Kitabı oku: «Der Prophet», sayfa 3
Propheten vor Christus
Der beste Weg, um dir die Geschichte der Prophetie auf einen Blick zu vermitteln, ist, die Jahrhunderte in bestimmte Epochen prophetischen Wirkens zu unterteilen und die charakteristischen Propheten aufzulisten, deren Namen dir bekannt sein werden:
Propheten vor den Patriarchen (4000–1450 v. Chr., also vor Mose)
• Abel (vgl. Lk 11,50-51)
• Henoch (vgl. Judas 14-15; in 1. Mose 5,18.21 berichtet)
• Noah: prophezeite über die Sintflut und seine eigenen Nachkommen (vgl. Hebr 11,7; 1 Pt 3,20; 1 Mose 9,25-27)
Patriarchalische Propheten
• Abraham (vgl. 1 Mose 20,7; Ps 105,9-15)
• Joseph: prophezeite den späteren Auszug aus Ägypten (vgl. 1 Mose 50,24-25)
• Andere sind z. B. Isaak und Jakob.
Propheten der mosaischen Zeit (1450–1050 v. Chr.)
• Mose: „Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, den der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht“ (5 Mose 34,10).
• Miriam: die erste weibliche Prophetin, die in der Heiligen Schrift erwähnt wird (vgl. 2 Mose 15,20)
• Deborah (vgl. Ri 4,4)
• Andere sind z. B. Aaron und Hanna.
Propheten der frühen Monarchie (1050–931 v. Chr.)
Das prophetische Ersuchen war hauptsächlich national; es ging um Buße und Umkehr.
• Samuel (vgl. 1 Sam 1; Apg 3,24)
• Nathan (vgl. 2 Sam 7,2-17; 1 Kön 1,8-45)
• Gad der Seher (vgl. 1 Sam 22,5; 1 Chr 21,9-19)
• David (vgl. Apg 1,16; 2,29-31; 4,25)
Propheten der geteilten Monarchie (931–845 v. Chr.)
• Ahija: vollzieht eine prophetische Handlung in Bezug auf die Teilung des Königreichs (vgl. 1 Kön 11,29-32)
• Jehu (vgl. 1 Kön 16,1-7)
• Elia (vgl. 1 Kön 17; 2 Kön 1)
• Elisa (vgl. 2 Kön 2–13)
• Andere sind z. B. Schemaja, Iddo, Jahasiël, Hanani, Sacharja und Micha.
Propheten der kanonischen Periode (845–400 v. Chr.)
Die Propheten mahnten zur Buße dafür, dass das Königreich geteilt war. Einige Propheten und ihre Schriften wurden als Teil des Kanons der Heiligen Schrift akzeptiert. Die apokalyptische Stoßrichtung und die Offenbarung der zukünftigen Gemeinde entwickelten sich.
• Vorexilisch: Obadja, Joel, Jona, Amos, Hosea, Micha, Jesaja, Jeremia, Nahum, Zephanja und Habakuk
• Exilisch: Hesekiel und Daniel
• Nachexilisch: Haggai, Sacharja und Maleachi
Propheten der Periode zwischen dem Alten und Neuen Testament und NT (400 v. Chr. – 33 n. Chr.)
• Johannes der Täufer (Lk 1,76)
• Zacharias (Lk 1,67)
• Hanna, eine Prophetin (Lk 2,36)
• Jesus Christus (Joh 6,14; Lk 4,24; vgl. auch Jes 61,1)
Propheten der neutestamentlichen Gemeinde (33–100 n. Chr.)
• Zahlreiche anonyme Propheten (Apg 11,27)
• Agabus (Apg 11,27-28)
• Gewisse Propheten und Lehrer (Apg 13,1; inklusive Barnabas, Simeon [Niger], Luzius von Kyrene und Manaën).
• Judas und Silas (vgl. Apg 15,32); offensichtlich wirkten einige Apostel auch prophetisch, wie z. B. Johannes und Paulus.
