Kitabı oku: «Praxis der Selbstmotivierung», sayfa 3

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Selbstmotivierung und Fremdmotivierung

In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.

AURELIUS AUGUSTINUS

In diesem Buch steht die Selbstmotivierung im Vordergrund. Ich bin davon überzeugt, dass Selbstmotivierung eine wichtige Voraussetzung ist, damit uns das Leben gelingt. Falls Sie eine Führungskraft sind oder vielleicht nur häufiger eine Führungsrolle übernehmen, indem sie z. B. in Diskussionen Freunden dazu bewegen wollen, etwas Bestimmtes zu unternehmen, oder in der Familie das gemeinsame Bemühen um bestimmte Ziele durchsetzen wollen, dann können sie die meisten dieser hier dargestellten Regeln natürlich auch verwenden, um andere zu motivieren.

Beispiele

Regel 1: Ziele attraktiv machen: Sie stellen die Ziele, die man gemeinsam erreichen will, besonders attraktiv dar.

Regel 4: Ziele visualisieren: Sie zeigen den Geführten, wie das Erreichen des Ziels aussieht, oder Sie beschreiben es so plastisch, dass das Ziel vor den Augen der anderen sichtbar wird.

Regel 14: Positive Erfahrungen machen, sich belohnen: Sie sorgen dafür, dass Ihre Freunde oder Mitarbeiter schon mit kleinen Schritten in Richtung auf das Ziel belohnt werden.

usw.

Sich selbst zu motivieren oder andere zu motivieren ist also im Prinzip kein großer Unterschied. Man kann sogar sagen, dass die Selbstmotivierung eine Voraussetzung dafür ist, dass man andere motivieren kann. Denn wie schon der eingangs zitierte Gedanke von Augustinus deutlich macht: Wenn Sie selbst nicht motiviert sind, also „brennen“, dann wird es Ihnen kaum gelingen, andere zu motivieren und sie „zu entzünden“.

Zur Darstellung der einzelnen Regeln

In den folgenden Kapiteln werde ich die Regeln im Einzelnen vorstellen. Dabei sollen Zitate und eine einleitende Geschichte Sie auf die jeweilige Regel einstimmen, so dass Ihre entsprechenden Erinnerungen aktiviert werden und Sie sich Ihre eigenen Gedanken zum Thema machen können. (Um auf die oben beschriebenen Makrosysteme von Kuhl zurückzukommen: Die Zitate und vor allem die Geschichten sind dazu da, Ihr Extentionsgedächtnis zu aktivieren.) Anschließend wird jede Regel im Einzelnen erläutert und es werden – soweit mir bekannt – empirische Untersuchungen zitiert, in denen die Wirksamkeit dieser Regeln nachgewiesen wurde. Die Beschreibung der Experimente soll zu einer Konkretisierung der abstrakten Regel beitragen. Dabei werden ich auch einige wissenschaftliche Literatur zitieren, damit Sie als Leserin und Leser die Möglichkeit haben, sich mit dem jeweiligen Thema näher zu befassen, auch wenn dieses Buch primär für Praktiker gedacht ist, die daran kein Interesse haben werden.

Das Ziel der Konkretisierung verfolge ich auch, wenn ich zum Schluss der Darstellung der Regeln Beispiele heranziehe, anhand derer gezeigt wird, wie man die Regel tatsächlich zur Selbstmotivierung einsetzen kann. Die Anwendung der Regeln wird dabei – neben anderen wechselnden Beispielen – häufig an vier Szenarien dargestellt:

• Das eine Beispiel bezieht sich auf den Fall, dass man sich beruflich gezwungen sieht, in eine fremde Stadt zu ziehen, obwohl man sich in der Stadt, in der man z. Zt. wohnt, sehr wohl fühlt. Das Ziel ist es, sich mit Hilfe der Regeln dazu zu motivieren, in diese Stadt zu ziehen, damit man mit mehr Freude und positiver Energie den neuen Arbeitsplatz beginnen kann.

• Das zweite Beispiel bezieht sich auf einen Menschen, der sich das Rauchen abgewöhnen will. Das Ziel ist es hier, sich mit Hilfe der Regeln zu motivieren, einen wirksamen Entschluss zu fassen und bei dem Entschluss zu bleiben und nicht rückfällig zu werden.

