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Kitabı oku: «Faust», sayfa 6

Yazı tipi:

Straße

Faust. Mehpistopheles.

Faust.

 
Wie ist’s? Will’s fördern? Will’s bald gehn?
 

Mephistopheles.

 
Ah bravo! Find’ ich euch in Feuer?
In kurzer Zeit ist Gretchen euer.
Heut’ Abend sollt ihr sie bey Nachbar’ Marthen sehn:
Das ist ein Weib wie auserlesen
Zum Kuppler- und Zigeunerwesen!
 

Faust.

 
So recht!
 

Mephistopheles.

 
Doch wird auch was von uns begehrt.
 

Faust.

 
Ein Dienst ist wohl des andern werth.
 

Mephistopheles.

 
Wir legen nur ein gültig Zeugniß nieder,
Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder
In Padua an heil’ger Stätte ruhn.
 

Faust.

 
Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen!
 

Mephistopheles.

 
Sancta Simplicitas! darum ist’s nicht zu thun;
Bezeugt nur ohne viel zu wissen.
 

Faust.

 
Wenn Er nichts bessers hat, so ist der Plan zerrissen.
 

Mephistopheles.

 
O heil’ger Mann! Da wär’t ihr’s nun!
Ist es das erstemal in eurem Leben,
Daß ihr falsch Zeugniß abgelegt?
Habt ihr von Gott, der Welt und was sich d’rin bewegt,
Vom Menschen, was sich ihm in Kopf und Herzen regt,
Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben?
Mit frecher Stirne, kühner Brust?
Und wollt ihr recht in’s Innre gehen,
Habt ihr davon, ihr müßt es g’rad’ gestehen,
So viel als von Herrn Schwerdleins Tod gewußt!
 

Faust.

 
Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sophiste.
 

Mephistopheles.

 
Ja, wenn man’s nicht ein Bißchen tiefer wüßte.
Denn morgen wirst in allen Ehren
Das arme Gretchen nicht bethören,
Und alle Seelenlieb’ ihr schwören?
 

Faust.

 
Und zwar von Herzen.
 

Mephistopheles.

 
Gut und schön!
Dann wird von ewiger Treu’ und Liebe,
Von einzig überallmächt’gem Triebe —
Wird das auch so von Herzen gehn?
 

Faust.

 
Laß das! Es wird! — Wenn ich empfinde,
Für das Gefühl, für das Gewühl
Nach Namen suche, keinen finde,
Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,
Nach allen höchsten Worten greife,
Und diese Gluth, von der ich brenne,
Unendlich, ewig, ewig nenne,
Ist das ein teuflisch Lügenspiel?
 

Mephistopheles.

 
Ich hab’ doch Recht!
 

Faust.

 
Hör’! merk’ dir dieß —
Ich bitte dich, und schone meine Lunge —
Wer Recht behalten will und hat nur eine Zunge,
Behält’s gewiß.
Und komm’, ich hab’ des Schwätzens Ueberdruß,
Denn du hast Recht, vorzüglich weil ich muß.
 

Garten

Margarete an Faustens Arm, Marthe mit Mephistopheles auf und ab spazirend.

Margarete.

 
Ich fühl’ es wohl, daß mich der Herr nur schont,
Herab sich läßt, mich zu beschämen.
Ein Reisender ist so gewohnt
Aus Gütigkeit fürlieb zu nehmen,
Ich weiß zu gut, daß solch’ erfahrnen Mann
Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann.
 

Faust.

 
Ein Blick von dir, Ein Wort mehr unterhält,
Als alle Weisheit dieser Welt.
 

Er küßt ihre Hand.

Margarete.

 
Incommodirt euch nicht! Wie könnt ihr sie nur küssen?
Sie ist so garstig, ist so rauh!
Was hab’ ich nicht schon alles schaffen müssen!
Die Mutter ist gar zu genau.
 

Gehn vorüber.

Marthe.

 
Und ihr, mein Herr, ihr reis’t so immer fort?
 

Mephistopheles.

 
Ach, daß Gewerb’ und Pflicht uns dazu treiben!
Mit wie viel Schmerz verläßt man manchen Ort,
Und darf doch nun einmal nicht bleiben!
 

Marthe.

