Kitabı oku: «Abbazia», sayfa 3

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Vorsichtige Annäherung an das Meer: das Bad. Algraphie von Stephanie Glax aus dem Mappenwerk „Abbazia“ (1906).

Der erfahrene Kurort-Kenner Billroth spart denn auch nicht mit konstruktiver Kritik, was Details der Ausstattung und Organisation im Hotel Quarnero betrifft: „Der jetzige Raum für die gemeinschaftlichen Mahlzeiten ist als Table d’hôte-Saal eine Unmöglichkeit. Er muss mit der Wandelbahn zusammen allgemeines Gesellschaftslokal werden, in welchem unter keiner Bedingung geraucht werden darf. Es gehören Tische mit Zeitungen, Journalen und eine Bibliothek hinein, Billard und Spieltische. Die sogenannte Wandelbahn muss in einen Wintergarten umgewandelt werden. Dann wird dieses Gesellschaftslokal mit seinem Ausblicke aufs Meer nicht seines Gleichen haben. Die sämtlichen Zimmer unten rechts vom Eingange, wo jetzt das Lesezimmer und die kleinen Salons für die Separatdiners sind, müssen Restauration werden, wo geraucht werden darf, denn der deutsche Mann setzt sich gern Abends mit einer Flasche guten Weins und mit der Zigarre zu Anderen zum Plausch zusammen. Der Table d’hôte-Saal muss nach oben verlegt werden, wo auch außer der Table d’hôte-Zeit (1/​2 2 und 6 Uhr) gefrühstückt und à la carte gespeist werden kann und wo nie geraucht werden darf. Der große Saal in der Villa Angiolina mit seiner Terrasse muss zum Café werden; an die Stelle des unnützen Podiums gehört ein nobles Buffet. Es wäre sehr wünschenswerth, dass die erwähnten Veränderungen bald eintreten; denn es ist eine Illusion, dass sich diese Verhältnisse durch den Bau des neuen, großen Hotels ändern werden, weil dasselbe aus lokalen Gründen nie durch einen gedeckten Gang mit dem Hotel Quarnero verbunden werden kann.“

Drei Jahre später wird der britische Entdeckungsreisende Sir Richard Francis Burton ähnliche Forderungen erheben (siehe unten); auch dessen Wunsch nach einem professionellen Hotelmanagement nimmt Billroth schon vorweg: „Es fehlt ein im großen Style durchgebildeter Maître d’hôtel, der vom Buffet aus wie in den großen Schweizer Hotels in Frack und weißer Halsbinde die Table d’hôte (sie mag aus 2 oder 40 Personen bestehen) dirigiert und jedes kleinste, formelle Versehen sofort bemerkt und behebt. Jetzt sind nur Österreicher, Ungarn, Polen und Berliner im Hotel, die sich in die sogenannte Gemütlichkeit der Menage fügen. Separatdiners sollten nur außerhalb der Table d’hôte-Zeit und theurer servirt, wenn sie nicht mehr Gänge haben als die Table d’hôte, weil sie besonderes Service brauchen.“ Für einen „europäischen Kurort“, wie er angestrebt sei, müsse man sich eben in die „internationalen Sitten“ fügen und offensichtliche Fehler vermeiden, dazu gehörten etwa das der „chaotische Zustand“ an der table d’hôte oder die Beleuchtung der Hotelkorridore durch Petroleumlampen (siehe dazu auch Kapitel „Kuralttag mit grantigem Helden“).

