Kitabı oku: «Evolution ohne uns», sayfa 6

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BEWAFFNUNG


Das Arsenal der Killermaschinen

Der moderne Spion ist ein Großrechner. Sein Auftrag ist, Feinde in einem Meer von Millionen von Menschen ausfindig zu machen. Er sucht die bedrohliche Nadel in einem Heuhaufen der Harmlosen. Geholfen wird ihm von lernfähigen Programmen mit Künstlicher Intelligenz.

Die Spionage sucht die Ziele.

Das Militär jagt sie.

Die ersten intelligenten Waffensysteme hatten mit Künstlicher Intelligenz nichts zu tun. Es waren computergesteuerte Lenkwaffen und Cruise Missiles. Sie wurden Anfang der Neunzigerjahre im ersten Golfkrieg eingesetzt. Von U-Booten abgeschossen konnten sie die Küste orten und die Konturen der Landschaft erkennen. Mit Infrarot-Navigation (look-down/shoot-down) konnten sie Ziele in großer Entfernung finden und vernichten. Sie waren aber sehr teuer.

Als ich 2003 im zweiten Golfkrieg auf der USS Truman als „embedded Journalist“ unterwegs war, priesen die Piloten die neuen Joint Direct Attack Munition oder JDAMs. Im Grunde handelte es sich dabei um einen Nachrüstsatz für ungelenkte Fallbomben. Mit JDAMs konnten sie mit Radar- beziehungsweise Lasersteuerung präzise in Einzelziele gelenkt werden – für einen Bruchteil der Kosten. Wie die Cruise Missiles gehörten sie damit zur Kategorie der sogenannten „chirurgischen Waffen.“ Im Gegensatz zu den mörderischen Bombenteppichen im Zweiten Weltkrieg oder in Vietnam, die ganze Landstriche auslöschten, konnten diese Waffen gezielt an Wohngegenden vorbei in militärische Ziele gelenkt werden.

Die Waffen waren in der Tat intelligent. Aber sie waren nicht lernfähig. Sie spulten ihre Programme ab und trafen keine Entscheidungen. Sie werden niemals zum Arsenal einer Künstlichen Intelligenz gehören.

Mit Drohnen ist es anders. Sie haben die Strategie der modernen Kriegsführung auf den Kopf gestellt. Genauso wie Big Data in der Spionage den Feind als Einzelperson definieren kann, können Kampfdrohnen den Feind als Einzelperson ausschalten.

Sie sind Teil der neuen, lernfähigen Waffengeneration. Sie können im Schwarm töten und gehören zu einem weithin unbekannten Arsenal an Computerwaffen, die unbemerkt und überall zuschlagen können.

Drohnen älterer Bauart wie die MQ-1 Predator oder die MQ-9 Reaper werden noch von Menschen gesteuert, jedenfalls größtenteils. Ich recherchierte auf Stützpunkten der Drohnen in Deutschland und in den USA und sprach dabei mit den Piloten über Arbeit und Einsatz, unter anderem über den Luftwaffen-Einsatz in Afghanistan.

Augen über Afghanistan

Oberleutnant Fabrice Bachmann* streckt die Beine in die kühle Abenddämmerung. Es ist Winter im Norden Afghanistans, die ruhige Jahreszeit, und seine Schicht wird in Kürze beginnen. Der junge Luftwaffen-Pilot kennt die Routine hier. Er erwartet nichts Besonderes von dem Briefing, das gleich beginnen wird.

Doch es kommt anders.

Die Spannung merkt er gleich, als er den Einsatzraum der deutschen Luftwaffe auf dem Stützpunkt Mazar-e Sharif betritt. „Die Box“ nennen ihn die Piloten, ein fensterloser Raum voller Technik. Von Arbeitsplätzen hier werden die deutschen Drohnen gesteuert, die über Bodentruppen, Bundeswehr-Konvois und die alliierten Stützpunkte der ISAF wachen. Sie schauen hinter den Horizont, entdecken Heckenschützen, warnen vor Sprengfallen. Deutsche Drohnen verfolgen auch Einzelpersonen.