Die meisten dieser Leute wurden erst als Propheten bekannt, als andere die Früchte ihres Lebens sehen konnten. Im Lauf der Zeit und auf verschiedene Weise sprachen sie für Gott, und die Menschen wurden aufmerksam. So ist es bei jeder Geistesgabe. Wenn du in den kleinen, verborgenen Aufgaben treu bist, hält es Gott für angebracht, dich zu mehr zu befördern. Treue bringt Zuwachs.
Ich selbst fing schon früh in meinem eigenen Leben an zu prophezeien. Tatsächlich kam die erste Prophetie, die ich je hörte, aus meinem eigenen Mund. Ich prophezeite, bevor ich jemals in der Öffentlichkeit betete oder sprach oder in Zungen betete. Heißt das, dass ich als Prophet beauftragt war? Nein, ich wurde zunächst Pastor. In dieser Rolle wurde ich schließlich Lehrer. Mein Ziel war es, ein guter Lehrer zu werden, was viel Arbeit und Zeit erfordert. Heute bin ich im Wesentlichen ein Pastor für Pastoren und ein Lehrer für Propheten. Ich finde es wunderbar und interessant, wie Gott uns ein Leben lang führt.
Prophetenschulen
Angefangen bei Samuel werden in der Bibel Prophetenschulen beschrieben.
Danach wirst du zu dem Hügel Gottes kommen, wo Wachtposten der Philister sind. Und wenn du dort in die Stadt kommst, wirst du einer Schar von Propheten begegnen, die von der Höhe herabkommen, und vor ihnen her Harfe und Tamburin und Flöte und Zither, und sie werden weissagen. Und der Geist des HERRN wird über dich kommen, und du wirst mit ihnen weissagen und wirst in einen anderen Menschen umgewandelt werden. Und es soll geschehen, wenn bei dir diese Zeichen eintreffen, so tu, was deine Hand finden wird! Denn Gott ist mit dir. Und geh vor mir nach Gilgal hinab! Und siehe, ich werde zu dir hinabkommen, um Brandopfer zu opfern und Heilsopfer zu schlachten. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir zu erkennen gebe, was du tun sollst. Und es geschah, als er sich umwandte, um von Samuel wegzugehen, da gab ihm Gott ein anderes Herz. Und alle diese Zeichen trafen an demselben Tag ein (1 Sam 10,5-9).
Die Leiter dieser Schulen wurden „Väter“ genannt. Sie waren Mentoren, deren Charakter und Begabung dazu beitrugen, den prophetischen Dienst unter dem Volk Gottes zu vermehren. Andere Leiter von Prophetenschulen waren Elia, gefolgt von seinem Jünger Elisa (vgl. 2 Kön 2; 4,38; 6,1-7; 13,14.) Diese Mentoren waren dazu da, die Propheten unter sich zur Reife zu führen. Sie wussten, dass es Zeit braucht, um den notwendigen Charakter und das nötige Urteilsvermögen zu entwickeln.
Einmal nahm ich an einer Podiumsdiskussion in Sacramento in Kalifornien teil. Die Leute stellten uns Fragen über Prophetie. Eine Person fragte: „Was ist der Unterschied zwischen einem Dienst der Prophetie und dem Amt eines Propheten?“ Meine Antwort war: „Fünfzehn Jahre.“
Man kann schon im Alter von drei Jahren einen Ruf zur Prophetie erhalten, aber es dauert dann noch Jahre, bis man reif wird. Denke nur an Samuel, der als kleiner Junge im Tempel diente, als er berufen wurde. Erst später, als reifer Mann, konnte er die prophetische Handlung vollziehen, Saul zum König zu salben und ihm die Anweisungen Gottes weiterzugeben.
Zwar ist es richtig, dass Saul selbst in einem Augenblick „einer von ihnen“ (der Prophetenschule) wurde, aber seine Charakterlosigkeit führte später zu seinem Untergang. (Du kannst die ganze Geschichte in 1. Samuel 13 und 19,23-24 nachlesen).
Heutige Propheten
Betrachtet man die Geschichte insgesamt, so begann das gegenwärtige Zeitalter der Gemeinde etwa um 33 n. Chr. am Pfingsttag, als der Heilige Geist den Jüngern Jesu gegeben wurde. Dieses Zeitalter wird bis zur Wiederkunft Christi andauern. Auch heute gibt es sehr wohl immer noch Propheten und Prophetien ungeachtet dessen, was viele uns glauben machen wollen.
