Kitabı oku: «Jane Austen: Emma (Neu bearbeitete deutsche Ausgabe)», sayfa 8

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11. Kapitel

Man musste Mr. Elton nun sich selbst überlassen. Es lag jetzt nicht mehr in Emmas Macht, über seinem Glück zu wachen oder dessen Maßnahmen zu beschleunigen. Die Ankunft der Familie ihrer Schwester stand so nahe bevor, dass sie zunächst in der Erwartung und dann in Wirklichkeit im Mittelpunkt ihres Interesses stand; und niemand konnte während ihres zehntägigen Aufenthalts in Hartfield erwarten, dass sie etwas tun könne, was über eine gelegentliche Zufallshilfe für die Liebenden hinausging. Vielleicht machten sie rasche Fortschritte, sie müssten indessen irgendwie weiterkommen. Sie wünschte gar nicht, mehr Zeit für sie zu haben. Manche Menschen tun für sich selbst um so weniger, je mehr man sich um sie bemüht.

Da Mr. und Mrs. John Knightley Surrey länger als üblich ferngeblieben waren, erregten sie natürlich ein weitaus größeres Interesse. Bis zu diesem Jahr war seit ihrer Heirat jeder lange Urlaub zwischen Hartfield und Donwell Abbey aufgeteilt worden; aber die ganzen Herbstferien waren dem Baden der Kinder an der See gewidmet worden; infolgedessen lag es viele Monate zurück, seit ihre Verwandten in Surrey sie wie gewohnt oder Mr. Woodhouse sie überhaupt gesehen hatte, da man ihn nicht einmal um der armen Isabella willen dazu bringen konnte, den weiten Weg nach London zu wagen, diese sah infolgedessen nervös und voll glücklicher Vorfreude dem allzu kurzen Besuch entgegen.

Mr. Woodhouse machte sich viel Gedanken darüber, wie beschwerlich die Reise für sie sein würde, außerdem auch über die Anstrengung für seine eigenen Pferde und den Kutscher, die einen Teil der Reisegesellschaft die zweite Hälfte des Wegs befördern sollten, aber seine Ängste waren überflüssig, die sechzehn Meilen wurden glücklich zurückgelegt und Mr. und Mrs. John Knightley mit ihren fünf Kindern sowie einer entsprechenden Anzahl Kindermädchen erreichten Hartfield in Sicherheit. Das Gewimmel und die Freude einer solchen Ankunft, die vielen Personen, mit denen man sprechen, die man willkommen heißen und ermuntern musste, und die verteilt und untergebracht werden sollten, erzeugten einen Lärm und ein Durcheinander, das seine Nerven sonst nie hätten ertragen können und es auch in diesem Falle nicht mehr viel länger zu ertragen imstande gewesen wären. Aber die Gewohnheiten von Hartfield und die Gefühle ihres Vaters wurden von Mrs. John Knightley so weitgehend respektiert, dass sie trotz ihrer mütterlichen Sorge um ihre Kleinen, die das Vergnügen, die Freiheit und Aufsicht, das gewünschte Essen und Trinken, das Schlafen und Spielen unverzüglich erhalten sollten, diesen nie erlaubte, ihn für längere Zeit zu stören, sei es durch ihre Gegenwart oder ihr emsiges Aufsichtspersonal.

Mrs. John Knightley war eine hübsche, elegante, kleine Frau mit sanften, ruhigen Manieren und einer bemerkenswert liebenswürdigen und zärtlichen Veranlagung, sie ging ganz in ihrer Familie auf, war eine hingebungsvolle Ehefrau, eine vernarrte Mutter und hing so innig an Vater und Schwester, dass man, wären diese höheren Bindungen nicht gewesen, eine noch wärmere Zuneigung für unmöglich gehalten hätte. Sie konnte an keinem von ihnen je einen Fehler entdecken. Sie war keine Frau von großem Verständnis und geistiger Beweglichkeit, sie ähnelte darin ihrem Vater, dessen zarte Konstitution sie geerbt hatte, sie war gesundheitlich anfällig, stets überängstlich wegen der Gesundheit ihrer Kinder, war nervös und voller Befürchtungen und hing genauso an ihrem Mr. Wingfield in der Stadt, wie der Vater an seinem Mr. Perry. Sie glichen sich auch in ihrem wohlwollenden Temperament und ihrer ausgeprägten Gewohnheit, gegenüber alten Bekannten aufmerksam zu sein.

