Kitabı oku: «Fünf ungleiche Reiter», sayfa 6

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14. Kapitel – Der Rüben fressende Drache

Goldia, Reich des Silbernen Hammer, Zwergenland

Mittag des fünften Tages nach dem Fall von Erlin

Kraftvoll sauste die Axt herab und spaltete den Holzklotz. Gribus nahm den nächsten Klotz und packte ihn auf die Ablage. Auch diesen zerteilte er. Gribus befand sich auf dem Hinterhof des Hauses seines Vaters, wo er schon seit Tagen versucht hatte, seinen Kummer mit körperlicher Arbeit zu verdrängen. Einen ganzen Kilometer über ihm befand sich die Höhlendecke, welche die ganze Stadt überspannte. Brobus näherte sich und sagte: „Gribus, halte ein. Du solltest dringend eine Pause machen.“ Gribus brummte nur und verzog grimmig das Gesicht, was Brobus nicht sehen konnte: „Nicht jetzt.“

„Bruder, du hast jetzt schon so viel Feuerholz verarbeitet, dass wir für das ganze Jahr genug haben.“

„Von mir aus können es auch zwei Jahre werden.“

„Gribus … „ Brobus schreckte hoch, als jemand plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Es war Ekarum, der mit sanfter, aber direkter Stimme sagte: „Brobus, du solltest deinen Bruder in Ruhe lassen. Er muss sein Unglück erst mal verarbeiten.“

„Ich weiß, Vater. Doch beunruhigt es dich nicht? Er hat in den letzten Tagen mit niemandem viel geredet, weder mit mir, mit dir oder mit sonst jemandem. Wenn er sich zu sehr abschottet … „ Weiter kam Brobus nicht. Plötzlich ertönte ein Schrei, eine Tür wurde zugeschlagen und Glutia kam aus dem Haus gelaufen. „Glutia, meine Liebste, was ist geschehen?“ Ekarum nahm Glutia in die Arme und versuchte sie zu beruhigen. Jetzt kam Boron ebenfalls hinausgelaufen und fragte: „Was war das für ein Schrei?“ Brobus erklärte mit kalter Stimme: „Deine Mutter hat plötzlich geschrien und kam hinaus gelaufen.“ Glutia, die sich inzwischen beruhigt hatte, begann zu erzählen: „Ich stand in der Küche und machte wie jeden Tag zu dieser Zeit das Mittagessen, als ich etwas hörte.“ Ekarum sah sie an: „Etwas hörte?“

„Ja, es klang wie ein Schmatzen und es kam aus der Speisekammer. Also schaute ich nach und entdeckte ein Ungeheuer.“

„Ein Ungeheuer?“, fragte Ekarum. „Ja. Als ich es erblickte, habe ich mich erschrocken und bin dann raus gelaufen.“

„Es war nicht zu überhören“, brummte Brobus. Gribus, der schon in die Küche gegangen war, rief: „Ich werde mir mal das Monster ansehen. Bleibt draußen. Bis ich euch rufe.“ Langsam ging er um den Esstisch, der mitten in der Küche stand, herum und näherte sich der Speisekammer. Tatsächlich hörte nun auch er das Schmatzen aus der Speisenkammer. Er näherte sich der Tür und öffnete sie. Sie ging mit einem lauten Quietschen auf. Gribus erschrak und horchte. Das Schmatzen brach nicht ab. Was auch immer drinnen war, es war mit seinem Essen sehr beschäftigt. Also schob Gribus die Tür ganz zur Seite und sah hinein.

