Kitabı oku: «Verteidigung von Ausländern», sayfa 11
Anmerkungen
[1]
Zur (wechselvollen) Literatur seit 2005 vgl. u.a. Ludovisy DAR 2005, 7 ff.; ders. DAR 2006, 532 ff.; ders. DAR 2006, 9 ff.; Hailbronner NJW 2007, 1089 ff.; Geiger DAR 2007, 540 ff.; Säftel NZV 2007, 493 ff.; Nissen/Schäpe DAR 2008, 563 ff.; Blum NZV 2008, 176 ff.; Dauer NJW 2008, 2381 ff.; Morgenstern NZV 2008, 425 ff.; Janker DAR 2009, 181 ff.; Pießkalla NZV 2009, 479 ff.; Mosbacher/Gräfe Die NJW 2009, 801 ff.; Geiger DAR 2009, 61 ff.; Leitmeier NZV 2010, 377 ff.; Geiger DAR 2010, 121 ff.; Pießkalla/Leitgeb NZV 2010, 329 ff.; Haase SVR 2012, 281 ff.; Rebler NZV 2012, 516 ff.; Geiger DAR 2012, 381 ff.; Keil DAR 2012, 376 ff.; Koehl DAR 2012, 446 ff.; Scheidler NZV 2012, 66 ff.; Koehl DAR 2013, 241 ff.; Zwerger DAR 2014, 636 ff.; Blum NZV 2014, 557 ff.; Platte/Hillmann DAR 2014, 7 ff.; Koehl NZV 2015, 7 ff.
[2]
EuGH Urt. v. 29.4.2004 – C 476/01, DAR 2004, 333 ff. „Fall Kapper“; EuGH Urt. v. 6.4.2006 – C 227/05, NJW 2006, 2173 ff. „Fall Halbritter“; EuGH Urt. v. 28.9.2006 – C 340/05, NJW 2007, 1863 ff. „Fall Kremer“; EuGH Urt. v. 26.6.2008 – C 329/06, C 343/06 „Fall Wiedemann u. Funk“. NJW 2008, 2403 ff.; EuGH Urt. v. 26.6.2008 – C 334/06, C 335/06, C 336/06, DAR 2008, 459 ff. „Fall Zerche u. Seuke u. Schubert“; EuGH Urt. v. 3.7.2008 – C 225/07, NJW 2009, 207 ff. „Fall Möginger“; EuGH Urt. v. 20.11.2008 – C 1/07, NJW 2008, 3767 ff. „Fall Weber“; EuGH Urt. v. 19.2.2009 – C 321/07, DAR 2009, 191 ff. „Fall Schwarz“; EuGH Urt. v. 9.7.2009 – C 445/08, DAR 2009, 637 ff. „Fall Wierer“; EuGH Urt. v. 19.5.2011 – C 184/10, NZV 2012, 49 f. „Fall Grasser“; EuGH Urt. v. 13.10.2011 – C 224/10, NJW 2012, 369 ff. „Fall Apelt“; EuGH Beschl. v. 22.11.2011 – C 590/10, NJW 2012, 2018 ff. „Fall Köppl“; EuGH Urt. v. 1.3.2012 – C 467/10, NJW 2012, 1341 ff. „Fall Akyüz“; EuGH Urt. v. 26.4.2012 – C 419/10, DAR 2012, 319 ff. „Fall Hofmann“; EuGH Urt. v. 23.4.2015 – C 260/13, DAR 2015, 316 ff. „Fall Aykul“; EuGH Urt. v. 21.5.2015 – C 339/14, DAR 2015, 382 f. „Fall Wittmann“.
[3]
Geiger Die unendliche Geschichte des Führerscheintourismus, DAR 2010, 121 ff.
[4]
BVerwG ZfS 2013, 52, 54.
[5]
BVerwG NZV 2014, 537, 541; VGH München NJW 2014, 1547, 1548; OLG Bamberg DAR 2013, 277, 280;OLG München NStZ-RR 2015, 183, 184; OLG Oldenburg NJW 2011, 3315, 3316; VG Ansbach DAR 2013, 341.