Mr. John Knightley war groß, ganz Gentleman, war ein sehr kluger Mann, der in seinem Beruf vorwärts kam, häuslich und respektabel in seinem Eigencharakter, aber von reservierten Manieren, die ihn daran hinderten, allgemein angenehm zu erscheinen, und imstande, manchmal schlecht gelaunt zu sein. Er war an sich kein mürrischer Mensch, nicht so oft grundlos übel gelaunt, um diesen Vorwurf zu verdienen; aber sein Temperament war nicht gerade sein bester Charakterzug, und es war mit solch einer anhimmelnden Frau kaum zu vermeiden, dass seine von Natur aus vorhandenen Fehler sich dadurch verstärkten. Die außerordentliche Sanftmut ihres Temperaments konnte dem seinen nur schaden. Er hatte all die Klarheit und schnelle Auffassungsgabe, die ihr fehlten, und er konnte manchmal unfreundlich handeln oder ein scharfes Wort aussprechen. Bei seiner schönen Schwägerin war er nicht gerade beliebt. Ihr entging keiner seiner Fehler. Sie spürte sofort die kleinen Nadelstiche, die Isabella abbekam, die diese aber selbst nie bemerkte. Sie hätte vielleicht manches übersehen können, wären seine Manieren gegen sie, Isabellas Schwester, etwas einschmeichelnder gewesen, aber sie waren nur die eines ruhigen, netten Schwagers und Freundes, ohne Lob und Blindheit; aber kein noch so großes persönliches Kompliment hätte sie den in ihren Augen größten Fehler übersehen lassen, in den er manchmal verfiel, den Mangel an rücksichtsvoller Nachsicht gegen ihren Vater. Da war nicht immer die wünschenswerte Geduld vorhanden, Mr. Woodhouses Absonderlichkeiten und Kribbligkeit forderten ihn manchmal zu einer vernünftigen Ermahnung oder einer scharfen Erwiderung heraus, die genauso unfreundlich gegeben wurde. Es kam zwar nicht häufig vor, denn Mr. John Knightley hatte im Grunde genommen große Achtung vor seinem Schwiegervater, und im allgemeinen ein ausgeprägtes Gefühl dafür, was diesem zustand; aber für Emmas Herzensgüte war es schon zu oft; noch schlimmer war es, wenn man etwas vorausahnte, die Beleidigung selbst dann aber ausblieb. Aber am Anfang jeden Besuchs wurden nur angemessene Gefühle zur Schau getragen, und da dieser gezwungenermaßen kurz war, konnte man hoffen, er werde in makelloser Herzlichkeit vorübergehen. Sie hatten sich noch nicht lange niedergelassen und waren gerade erst zur Ruhe gekommen, als Mr. Woodhouse mit melancholischem Kopfschütteln und einem Seufzer die Aufmerksamkeit seiner Tochter auf die betrübliche Veränderung lenkte, die sich seit ihrem letzten Aufenthalt ergeben hatte.

»Ach, meine Liebe«, sagte er, »arme Miss Taylor. S’ist eine kummervolle Angelegenheit.«

»Oh ja, Sir«, rief sie mit bereitwilliger Sympathie, »wie Sie sie vermissen müssen! Und auch du, liebe Emma. Was für ein schrecklicher Verlust für euch beide. Ich war so traurig euretwegen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ihr ohne sie zurechtkommen wollt. Es ist wirklich eine traurige Veränderung, aber ich hoffe, dass es ihr wenigstens gut geht, Sir?«

»Sehr gut, meine Liebe – hoffe ich – sehr gut. Ich weiß weiter nichts, als dass das Haus ihr zusagt.«

Hier fragte Mr. John Knightley Emma ganz ruhig, ob es bezüglich der Luft auf Randalls irgendwelche Bedenken gebe.

»Oh nein, nicht die geringsten. Ich fand, Mrs. Weston sah noch nie in ihrem Leben so wohl aus. Papa gibt lediglich seinem eigenen Bedauern Ausdruck.«

»Und sehen Sie sie, Sir, einigermaßen oft?« fragte Isabella in einem Jammerton, der ihrem Vater sehr gut gefiel.

