Kitabı oku: «Die Abtei von Northanger», sayfa 4

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»Hoffentlich wird Ihr Gatte sich auch diesem Ort verpflichtet fühlen, gnädige Frau, weil er ihm geholfen hat.«

»Vielen Dank! Daran zweifele ich nicht. Einer unserer Nachbarn, ein Dr. Skinner, war auch im vergangenen Winter zur Kur hier und kehrte ganz gekräftigt heim.«

»Das muß Ihnen doch Mut machen.«

»Gewiß! Dr. Skinner war mit seiner Familie drei Monate hier. Darum rate ich meinem Mann auch, es mit der Heimreise nicht so eilig zu haben.«

Hier wurden sie von Mrs. Thorpes Bitte unterbrochen, , doch ein wenig zusammenzurücken, um für Mrs. Hughes und Tilney Platz zu machen. Man richtete sich dementsprechend ein, während Mr. Tilney immer noch vor ihnen stand und nach kurzer Überlegung Catherine um einen Tanz bat, eine Aufmerksamkeit, die Catherine zwar sehr glücklich machte, aber in eine zwiespältige Lage brachte. Und die Absage verriet so viel tiefes Bedauern, daß er ihren Schmerz für übertrieben gehalten hätte, wäre Thorpe, der wenig später erschien, nur eine halbe Minute früher gekommen. Thorpes nachlässige Entschuldigung söhnte sie keineswegs mit dem teilweise Versäumten aus, wie sie auch nicht die Einzelheiten über die Pferde und Hunde seines Freundes, mit dem er sich soeben unterhalten hatte, oder die Tatsache interessierte, daß er mit ihm einen Terrier tauschen wolle. Sie schaute immer wieder in die Ecke des Saales zurück, wo sie Mr. Tilney zurückgelassen hatte. Sie hätte ihrer lieben Isabella den jungen Herrn besonders gern gezeigt, aber sie entdeckte nichts von ihr, denn sie befand sich in einem anderen Karree, fern von all ihren Bekannten. Eine Demütigung folgte der anderen, und sie zog daraus die traurige Lehre, daß eine vorzeitige Aufforderung zum Tanz einer jungen Dame nicht unbedingt zu Ansehen und Freude gereichen muß. Aus diesem moralisierenden Gedankengang schreckte sie durch eine Berührung an der Schulter auf. Sich umwendend, erblickte sie Mrs. Hughes, Miß Tilney und einen jungen Herrn. »Verzeihen Sie mir die Störung, Miß Morland, aber ich suche vergebens Miß Thorpe, und da meinte Mrs. Thorpe, Sie seien damit einverstanden, wenn ich diese junge Dame bei Ihnen einreihen würde.« Mrs. Hughes hätte im ganzen Saal keinen zweiten Menschen finden können, der ihrem Wunsche mit größerer Freude entsprochen hätte als Catherine. Die beiden jungen Damen wurden einander vorgestellt, Miß Tilney bedankte sich gebührend für die erwiesene Güte, und Miß Morland versicherte mit dem ganzen Takt einer großzügigen Seele, das sei doch eine Kleinigkeit. Hughes kehrte zu ihren Bekannten zurück, befriedigt über, ihren Schützling so gut untergebracht zu haben. Miß Tilney hatte eine hübsche Figur, ein reizendes Gesicht und ein sehr freundliches Wesen. Ihr Äußeres entsprach zwar nicht dem Stil von Miß Thorpe, aber sie besaß mehr wirkliche Eleganz. Ihr Gebaren war ausgeglichen und verriet beste Erziehung. Sie war weder schüchtern noch von betonter Offenheit. Sie vermochte jung und anziehend aufzutreten, ohne sogleich die Aufmerksamkeit jedes Mannes in ihrer Nähe herauszufordern und ohne übertriebene Bekundungen eines überschwenglichen Entzückens oder unmerklichen Ärgers bei jeder sich ergebenden Kleinigkeit. Catherine fühlte sich zu ihr hingezogen wegen ihrer Erscheinung, und weil sie Mr. Tilneys Schwester war; sie bemühte sich um ihre Freundschaft und richtete das Wort an sie, sooft Mut und Muße es ihr gestatteten. Es war nur aus Mangel an einem dieser Requisiten zurückzuführen, daß sie nicht über die ersten Anfänge einer Bekanntschaft hinauskamen, in deren Verlauf sie sich darüber unterrichteten, wie es ihnen in Bath gefalle, wie sie die Gebäude und die Umgebung bewunderten, ob sie zeichneten, sangen, musizierten oder lieber ritten.