• Ein drittes Beispiel betrifft einen Studenten, der sich auf sein Examen oder eine wichtige Prüfung vorbereiten muss bzw. will. Wir gehen in diesem Fall davon aus, dass er noch einige Wochen Zeit hat und sich bewusst ist, dass er mit einem besseren Ergebnis abschließen wird, wenn es ihm gelingt, sich selbst frühzeitig zu motivieren, anstatt im letzten Moment – aus Angst zu versagen – sich die wichtigsten Inhalte unter erheblichem Stress kurzfristig aneignet.

• Ein letztes Beispiel, auf das ich immer wieder zu sprechen komme, habe ich ganz konkret bei meiner Frau erlebt. Eine Freundin hatte sie in einem gemeinsam verbrachten Urlaub auf die Idee gebracht, beim nächsten Marathonlauf in New York mitzulaufen. Nachdem sie ein paar Male am Strand gemeinsam gelaufen waren, versicherte die Freundin meiner Frau, sie sei ein „Lauftalent“ und würde das auf jeden Fall schaffen. Meine Frau ist eigentlich nicht sehr sportlich und das Laufen war noch nie ihre Leidenschaft. Ich war daher überrascht, dass sie sofort von dieser Idee begeistert war. Ich denke auch, dass die Begeisterung sich weniger auf die sportliche Leistung bezog, als auf die Aussicht eine Reise nach New York zu unternehmen, die für sie besondere Attraktivität besaß, vor allem, wenn man die Jahreszeit mit einbezieht: Der Marathonlauf findet immer im November statt und da kann man schon mal an Weihnachten denken. Welche Stadt wäre für meine Frau für Shopping interessanter und begehrenswerter als New York?

Ich war eigentlich innerlich überzeugt, dass meine Frau den Lauf nicht absolvieren würde und fühlte mich in den Wochen nach diesem denkwürdigen Urlaub sehr in meiner Einschätzung der Situation bestätigt. Ihre Freundin, die selbst sehr viel läuft, ist Ärztin. Sie hatte ihr einen Trainingsplan ausgearbeitet, mit dem sie sich in den nächsten Wochen und Monaten die notwendige Kondition antrainieren sollte. Dieser Trainingsplan wurde von meiner Frau bald sehr stiefmütterlich behandelt. Sie hatte Schwierigkeiten mit ihrem Fußballen, der sie schmerzte und sie am Training hinderte. Allerdings ist sie von ihrem Vorsatz, in New York zu laufen, nie abgerückt und sie wurde von ihrer Freundin auch angemeldet. Sie ist auch tatsächlich gelaufen – weil sie eine große Zahl der Regeln zur Selbstmotivierung beachtete – wahrscheinlich eher intuitiv als durch meine Anleitung, aber das kann ich nur schwer beurteilen.

Die Regeln sind unabhängig vom jeweiligen Ziel anwendbar, für das Sie sich motivieren wollen. Aber nicht jede Regel ist in jedem Einzelfall gut geeignet und wirkungsvoll. Sie werden sehr schnell herausfinden, welche der Regeln in einer konkreten Situation besonders hilfreich sind. Das hängt ab von der Situation, in der Sie sich befinden, von dem Ziel, das Sie verfolgen und natürlich auch von Ihrer Persönlichkeit. Wahrscheinlich werden Sie Ihre „Lieblingsregeln“ entdecken, die Sie immer wieder einsetzen und an die Sie sich auch immer wieder erinnern. Andere Regeln geraten vielleicht in Vergessenheit. Zwanzig Regeln sind zu viel, als dass wir sie uns gleichzeitig vor Augen halten können. Auch ich lese die einzelnen Punkte immer wieder durch, wenn ich mich für eine schwierige Aufgabe motivieren will. Dabei soll Sie vor allem die Checkliste am Ende des Buches unterstützen.

Die erste Phase: Die Phase des Abwägens

Die Beschäftigung mit den eigenen Zielen

Wenn man nicht genau weiß, wohin man will, landet man leicht da, wo man gar nicht hinwollte.


Dieses Zitat wurde durch einen Bestseller von Robert F. Mager7 berühmt, in dem er die operationale Definition von Lernzielen bei der Aus- und Weiterbildung forderte. Nach Mager müssen Ziele so definiert sein, dass es keine Missverständnisse über das Erreichen der Ziele gibt. Klare Ziele sind aber nicht nur wichtig, wenn man eine Trainings- oder eine Schulungsmaßnahme konzipiert, sie sind genauso wichtig, wenn man sein eigenes Verhalten planen will – und wenn man sich motivieren will, die gesetzten Ziele zu erreichen. Klar sind Ziele dann, wenn sie für uns – oft auch für andere – sichtbar sind, wenn sie konkret sind. Das Ziel „Ich möchte reich werden“ ist zu ungenau und zu abstrakt. Das Ziel „Ich möchte mit 31 Jahren ein Haus im Grünen bewohnen“ ist dagegen konkreter.