Eingedenk seiner Aufgabe, Abbazia als neues Reiseziel zu propagieren, kommt Billroth auch auf die Preise zu sprechen und holt dazu, rechtfertigend, weit aus: „In jedem Ort der Welt, Petersburg, London, Nizza, Monte Carlo nicht ausgenommen, kann man als Fremder bei gleichen Ansprüchen billiger leben als in Wien. Man zahlt im Hotel Quarnero 16 – 18 fl. für ein kleines, 26 – 28 fl. für ein großes Zimmer per Woche; für die Verköstigung im Abonnement 4 fl. Eine eigentliche Pension, d. h. Pauschalbeträge für Wohnung und Verköstigung zusammen, kann es dort so lange nicht geben, als das Hotel von der Südbahn direkt verwaltet wird und der (sic!) Restaurant für sich arbeitet. Das wäre auch noch zu bessern. Man muss für Wohnung, Beköstigung, Erleuchtung, Vino nostrano, Service etwa täglich 10 fl. rechnen, was ja der Fremde in Wien, wenn er behaglich, aber dabei bescheiden leben will, für die gleichen Bedürfnisse auch aufwenden muss. Viel billiger kann man es in Abbazia unter den gegebenen Verhältnissen nicht verlangen.“

So kritisch Billroth in manchen Details ist und so bereitwillig er auch einräumt, dass es „noch viel in Abbazia zu thun gibt“, so entschieden hält er an seiner großen Vision fest: dass Abbazia „einen Weltruf begründen“ werde. Voraussetzung dafür sei der Bau einer Uferpromenade und das Anlegen entsprechender Straßen – damit revidiert er seine unbedachte Behauptung von den „trefflichsten Straßen“ im Hanslick-Brief –, aber auch die Errichtung eines Fußweges hinauf auf den Monte Maggiore und einiger mit Bänken versehener Schutzhäuser entlang dieses Pfades.

Billroth schließt seinen „offenen Brief“ an den Herrn Dr. Wittelshöfer mit einer persönlichen Impression, die verrät, dass der Pionier der Bauchchirurgie, der eben mit einer „Modifikation“ der Magenresektion die Fachwelt beeindruckt hat, auch ein feiner Genießer ist: „Wer an einem sonnigen Dezembertag in Moschenizza in lustiger Gesellschaft im Freien Risotto, Scampi und Maroni arostiti mit dem feurigen Wein von Ika gefrühstückt hat, das herrliche Landschaftsbild der Ufer des Quarnero vor sich, der wird meine Liebhaberei für diesen südlichen, heimlichen Winkel unseres herrlichen Landes begreifen. Ich wünsche Ihnen gleich fröhliche, erfrischende Tage, wie ich sie in unserem Abbazia verlebt habe.

Ihr Th. Billroth“


Villa am Meer bei Abbazia. Gemälde von Lea von Littrow, um 1912. © Galerie Kovacek & Zetter, Wien.

Theodor Billroth bleibt Abbazia buchstäblich bis zum Tode treu: Er stirbt hier am 6. Februar 1894 an Herzversagen. Seine Verdienste bleiben unvergessen: Am 26. Oktober 1907 wird die Gedenktafel für Theodor Billroth enthüllt, Julius Glax würdigt in seiner Rede noch einmal die Bedeutung des Chirurgen für den Aufstieg Abbazias, als Freund Friedrich Schülers, des Gründers der Österreichischen Riviera, habe er seine ganze Aufmerksamkeit, seine Liebe und seine Sorgen dem jungen Abbazia gewidmet.

Schon 1890 können Josef Rabl und Anton Silberhuber in ihrem Führer Wintercurort und Seebad Abbazia stolze Bilanz ziehen: „Und so sind denn für die Gestade des heiligen Jacob neue Tage des Glanzes erschienen. Tage eines beispiellosen, fast märchenhaften Aufschwunges, dessen segensreiche Consequenzen sich nicht alleine auf die Küste, sondern allmälig auch auf andere Theile des so traurig-verarmten, aber an eigenthümlichen Naturschönheiten überreichen Istriens erstrecken dürften.

Die Bucht von Preluca, einst berühmt für den Thunfischfang. Photochromdruck, um 1890. Die steil aufgerichtete „Leiter“ diente den Fischern als „Beobachtungsstation“ – von ihnen aus spähten sie nach der Ankunft eines Thunfischzuges. Gefangen wurden die Thunfische in großen Netzen, genannt „Tonnara“.