Die beiden Tänze waren kaum vorüber, als Catherine ihren Arm von der treuen Isabella ergriffen fühlte, die in bester Laune ausrief: »Endlich habe ich dich gefunden! Süßes, die ganze Stunde habe ich nach dir ausgeschaut! Wie konntest du dich nur in dieses Karree einreihen, da du mich doch in dem anderen wußtest? Ich war ganz unglücklich ohne dich.«

»Meine liebe Isabella, wie sollte ich wohl zu dir gelangen? Ich wußte ja nicht einmal, wo du warst!«

»Genau das gleiche habe ich deinem Bruder auch die ganze Zeit über gesagt, aber er wollte es nicht glauben. Ich bat ihn dich zu suchen, aber es war alles vergebens; er wollte sich nicht einen Schritt darum rühren. War es nicht so, Mr. Morland? Aber Ihr Männer seid alle so unmäßig faul. Ich habe ihn so ausgescholten, meine liebe Catherine, daß du dich sehr verwundert hättest. Du weißt ja, daß ich mit solchen Leuten nicht lange Federlesens mache.«

»Schau diese junge Dame mit den weißen Perlen im Haar«, raunte Catherine statt einer Antwort und zog Isabella zu sich herüber, »das ist Mr. Tilneys Schwester.«

»Du lieber Himmel! Wirklich? Das muß ich gesehen haben. Welch reizendes Mädchen! Soviel Schönheit sah ich noch nie! Aber wo ist ihr alles erobernder Bruder? Ist er auch im Saal? Wenn ja, so zeige ihn mir augenblicklich. Ich sterbe vor Neugier. - Mr. Morland, Sie dürfen nicht zuhören; wir sprechen nicht von Ihnen.«

»Aber warum dieses Gewispere? Was ist los?«

»Siehst du, ich wußte wohl, was kommen würde. Ihr Männer seid so unersättlich neugierig. Spottet nur über die Neugier der Frauen, ja, tut das nur! Sie ist nichts gegen eure. Aber seien Sie zufrieden, Sie werden nichts erfahren.«

»Und damit soll ich mich begnügen?«

»Ich muß schon sagen, soviel Neugier ist mir noch nie begegnet. Was kann Ihnen wohl an unserer Unterhaltung liegen? Vielleicht sprechen wir sogar von Ihnen; deshalb rate ich Ihnen, besser nicht zuzuhören, Sie könnten sonst etwas Ihnen nicht ganz Angenehmes erfahren.«

Über dieses nichtssagende Geplänkel verstrich einige Zeit, und die eigentliche Ursache schien völlig vergessen zu sein. Catherine, ganz zufrieden damit, daß man das Thema für eine Weile aufgegeben hatte, verlor trotzdem den Verdacht nicht, Isabellas ungeduldiger Wunsch nach einem Blick auf Mr. Tilney sei ganz verflogen. Als das Orchester einen neuen Tanz anstimmte, wollte James seine schöne Dame wiederum entführen, aber sie widerstrebte. »Nichts um der Welt, Mr. Morland!« | rief sie aus. »Wie können sie nur so beharrlich sein! - Denk doch nur, liebe Catherine, was dein Bruder vorhat. Ich soll noch einmal mit ihm tanzen, obgleich ich ihm sage, daß es sich nicht schickt und gegen die Etikette verstößt. Wenn wir nicht die Tänzer wechseln, kommen wir schön ins Gerede.«

»Bei diesen öffentlichen Tanzereien kommt es nicht so genau darauf an«, meinte James. »Unsinn, wie können Sie so etwas sagen? Aber wenn ihr Männer etwas durchsetzen wollt, ist euch alles andere gleich. - Meine süße Catherine, hilf mir doch. Bring doch deinem Bruder bei, wie unmöglich es ist. Sag ihm bitte, daß du ganz entsetzt wärest, wenn ich nachgäbe. Ist es denn nicht so?«

»Nein, ganz und gar nicht; aber wenn du es für schlimm hältst, dann wechselst du selbstverständlich besser.«