Ziele müssen aber nicht nur klar sein, sie müssen vor allem für uns selbst Bedeutung besitzen, sie müssen für uns persönlich wichtig sein, sie müssen von uns selbst stammen.

Die Klärung der eigenen Ziele und die Bearbeitung dieser Ziele, so dass sie die Qualität besitzen, die sie für uns wertvoll machen, gehören in die erste Phase, den Weg von der Wahl eines Handlungsziels bis zur Zielrealisation. Insgesamt unterscheiden wir vier Regeln, die sich auf die Ziele beziehen. Man muss sie beachten, wenn man sich selbst motivieren will:

1. Das Ziel attraktiv machen

2. Aktivieren intrinsischer Bedürfnisse

3. Persönliche Ziele

4. Ziele visualisieren.8

Regel 1: Das Ziel attraktiv machen

Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst.

DANTE ALIGHIERI

Als erst einige Grundmauern des Petersdoms standen, fragte ein Priester einige Maurer: „Was machen Sie gerade?“

Der erste Maurer antwortete: „Ich mache, was man mir aufgetragen hat. Fragen Sie den Vorarbeiter, der sagt es Ihnen sicher.“

Der zweite Maurer antwortet: „Ich mauere Ziegel, ich baue eine Mauer, ich tue meine Arbeit.“

Der dritte Maurer antwortet: „Ich arbeite mit am Bau einer der größten Kathedralen der Welt, an einem Gebäude, das viele Hunderte von Jahren Zeugnis davon ablegen wird, was Menschen mit Hilfe der Inspiration Gottes leisten können.“

Die Botschaft der Geschichte

Der dritte Maurer war ein Mensch mit einer Vision. Er verrichtete seine Arbeit mit Freude und sicher war die Qualität seiner Arbeit auch besser, als die der ersten beiden Maurer. Letztlich kommt es darauf an, ob wir bei dem, was wir tun, den Blick für das Ganze bekommen oder behalten. Es kommt darauf an, die Welt aus dem Weltraum sehen zu können, wie der Astronaut Russel (Rusty) Schweickart9 sagte, der als einer der ersten Menschen den Planeten Erde aus der Weltraum betrachten konnte und daraus seine Vision entwickelte. „Wenn Sie das große Bild Ihres Lebens sehen, so wird Ihnen dies helfen, einen Plan, eine Mission zu entwickeln, die es Ihnen ermöglicht, dieses Leben auf umfassende und erfüllende Weise zu leben.“

Große und kleine, schwierige und einfach zu erreichende Ziele

Motivation ist immer auf ein Ziel hin gerichtet. Große Ziele verschaffen große Motivation, kleine Ziele eher kleine. Das Problem besteht darin, dass große Ziele fast immer auch viel Aufwand verlangen und dieser Aufwand wird mitgedacht, wenn man sich das Erreichen eines solchen großen Ziels vorstellt.

Kleine Ziele haben den Vorteil, dass sie schneller und leichter erreicht werden, aber sie sind natürlich meist auch nicht so attraktiv.

Wissenschaftlich betrachtet ist die Stärke der Motivation also von zwei Faktoren abhängig: von dem Wert der Belohnung, der meist umso größer ist, je schwieriger die Aufgabe sich darstellt, und von der Erfolgswahrscheinlichkeit, die umso größer ist, je einfacher ein Ziel zu erreichen ist. An zwei Extremen wird der Zusammenhang deutlich: Wenn es mein Ziel ist, in einer Quiz-Sendung des Fernsehens aufzutreten und eine Million zu gewinnen, dann werde ich den Wert der Belohnung hoch ansetzen, aber nur dann aktiv werden, wenn ich die Erfolgswahrscheinlichkeit nicht zu niedrig beurteile. Wenn ich mir vorgenommen habe, früher ins Bett zu gehen, um beim Aufstehen am Morgen nicht mehr so müde zu sein, dann ist die Erfolgswahrscheinlichkeit sehr hoch, aber die Belohnung wird von vielen nicht genügend hoch eingeschätzt, um den Fernseher auszuschalten. Natürlich spielen bei der Beurteilung der Situation auch das Bild, das ich von meiner Person habe (Bin ich jemand, der das, was er sich vornimmt auch durchführt? Oder bin ich jemand, der sich von der Situation inspirieren lässt und flexibel ist?), meine Motive und Bedürfnisse (Was ist mir wirklich wichtig?) und vieles mehr eine Rolle.