„Wo bleibt er nur? Er ist nun schon seit zehn Minuten da drinnen“, sagte Ekarum sichtlich besorgt. „Vielleicht hat ihn das Monster angefallen“, vermutete Boron. „Unwahrscheinlich. Wir hätten etwas gehört. Ich gehe jetzt rein“, beschloss Ekarum und schritt auf die Küchentür zu. Doch bevor er diese erreichte, ging sie auf und gab einen unglaublichen Anblick frei. Da stand Gribus, der in seinen Armen doch tatsächlich ein Drachenjunges hielt. Die Schuppen waren schwarz wie die Nacht, die Augen glühten rot. Doch es waren freundliche Augen. Die Krallen an den Füßen waren seltsam geformt. Sie erinnerten nicht an die von Raubtieren, sondern eher an jene von Tieren, die es gewohnt waren, sich durch Erdreich zu graben. Der Schwanz endete in einer natürlichen Stachelkeule. Der Kopf, der sehr groß im Vergleich zu dem restlichen Körper war, war mit vier dreißig Zentimeter langen Hörnern, die alle auf der Kopfdecke platziert waren und nach hinten wiesen, verziert. Der Rest des Kopfes ähnelte dem, was man sich unter einem Drachenkopf vorstellen würde. Das auffälligste Merkmal waren die riesigen Flügel. Der Drache, der zirka einen halben Meter lang war, hatte eine Flügelspannweite von einem Meter. Jetzt konnte man auch den Ursprung des Schmatzens erkennen: Das Drachenjunge fraß tatsächlich eine riesige Bergrübe. „Was beim Goldenen Hammer ist das?“, fragte Ekarum ungläubig. „Sieht aus wie ein Drache“, bemerkte Boron. „Quatsch, schon mal einen Rüben fressenden Drachen gesehen?“, widersprach Brobus. Dann stutzte er und gab kleinlaut zu: „Na ja. Eigentlich haben wir alle hier noch nie einen Drachen gesehen.“ Glutia sah es an und sagte: „Gefährlich sieht es nicht aus. Sogar ein bisschen niedlich.“

„Vorsicht, der Eindruck kann täuschen. Und es könnte ein Allesfresser sein“, warnte Ekarum. „Glaube ich nicht. Außerdem ist es ein Männchen“, erwiderte Gribus. „Und warum bist du dir da so sicher?“, fragte Boron. Statt zu antworten, hob Gribus das Drachenjunge hoch und zeigte seine Unterseite. Das erklärte alles. Ekarum sagte nun mit Schamröte auf den Wangen: „Nun, da die Geschlechtsfrage geklärt ist, was machen wir mit ihm?“ Gribus schlug vor: „Gehen wir erst mal zu Medikusius. Er liest viel. Vielleicht kennt er ja so ein Wesen.“

Später befand sich Gribus mit dem Drachen vor dem Haus von Medikusius, während die Blicke aller Zwerge, die sich auf der Straße befanden, auf ihm und dem Drachen ruhten. Zögernd hob Gribus die Hand und klopfte dann an die Tür des Elfenhauses, welches sich durch die hellen Steine von den Zwergenhäusern, die aus grauem Gestein gebaut waren, abhob. Einige Minuten vergingen, bis sich die Tür öffnete und die schlanke Gestalt von Medikusius sichtbar wurde. „Gribus! Schön dich zu sehen.“ Dann sah er den Drachen. Sein Gesicht entgleiste und er erstarrte. Erst als Gribus ihn besorgt anstupste, kam wieder Bewegung in ihn. „Das kann nicht sein. Und dennoch sehe ich es mit meinen eigenen Augen. Gribus, komm schnell herein. Ich habe dir eine Menge über deinen kleinen Freund zu erzählen.“

Nun saß Gribus in einem Sessel in Medikusius’ Wohnzimmer. Der Drachenjunge lag neben den warmen Kamin und aß eine Rübe, die ihn der Elf gegeben hatte. Der Elf selber brachte gerade Bergbier herein. Er stellte das Tablett mit den beiden Bechern auf einen Tisch ab und setzte sich dann in einen zweiten Sessel. Zögernd fing er an zu sprechen; „Ich weiß nicht so ganz, wo ich anfangen soll.“