Moderne Militäraktionen richten sich immer weniger gegen fremde Länder, ihre Armeen oder ganze Völker. Immer häufiger werden sie gegen Einzelpersonen gerichtet – identifiziert mit Big Data, geortet mit lernfähigen Sensoren und am Himmel verfolgt von Drohnen.

Aufklärung aus der Vogelperspektive, das ist der Bundeswehr-Auftrag. Im Gegensatz zu den Kampfdrohnen der US-Streitkräfte tragen deutsche Drohnen keine scharfen Waffen.

Noch nicht.**

Seine Maschine – so erfährt Bachmann im Briefing – ist bereits seit acht Stunden unterwegs. Er übernimmt die Kontrollen von seinem Vorgänger. Seine Drohne nähert sich ihrem Zielgebiet im Norden von Afghanistan. In den nächsten Stunden soll es losgehen. Während Bachmanns Schicht. Ein Zugriff, der erste in seiner Militärkarriere.

Als Drohnenpilot ist Bachmann Teil der riesigen Überwachungsmaschinerie der Alliierten. Horchposten und Abhörknoten sind die Ohren, Satellitensensoren und ferngesteuerte Drohnen die Augen. Aus der Höhe schauen sie hinab, beobachten Bewegungen, kategorisieren Menschen und Maschinen, identifizieren Ziele und verfolgen sie. Bis die bewaffneten Predators und Reapers der Amerikaner kommen. Mit ihren Hellfire-Raketen.

Dann wird geschossen.

Auf dem Bildschirm verfolgt Bachmann die Landschaft mit dem Weitwinkel-Blick der Leitwerkkamera – keine HD-Qualität, aber eine brauchbare Perspektive fürs Fliegen.

„Ziel-Identifizierung ist die härteste Aufgabe für uns“, sagt der deutsche Pilot. „Sie bedeutet schließlich die Unterscheidung zwischen Freund und Feind, und damit zwischen Leben und Tod.“

Der 25-jährige Oberleutnant ist relativ frisch in diesem Beruf. Wie die meisten Drohnenpiloten hat er früher den Kampfjet Tornado gesteuert. „Sesselpupser“, haben die Kameraden gehänselt, als er zu den pilotlosen Kleinflugzeugen wechselte.

Die Umstellung war nicht leicht, gibt Bachmann zu. Er ist jung, durchtrainiert, und gibt die Optik eines gut aussehenden Bilderbuch-Piloten ab. Früher flog er einen schnittigen Tiefflieger, den Tornado. „Unten im Unkraut“, wie er es nannte, wenn sein Kampfjet in die Täler abtauchte. Adrenalin pur, wenn die Bergspitzen über seinem Kopf vorbeirauschten.

„Es war schon cool“, sagt er, „mit einer Rakete unterm Hintern durch die Gegend zu huschen.“

Jetzt sitzt er im Lehnstuhl und hantiert mit Tastatur und Maus. Es ist ein neuer Beruf in einer veränderten Luftwaffe. Obwohl sein Sitz nicht mehr vibriert und keine G-Kräfte mehr an seinem Gesicht zerren, versteht er sich immer noch als Pilot.

In Fliegerkombi am Schreibtisch

Bei der Arbeit trägt er Fliegerkombi.

Wie früher im Cockpit.

Für Bachmann ein Statement.

„Wir lassen nur voll ausgebildete Piloten ans Steuer“, erklärt sein damaliger Vorgesetzter, Oberst Hans-Jürgen Knittlmeier, Kommodore des Aufklärungsgeschwaders 51 Immelmann, Heimat der deutschen Drohnen. „Nur Piloten haben das richtige Gefühl für das dreidimensionale Geschehen in der Luft.“ Das ist Vorschrift des Verteidigungsministeriums. Bei der deutschen Luftwaffe muss jeder Drohnenpilot eine gültige Pilotenlizenz haben.