»Sehen Sie wohl«, rief Isabella, »da hören Sie, was Ihre Schwester sagt, und doch wollen Sie sich nicht danach richten. Bitte, denken Sie aber daran, daß es Ihre Schuld ist, wenn alle alten Damen in Bath sich unseretwegen aufregen. - Komm, liebste Catherine, um des Himmels willen steh mir bei.« Und damit begaben sie sich auf ihren alten Platz. John Thorpe hatte sich inzwischen empfohlen, und da Catherine Mr. Tilney zu gern Gelegenheit geboten hätte, die angenehme Aufforderung zum Tanz zu wiederholen, mit der er ihr schon einmal geschmeichelt hatte, bahnte sie sich eilig einen Weg zu Mrs. Allen und Mrs. Thorpe, wo sie ihn noch anzutreffen hoffte. Wie unvernünftig dünkte ihr aber diese Hoffnung, nachdem sie sich als eitel erwies. »Nun, meine Liebe«, meinte Mrs. Thorpe, die ungeduldig ein Lob ihres Sohnes erwartete. »Hoffentlich hatten Sie einen netten Tänzer.« »Sehr nett, gnädige Frau!«

»Das freut mich. John hat ein so reizendes Wesen, nicht wahr?«

»Hast du Mr. Tilney getroffen, Liebes?« fragte Mrs. Allen »Nein, wo ist er denn?« »Eben war er noch bei uns. Er sagte, er sei des Herumstehens müde und wolle endlich auch tanzen. Daher glaubte ich, er wollte dich auffordern.«

»Wo kann er denn sein?« Catherine blickte sich suchend im Saal um; als sie ihn gewahrte, führte er gerade eine andere junge Dame zum Tanz.

»Ach, er hat schon eine Tänzerin. Wenn er doch dich aufgefordert hätte!« rief Mrs. Allen und fügte nach kurzem Schweigen hinzu: »Er ist ein sehr angenehmer junger Mann.«

»Ja, das ist er, Mrs. Allen«, pflichtete Mrs. Thorpe freundlich lächelnd bei: »Ich muß es bestätigen, obwohl ich seine Mutter bin, es gibt kaum einen netteren jungen Mann.«

Diese an sich unverständliche Antwort gab Mrs. Allen keine Rätsel auf, denn sie raunte Catherine zu: »Sie meint wohl, wir sprechen von ihrem Sohn.«

Catherine war enttäuscht und ein wenig ärgerlich, und die Überzeugung, so knapp vor dem Ziel es noch versäumt zu haben, trug nicht zu einer gnädigen Behandlung John Thorpes bei, als er sich kurz darauf wieder einfand. »Nun, Miß Morland, ich glaube, wir beide müssen noch einmal bei dem Lämmerhüpfen mitmachen.«

»O nein! Ich bin Ihnen sehr dankbar, doch unsere beiden Tänze sind vorbei. Außerdem bin ich müde und will überhaupt nicht mehr tanzen.«

»Wirklich nicht? Dann lassen Sie uns ein wenig promenieren und die Leute durchhecheln. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die vier größten Harlekine im ganzen Saal - meine beiden jüngeren Schwestern und ihre Tänzer. Ich lache seit einer halben Stunde über das Kleeblatt.«

Aber Catherine blieb ablehnend, und schließlich trollte er sich, um sich allein über seine Schwestern lustig zu machen. Der Rest des Abends wurde ihr recht lang. Mr. Tilney blieb auch beim Tee ihrer Gruppe fern. Miß Tilney war zwar zugegen, aber sie saß ziemlich entfernt, und Isabella und James waren so versunken, daß Isabella nur zu einem gelegentlichen Lächeln und zu einem flüchtigen Händedruck Zeit fand und ihr ein einziges »Liebste Catherine« zuraunte.