„Dann sagt doch erst mal, was für ein Wesen das ist“, schlug Gribus vor. „Okay. Wie du schon vielleicht erkennen konntest, ist es ein Drache, wenn auch ein außergewöhnlicher. Er gehört der ausgestorben geglaubten Art der Schwarzen Vegetarier an.“

„Schwarze Vegetarier?“

„Ja. Sie sind beziehungsweise waren die einzigen Drachen, die sich ausschließlich von pflanzlicher Nahrung ernährten. Sieh dir die Krallen an! Sie dienen nicht dazu, um Beute zu reißen, sondern um zum Beispiel Knollen auszugraben.“

„Du hast Recht. Doch du sagtest, sie wären ausgestorben“, fragte Gribus nach. „Ja. Aber ich fange am besten von vorne an. Diese Drachen waren keine wildlebenden Tiere, sondern eine Züchtung der Elfen. Die Elfen wollten Wesen, die die Weisheit der Drachen hatten, aber auch friedlich und freundlich waren. Das hatten sie auch geschafft, zum Teil zumindest. Die Schwarzen Vegetarier wurden die besten Gefährten der Elfen. Sie waren Gelehrte, Mentoren, aber auch Kämpfer.“ Gribus fragte nochmal nach: „Du sagtest aber, sie wären friedlich gewesen.“

„Das stimmt. Sie waren friedlich. Wenn man aber kämpfen musste, so taten sie es wie die Elfen. Auch wenn sie Pflanzenfresser waren, konnten sie sehr gefährlich werden. Ihr giftiger Atem, etwas, was sie von ihren Vorfahren, den Sumpfdrachen, geerbt hatten, ätzte ganze Armeen weg. Und mit ihren Geisteskräften konnten sie selbst die mächtigsten Magier besiegen.“

„Geisteskräfte?“, fragte Gribus nach. Medikusius nickte: „Ja, sie besaßen die Fähigkeiten der Telepathie und der Telekinese.“

„Wenn sie so mächtig waren, warum sind sie dann ausgestorben?“ Das Gesicht des Elfen bekam einen traurigen Ausdruck: „Es geschah während des Kontinentalkrieges. Im Kampf hatten die Schattenelfen den Schwarzen Vegetariern nichts entgegen zu setzen. Deshalb griffen sie zu einem heimtückischen Mittel: dem schwarzen Tod. Es war eine fürchterliche Krankheit. Die armen Drachen bekamen überall Beulen, die extrem empfindlich waren und schmerzten, wenn sie mit etwas in Berührung kamen.“ Gribus war entsetzt: „Schrecklich!“

„Ja, das war es. Und selbst die Lichtmagier verzweifelten an dieser Krankheit.“ Nun schwiegen der Elf und der Zwerg.

Gribus ergriff als Erster wieder das Wort: „Danke, dass du mir das erzählst hast. Eine Frage hätte ich jedoch: Was soll ich mit dem Drachen machen?“ Medikusius lächelte dankbar für den Themawechsel und antwortete mit einer Gegenfrage: „Hast du schon mit den Gedanken gespielt, ihn zu behalten?“ Gribus nickte: „Ja, ich mache mir jedoch Sorgen um das Geld für die Rüben. So ein Drache isst vermutlich eine ganze Menge.“ Medikusius beruhigte ihn: „Die Schwarzen Vegetarier sind genügsame Esser. Na, dann ist es ja geklärt. Heute ist es schon spät. Morgen aber komme ich zu euch und werde dir helfen, alles für den Drachen einzurichten.“

