Kitabı oku: «Achtsam durch den Tag», sayfa 3

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Notizen über Ihre Achtsamkeits-Praxis

Damit Sie so viel wie möglich von den Übungen profitieren, empfehle ich Ihnen, in einem Notizbuch festzuhalten, was Sie bei der Praxis der einzelnen Übungen erfahren und gelernt haben. Wenn Sie das Buch mit einer Gruppe durcharbeiten, können Sie Ihre Notizen als Erinnerung an Ihre Entdeckungen und Hindernisse zu den Diskussionssitzungen mitbringen. Das Notizbuch auf dem Schreibtisch oder dem Nachttisch liegen zu haben, hilft zudem, sich daran zu erinnern, die Übung der Woche zu praktizieren.

Immer weitermachen

Haben Sie eines der Achtsamkeitswerkzeuge einmal eine Woche lang angewendet, dann werden Sie es, wie wir hoffen, nicht mehr vergessen und es wird zu einem Bestandteil Ihrer sich ständig ausweitenden Fähigkeit zur Achtsamkeit werden. Da wir Menschen sind, fallen wir jedoch oft wieder in alte Verhaltensweisen und Gewohnheitsmuster zurück. Aus diesem Grund wenden wir diese Achtsamkeitsübungen in unserem Kloster seit zwei Jahrzehnten immer wieder an und haben neue Übungen erfunden. Dies ist einer der wundervollsten Aspekte des Pfads der Achtsamkeit und des Erwachens: Er hat kein Ende!

1
Die nichtdominante Hand benutzen

DIE ÜBUNG: Benutzen Sie jeden Tag die nichtdominante Hand für einige gewöhnliche Verrichtungen, wie zum Beispiel das Zähneputzen oder das Haarekämmen, und essen Sie zumindest einen Teil jeder Mahlzeit mit der nichtdominanten Hand. Wenn Sie sich eine große Herausforderung wünschen, dann versuchen Sie, die nichtdominante Hand zum Schreiben oder zum Essen mit Essstäbchen zu benutzen.

Gedächtnisstützen

Eine Art und Weise, sich während des Tages an diese Aufgabe zu erinnern, besteht darin, sich ein Pflaster auf die dominante Hand zu kleben. Wenn es Ihnen auffällt, gehen Sie zur nichtdominanten Hand über und benutzen diese. Sie könnten auch einen kleinen Notizzettel an Ihren Badezimmerspiegel kleben, auf dem „Linke Hand“ steht (wenn Sie Rechtshänder sind). Oder Sie kleben eine aus Papier ausgeschnittene Hand auf Ihren Spiegel, Eisschrank oder Schreibtisch – an einen Platz, wo sie Ihnen auffällt.

Eine andere Methode wäre, etwas am Griff Ihrer Zahnbürste zu befestigen, das Sie daran erinnert, sich die Zähne mit der nichtdominanten Hand zu putzen.

Entdeckungen

Dieses Experiment führt immer zu Gelächter. Wir entdecken, dass die nichtdominante Hand ziemlich ungeschickt ist. Sie zu benutzen, bringt uns zu dem zurück, was Zen-Lehrer den „Anfängergeist“ nennen. Unsere dominante Hand ist vielleicht vierzig Jahre alt, aber unsere nichtdominante Hand ist viel jünger, vielleicht nur zwei oder drei. Wir müssen noch einmal lernen, wie man eine Gabel hält und wie wir sie zum Mund führen können, ohne uns selbst aufzuspießen.1 Vielleicht beginnen wir uns die Zähne ungeschickt mit der linken Hand zu putzen, und wenn wir nicht aufpassen, greift die rechte Hand zu und nimmt der linken die Zahnbürste oder Gabel weg! Sie ist wie die rechthaberische ältere Schwester, die sagt: „Gib her, du Trampel. Ich mach das für dich!“

Wenn wir auf diese Weise darum ringen, die nichtdominante Hand zu benutzen, kann das unser Mitgefühl für Menschen wecken, die ungeschickt agieren, weil sie vielleicht eine Behinderung haben, verletzt sind oder einen Gehirnschlag erlitten haben. Auf einmal sehen wir, wie viele einfache Bewegungen wir für selbstverständlich halten, die andere Menschen nicht ausführen können. Essstäbchen mit der linken Hand zu benutzen, ist eine ernüchternde Erfahrung. Will man nicht mehr als eine Stunde zum Essen brauchen und den Tisch nicht total bekleckern, muss man dabei sehr aufmerksam sein.

