aufgerufen und da alle der vorangegangenen Mädchen weitergekommen waren, wurde es langsam echt eng.
Nur noch acht Mädchen waren übrig und Heidi hatte angedeutet, dass mehrere gehen müssten.
Meine Beine zitterten und ich konnte an nichts anderes denken als: Bitte lass mich weiter …
Der Mappenstapel war auf sechs Stück geschrumpft und jedes Mädchen in meiner Gruppe hatte bereits eine erhalten.
Als Letzte rief Heidi mich nach vorne. Zwei Mappen waren noch da und nach mir würden noch vier Mädchen kommen … Ich zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht und trat vor.
Ich weiß heute wirklich nicht, wie ich das in dieser Situation geschafft habe, ich hatte solche Angst und war soooo aufgeregt. Beim Schauen der Folge war ich dann total überrascht, dass man mir das gar nicht so stark angesehen hat!
Heidi machte dann zum Glück kurzen Prozess und gab mir die Mappe mit meinem allerersten Bild.
Ich möchte nicht eingebildet klingen, aber als ich das Foto ansah, war ich einfach nur sprachlos – ich erkannte mich selbst nicht wieder und betrachtete mich als Fremde.
Wow, sieht die schön aus, dachte ich und konnte absolut nicht realisieren, dass ich das sein sollte. Wahnsinn!
Ich glaube, ich habe erst drei Tage später wirklich begriffen, dass ich diejenige auf dem Bild war – zumal ich sonst eigentlich kein Foto von mir so richtig mochte (abgesehen von so süßen aus dem Kleinkindalter).
Leider mussten uns an diesem Abend dennoch drei Mädchen verlassen: Nancy, Linda und Lisa (Merle ging freiwillig). Mir fiel es sehr schwer mich zu freuen, während ich zusehen musste, wie die drei weinten und so traurig und enttäuscht waren. Unser Zimmer war nun leerer. Nur noch Höpke, Anna Maria und ich waren übrig, denn Nancy musste uns sofort verlassen.
Obwohl ich natürlich erleichtert war, dass ich nicht nach Hause musste, war das erste (Telefon-) Gespräch mit meinen Eltern schwer. Heimweh meldete sich, gerade, weil ich sonst in jeder Situation und besonders bei so starkem Druck immer ihre tatkräftige Unterstützung hatte. Hier konnten sie nun nicht aktiv eingreifen und helfen, sondern nur im Nachhinein gute Tipps und Hilfestellungen für womöglich noch Kommendes geben.
Gerade für einen sehr familiengebundenen Menschen wie mich war das in der ersten Woche sehr schwer. Aber ich hatte ja kleine Hilfen von zu Hause mitgenommen: Edelsteine, die mir symbolisch Kraft, Stärke, Mut, Ruhe und Entschlossenheit gaben, sowie kleine laminierte Zettel mit (typischen) Sprüchen meiner Mutter an mich, die ich an verschiedenen Stellen aufbewahrte, um zu spüren, dass meine Familie bei mir war.
Die erste richtige Entscheidung war überstanden. Ich hatte meine Modelmappe und das erste Bild. Ich war glücklich. Und nachdem die ganze Anspannung von mir abgefallen war, auch total müde … Also ab in die Suite (… wie das schon klingt – ab in meine Suite ☺) und schlafen gehen. Ab morgen würde es weitergehen, mit weiteren Aufgaben, dem Druck und der Hoffnung auf den Sieg.
Top 20.