 
In raschen Jahren geht’s wohl an,
So um und um frey durch die Welt zu streifen;
Doch kömmt die böse Zeit heran,
Und sich als Hagestolz allein zum Grab’ zu schleifen,
Das hat noch keinem wohl gethan.
 

Mephistopheles.

 
Mit Grausen seh’ ich das von weiten.
 

Marthe.

 
Drum, werther Herr, berathet euch in Zeiten.
 

Gehn vorüber.

Margarete.

 
Ja, aus den Augen aus dem Sinn!
Die Höflichkeit ist euch geläufig;
Allein ihr habt der Freunde häufig,
Sie sind verständiger als ich bin.
 

Faust.

 
O Beste! glaube, was man so verständig nennt,
Ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn.
 

Margarete.

 
Wie?
 

Faust.

 
Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie
Sich selbst und ihren heil’gen Werth erkennt!
Daß Demuth, Niedrigkeit, die höchsten Gaben
Der liebevoll austheilenden Natur —
 

Margarete.

 
Denkt ihr an mich ein Augenblickchen nur,
Ich werde Zeit genug an euch zu denken haben.
 

Faust.

 
Ihr seyd wohl viel allein?
 

Margarete.

 
Ja, unsre Wirthschaft ist nur klein,
Und doch will sie versehen seyn.
Wir haben keine Magd; muß kochen, fegen, stricken
Und nähn, und laufen früh und spat;
Und meine Mutter ist in allen Stücken
So accurat!
Nicht daß sie just so sehr sich einzuschränken hat;
Wir könnten uns weit eh’r als andre regen:
Mein Vater hinterließ ein hübsch Vermögen,
Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt.
Doch hab’ ich jetzt so ziemlich stille Tage;
Mein Bruder ist Soldat,
Mein Schwesterchen ist todt.
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Noth;
Doch übernähm’ ich gern noch einmal alle Plage,
So lieb war mir das Kind.
 

Faust.

 
Ein Engel, wenn dir’s glich.
 

Margarete.

 
Ich zog es auf, und herzlich liebt’ es mich.
Es war nach meines Vaters Tod geboren.
Die Mutter gaben wir verloren,
So elend wie sie damals lag,
Und sie erholte sich sehr langsam, nach und nach.
Da konnte sie nun nicht d’ran denken
Das arme Würmchen selbst zu tränken,
Und so erzog ich’s ganz allein,
Mit Milch und Wasser; so ward’s mein.
Auf meinem Arm, in meinem Schoos
War’s freundlich, zappelte, ward groß.
 

Faust.

 
Du hast gewiß das reinste Glück empfunden.
 

Margarete.

 
Doch auch gewiß gar manche schwere Stunden.
Des Kleinen Wiege stand zu Nacht
An meinem Bett’, es durfte kaum sich regen,
War ich erwacht;
Bald mußt’ ich’s tränken, bald es zu mir legen,
Bald, wenn’s nicht schwieg, vom Bett’ aufstehn,
Und tänzelnd in der Kammer auf und nieder gehn,
Und früh am Tage schon am Waschtrog stehn;
Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen,
Und immer fort wie heut so morgen.
Da geht’s, mein Herr, nicht immer muthig zu;
Doch schmeckt dafür das Essen, schmeckt die Ruh.
 

Gehn vorüber.

Marthe.

 
Die armen Weiber sind doch übel dran:
Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren.
 

Mephistopheles.

 
Es käme nur auf eures gleichen an,
Mich eines bessern zu belehren.
 

Marthe.

 
Sagt g’rad’, mein Herr, habt ihr noch nichts gefunden?
Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?
 

Mephistopheles.

 
Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd,
Ein braves Weib, sind Gold und Perlen werth.
 

Marthe.

 
Ich meine, ob ihr niemals Lust bekommen?
 

Mephistopheles.

 
Man hat mich überall recht höflich aufgenommen.
 

Marthe.

 
Ich wollte sagen: ward’s nie Ernst in eurem Herzen?
 

Mephistopheles.

 
Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen.
 

Marthe.

 
Ach, ihr versteht mich nicht!
 

Mephistopheles.

 
Das thut mir herzlich leid!
Doch ich versteh’ — daß ihr sehr gütig seyd.
 

Gehn vorüber.

Faust.