Zum Beispiel nutzt Justin der Märtyrer (100–165 n. Chr.) in seinem Dialog mit dem Juden Trypho das literarische Mittel eines Gesprächs zwischen einem Christen und einem potenziellen jüdischen Konvertiten. Darin weist er auf die Gabe der Prophetie als Teil seines Beweises hin, dass das Evangeliums wahr ist.
Irenäus (115–202 n. Chr.), der neben Justin dem Märtyrer und vielen anderen heiliggesprochen wurde, macht die klare Aussage, dass die prophetischen Gaben zu seiner Zeit noch in Kraft waren: „Denn die prophetischen Gaben bleiben bei uns, auch bis in die Gegenwart.“ Er warnt auch vor falschen Propheten und schreibt: „So wie es falsche Propheten zur gleichen Zeit wie [die] heiligen Propheten gab, so gibt es jetzt viele falsche Lehrer unter uns, vor denen unser Herr uns gewarnt hat, uns zu hüten.“1
Von dem spanischen Theologen, Erzbischof und Enzyklopädist St. Isidor von Sevilla (560–636 n. Chr.) wurde berichtet, dass er in der Gabe der Prophetie wirkte.
Nicht alle Propheten waren Männer. Die deutsche Äbtissin, Mystikerin, Komponistin, Schriftstellerin und Visionärin Hildegard von Bingen (1098–1179 n. Chr.) schrieb ihre Visionen schriftlich auf Wachstafeln, und als sie an Statur und Kühnheit gewann, prangerte sie prophetisch die Korruption in der Kirche an.
Antonius von Padua (1195–1231 n. Chr.), ein Zeitgenosse des heiligen Franz von Assisi, der mit dem Propheten Elia verglichen wurde, war bekannt für seine außergewöhnlichen Gaben des Predigens, der Prophetie und der Wunder. Im Jahr 1231 nahmen 30.000 Menschen an einer Reihe von Fastengottesdiensten teil, bei denen seine Worte zu massiver Versöhnung und Wiederherstellung führten, sodass nicht genug Geistliche da waren, um den Menschen in ihren Bedürfnissen zu helfen.
Bezeichnenderweise schrieb Thomas von Aquin, einer der einflussreichsten Theologen des Mittelalters (1225–1274 n. Chr.): „In jeder Epoche hat es immer einige gegeben, die den Geist der Prophetie hatten, nicht um neue Glaubenslehren zu verbreiten, sondern um den menschlichen Aktivitäten eine Richtung zu geben.“2
Später bestätigte Robert Fleming (1630–1694 n. Chr.), ein Pastor und Theologe, dass Gott während der Reformation in Schottland einen prophetischen und apostolischen Geist ausgegossen hatte, der der Ausgießung seines Geistes in neutestamentlicher Zeit ebenbürtig war.3 Er bezog sich dabei auf so einflussreiche Stimmen wie die von George Wishart (1513–1540 n. Chr.), dem schottischen Reformator und Mentor von John Knox (1514–1572 n. Chr.), dem Gründer der Presbyterianischen Kirche von Schottland, und von Alexander Pedan (1626–1686 n. Chr.), der sich zu den schottischen presbyterianischen „Covenantern“ zählte und als Prophet Pedan bekannt war.
