Kitabı oku: «Fitness für die Seele», sayfa 3

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Alles beginnt mit dem Sinn

Der Engländer Simon Sinek ist einer der Shootingstars der letzten Jahre im Bereich Führungskräftetraining. Sein achtzehn Minuten dauernder TED-Talk zum Thema »Wie großartige Leiter inspirieren«8 wurde in den vergangenen zehn Jahren rund 50 Millionen Mal angeklickt. Sein Buch »Frag immer erst: warum – Wie Führungskräfte zum Erfolg inspirieren«9 wurde zum internationalen Bestseller.

Sinek, der ein Jurastudium abgebrochen hat, um in der Werbebranche zu arbeiten, empfiehlt Führungskräften, bei allem, was sie tun, immer mit der Frage »Warum?« zu beginnen. Die meisten Menschen beginnen mit der Frage, was sie tun wollen, und machen weiter damit, wie sie es tun wollen. Dort bleiben sie oft stecken und kommen gar nicht mehr zu der Frage, warum sie es tun wollen. Was Menschen inspiriert, ist jedoch die Frage nach dem Warum. Simon Sinek formulierte es so: »Menschen kaufen nicht, was man macht; sie kaufen, warum man etwas macht.«10

Die Frage nach dem Warum ist die Frage nach dem Sinn. Und die Frage nach dem Sinn ist die wichtigste Frage, wenn es um Nahrung für unsere Seele geht.

Der amerikanische Philosophieprofessor Dallas Willard schreibt: »Die Seele ernährt sich von Sinn. Sinn ist eines unserer größten menschlichen Bedürfnisse, danach verlangen wir – vielleicht das wichtigste aller menschlichen Bedürfnisse. Man kann fast alles ertragen, wenn das Leben als Ganzes einen Sinn hat.«11

Unsere Seele sucht nach der Antwort auf die Frage »Warum?« und sie tut das aus gutem Grund, denn sie kommt von dem, der Sinn und Ursache unseres Universums ist. Die Bibel berichtet auf zwei Arten vom Schöpfungsprozess des Menschen. Der ausführliche Schöpfungsbericht beschreibt Gott als Handwerker: »Da bildete Gott, der HERR, den Menschen aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele« (1. Mose 2,7; ELB).

Die Bibel weist uns hier darauf hin, dass unsere Seele und der Atem Gottes zusammenhängen. Der Atem Gottes hat uns eine Seele gegeben. Unsere Seele kommt von dem her, der Ursache und Sinn dieses Universums ist, darum sucht sie nach Sinn. Der Hunger unserer Seele verweist auf ihn – auf den Sinn, der hinter allem steht. Unser Seelenhunger deutet auf die Quelle der selbstlosen Liebe, die uns geschaffen hat, damit wir geliebt werden und andere lieben.

Sag mir, wofür ich lebe

Unsere Seele braucht eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn. Wenn wir uns nach innen wenden und uns um den inneren Menschen kümmern wollen, dann ist die erste Frage, die sie uns stellt: »Was ist der Sinn? Sag mir, wofür ich da bin. Warum gibt es mich?«

Weil unsere Seele von dem herkommt, der Sinn und Ursache dieses Universums ist, braucht sie eine Verbindung zum Sinn. Ohne Sinn geht es nicht. Wenn wir die Frage nach dem Sinn nicht beantworten können, müssen wir uns entweder permanent durch ein übervolles Leben beschäftigt halten oder wir müssen unsere Seele mit allen möglichen Eindrücken, Sinnesfreuden oder Genussmitteln betäuben, weil sie sonst den Schmerz der Sinnlosigkeit nicht erträgt. Sie verkümmert in der Sinnlosigkeit.