Mr. Woodhouse zögerte. »Nicht halb so oft, wie ich es eigentlich wünsche.«

»Oh, Papa, wir haben sie, seit sie verheiratet sind, nur einen einzigen Tag nicht gesehen. Wir haben Mr. und Mrs. Weston mit Ausnahme dieses einen Tages entweder am Vormittag oder Abend jeden Tag auf Randalls oder hier getroffen; und wie du dir denken kannst, Isabella, meistens hier. Sie sind bei ihren Besuchen sehr, sehr freundlich. Mr. Weston ist wirklich genauso nett wie sie. Wenn Sie in so melancholischem Ton sprechen, Papa, bekommt Isabella eine ganz falsche Vorstellung von uns allen. Jedermann ist sich dessen bewusst, dass Miss Taylor vermisst wird; aber jedermann sollte auch wissen, dass Mr. und Mrs. Weston alles tun, damit wir sie nicht vermissen, und zwar genau in dem Ausmaß, wie wir es erwarteten, und das ist die ganze Wahrheit.«

»Genau wie es sein sollte«, sagte Mr. John Knightley, »und genauso, wie ich es mir nach euren Briefen erhoffte. Ihr Wunsch, euch Aufmerksamkeit zu erweisen, konnte von vornherein nicht bezweifelt werden, und die Tatsache, dass er ein ungebundener und geselliger Mann ist, vereinfacht alles erheblich. Ich habe dir schon immer gesagt, meine Liebe, dass ich keine Ahnung davon hatte, wie einschneidend die Veränderung für Hartfield sein würde, die du vorausgesehen hast; und nun hoffe ich, dass du nach Emmas Bericht zufrieden bist.«

»Natürlich, sicherlich«, sagte Mr. Woodhouse, »ja, bestimmt, ich kann nicht leugnen, dass Mrs. Weston – arme Mrs. Weston – uns sehr häufig besuchen kommt; aber dann leider immer gezwungen ist, wieder wegzugehen.«

»Es wäre für Mr. Weston hart, wenn sie es nicht täte, Papa. Sie scheinen Mr. Weston völlig zu vergessen.«

»Ich sollte wirklich meinen«, sagte Mr. John Knightley freundlich, »dass Mr. Weston auch irgendwelche kleinen Rechte hat. Wollen wir nicht versuchen, Emma, für den armen Ehemann einzutreten? Da ich Ehemann bin, du aber indessen keine Ehefrau bist, würden uns die Rechte des Mannes wahrscheinlich nicht gleich hart treffen. Was Isabella angeht, ist sie schon so lang verheiratet, dass sie erkennt, wie bequem es wäre, alle Mr. Westons so weit als möglich beiseite zu schieben.«

»Ich, mein Lieber!« rief seine Frau aus, die zwar zugehört, aber alles nur halb verstanden hatte. »Sprichst du von mir? Ich bin sicher, dass es kaum eine eifrigere Fürsprecherin des Ehestandes gibt wie mich; und wäre es nicht wegen des Kummers, dass sie Hartfield verlassen hat, hätte ich Miss Taylor für die glücklichste Frau der Welt gehalten und was das Verächtlichmachen Mr. Westons, dieses ausgezeichneten Mannes, betrifft, gibt es meiner Ansicht nach nichts, was er nicht verdient. In meinen Augen ist er einer der besten Männer, die es je gab. Ich kenne, abgesehen von dir und deinem Bruder, niemand, der ihm an Gleichmut nahekäme. Ich werde nie vergessen, wie er an jenem stürmischen Tag letzte Ostern Henrys Drachen für ihn steigen ließ; und seitdem er im letzten September vor einem Jahr so freundlich war, mir noch nachts um zwölf die Nachricht zukommen zu lassen, dass in Cobham wirklich kein Scharlach ausgebrochen sei, bin ich überzeugt, es gibt kein mitfühlenderes Herz und keinen besseren Mann. Wenn jemand seiner wert ist, dann nur Miss Taylor.«

»Wo bleibt eigentlich der junge Mann?« fragte John Knightley.

»War er bei der festlichen Gelegenheit hier oder nicht?«

»Er ist noch nicht hier gewesen«, erwiderte Emma. »Man erwartete bestimmt, er werde bald nach der Hochzeit herkommen, aber es wurde nichts daraus; und ich habe ihn in letzter Zeit nicht mehr erwähnen hören.«

»Aber du solltest von dem Brief erzählen, meine Liebe«, sagte ihr Vater. »Er schrieb einen Gratulationsbrief an die arme Mrs. Weston, einen sehr passenden netten Brief. Sie hat ihn mir gezeigt. Ich fand es von ihm sehr freundlich. Ob es seine eigene Idee war, kann man natürlich nicht sagen, weißt du. Er ist ja noch sehr jung, vielleicht sein Onkel –«