Probleme mit der Motivation hat man immer erst dann, wenn Ziele nur schwer erreichbar sind, wenn entweder zu viele äußere oder innere Widerstände dagegen sprechen, sich auf das Erreichen des Ziels zu konzentrieren.

Äußere Widerstände können einen Menschen anspornen, sich noch mehr anzustrengen. Hier spielt das Selbstbild eine große Rolle. Wenn jemand in der Vergangenheit oft die Erfahrung gemacht hat, dass er zu schwach für die Aufgaben ist, die ihm das Leben stellt, und der sich an die schlimmen Situationen der Ohnmacht und der Hilflosigkeit erinnert, die mit dem Scheitern verbunden waren, der wird schnell aufgeben, wenn er beim Erreichen seiner Ziele auf Widerstände stößt. Hat jemand jedoch schon öfter an sich selbst erfahren, dass er an Widerständen wachsen kann und dass es ihm möglich war, die Hindernisse zu überwinden, dann kann er sich das Gefühl des Triumphs und der Kraft ins Gedächtnis rufen. Dieser Mensch wird sich durch Schwierigkeiten beim Erreichen seines Zieles herausgefordert fühlen und sich besonders anstrengen. Äußere Hindernisse können ihn also sogar herausfordern und damit motivieren. Die Frage, wie ein Mensch auf äußere Widerstände reagiert, hat also viel mit der eigenen Persönlichkeit zu tun. Ich werde darauf bei der letzten Regel 20 noch einmal zurückkommen.

Innere Widerstände bedeuten, dass jemand zu viele, sich widerstrebende Bedürfnisse und Wünsche hat. Einerseits möchte ich früh ins Bett gehen, andererseits ist dieser Fernsehfilm gerade so spannend oder ich habe Angst, etwas Wichtiges zu versäumen. Aus dem berühmten Theaterstück „Faust“ von Goethe stammt der Satz: „Zwei Seelen wohnen – ach – in meiner Brust.“ Es sind diese widerstrebenden „zwei Seelen“, die oft für unsere Untätigkeit verantwortlich sind und das Erreichen unserer Ziele vereiteln. Die Konsequenz ist, dass wir immer wieder feststellen, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, nicht erreichen.

Aber sind es wirklich immer nur „zwei“ Seelen? Haben wir nicht sehr oft noch viel mehr Seelen in unserer Brust, die uns hinsichtlich unserer Ziele oder hinsichtlich der Tätigkeiten, die auf die Ziele gerichtet sind, hin- und herschwanken lassen? Wir möchten gern für die Prüfung lernen, weil wir das Ziel haben, eine gute Note zu bekommen. Gleichzeitig möchten wir aber auch der Einladung unserer Freunde folgen und mit ihnen ins Kino gehen. Oder eine attraktive Kommilitonin oder ein netter Kommilitone lockt mit einem Abendessen. Beispiele dieser Art ließen sich noch endlos weiter ausführen und sicher hat das jeder schon einmal erlebt. Der Hamburger Psychologe und Bestsellerautor Friedemann Schulz von Thun hat für diese menschliche Grundhaltung das Modell vom „inneren Team“ entwickelt. Wir werden auch auf dieses Thema bei der Behandlung der letzten Regel noch einmal zurückkommen.

Aufgaben als Herausforderung sehen

Äußere und innere Widerstände können wir vor allem dann überwinden, wenn unser Ziel attraktiv ist. Dabei können Widerstände sogar dabei helfen, ein Ziel für uns wünschenswert zu machen. Viele Menschen lieben die Herausforderung. Herausforderungen bergen die Chance in sich, persönlich zu wachsen und Erfolgserlebnisse zu erleben, die unser Selbstwertgefühl steigern. Ob wir bei auftretenden Schwierigkeiten das Problem sehen oder darin eine Chance erkennen, sich zu bewähren und daran zu wachsen, können wir selbst mit beeinflussen. Der „Trick“ liegt darin, diejenigen Aspekte der Schwierigkeiten in den Vordergrund zu rücken, die mit „Herausforderung“ und mit „Chance zur Bewährung“ assoziiert sind. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass das Ziel, das wir anstreben, von uns als „schwierig zu erreichen“ klassifiziert wird. Allerdings darf es natürlich nicht so schwer zu erreichen sein, dass wir es uns nicht zutrauen.