[6]
OLG Stuttgart NStZ-RR 2015, 182.
[7]
BVerwG ZfS 2013, 52, 55; OVG Lüneburg NZV 2013, 312.
[8]
BVerwG DAR 2012, 102, 104; BVerwG DAR 2012, 98, 101.
[9]
BVerwG NZV 2014, 537, 541; VGH München NJW 2014, 1547, 1548; OLG Bamberg DAR 2013, 277, 280;OLG München NStZ-RR 2015, 183, 184; VG Ansbach DAR 2013, 341.
[10]
EuGH NJW 2012, 369, 371 „Fall Apelt“; EuGH NJW 2012, 2018, 2020 „Fall Köppl“.
[11]
BVerwG NZV 2009, 306.
[12]
OLG München NZV 2013, 154.
[13]
EuGH NZV 2012, 49, 50 „Fall Grasser“.
[14]
BVerwG ZfS 2013, 534, 537.
[15]
OLG München DAR 2012, 341, 342; OLG München DAR 2012, 342, 344; a.A. OVG Saarland ZfS 2012, 411, 413; OLG Oldenburg NStZ-RR 2013, 212.
[16]
EuGH NJW 2012, 1341, 1345 „Fall Akyüz“; ebenso OVG Münster NJW 2014, 2457, 2458.
[17]
EuGH NJW 2012, 1341, 1344 „Fall Akyüz“.
[18]
OLG Stuttgart DAR 2014, 335, 336.
[19]
EuGH NJW 2012, 1341, 1345 „Fall Akyüz“.
[20]
EuGH NJW 2012, 1341.
[21]
VGH Mannheim VRS 115, 392.
[22]
BayVGH ZfS 2012, 416, 419.
[23]
BVerwG DAR 2013, 405; OLG Stuttgart DAR 2014, 335, 336.
[24]
OLG Stuttgart DAR 2014, 335, 337.
[25]
BVerwG DAR 2012, 102, 104.
[26]
BayVGH ZfS 2012, 416, 419; offengelassen BVerwG ZfS 2013, 534, 536.
[27]
OVG Lüneburg NZV 2013, 312.
[28]
OLG München NZV 2012, 553, 555.
[29]
KG NStZ-RR 2015, 25.
[30]
EuGH NJW 2012, 1341, 1345 „Fall Akyüz“.
[31]
VGH Mannheim DAR 2012, 657.
[32]
BVerwG ZfS 2013, 534, 538; OLG Stuttgart DAR 2014, 335, 336.
[33]
Koehl NZV 2015, 7, 9 m.w.N.
[34]
BayVGH NZV 2013, 259.
[35]
VGH Mannheim NZV 2015, 50, 53.
[36]
Koehl DAR 2012, 446, 447/448; vgl. auch EuGH NZV 2016, 51, 52, wonach die Vorlage einer Meldebescheinigung keine zwingende Voraussetzung darstellt den Wohnsitz im Ausstellungsstaat nachzuweisen.
[37]
OLG Oldenburg NJW 2011, 870.
[38]
EuGH DAR 2012, 319, 321/322 „Fall Hofmann“; OLG Hamm NZV 2013, 255, 256.
[39]
So z.B. OVG Berlin-Brandenburg NJW 2011, 3468; OLG Jena ZfS 2012, 289, 291; vgl. zum Meinungsstand auch 3. Auflage, Rn. 153.
[40]
EuGH DAR 2012, 319, 322/323 „Fall Hofmann“; so auch BVerfG ZfS 2012, 51, 55/56.
[41]
Keil DAR 2012, 376, 378.
[42]
EuGH DAR 2015, 382, 383; BVerwG NZV 2014, 537, 539.
[43]
EuGH DAR 2007, 77.
[44]
Vgl. Geiger DAR 2010, 121, 122; Dauer NJW 2008, 2381, 2382; vgl. aber auch OLG Nürnberg NStZ-RR 2009, 269.
[45]
EuGH NJW 2012, 369, 370 „Fall Apelt“.
