Kitabı oku: «Fitness für die Seele», sayfa 2

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Die Bedeutung des inneren Lebens

So witzig diese Geschichte klingt, sie macht eines sehr deutlich: Die entscheidenden Dinge passieren nicht zuerst in der äußeren, sondern in der inneren Welt des Menschen. Die Tatsache, dass hier so viel Geld geflossen ist, hat ganz viel mit der inneren Welt von Mohammed bin Salman und seinem Cousin zu tun und wenig mit dem Gemälde an sich. Für die Rekordsumme waren die Werte und Ziele des Prinzen verantwortlich, seine Einschätzung der Situation und seine Beziehung zum Königshaus von Katar.

Daraus ergibt sich eine bedeutsame Erkenntnis: Die Seele ist das Wichtigste am Menschen. Nicht nur, weil sie ewig ist, sondern auch, weil in ihr die Beurteilung und Bewertung unseres Lebens stattfindet.

Nun ist Seele ein sehr schillernder Begriff und es gibt unzählige Versuche, sie zu definieren. Über Jahrtausende hinweg haben Menschen versucht, die Seele zu fassen – von Aristoteles, der von inneren Bewegungen sprach, über Theresa von Ávila, die die Seele als eine Art innere Burg betrachtete, bis hin zur modernen Hirnforschung, die der Grundidee einer Seele oft eher skeptisch gegenübersteht. Während die einen die Existenz einer menschlichen Seele völlig leugnen, mühen sich die anderen um eine Trennschärfe zwischen Begriffen wie Geist, Herz, Verstand, Wille und Persönlichkeit.

Wie auch immer wir es nennen wollen, ich glaube, dass jeder Mensch in den stillen Momenten seines Lebens spürt, dass er eine Seele hat. John Ortberg schreibt dazu in seinem wunderbaren Buch »Hüter meiner Seele«: »Die meisten Menschen an den meisten Orten in den meisten Epochen glauben und haben geglaubt, dass der Mensch in irgendeiner Form eine Seele besitzt.«3

Dabei ist hier Seele im Sinne eines Zentrums gemeint, einer Mitte unseres inneren Lebens, das alles andere verbindet. Umgangssprachlich bezeichnen wir zum Beispiel einen Menschen als die »gute Seele des Büros« und meinen damit die treibende Kraft, das Zentrum, das, was all das andere koordiniert und mit Herz dabei ist. Ich persönlich glaube, dass sich die Seele unserem vollen Verständnis entzieht. Sie hat eine Tiefe, die wir nicht vollständig ergründen können und die uns bis zu einem gewissen Maße verborgen bleibt. Der Mensch wird eine lebende Seele durch den Atem Gottes – so beschreibt es die Bibel (mehr dazu in Kapitel 3). Das bedeutet, dass die Seele weit über uns hinausweist und unser eigenes Verständnis übersteigt. So wie Gott viel größer als unsere Vorstellungskraft und für unseren kleinen Verstand nicht fassbar ist, so ist auch unsere Seele für unseren Verstand nicht fassbar.

Wenn ich in diesem Buch über die Seele schreibe, dann beschränke ich mich auf das, was für uns fassbar ist. Ich empfinde hier die Definition von John Ortberg als hilfreich, der mit »Seele« das bezeichnet, was unseren Willen (unsere Absichten), unseren Verstand (unsere Gedanken und Gefühle) und unseren Körper (unser Gesicht, unsere Körpersprache, unser Handeln) zu einem Ganzen vereint. »Sie ist dann gesund und ›geordnet‹, wenn diese drei Bereiche mit dem im Einklang sind, was Gott mit der ganzen Schöpfung im Sinn hat.«4

Die Seele ist so etwas wie eine Klammer, die all diese unterschiedlichen Aspekte unserer Menschlichkeit umfasst und in Einklang zu bringen versucht. Die Seele beinhaltet unsere Geschichte, unsere Werte, unseren Charakter und unsere Persönlichkeit. Sie wohnt in unserem Körper und ist in der Lage, ihn zu beeinflussen. Wie diese Interaktion genau aussieht und wie das Unterbewusstsein mit der Seele zusammenhängt, bleibt uns verborgen. In diesem Buch benutze ich den Begriff Seele als Zusammenfassung für die innere Welt des Menschen.