So geht es weiter bis in die Gegenwart. Besonders in schwierigen Zeiten sendet Gott prophetische Stimmen, um seine Gläubigen zu leiten. Jetzt, nach zweitausend Jahren, sind die prophetischen Gaben immer noch in der ganzen Gemeinde wirksam – du und ich sind Zeugen dieser Tatsache und Teilhaber am prophetischen Leben der Gemeinde des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Ein wesentlicher Baustein
Wenn es um den Aufbau der Gemeinde geht, ist die Gabe der Prophetie ebenso wichtig wie die Gabe zu evangelisieren, Hirte oder Apostel zu sein oder zu lehren (vgl. Eph 2,19-22). Die vorrangige Tatsache ist, dass Jesus Christus selbst der Eckstein ist, der Fels, dessen Gegenwart das Fundament zusammenhält. Ja, der Stein wurde von den ursprünglichen Aposteln gelegt, aber das reichte nicht aus, um sicherzustellen, dass die Gemeinde ihren Auftrag erfüllen würde. Die Schrift wurde von den frühen Aposteln vollendet, und sie stellten auch die grundlegenden Lehren der Gemeinschaft der Gläubigen zusammen. Aber ohne Generationen von „Gesandten“, also Aposteln, zusammen mit Propheten, Lehrern, Pastoren und anderen Baumeistern, hätte die Arbeit nicht fortgesetzt werden können. Es werden prophetische Stimmen gebraucht, um die Gemeinde zu inspirieren und aufzubauen, brachliegende Böden zu pflügen, Arbeiter für die Ernte auszurüsten, Ortsgemeinden zu gründen und als Boten auf das Missionsfeld hinauszugehen. Der Kanon der Heiligen Schrift ist abgeschlossen. Dennoch sprechen die heutigen Gläubigen mit Offenbarungsgaben weiterhin Gottes Rhema-Wort aus, das sich dem geschriebenen Logos-Wort unterordnet.
Alle Ortsgemeinden, die zusammen die Gesamtgemeinde bilden, haben eine Rolle zu spielen. Einige haben die spezielle Berufung, das Prophetische in besonderer Weise zu betonen, und vielleicht unterhalten sie sogar eine „Prophetenschule“. Andere sind besser bekannt für ihre missionarischen Einsätze, ihre Evangelisationsschulen, ihren Schwerpunkt auf Heilung, ihre pastorale Ausbildung oder ihr Training, wie man Gott im Beruf und der Gesellschaft bekannt macht. Der menschliche Körper ist ein Mikrokosmos des Leibes Christi, der nur mit jedem Finger, jedem inneren Organ und vor allem mit dem Haupt, dem Eckstein, Jesus Christus, vollständig ist (vgl. Ps 118,22; Mt 21,42).
Heute ist jeder von uns zu einem Dienst berufen (vgl. z. B. 1 Pt 4,10-11.) Obwohl es immer besonders begabte Menschen geben wird, besteht ein Teil ihrer Berufung darin, die Heiligen für das Werk des Dienstes auszurüsten. Um gesund zu sein, muss die Gemeinde heute die Fülle dieser Offenbarungsdimensionen des Heiligen Geistes annehmen. „Dimensionen“ ist dabei ein Schlüsselwort. Wie ich bereits sagte, wird keine einzelne Gemeinde in der Lage sein, alles zu tun. Aber indem sie ihre „Spezialgebiete“ zusammenfügen, können die Gemeinden einen ganzen Leib bilden, der vor Gesundheit strotzt.
Wir dürfen eines nicht vergessen: Liebe ist wichtiger als jede Gabe. Unsere Identität besteht nicht darin, ein Prophet, ein Pastor oder ein Lehrer zu sein, sondern ein Kind des lebendigen Gottes. Wenn wir sündigen und unsere Identität auf etwas Falsches gründen, wird Gott sich gegen uns stellen, bis wir uns zu ihm zurückkehren. Auch wenn es den Anschein haben mag, dass wir zu unseren Lebzeiten verschiedene Gaben durchlaufen, viele verschiedene Funktionen ausüben und darauf eingehen, dass er uns zu verschiedenen Dingen beruft oder einfach Dinge verändert, bleibt er unverändert und unveränderlich. Er ist unser unumstößlicher Fels, unser Eckstein, und was wir bauen, wird einstürzen, wenn es nicht in ihm verankert ist.
Mögen wir noch erleben, dass unterschiedlich begabte Einzelpersonen und unterschiedlich begnadete Gemeinden und Dienste gemeinsam daran arbeiten, dem Ruf des Prophetischen wieder Glaubwürdigkeit und Autorität zu verleihen.