Die Geschichte der Menschheit aber wird die Schöpfung von Abbazia als eine humanitäre und civilisatorische That feiern, und den Namen ihres Urhebers, des General-Directors Friedrich Schüler, der Unvergänglichkeit überliefern.“

Volosca mit der zweitürmigen Jesuitenkirche, die Theodor Billroth so gar nicht ins südländische Bild passen wollte.

DIE ERSTEN HOTELS


as Hotel ist das Schloß des Großbürgertums. In ihm usurpiert die neue Klasse demonstrativ die Lebensformen der Aristokratie“, schreibt Hans Magnus Enzensberger in seinem Essay „Eine Theorie des Tourismus“ und Abbazia ist der k. u. k. Kristallisationspunkt dieser Entwicklung. Der kleine Ort in der Kvarnerbucht wird zur Bühne, auf der Österreich-Ungarns Aristokratie jenes high life vorexerziert, das als Ideal modernen Lebensstils bald zunehmend von Angehörigen des Großbürgertums und auch des Bürgertums kopiert wird: Müßiggang und Vergnügen in Perfektion. Die Riesenhotels, die in Abbazia gebaut werden, sind tatsächlich Schlösser, sie gaukeln die Aura einer Luxuswelt vor, an der der bürgerliche Reisende ansonsten keinen Anteil hat, sie symbolisieren die Entrückung aus dem Alltag in die Traumlandschaft der Ersten Gesellschaft. Abbazia wird von den Planern der Südbahngesellschaft als „mondän“ konzipiert und mit diesem Epitheton zur Marke im Reigen der mediterranen Reiseziele aufgebaut.

1881 ist es so weit: Die Südbahngesellschaft erwirbt erste Grundstücke in der Kvarnerbucht, 1882 kauft man wie erwähnt auch die Villa Angiolina und westlich daran bis zum Meer hin anschließende Gründe sowie die sogenannte „Slatina“ etwas weiter südwestlich; unverzüglich wird mit der Planung der neuen „Winterstation“ begonnen; Vorbild sind die berühmten Seebadeorte an der Riviera wie Monte Carlo, Menton, Nizza oder Cannes. Um den zukünftigen Fähr- und Dampfschiffverkehr bewältigen zu können, baut man zunächst den Hafen von Abbazia aus. Die Hafenmole wird um 25 Meter verlängert und um 5 Meter verbreitert und ein Zollgebäude errichtet; als Warteraum für illustre Gäste erbaut man gleich daneben den „Kaiserpavillon“. Für den kleinen Küstendampfer, der tieferes Wasser benötigt, wird vor der Hafenmole eine Boje angebracht, bei der dieser Anker werfen kann – eine Vorrichtung, die von Marinefachmann Erzherzog Ludwig Salvator während seines Aufenthalts 1885 kritisiert werden wird: Ein größeres Schiff laufe Gefahr, „an den Molo zu gerathen“. Chronist Ludwig Salvator berichtet auch, dass der neue Hafen der „Hauptsitz der Barcaroli mit ihren Gozzi“ sei. Diese Gozzi seien „kräftige, schwere, aber nicht unelegante Boote, fast alle in Ika, Lovrana oder Fiume gebaut; in Abazia (!) selbst wird kein neues Boot gebaut, nur ein Stümper bessert einige kleine Mängel an den alten aus. Sie sind fast alle weiss gefärbt, der obere Rand geölt, aus Nuss-, Maulbeer- oder Eichenholz hergestellt, vom Kiel bis zur Wasserlinie aber in anderer Farbe, zumeist hochroth angestrichen, sauber gehalten und schauen mit ihren breiten flatternden, am Rande ausgelappten, blendend weissen baumwollenen Zelten und den rothen Sitzpolstern recht nett aus. Jedes Boot hat auch seinen Namen, bald von Menschen, wie ‚Montefiore‘, ‚Gisela‘, bald von Seethieren, wie ‚Dolfino‘.“ Die „Barcaroli“ selbst seien „ruhige, gutmüthige, aber eckige Leute, zumeist alte Matrosen“, im Sommer würde sich ihr ganzer Verdienst auf das Aus- und Einschiffen der mit dem Dampfer ankommenden Passagiere beschränken.