15. Kapitel – Die Wüstenkönigin

Irgendwo in der Wüste

Morgen des sechsten Tages nach dem Fall von Erlin

Dunkelheit. Nur Erwins’ Licht durchdrang sie. Einen ganzen Tag schon irrte er durch dieses riesige Tunnelsystem. Mehrmals war er schon auf unsichtbare Riesenkäfer gestoßen, die er aber dank seiner Lichtmagie aufspüren und besiegen konnte. Seine Robe war von Schweiß und Blut, glücklicherweise war es nicht seins, durchtränkt. Immer mehr litt er und der laufende Tintenfisch unter dem Hunger. Durst hatten sie dank des Geruchssinns des schon kalbgroßen Tintenfischs, der sie direkt zu einer unterirdischen Quelle führte, nicht. Doch der Hunger war so schlimm, dass Erwin sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, einen der Riesenkäfer auszuweiden. Als er es jedoch in Angriff nehmen wollte und einen mit seinem Allzweckwerkzeug Licht aufschnitt, reichte ein Blick hinein, um ihn klar zu machen, dass er so hungrig doch wieder nicht war. Als hätte das Licht seine stummen Klagen bemerkt, weitete sich der Tunnel und mündete in eine große Höhle. Erwin traute seinen Augen nicht und die Glubscher des Tintenfischs traten hervor. Die Höhle, in derern Deckenmitte durch einen meterlangen Schacht Sonnenlicht hinein schien, war in zwei Hälfte geteilt. Die linke Hälfte bestand nur aus Sand. Die andere genauso große war dafür umso fruchtbarer. Es war eine Wiese mit mehreren Bäumen, die von einem Fluss, der in einen kleinen See mündete, bewässert wurde. Die Bäume waren mit Früchten, die Erwin noch nie zuvor gesehen hatte, beladen. Doch das Seltsamste und zugleich Schönste war ein schlankes und mittelgroßes Wesen, das zwischen den Bäumen stand. Es war eine junge Elfin. Und eine wunderschöne dazu. Sie hatte feuerrotes Haar und schneeweiße Haut. Ihre Augen glühten grün und ihre Lippen waren ebenso rot wie ihr Haar. Bekleidet war sie nur mit einem blauen Tuch, das sich um ihre Hüfte schmiegte. Ihr Oberkörper war frei, was Erwin die Schamröte auf die Wangen trieb. Sie kam lächelnd näher und als sie vor ihm stand, fing sie mit honigsüßer Stimme an zu sprechen: „Willkommen in meinem Hain, Reisender. Ich bin die Wüstenkönigin Marella. Und wer bist du?“ Erwin stotterte heftig: „Erwin.“ Marella lächelte noch mehr, fasste ihn an den Arm und flüsterte ihm ins Ohr: „Komm Erwin. Lass uns unter den Bäumen wandeln.“ Dann zog sie ihn in Richtung des Hains. Zurück blieb ein verlassener Tintenfisch. Dieser war deprimiert, weil Erwin ihn anscheinend einfach vergessen hatte, dann aber wendete er seine Aufmerksamkeit einem Baum zu, der Äpfel trug. Der Tintenfisch ging zu ihm, kletterte hinauf und pflückte eine Frucht. Als er wieder herunter kletterte, rutschte ihm die Frucht aus dem Tentakel und fiel zu Boden. Dies sollte sich als glücklicher Zufall erweisen, denn der Tintenfisch sah jetzt das Innere der Frucht. Es war schwarz und stank. Der Tintenfisch erkannte sofort, dass es eine Falle war. Er sah wieder herüber und erblickte Erwin, der immer noch von Marella verzaubert war, seinen Kopf auf deren Beinen ruhend, und Marella wollte gerade ihn mit einer der Früchte füttern. Der Tintenfisch reagierte sofort. Er rannte zum See, nahm Wasser auf, drehte sich um und schoss eine mehrere Meter lange, kochend heiße Fontäne aus. Sie traf Marella am Kopf. Die Schöne konnte nicht einmal mehr schreien, denn der Kopf war sofort weg, ohne dass Blut spritzte. Die Frucht flog aus ihrer Hand und fiel auf Erwins Brust, wo sie aufplatzte und ihre giftigen Inhalt freigab. Erwin schreckte hoch und starrte auf den grünen Fleck auf seiner weißen Robe. Dann drehte er den Kopf und konnte gerade noch zusehen, wie Marella zu Sand zerfiel. Sie war eine magisch belebte Sandskulptur gewesen. Als Erwins Verstand wieder klar wurde, erkannte er auch, dass sie ihn verzaubert hatte und zwar