Mögen wir wenigstens einen Vorgeschmack auf das Werk der Wiederherstellung genießen können, die sowohl innerhalb der Gemeinde (für die Gemeinde) als auch als Dienst der Gemeinde für die Welt geschehen wird, der sich daraus ergibt, dass wir gesalbte Boten Gottes sind.
Gebet
Vater, wir danken dir für unsere jüdische und christliche Kirchengeschichte, wie sie im Alten und Neuen Testament aufgezeichnet ist. Wir sehen, dass du in vergangenen Zeiten durch die Stimme deiner Propheten beständig gesprochen hast. Wir sind dankbar für alle Fortschritte, die sich aus dem, was sie gesagt und getan haben, ergeben haben. Wir ehren alle, die für uns heute den Weg geebnet haben. Wir wollen im Geist der Weisheit und der Offenbarung in Christus Jesus wachsen und gleichzeitig Fortschritte auf dem Weg zur Wiederherstellung aller Dinge machen, von denen deine heiligen Propheten seit Jahrhunderten gesprochen haben. Wir wollen den prophetischen Staffelstab übernehmen und energisch unseren Lauf antreten, bereit, den Stab an diejenigen weiterzugeben, die nach uns kommen. Um Jesu willen und in seinem Namen beten wir für all dies. Amen.
1 Irenäus, Philip Schaff, Hrsg., „Against Heresies“, The Ante-Nicene Fathers, Band 1, Kap. LXXXII (CreateSpace/Eternal Sun Books), 209.
2 Thomas von Aquin, Summa theologiae II-II, 174, 6 ad 3.
3 Vgl. Thomas M'Crie, Lives of Scottish Reformers (Xenia, Ohio: Board of the Calvinistic Book Concern 1846), 137.
Kapitel 3: Vier Ebenen des prophetischen Dienstes
Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung.
1. Korinther 14,3 (LUT)
Vor Jahren stellte jemand bei einer Podiumsdiskussion die Frage: „Welches ist die beste geistliche Gabe?
Ich antwortete so etwas wie: „Diejenige, die gerade gebraucht wird – das ist die beste geistliche Gabe.“ Es könnte jede der Gaben des Heiligen Geistes sein, wie z. B. Heilungen, Weisheit, Wort der Erkenntnis – oder auch Prophetie. Gleichzeitig müssen wir uns an das erinnern, was Paulus schrieb: „Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet!“ (1 Kor 14,1).
Die Gabe der Prophetie ist oft die auffallendste, weil Gott durch sie direkt in eine Situation hineinsprechen kann. Sie hat eine große Bandbreite von Anwendungen und Ausdrucksformen und man kann, wie wir in diesem Kapitel untersuchen werden, verschiedene „Ebenen“, wie ich es nenne, unterscheiden.
Ich weiß, dass es verschiedene Ansätze zu diesem Thema gibt, je nach dem Hintergrund einer Person. Ich will gleich vorwegsagen, dass ich meine Auffassung aus meiner eigenen prophetischen Reise gewonnen habe. Sie begann in der Jesus-People-Bewegung der 1970er-Jahre, durch die meine evangelikalen Wurzeln in charismatischen Boden gepflanzt wurden. Auf diesem Weg habe ich durch die Wort-des-Glaubens- und die Hirtenschafts-Bewegung gelernt, Gottes Stimme zu hören. Wie viele andere surfte ich auch auf der sogenannten „Dritten Welle“, die in den 1980er-Jahren aufkam, und wirkte 1988 bei der Entstehung der modernen prophetischen Bewegung mit. Im Laufe der Jahre wurde ich Teil von C. Peter Wagners Bestreben um eine weltweite apostolische und prophetische Reformation. Neben Peter gab es zahlreiche Menschen, die mir eine Hilfe waren. Aber ich kann hier nur einige davon nennen, wie z. B. Derek Prince, John Wimber, Bob Jones, Paul Cain, John Paul Jackson, Mahesh und Bonnie Chavda, Cindy Jacobs, Bill Hamon, John Sandford, Elizabeth Alves und andere, die ich im Laufe dieses Buches erwähnen werde.