Neuntes Kapitel

Catherines Niedergeschlagenheit vertiefte sich durch die Ereignisse des Abends zusehends. Zunächst drückte sie sich in einer allgemeinen Unzufriedenheit mit ihrer näheren Umgebung im Ballsaal aus und steigerte sich zu beachtlich schlechter Laune und dem Verlangen, nach Hause zu gehen. In der Pulteney Street angekommen, entpuppte sich ein ungeheurer Hunger; und als dieser gestillt war, verlangte es sie nur noch nach ihrem Bett. Hiermit erreichte sie den Höhepunkt ihres Kummers, denn sie fiel unmittelbar in einen tiefen, neun Stunden währenden Schlummer, nach dem sie belebt und guter Laune mit neuen Hoffnungen und Plänen erwachte. Ihr vordringlichster Herzenswunsch galt der Vertiefung ihrer Bekanntschaft mit Miß Tilney, und sie faßte den Entschluß, zu diesem Zweck gegen Mittag in der Brunnenhalle nach ihr zu suchen. Dort war jeder neue Badegast anzutreffen. Es war obendrein ein Eldorado für die Entdeckung fraulicher Vollkommenheit, die Anknüpfung weiblicher Vertrautheit und geheimen Gedankenaustausches, so daß die Erwartung, in ihren Mauern eine neue Freundin zu gewinnen, gar nicht so unbegründet war. Nachdem sie diesen Plan gefaßt hatte, griff sie nach dem Frühstück ruhig zu ihrem Buch, entschlossen, dabei auszuharren, bis die Uhr eins schlage. Sie ließ sich nur wenig durch Mrs. Allens Bemerkungen und Ausrufe stören, die in ihrer Geistlosigkeit und Denkträgheit weder viel sagte noch völlig schwieg. Wenn sie bei einer Arbeit saß, ihre Nadel verlor oder den Faden abriß, wenn eine Kutsche vorüberrollte oder ihr Kleid ein Fleckchen aufwies, erwähnte sie es laut, gleichgültig, ob ihr jemand antwortete oder nicht. Gegen halb eins lockte sie ein besonders heftiges Klopfen ans Fenster; sie hatte kaum Zeit, Catherine von zwei offenen, vor der Tür wartenden Wagen zu berichten - der erste nur mit einem Diener besetzt, der zweite mit Mr. Morland in Gesellschaft von Miß Thorpe - als John Thorpe die Treppe hinaufstürmte und ausrief: »Nun, Miß Morland, hier bin ich. Haben Sie lange gewartet? Wir konnten nicht eher kommen. Der alte Teufel von Kutschenverleiher brauchte eine Ewigkeit, um einen leidlichen Kasten zu finden, und noch jetzt wette ich zehntausend zu eins, daß die Wagen zusammenbrechen, noch ehe wir aus der Stadt sind. - Wie geht es Ihnen, Mrs. Allen? Ein großartiger Ball gestern abend, nicht wahr? - Kommen Sie, Miß Morland, sputen Sie sich, denn die anderen haben verfluchte Eile. Sie sehnen sich nach ihrem Sturz.«

»Was meinen Sie denn?« fragte Catherine. »Wo wollen Sie denn alle hin?« »Wohin? Sie haben wohl unsere Verabredung vergessen? Wir hatten beschlossen, heute morgen auszufahren. Was haben Sie für ein kurzes Gedächtnis! Wir wollen nach Claverton Down hinauf.«

»Ich entsinne mich, daß von etwas Derartigem gesprochen wurde«, erwiderte Catherine und sah zu Mrs. Allen hinüber, um deren Ansicht zu hören. »Aber ich habe Sie wirklich nicht erwartet.«

»Nicht erwartet! Sie sind gut! Und was für einen Staub hätten Sie aufgewirbelt, wenn ich nicht gekommen wäre?«

Catherines stilles Flehen versagte bei ihrer mütterlichen Freundin; denn Mrs. Allen, selbst nicht im geringsten daran gewöhnt, Empfindungen durch Blicke auszudrücken, hatte keine Ahnung, daß andere Leute so etwas vermögen. Catherines Wunsch nach einem Wiedersehen mit Miß Tilney vertrug Augenblick wohl einen kurzen Aufschub zugunsten einer Spazierfahrt, und da Mrs. Allen nichts Unpassendes darin fand, solange Isabella und James teilnahmen, hieß es, deutlicher zu sprechen. »Was sagen Sie dazu, gnädige Frau, können Sie mich ein paar Stunden entbehren? Soll ich mitfahren?«