nicht nur mit ihrer Schönheit. Bevor er sich völlig von dem Schrecken erholen und dem Tintenfisch danken konnte, bebte auf einmal die Erde. Erwin und der Tintenfisch ruderten mit ihren Armen bzw. Tentakeln um das Gleichgewicht zu bewahren, was ihnen allerdings nicht gelang. Während sie auf dem Boden hin- und herrutschten, bebte die Erde weiter. Bis sie plötzlich aufhörte zu beben. Erwin, sein Blick auf den Sand ausgerichtet, stand vorsichtig auf. Plötzlich brach ein meterlanger, sandfarbener Fangarm, dessen Ende mit mehreren roten kleineren Fangarmen und einem roten Auge in der Mitte bestückt war, aus dem Boden. Er sauste auf Erwin zu. Dieser konnte in letzter Sekunde ausweichen. Weitere Fangarme brachen aus dem Sand hervor und stürzten sich auf Erwin sowie auf den Tintenfisch. Die beiden konnten nur mit Mühe ausweichen. Erwin wusste, dass sie nicht ewig ausweichen können würden und dass sie in die Offensive gehen mussten, wenn sie das überleben wollten. Er rief dem Tintenfisch zu: „Angriff ist die beste Verteidigung … Debecia.“ Er wusste zum Zeitpunkt selber nicht, warum er diesen Namen kannte, hatte jedoch andere Sorgen in Form von heransausenden Fangarmen. Der Tintenfisch hatte verstanden, rannte los, wich dabei den Armen weiterhin aus und stürzte sich auf den See. Er saugte so schnell er konnte und so viel Wasser wie möglich auf. Dann stellte er (oder sie?) sich todesmutig drei Fangarmen entgegen, die auf ihn/sie zustürzten. Doch sie erreichten ihn/sie nicht. Ein kochend heißer Wasserstrahl schoss hervor und traf sie nacheinander. Das Wasser verbrühte die Arme nicht, es kochte das Fleisch weg. Das Fleisch teilte sich in seine kleinsten Bestandteile auf, so heiß war der Strahl. Schlicht gesagt, das Fleisch verpuffte. Drei abgetrennte Arme fielen herunter. In der Zwischenzeit hatte Erwin mit drei gebündelten Lichtstrahlen ebenfalls drei Fangarme durchtrennt. Die anderen Fangarme zogen sich anscheinend eingeschüchtert zurück in die Erde. Jedoch war dies nicht das Ende des Kampfes. Bevor Erwin und Debecia Luft holen konnten, ließ ein schriller Wutschrei die Höhle beben. Etwas sehr Großes und sehr Wütendes erhob sich aus dem Sand. Es war das Hässlichste, was Erwin je gesehen hatte. Das Wesen bestand aus einem unförmigen, sandfarbenen Körper, auf dem ein Kopf saß. Dieser ähnelte dem einer Wespe. Mit zwei Unterschieden. Statt Facettenaugen waren an derer Stelle zwei Stielaugen. Auf der Stirn des Wesens befand sich ein riesiges, verschlossenes Auge. Aus dem Körper gingen zahlreiche Fangarme hervor. Das Wesen war fünf Meter breit und zehn Meter hoch. Es war die wirkliche Wüstenkönigin, Königin der Wüstenkäfer. Die Königin sah Erwin und Debecia mit ihren Stielaugen an. Sie starrten sich mehrere Minuten lang an. Dann kreischte die Königen und sämtliche Fangarme rasten gemeinsam auf Erwin zu. Erwin reagierte instinktiv. Er erschuf einen Lichtschild um sich und Debecia. Die Fangarme schlugen dagegen und verbrannten. Jetzt kreischte die Königin vor Schmerz und zog ihre Arme zurück. Dann verharrte sie. Und verharrte. Erwin misstraute der Waffenruhe und erhielt den Schild aufrecht. Er sollte sich nicht geirrt haben. Plötzlich öffnete sich das Auge auf der Stirn der Königin. Es war ein Auge der Finsternis. Ein Auge, das nur von Wesen, die den Schatten verkörpern, getragen wurde. Ein Strahl gebündelter Finsternis schoss auf den Lichtschild zu. Erwin schrie, als beide Kräfte aufeinander stießen. Er hatte keine Chance. Sein Schild brach sofort zusammen und er fiel gebrochen zu Boden. Sofort schnappte ein Fangarm ihn und Debecia, bevor einer von den beiden reagieren konnte. Sie wurden auf Augenhöhe der Königin gehoben. Diese lächelte jetzt, riss das Maul auf und der Fangarm bewegte sich wieder, um seine Beute in den tiefen Schlund zu stecken.