Erbauung, Ermahnung und Trost
In 1. Korinther 14,3 liefert Paulus drei beschreibende Worte, um zusammenzufassen, was das Ziel jeder Prophetie sein sollte: Erbauung, Ermahnung und Tröstung.
Die Gabe ist dazu da, Menschen aufzubauen, nicht um mit erhobenem Finger jemanden anzuklagen. Erfahrene Propheten, insbesondere solche, die ein anerkanntes Prophetenamt bekleiden, werden jedoch die Fähigkeit und Autorität haben, sowohl andere zuzurüsten als auch Worte der Korrektur und Wegweisung zu sprechen.
In diesem Kapitel möchte ich mir etwas Zeit nehmen, um vier Ebenen der prophetischen Gabe und Autorität zu unterscheiden:
• Ebene 1: gelegentliche inspirierende Prophetie
• Ebene 2: konsistente prophetische Begabung
• Ebene 3: bewährter prophetischer Dienst
• Ebene 4: das Amt eines Propheten.
Hilfreiche Unterscheidungen
Bei jeder Erörterung von Prophetie müssen wir uns daran erinnern, dass Gottes lebendiges Wort höher steht als alles, was wir uns selbst ausdenken können. Auch wenn wir hochgebildet und sehr erfahren sind, werden unser Wissen und unsere Weisheit zu kurz greifen. Selbst wenn wir es mit einer scheinbar einfachen und unkomplizierten Situation zu tun haben, sollten wir unsere eigenen Reaktionen im Zaum halten, bis wir sie mit dem Heiligen Geist überprüfen. Gottes Liebe ist sehr viel größer als unsere. Sein Überblick ist viel umfassender. Warum verlassen wir uns dann so sehr auf uns selbst, wenn er doch so viel besser ist?
Dieses Schaubild stellt unsere Erfahrung mit prophetischen Äußerungen dar:
Es geht einher mit den Ebenen des prophetischen Dienstes, die ich oben erwähnt habe:
Diese Diagramme sind nicht dazu gedacht, dass du dich in irgendeiner Weise inkompetent fühlst. Vielmehr sollen sie dich ermutigen, Gottes Gegenwart noch mehr zu suchen, während du in deinem Gebrauch der Gabe der Prophetie wächst und reifer wirst.
Es ist nicht so, dass inspirierende Prophetien oder schwache prophetische Worte, die viel vom menschlichen Herzen ausdrücken, wertlos sind – überhaupt nicht. Aber durchweg sollte es unser Bestreben sein, ein Sprachrohr Gottes zu sein, das so wenig wie möglich durch unsere kläglich unzureichende Auffassungsgabe verdorben ist. Noch einmal, wie Paulus es formuliert hat: „Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet!“ (1 Kor 14,1).
Viele von uns wirken in verschiedenen Gaben und Gnaden, je nachdem, was unsere Umstände zulassen und erfordern. Ich selbst prophezeite schon früh, war aber dann als Pastor voll damit beschäftigt, mich um eine Gemeinde zu kümmern. Ich habe nicht einfach per Unterschrift erklärt: „Ich will ein Prophet sein.“ Gott hat einen Wunsch in mich hineingelegt, und ich glaube, dass er das bei jedem tut, den er beruft. Er wählt aus und wir reagieren darauf. Wichtig ist, dass man dem treu bleibt, wozu man im Moment berufen ist, auch wenn es nicht sehr aufregend ist. Treue bringt Wachstum (vgl. Lk 16,10).
Damit meine ich nicht, dass du dir den Weg in eine neue Gabe oder eine höhere Stufe der Nützlichkeit verdienst. Nein, all das ist allein Gottes Geschenk. Aber du kannst lernen, es in der Kraft seines Geistes und mit seiner Liebe kompetent zu gebrauchen, wenn du ihn jeden Tag aufsuchst. Du kannst aus deinen Fehlern lernen und ebenso aus deinen Siegen. Du kannst lernen, die Stimme Gottes inmitten anderer Stimmen zu erkennen. Indem du all deine Sinne aktivierst, kannst du die verschiedenen Arten, wie er zu dir spricht, herausfinden. Du lernst seinen Weg der Liebe kennen.