[46]
Zwerger DAR 2014, 636, 642.
[47]
EuGH DAR 2015, 382, 383.
[48]
Zwerger DAR 2014, 636, 642 m.w.N.; a.A. Blum NZV 2014, 557/558.
[49]
EuGH NJW 2012, 1341, 1343/1344 „Fall Akyüz“; a.A. OLG Celle DAR 2012, 396, 397.
[50]
BVerwG DAR 2012, 102, 103.
[51]
So z.B. OLG Jena NStZ-RR 2009, 216; OLG Koblenz NStZ-RR 2011, 154; a.A. Säftel NZV 2007, 493, 497; OLG München NJW 2007, 1152, 1153.
[52]
BVerwG DAR 2012, 102, 103; BVerwG DAR 2012, 98, 100.
[53]
Koehl NZV 2015, 7, 12.
[54]
Vgl. Dauer NJW 2010, 2758 ff., sowie den Vorlagebeschluss des VGH München DAR 2010, 414.
[55]
EuGH DAR 2015, 316, 320; BVerwG NZV 2014, 537, 539/540.
[56]
EuGH DAR 2015, 382/383; vgl. auch VG Sigmaringen DAR 2013, 410 ff.
[57]
EuGH DAR 2015, 316, 320.
[58]
OLG Stuttgart DAR 2008, 158/159; vgl. auch OLG Hamm NStZ-RR 2010, 59.
[59]
So z.B. OLG Celle NStZ-RR 2009, 110, 111; OLG München NZV 2009, 403, 404; OLG Hamm NZV 2010, 162; Geiger DAR 2010, 121, 122; Mosbacher/Gräfe NJW 2009, 801, 804; zu den Urteilsanforderungen hinsichtlich des Verbotsirrtums vgl. OLG Oldenburg DAR 2010, 338.
[60]
BVerfG ZfS 2012, 51, 53.
[61]
EuGH DAR 2015, 316, 320; OVG Lüneburg NZV 2015, 356, 357.
[62]
Vgl. Hentschel Trunkenheit – Fahrerlaubnisentziehung – Fahrverbot, Rn. 826.
[63]
OLG Zweibrücken 1991, 350/351.
[64]
BayObLG NZV 1996, 502.
[65]
Hentschel Rn. 822.
[66]
BGH NZV 2002, 45.
bb) Entziehung der Fahrerlaubnis (§ 69b StGB)
152
Die Entziehung einer ausländischen Fahrerlaubnis ist wegen des damit verbundenen Eingriffs in fremde Hoheitsrechte unzulässig.[1] Dem folgend sieht § 69b StGB eine Sonderbestimmung für solche Täter vor, die aufgrund einer im Ausland erteilten Fahrerlaubnis im Inland Kraftfahrzeuge führen dürfen; mit der „Entziehung“ der Fahrerlaubnis wird das Recht aberkannt, von der ausländischen Fahrerlaubnis im Bundesgebiet Gebrauch zu machen. Fehlt es dem Täter an der Befugnis am inländischen Kraftverkehr teilzunehmen (vgl. oben), ist – sofern er auch über keine ausländische Fahrerlaubnis verfügt – eine isolierte Sperrfrist (§ 69a Abs. 3 StGB) anzuordnen.[2] Besitzt er dagegen eine ausländische Fahrerlaubnis, die in Deutschland keine Gültigkeit besitzt, ist die Fahrerlaubnis – zur Vorbeugung von Missbrauchsmöglichkeiten – im Urteil zu entziehen.[3]
153
Hat der Verurteilte seinen ordentlichen Wohnsitz im Inland, wird der Führerschein im Urteil eingezogen (§ 69 Abs. 1 Satz 1 StGB), soweit die Fahrerlaubnis von einem Mitgliedstaat der EU oder EWR ausgestellt wurde; er wird an die ausstellende Behörde zurückgesandt, womit der Gesetzgeber die Erwartung verknüpft, dass die ausstellende Behörde ihrerseits die Fahrerlaubnis entzieht;[4] dagegen ist die Entziehung oder Sperre im Führerschein zu vermerken, sofern der Verurteilte über keinen inländischen Wohnsitz verfügt oder die Fahrerlaubnis durch einen sog. Drittstaat ausgestellt worden ist.