Kitabı oku: «Soldatis und der König der Schattenalp: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 5)», sayfa 4
Turlog nickte und zeigte wieder zu dem Kupferkessel. »Wenn die zwölfte Stunde kommt, so wird sich dieser Kessel mit kochender Suppe füllen und das gibt uns die Kraft, die wir zum Kampf brauchen. Sobald wir die magische Suppe gegessen haben, werden wir dich vernichten. Ist der Kessel leer, so liegt nur noch der Schlüssel in ihm. Wer ihn nimmt und weiß, wo er nach den wirklichen Schätzen von Saphira suchen muss, der kann sehr mächtig werden. Doch alle Macht hat ihren Preis und auch du, mein kleiner dunkler Elf, wirst diesen Preis zahlen müssen. Sprich noch ein letztes Gebet und verneige dich vor dem Wasserfall, den die Wüstenzwerge einst vor langer Zeit den Altar des Schöpfers nannten. Er war ihnen heilig.«
Die Jagd nach dem Zauberstab
Als Cylor am nächsten Morgen aus dem Schlaf erwachte, da wunderte er sich zunächst über den Ort, an dem er sich befand. Er wollte aufstehen, doch die Erinnerungen kehrten so rasend schnell zu ihm zurück, dass er sich vor dem Bett hinknien musste, um sich die Hände an die Schläfen zu halten. Er stöhnte laut auf und schüttelte den Kopf hin und her.
Albanarius kam in das Gästehaus gestürmt und zog sofort seinen Zauberstab. Wie ein feiner Silberregen fiel die heilende Magie des Nekromanten auf den zuckenden Körper seines Freundes. Als die Magie endete, konnte Cylor aufstehen und sich ohne Schmerzen bewegen. Erstaunt sah er zu Albanarius und er lächelte ihn an. »Danke mein Freund, diese Schmerzen waren unerträglich. Sie gehörten noch zu jenem Augenblick der Niederlage, die ich im Kampf gegen den schwarzen Zauberer erlitten habe.«
Der Nekromant steckte seinen Zauberstab weg und betrachtete seinen Freund. Er sah besser aus, als am Vortag. Und er hatte wieder alle Zähne in seinem Mund. »Du erinnerst dich also an deinen letzten Kampf? Das ist sehr gut, denn du musst mir unbedingt erzählen, wie du in die Fluten des Meeres geraten bist und dort so lange überleben konntest. Vier Magier sind von unserem Zirkel wieder aufgetaucht. Außer uns beiden gibt es noch meinen Sohn Jabo und Orbin. Sie sind bei den Drachen in der Drachenhöhle. Sie studieren dort eifrig die Drachenmagie.«
Cylor wurde sofort hellhörig. »Du sagst, sie studieren die Drachenmagie? Dann müssen unsere geflügelten Freunde ja Nachwuchs bekommen haben. Das ist ja wunderbar, denn junge Drachen sind für jeden Magier unantastbar.«
»Nein, das sind sie nicht«, widersprach Albanarius. »Dämonicon kann sie mit der Hilfe der drei Gorgoden töten. Das Gift dieser Bestien gibt ihm die Macht dazu. Doch wir werden dem schwarzen Zauberer zuvor kommen.«
Der Nekromant klopfte seinem alten Freund auf die Schulter und zog ihn mit sich fort. »Ich werde dir alles bei einem guten Wein und einem leckeren Braten erklären. Du kennst doch noch die große Tafel mit dem Essen und dem süßen Wein, die ich herbeizaubern kann?«
»Oh ja, diese Tafel kenne ich!«, rief Cylor erfreut aus. »Als mich das letzte Mal dein Wein besiegt hatte, da lag ich unter ihr und schlief zwölf Stunden lang. Danach hatte ich schon wieder Hunger und Durst.«
Die beiden Zauberer lachten und gingen zum Baumhaus. Dort warteten schon die Kobolde und die Minitrolle auf Albanarius überaus beliebte Frühstückstafel. Der Nekromant stellte sich vor den Freunden hin und hob beide Arme hoch. Sogleich erschien ein wahrhaft großer Tisch. Er bot selbst dem dicksten Kobold genügend Platz zum Essen und Trinken. Beim Anblick der leckeren Braten und der großen Weinkrüge war niemand mehr zu halten. Das Brot wurde schnell geteilt und der Wein in die Becher gefüllt.