Bachmann blickt auf seine Instrumente. Es ist Quasi-Fliegen, was er hier tut. Vor ihm auf dem Schirm ist die Abbildung eines Cockpits: Flugbenzin und GPS-Koordinaten, Öldruck und Temperaturanzeige. Er geht die Checkliste durch. Variometer und Wendezeiger. Check. Höhenmesser und Horizont. Check. Über Headset nimmt er Kontakt mit der Flugkontrolle auf. Sein Flugplan muss mit anderen Maschinen abgestimmt werden – zivil wie militärisch.

Wer bei Drohnen an Modellflugzeuge denkt, liegt daneben. Die Heron der Luftwaffe hat eine Spannweite von 16 Metern, der Eurohawk RQ-4E der Amerikaner sogar von 40 Metern. Das ist breiter als ein Airbus 320.

Der Heimatflughafen von Oberleutnant Fabrice Bachmann liegt in den Weiten der norddeutschen Tiefebene, der unscheinbare Fliegerhorst Jagel. Ein paar Tornados brettern noch im Tiefflug über die Schafherden der Nachbarschaft, Relikte aus vergangenen Zeiten.

Jagel wird umgerüstet. In den ehemaligen Hangars der Tornados wird Platz für die kommende Generation von Drohnen gemacht – Kampfdrohnen, die das deutsche Verteidigungsministerium in Amerika kaufen will. Die Landebahn wurde bereits verlängert, Fernsteuerungsanlagen installiert. Ein Antennenpark für Satelliten kommt bald hinzu. Die deutschen Drohnen in fernen Ländern sollen direkt aus Schleswig-Holstein per Satellit gelenkt werden.

Die unbewaffnete Kriegsbeteiligung

Noch sind sie unbewaffnet. Darauf legen die Politiker in Berlin großen Wert. Es wird penibel zwischen Aufklärungsdrohnen und Killerdrohnen unterschieden. Aber die Differenzierung ist dünn. Bachmanns Einsatz heute ist ein „Zugriff“, Militärjargon für einen bewaffneten Angriff. Auch wenn keine Raketen unter den Flügeln seiner Drohne hängen, ist er Teil davon.

Die Kameras und Sensoren im Bauch des Fliegers sind militärisches Hightech-Gut vom Feinsten. Gebaut werden sie von der EADS-Tochter Cassidian in Unterschleißheim. Aus zehn Kilometern Höhe sind sie in der Lage, einen einzelnen Kämpfer zu orten, seine Spuren im Sand zu verfolgen oder mit Radar sogar durch die Dächer von Häusern zu schauen. Auf Straßen ist die Software in der Lage, Fahrzeuge nach Typ und Baujahr zu identifizieren oder Unebenheiten zu erkennen, die auf Sprengfallen deuten könnten. Die Kameras funktionieren bei Tag und bei Nacht. In Echtzeit werden ihre Bilder mit GPS-Koordinaten und Satellitenkarten automatisch abgeglichen. Bei Bedarf werden Bilder in Echtzeit an die ISAF-Truppen am Boden durchgeschaltet.

Heute ist Bedarf.

Bachmann verfolgt heute eine „Person von Interesse“ aus zehn Kilometern Höhe. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, ein stilles, ein tödliches. Ferngesteuerte Kriegswaffen sind nichts Neues. Aber das ferngesteuerte Töten in einem fernen Land hat eine ethische Dimension, die neu ist. „Es ist abstrakt, wie ein Videospiel“, schimpfen Kritiker, „und fördert eine Playstation-Mentalität des Tötens.“30

Oberst Hans-Jürgen Knittlmeier sieht das anders. Der Drohnenpilot erlebt die Folgen seines Handelns viel intensiver als etwa der Jetpilot, der mit Überschallgeschwindigkeit seine Bomben abwirft und abdreht. Der Drohnenpilot ist hautnah dabei, über Tage, manchmal über Wochen. Er verfolgt die tägliche Routine eines Menschen, wie er Freunde begrüßt, den Hund streichelt und sich von seiner Familie verabschiedet.

„Es sind sehr menschennahe Situationen“, berichtet ein Pilot. „Manchmal werden wir sogar zur Beerdigung des Opfers hingeschickt. Abstrakt ist das nicht.“

Noch eine Stunde, schätzt Bachmann. Auf dem Boden sind die Bewegungen der alliierten ISAF-Truppen erkennbar, ein bunter Mix verschiedener Nationalitäten. Bachmann lässt die Heron am Himmel Kreise ziehen.