Ich las einmal von einem sadistischen Lagerkommandanten, der während des Zweiten Weltkriegs die Insassen seines Gefangenenlagers in der Mittagshitze antreten ließ und ihnen den Befehl gab, ein riesiges Loch auszuheben. Ohne jedes Werkzeug, nur mit den bloßen Händen mussten die Männer stundenlang in der glühenden Mittagshitze schuften. Die harte Arbeit hatte Erfolg, das Loch wurde immer tiefer, länger und breiter. Irgendwann, nach vielen Stunden, war der Kommandant schließlich zufrieden – und erteilte den Befehl, das Loch wieder zuzuschütten. Am nächsten Tag geschah dasselbe. Die Männer mussten wieder in der Mittagshitze antreten und ohne jedes Werkzeug stundenlang ein Loch buddeln, allerdings an einer anderen Stelle, wo der Boden noch hart war. Am Ende mussten sie wieder das frisch gebuddelte Loch zuschütten. So ging das jeden Tag. Nach zwei Wochen stieg die Selbstmordrate im Lager exponentiell an. Die Insassen warfen sich lieber in den Elektrozaun, als die Sinnlosigkeit dieser Arbeit und dieses Daseins weiter zu ertragen. Der sadistische Kommandant hatte ihren Lebenswillen zerstört.

Unsere Seele ernährt sich von Sinn, ohne Sinn verkümmert sie. Wenn der Sinn fehlt, dann droht Langeweile, dann herrscht Hoffnungslosigkeit, dann müssen wir uns beschäftigt halten, müssen uns stetig ablenken, um den Schmerz unserer Seele nicht zu fühlen. Viele Menschen tun genau das: Sie sind ständig auf der Flucht vor der Frage nach dem Sinn. Sie können niemals innehalten. Sie sind nicht in der Lage, sich ehrlich mit dem Blick nach innen zu befassen, weil sie keine Antwort auf die Frage haben, die ihre Seele an sie stellt. Deshalb bleiben sie konsequent in der äußeren Welt. Sie eilen von einer Ablenkung zur nächsten und fürchten die Stille wie der Teufel das Weihwasser – weil sich in der Stille ihre Seele zu Wort meldet und diese fragt nach dem Sinn! Den Sinn nicht zu kennen, ist Folter für die Seele.

Dagegen haben Menschen, die den Sinn für ihr Leben klar benennen können, eine enorme Attraktivität für ihr Umfeld. Jemand, der klar Auskunft darüber gibt, warum er etwas tut, der begründen kann, warum das sinnvoll ist, von dem werden andere Menschen angezogen. Menschen, die einen klaren Sinn gefunden haben, sind eine Inspiration – sie helfen anderen, ihren Sinn zu finden.

Bodo Janssen ist ein Unternehmer aus Emden mit einer schier unglaublichen Geschichte. Sein Vater hatte ein Touristikunternehmen aufgebaut und dadurch Wohlstand erlangt. Bodo wuchs im Reichtum auf. Mit 17 machte er eine Karriere als Fotomodel und tauchte in die Party- und Drogenszene Hamburgs ein. Doch dann wurde er von einem Freund in die Falle gelockt und entführt, um von den Eltern ein Lösegeld in Millionenhöhe zu erpressen. Von Anfang an war geplant, dass Bodo die Entführung nicht überleben sollte. Um ihn gefügig zu halten, inszenierten die Entführer jeden Tag eine Scheinhinrichtung. Sie forderten ihn auf, sich von seinem Leben zu verabschieden, hielten ihm eine Pistole an den Kopf und drückten ab. Aber es war keine Patrone im Lauf. Nach einer Woche konnte die Polizei Bodo schließlich befreien und die Entführer kamen ins Gefängnis.

Bodo stieg kurz darauf in das elterliche Unternehmen ein. Als der Vater bei einem Absturz mit dem eigenen Flugzeug ums Leben kam, übernahm der junge Mann die Firma. Er versuchte, das Unternehmen neu auszurichten, stellte aber nach einigen Jahren fest, dass es ihm nicht gelang, die Mitarbeiter auf seine Seite zu ziehen. Eine Mitarbeiterbefragung brachte für ihn als Unternehmenschef ein vernichtendes Urteil. »Wir brauchen einen anderen Chef als Bodo Janssen!«, so die Zusammenfassung der Befragung.