Der neue Hafen. Zeichnung von Erzherzog Ludwig Salvator in seinem Buch „Lose Blätter aus Abbazia“ (Wien 1886).

Bereits 1883, nach der Genehmigung der Entwurfspläne durch den Verwaltungsrat der Südbahngesellschaft, beginnt der aus Stuttgart stammende Architekt Franz Wilhelm mit dem Bau zweier Hotelgebäude für die Gesellschaft; Dort, wo sich einst die Weinberge der Familie Tomašić erstreckten, entstehen in nur zehn Monaten Bauzeit das Hotel Quarnero (heute „Kvarner“) und die „Dependance I“ (heute Hotel „Atlantic“). Bauleiter vor Ort ist Ober-Ingenieur Oswald Meese von der Südbahngesellschaft; die Baumaterialien werden in eigenen Zügen transportiert: Die Ziegel kommen aus Marburg, Laibach und Agram, der Kalk aus Steinbrück und Cilli, der Sand von der Insel Veglia (Krk); das Holz für die Dachstühle wird in der Umgebung von Laibach geschlagen. Vor allem Wiener Firmen kommen beim Innenausbau der Hotels zum Zug: Die „Erste Österreichische Fenster-, Türen- und Fußbodenfabrik“ zeichnet für die Tischlerarbeiten verantwortlich; die Installationen für Heizung, Ventilation und Beleuchtung liefert die Firma Kurz, Rietschel & Henneberg; die Firma Sasse in Altmannsdorf wird mit der Durchführung der Schlosserarbeiten betraut und Zimmermaler Weygand erhält den Zuschlag für die Malerarbeiten.

Das neu erbaute Hotel Quarnero, dahinter die Abtei St. Jakob. Foto, um 1885.

Auf die gewachsenen Strukturen des Fischerortes wird bei den Bauarbeiten wenig geachtet. Rücksichtslos setzen Franz Wilhelm und die Bauingenieure ihre Pläne um: Da der Friedhof stört, wird er einfach verlegt und sogar die altehrwürdige Kirche zum Hl. Jakob soll den neuen Tourismus-Tempeln weichen; dies wird jedoch von kirchlichen Stellen verhindert. Am 27. März 1884 wird das Hotel Quarnero, das ursprünglich als Lungensanatorium gedacht ist, eröffnet und die ersten Gäste ziehen ein; am 8. September 1884 ist auch die Dependance I bezugsfertig. Im „Badepavillon“ an der Ostseite des Hotels Quarnero, der durch einen überdachten und beheizten Gang, eine sogenannte „Wandelbahn“, mit dem Haupttrakt verbunden ist, befinden sich die Warmbäder, eine Terrasse vor dem Hotel lädt zum Blick auf das Meer. Auch Abbazia-Entdecker Heinrich Noe, der Ende März 1884 an den Quarnero reist, um hier Eindrücke für ein neues Buch zu sammeln, kann nicht ganz verhehlen, dass er von den Veränderungen betroffen ist. Die Verwandlung unberührter Natur in eine künstlich gestaltete Tourismus-Landschaft löst bei ihm wehmütiges Erinnern aus, wie er dies in seinem Tagebuch aus Abbazia (Wien und Teschen 1884) auch immer wieder anklingen lässt. Das gilt etwa für das „Schweizerhaus“, einen seiner Lieblingsplätze, der nun offenbar seinen ursprünglichen Reiz für ihn verloren hat: „O schönes Schweizerhaus, mein altes Lorbeergefängniß – einst umblüht von Bignonien, Glycinen – mit der dichten Weinlaube, mit den Zweigen des delphischen Baumes, die an die Stube hinanlangten … was haben sie dir angethan …

Am Anfang stand der Blick aufs Meer: Aussichtspunkt vor dem Hotel Quarnero. Foto, um 1885.


Noch säumen dichte Lorbeerhaine die Hauptstraße. Foto, um 1885.