Hinterher möchte ich wissen, wie der Zugriff gelaufen ist. Bachmann blickt verunsichert zu seinem Presseoffizier. Das darf er nicht kommentieren.

Aber er war erfolgreich.

So viel kann er sagen.

Ich frage ihn, warum er den Schreibtisch dem Cockpit vorzieht, den Sessel dem Schleudersitz?

Er antwortet mit einem Wort:

„Zukunft.“

Und meint die Zukunft des Pilotenberufs schlechthin.

_____________

*Name geändert.

**Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren deutsche Drohnen unbewaffnet.

Playstation-Piloten

Der deutsche Oberleutnant hat recht.

Drohnen sind die Zukunft.

Aber womöglich ohne Fernbedienung.

Womöglich gänzlich ohne Menschen.

Größtenteils können sie das jetzt schon – Anflug und Angriff, Rückkehr und Landung. Für viele in der Rüstungsindustrie ist heute schon klar, dass die Drohnen der Zukunft völlig autark fliegen werden. Aber daran müssen sich die Militärs erst gewöhnen.

Schon der Wechsel von herkömmlichen Kampfjets zu ferngesteuerten Flugrobotern ging bei der US-Luftwaffe nicht konfliktfrei ab. Altgediente Generäle meinten, man brauche noch die Reichweite, Schnelligkeit und Tragkraft konventioneller Kampfjets und Fernbomber.

Widerstand gab es auch bei den Kampfjet-Jocks. Piloten aus der „Kick-the-Tire/Light-the-Fire“-Generation sahen ihren Status als Top-Gun-Stars gefährdet. Und waren sauer, dass Computer-Kids in den Containern die begehrten Wings auf ihre Luftwaffen-Uniform pinnen durften. Wings waren früher die Auszeichnung für Piloten, die ihr Leben im tiefen Blau des hohen Himmels riskierten.

Aber der Einsatz von Kampfdrohnen hat sich als mehr als sinnvoll erwiesen. In der asymmetrischen Kriegsführung, wo Supermacht-Soldat gegen Wüstenkämpfer antritt, kann die Kampfdrohne gezielt und ohne Lebengefahr für Piloten eingesetzt werden.

Eine Zeit lang hofften altgediente Militärplaner, dass der Drohnenkrieg eine Trenderscheinung sei. „Die Drohnen-Flotte, die ich aufgebaut habe und weiterhin aufbauen soll“, meinte vor einigen Jahren General Mike Hostage vom Global Strike Command, „ist nicht relevant in der heutigen Zeit. Das menschliche Gehirn ist noch der beste Computer, den ich kenne, die menschlichen Augen die besten Sensoren.“31

Veraltetes Denken.

Computer und Sensorik haben sich in rasendem Tempo entwickelt. Mit exponentieller Geschwindigkeit. Den Glauben an die Überlegenheit menschlicher Piloten hat die Technik längst hinter sich gelassem.

Moderne Krieger müssen nicht in den Krieg ziehen. Die Männer, die Killerdrohnen steuern, sind unweit von Las Vegas in den Sandwüsten des US-Westens stationiert. Ihr Arbeitsplatz ist ein unscheinbarer Container mit Wüstentarnung und Spaghetti-Antennen. Standort ist der US-Stützpunkt Creech, gut 12.000 Kilometer von den Schlachtfeldern entfernt, wo die Bomben fallen. Die Drohnen werden gewartet und gestartet von Lokalmannschaften am Einsatzort. Geflogen werden sie von den Männern und Frauen im US-Westen.

An einem typischen Arbeitstag frühstücken die Piloten im Pancake House am Highway 95, töten tagsüber Taliban vom Container aus und helfen ihren Kindern abends bei den Schularbeiten.

Die Piloten, mit denen ich auf dem US-Stützpunkt gesprochen habe, sind stolz auf ihre Tätigkeit. Die Drohnenangriffe in fernen Ländern sehen sie als wichtigen Beitrag zur Sicherheit der USA. Bei Abschüssen bitten sie die Lokalmannschaften, kleine Bomben auf die Tragflächen zu pinseln. Kriegsbemalung.