Ziele dürfen also nicht zu schwierig und vor allem nicht zu komplex sein. Komplexe, langfristige Ziele zerlegen wir am besten in Teilziele, deren Erreichen sofort überprüfbar ist und uns zum Weitermachen motiviert. Durch das Zerlegen komplexer Ziele in Teilziele reduziert man meist auch den subjektiven Schwierigkeitsgrad. Frayne und Latham10 konnten in einem Selbstmanagementtraining nachweisen, dass auch die mentale Zerlegung der Fernziele in schrittweise abzuarbeitende Nahziele eine positive Wirkung hatte. Die Beteiligten machten schon früh im Prozess der langfristigen Zielverfolgung die Erfahrung, dass sie eigene Absichten erfolgreich in Handeln umsetzen können.

Durch das Zerlegen von umfangreichen Zielen in konkrete Teilziele wird das Ziel auch spezifischer. DeShon und Alexander11 weisen darauf hin, dass spezifische Ziele die Identifizierung und Differenzierung von leistungsförderlichen und -beeinträchtigenden Strategien verbessern.

Wie macht man ein Ziel attraktiv?

In der Regel werden wir von den vielen Tätigkeiten, die in einer bestimmten Situation zur Wahl stehen, die attraktivste auswählen. Das ist die Tätigkeit, die am wenigsten Mühe macht und bei der im Tun schon die Belohnung liegt, oder die uns zu dem attraktivsten Ziel führt. Ist eine gute Note im Examen oder die Vorstellung, mit der Kommilitonin eng befreundet zu sein, attraktiver – vorausgesetzt wir erwarten, dass beide Ziele mit der etwa gleichen Wahrscheinlichkeit erreicht werden können? Wenn das wirklich die Entscheidungskriterien sind, wird man die Wahl später auch nicht bereuen. Allerdings entscheiden wir uns oft einfach nur für die näherliegende Alternative, die leichter zu erreichen ist, die weniger Mühe erfordert oder deren Erreichen mit weniger Risiko verbunden ist. Aber auch in diesem Fall spielt die Attraktivität eines Zieles eine entscheidende Rolle. Wenn unser Ziel wirklich wünschenswert ist, wenn wir viele positive Erwartungen mit ihm verbinden, dann wird es sich auch gegenüber naheliegenden, angenehmen Alternativen durchsetzen können.

Ob ein Ziel attraktiv ist, können wir selbst beeinflussen, bis zu einem gewissen Grad sogar entscheiden. Wir können ein Ziel attraktiv oder weniger attraktiv machen, es kommt nur darauf an, ob und wie viele positive Attribute wir mit dem Ziel verbinden. Wenn wir uns ausmalen, wie schön es wäre, ein gutes Examen zu machen, wenn wir daran denken, welche Türen uns damit geöffnet werden, mit welchen Belobigungen wir rechnen können usw., dann wird dieses Ziel immer mehr Anziehungskraft gewinnen. Wir können uns natürlich auch ausmalen, wie schön es wäre, mit der für uns so attraktiven Kommilitonin zusammen zu sein, wie schön es wäre, in einer Partnerschaft mit ihr zu leben usw. Wir werden uns mit großer Wahrscheinlichkeit dem Ziel zuwenden, das für uns im Moment attraktiver erscheint, und die Attraktivität können wir dadurch beeinflussen, indem wir das entsprechende Ziel mit positiven Vorstellungen verbinden.

Das gilt nicht nur für die Situation, in der mehrere Ziele in uns um ihre Realisierung wetteifern. Auch wenn wir nur ein Ziel vor Augen haben, können wir dieses Ziel attraktiver machen, indem wir uns ausmalen, welche positiven Konsequenzen das Erreichen des Ziels hätte. Von großem Vorteil ist es dabei, wenn man die eigene Wertehierarchie kennt, wenn man weiß, welche grundlegenden Werte einem besonders wichtig sind. Denn es ist ein Unterschied, ob einem die eigene Familie, die Karriere oder vielleicht sogar die eigene Sicherheit besonders wichtig ist. Entsprechend sollte das Ziel, das Sie für sich attraktiv gestalten möchten, mit Vorstellungen in Verbindung gebracht werden, die mit den Werten zusammenhängen, deren Bedeutung für Sie im Vordergrund stehen.

Der dritte Maurer hat sein Ziel, die Mauer hochzuziehen, dadurch wertvoll gemacht, dass er es als Teil eines großen Ganzen gesehen hat. Er hat eine Vision entwickelt. Auch das ist ein Weg, der uns sehr oft offen steht. Wir können z. B. das Examen als Teil einer beruflichen Karriere sehen, die uns am Ende unseres Berufslebens stolz auf das Erreichte zurückblicken lässt.