[5] Der Vermerk stellt eine bloße Vollzugsmaßnahme dar und ist daher nicht im Urteil anzuordnen; er ist vielmehr von der Vollstreckungsbehörde in eigener Verantwortung durchzuführen.[6] Kann der Vermerk aufgrund der Beschaffenheit des Führerscheins nicht angebracht werden, wird dieser gesondert gefertigt und mit dem Führerschein nach Maßgabe des § 56 Abs. 2 S. 3 StVollstrO verbunden. Entfernt der Verurteilte den behördlichen Aufkleber, stellt dies keine Urkundenfälschung dar, kann aber den Tatbestand des Veränderns amtlicher Ausweise (§ 273 Abs. 1 Nr. 1 StGB) erfüllen.[7]
154
Schließlich kann der Führerschein zum Zwecke der Eintragung des Vermerks beschlagnahmt werden (§ 463b Abs. 2 StPO). Nach Eintragung des Vermerks ist der Führerschein unverzüglich freizugeben.[8]
Hinweis
Soll die Sperrfrist durch eine Nachschulung – z.B. „Mainz 77“ – verkürzt werden, kann diese nach zutreffender Ansicht auch im Heimatland erfolgen, wenn diese der Qualität nach mit dem deutschen Standard vergleichbar ist.[9]
Anmerkungen
[1]
Hentschel Rn. 832 m.w.N.
[2]
BGH NZV 1996, 500, 502.
[3]
BGH NZV 1999, 47; a.A. Hentschel Rn. 828.
[4]
Vgl. Fischer StGB, § 69b Rn. 9 m.w.N.
[5]
Das EU-Übereinkommen über die Entziehung der Fahrerlaubnis (ABl. EG C 216/1 vom 10.7.1998), wonach ein in Staaten der Europäischen Union verhängtes Fahrverbot bzw. der Entzug der Fahrerlaubnis künftig auch im Heimatland des Kraftfahrers vollstreckt werden kann, ist bislang nicht in innerstaatliches Recht umgesetzt; wann dies der Fall sein wird, ist gegenwärtig nicht absehbar. Zur Kritik am Übereinkommen vgl. Berz Das EU-Übereinkommen über die Entziehung der Fahrerlaubnis, NZV 2000, 145 ff.; Neidhart NZV 2000, 240 ff.; Zelenka DAR 2001, 148 ff.; insbesondere werden die unterschiedlichen materiellen und formellen Voraussetzungen in den einzelnen EU-Staaten kritisiert, so dass z. B. ein Fahrverbot auch dann zu vollstrecken wäre, wenn es – nach deutschem Verständnis – gegen grundlegende Verteidigungsrechte – z.B. das Schweigerecht – verstößt.
[6]
BayObLG NJW 1979, 1788.
[7]
OLG Köln NStZ 2010, 520, 521.
[8]
Hentschel Rn. 835.
[9]
AG Eggenfelden DAR 2011, 421.
cc) Fahrverbot (§ 44 StGB)[1]
155
Die Anordnung des Fahrverbots unterliegt nach Aufhebung des früheren § 44 Abs. 2 StGB keinen Einschränkungen mehr.
156
Hinsichtlich der Vollstreckung werden die von einem Mitgliedstaat der EU oder EWR ausgestellten Fahrerlaubnisse den deutschen gleichgestellt (§ 44 Abs. 1 Satz 2 StGB), sofern der Verurteilte seinen ordentlichen Wohnsitz im Inland hat; sie werden für die Dauer des Fahrverbots amtlich verwahrt. Bei anderen ausländischen Fahrerlaubnissen bleibt es bei der früheren Rechtslage, wonach das Fahrverbot im Führerschein zu vermerken ist (§ 44 Abs. 2 Satz 3 StGB); mit der Eintragung beginnt zugleich die Verbotsfrist (§ 44 Abs. 3 Satz 1 StGB).