Wie Kerben an einem Colt.

Von einem PR-Offizier werde ich belehrt, dass der Begriff „Killer-Drohnen“ nicht sachgemäß sei. Dabei ist das erste Wort weniger problematisch. Sie sollen ja killen. Eine „Drohne“, so sagt man mir, ist ein Terminus technicus für ein selbstständig fliegendes Flugzeug. Predator und Reaper der US-Luftwaffe werden aber von einem Piloten gelenkt. Deswegen müssten sie eigentlich Remotely-Piloted-Vehicles oder RPVs („ferngesteuerte Flugzeuge“) genannt werden.

Dabei ist „Drohne“ in vielen Sprachen der Welt ein fester Begriff, auch im deutschen Duden. Er steht sogar auf T-Shirts in den Air-Force-Souvenir-Shops. Die Piloten sind stolz darauf.

Das langweilige Leben der Drohnenpiloten

Mary „Missy“ Cummings ist Professorin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und ehemalige Kampfjetpilotin. Sie wurde vom Pentagon beauftragt, die Arbeitsabläufe von Drohnenpiloten zu untersuchen. Sie sollte die Software vereinfachen und den Stress der jungen Männer und Frauen reduzieren.

Als Cummings die Container der Drohnenpiloten auf dem Stützpunkt Creech betrat, war sie innerlich angespannt. Sie wusste von den langen Arbeitszeiten, von der komplizierten Technik, von der bedrückenden Verantwortung der Piloten.

Sie erwartete Stress.

Und fand Langeweile.

Die Abläufe in den acht- bis zehnstündigen Schichten sind weitgehend automatisiert. Die ferngesteuerten Flugzeuge finden ihren Weg ins Zielgebiet selbstständig, verfolgen automatisch Mensch oder Fahrzeug und können über einem Zielgebiet stundenlang und ohne menschliche Beteiligung kreisen. Adrenalin-Momente sind selten und kurzlebig, dafür intensiv. Wenn eine Zielperson aus dem Schatten tritt, oder ein Geländewagen sich einem alliierten Stützpunkt nähert, müssen in Windeseile Entscheidungen gefällt werden. Unter Hochspannung. Es sind Entscheidungen über Leben und Tod.

„Missy“ Cummings protokollierte den typischen Arbeitstag: in Sesseln lümmeln, an Erdnüssen knabbern, in Comics blättern. Cummings kennt Stressberufe mit Leerlauf, zum Beispiel bei der Feuerwehr. Auch die Piloten von Liniengesellschaften starren nicht ununterbrochen auf Himmel und Horizont. Sie entspannen sich, lassen den Autopiloten arbeiten, verlassen sich auf die Intelligenz ihrer Bordelektronik.

„Solche Situationen erleben wir häufig, wenn Menschen als Babysitter für voll automatisierte Systeme eingesetzt werden“, sagt sie.32

Die lernfähige Software wird immer schlauer, die Arbeitsbelastung von Menschen immer geringer, ihre Verantwortung auch. Künstliche Intelligenz fliegt die Drohne, beobachtet die Landschaft, hält Ausschau nach verdächtigen Bewegungen. Bei Bedarf lässt sie ein Warnsignal ertönen und Menschen einschalten.

Immer mehr Aufgaben werden von der Automatik übernommen. Die Piloten werden mit immer mehr Leerlauf klarkommen müssen. Nach Berechnungen der US-Luftwaffe ist der typische Drohnenpilot heute schon in 95 Prozent seiner Arbeitszeit untätig. In dieser Zeit ist Künstliche Intelligenz am Steuer. Die Schere wird sich weiter öffnen.

Und die nächste Generation von Drohnen ist bereits in der Luft. Bei ihnen wird kein PR-Offizier auf dem Begriff RPV bestehen. Sie werden nicht ferngesteuert. Sie fliegen allein, ohne menschliche Piloten.

Künstliche Intelligenz trifft die Flugentscheidungen.