„Jetzt irren wir schon seit Tagen hier herum und wir haben immer noch keinen Ausgang entdeckt. Und ich wette meinen Schwanz darauf, dass wir die ganzen Zeit im Kreis liefen“, nörgelte der Basilisk, der schon zwei Meter lang war. „Mein Orientierungschip ist da anderer Meinung“, antworte GKR-3443. „Dein was … ? Schlimmer hätte es mich wirklich nicht treffen können. Da schlüpfe ich aus, sehe nur Dunkelheit und das Licht einer wandelnden Blechdose, hab mich verlaufen und nun fängt das Blech auch noch an, irgendwas zu labern, das niemand versteht.“ GKR-3443 drehte sich erbost um. Er wusste selber nicht, warum er sich beleidigt fühlte. Roboter fühlen sich nicht beleidigt. Doch jetzt fing er an, mit maximaler Lautstärke zu brüllen und stampfte mit seinen Füßen: „Jetzt habe ich die Faxen dicke.“ Diesen Satz hatte er irgendwann von einem Menschen aufgeschnappt und wusste nicht, was er eigentlich ausdrücken sollte. Erst jetzt verstand er ihn völlig. „Die wandelnde Blechdose ist ein brandneuer Kampfroboter der Gammareihe. Ausgerüstet mit allen Finessen. Phönixflammenwerfer, Wasserstoffsprungdüsen, Raketenwerfer, die sogar kleine Atomraketen beherbergen, und ein leistungsstarker Steuercomputer. Und das ist nur ein Bruchteil meiner Ausstattung. Verstanden?“ Der Basilisk sah ihn sprachlos an. Dann antwortete es zögerlich: „Nein, kein Wunder bei all den Wörtern, die ich noch nie zuvor gehört habe.“ GKR-3443 gab nicht zu, dass er selber nicht alles verstanden hatte, was er gesagt hatte. Er hatte lediglich die Liste, die in seinem Computer gespeichert war, aufgerufen. Er hörte auf zu stampfen und wurde nachdenklich. Dann sagte er mit normaler Lautstärke: „Verzeih, dass ich … dass ich … „

„Ausgerastet bin?“

„Ja, ausgerastet. Das alles ist neu für mich. Was passiert nur mit mir?“ Bevor der Basilisk antworten konnte, knirschte es. Beide sahen nach unten. Der Boden bekam riesige, beunruhigende Risse. Und bevor sie reagieren konnten, stürzten sie schon wieder in die Tiefe.