Weiter. Das Meer schlägt noch klar an die Felsen, vorne auf dem Rundplatz zwischen den japanischen Pfaffenkäppchen und den Thujen höre ich die alte Musik. Blätterlos neigt sich noch die Eiche, unter der ich einen Sommer hindurch arbeitete, über das Meer hinaus. Aber drüben steht ein mächtiger Bau. Dort war einst nur Rebengelände, Baumgarten, der Strand und das Geklipp war von Lorbeer beschattet. Jetzt ragen Mauern und es wimmelt von Gästen. (…) Weißt du noch, wie wir dort auf Schemeln und leeren Kisten saßen und uns, wenn die Thüre aufging, die auf den Rasenplatz hinaus führte, auf dem die hohen Distelgewächse der Artischocken sich in den Rosmarin, unter die blühenden Kirschbäume, hineingedrängt hatten, über die Vermengung des Scheines von unserem Herde mit dem Mondlicht freuten?“ Noes „Tagebuch“, vielleicht sogar als Auftragswerk der Südbahngesellschaft entstanden, spiegelt in verräterischen Passagen wie diesen wider, dass die Idylle bereits eine gestörte und unvollkommene ist – das neue Abbazia hat das alte zum Untergang verurteilt. Noe, der sich ganz als „Abbazianer“ sieht, demonstriert diesen Unterschied zur Welt davor am Essen und Trinken: Während man jetzt im Hotel Quarnero die Kurgäste mit Gänseleber und getrüffelter Braunschweiger Leberwurst sowie frischem Bier verwöhnt, gab’s zuvor in der Osteria al Mare „unter dem großen Feigenbaum“ des alten Pepitsch den sauren Wein aus den Rieden von Abbazia und „Brod aus der Kreide- oder Jura-Periode“, sonst nichts – und dennoch fühlte man sich an den Tischen „im Lorbeerschatten“ erfrischt und glücklich.

Die Mauern wachsen jedoch weiter, für Sentimentalitäten wie die Heinrich Noes ist kein Platz mehr. Am 15. Dezember 1885 eröffnet auch das Hotel Kronprinzessin Stephanie (heute „Imperial“), das mit 115 Zimmern auf noble Kundschaft wartet. Beeindruckend vor allem der angeschlossene luxuriöse Speisesaaltrakt, der, so das Konzept des Architekten Franz Wilhelm, in Zukunft die große Bühne für die oberen Zehntausend der Monarchie abgeben soll. Im Zentrum der prachtvolle, 23 Meter lange und knapp 14 Meter breite Ballraum, der durch seine in weiß, gold und blau gehaltene Holzdekoration, riesige Kristallluster und eine lange Balkonfront, die den Blick auf das Meer freigibt, imponiert. Alle drei Speisesäle zusammen fassen 624 m2 und bieten Platz für 490 Personen; in der Ebene darunter liegen die Restaurationsküche und alle notwendigen Wirtschaftsräume – auch hier hat man alles versammelt, was gut und teuer ist: Neben der Küche befinden sich eine eigene Mehlspeisküche und mehrere Speisekammern, ein Kontrollbüro und ein Office mit Speisen-Aufzug, zwei Räume zum Reinigen des Geschirrs, die Kaffeeküche, ein Ausschankzimmer sowie mehrere Speisezimmer für das Hotelpersonal und die Dienerschaft der Gäste. Zur „Welt unten“ gehören auch noch der Eis-, Fleisch-, Wein-, Flaschen-, Gemüse-, Holz- und Kohlenkeller, Zimmer zum Aufbewahren der Wäsche und zum Reinigen der Stiefel und Kleider. Da man bald noch mehr Kapazität zum Kühlen der Lebensmittel benötigt, baut man neben dem Hotelgebäude noch zusätzlich zwei amerikanische Eiskeller. Die Südbahngesellschaft selbst betreibt das Hotel und kümmert sich um die Logistik; den betuchten Gästen „oben“ darf es an nichts fehlen.