»Mein lieber Papa, er ist dreiundzwanzig, Sie vergessen, wie die Zeit vergeht.«

»Dreiundzwanzig! Ist er das wirklich schon? Nun, darauf wäre ich nicht gekommen, da er doch erst zwei Jahre alt war, als er seine arme Mutter verlor. Nun, die Zeit vergeht tatsächlich wie im Fluge! Und mein Gedächtnis ist so schlecht. Es war indessen ein äußerst anständiger, netter Brief, der Mr. und Mrs. Weston viel Freude machte. Ich erinnere mich noch, er war in Weymouth geschrieben und vom 28. September datiert. Er fing an: ›Meine liebe gnädige Frau‹, aber wie er weiterging, ist mir entfallen; unterzeichnet war er ›F C. Weston Churchill‹, das weiß ich noch ganz genau.«

»Wie außerordentlich anständig und freundlich von ihm«, rief die gutherzige Mrs. John Knightley. »Er ist zweifellos ein sehr liebenswürdiger junger Mann. Aber es ist doch betrüblich, dass er nicht bei seinem Vater wohnt! Ich habe nie verstanden, wie Mr. Weston sich von ihm trennen konnte. Auf sein Kind zu verzichten! Ich habe nie viel von jemandem gehalten, der einem anderen Menschen derartiges vorschlägt.«

»So viel ich weiß, hat niemand von den Churchills je viel gehalten«, bemerkte Mr. John Knightley kühl. »Aber du darfst dir nicht vorstellen, dass er wie du empfinden würde, müsstest du auf Henry oder John verzichten. Mr. Weston ist eher ein unbeschwerter Mann von heiterem Temperament, als ein Mann von starken Gefühlen; er nimmt die Dinge, wie sie kommen, und erfreut sich ihrer, wobei er, wie ich vermute, für sein Wohlbefinden viel mehr von dem abhängig ist, was man Geselligkeit nennt, das heisst, zu essen und zu trinken und fünfmal in der Woche mit seinen Nachbarn Whist zu spielen, als von Liebe zur Familie und allem, was das Heim bietet.«

Emma gefiel das, was schon einer Anschuldigung Mr. Westons gleichkam, gar nicht und sie war beinah entschlossen, das Thema aufzugreifen, aber sie kämpfte mit sich und ließ es durchgehen. Sie wollte wenn möglich Frieden halten; und es lag etwas Ehrenhaftes und Schätzenswertes in den ausgeprägt häuslichen Gewohnheiten ihres Schwagers, aus dessen zurückgezogener und auf sein Heim beschränkter Haltung die Neigung erwuchs, auf den gewöhnlichen gesellschaftlichen Verkehr und auf die Menschen, für die das wichtig war, herabzusehen. Er verdiente deshalb viel Nachsicht.

12. Kapitel

Mr. Knightley sollte mit ihnen dinieren, was Mr. Woodhouse sehr gegen den Strich ging, da er nicht gern Isabellas ersten Tag mit jemand teilte. Emma mit ihrem Rechtsempfinden hatte sich indessen doch dafür entschieden; und neben der Überlegung, was jedem Bruder zustand, war es für sie wegen der Meinungsverschiedenheit, die es unlängst zwischen Mr. Knightley und ihr gegeben hatte, eine besondere Freude, ihm eine entsprechende Einladung zugehen zu lassen.

Sie hoffte, sie könnten jetzt wieder Freunde werden. Nach ihrer Meinung war es an der Zeit, sich wieder zu vertragen. Allerdings würde Vertragen allein nicht genügen. Sie war bestimmt nicht im Unrecht gewesen, aber er würde das seine nie zugeben. Obwohl Zugeständnisse nicht in Frage kamen, war es doch an der Zeit, so zu tun, als habe man den Streit von unlängst vergessen; und sie hoffte, es könnte der Wiederherstellung der Freundschaft dienlich sein, wenn sie in dem Moment, wo er das Zimmer beträte, eines der Kinder bei sich habe – das jüngste, ein reizendes, etwa acht Monate altes kleines Mädchen, das jetzt das erste Mal in Hartfield zu Besuch und sehr vergnügt war, wenn seine Tante mit ihm auf dem Arm im Zimmer herumtanzte. Es half tatsächlich, denn obwohl er zunächst ernst dreinschaute und nur kurze Fragen stellte, begann er bald, von ihnen allen zu sprechen, wie er es immer tat, und ihr das Kind in ungezwungener Freundschaft aus dem Arm zu nehmen. Emma war sicher, dass sie jetzt wieder Freunde seien, und diese Überzeugung gab ihr zunächst große Genugtuung und dann auch ein bisschen Keckheit, sie konnte, als er das Baby bewunderte, nicht umhin zu sagen:

»Es ist doch wenigstens ein Trost, dass wir über unsere Neffen und Nichten immer gleicher Meinung sind, während in Bezug auf Männer und Frauen unsere Ansichten manchmal sehr auseinandergehen, aber was diese Kinder betrifft, sind wir nie uneins.«

»Würden Sie sich bei der Einschätzung von Männern und Frauen ebenso von Ihren natürlichen Instinkten leiten lassen und weniger von Phantasie und Laune, wenn Sie mit ihnen zu tun haben, wie mit diesen Kindern, dann könnten wir immer einer Meinung sein.«

»Natürlich, unsere Zwistigkeiten müssen immer daraus entstehen, dass ich im Unrecht bin.«

»Ja«, sagte er lächelnd, »und aus gutem Grund. Ich war schon sechzehn Jahre alt, als Sie geboren wurden.«

»Damals machte das einen großen Unterschied«, erwiderte sie, »und zweifellos waren Sie mir zu jener Zeit an Urteil weit überlegen; aber sollte nicht der Ablauf von einundzwanzig Jahren unser Verständnis einander näher bringen?«

»Ja, viel näher.«

»Aber offenbar immer noch nicht nah genug, um mir bei Gelegenheit recht zu geben, wenn wir verschieden denken.«

»Ich habe Ihnen gegenüber dann immer noch den Vorteil von sechzehn Jahren zusätzlicher Erfahrung, und dass ich keine hübsche Frau und kein verzogenes Kind bin. Na, kommen Sie schon, liebe Emma, lassen Sie uns wieder Freunde sein und nicht mehr darüber sprechen. Sag deiner Tante, Klein‐Emma, sie soll dir ein besseres Beispiel geben und nicht alten Groll wieder aufwärmen und dass, wenn sie vorher nicht im Unrecht war, sie es jetzt ist.«

»Das ist wahr«, rief sie, »sehr wahr. Klein‐Emma, wachse zu einer besseren Frau heran als deine Tante. Sei unendlich klüger und nicht halb so eingebildet. Mr. Knightley, jetzt nur noch ein Wort oder zwei, dann bin ich fertig. Soweit es die guten Absichten betrifft, hatten wir beide recht, aber ich muss sagen, dass nichts auf der Seite meiner Beweisführung sich bisher als falsch erwiesen hat. Ich möchte nur noch erfahren, ob Mr. Martin nicht sehr, sehr bitter enttäuscht ist.«

»Ein Mann könnte es nicht mehr sein«, war seine kurze Antwort.

»Ach! Das tut mir wirklich sehr leid. Kommen Sie, schütteln Sie mir die Hand.«

Sie hatten es gerade mit großer Herzlichkeit getan, als John Knightley auftauchte und sie sich mit: »Wie geht’s, George?« und »John, wie geht’s dir?« in echt englischem Stil begrüßten, der unter scheinbar indifferenter Gelassenheit jene echte Zuneigung verbarg, die jeden im Notfall dazu veranlassen würde, alles für den anderen zu tun.

Der Abend war ruhig und gesellig, da Mr. Woodhouse zugunsten einer gemütlichen Unterhaltung mit seiner lieben Isabella ein Kartenspiel ablehnte und die kleine Gesellschaft teilte sich von selbst in zwei Gruppen; auf der einen Seite Mr. Woodhouse mit seiner Tochter, auf der anderen die beiden Mr. Knightleys; ihre Gesprächsthemen waren völlig verschieden und hatten kaum Berührungspunkte, während Emma sich gelegentlich der einen oder andern Gruppe anschloss.

Die Brüder sprachen von ihren eigenen Angelegenheiten und Berufen, hauptsächlich von denen des älteren, der weitaus geselliger war und meistens mehr sprach. Als richterlicher Beamter hatte er fast immer irgendeine Gesetzesangelegenheit mit John zu besprechen oder mindestens eine merkwürdige Anekdote zu erzählen; und als Farmer, der die Donwell Stamm‐ Farm im Griff haben musste, konnte er voraussagen, was jedes Feld im kommenden Jahr tragen würde, und all die Ortsneuigkeiten berichten, die einen Bruder interessieren mussten, dessen Heim sie gleichfalls den größten Teil seines Lebens gewesen war und dessen Bindung an dasselbe immer noch stark war. John ging auf den Plan eines Entwässerungsgrabens, das Fällen eines Baumes und die Bestimmung eines jeden Feldes für Weizen, Rüben, Frühjahrsgetreide mit so viel Interesse ein, wie sein ruhigeres Temperament es erlaubte; und wenn sein bereitwilliger Bruder ihm noch eine Frage übrig ließ, dann war diese von seiner Seite beinah übereifrig. Während sie damit ausreichend beschäftigt waren, genoss Mr. Woodhouse mit seiner Tochter die in glücklichem Bedauern und schrecklicher Rührung dahinplätschernde Unterhaltung.