Anmerkungen
[1]
Die Ausführungen gelten entsprechend für die Anordnung eines Fahrverbotes nach § 25 StVG.
dd) Exkurs: Beschlagnahme des Führerscheins
157
Dient die Sicherstellung des Führerscheins der Verhinderung weiterer Verkehrsstraftaten, dürfen ausländische Führerscheine ohne Einschränkung beschlagnahmt werden.
158
Daneben kann der Führerschein zwecks Eintragung entsprechender Vermerke beschlagnahmt werden (vgl. oben Rn. 154).
159
Nach Ansicht des LG München II[1] kann ein ausländischer Führerschein schließlich auch dann beschlagnahmt werden, wenn dieser im Inland keine Gültigkeit mehr besitzt und daher der Verdacht einer Straftat (§ 21 StVG) gegeben ist.
Anmerkungen
[1]
LG München II DAR 1997, 80; a.A. Hentschel Rn. 898.
ee) Exkurs: Vorläufige Entziehung der Fahrerlaubnis (§ 111a StPO)
160
Handelt es sich um eine EU/EWR-Fahrerlaubnis, wirkt die vorläufige Entziehung zugleich als Anordnung oder Bestätigung der Beschlagnahme (§ 111a Abs. 3 Satz 2 StPO), sofern der Beschuldigte über einen inländischen Wohnsitz verfügt.
161
In anderen Führerscheinen ist – unabhängig von deren Gültigkeit im Inland[1] – die vorläufige Entziehung zu vermerken (§ 111a Abs. 6 StPO). Die Eintragung wird als Vollstreckungsmaßnahme von der Staatsanwaltschaft veranlasst.[2] Bis zur Eintragung des Vermerks kann der Führerschein beschlagnahmt werden (§ 111a Abs. 6 Satz 2 StPO). Lässt die Beschaffenheit des Führerscheins die Eintragung nicht zu, ist der Vermerk gesondert zu fertigen und mit dem Führerschein zu verbinden (vgl. oben Rn. 153). Nur wenn auch dies nicht möglich ist, kann der ausländische Führerschein entsprechend § 111a Abs. 6 Satz 2 StPO für die Dauer der vorläufigen Maßnahme beschlagnahmt werden[3]. Konnte ein Vermerk eingetragen werden, tritt an die Stelle der Rückgabe des Führerscheins (§ 111a Abs. 5 StPO) die Streichung des Vermerks[4] (sog. „Säuferbalken“).
Anmerkungen
[1]
LG Aachen NZV 2002, 332/333 m. Anm. Schneider; a.A. AG Eschweiler NZV 2002, 332.
[2]
KK-StPO-Nack § 111a Rn. 21.
[3]
AG Homburg ZfS 1995, 352; vgl. auch LG Ravensburg DAR 1991, 272.
[4]
Hentschel Rn. 879.
d) Verletzung der Unterhaltspflicht (§ 170 StGB)
162
Da § 170 StGB nicht dem Schutz ausländischer Staatsfinanzen dient, findet die Vorschrift keine Anwendung, wenn ein im Inland lebender Ausländer seine gesetzliche Unterhaltspflicht gegenüber im Ausland lebenden, nichtdeutschen Unterhaltsberechtigten verletzt[1]; eine Strafbarkeit ist nur gegeben, wenn neben dem Ausländer auch der Unterhaltsberechtigte im Bundesgebiet wohnt.[2]
Anmerkungen
[1]
BGHSt 29, 85 ff.; OLG Saarbrücken JR 1975, 291 ff. m. Anm. Oehler; OLG Stuttgart NJW 1977, 1601 f.; OLG Saarbrücken NJW 1978, 2460 ff.; AG Rosenheim NJW 1981, 2653; BayObLG NJW 1982, 1243 f.; OLG Stuttgart NJW 1985, 1299; a.A. OLG Karlsruhe NJW 1978, 1754 ff.; Kunz NJW 1980, 1201 ff.