Vertiefung

Diese Aufgabe zeigt uns, wie stark und wie unbewusst unsere Gewohnheiten sind und wie schwierig es ist, sie zu ändern, wenn man nicht sehr aufmerksam und entschlossen ist. Außerdem hilft sie uns, den Anfängergeist in sämtliche Aktivitäten – wie etwa das Essen – hineinzutragen, in Tätigkeiten, die wir mehrmals am Tag oft nur mit partieller Aufmerksamkeit ausführen.

Die nichtdominante Hand zu benutzen zeigt uns auch, wie ungeduldig wir sind. Die Übung kann uns helfen, flexibler zu werden und herauszufinden, dass wir nie zu alt sind, um noch etwas Neues zu lernen. Üben wir oft, die nichtdominante Hand zu benutzen, dann können wir beobachten, wie unsere Geschicklichkeit mit der Zeit zunimmt. Ich übe jetzt seit mehreren Jahren, meine linke Hand zu benutzen, und vergesse inzwischen, welche Hand die „richtige“ ist. Das könnte ganz praktische Vorteile haben. Sollte ich meine dominante Hand einmal nicht mehr benutzen können, wie es einigen meiner Verwandten nach einem Schlaganfall ergangen ist, dann wäre ich nicht hilflos. Entwickeln wir eine neue Fertigkeit, dann fällt uns auf, dass noch viele andere Fähigkeiten in uns schlummern. Diese Einsicht kann unsere Zuversicht stärken, dass wir uns mit einiger Übung in vieler Hinsicht selbst wandeln können, sodass wir größere Flexibilität und Freiheit für unser Leben gewinnen. Sind wir bereit, uns Mühe zu geben, dann können wir die Fertigkeiten aktivieren, die aus unserer natürlichen inneren Weisheit entspringen, und können sie in unserem täglichen Leben anwenden.

Der Zen-Meister Suzuki Roshi sagte: „Im Geist des Anfängers gibt es viele Möglichkeiten, doch im Geist des Experten nur wenige.“ Achtsamkeit ermöglicht es uns, zu den grenzenlosen Möglichkeiten zurückzukehren, die immer aus dem großen Mutterschoß des gegenwärtigen Augenblicks hervortreten.

SCHLUSSWORTE: Entfalten Sie in allen Situationen den Anfängergeist, um neue Möglichkeiten in Ihr Leben zu bringen.

1Das hört sich für den kultivierten Europäer, der als Kind gelernt hat, mit Messer und Gabel zu essen, etwas merkwürdig an. Aber die meisten Amerikaner schneiden das, was sie auf dem Teller haben, erst einmal klein und essen dann nur mit der Gabel in der dominanten Hand, wobei die andere Hand unter dem Tisch auf dem Oberschenkel liegt. Herr Knigge rotiert bei diesem Anblick im Grabe – aber so sind nun einmal kulturelle Unterschiede. [Anm. d. Übers.]

2
Keine Spuren hinterlassen

DIE ÜBUNG: Wählen Sie ein Zimmer Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung aus und versuchen Sie eine Woche lang, dort keine Spur davon zu hinterlassen, dass Sie diesen Raum benutzt haben. Für die meisten Menschen funktioniert das am besten mit dem Badezimmer oder der Küche. Wenn Sie etwas in diesem Raum getan haben, also etwa eine Mahlzeit zubereitet oder geduscht haben, dann räumen Sie alles so auf, dass nichts mehr daraufhinweist, dass Sie dort tätig waren – außer vielleicht der Geruch des Essens oder der Duft der Seife.

Gedächtnisstützen

Hängen Sie in dem ausgewählten Zimmer ein Schild auf, auf dem steht: „Keine Spuren hinterlassen!“

In Zen-Gemälden steht die Schildkröte für die Praxis, keine Spuren zu hinterlassen, weil sie ihre Fußspuren im Sand mit dem Schwanz wieder auswischt, während sie vorankrabbelt. Statt ein Schild zu schreiben, könnten Sie auch das Bild einer Schildkröte als Erinnerungsstütze verwenden.