Der Zustand unserer Seele ist entscheidend für den Zustand unseres Lebens. Unser Leben wird nicht darüber definiert, was uns geschieht, wie viel wir besitzen oder in welchen Verhältnissen wir leben, sondern darüber, wie unsere Seele all das bewertet und wie sehr die einzelnen Aspekte unseres Menschseins am gleichen Strang ziehen. Nicht unsere Lebensumstände machen unser Leben aus, sondern wie die Seele diese bewertet.

• Ich kann unglaublich erfolgreich sein, ich kann den Titel »Sexiest man alive« tragen – und dennoch mein Leben hassen.

• Ich kann an der Spitze eines DAX-Unternehmens stehen und Millionen im Jahr verdienen – und dennoch ein armseliges Leben führen.

• Ich kann Hunderttausende von Fans haben, von allen bewundert und bejubelt werden – und dennoch im Herzen zutiefst einsam und unglücklich sein.

Nicht die äußeren Umstände machen mein Leben aus, sondern wie meine Seele sie bewertet. Daraus folgt aber auch:

• Ich kann jeden Tag die Türen einer Beratungsstelle öffnen, jahraus, jahrein die traurigsten Geschichten von Menschen erzählt bekommen und dennoch froh und erfüllt durch das Leben gehen.

• Ich kann in den Slums von Kalkutta jeden Tag ums Überleben kämpfen und dennoch im Innersten zufrieden sein.

• Ich kann durch einen Unfall die Kontrolle über meinen Körper verlieren und den Rest meines Lebens im Rollstuhl sitzen und dennoch anderen Menschen Inspiration und Ermutigung sein und Glück und Zufriedenheit ausstrahlen.

Wie wir uns fühlen, hängt nicht von den äußeren Umständen des Lebens ab, sondern vom Zustand des inneren Menschen. Und dennoch kümmern und sorgen wir uns vor allem um die äußeren Umstände.

Ist das nicht verrückt? Wenn diese Umstände unser Leben in der Tiefe gar nicht beeinflussen und es vor allem um den Zustand unserer Seele geht, warum setzen wir dann nicht zumindest ein wenig Energie ein, um unserem inneren Menschen, unserer Seele Aufmerksamkeit zu schenken? Warum versuchen wir um jeden Preis, in der äußeren Welt erfolgreich zu sein, Karriere zu machen, unser Leben mit Besitz abzusichern, unser Aussehen möglichst lange jung und attraktiv zu halten und unsere Lebensumstände kontinuierlich zu verbessern, wenn diese Dinge am Ende gar nicht das letzte Wort haben? Wenn stattdessen die Seele alles bewertet und das Fazit für unser Leben zieht? Warum lassen wir zu, dass wir alle Kraft in der äußeren Welt einsetzen und dadurch für den inneren Menschen keine Kraft mehr übrig haben? Diese Strategie wirkt wenig hilfreich. Sie bringt uns auf Dauer nicht weiter. Weiter kommen wir nur, wenn wir der Seele genügend Aufmerksamkeit schenken.

Wer sich ernsthaft mit seiner Seele auseinandersetzt, der stößt früher oder später auf die Frage nach Gott, denn unsere Seele verweist uns auf etwas Höheres. Sie hat eine Tiefe, zu der wir nicht völlig Zugang haben, und weist weit über uns hinaus auf eine Wirklichkeit, die wir mit unserem kleinen Denken nicht wirklich greifen oder begreifen können.