[2]
Fischer StGB, § 170 Rn. 3a.
e) Doppelehe (§ 172 StGB)
163
Im Ausland geschlossene Ehen sind nach dem dortigen Recht zu beurteilen, so dass die Auslandsbigamie auch dann nicht unter das Verbot der Doppelehe (§ 172 StGB) fällt, wenn die gültige Doppelauslandsehe im Bundesgebiet fortgeführt wird[1]; Auslandsehen im Inland unterstehen dagegen den deutschen Gesetzen, so dass auch für Mohammedaner die Eingehung einer polygamen Ehe unzulässig ist.[2]
Anmerkungen
[1]
StA München NStZ 1996, 436.
[2]
Fischer StGB, § 172 Rn. 4 m.w.N.
f) Zwangsheirat (§ 237 StGB)
164
War die „Zwangsverheiratung“ früher strafrechtlich nur als Nötigung erfasst, sollte die „Nötigung zur Ehe“ durch Einführung des § 237 StGB eine gesonderte Regelung erfahren. Geschütztes Rechtsgut ist das Recht auf selbstbestimmte Partnerwahl (vgl. Art. 12 EMRK)[1]. Folgerichtig wird die Regelung in mehrfacher Hinsicht kritisiert, so ist vor diesem Hintergrund z.B. schwer nachvollziehbar, weshalb die Nötigung eine bestimmte Person nicht zu heiraten ebenso wenig unter den Anwendungsbereich der Norm fällt, wie die Nötigung zum Unterlassen einer Scheidung,[2] obwohl beide Fallgestaltungen einen breiten Anwendungsbereich fänden. Auch die fehlende Anwendbarkeit auf gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften[3] und die Beschränkung auf wirksam geschlossene Ehen wird gerügt, letzteres deswegen, da nach dem Selbstverständnis der Betroffenen auch andere Verbindungen – wie z.B. die Imam-Ehe – als absolut verbindlich angesehen werden.[4] Findet § 237 StGB in diesen Fällen keine Anwendung, verbleibt allein eine Strafbarkeit wegen Nötigung (§ 240 StGB).
Anmerkungen
[1]
Fischer StGB, § 237 Rn. 3.
[2]
Fischer StGB, § 237 Rn. 3.; Renzikowski NJW 2014, 2539, 2541.
[3]
Hilgendorf StV 2014, 555, 560, 562.; Renzikowski NJW 2014, 2539, 2541.
[4]
Renzikowski NJW 2014, 2539, 2541.
g) Entziehung Minderjähriger
165
Von praktischer Relevanz sind immer wieder Fälle der Kindesentziehung, häufig in der Weise, dass Minderjährige in das Heimatland eines Elternteils verbracht werden, um sie dort dem Einflussbereich des anderen Elternteils zu entziehen. Die einschlägigen Tathandlungen stehen unter den in § 235 Abs. 2 StGB genannten Voraussetzungen unter Strafe. Beachtung verdient insoweit eine neuere Entscheidung des Bundesgerichtshofes,[1] wonach eine längere Abwesenheit vom ursprünglichen inländischen Aufenthaltsort einer Strafbarkeit insbesondere dann nicht entgegensteht, wenn das betroffene Kind stets davon ausgegangen ist nach Deutschland zurückzukehren. Wegen der weiteren Einzelheiten sei auf die einschlägige Kommentarliteratur verwiesen.
Anmerkungen
[1]
BGH NStZ 2015, 338 ff.
Teil 2 Materielles Ausländerstrafrecht › II. Straftaten nach dem Aufenthalts-, FreizügG/EU und Asylgesetz
II. Straftaten nach dem Aufenthalts-, FreizügG/EU und Asylgesetz
166
Erhebliche praktische Bedeutung haben auch die Strafvorschriften des AufenthG, FreizügG/EU und AsylG; einem Großteil der sog. „Ausländerkriminalität“ liegen Verstöße gegen die zuvor genannten Vorschriften zugrunde, weshalb der Verteidiger zumindest über entsprechendes Grundlagenwissen verfügen sollte.