Der damals 35-Jährige beschloss daraufhin, sich eine Auszeit zu nehmen. Er ging ins Kloster und leitete damit eine beispiellose Lebenswende ein. Er begriff, dass der Sinn einer Führungskraft nicht darin besteht, sich selbst in den Vordergrund zu stellen, sondern zum Wohl seiner Mitarbeiter zu leben. In der Regel des heiligen Benedikt, des Begründers des Benediktinerordens, entdeckte er eine Weisheit, die ihm als Unternehmer, aber viel mehr noch als Mensch weiterhalf, das Leben zu verstehen und seinen Platz darin einzunehmen.

Zurück im Unternehmen stellte er alles auf den Kopf. Das Ziel des Unternehmens war nun nicht länger Gewinnmaximierung, sondern »Menschen zu fördern und Umwelt zu schützen«. Wohlgemerkt, es blieb ein Tourismusunternehmen mit Hotels und Ferienwohnungen. Aber Bodo Janssen verstand seine Aufgabe der Führung nun als Dienstleistung für seine Mitarbeiter. Seine Aufgabe war, die Mitarbeiter beim Erreichen ihrer Träume und Ziele zu unterstützen.

Innerhalb weniger Monate änderte sich die Atmosphäre im Unternehmen ins Positive. Upstalsboom – so der Name der Firma – schaffte es kurz darauf unter die Top 5 der Unternehmen in Deutschland mit der höchsten Mitarbeiterzufriedenheit. Dabei blieb das Unternehmen wirtschaftlich stabil und baute seine Wirtschaftlichkeit sogar aus.

Als ich Bodo Janssen vor wenigen Wochen kennenlernte, geschah das mitten in der Baustelle seines neuen Projekts. »Wenn wir Menschen wirklich fördern wollen, dann müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, nach dem Sinn zu fragen, so wie ich das getan habe«, sagt er. Deshalb baut er derzeit ein Fünfsternehotel direkt auf dem Deich in ein Klosterhotel um. Ein Hotel völlig gegen den Trend. Ein Ort, wo man aussteigen kann. Kein Konsum – es gibt keine Speisekarte, gegessen wird gemeinsam an einem großen Tisch, wie im Kloster – oder zu Hause! Kein Beauty- und Wellnessbereich, stattdessen Stille. Angebote zur Meditation. Möglichkeiten zu schweigen. Die Chance, bei all dem der Frage nach dem Sinn auf den Grund zu gehen.

Wer wie Bodo Janssen den Sinn seines Lebens entdeckt hat, der ist ein Leuchtturm – und eine Inspiration für andere. Seine Mitarbeiter können davon sehr lebendig erzählen.12

Bodo Janssen wurde durch seine Entführung sehr drastisch klar, dass Geld nicht ausreicht, um dem Leben einen Sinn zu geben. Der große Schauspieler Peter Ustinov soll gesagt haben: »Sinn des Lebens? Das ist etwas, was keiner genau weiß – jedenfalls hat es wenig Sinn, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein.«

Geld reicht als Sinn des Lebens nicht aus, denn Geld ist immer nur Mittel zu einem Zweck. Die Frage hinter dem Geld ist: Wofür? Wofür will ich das Geld einsetzen? Was will ich damit erreichen?

Wie viel Klarheit haben Sie bezüglich des Sinns Ihres Lebens? Können Sie das formulieren?

Bei der Suche nach dem Sinn ist es gut, mit der Frage zu starten: »Was liebe ich?«, denn Liebe weist uns immer einen Weg in Richtung Sinn. Dabei müssen wir allerdings sorgfältig klären, was mit Liebe gemeint ist, denn dieses Wort wird heute sehr viel gebraucht und ab und zu auch missbraucht. Wenn ich von Liebe in dem Sinne rede, dass die Liebe uns auf den Sinn hinweist, dann meine ich die göttliche Liebe. Das Neue Testament nennt sie die Agape. Diese Liebe sucht für den anderen das Beste. Sie will, dass es dem anderen gut geht, dass er das Beste erlebt, was möglich ist. Sie will den anderen fördern, erfreuen, entwickeln.