»Tu, was dir Spaß macht, mein liebes Kind«, erwiderte sie voll friedfertiger Gleichgültigkeit. Catherine nahm den Rat an und eilte aus dem Zimmer, um ihre Sachen zu holen. Sie kam so schnell zurück, daß den beiden anderen kaum Zeit für ein paar kurze lobende Worte blieb, nachdem der Besucher Mrs. Allens Bewunderung für sein Gig abgefordert hatte. Nach kurzem Abschied eilte man die Treppe hinunter. »Liebstes«, rief Isabella, von freundschaftlicher Verpflichtung getragen, bevor sie den anderen Wagen bestieg. »Du hast unendlich lange gebraucht, um dich fertig zu machen. Ich fürchtete schon, du wärest krank. Was war das doch gestern für ein reizender Ball! Ich muß dir tausenderlei Dinge erzählen, doch eil dich, steig ein, ich brenne auf die Fahrt.«

Catherine gehorchte ihren Befehlen und wandte sich ab, aber gleich darauf vernahm sie Isabellas Bemerkung zu James: »Wie süß sie doch ist! Ich vergöttere sie!«

»Sie werden sich doch nicht fürchten, Miß Morland, wenn mein Pferd beim Anziehen ein wenig tanzt?« sagte Thorpe, als er ihr in den Wagen half. »Es wird vielleicht ein paarmal anspringen und sich dann wieder eine Minute ausruhen, aber es wird bald seinen Meister finden. Es ist voller Launen und spielerisch, aber es hat keine schlechten Eigenschaften.«

Catherine fand diese Beschreibung nicht sehr einladend, aber für einen Rückzug war es jetzt zu spät, und sie war noch zu jung, um Furcht einzugestehen. Sie überantwortete sich also ihrem Schicksal, und dem Charakter des Tieres die Prahlsucht seines Herrn zugute haltend, ließ sie sich ruhig neben Thorpe nieder. Nach verschiedenen Vorbereitungen befahl er dem Diener, der das Pferd am Zaumzeug hielt, mit gewichtiger Stimme: »Loslassen!« und fort ging’s ohne Stoß und Kapriolen oder irgendeinen Zwischenfall. Catherine, beglückt darüber, so gut davongekommen zu sein, äußerte angenehme Überraschung, worauf ihr Gefährte sich dahin ausließ, es sei lediglich seiner geschickten Zügelhaltung zu verdanken und der einzigartigen Geschicklichkeit und Überlegung, wie er die Peitsche führe. Catherine wunderte sich nur, daß er bei solch vollkommener Beherrschung seines Pferdes sie durch Erwähnung von dessen Tücken geängstigt hatte, beglückwünschte sich herzlich zu ihrem fähigen Rosselenker und überließ sich im Bewußtsein völliger Sicherheit dem Genuß der frischen Luft des milden Februartages. Diesem ersten Zwiegespräch folgte ein kurzes Schweigen, das Thorpe später etwas unvermittelt unterbrach: »Der alte Allen ist wohl reich wie ein Jude, ja?« Catherine verstand nicht sofort, und er wiederholte seine Frage mit der Erklärung: »Der alte Allen - der Mann, bei dem Sie wohnen.«

»Oh, Sie meinen Mr. Allen? Ja, ich glaube, er ist sehr reich.«

»Und gar keine Kinder?«

»Nein, gar keine.«

»Großartig für seine Erben. Er ist Ihr Patenonkel, nicht wahr?«

»Mein Patenonkel? Nein.«

»Aber Sie sind immer viel bei ihnen?«

»Ja, sehr viel.«

»Na, ja, das meinte ich ja. Er scheint ein ganz netter alter Kerl zu sein, und ich glaube, er hat ganz flott gelebt. Er hat nicht umsonst die Gicht. Trinkt er noch immer täglich sein Fläschchen?« »Täglich sein Fläschchen? Nein! Wie kommen Sie darauf? Er ist sehr mäßig, und Sie glauben doch wohl nicht, daß er gestern abend dem Alkohol zugesprochen hat?« »Hilf Gott! Ihr Weiber denkt immer, ein Mann sei gleich betrunken. Ein Mann läßt sich doch

nicht von einer Flasche umwerfen. Über etwas bin ich ganz sicher - wenn jeder Mann täglich seine Flasche tränke, gäbe es nur halb soviel Unordnung auf der Welt wie jetzt. Es wäre für uns alle besser.«