Da die Zahl der Gäste rasch wächst, sieht sich die Südbahngesellschaft gezwungen, rasch weitere Herbergen in Auftrag zu geben. Die Dependance I und die Dependance II werden errichtet, dann das Hotel „Slatina“ (heute „Slavija“), dazu gesellen sich elegant eingerichtete Villen wie die 1890 erbaute Villa Amalia, die vor allem als Unterkünfte für Familien gedacht sind, die mit Dienstmädchen und Köchin anreisen und hier die Winter- oder Sommersaison über ihre „eigene Menage“ führen wollen. In der Villa Amalia sind der rumänische König Karol und seine Gattin Elisabeth alias Carmen Sylva zu Gast, im Frühjahr 1894 logiert hier die deutsche Kaiserfamilie, später steigen auch Erzherzog Ludwig Viktor und Adolf von Nassau, der Großherzog von Luxemburg, hier ab.

Der Stolz der Südbahngesellschaft: das Hotel Kronprinzessin Stephanie kurz vor seiner Eröffnung. Foto, um 1885

1893 umfasst das Imperium der Südbahn in Abbazia folgende Hotels und Villen: Hotel Kronprinzessin Stephanie, Hotel Quarnero, Villa Angiolina, Villa Amalia, Villa Slatina und das Schweizerhaus sowie die Dependancen I–III. Daneben haben sich jedoch bereits private Hotels und Pensionen etabliert; besten Komfort und gute Verpflegung bieten ihren Gästen etwa Pension und Hotel Quisisana, erbaut vom Grazer Unternehmer von Reininghaus, weiters Pension Villa Bellevue, Pension Villa Augusta, Pension Würth, Pension Wiener Heim, Pension Villa Mayne, Pension Hausner und der Gasthof Slatina, ein „Hotel II. Ranges mit Restauration“. 1891 wird die Villa Madonna oder Villa Schalek, südwestlich des Ortszentrums, errichtet: Hier sollen sich, so die Legende, Kaiser Franz Joseph und Katharina Schratt mehrfach getroffen haben. Bis zum Jahr 1890 sind es 85 Neubauten, die zwischen den grünen Lorbeerhainen aufgeführt werden.

DER MANN, DER DIE VILLEN BAUT

Carl Seidl (1858 – 1936), geboren in Mährisch-Schönberg (Šumperk) als Sohn eines Fabrikbesitzers, studiert am Polytechnikum in Zürich und an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Theophil Hansen; als angehender Architekt hat er bald seine „Nische“ gefunden: den Villenbau in der aufstrebenden neuen Tourismusregion an der Österreichischen Riviera. Bereits 1884 plant er ein Wohngebäude für Baron Benedikt von Hasslinger, die Villa Hasslinger, ab 1905 Villa al Mare (Abbazia 115 bzw. 15, heutige Adresse: ulica Maršala Tita 109), und das Rathaus sowie das Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft in Volosca; im selben Jahr ist er auch mit einem Auftrag für die Südbahngesellschaft beschäftigt, der Errichtung von „Wohngebäude II“, besser bekannt als „Dependence I“ (Abbazia 21, heutige Adresse: ulica Maršala Tita 105), unweit vom Hotel Quarnero. 1889 projektiert er für den Grazer Ingenieur Oscar de Lazarinija die Villa Lazarini (Abbazia 189, heutige Adresse: stubište Dražica 4); weiters errichtet er in Abbazia die Villen Friedmann und Ransonnet; in Volosca baut Seidl die Villa Schmidt-Zabierów, in Lovrana die Villa Frappart, die Villa Scharmitz und die Villa Baron Cherpon, Wohnbauten, bei denen es ihm gelingt, Architektur und Landschaft harmonisch zu vereinen. 1907 beginnt der Bau der von ihm geplanten Kirche St. Maria Annunciata. Carl Seidl genießt in der Gesellschaft Abbazias große Anerkennung und ist gerngesehener Gast bei allen großen Festlichkeiten; 1894 errichtet er für den Besuch Kaiser Franz Josephs den Triumphbogen in Volosca.

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22 aralık 2023
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