Erwin kam wieder zu sich und sah direkt in den Schlund der Königin. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, wieder ohnmächtig zu werden. Es war ausweglos. Er und Debecia konnten nicht die feste Umklammerung des Fangsarms lockern. Sie blickten dem Tod in die Augen und warteten, dass der Fangarm sie hinein warf. Doch gerade als der Fangarm ausholen wollte, knirschte es laut. Direkt über dem Kopf der Königin brach die Decke zusammen und etwas Metallenes fiel herunter. Es war GKR-3443, gegen den Erwin gekämpft hatte. Er fiel direkt auf den Kopf der Königin, drückte das Maul zusammen und brach den Kiefer des Monsters. Der Fangarm, der Erwin und Debecia festhielt, lockerte den Griff und beide fielen zu Boden und landeten unsanft im Sand. Wenige Meter neben ihnen landeten GKR-3443 und der Basilisk. Sand flog meterweit. GKR-3443 stand schnell auf, sah Erwin an und sagte verdutzt: „Du?“ Dann musste er zur Seite springen, um einem Fangarm auszuweichen, der auf die Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, krachte. Die Königin war vorhin schon wütend. Doch jetzt verfiel sie in Raserei. Die Fangarme schossen hin und her und versuchten ihre Feinde zu zerquetschen, während sie wie von Sinnen schrie. Erwin und GKR-3443 tauschten einen Blick aus und wussten, dass sie zusammenarbeiten mussten, wenn sie dies überleben wollten. Seite an Seite stürmten sie vor und verbrannten bzw. durchschossen die Fangarme. Doch aus der Haut der Königin entstanden ständig neue. Erwin und GKR-3443 gaben ihr Bestes, doch sie konnten die Anzahl der Fangarme nicht mindern. Plötzlich ertönte ein lautes Quieken. Debecia war von einem Fangarm eingefangen worden und wurde in die Luft gehoben. Erwin wollte dem Fangarm Licht entgegen werfen, doch in diesem Moment öffnete sich das Auge der Finsternis und es schoss eine geballte Menge an dunkler Materie auf ihn zu. Erwin und GKR-3443 konnten gerade noch ausweichen, aber die dunkle Schockwelle erfasste Erwin und er prallte auf den Boden auf. Die dunkle Energie lähmte ihn, sodass er hilflos zusehen musste, wie Debecia langsam zum Maul der Königin gehoben wurde. GKR-3443, der von der dunklen Energie unbeeinflusst blieb, versuchte den Fangarm anzuzünden, doch dieser war auf einmal mit einem Schattenschild geschützt. Die Königin setzte jede ihrer Kräfte ein. „Blechbüchse, wirf mich!“, ertönte es auf einmal. Es war der Basilisk. Ohne lange zu zögern, gehorchte GKR-3443, packte den Basilisken und warf ihn. Der Basilisk flog mehrere Meter weit und hoch. Als er auf gleicher Höhe mit Debecia war, blitzen im seinem Maul zwei Giftzähne auf. Als der Basilisk auf dem Fangarm landete, biss er zu. Starkes Gift drang ins Fleisch ein und zerstörte es. Der Arm verfärbte sich giftgrün, wurde schlaff und ließ Debecia los. Der Tintenfisch und der Basilisk fielen herunter in den Sand. Während die beiden sich wieder aufrappelten, breitete sich das Gift im Körper der Königin weiter aus. Die Hautfarbe änderte sich von sandfarben zu giftgrün. Das Gift reichte nicht aus, um sie zu töten, doch es schwächte sie. GKR-3443 ergriff die Chance und schoss einen Flammenstrahl ab, der aber wirkungslos an dem Schattenschild abprallte. Auch Erwins Angriffe bewirkten nichts. „Blödköpfe, bündelt eure Kräfte. Debecia und ich lenken sie ab“, schrie der Basilisk und schlängelte mit atemberaubender Geschwindigkeit um die schwerfällige Königin und biss sie mehrmals, ohne dass sie ihn erwischen konnte. Debecia hüpfte herum und verschoss weiter kochheißes Wasser. Erwin stand erstaunt da und fragte GKR-3443: „Ist der immer so frech?“