Diese Liebe wird heute oft mit Begehren verwechselt. Menschen sagen: »Ich liebe dich!«, aber sie meinen damit gar nicht, dass sie das Beste für den anderen wollen. Sie wollen das Beste für sich selbst. Wenn ich sage: »Ich liebe Erdbeeren mit Vanilleeis!«, dann will ich nicht das Beste für die Erdbeeren und das Vanilleeis. Ich will das Beste für mich. Ich will sie essen. Ich begehre Erdbeeren mit Vanilleeis. Liebe und Begehren sind zwei unterschiedliche Dinge und sollten nicht verwechselt werden.

Dennoch gibt es Menschen oder Ideen, die wir wirklich lieben, im biblischen Sinne, bei denen wir das Beste für sie wollen. Über die wir nachdenken, weil wir einfach nicht anders können. Wenn Sie auf die Frage nach dem Sinn noch keine Antwort wissen, wäre es deshalb vielleicht hilfreich, mit dieser Frage zu beginnen: Was liebe ich? Wofür oder für wen will ich das Beste? Menschen können nahezu alles ertragen, wenn die Seele als Ganzes den Sinn kennt.

Fast Food für die Seele

Eine Zeit lang schien es eine echte Alternative zum herkömmlichen Essen zu sein. Wem die Zeit oder die Lust zum Kochen fehlte, wem der Restaurantbesuch zu lange dauerte oder zu teuer war, der konnte seit Mitte des letzten Jahrhunderts mit Fast Food seinen Hunger stillen. Besonderen Erfolg hatte diese Idee in den USA – mit heftigen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung. Es gab bis vor Kurzem kaum einen Ort auf der Welt, wo man so viele extrem übergewichtige Menschen antraf wie in den USA.

Heute hat sich das Verhalten ein wenig gewandelt, das Bewusstsein für gesunde Ernährung breitet sich langsam aus, wenn auch noch lange nicht stark genug. Fast Food macht kurzfristig satt, bietet aber wenig Nährstoffe und hält nicht lange vor. Es hat zu viel Fett und meist auch zu viel Salz, zu viel Zucker und stellt als dauerhafte Ernährung ein echtes Gesundheitsrisiko dar. Dennoch greifen viele Menschen nach wie vor zum Fast Food.

Wenn es um die Seele geht, ist das nicht anders. Wem die Aufgabe, dem Sinn seines Lebens auf die Spur zu kommen, zu anstrengend ist, der kann seinen Seelenhunger auf die Schnelle stillen, indem er sich beschäftigt hält. Ablenkung, Zerstreuung, die permanente Suche nach Unterhaltung, all das ist wesentlich einfacher, als den schwierigen Fragen nach dem Sinn nachzugehen. Für die Seele ist dies jedoch schädliches Fast Food. Ablenkung ist schnell verfügbar. Nahezu überall ist es heute möglich, eine mediale Dauerbeschallung aufrechtzuerhalten und die Gedanken ständig mit neuen Eindrücken zu versehen. Für die Seele ergibt sich dabei ein kurzer Moment der Sättigung, weil sie etwas zu verarbeiten hat – aber das macht nicht satt. Stattdessen verstopft es alle Kanäle und führt auf Dauer dazu, dass unsere Seele verkümmert.

Trotzdem beschreiten viele Menschen diesen Weg. Sie suchen permanent nach Zerstreuung, dabei ist Ablenkung das Letzte, was wir brauchen. Was uns fehlt, ist Sammlung. Für unsere Seele ist es notwendig, dass wir die Einzelteile unseres Lebens und all der verschiedenen Erfahrungen zusammensetzen, damit wir das große Bild und den Sinn, der dahintersteckt, erkennen. Aber viele von uns halten sich stattdessen permanent beschallt, beschäftigt, in Bewegung – wir gucken diese Serie, blättern durch jene Zeitschrift, scrollen durch das Internet, immer auf der Suche nach der nächsten Zerstreuung. Und dann wundern wir uns, warum wir nicht still sein können. Warum wir uns sofort langweilen, wenn der Strom der Eindrücke einmal für einen Moment abreißt. Wir wundern uns, warum uns die Einsamkeit solche Angst macht. Und warum der Gedanke, wir könnten unser Handy verlieren, unerträglich ist.