 
Du kanntest mich, o kleiner Engel, wieder,
Gleich als ich in den Garten kam?
 

Margarete.

 
Saht ihr es nicht? ich schlug die Augen nieder.
 

Faust.

 
Und du verzeihst die Freyheit, die ich nahm?
Was sich die Frechheit unterfangen,
Als du jüngst aus dem Dom gegangen.
 

Margarete.

 
Ich war bestürzt, mir war das nie geschehn;
Es konnte niemand von mir übels sagen.
Ach, dacht’ ich, hat er in deinem Betragen
Was freches, unanständiges gesehn?
Es schien ihn gleich nur anzuwandeln,
Mit dieser Dirne g’rade hin zu handeln.
Gesteh’ ich’s doch! Ich wußte nicht was sich
Zu eurem Vortheil hier zu regen gleich begonnte;
Allein gewiß, ich war recht bös’ auf mich,
Daß ich auf euch nicht böser werden konnte.
 

Faust.

 
Süß Liebchen!
 

Margarete.

 
Laßt einmal!
 

Sie pflückt eine Sternblume und zupft die Blätter ab, eins nach dem andern.

Faust.

 
Was soll das? Einen Strauß?
 

Margarete.

 
Nein, es soll nur ein Spiel.
 

Faust.

 
Wie?
 

Margarete.

 
Geht! ihr lacht mich aus.
 

Sie rupft und murmelt.

Faust.

 
Was murmelst du?
 

Margarete halb laut.

 
Er liebt mich — liebt mich nicht.
 

Faust.

 
Du holdes Himmels-Angesicht!
 

Margarete fährt fort.

 
Liebt mich — Nicht — Liebt mich — Nicht —
 

Das lezte Blatt ausrupfend, mit holder Freude.

 
Er liebt mich!
 

Faust.

 
Ja, mein Kind! Laß dieses Blumenwort
Dir Götter-Ausspruch seyn. Er liebt dich!
Verstehst du, was das heißt? Er liebt dich!
 

Er faßt ihre beyden Hände.

Margarete.

 
Mich überläuft’s!
 

Faust.

 
O schaudre nicht! Laß diesen Blick,
Laß diesen Händedruck dir sagen,
Was unaussprechlich ist:
Sich hinzugeben ganz und eine Wonne
Zu fühlen, die ewig seyn muß!
Ewig! — Ihr Ende würde Verzweiflung seyn.
Nein, kein Ende! Kein Ende!
 

Margarete drückt ihm die Hände, macht sich los und läuft weg. Er steht einen Augenblick in Gedanken, dann folgt er ihr.

Marthe kommend.

 
Die Nacht bricht an.
 

Mephistopheles.

 
Ja, und wir wollen fort.
 

Marthe.

 
Ich bät’ euch länger hier zu bleiben,
Allein es ist ein gar zu böser Ort.
Es ist als hätte niemand nichts zu treiben
Und nichts zu schaffen,
Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen,
Und man kommt in’s Gered’, wie man sich immer stellt.
Und unser Pärchen?
 

Mephistopheles.

 
Ist den Gang dort aufgeflogen.
Muthwill’ge Sommervögel!
 

Marthe.

 
Er scheint ihr gewogen.
 

Mephistopheles.

 
Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt.
 

Ein Gartenhäuschen

Margarete springt herein, steckt sich hinter die Thür, hält die Fingerspitze an die Lippen, und guckt durch die Ritze.

Margarete.

 
Er kommt!
 

Faust kommt.

 
Ach Schelm, so neckst du mich!
Treff’ ich dich!
 

Er küßt sie.

Margarete ihn fassend und den Kuß zurück gebend.

 
Bester Mann! von Herzen lieb’ ich dich!
 

Mephistopheles klopft an.

Faust stampfend.

 
Wer da?
 

Mephistopheles.

 
Gut Freund!
 

Faust.

 
Ein Thier!
 

Mephistopheles.

 
Es ist wohl Zeit zu scheiden.
 

Marthe kommt.

 
Ja, es ist spät, mein Herr.
 

Faust.

 
Darf ich euch nicht geleiten?
 

Margarete.

 
Die Mutter würde mich — Lebt wohl!
 

Faust.

 
Muß ich denn gehn?
Lebt wohl!
 

Marthe.

 
Ade!
 