Routine und Langeweile vermeiden

Sich für ein Ziel zu motivieren und dafür zu sorgen, dass man es auch längerfristig nicht aus den Augen verliert, bedeutet auch, den Weg zum Ziel in die Überlegungen und Vorbereitungen mit einzubeziehen und ihn so angenehm wie möglich zu machen. Wenn die Tätigkeiten, die zum Erreichen des Ziels notwendig sind, zur Routine werden und sich unter Umständen Langeweile und damit Abneigung entwickeln könnte, müssen wir dafür sorgen, dass dieser Weg an sich attraktiv wird. Das kann uns gelingen, indem wir besonderen Wert auf die Begleitumstände legen, die mit dem Weg verbunden sind. Wenn wir uns z. B. vorgenommen haben, eine neue Sprache zu lernen, kann man das – für viele eher langweilige – Vokabellernen dadurch attraktiver gestalten, indem man sich für dieses Vorhaben eine ganz bestimmte Tageszeit reserviert, zu der man ungestört ist. Um der Tätigkeit des Lernens einen einladenden Charakter zu verleihen, könnte man sich selbst z. B. seinen Lieblingstee oder Kaffee in einem besonders schönen Service mit ein paar Keksen dazu servieren. Wir können uns auch einen sehr attraktiven Lehrer, bzw. eine sehr attraktive Lehrerin suchen.

Die Bewertung der Ziele in unserem Gehirn

Die Steuerungszentrale unseres komplexen Verhaltens ist unser Gehirn. Eine wesentliche Rolle für die Selbstmotivierung spielt ein Teil des Gehirns, das das limbische System genannt wird. Es liegt unterhalb der Hirnrinde, dem Cortex. Der Cortex wird für das bewusste Überlegen verantwortlich gemacht, während im limbischen System die Gefühle eines Menschen verortet sind. Das limbische System bewertet alle Informationen, die das Bewusstsein erreichen, nach den Kriterien wichtig/unwichtig, wünschenswert/nicht wünschenswert, angenehm/unangenehm.

Das gilt nicht nur für die Wahrnehmungen, die uns von außen erreichen, sondern in gleichem Maße für die Ideen und Vorstellungen, die wir selbst in unserem Gehirn entwickeln. Auch diese werden sofort beispielsweise mit dem Attribut wünschenswert/nicht wünschenswert versehen. Ziele, die längerfristig in unserem Bewusstsein präsent sein sollen, nach denen wir uns orientieren wollen, müssen eine positive Bewertung erfahren, sonst werden wir sie früher oder später fallen lassen. Wir können solche Bewusstseinsinhalte in ihrer Bewertung beeinflussen, indem wir sie mit anderen Bewusstseinsinhalten, die von uns positiv beurteilt werden, in Verbindung bringen. Darin liegt die Freiheit des Menschen: Wenn wir die Möglichkeit dazu haben, werden immer nur das tun, was wir gern tun. Was wir aber gern tun, ist davon abhängig, ob wir die Tätigkeit bzw. das Ziel mit positiven Gefühlen verbinden. Darüber aber können wir frei entscheiden, indem wir unsere Ziele mit Vorstellungen assoziieren, die positive Gefühle auslösen.

Dies ist das Prinzip, nach dem die Werbung verfährt. Die umworbenen Produkte werden z. B. auf Plakaten mit sympathisch wirkenden Persönlichkeiten oder mit angenehmen Situationen in Verbindung gebracht und damit strahlt die positive Bewertung, die wir dieser Persönlichkeit oder der Situation gegenüber empfinden, auf das Produkt aus. Das geschieht – weitgehend unbewusst – im limbischen System und hat mit dem Cortex, der Gehirnrinde wenig zu tun. Wir können diesen Effekt sogar mit Hilfe unseres Cortexes weitgehend neutralisieren, wenn wir uns klarmachen, dass die Person mit dem Produkt, mit dem sie gemeinsam dargestellt ist, nichts zu tun hat und nur deshalb zusammen mit ihm auf dem Plakat zu sehen ist, weil sie Geld dafür bekommt. Aber wir hätten viel zu tun, wenn wir jedes Plakat, das wir im Laufe eines Tages sehen, analysieren wollten. Wir können jedoch von diesen Techniken der Beeinflussung lernen, sie auf uns selbst anwenden und uns auf diese Weise selbst motivieren. Ein Beispiel dafür finden Sie am Ende dieses Abschnitts.