Aus dieser Spirale können wir nur auf eine Weise aussteigen: Wir dürfen der Seele kein Fast Food mehr geben und müssen uns stattdessen auf die Suche nach echter Nahrung begeben: Sinn!

Schönheit – warum »Funktionieren« zu wenig ist

Die zweite Zutat auf unserem seelischen Ernährungsplan ist Schönheit. Auch Schönheit ernährt die Seele. Unsere Seele braucht das Schöne. Sie sucht das Ansehnliche, das Edle, das Überwältigende. Sie staunt über die Kompositionen von Farben, sie lauscht dem Klang von Musik, sie wird berührt von der überwältigenden Herrlichkeit der Berge oder von der sanften Unendlichkeit des Sternenhimmels über uns. Unsere Seele hat ein Faible für Schönheit.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie wichtig Schönheit in Ihrem Leben ist? Warum faszinieren uns schöne Orte? Warum ergreift uns beim Blättern durch Reisekataloge plötzlich die Sehnsucht nach dem Ort, der auf den Bildern zu sehen ist, der Wunsch, selbst dort zu sein, Fotos zu machen, die wir dann Freunden und Nachbarn zeigen können? Warum empfinden wir dieses Verlangen?

Vor einigen Jahren fuhr ich mit meiner Familie auf dem legendären Highway 1 an der Westküste der Vereinigten Staaten von San Francisco nach Los Angeles hinab. Diese Küstenstraße bietet über viele Meilen hinweg ein atemberaubendes Panorama. Die steil abfallenden Berghänge, die rauen Schluchten, die vorgelagerten Felsen im Meer des Pazifiks, dazu die wilde Vegetation – es war ein Feuerwerk der Schönheit. Als Fahrer musste ich mich sehr zusammennehmen, weil ich oft nicht wusste, wo ich zuerst hinschauen sollte – von der Straße einmal abgesehen. Zum Glück hatten wir auf unserem Weg nach Süden wenig Verkehr.

Unterwegs hielten wir mehrfach an, um die Schönheit der Natur zu genießen. Manchmal gab es kleine Aussichtspunkte, nur wenige Hundert Meter von den Parkplätzen entfernt. Einen unserer Stopps machten wir im Julia-Pfeiffer-Burns-Park in der Gegend von Big Sur, wo es ein besonders herrliches Naturschauspiel geben sollte. Wir ließen das Auto am Straßenrand stehen und marschierten los. Es dauerte ein wenig, bis wir den richtigen Weg gefunden hatten, doch plötzlich machte dieser eine Biegung und dahinter eröffnete sich eine Aussicht, die uns den Atem stocken ließ. Vor uns lag eine idyllische Bucht, umrahmt von schroffen, steil ansteigenden Felsen. Der Sandstrand war wie ein Halbmond gebogen und das blaue, fast türkisfarbene Wasser lief in sanften Wellen an den Strand. Und auf der gegenüberliegenden Seite stürzte ein Wasserfall direkt auf den Strand. Die Schönheit dieses Ortes war überwältigend. Jeder von uns zog instinktiv das Handy aus der Tasche und aktivierte die Kamera. Ich weiß nicht, wie viele Fotos wir an diesem Tag gemacht haben, aber es waren eine ganze Menge.

Anschließend folgten wir weiter dem Weg und stießen auf ein Plateau, auf dem die Grundmauern eines Gebäudes noch deutlich zu erkennen waren. Eine Infotafel informierte uns darüber, dass ein Ehepaar mehrere Jahre hier gewohnt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein musste, aus dem Wohnzimmer jeden Tag auf diesen Wasserfall zu schauen. Dieses Ehepaar hatte sogar einen Aufzug gehabt, der über den steilen Abhang bis hinunter an die Wasserkante ging, sodass sie ganz rasch am Wasser waren, wenn sie mal schwimmen wollten.