Teil 2 Materielles Ausländerstrafrecht › II. Straftaten nach dem Aufenthalts-, FreizügG/EU und Asylgesetz › 1. Strafbarkeit gemäß § 95 AufenthG
1. Strafbarkeit gemäß § 95 AufenthG
167
§ 95 Strafvorschriften
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer
1. | entgegen § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 48 Abs. 2 sich im Bundesgebiet aufhält, |
2. | ohne erforderlichen Aufenthaltstitel nach § 4 Absatz 1 Satz 1 sich im Bundesgebiet aufhält, wenn a) er vollziehbar ausreisepflichtig ist, b) ihm eine Ausreisefrist nicht gewährt wurde oder diese abgelaufen ist und c) dessen Abschiebung nicht ausgesetzt ist, |
3. | entgegen § 14 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 in das Bundesgebiet einreist, |
4. | einer vollziehbaren Anordnung nach § 46 Abs. 2 Satz 1 oder 2 oder § 47 Abs. 1 Satz 2 oder Abs. 2 zuwiderhandelt, |
5. | entgegen § 49 Abs. 2 eine Angabe nicht, nicht richtig oder nicht vollständig macht, sofern die Tat nicht in Absatz 2 Nr. 2 mit Strafe bedroht ist, |
6. | entgegen § 49 Abs. 10 eine dort genannte Maßnahme nicht duldet, |
6a. | entgegen § 54a wiederholt einer Meldepflicht nicht nachkommt, wiederholt gegen räumliche Beschränkungen des Aufenthalts oder sonstige Auflagen verstößt oder trotz wiederholten Hinweises auf die rechtlichen Folgen einer Weigerung der Verpflichtung zur Wohnsitznahme nicht nachkommt oder entgegen § 56 Abs. 4 bestimmte Kommunikationsmittel nutzt oder bestimmte Kontaktverbote nicht beachtet, |
7. | wiederholt einer räumlichen Beschränkung nach § 61 Abs. 1 oder Absatz 1c zuwiderhandelt oder |
8. | im Bundesgebiet einer überwiegend aus Ausländern bestehenden Vereinigung oder Gruppe angehört, deren Bestehen, Zielsetzung oder Tätigkeit vor den Behörden geheim gehalten wird, um ihr Verbot abzuwenden. |
(1a) Ebenso wird bestraft, wer vorsätzlich eine in § 404 Abs. 2 Nr. 4 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch oder in § 98 Abs. 3 Nr. 1 bezeichnete Handlung begeht, für den Aufenthalt im Bundesgebiet nach § 4 Abs. 1 Satz 1 eines Aufenthaltstitels bedarf und als Aufenthaltstitel nur ein Schengen-Visum nach § 6 Abs. 1 Nummer 1 besitzt.
(2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer
1. | entgegen § 11 Absatz 1 oder in Zuwiderhandlung einer vollziehbaren Anordnung nach § 11 Absatz 6 Satz 1 oder Absatz 7 Satz 1 a) in das Bundesgebiet einreist oder b) sich darin aufhält oder |
2. | unrichtige oder unvollständige Angaben macht oder benutzt, um für sich oder einen anderen einen Aufenthaltstitel oder eine Duldung zu beschaffen oder das Erlöschen oder die nachträgliche Beschränkung des Aufenthaltstitels oder der Duldung abzuwenden oder eine so beschaffte Urkunde wissentlich zur Täuschung im Rechtsverkehr gebraucht. |
(3) In den Fällen des Absatzes 1 Nr. 3 und der Absätze 1a und 2 Nr. 1 Buchstabe a ist der Versuch strafbar.
(4) Gegenstände, auf die sich eine Straftat nach Absatz 2 Nr. 2 bezieht, können eingezogen werden.
(5) Artikel 31 Abs. 1 des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge bleibt unberührt.
(6) In den Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 und 3 steht einem Handeln ohne erforderlichen Aufenthaltstitel ein Handeln auf Grund eines durch Drohung, Bestechung oder Kollusion erwirkten oder durch unrichtige oder unvollständige Angaben erschlichenen Aufenthaltstitels gleich.