Nach kurzer Zeit waren die ersten Minitrolle satt. »Das wird heute ein schwerer Sprung nach Saphira«, meinte einer von ihnen und alle anderen Minitrolle lachten. Barbaron wischte sich das Bratenfett von seinem Mund und gab einen lauten Rülpser von sich. Und wieder war das Gelächter der Minitrolle zu hören.
Artur schüttelte den Kopf und flüsterte Soldatis leise etwas zu. »Mein lieber Bruder, du wirst mit Barbaron und seinem Volk bestimmt deinen Spaß haben. Wenn du erst mal in der Stadt bist, dann sieh zu, dass du sie unter Kontrolle hast. Wer weiß, was sonst noch alles geschieht.«
»Hast du etwa Angst, dass du Saphira nicht mehr findest, wenn wir dort unsere Aufgabe erledigt haben?«, fragte Soldatis mit einem schelmischen Grinsen zurück.
Artur zischte Soldatis leicht erzürnt an. »Wir werden auf jeden Fall in Penda eher fertig sein als du und die Minitrolle in Saphira. Dann komme ich mit unseren Brüdern und den beiden Nekromanten dort hin. Ich hoffe doch, dass mein Vertrauen in deine Klugheit und deine Vernunft nicht vergebens ist. Sieh dich vor allen Gefahren vor und lass dich auf keinen unnötigen Kampf ein. Ich möchte auch im nächsten Jahr alle meine Brüder und Freunde beisammenhaben und nicht trauern müssen.«
Soldatis trank seinen Becher aus und nickte nur mit dem Kopf. Die Belehrungen seines Bruders Artur kannte er nur zu gut. Als auch der letzte Kobold satt war, ließ Albanarius die Tafel verschwinden.
Artur sprach einen mächtigen Schutzbann für das gesamte Tal aus und holte seine Flugschale hervor. Er sah in die Runde seiner Freunde, die ihn umringten, und ihm wurde das Herz schwer. »Jeder von uns kennt unsere gemeinsame Aufgabe«, sprach er zu ihnen. »Ich hoffe doch, dass wir uns alle wiedersehen, wenn wir diese Aufgabe gelöst haben.«
»Das werden wir bestimmt!«, rief Barbaron. Er holte seinen Kompass hervor. Der Jubel seines Volkes verstummte sofort, als Albanarius seinen Zauberstab in die Höhe hielt und rief. »Also, nun geht die Reise los! Lasst uns durch den geheimen Tunnel laufen und zu unseren Zielen eilen!«
Das war das Zeichen zum Aufbruch. Die Freunde eilten durch den Tunnel und versammelten sich auf der verschneiten Wiese des nächsten Tales. Barbaron scharte sein Volk um sich und gab die Koordinaten für den Trollsprung an. Er konnte mit seinem Volk am schnellsten in der Nähe von Saphira ankommen. Soldatis musste mit seiner Flugschale allein fliegen. Seine größte Sorge war die Zeit, die die Minitrolle ohne ihn im Silbergebirge verbringen mussten. Zwei Tage würde sein Flug bestimmt dauern. Deshalb hüllte er sich fest in einige dicke Wolfspelze ein, bevor er sich eilig in die Lüfte erhob.
Artur sah ihm nach und stieg auf seine Flugschale. Auch er hatte sich ein halbes Dutzend wärmende Felle mitgenommen. Langsam flog er in eine größere Höhe, sodass er keinen Baum streifen konnte. Vor ihm flogen die beiden Nekromanten und hinter ihm seine Brüder. Der Weg nach Penda war ungefähr so weit wie der Weg nach Saphira. Es würde also mindestens zwei Tage dauern, bis sie in der einstigen Heimatstadt der Königin Opyhra ankamen.
Allmählich wurden sie immer schneller und der eisige Wind blies ihnen ins Gesicht. Sie schützten sich mit ihren Fellen, so gut sie konnten und kamen gut voran. Als die Ebene von Braganda begann, ließ die Kälte des Windes ein wenig nach.