Margarete.

 
Auf baldig Wiedersehn!
 

Faust und Mephistopheles ab.

Margarete.

 
Du lieber Gott! was so ein Mann
Nicht alles alles denken kann!
Beschämt nur steh’ ich vor ihm da,
Und sag’ zu allen Sachen ja.
Bin doch ein arm unwissend Kind,
Begreife nicht was er an mir find’t.
 

ab.

Wald und Höhle

Faust allein.

 
Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust,
Wie in den Busen eines Freund’s, zu schauen.
Du führst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbey, und lehrst mich meine Brüder
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braus’t und knarrt,
Die Riesenfichte, stürzend, Nachbaräste
Und Nachbarstämme, quetschend, nieder streift,
Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert;
Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime tiefe Wunder öffnen sich.
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
Besänftigend herüber; schweben mir
Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch,
Der Vorwelt silberne Gestalten auf,
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.
 
 
O daß dem Menschen nichts Vollkomm’nes wird,
Empfind’ ich nun. Du gabst zu dieser Wonne,
Die mich den Göttern nah’ und näher bringt,
Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr
Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech,
Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu Nichts,
Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt.
Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer
Nach jenem schönen Bild geschäftig an.
So tauml’ ich von Begierde zu Genuß,
Und im Genuß verschmacht’ ich nach Begierde.
 

Mephistopheles tritt auf.

Mephistopheles.

 
Habt ihr nun bald das Leben g’nug geführt?
Wie kann’s euch in die Länge freuen?
Es ist wohl gut, daß man’s einmal probirt;
Dann aber wieder zu was neuen!
 

Faust.

 
Ich wollt’, du hättest mehr zu thun,
Als mich am guten Tag zu plagen.
 

Mephistopheles.

 
Nun nun! ich laß’ dich gerne ruhn,
Du darfst mir’s nicht im Ernste sagen.
An dir Gesellen unhold, barsch und toll,
Ist wahrlich wenig zu verlieren.
Den ganzen Tag hat man die Hände voll!
Was ihm gefällt und was man lassen soll,
Kann man dem Herrn nie an der Nase spüren.
 

Faust.

 
Das ist so just der rechte Ton!
Er will noch Dank, daß er mich ennüyirt.
 

Mephistopheles.

 
Wie hätt’st du, armer Erdensohn,
Dein Leben ohne mich geführt?
Vom Kribskrabs der Imagination
Hab’ ich dich doch auf Zeiten lang curirt;
Und wär’ ich nicht, so wär’st du schon
Von diesem Erdball abspazirt.
Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen
Dich wie ein Schuhu zu versitzen?
Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein,
Wie eine Kröte, Nahrung ein?
Ein schöner, süßer Zeitvertreib!
Dir steckt der Doctor noch im Leib.
 

Faust.

 
Verstehst du, was für neue Lebenskraft
Mir dieser Wandel in der Oede schafft?
Ja, würdest du es ahnden können,
Du wärest Teufel g’nug mein Glück mir nicht zu gönnen.
 

Mephistopheles.

 
Ein überirdisches Vergnügen!
In Nacht und Thau auf den Gebirgen liegen,
Und Erd und Himmel wonniglich umfassen,
Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen,
Der Erde Mark mit Ahndungsdrang durchwühlen,
Alle sechs Tagewerk’ im Busen fühlen,
In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen,
Bald liebewonniglich in alles überfließen,
Verschwunden ganz der Erdensohn,
Und dann die hohe Intuition —
 

Mit einer Geberde.

 
Ich darf nicht sagen wie — zu schließen.
 

Faust.

 
Pfuy über dich!
 

Mephistopheles.