Ziele sollten uns vertraut sein

Es gibt noch eine andere Technik, die in der Werbung häufig genutzt wird und die wir für die Selbstmotivierung nutzen können. Phänomene und damit auch Ziele werden für uns attraktiver, wenn wir eine gewisse Vertrautheit mit ihnen entwickeln. Dabei reicht es, dass wir das Phänomen, oder unser Ziel, oft „vor Augen haben“. Je häufiger ein zunächst unbekannter Reiz dargeboten wir, desto positivere Reaktionen löst er aus.12 Wir sollten uns also viel mit dem gesetzten Ziel beschäftigen, im Internet über das Ziel recherchieren, Bücher oder Fachzeitschriften lesen, in denen über Themen berichtet wird, die mit dem Ziel zu tun haben usw.

Dieses Phänomen, dass uns vertraute Ziele attraktiver erscheinen, ist häufig untersucht und immer wieder bestätigt worden. Kuhl13 führt diesen Effekt auf die Vorhersagbarkeit eines Reizes zurück, der mit seiner Vertrautheit steigt. Mit der Vorhersagbarkeit geht eine Aktivierung des Extensionsgedächtnisses einher, was zu einer Steigerung des positiven Affekts führt.

Annäherungs- oder Vermeidungsverhalten

Alles was wir tun, tun wir entweder, um etwas zu erreichen, was wir uns wünschen (wir sprechen von Annäherungsverhalten) oder um etwas zu vermeiden, was uns unangenehm ist (wir sprechen von Vermeidungsverhalten). Häufig ist uns das selbst nicht bewusst, die Unterscheidung ist aber wichtig, wenn es um unseren täglichen Gemütszustand geht und besonders, wenn wir uns motivieren wollen. An der Tätigkeit selbst ist nicht erkennbar, warum wir sie ausüben. Warum sehen wir abends fern? Interessiert uns das, was wir sehen wirklich? Oder wollen wir nur die Langeweile oder sogar die negativen Gedanken vermeiden, die entstehen würden, wenn wir uns nicht „berieseln“ ließen? Grundsätzlich sind Annäherungsziele immer attraktiver. Sie bringen uns weiter, durch sie erreichen wir, was wir uns vorgenommen haben und sie versetzen uns in eine bessere Stimmung. Wir sollten also darauf achten, dass wir in unserem Alltag möglichst selten Vermeidungsziele verfolgen. Hinzu kommt, dass wir viel Zeit gewinnen, wenn wir uns mehr auf Annäherungsziele konzentrieren, Zeit, die wir für Ziele einsetzen können, für die wir uns motivieren wollen.

Fremdbestimmte Ziele

Ziele setzt man sich nicht nur selbst. Eine allgemein anerkannte Definition von Zielen lautet: Ziele sind bewusste Vornahmen einer Person, die sich auf zukünftige, von ihr angestrebte Handlungsresultate beziehen, welche zumeist außerhalb des Individuums liegen. Die Ziele können dabei ihren Ursprung in der handelnden Person selbst haben, sie können gemeinsam mit anderen Personen ausgehandelt bzw. vereinbart werden oder aber auch von anderen Personen vorgegeben sein.14

Die gewünschte Selbstmotivation kann sich also auch auf Ziele beziehen, die mit anderen ausgehandelt oder die völlig von anderen vorgegeben wurden. Auch solche Ziele können wir für uns attraktiv machen, indem wir die hier besprochenen Techniken einsetzen, z. B. das Erreichen des Ziels mit uns angenehmen Vorstellungen verknüpfen. Der dritte Maurer hat uns ein Beispiel dafür geliefert. Ein anderes Beispiel ist mir früh in meiner beruflichen Tätigkeit begegnet: Angestellte Näherinnen hatten eine monotone Tätigkeit zu verrichten. Es gelang ihnen auch nicht, sich die Arbeit attraktiv zu machen, indem sie sie mit positiven Attributen versahen. Sie motivierten sich, zur Arbeit zu gehen, indem sie daran dachten, wie schön es sei mit den Kollegen zusammen zu sein, die sie dort trafen und mit denen sie auch während der Arbeit reden konnten.