Cylor wollte offenbar eine Rast einlegen. Er war noch nicht so stark wie früher und die Kälte hatte ihm tüchtig zugesetzt. Deshalb landete er auf einer freien Fläche. Albanarius sorgte rasch für ein Feuer und die Kobolde halfen dem erschöpften Freund auf die steifen Beine. Nachdem Cylor etwas warme Brühe getrunken und ein Stück Brot gegessen hatte, ging es ihm schon wieder besser.
Eine Stunde später saßen alle Kobolde und die beiden Nekromanten wieder auf ihren Flugschalen. Nun folgten sie dem Fluss Brag ein kurzes Stück und flogen dann über die Sümpfe von Haltara. Danach ging es weiter über das Land der Obinarer zu den Wäldern der Tieflandzwerge.
Der Abend brach herein, als die Freunde beschlossen, an den südlichen Rändern des Tieflandes zu rasten und hier die Nacht zu verbringen. In der Nähe einer kleinen Felsengruppe, die nicht weit weg vom Waldrand war, landeten sie und schlugen ihr Lager auf.
Bald loderte ein großes Feuer und Albanarius zauberte eine kleinere Tafel mit allerlei Köstlichkeiten hervor. Bei dieser Bewirtung kam Cylor schnell wieder zu Kräften, denn die letzte Etappe des Fluges war ebenfalls sehr anstrengend gewesen. Mit einem Braten, Obst und Wein kamen auch die letzten Erinnerungen wieder und Cylor faste sich mit der linken Hand erneut an die Schläfe.
»Kommen dir deine Abenteuer wieder in den Kopf?«, fragte Albanarius den Freund.
Cylor rieb sich die Stirn und trank einen Schluck vom süßen Wein. Dann sah er Albanarius an und lächelte. »Mir kamen die Erinnerungen an meine Zeit als Schüler zurück. Ich gewann einen Wettstreit, den ich mit Orbin bestritt. Wir mussten fliegende Tonkrüge zerschmettern. Ich habe einen einzigen Krug mehr getroffen und mir damit Meerlands Hochachtung verdient.«
»Du hast dir noch viel mehr verdient«, entgegnete Albanarius. »Meerland gab dir deinen ersten Zauberstab, den du lange Zeit benutzt hast. Er ist zusammen mit dir immer mächtiger geworden. Als du ihn bekommen hast, da war er so klein wie der Pfeil von einem Minitroll. Doch als du ihn Meerland zurückgegeben hast, da war er beinah so groß wie eine Zwergenlanze. Bald wird sich zeigen, ob du ihn noch beherrschen kannst. Ich hoffe sehr, dass er dir dient, der Meisterstab von Meerland.«
Cylor sah Albanarius in die Augen. Das Feuer spiegelte sich in ihnen, doch er konnte auch in diesen Augen so manchen Gedanken seines Freundes lesen. »Ein Blick von dir reicht mir schon«, entgegnete Cylor. »Dein Blick verrät mir, dass du an mir zweifelst. Du hättest mir gleich sagen sollen, dass ihr meinen alten Meisterstab in Penda finden wollt. Dann hätte ich euch erklärt, dass nur noch der alte Meerland diesen magischen Stab ohne Gefahr benutzen konnte, als ich ihm dieses mächtige Ding vor langer Zeit zurückgab. Ich habe es ein wenig mit seiner Magie übertrieben und sie zu stark werden lassen. Sieben weiße Kristalle und ein Smaragd in ihrer Mitte, das ist die Spitze des Stabes. Eigentlich wollte ich den sagenhaften Rubin ‚Fewur‘ in die Spitze dieses Stabes einsetzen. Doch zum Glück habe ich ihn nie gefunden.«
»Das konntest du auch nicht«, rief Bebo. Er hielt dem verblüfften Cylor seinen Feuerrubin unter die Nase. »Albanarius und ich, wir haben ihn aus dem Schatzversteck des Zwergenkönigs Gallbart herausgeholt. Ich beherrsche dieses Prachtstück sehr gut. Seine Krieger dienen mir sofort, wenn ich sie brauche. Eine Berührung reicht und sie sind für mich da.«