Entdeckungen

Wir lassen einen Raum oft unordentlicher zurück, als er bei unserem Eintreten war. Wir denken: „Ich kann ja später aufräumen.“ Aber dieses „Später“ kommt dann einfach nicht, bis die Unordnung unerträglich geworden ist und uns so sehr stört, dass wir beginnen, gründlich aufzuräumen. Oder wir sind verärgert über jemand anderen, der seinen Teil der Hausarbeit nicht erledigt. Wie viel leichter ist alles, wenn wir uns sofort um die Dinge kümmern. Dann müssen wir uns gar nicht erst über die zunehmende Unordnung aufregen.

Diese Übung hilft, uns der Neigung bewusst zu werden, uns von der Erledigung bestimmter Dinge abzuwenden, auch wenn es kleine Dinge sind, um die wir uns im Laufe des Tages kümmern könnten, wozu wir aber irgendwie nicht motiviert sind. Wir könnten den Müll auf dem Bürgersteig aufheben, wenn wir daran vorbeigehen; wir könnten das Papiertaschentuch aufheben, das im Badezimmer neben dem Abfalleimer gelandet ist. Wir könnten die Kissen auf der Couch wieder glatt streichen, nachdem wir aufgestanden sind; wir könnten unsere Kaffeetasse ausspülen, statt sie einfach nur in die Spüle zu stellen. Und wir könnten unsere Werkzeuge wegräumen, auch wenn wir sie morgen wieder verwenden möchten.

Eine Übende hat beobachtet, dass sich die Achtsamkeit dann, wenn man in einem Raum keine Spuren zurücklässt, in andere Bereiche ausbreitet. Dass sie ihre schmutzigen Teller sofort nach dem Essen abwusch, führte dazu, dass sie ihr Bett gleich nach dem Aufstehen machte, und dann dazu, dass sie gleich nach dem Duschen die Haare aus dem Sieb über dem Abfluss entfernte. Anfangs müssen wir etwas Energie aufbringen, aber danach scheint diese Energie noch mehr Energie zu erzeugen.

Vertiefung

Diese Übung bringt unsere Neigung zur Faulheit ans Licht. Das Wort „Faulheit“ ist eine Beschreibung, keine Kritik. Wenn wir nicht mit vollem Engagement leben, lassen wir oft eine Unordnung zurück, die andere dann aufräumen können. Es ist so leicht, zwar das Geschirr zu spülen, es dann aber nicht in den Schrank zurückzustellen. Es ist so leicht, die Meditation ausfallen zu lassen, wenn unser Leben hektisch wird.

Diese Übung lenkt unsere Aufmerksamkeit auch wieder auf die vielen kleinen Dinge, die den ganzen Tag lang unser Leben und unsere Arbeit unterstützen – die Gabeln und die Löffel, mit denen wir essen, die Kleidung, die uns warm hält, die Zimmer, die uns Unterschlupf gewähren. Wenn wir unsere Dinge mit Achtsamkeit waschen, trocknen, ausfegen, zusammenfalten und wegräumen, dann wird das zu einem Ausdruck unserer Dankbarkeit für ihren stillen Dienst.

Der Zen-Meister Dogen schrieb spezielle Anweisungen für den Koch in seinem Kloster: „Reinige die Essstäbchen, Kellen und alle anderen Utensilien. Behandle sie alle mit gleicher Sorgfalt und Aufmerksamkeit und lege alles dorthin zurück, wo es auf natürliche Weise hingehört.“ Es hat etwas sehr Befriedigendes, Dinge, die schmutzig sind, zu waschen und Dinge in Ordnung zu bringen. Es ist ebenso befriedigend, alles, was uns dient, mit Sorgfalt zu behandeln, sei es nun ein Plastikteller oder feinstes Porzellan. Unser Geist fühlt sich „sauberer“ und unser Leben fühlt sich weniger kompliziert an, wenn wir den Raum und die Dinge um uns herum aufgeräumt haben. Eine Freundin erzählte mir, wie sie kiloweise alte Kleidungsstücke, längst abgelaufene Medikamente und allen möglichen Müll aus dem Haus einer älteren Tante ausmistete. „Zuerst schien ihr das gar nicht recht zu sein, aber dann entspannte sie sich, und mit jedem Müllsack, den wir hinaustrugen, schien sie jünger zu werden.“

Dieses Gefühl der Befriedigung, das wir daraus gewinnen, keine Spuren zu hinterlassen, scheint unseren tiefen Wunsch widerzuspiegeln, die Welt zumindest nicht schlechter zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben – wenn irgend möglich sogar ein wenig besser. Die einzigen Spuren, die wir im Idealfall hinterlassen, verraten, wie wir andere Menschen geliebt, inspiriert, gelehrt und ihnen gedient haben. Dies wird die größte positive Wirkung auf Menschen in der Zukunft haben.