Andere motivieren

Die hier besprochenen Kriterien sind auch wirksam, wenn wir das Ziel haben, nicht uns selbst, sondern andere zu motivieren. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass erfolgreiche Führungskräfte in ihrem Verhalten jene Bedingungen realisieren, die die Forschung als förderlich für die Leistungswirksamkeit von Zielen identifiziert hat. Es sind genau die, die hier zum Kennzeichnung von Zielen vorgeschlagen werden, um sie für sich selbst attraktiver zu machen: d. h. erfolgreiche Führungskräfte geben ihren Mitarbeitern herausfordernde, spezifische und erreichbare Zielen.15 Wenn man nicht das Glück hat, einen in dieser Weise geschulten Chef zu haben, dann muss man selbst dafür sorgen, dass die Ziele die erwähnten Eigenschaften besitzen. Dabei sind wir wieder bei der Notwendigkeit zur Selbstmotivierung angelangt.

Zusammenfassung Regel 1 „Das Ziel attraktiv machen“

Wenn wir uns selbst motivieren wollen, müssen wir das Ziel, das wir dabei verfolgen, möglichst attraktiv machen. Das erreichen wir, indem wir

• viele positive Gefühle auslösende Vorstellungen mit dem Ziel verbinden;

• das Ziel konkret machen;

• komplexe Ziele in kleinere Unterziele gliedern;

• uns intensiv mit dem Ziel beschäftigen und es uns auf diese Weise vertraut machen;

• schwierige Ziele oder auftauchende Schwierigkeiten als Herausforderung interpretieren.

Beispiele zu Regel 1 „Das Ziel attraktiv machen“

Ehrgeiz entwickeln

Wenn jemand mehr Ehrgeiz entwickeln will, „fleißig sein“ aber als spießig empfindet und sich einbildet „genial“ zu sein,

• dann muss er sich motivieren, zu den „Leistungsträgern“ zu gehören (vorausgesetzt, es gelingt ihm, das als ein herausforderndes Ziel vor sich selbst darzustellen);

• dann muss er sich motivieren, mehr Geld verdienen zu wollen und eine Gehaltserhöhung bis zu einem bestimmten Datum zu erreichen (vorausgesetzt, dass die Gehaltserhöhung von der Leistung abhängig ist);

• dann muss er sich mit anderen sehr engagierten Kollegen vergleichen (vorausgesetzt, dass es ihm gelingt, Kollegen ausfindig zu machen, die ihm sympathisch sind und die er als ehrgeizig einstuft).

Fitnesstraining

Dieses Beispiel habe ich persönlich ausprobiert: Vor mehreren Jahrzehnten nahm ich mir vor, etwas für meine Gesundheit zu tun, indem ich meine Schreibtischtätigkeit durch regelmäßiges Körpertraining ergänzte.

Das Ziel wurde für mich besonders attraktiv durch das Buch von Cooper, Bewegungstraining. Praktische Anleitung zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, in dem die positiven Folgen von regelmäßigem Konditionstraining plastisch dargestellt wurden: höhere und längere Konzentration, mehr Ausdauer, bessere Gesundheit, mehr Freude im Alter usw. Besonders wichtig war es aber für mich, dass ich das Training selbst (den Weg zum Ziel) mit positiven Assoziationen verband. Ich richtete mir den Raum, in dem ich mein Training absolvierte, schön ein, sorgte dafür, dass er immer so warm war, dass ich mich richtig wohl fühlte und ich legte eine Sammlung von CDs mit rhythmischer Musik an, die mir besonders gut gefiel.

In eine fremde Stadt umziehen

Wenn Sie in eine fremde Stadt ziehen müssen, das eigentlich aber nicht wünschen und sich daher dafür motivieren wollen, dann könnten Sie

7.Mager, 1974
8.Es geht uns hier nicht primär darum, die einzelnen Phasen genau gegeneinander abzugrenzen. Die Unterscheidung zwischen der ersten und zweiten Phase des Handlungsmodells von Heckhausen wurde vor allem zur Gliederung der einzelnen Regeln verwendet. Die der ersten Phase zugeordneten Regeln haben viele Kennzeichen, aufgrund deren man sie auch der zweiten Phase zuordnen könnte.
9.Siehe Schweickarts Homepage: www.well.com/user/rs/index.html
10.Frayne & Latham, 1987 in Schmidt & Kleinbeck, 2004, S. 930ff.
11.DeShon & Alexander, 1996, in Schmidt & Kleinbeck, 2004, S. 923.
12.vgl. Zajonc, 1968.
13.Kuhl, 2001, S. 733.
14.Schmidt und Kleinbeck, 2004, S. 904.
15.vgl. Murphy & Cleveland, 1995; Schmidt und Kleinbeck, 2004, S. 924.

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