»Das kann ich nicht glauben.«

»Oh, es wäre die Rettung vieler Tausender. In diesem Königreich wird nicht der hundertste Teil des Weines konsumiert, der heilsam wäre. Unser nebliges Wetter erfordert so ein Heilmittel.«

»Und doch habe ich gehört, daß man in Oxford sehr viel Wein trinkt.« »Oxford! Ach, heutzutage wird in Oxford nicht mehr gezecht. Niemand trinkt dort. Es gibt keinen Mann, der mehr als seine zwei Flaschen trinkt. Neulich galt es zum Beispiel für etwas Außerordentliches, als bei einem Fest in meinen Räumen auf den Durchschnitt zweieinhalb Flaschen entfielen. Es wurde als etwas Ungewöhnliches angesehen. Und dabei habe ich einen besonders guten Stoff. In Oxford läßt sich nur schwer ein ähnlicher auftreiben, das können Sie glauben. Aber das vermittelt Ihnen gleichzeitig einen kleinen Eindruck von der allgemeinen Mäßigkeit.«

»Ja, das gibt mir allerdings ein Bild«, entgegnete Catherine warm, »und zwar weiß ich jetzt, daß Sie alle mehr Wein trinken, als ich für möglich gehalten habe. Aber James trinkt sicher nicht soviel.«

Diese Erklärung rief eine überwältigende, bis auf einige sich wiederholende Flüche nur schwer verständliche Entgegnung hervor. So behielt Catherine nach dem Redeschwall den verstärkten Eindruck, daß in Oxford sehr viel Wein getrunken werde und ihr Bruder sich glücklicherweise einiger Nüchternheit befleißige.

Hierauf wandten sich Thorpes Gedanken ausschließlich seinem Gefährt zu, und er forderte ihre gebührende Bewunderung für die Lebhaftigkeit und Freiheit seines Pferdes, für seinen Schritt und die ausgezeichnete Federung des Wagens. Sie folgte all seinen Lobpreisungen, so gut sie vermochte. Ihn zu übertreffen oder etwas hinzuzufügen war unmöglich. Seine Kenntnisse und ihre Unwissenheit über das Thema, seine Redegewandtheit und ihre mangelnde Selbstsicherheit benahmen sie jeder Kraft hierzu. Sie konnte nichts Neues zum Lobe vorbringen, aber um so geflissentlicher wurde sie zum Echo seiner Behauptungen. Und endlich war es zwischen ihnen entschieden, daß sein Gefährt das ausgezeichnetste seiner Art in ganz England sei, sein Wagen der hübscheste, sein Pferd das exquisiteste und er selbst der beste Fahrer. »Sie glauben doch nicht wirklich, Mr. Thorpe«, sagte Catherine nach einiger Zeit, als sie das Thema für abgeschlossen zu halten und eine kleine Wandlung in der Unterhaltung vorzuschlagen wagte, »daß James’ Wagen zusammenbrechen wird?«

»Zusammenbrechen? O Herr! Haben Sie je solch einen Klapperkasten gesehen? An dem ganzen Wagen ist nicht ein ordentliches Stück Eisen. Die Räder sind wenigstens zehn Jahre alt, und den Kasten können Sie mit einer bloßen Berührung zerbrechen. Es ist das teuflischste kleine Spielzeug, das ich je sah. Gott sei Dank haben wir ein besseres. Ich würde für fünfzigtausend Pfund nicht zwei Meilen darin fahren.«

»Um des Himmels willen«, rief Catherine entsetzt, »dann lassen Sie uns bitte umkehren. Wenn James weiterfahrt, wird er bestimmt einen Unfall erleiden. Lassen Sie uns umkehren! Mr. Thorpe, halten Sie an und sprechen Sie mit meinem Bruder, sagen Sie ihm doch, wie unsicher es ist.«

»Unsicher! Was bedeutet das schon! Sie werden nur hinausrollen, wenn er zusammenbricht. Und hier ist reichlich Schlamm - da fällt man weich. Verflucht, der Wagen ist sicher genug, wenn ein Mann ihn zu fahren versteht; ein solcher Wagen in guten Händen hält mindestens noch zwanzig Jahre, wenn er auch ziemlich abgenutzt ist. Für fünf Pfund übernähme ich es, ihn nach York und zurück zu fahren, ohne auch nur einen Nagel zu verlieren.«