Mit weit aufgerissenen Augen sah Cylor zu dem Rubin. Er konnte es kaum fassen, aber er hatte tatsächlich den magischen Feuerrubin der Achanten vor sich. »Das ist ein wahrhaftiger Glücksfall, dass du diesen Rubin hast. Und noch viel schöner ist es, dass du ihn beherrschst. Er würde nur den wenigsten Magiern dienen und die sieben roten Krieger in ihm sind überaus mächtig.«
»Du hast ihn schon einmal gesehen?«, fragte Artur und er rückte dicht an Cylor heran. Der Nekromant sah dem Kobold grinsend an und fuhr sich mit der linken Hand wieder über seine Schläfe. »Nein, mein Freund Artur, das habe ich nicht. In Meerlands Büchern stand so einiges über ihn geschrieben. Doch ich hatte nie die Gelegenheit, seine Krieger mit eigenen Augen zu betrachten.«
Bebo strich leicht über seinen Rubin und sofort standen die sieben Krieger hinter der Tafel. Außer Cylor wusste jeder, was nun geschah. Sie griffen nach der Tafel und zertrümmerten sie. Dann warfen sie alles Holz in das Feuer. Im Schein dieses Feuers glänzten sie wie rote Kristalle und ihre Größe beeindruckte Cylor noch viel mehr. Als Bebo sie wieder verschwinden ließ, räumte Albanarius mit einer Handbewegung die Reste der Tafel weg und stellte einen Tisch mit einer Weinkanne und acht Bechern hin.
»Allein für dieses Erlebnis hat es sich gelohnt, noch einmal in diese Welt zu kommen!«, rief Cylor begeistert aus. »Die Macht dieser Krieger ist überaus groß. Ich glaube nun nicht mehr, dass wir in Penda auf ernsthafte Schwierigkeiten stoßen werden.«
Albanarius hoffte, dass sein alter Freund recht hatte. Doch selbst er wusste nicht, was sie alle in Penda erwartete. Um noch ein wenig zu grübeln, übernahm er die erste Wache und ließ die Freunde schlafen. Erst spät in der Nacht weckte er Artur. Dann legte er sich selbst zum Schlafen hin. Im Traum erschienen ihm Bebos rote Krieger. Sie wollten ihn packen, doch er glitt ihnen immer wieder aus den Händen. Nun zogen sie ihre Schwerter und wollten ihn zerhacken. Er rutschte jedoch einen Abhang herunter und fiel in einen reißenden Fluss.
Albanarius schreckte hoch und schrie auf. Sein Gesicht und sein Bart waren in der Tat völlig nass. Ohle hatte jedoch dafür gesorgt. Er hielt in seinen Händen einen Becher und grinste den verschlafenen Nekromanten an. »Du hattest schlechte Träume. Deine Schreie waren nicht zu überhören. Doch ein wenig kühles Wasser bringt selbst einen Kerl wie dich wieder auf die Beine. Also steh auf, denn du bist heute der Letzte von uns, der aus seiner Decke kriecht.«
Völlig verdutzt erhob sich der Nekromant. Er schaute sich nach allen Seiten um. Lachend sahen ihn seine Freunde an. Jeder packte gerade seine Sachen zusammen und aß ein Stück Brot. Dazu tranken sie alle das Wasser aus Vinus neuem Feenbecher. Albanarius tat es ihnen gleich. Er war erstaunt, dass ihn dieses Wasser sofort belebte. Der Feenbecher füllte sich wieder und er gab ihn Vinus zurück.
Nur einige Augenblicke später flogen sie weiter nach Penda. Sie überquerten die Steppe, die nördlich des Silbergebirges lag, und flogen in großer Höhe, um einen besseren Überblick zu haben. Niemand wusste, wie weit Soldatis und die Minitrolle vorangekommen waren. Doch das Vagho schon unterwegs sein musste, das ahnte zumindest Albanarius.