SCHLUSSWORTE: Üben Sie zuerst, keine Spuren zu hinterlassen. Üben Sie dann, die Dinge besser zurückzulassen, als Sie sie vorgefunden haben.

3
Füllwörter

DIE ÜBUNG: Werden Sie sich der „Füllwörter“ und „Füllsätze“, die Sie verwenden, bewusst und versuchen Sie, diese aus Ihrer Rede zu entfernen. Füllwörter sind Wörter, die nichts Sinnvolles zu dem hinzufügen, was Sie sagen, wie etwa „ähh“, „also“, „na ja“, „irgendwie“, „gewissermaßen“ und so weiter. Von Zeit zu Zeit nehmen Sie neue Füllwörter in Ihr Vokabular auf. Zu den neuen Wörtern könnten „im Grunde“ und „jedenfalls“ gehören.

Über das Vermeiden von Füllwörtern hinaus könnten Sie darauf achten, warum Sie diese gewöhnlich verwenden – in welchen Situationen und zu welchem Zweck.

Gedächtnisstützen

Anfangs ist es unheimlich schwierig, selbst zu bemerken, wann man Füllwörter benutzt. Sie werden sehr wahrscheinlich Freunde oder Familienmitglieder um Hilfe bitten müssen. Kinder werden ihre Eltern mit Wonne beim Benutzen von Füllwörtern erwischen und sie korrigieren. Bitten Sie sie, die Hand zu heben, wenn sie hören, wie Sie ein Füllwort benutzen. Anfangs werden die Hände mit quälender Häufigkeit emporschnellen. Außerdem ist die Gewohnheit, Füllwörter zu benutzen, so unbewusst, dass Sie wahrscheinlich oft nachfragen müssen, welches Füllwort Sie gerade ausgesprochen haben.

Eine andere Methode, auf die Füllwörter, die Sie benutzen, und auf deren Häufigkeit aufmerksam zu werden, besteht darin, sich selbst beim Reden aufzunehmen. Bitten Sie einen Mitbewohner, einen Ehepartner oder eines Ihrer Kinder, Sie während einer Unterhaltung oder während eines Telefongesprächs mit dem Handy oder der Videokamera aufzunehmen. Hören Sie sich das Ergebnis anschließend an, machen Sie eine Liste der Füllwörter und zählen Sie deren Häufigkeit.

Entdeckungen

In unserem Kloster erwies sich diese Achtsamkeitsübung als eine der herausforderndsten, die wir praktizieren. Es ist frustrierend schwierig, die eigenen Füllwörter zu hören und sie einzufangen, noch bevor wir sie ausgesprochen haben – wenn man nicht gerade ein geschulter Redner ist. In den Klubs der Toastmaster [Gruppen, die das Vortragen in der Öffentlichkeit trainieren] fällt einigen Mitgliedern die Aufgabe zu, während eines Vortrags die Füllwörter zu notieren, um den anderen so zu helfen, effektivere Redner zu werden. Hat man erst einmal begonnen, auf Füllwörter zu achten, dann hört man sie überall – im Radio, im Fernsehen und bei alltäglichen Unterhaltungen. Man hat geschätzt, dass ein typischer amerikanischer Teenager das Füllwort „like“ [entspricht dem Deutschen „irgendwie“] etwa 200.000 Mal pro Jahr benutzt! Ihnen wird auch auffallen, welche Redner keine Füllwörter benutzen, und Ihnen wird bewusst werden, dass der Verzicht auf Füllwörter eine Rede effektiver und eindrücklicher macht. Hören Sie sich zum Beispiel die Reden von Martin Luther King, dem Dalai Lama oder Präsident Barack Obama an und achten Sie dabei auf Füllwörter.