Catherine hörte ganz verblüfft zu; sie konnte zwei so ganz verschiedene Urteile über die gleiche Sache nicht in Einklang bringen, denn sie war nicht danach erzogen, einen Prahlhans zu verstehen; auch wußte sie nicht, zu welchen läppischen Beteuerungen und unverschämten Lügen übermäßige Eitelkeit einen Menschen treibt. Ihre Familie bestand aus einfachen, natürlichen Menschen, die selten einen Scherz machten. Ihr Vater verstieg sich höchstens zu einem Wortspiel und ihre Mutter zu einem Sprichwort. Folglich zählte es nicht zu ihren Gewohnheiten, sich durch Übertreibungen größeres Ansehen zu verschaffen oder in einem Augenblick etwas zu behaupten, um es im nächsten zu widerrufen. Bestürzt dachte sie über diese Angelegenheit eine Weile nach und war mehr als einmal versucht, von Mr. Thorpe eine klarere Darstellung seiner Ansichten zu fordern; aber sie hielt sich zurück, weil sie ihn einer klareren Schilderung für unfähig hielt. Und wenn sie dann noch in Betracht zog, daß er seine Schwester und seinen Freund nicht ohne Not einer Gefahr aussetzte, die er leicht verhindern konnte, so kam sie zu dem Schluß, der Wagen sei in Wirklichkeit sicher genug, und ängstigte sich nicht länger. Er schien die ganze Angelegenheit vergessen zu haben, und seine übrige Unterhaltung, oder vielmehr seine Rede, begann und endete mit seiner eigenen Person und seinen Angelegenheiten. Er sprach von Pferden, die er für ein Ei und Butterbrot erworben und für unglaubliche Summen wieder verkauft hatte; von Rennen, bei denen sein unfehlbares Urteil den Sieger vorhergesagt hatte; von Jagdgesellschaften, bei denen er trotz einer ungünstigen Stellung mehr Enten oder Rebhühner erlegt hatte als all seine Gefährten zusammen; er beschrieb besonders berühmte Fuchsjagden, wobei seine Geschicklichkeit und Voraussicht bei der Leitung der Hunde die Fehler der erfahrensten Jäger berichtigt hatten, und prahlte schließlich mit der Kühnheit seines Reitens, ohne dadurch sein eigenes Leben auch nur einen Augenblick gefährdet zu haben, wohingegen es den anderen ständig Schwierigkeiten bereitet und vielen sogar den Hals gekostet hätte.

Trotz Catherines geringer Urteilskraft und ihrer unsicheren Ansichten über die wünschenswerte Art eines Mannes konnte sie einen Zweifel über seinen Charakter nicht unterdrücken, während die Ergüsse seiner grenzenlosen Einbildung über sie hinströmten. Ein kühner Argwohn; denn er war doch Isabellas Bruder, und James hatte ihr versichert, sein Benehmen empfehle ihn jeder jungen Dame. Trotzdem flößte ihr seine Gegenwart sehr bald heftigen Widerwillen ein, und dieses Empfinden steigerte sich unaufhörlich. Als sie wieder in der Pulteney Street anhielten, war sie in gewissem Maße dazu verleitet, seiner Autorität zu widerstehen und an seiner Fähigkeit, rechtes Glück zu vermitteln, zu zweifeln.

Isabella bekundete grenzenlose Überraschung, als sie bemerkte, daß es bereits zu spät sei, um ihre Freundin ins Haus zu begleiten. »Schon drei Uhr vorbei!« Es war unverständlich, unmöglich, unglaublich! Sie traute weder ihrer eigenen Uhr noch der ihres Bruders oder des Dieners, bezweifelte jede Versicherung, sei sie nun auf Vernunft oder Wahrheit begründet; doch als Morland seine Uhr herauszog, war die Wahrheit besiegelt. Hätte sie jetzt noch einen Augenblick länger gezweifelt, so wäre das ebenso unverständlich, unmöglich und unglaublich gewesen. Sie beteuerte nur immer von neuem, noch nie seien zwei und eine halbe Stunde so schnell verflogen und Catherine möge es bestätigen. Jedoch auch Isabella zuliebe konnte Catherine keine Unwahrheit sagen; aber dieser blieb der Kummer einer verneinenden Antwort erspart, weil sie auf keine Entgegnung wartete. Ihre eigenen Gefühle beanspruchten sie vollständig, und es dünkte ihr äußerst unerfreulich, sogleich nach Hause zu gehen. Seit Ewigkeiten hatte sie keinen Augenblick mehr unter vier Augen mit ihrer liebsten Catherine gesprochen, und obgleich sie ihr tausenderlei Dinge zu berichten hatte, schien sich alles gegen ein ruhiges Zusammensein zu verschwören. So verabschiedete sie sich von Catherine mit bekümmertem Lächeln und dem lachenden Auge tiefster Verzweiflung.