Die meisten Menschen entscheiden sich nicht bewusst dafür, sich wenig bis gar nicht um die eigene Seele zu kümmern. Sie haben das in der Klarheit nicht vor Augen oder nachvollziehbar im Herzen – es passiert einfach. Wir meinen, dass uns die Leistungsgesellschaft keine andere Wahl lässt, wenn wir überleben wollen. Aber dies ist ein folgenschwerer Irrtum, denn so werden wir zu getriebenen Menschen, die im Leben immer den Ansprüchen hinterhereilen und so beschäftigt sind, dass sie dabei ihre Seele verlieren.

Doch auch wenn wir uns nicht um unsere Seele kümmern, gibt es Momente, in denen sie sich plötzlich zu Wort meldet – selten, aber sie sind da: Wenn es einmal ruhig wird, wenn wir einmal für uns sind. Im Urlaub oder wenn unser Körper plötzlich krank wird und eine Pause erzwingt. Dann merken wir, dass wir eine Seele in uns tragen – und oft geht es ihr nicht gut. Sie erbittet unsere Aufmerksamkeit, meldet sich zu Wort. Aber weil uns das, was uns bei dem Blick nach innen begegnet, oft Angst macht, herausfordert, zu überfordern droht, weil es sich bei unserem schnellen Lebenstempo nicht einfach so bearbeiten lässt, wenden sich viele Menschen schnell wieder der äußeren Welt zu und verdrängen die Stimme ihrer Seele.

Ich bin davon überzeugt, dass es einen anderen, einen besseren Weg gibt. Ich glaube, dass es sich auf Dauer auf unglaubliche Weise auszahlt, seiner Seele Aufmerksamkeit zu schenken und zu fragen, was sie braucht, um fit und stark zu sein. Der Fitnesszustand unserer Seele ist der Schlüssel, der uns die Tür zu einem guten Leben öffnet. Das, was wir für unseren Körper tun, lässt sich wunderbar auf unsere Seele übertragen.

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Was den Menschen fit macht

Die Alten sind schon lange nicht mehr das, was sie mal waren. Als ich ein Jugendlicher war, in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts (das hört sich jetzt irgendwie gruselig an), da gehörten Menschen mit 70 oder spätestens 75 Jahren zu den Alten. Sie bewegten sich langsam oder gingen gar am Stock, sie trugen Hut und Mantel oder Kopftuch und Strickjacke, sie hatten Probleme mit dem Hören und Sehen und wirkten alles in allem alt. Heute ist das anders. Die Menschen werden nicht nur älter, sie sind im Alter auch wesentlich fitter. Wir haben als Familie im vergangenen Jahr die Geburtstage meiner Eltern, die beide über 80 sind, mit einer Fahrradtour begangen – und zwar auf Wunsch meiner Eltern! Fünfzig Kilometer sind wir mit Eltern, Kindern und Enkeln geradelt – teilweise mit E-Bike, aber immerhin!

Und meine Eltern sind keine Ausnahme. Viele Senioren sind heute in der westlichen Gesellschaft im hohen Alter durchaus noch beweglich und fit – von wegen altes Eisen! Damit einher geht in der Gesellschaft das Bewusstsein, dass man für eine solche Fitness etwas tun muss. Die Regenbogenpresse ist voller Tipps für einen gesunden Lebensstil und ständig werden zu diesem Thema neue wissenschaftliche Untersuchungen mit wichtigen Erkenntnissen geliefert. Im Wesentlichen sind es vier große Bereiche, die für einen fitten Körper entscheidend sind: Ernährung, Pflege (Hygiene), Bewegung und Ruhezeiten.