»Meine arme, liebe Isabella«, sagte er, indem er zärtlich ihre Hand ergriff, wobei er sie für einen Augenblick an ihrer emsigen Beschäftigung mit einem ihrer fünf Kinder hinderte, »wie lang ist es her, wie schrecklich lang, seit du hier warst! Und wie müde du nach der langen Reise sein musst! Geh nur recht früh zu Bett, meine Liebe – und ich empfehle dir ein bisschen Haferschleim, bevor du dich zurückziehst. Wir werden uns eine große Schüssel Haferschleim teilen. Meine liebe Emma, wie wäre es, wenn wir alle ein bisschen Haferschleim äßen?«

Emma war keineswegs dafür, denn sie wusste, dass man die beiden Knightleys genauso wenig dazu überreden konnte wie sie selbst, weshalb nur zwei Schüsseln bestellt wurden. Nach einem weiteren Diskurs zum Lob des Haferschleims, gemischt mit etwas Verwunderung, dass nicht jedermann ihn regelmäßig abends zu sich nimmt, fuhr er mit ernster, nachdenklicher Miene fort:

»Es war unüberlegt von dir, den Herbst in South End zu verbringen, anstatt hierher zu kommen. Ich habe noch nie von der Seeluft viel gehalten.«

»Mr. Wingfield empfahl sie aufs wärmste, Sir, sonst wären wir nicht dorthin gegangen. Er empfahl sie für alle Kinder, aber besonders für Klein‐Bellas empfindlichen Hals –, sowohl die Seeluft als das Baden.«

»Ach, meine Liebe, aber Perry hatte viele Bedenken, ob die Seeluft ihr wirklich guttun würde; und ich bin meinerseits schon lange davon überzeugt, obwohl ich nie darüber gesprochen habe, dass die Seeluft nur selten von Nutzen ist. Ich bin davon überzeugt, dass sie mich einmal fast umgebracht hat.«

»Langsam, langsam«, rief Emma, die merkte, dass dies ein unsicheres Gesprächsthema sei, »sprechen Sie bitte nicht von der See. Es macht mich neidisch und unglücklich, weil ich sie noch nie gesehen habe! South End ist ein verbotenes Thema, wenn ich bitten darf. Meine liebe Isabella, du hast dich überhaupt noch nicht nach Mr. Perry erkundigt, während er es immer tut.«

»Oh, der gute Mr. Perry, wie geht es ihm, Sir?«

»Nun, leidlich, aber nicht ganz gut. Er hat es mit der Galle und keine Zeit, sich zu schonen, wie er mir erzählt, was sehr betrüblich ist. Aber er wird hier in der Gegend sehr viel gebraucht. Ich glaube, niemand außer ihm hat eine solche Praxis, und keiner ist so geschickt wie er.«

»Wie geht es Mrs. Perry und den Kindern? Wachsen sie heran? Ich habe vor Mr. Perry großen Respekt. Hoffentlich kommt er bald einmal hier vorbei. Er wird sich so freuen, meine Kleinen zu sehen.«

»Ich hoffe, ihn morgen hier zu sehen, denn ich möchte ihm meinetwegen einige wichtige Fragen stellen. Wenn er kommt, meine Liebe, sollte er Klein‐Bella in den Hals schauen.«

»Oh, mein lieber Vater, ihr Hals hat sich soweit gebessert, dass ich mir kaum noch Sorgen mache. Entweder hat das Baden ihr so gut getan, oder Mr. Wingfields ausgezeichnetes Einreibmittel, das wir seit August immer wieder angewendet haben, hat die Besserung bewirkt.«

»Es ist unwahrscheinlich, dass das Baden ihr viel genützt haben soll, und wegen eines Einreibemittels hätte ich mit –«

»Hast du denn Mrs. und Miss Bates völlig vergessen«, sagte Emma, »ich habe nicht gehört, dass du dich nach ihnen erkundigt hättest.«

»Oh, die guten Bates’ – ich schäme mich beinah vor mir selbst; aber du erwähnst sie ja meist in deinen Briefen. Hoffentlich geht es ihnen gut. Die gute alte Mrs. Bates. Ich werde sie morgen mit meinen Kindern besuchen. Sie freuen sich immer so, meine Kinder zu sehen. Und dann die treffliche Miss Bates! Solch durchaus ehrenhafte Leute! Wie geht es Ihnen, Sir?«