Mrs. Allen war soeben von all den kleinen Unwichtigkeiten des Morgens zurückgekehrt. Sie begrüßte die eintretende Catherine mit dem Ausruf: »Nun, liebes Kind, da bist du ja wieder!« -eine Wahrheit, die sie weder bestreiten wollte noch konnte - »und hoffentlich war es schön!«

»Ja, danke, Mrs. Allen. Wir hätten keinen schöneren Tag wählen können.« »Das meinte auch Mrs. Thorpe! Es freute sie sehr, daß ihr alle zusammen gefahren seid.« »Sie haben Mrs. Thorpe getroffen?«

»Ja, ich traf sie in der Brunnenhalle, und wir unterhielten uns lange. Sie sagte, heute morgen sei auf dem Markt kaum Kalbfleisch zu haben gewesen, es sei ungewöhnlich knapp.«

»Haben Sie sonst noch Bekannte getroffen?«

»Ja, wir gingen den Crescent hinauf und trafen Mrs. Hughes, und in ihrer Begleitung Mr. und Miß Tilney.«

»Wirklich? Und sprachen Sie auch miteinander?«

»Ja, wir sind wohl eine halbe Stunde über den Crescent gebummelt. Es scheinen sehr freundliche Menschen zu sein. Miß Tilney trug ein reizendes getupftes Musselinkleid, und soweit ich gehört habe, kleidet sie sich immer sehr hübsch. Mrs. Hughes erzählte mir eine ganze Menge von der Familie.«

»Und was hat sie Ihnen von den beiden erzählt?«

»Oh, sehr viel, sie sprach kaum von etwas anderem.«

»Hat sie Ihnen auch gesagt, aus welcher Gegend von Gloucestershire sie kommen?« »Jawohl, doch es will mir im Augenblick nicht einfallen. Aber sie stammen aus einer sehr guten Familie und sind überaus reich. Mrs. Tilney ist eine geborene Drummond, und sie und Mrs. Hughes waren Schulgefährtinnen. Miß Drummond hatte ein großes Vermögen und erhielt eine Mitgift von zwanzigtausend Pfund und fünfhundert für die Hochzeitskleider. Mrs. Hughes sah alle diese Kleider, als sie von der Schneiderin kamen.«

»Sind die Eltern der Tilneys denn auch in Bath?« »Ja, ich glaube wohl, doch ich bin dessen nicht ganz sicher. Wenn ich genauer nachdenke, scheint es mir, als wären sie beide tot - wenigstens die Mutter. Ja, ich entsinne mich, Mrs. Tilney ist tot; denn Mrs. Hughes erzählte mir, Mr. Drummond habe seiner Tochter am Hochzeitstage einen kostbaren Perlenschmuck überreicht, den jetzt Miß Tilney besitze, er wurde für sie aufgehoben beim Tode ihrer Mutter.«

»Und ist Mr. Tilney, mein Tänzer, der einzige Sohn?« »Das kann ich nicht ganz bestimmt sagen, mein liebes Kind, aber ich habe so das Gefühl. Auf jeden Fall sagt Mrs. Hughes, er sei ein sehr feiner junger Mann und berechtige zu großen Hoffnungen.«

Catherine fragte nicht weiter; von Mrs. Allen war doch nicht mehr zu erfahren. Welch Mißgeschick, solch ein Zusammentreffen mit den Tilneys zu versäumen! Hätte sie es vorhergesehen, so wäre sie nie zu einer Ausfahrt mit anderen Menschen zu bewegen gewesen. Sie konnte nur ihr Mißgeschick beklagen, über das Verpaßte nachdenken und gleichzeitig feststellen, daß der Ausflug keineswegs sonderlich erfreulich und John Thorpe selbst höchst unangenehm gewesen

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