Ernährung

Ein fitter Körper braucht eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Meine Eltern haben noch den Krieg und echten Hunger erlebt. Es ist verständlich, dass es danach erst einmal eine Gegenbewegung zu der »schlechten Zeit«, wie sie es nannten, gegeben hat. Man schwelgte in Buttercremetorte und fetten Soßen, schließlich hatten alle etwas nachzuholen. Aber es dauerte nicht lange, da setzte ein Umdenken ein. Der Trend ging immer mehr zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Ballaststoffreich, fett- und natriumarm, immer weniger Zucker und Weißmehl, »Low Carb« ist das Stichwort der Stunde, was bedeutet, dass alle schädlichen Kohlenhydrate weiträumig umfahren werden. Viele Menschen vermeiden auch zunehmend tierische Fette, indem sie sich vegetarisch oder sogar vegan ernähren. Fast Food, das vor Jahren noch enorme Zuwachsraten zu verzeichnen hatte, wird immer häufiger aufgrund der ungesunden und dick machenden Bestandteile abgelehnt oder zumindest nur noch in Maßen genossen. Längst haben McDonald’s, Burger King & Co. gesunde Salate, vegane Burger und vitaminreiche Obstschnipsel ins Programm genommen, um dem schlechten Image entgegenzusteuern.

Dabei belustigt es mich immer auch ein wenig, wie schnell derzeit irgendwelche Nahrungsmittel erst zum »Superfood« erklärt werden, dann einige Wochen oder Monate einen totalen Hype auslösen, um anschließend wieder zu verschwinden, weil durch Studien belegt wird, dass uns der Genuss dieses Superfoods definitiv töten oder unsere Umwelt in großem Maße zerstören wird. Egal, ob es sich um Mandelmilch, Avocadomus oder Kokosöl handelt – erst wurden diese Nahrungsmittel extrem gepuscht und dann als belastet entlarvt, um dem nächsten Superfood Platz zu machen.

Doch auch dies zeigt: Das Bewusstsein für gesunde Ernährung wächst. Wir wollen unserem Körper gute Nahrung geben, ihn ausreichend mit gesunden Nährstoffen versorgen, damit er lange gesund und fit bleibt.

Wie können wir das Gleiche für unsere Seele tun? Was ernährt sie? Welche Nährstoffe braucht der innere Mensch, um gesund zu sein? Was sollten wir regelmäßig zu uns nehmen, damit die Seele nicht hungert? Gibt es auch Fast Food für die Seele? Gibt es etwas, das der Seele nur die Illusion vermittelt, dass sie gut ernährt wird, das uns in Wirklichkeit aber innerlich träge und fett macht? Welche Nahrung ist gefährlich und sollte daher unbedingt vermieden werden?

Hygiene

Das Zweite, was für unsere Gesundheit wichtig ist, ist Hygiene. Man kann diese zwar auch übertreiben, aber generell will und muss unser Körper gepflegt werden. Wir kümmern uns um Sauberkeit, wir duschen regelmäßig und waschen uns die Hände. Wir schneiden zurück, was wuchert, setzen dem Haarwuchs regelmäßig Grenzen, feilen Nägel und hobeln Hornhaut. Hygiene dient nicht nur unserem Aussehen und unserer öffentlichen Akzeptanz (wer stinkt schon gerne?), sondern hilft zugleich, gefährliche Keime im Zaum zu halten, Krankheiten den Boden zu entziehen und insgesamt ein gesundes Umfeld zu schaffen. Körperpflege ist völlig selbstverständlich.

Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang Hygiene für den inneren Menschen? Wie duscht man sich den Dreck von der Seele? Was wuchert unkontrolliert in unserem Inneren vor sich hin, das wir dringend zurückschneiden sollten, weil es einfach zu viel Raum einnimmt oder uns die Sicht verdeckt?

Bewegung

In den letzten Jahren hat der Gedanke stark zugenommen, dass neben Ernährung und Hygiene auch Bewegung für den Körper sehr wichtig ist. Es begann vor fast fünfzig Jahren mit Frank Elsner, der einem deutlich übergewichtigen Volk in Deutschland eine neue Form der Bewegung verordnete und es auf den Trimm-dich-Pfad schickte. Die Leserinnen und Leser unter vierzig werden sich jetzt vermutlich ratlos fragen, wovon ich rede, aber das war damals in Deutschland eine bundesweite Bewegung, die ihren Ursprung in der Schweiz hatte. Überall entstanden in Parks und kleinen Wäldern Parcours mit verschiedenen Stationen, an denen man turnte, Gymnastik machte oder andere sportliche Übungen ausführte. Was zu tun war, wurde neben den Stationen in weißer Schrift auf blauen Hinweistafeln beschrieben. Zwischen den Stationen wurde gejoggt und dadurch wurde Joggen in Deutschland zum Volkssport. »Laufen ohne zu schnaufen«, hieß es in den Werbespots, die im Fernsehen rauf- und runterliefen und in denen Frank Elsner lange vor »Wetten, dass …« die Familien am Wochenende zum Turnen, Laufen und insgesamt zu mehr Bewegung aufforderte.