»Nun, im ganzen ziemlich gut, meine Liebe. Aber die arme Mrs. Bates hatte vor einem Monat eine schwere Erkältung.«

»Das tut mir aber leid! Es soll noch nie so viele Erkältungen gegeben haben wie in diesem Herbst. Mr. Wingfield erzählte mir, er habe sie noch nie so verbreitet und schwer gefunden, außer bei einer schweren Grippe.«

»Das ist zwar oft vorgekommen, meine Liebe, aber nicht in dem Maß, wie du es erwähnst. Perry sagt, Erkältungen seien sehr verbreitet gewesen, sie waren aber nicht so schwer, wie er sie sonst häufig im November kennt; er meint, es sei im ganzen keine besonders krankheitsgefährdete Jahreszeit.«

»Nein, ich wüsste nicht, dass Mr. Wingfield sie als solche betrachtet.«

»Ach, mein armes liebes Kind, in London herrscht in Wirklichkeit immer eine krankheitsgefährdete Jahreszeit. Niemand in London ist gesund, niemand kann es sein. Es ist schrecklich, dass du gezwungen bist, dort zu leben – so weit weg und in so schlechter Luft!«

»Nein, bei uns ist die Luft überhaupt nicht schlecht. Unser Teil von London ist darin den meisten anderen Stadtvierteln überlegen. Sie dürfen es nicht mit dem übrigen London verwechseln, mein lieber Vater. Die Umgebung von Brunswick Square unterscheidet sich vorteilhaft von den anderen Stadtteilen. Bei uns ist es sehr luftig! Ich gebe ohne weiteres zu, dass ich ungern in einem anderen Teil der Stadt wohnen würde; denn ich wäre der Kinder wegen kaum mit einem anderen zufrieden; aber bei uns ist es sehr luftig! Mr. Wingfield hält die Umgebung von Brunswick Square in Bezug auf gesunde Luft für entschieden am günstigsten.«

»Ach, meine Liebe, es lässt sich mit Hartfield nicht vergleichen. Du versuchst zwar, das Beste daraus zu machen, aber nach einer Woche Aufenthalt in Hartfield seid ihr wie ausgewechselt, man würde euch nicht mehr für dieselben Menschen halten. Ich finde übrigens nicht, dass jemand von euch gegenwärtig gut aussieht.«

»Es tut mir leid, dass Sie das sagen, Sir, aber ich kann versichern, abgesehen von unerheblichen nervösen Kopfschmerzen und Herzklopfen, kleinen Übeln, die mich mehr oder weniger überall plagen, bin ich soweit ganz gesund, und wenn die Kinder ziemlich blass waren, bevor sie zu Bett gingen, dann lag es nur daran, dass sie von der Reise und der Vorfreude etwas müder als gewöhnlich waren. Ich hoffe, sie sehen morgen besser aus; denn ich kann Sie versichern, dass Mr. Wingfield mir vor der Abreise noch sagte, er könne sich nicht erinnern, die ganze Familie je in so gutem Gesundheitszustand auf Urlaub geschickt zu haben. Ich darf doch wenigstens annehmen, dass Sie nicht finden, Mr. Knightley sähe krank aus«, sagte sie, indem sie mit zärtlicher Sorge ihren Mann anschaute.

»Mittelmäßig, meine Liebe, ich kann dir kein Kompliment machen. Nach meiner Ansicht sieht Mr. John Knightley alles andere als gut aus.«

»Was ist los, Sir? Sprechen Sie von mir?« rief Mr. John Knightley aus, als er seinen eigenen Namen hörte.

»Es tut mir leid, Liebster, dass mein Vater findet, du sähest nicht wohl aus, aber es kommt wahrscheinlich bloß daher, weil du etwas ermüdet bist. Wie du weißt, wäre es mir indessen lieb gewesen, wenn du Mr. Wingfield aufgesucht hättest, ehe wir von zu Hause weggingen.«

»Meine liebe Isabella«, rief er hastig aus, »mach dir wegen meines Aussehens keine Sorgen. Beschränke dich darauf, dich und die Kinder zu verarzten und zu verwöhnen und lass mich so aussehen, wie es mir passt.«