Auf der anderen Seite des Plateaus war die Aussicht ebenfalls atemberaubend. Man konnte ein langes Stück der rauen Küste sehen, vorgelagerte Felsen, an denen sich mit weißer Gischt die Wellen brachen. Ich überlegte, wie es wohl wäre, an einem solchen Ort zu leben.

Schöne Orte ziehen uns an, denn Schönheit nährt die Seele. Aber nicht nur Orte können uns faszinieren. Das Spiel der Farben des Abendrots wird niemals langweilig und wir werden auch nicht müde, den Sonnenuntergang zu fotografieren, obwohl wir schon 5317 andere Fotos von Sonnenuntergängen haben. Unsere Gespräche verstummen und wir lassen uns verzaubern von dem Schauspiel, das sich da in Technicolor und Full HD vor unseren Augen abspielt.

Was uns fasziniert, lässt andere Lebewesen kalt. Freunde von uns haben einen Hund. Egal, wie oft sie mit ihm zum Sonnenuntergang gehen, er bleibt nicht sitzen und guckt. So etwas machen nur Menschen. Nur wir ernähren uns von Schönheit.

Doch manchmal braucht es nicht einmal einen monumentalen Sonnenuntergang, eine schlichte Blume reicht, um uns zu berühren. Eine Rose, die sich langsam entfaltet. Eine Sonnenblume, die uns anzuschauen scheint. Ein simpler zarter Klatschmohn, der in der Sonne leuchtet.

Warum halten Menschen seit Hunderten von Jahren bei der Musik von Mozart oder Bach die Luft an, als könnten sie auf diese Weise alle Energie in die Ohren leiten, um bloß nichts von der Schönheit der Musik zu verpassen?

Wir haben einen Sensor für Schönheit. Und das hat etwas mit unserer Seele zu tun. Unsere Seele selbst ist schön, denn sie kommt von einem schönen Gott. Und wo immer wir auf Schönheit in der Welt treffen, gerät diese Schönheit mit unserer eigenen Schönheit in Resonanz. Etwas beginnt zu klingen, zu leuchten, etwas Lebendiges, das unsere Seele nährt.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es viele Versuche in der Wissenschaft, das Phänomen Schönheit zu erforschen und zu definieren. Was genau ist schön? Warum ist es schön? Hat es etwas mit Symmetrie zu tun, mit Proportionen, mit irgendwelchen Gesetzen? Es gab die unterschiedlichsten Versuche, dem Geheimnis der Schönheit auf die Spur zu kommen, aber bisher waren alle vergeblich. Wir können Schönheit nicht wissenschaftlich entschlüsseln, doch wir erkennen sie, wo wir ihr begegnen.

Was die Wissenschaft allerdings herausgefunden hat, ist, welche Regionen im Gehirn aktiv sind, wenn wir auf Schönheit stoßen. In einem bestimmten Areal in einem Hirnlappen geht dann neuronal die Post ab. Interessant ist dabei, dass es keine Rolle spielt, ob es die Schönheit der Natur, ein Regenbogen, ein Wasserfall, das Singen der Amseln, ein schönes Gesicht oder eine moralisch schöne Tat ist. Wo immer wir auf Schönheit stoßen, reagiert der gleiche Bereich in unserem Gehirn und liefert ein neuronales Feuerwerk. Wir tanken positive Energie. Schönheit beeinflusst die Seele des Menschen zum Guten. Sie baut die Seele auf.13 Wo wir uns auf das Schöne ausrichten, kommt das Schöne in uns zum Leuchten.

Allerdings gilt umgekehrt das Gleiche: In einer hässlichen Umgebung, wenn wir uns auf Hässliches ausrichten, wächst auch das Hässliche im Menschen stärker.

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