Ungesehen, unbemerkt, unbeachtet

Eine solche Drohne ist die geheimnisumwitterte X-47b Pegasus. Der Deltaflügler hat das Aussehen eines UFOs, die Geschwindigkeit eines Passagierjets und die Reichweite eines Fernbombers. Im Gegensatz zu bisherigen Drohnen kann die X-47b schwere Waffen tragen. Ihre Waffenlast wird auf über 2.000 Kilo beziffert.

Die US-Navy hat sie entwickelt. Sie soll ein Hauptproblem ferngesteuerter Drohnen umschiffen: die mühsame Suche nach einem Landeplatz in fremden Ländern. Man braucht eine freundliche Regierung, einen geheimen Standort und die Nähe zum Kampfgeschehen – keine leichten Kriterien. Darum muss sich Pegasus nicht kümmern. Sie hat ihren eigenen Landeplatz immer dabei.

Sie startet vom Flugzeugträger.

Die neue Killerdrohne operiert praktisch ohne Menschen. Gesteuert von Künstlicher Intelligenz fliegt Pegasus ganze Operationen völlig frei von menschlicher Intervention. Bei jedem Flug lernt sie dazu. Sogar die trickreiche Landung auf einem fahrenden Flugzeugträger meistert sie fehlerfrei.

Außerdem ist sie unsichtbar.

Unsichtbar?

Die Geister von Groom Lake

Es gab nur Dunst, wo das Flugzeug hätte sein müssen. Es war unglaublich. Als würde man den Himmel durch das Flugzeug sehen.

UFO-Beobachter „Dee“ in einem Blog-Posting

Was „Dee“ in Südkalifornien im Jahr 1998 beobachtet hat, war keine Fata Morgana – auch wenn die Erscheinung zunächst nur in UFO-Kreisen vermerkt wurde. Hinter der Dunstwolke am Himmel flog eines der bestgehüteten Militärgeheimnisse der 90er-Jahre, ein experimentelles Flugzeug mit der modernsten Tarn-Technologie der Welt.

Zu sehen war deshalb nur die Dunstwolke.

Das Flugzeug war unsichtbar.

Der Traum von der Tarnkappe

Der Traum von unsichtbaren Kriegern ist so alt wie der Krieg. Schon in der griechischen Mythologie besaß der Gott der Unterwelt Hades einen Tarnhelm, die sogenannte Hadeskappe. Der Soldat, der sie aufsetzte, wurde unsichtbar. Diese Tarnkappe trug Athene im Trojanischen Krieg – so die Sage –, um ihre Teilnahme für die Griechen zu verbergen.

Eine wirkungsvolle Waffe, zweifelsohne.

Über die Jahrhunderte aber nur der Stoff von Mythen und Mären.

Erste Ansätze zu ihrer Realisierung entstanden im Zweiten Weltkrieg. Anfang der 40er-Jahre bekämpfte die US-Marine deutsche U-Boote mit Bombern des Typs TBM-3D Avenger. Sie hatten aber Schwächen. Schon im Anflug konnten die Deutschen die langsamen Propellermaschinen an ihren dunklen Flügel- und Motorenprofilen erkennen.

Marine-Forscher der US-Navy entwickelten ein Tarnprogramm namens Yehudi. Um das Motorengehäuse und entlang den Flügeln ihrer U-Boot-Jäger wurden Lichterketten gelegt. Über einen Regler konnte der Pilot ihre Helligkeit an das natürliche Hintergrundlicht anpassen. Vor dem Himmel waren die Flugzeug-Silhouetten kaum erkennbar. Das Prinzip nennt man Isoluminosität, die Wahrnehmung, dass unterschiedliche Objekte mit gleicher Helligkeit mit dem menschlichen Auge kaum voneinander zu unterscheiden sind.

Das Programm funktionierte gut.33

Bis Ende 1942.

Dann wurde Radar eingeführt. Und die Marine konnte feindliche U-Boote weit hinter dem Horizont erkennen und angreifen.

Eine optische Tarnung war nicht mehr hilfreich.

Yehudi wurde eingestellt.

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