„Seit er vor zwei Tagen ausgeschlüpft ist“, antwortete der Roboter. „Vor zwei Tagen?“, fragte Erwin ungläubig. GKR-3443 antwortete nicht, denn er stationierte sich in direkter Linie zur Königin, die zu sehr von dem Basilisken und dem Landtintenfisch abgelenkt war, um ihn zu bemerken, und startete den Termination-Modus. Erwin, der natürlich nicht wusste, was GKR-3443 da machte, begann nun zu überlegen, welcher der mächtigste Lichtspruch war, den er kannte. Einer fiel ihm ein. Doch als er es das letzte Mal versucht hatte, konnte er einen kleinen Lichtgolem nur für kurze Zeit aufrecht halten. Um aber dieses Biest zu besiegen, müsste der Golem deutlich größer sein als einen Meter. Erwin schwitzte. Er war sich sicher, dass er es niemals schaffen würde. Doch er musste es versuchen. Er kniete sich hin und konzentrierte sich. Zuerst passierte nichts. Dann knirschte es laut. Die Königin erstarrte und sah die Höhlenwand an. Diese hatte einen riesigen Riss, der hell leuchtete, bekommen. Weitere bildeten sich. Dann passierte nichts mehr. Die vielen Risse leuchteten weiter, doch es bildeten sich keine weiteren. Dann plötzlich krachte eine riesige, steinerne Faust heraus, prallte gegen den Kopf der Königin und brach ihr den unversehrten Kiefer. Die Königin taumelte nach hinten, während sich der neun Meter große Golem komplett aus der Höhlenwand herausbrach. Die Königin fing sich wieder und stürzte sich auf den Golem. Der Kampf der Giganten hatte begonnen. Der Golem wich zur Seite aus, sodass die Königin, die ihren Fall nicht stoppen konnte, vorbei fiel. Daraufhin holte der steinerne Riese mit der Faust aus und ließ sie auf den Rücken der Bestie krachen. Die Königin brach zusammen und blieb liegen. Erwin lächelte und wurde einen Moment lang unachtsam. Dieser Moment sollte ihm zum Verhängnis werden. Ein Fangarm der Königin schoss hervor, umklammerte ein Bein des Golems und zog daran. Der Golem versuchte sich gegen den ziehenden Fangarm zu stemmen, doch er unterlag, verlor das Gleichgewicht und fiel mit lautem Krachen zu Boden. Sofort warf sich die Königin auf ihn. Der Golem versuchte, sie von sich herunter zu werfen, wurde jedoch von zahlreichen Fangarmen der Königin auf den Boden gedrückt. Der Kopf der Königin befand sich nun direkt über dem des Golems. Das Auge der Finsternis öffnete sich. Doch an Stelle von negativer Energie bildete sich ein Strudel des Bösen, der alles Licht aus den Golem und Erwins Seele, die mit dem Golem verbunden war, zu verschlingen drohte. Erwin erkannte die Gefahr und versuchte die Verbindung aufzulösen, jedoch vergeblich. Seine Seele befand sich mitsamt dem Licht im Sog des Bösen. Die Seele hatte keine Chance zu entkommen. Das Licht, welches die Bestandteile des Golems zusammenhielt, wurde schwächer. Es schien das Ende von Erwin zu sein. Da sprang die Anzeige des Flammenwerfers von GKR-3443 auf 100 Prozent. Ein gigantischer Flammenstrahl raste auf die Königin zu und setzte sie ihn Brand. Sie schrie auf und verlor dabei die Konzentration. Das Auge der Finsternis schloss sich und Erwins Seele kam frei. Der Golem erlangte seine gesamte Kraft wieder, stand schnell auf und schlug die brennende Königin. Dieser Schlag beförderte sie zu Boden und der Golem hob seinen Fuß an und trat zu. Und trat noch einmal zu. Immer wieder, bis der Kopf der Königin nur noch aus einem Gemisch aus Blut und Fleisch bestand. Die Königin war besiegt. Erwin, endlich froh, es überstanden zu haben, entließ den Golem. Dieser brach auseinander und die Steine fielen auf den brennenden Leib der Königin und bedeckten sie.

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