Füllwörter scheinen mehrere Funktionen zu haben. Sie sind einerseits Platzhalter, die dem Zuhörer vermitteln, dass Sie anfangen werden zu reden oder dass Sie noch nicht mit dem Reden aufgehört haben. „Also … ich habe ihm gesagt, nicht wahr, was ich von seiner Idee halte, und dann, ähh, habe ich gesagt, nun ja, jedenfalls …“ Füllwörter dienen auch dazu, das, was wir sagen, abzumildern, es weniger definitiv oder selbstbewusst klingen zu lassen. „Na ja, ich denke, wir sollten im Grunde doch vielleicht mit dem Projekt loslegen.“ Befürchten wir, eine Reaktion hervorzurufen, die besagt, dass wir nicht recht haben? Wir wünschen uns sicher keinen Arzt oder kein Staatsoberhaupt, das so wischiwaschi daherredet. Füllwörter können die Zuhörer enorm irritieren, wenn sie den Sinn der Aussage dermaßen verwässern, dass sie sich lächerlich anhört. „Also Jesus, ähh, hat ja doch wohl gesagt, nicht wahr: Liebe, im Grunde, also deinen Nächsten, nun ja, sozusagen genauso wie gewissermaßen dich selbst.“

Vertiefung

Der Gebrauch von Füllwörtern ist erst während der vergangenen 50 Jahre üblich geworden. Liegt das daran, dass man in der Schule weniger Wert auf präzisen Ausdruck, Redegewandtheit und Rhetorik legt? Oder haben wir uns in der heutigen postmodernen, multikulturellen Gesellschaft, in der die Wahrheit oft als relativ gilt, bewusst angewöhnt, auf weniger eindeutige Weise zu reden? Befürchten wir, etwas zu sagen, das nicht politisch korrekt ist oder eine Reaktion unserer Zuhörerschaft auslösen könnte? Versinken wir im Sumpf des moralischen Relativismus? Wenn sich dieser Trend fortsetzt, dann werden wir eines Tages sagen: „Stehlen ist, na ja, also mehr oder weniger nicht ganz richtig.“

Wenn unser Geist klar ist, dann können wir geradeheraus reden und dabei präzise sein, ohne andere zu beleidigen.

Diese Achtsamkeitsübung zeigt, wie tief unbewusstes Verhalten in unserem Geist verwurzelt ist und wie schwierig es ist, es zu verhindern. Unbewusste Gewohnheiten, wie etwa der Gebrauch von Füllwörtern, sind genau das – unbewusst. Solange sie unbewusst bleiben, ist es unmöglich, etwas daran zu ändern. Nur wenn wir ein Verhaltensmuster ins Licht der Bewusstheit rücken, entsteht etwas Raum, um daran zu arbeiten, es zu durchbrechen. Selbst dann ist es noch schwierig genug, ein Verhalten zu ändern, das uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Sobald wir aufhören, aktiv daran zu arbeiten, die unerwünschte Gewohnheit zu verhindern, kehrt sie sehr schnell wieder. Wollen wir uns selbst ändern und unser Potenzial verwirklichen, verlangt das Freundlichkeit, Entschlossenheit und ausdauernde sowie fortlaufende Praxis.

SCHLUSSWORTE: „Bis ihr den Mund aufmacht, halte ich euch alle für erleuchtet.“ – Zen-Meister Suzuki Roshi

4
Die eigenen Hände wahrnehmen

DIE ÜBUNG: Beobachten Sie mehrmals am Tag Ihre Hände, als gehörten sie einem Fremden. Betrachten Sie sie sowohl in Aktion als auch im Ruhezustand.

Gedächtnisstützen

Schreiben Sie die Wörter „Sieh her!“ auf Ihren Handrücken.

Macht Ihre Arbeit das nicht möglich, dann tragen Sie einen Ring, den Sie gewöhnlich nicht tragen. (Ist es Ihnen nicht erlaubt, Ringe zu tragen, etwa weil Sie in einem Operationssaal arbeiten, dann können Sie die Zeit des Händewaschens benutzen, um Ihre Hände anzusehen, als gehörten sie zu einem Fremden.)

Wenn Sie üblicherweise keinen Nagellack tragen, könnten Sie sich selbst daran erinnern, Ihre Hände zu betrachten, indem Sie eine Woche lang Nagellack tragen. Lackieren Sie gewöhnlich Ihre Nägel, dann könnten Sie eine ungewöhnliche Farbe wählen.

Entdeckungen

Unsere Hände sind sehr geschickt darin, alle möglichen Aufgaben zu erledigen, und viele von diesen Dingen können sie ganz allein tun, ohne von unserem Geist sonderlich gelenkt zu werden. Es macht Spaß, sie bei ihrer Arbeit zu beobachten, so als führten sie geschäftig ihr eigenes Leben. Hände sind zu erstaunlich vielen Dingen fähig! Beide Hände können zusammenarbeiten oder zur gleichen Zeit Verschiedenes tun.