Aus dem Trimm-dich-Pfad von damals sind heute ausgeklügelte Fitnessstudios geworden, in denen man mit raffiniertesten Mitteln jedes Muskelareal trainieren kann, ergänzt durch Initiativen wie »10 000 Schritte am Tag« (diese Zahl wurde übrigens willkürlich festgelegt, um den ersten transportablen Schrittzähler zu bewerben)5 oder neue Angebote im Vereinssport.

»Sei die ersten 40 Jahre gut zu deinem Körper, dann ist dein Körper die nächsten 40 Jahre gut zu dir!« – Slogans wie dieser verleihen der Bedeutung von Sport in unserer Gesellschaft dauerhafte Geltung.

Aber wie hält man die Seele fit? Wie kann die Seele bis ins hohe Alter flexibel und beweglich bleiben? Welches Training verhindert »seelische Gefäßverkalkung«? Was müssen wir mit dem inneren Menschen üben und regelmäßig trainieren, um fit zu bleiben?

Ruhezeiten

Kaum etwas wird in der Leistungsgesellschaft so sehr überhöht und gefeiert wie der Urlaub. Das liegt mit daran, dass das Bewusstsein wächst, dass wir Pausen, Ruhe und Erholung benötigen, damit wir auf Dauer leistungsfähig bleiben. Wellnessferien, Chill-out-Areas, Meditationswochen im Kloster – die Burn-out-gefährdete Gesellschaft entdeckt die Bedeutung der Ruhe und die Notwendigkeit der Pause. Kein Hotel, das etwas auf sich hält, kommt heute noch ohne Wellnessoase aus. Schlaf bekommt wieder einen Wert. Haben vor dreißig Jahren Topmanager noch Bücher geschrieben, wie man mit nur drei Stunden Schlaf auskommt und dadurch in seinem Leben mehr erreichen kann, so ist heute wieder völlig klar: Für ein gesundes Leben braucht der Mensch Ruhe- und Erholungsphasen, das heißt: täglich genug Schlaf und im Arbeitsleben immer wieder Phasen der Erholung und des Urlaubs.

Aber was ist mit der Seele? Wie findet die Seele Ruhe und Entspannung? Wie finden wir inneren Frieden, inneres Loslassen? Wie kann die Seele zur Ruhe kommen?

Rundum fit

Dieses Buch befasst sich in den folgenden Kapiteln mit den vier vorgestellten Hauptfragen:

• Was ernährt die Seele?

• Was bedeutet Seelenhygiene?

• Was trainiert die Seele?

• Wie finden wir Ruhe für unsere Seele?

Dabei geht es mir zum einen um notwendiges Wissen. Manches ist in Vergessenheit geraten und es ist gut, es wieder zu entdecken. Manchmal aber brauchen wir weniger eine Belehrung als vielmehr eine Erinnerung an das, was wir schon wissen. Dann ist es gut, sich dieses Wissen wieder neu ins Bewusstsein zu holen.

Aber Wissen allein, egal, ob frisch erworben oder nur wieder neu bedacht, hilft uns nicht weiter. Wir wissen heute vieles, das auf unser Leben keine Auswirkung hat. Wir wissen zum Beispiel, dass Ernährung und Bewegung die Schlüssel sind, um Gewicht zu verlieren. Studien belegen: Wenn wir uns genug bewegen, sprich Kalorien verbrennen, und wenn wir uns gut ernähren, sprich nicht zu viele Kalorien aufnehmen, dann nehmen wir ab. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind die beiden Schlüsselfaktoren, um das Gewicht zu reduzieren. Dieses Wissen findet man in jedem Abnehmratgeber, es ist allgemein bekannt und trotzdem wären heute viele Menschen seltsamerweise dazu bereit, alles zu tun, um Gewicht zu verlieren – außer sich gesund zu ernähren und sich ausreichend zu bewegen.