 
Das will euch nicht behagen;
Ihr habt das Recht gesittet pfuy zu sagen.
Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen,
Was keusche Herzen nicht entbehren können.
Und kurz und gut, ich gönn’ Ihm das Vergnügen,
Gelegentlich sich etwas vorzulügen;
Doch lange hält Er das nicht aus.
Du bist schon wieder abgetrieben,
Und, währt es länger, aufgerieben
In Tollheit oder Angst und Graus.
Genug damit! dein Liebchen sitzt dadrinne,
Und alles wird ihr eng’ und trüb’.
Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne,
Sie hat dich übermächtig lieb.
Erst kam deine Liebeswuth übergeflossen,
Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt;
Du hast sie ihr in’s Herz gegossen,
Nun ist dein Bächlein wieder seicht.
Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen,
Ließ es dem großen Herren gut,
Das arme affenjunge Blut
Für seine Liebe zu belohnen.
Die Zeit wird ihr erbärmlich lang;
Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn
Ueber die alte Stadtmauer hin.
Wenn ich ein Vöglein wär’! so geht ihr Gesang
Tagelang, halbe Nächte lang.
Einmal ist sie munter, meist betrübt,
Einmal recht ausgeweint,
Dann wieder ruhig, wie’s scheint,
Und immer verliebt.
 

Faust.

 
Schlange! Schlange!
 

Mephistopheles für sich.

 
Gelt! daß ich dich fange!
 

Faust.

 
Verruchter! hebe dich von hinnen,
Und nenne nicht das schöne Weib!
Bring’ die Begier zu ihrem süßen Leib
Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen!
 

Mephistopheles.

 
Was soll es denn? Sie meint, du seyst entfloh’n,
Und halb und halb bist du es schon.
 

Faust.

 
Ich bin ihr nah’, und wär’ ich noch so fern,
Ich kann sie nie vergessen, nie verlieren;
Ja, ich beneide schon den Leib des Herrn,
Wenn ihre Lippen ihn indeß berühren.
 

Mephistopheles.

 
Gar wohl, mein Freund! Ich hab’ euch oft beneidet
Um’s Zwillingspaar, das unter Rosen weidet.
 

Faust.

 
Entfliehe, Kuppler!
 

Mephistopheles.

 
Schön! Ihr schimpft und ich muß lachen.
Der Gott, der Bub’ und Mädchen schuf,
Erkannte gleich den edelsten Beruf,
Auch selbst Gelegenheit zu machen.
Nur fort, es ist ein großer Jammer!
Ihr sollt in eures Liebchens Kammer,
Nicht etwa in den Tod.
 

Faust.

 
Was ist die Himmelsfreud’ in ihren Armen?
Laß mich an ihrer Brust erwarmen!
Fühl’ ich nicht immer ihre Noth?
Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehaus’te?
Der Unmensch ohne Zweck und Ruh?
Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen braus’te
Begierig wüthend nach dem Abgrund zu.
Und seitwärts sie, mit kindlich dumpfen Sinnen,
Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
Und all ihr häusliches Beginnen
Umfangen in der kleinen Welt.
Und ich, der Gottverhaßte, hatte nicht genug,
Daß ich die Felsen faßte
Und sie zu Trümmern schlug!
Sie, ihren Frieden mußt’ ich untergraben!
Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben!
Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen,
Was muß geschehn, mag’s gleich geschehn!
Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen
Und sie mit mir zu Grunde gehn!
 

Mephistopheles.

 
Wie’s wieder siedet, wieder glüht!
Geh’ ein und tröste sie, du Thor!
Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht,
Stellt er sich gleich das Ende vor.
Es lebe wer sich tapfer hält!
Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt.
Nichts abgeschmackters find’ ich auf der Welt,
Als einen Teufel der verzweifelt.
 

Gretchens Stube

Gretchen am Spinnrade allein.

 
Meine Ruh’ ist hin,
Mein Herz ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
 
 
Wo ich ihn nicht hab’
Ist mir das Grab,
Die ganze Welt
Ist mir vergällt.
 
 
Mein armer Kopf
Ist mir verrückt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerstückt.
 
 
Meine Ruh’ ist hin,
Mein Herz ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
 
 
Nach ihm nur schau’ ich
Zum Fenster hinaus,
Nach ihm nur geh’ ich
Aus dem Haus.
 
 
Sein hoher Gang,
Sein’ edle Gestalt,
Seines Mundes Lächeln,
Seiner Augen Gewalt,
 
 
Und seiner Rede
Zauberfluß,
Sein Händedruck,
Und ach sein Kuß!
 
 
Meine Ruh’ ist hin,
Mein Herz ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
 
 
Mein Busen drängt
Sich nach ihm hin,
Ach dürft’ ich fassen
Und halten ihn!
 
 
Und küssen ihn
So wie ich wollt’,
An seinen Küssen
Vergehen sollt’!
 
Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
130 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

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