»Ich habe nicht ganz verstanden, was Sie Ihrem Bruder erzählt haben«, rief Emma. »Dass Ihr Freund Graham die Absicht haben soll, einen schottischen Gutsverwalter zu nehmen, der sich um seinen neuen Besitz kümmert. Aber wäre dies denn das Richtige? Wird nicht das alte Vorurteil zu stark sein?«

Sie sprach noch lange und so erfolgreich weiter, dass sie, als sie schließlich doch ihrem Vater und ihrer Schwester ihre Aufmerksamkeit wieder zuwenden musste, nichts Schlimmeres mehr zu hören bekam wie die freundliche Erkundigung Isabellas nach Jane Fairfax; und obwohl diese sonst nicht gerade ihr ausgesprochener Liebling war, freute sie sich in diesem Moment darüber, in das Lob einstimmen zu können.

»Diese reizende, liebenswürdige Jane Fairfax!« sagte Mrs. John Knightley. »Ich habe sie lange nicht gesehen, nur manchmal ganz kurz zufällig in der Stadt; was muss es für ihre gute alte Großmutter und vortreffliche Tante für eine Freude sein, wenn sie zu Besuch kommt! Ich bedauere nur um der lieben Emma willen außerordentlich, dass Jane nicht öfter in Highbury sein kann, aber jetzt, nachdem ihre Tochter geheiratet hat, werden sich Colonel und Mrs. Campbell wahrscheinlich überhaupt nicht mehr von ihr trennen wollen. Sie wäre eine bezaubernde Gesellschaft für Emma.«

Mr. Woodhouse war mit allem einverstanden, fügte aber hinzu:

»Unsere kleine Freundin, Harriet Smith, ist indessen auch solch eine reizende junge Person. Sie wird dir gefallen. Emma könnte keine bessere Gesellschaft haben als Harriet.«

Dieses Thema wurde in bester Stimmung durchgesprochen, ihm folgten andere von gleicher Wichtigkeit und gingen in gleicher Harmonie vorüber; der Abend sollte jedoch nicht ohne erneute Aufregung zum Abschluss kommen. Der Haferschleim wurde aufgetragen und es gab eine Menge darüber zu sagen – viel Lob und viele Bemerkungen – unbestrittene Entscheidung zugunsten seiner Bekömmlichkeit für jede Konstitution, und eine ziemlich ernsthafte Philippika gegen die vielen Haushalte, in denen er meist ungenießbar war, unglücklicherweise war unter den Versagern, die als Beispiel zitiert wurden, das neueste und auffallendste, Mrs. Knightleys eigene Köchin in South End, eine junge Frau, die sie für den dortigen Aufenthalt engagiert hatte, die nie begreifen wollte, was sie unter einer Schüssel schönen, glatten Haferschleims verstand, er sollte dünn, aber wiederum nicht zu dünn sein. Sooft sie ihn wünschte und bestellte, niemals konnte sie etwas Genießbares vorgesetzt bekommen. Das ergab eine gefährliche Einleitung.

»Ach«, sagte Mr. Woodhouse kopfschüttelnd, indem er den Blick voll zärtlicher Sorge auf sie richtete. Der Ausruf bedeutete in Emmas Ohren, ›die traurigen Folgen deines Aufenthalts in South End nehmen kein Ende. Es schmerzt einen, darüber zu reden‹. Während sie noch ein Weilchen hoffte, er würde nicht weiter darüber sprechen und es beim schweigenden Grübeln bewenden lassen, damit er in Ruhe seinen eigenen glatten Haferschleim genießen könne, begann er indessen nach einer kurzen Pause:

»Ich werde es stets sehr bedauern, dass du in diesem Herbst an die See gegangen bist, anstatt hierher zu kommen.«

»Aber warum sollten Sie es bedauern, Sir? Ich kann Sie versichern, es hat den Kindern äußerst gut getan.«

»Und außerdem, wenn du schon an die See gehen musstest, dann hätte es besser nicht gerade South End sein sollen. South End ist ein ungesunder Ort. Perry war erstaunt, als er hörte, dass ihr euch für South End entschieden habt.«

»Ich weiß, dass dieses Vorurteil sehr verbreitet ist, aber Sie sind bestimmt im Irrtum, Sir. Wir erfreuten uns dort ausgezeichneter Gesundheit, hatten nie die geringste Unbequemlichkeit wegen des Schmutzes, und Mr. Wingfield sagt, es sei falsch, den Ort für ungesund zu halten; man kann sich bestimmt auf ihn verlassen, da ihm die Zusammensetzung der dortigen Luft aufs Gründlichste bekannt ist und sein eigener Bruder ist mit seiner Familie wiederholt dort gewesen.«

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