Beim Praktizieren dieser Übung fällt uns auf, dass jede Person charakteristische Handgesten besitzt. Wenn wir reden, fuchteln unsere Hände fast von selbst herum. Uns fällt auf, dass unsere Hände sich mit der Zeit verändern. Betrachten Sie Ihre Hände und stellen Sie sie sich so vor, wie sie aussahen, als Sie noch ein Baby waren. Stellen Sie sich anschließend vor, sie würden langsam älter, bis sie den gegenwärtigen Zustand erreicht haben. Danach stellen Sie sich vor, wie sie altern und dann, wenn Sie sterben, leblos werden und wieder zu Staub zerfallen.

Selbst während wir schlafen, sorgen unsere Hände für uns: Sie ziehen die Bettdecke herauf, halten den Menschen fest, der neben uns liegt, oder stellen den Wecker ab.

Vertiefung

Wir werden die ganze Zeit umsorgt. Einige Zen-Lehrer sagen, die Art und Weise, wie sich unser Körper um uns kümmere, ohne dass wir uns dessen bewusst wären, sei ein Beispiel für das wunderbare und durchgängige Funktionieren unseres Wahren Wesens, des uns innewohnenden Gutseins und der Weisheit unseres Daseins. Unsere Hand zieht sich vom Feuer zurück, noch ehe wir die Hitze wahrnehmen, unsere Augen blinzeln, noch bevor wir einen scharfen Knall hören, unsere Hände greifen zu und fangen etwas auf, noch bevor uns bewusst wird, dass es herunterfällt. Die rechte und die linke Hand arbeiten zusammen, wobei jede ihre Hälfte der Aufgabe erledigt. Wenn wir Geschirr abtrocknen, hält eine Hand den Teller und die andere das Handtuch. Wenn wir mit einem Messer schneiden, hält eine Hand das Gemüse, während die andere Hand schneidet. Und sie kooperieren beim Händewaschen.

Es gibt ein Koan (eine Zen-Geschichte als Herausforderung für die Meditation) über den Bodhisattva des Mitgefühls, der auf Japanisch Kanzeon und auf Chinesisch Kuanyin genannt wird. Diese in China und in Japan weibliche Figur wird oft mit tausend Augen dargestellt, die alle Menschen sehen, die der Hilfe bedürfen, sowie mit tausend Händen, die alle ein anderes Werkzeug halten, um diese Hilfe ausführen zu können. Manchmal befindet sich sogar in jeder der Handflächen noch ein Auge. Die Zen-Geschichte geht folgendermaßen:

Eines Tages fragte der Zen-Mönch Ungan den Zen-Meister Dogo: „Wie benutzt der Bodhisattva Kanzeon all die vielen Hände und Augen?“

Dogo antwortete: „Es ist wie bei einem Menschen, der mitten in der Nacht hinter seinem Kopf das Kissen greift.“

Einer meiner Schüler ist Gitarrist, und er kam mit dieser Geschichte zu einer Einsicht. Wenn seine Hände in einem Bereich der Gitarre aktiv waren, die er nicht sehen konnte, dann hatten sie, wie ihm klar wurde, „Augen“. Sie konnten die Fläche, die sie bearbeiteten, ganz genau sehen, selbst wenn es dunkel war. Sein inneres Auge und seine Hand arbeiteten wunderbar zusammen, so, wie ein Schlafender sein Kissen „sieht“ und seine Hände von selbst danach greifen, um es unter seinen Kopf zu ziehen. Im Zen sagen wir, dies zeige, auf welche Weise die uns angeborene Weisheit und das uns innewohnende Mitgefühl zusammenarbeiten, wenn unser Verstand nicht im Weg ist.

Wenn wir deutlich sehen, dass alles Existierende eins ist, dann wird uns klar, dass alle Dinge zusammenarbeiten, so wie die Hände und Augen. Und ebenso wie unsere Hände unsere Augen nicht verletzen würden, ist es ganz natürlich für unsere Natur, uns selbst oder andere Menschen nicht zu verletzen.

SCHLUSSWORTE: Zwei Hände arbeiten mühelos zusammen, um viele wundervolle Dinge zu vollbringen, und sie schaden einander niemals. Könnte dies auch für jegliches Paar von Menschenwesen wahr werden?

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