Doch wie können wir eine Veränderung bewirken? Was muss noch dazukommen, damit etwas geschieht? Welchen Weg müssen wir beschreiten, um Veränderung zu erreichen? Welche praktischen Schritte können wir gehen und woher kommt die Motivation, die wir für diese Schritte benötigen?

All diese Fragen möchte dieses Buch beantworten. Steigen wir also ein in unser Fitnessprogramm für die Seele!

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Was die Seele nährt

Der deutsche Dichter Rainer Maria Rilke (1875–1926) lebte einige Jahre in Paris. Laut einer Erzählung kam Rilke damals jeden Mittag mit einer Begleiterin an einer alten Bettlerin vorbei. Ohne jemals zu einem Geber aufzusehen, saß sie Tag für Tag am gleichen Ort. Rilkes Begleiterin gab der Frau häufig etwas, Rilke nie. Auf die Frage, warum er der Frau nicht auch etwas Geld geben würde, antwortete der Dichter: »Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand!« Ein paar Tage später kam Rilke mit einer weißen, gerade aufgeblühten Rose und legte diese in die Hand der Bettlerin. Unerwartet schaute diese auf und sah Rilke an. Sie erhob sich mühsam, küsste seine Hand und ging dann mit der Rose davon. Ein paar Tage blieb ihr Platz leer. Die Bettlerin schien verschwunden. Manche fragten sich, wo sie geblieben war. Aber nach einer Woche saß sie wieder am alten Platz und hielt den Menschen mit gesenktem Kopf ihre Hand hin. »Wovon hat sie ganze Woche gelebt, wenn sie nicht betteln war«, fragte man Rilke. Und der Dichter antwortete: »Von der Rose!«6

Es ist viele Jahre her, dass ich diese Erzählung zum ersten Mal gehört habe, und sie berührt mich bis heute. Sie zeigt auf eindrückliche Weise, dass auch der innere Mensch Nahrung braucht und wie sehr die Seele davon leben kann.

Die grundsätzliche Vorstellung, dass unsere Seele Hunger oder Durst hat, finden wir an vielen Stellen in der Bibel. Das hebräische Wort, das im Alten Testament für die Seele benutzt wird, ist »nephesch«, was zugleich auch »Kehle« bedeutet. Seele und Kehle liegen eng beieinander. In der Kehle spüren wir den Durst besonders heftig, die Kehle ist ausgedörrt und lechzt nach Erfrischung. Das Bild von der Kehle zeigt etwas von der Verletzlichkeit und Bedürftigkeit der Seele, die Kehle ist das Instrument, durch das wir ein- und ausatmen. In der Kehle spiegelt sich also etwas davon wider, dass wir auf gute Versorgung angewiesen sind.

Besonders häufig ist vom Hunger oder Durst der Seele in den Psalmen die Rede.7 Da heißt es zum Beispiel: »Denn er (Gott) hat die durstende Seele gesättigt, die hungernde Seele mit Gutem erfüllt« (Psalm 107,9; ELB).

Im biblischen Denken ist es völlig selbstverständlich und klar, dass die Seele Nahrung braucht. Die entscheidende Frage ist nur, wonach die Seele hungert oder dürstet. Was genau sind die Nährstoffe, die wir regelmäßig zuführen müssen, damit unsere Seele nicht verkümmert?

Ich möchte an dieser Stelle vier wesentliche Bestandteile eines gesunden Ernährungsplans für die Seele nennen und tue das ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind Dinge, die mir für die gute Ernährung der Seele wesentlich erscheinen: Sinn, Schönheit, Freude und Verbindung.

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