Als die kleine Schar am frühen Mittag die ersten Berge des Silbergebirges erreichten, schwenkten sie in die östliche Richtung ab. Nur ein steiniger Pfad führte zu der alten Stadt Penda. Dem folgten sie eine ganze Stunde lang. Zu ihrem Glück mussten sie nicht laufen. Immer wieder sahen die Kobolde und die beiden Zauberer unter sich die heimlichen Herrscher des Gebirges. Es waren Wölfe, die in großen Rudeln jagten. Sie lauerten auf wilde Esel oder entlaufene Pferde. Antilopen, Rehe und Wildschweine zeigten sich deshalb am Tage kaum. Sie fürchteten die gefährlichen Zähne ihrer Feinde.
In der Nähe von Penda war allerdings kein hungriger Jäger zu finden. Sie fürchteten diesen Ort und sie hielten sich fern. Die Stadt lag auf dem weit gestreckten Rücken eines gewaltigen Berges. Sie reichte beinah bis zu dem Schnee, der auf dem Gipfel dieses Berges lag. Von der Pracht und dem Glanz der einstigen Elfenstadt war nichts mehr zu sehen. Die Häuser waren halb verfallen und boten einen jämmerlichen Anblick. Überall war zu erkennen, dass hier vor vielen Jahrhunderten ein schrecklicher Kampf getobt haben musste. Die Sonne schien auf die verkohlten Reste von Dachbalken und Türen.
Artur flog noch eine Runde über den Ruinen von Penda, während seine Brüder und die Zauberer auf einen der wenigen freien Plätze landeten. Albanarius zog sofort seinen Zauberstab und sah sich die Häuser näher an. Er stieg über allerlei Schutt und zertrümmerte Möbelstücke und ihm schoss eine Frage durch den Kopf. Leise flüsterte er sie vor sich hin. »Bei meinem Schöpfer, was ist hier Furchtbares geschehen?«
Cylor kam zu ihm und zeigte auf eine der Ruinen. »Hier hat jemand vor langer Zeit seine Wut und seine Verzweiflung an den Häusern ausgelassen. Sonst wäre nicht so viel zerschlagen worden.«
Albanarius sah zu den Kobolden. Sie blickten zu dem oberen Teil der Stadt und waren sich offenbar einig. Artur rief den beiden Zauberern zu, dass sie noch einmal auf ihre Flugschalen steigen sollten. Er wollte unbedingt mit seinen Brüdern zu dem einstigen Palast von Penda. Dort wollte er nach Meerlands Zauberstab suchen und einige Antworten auf die Fragen finden, die jeder von ihnen hatte. Cylor und Albanarius nickten ihm zu und sie folgten den Kobolden. Die kleine Schar flog langsam über die Häuser und betrachtete die kaputten Dächer. So sehr sie auch nach allen Seiten spähten, es war niemand zu entdecken.
Vor dem Tor des großen Königspalastes landeten sie und sahen sich noch einmal um. Aus irgendeinem Grund war sich Artur nicht sicher. »Hier stimmt etwas nicht«, raunte er seinen Brüdern und den Nekromanten zu. »Ich kann eine starke magische Quelle spüren. Doch es ist kein Gegenstand, dessen Magie mich trifft. Es muss ein lebendiges Wesen sein.«
Cylor beugte sich zu dem viel kleineren Artur herunter und zeigte zu dem Palast. »In diesem alten Gemäuer haben einst stolze Elfenkönige gewohnt. Die Pracht und Herrlichkeit, mit der sie sich umgeben haben, ist noch heute der Grund für viele Plünderer, hier mal vorbei zu kommen.«
Ohle mischte sich ein und hielt seine Flugschale in der Hand. Mit verschwörerischer Miene sah er zu Artur und Cylor. Er stellte sich zwischen sie und erklärte, was er wittern konnte. »Die Elfen von Penda haben keine Plünderer zu fürchten. Ihr Haustier bewacht diesen Ort sehr gut. Ich kann einen Drachenwurm riechen. Sein Gestank ist leicht zu wittern. Er ist unterwegs zu uns und er wird uns mit seinem Feuer verzehren, wenn wir nicht schnell verschwinden.«
Cylor sah erstaunt zu dem kleinen Ohle. »Ein Drachenwurm?«, entfuhr es seinem Munde, ohne das er es wollte.
Ohle nickte ihm zu und stieg auf seine Flugschale. Furchtsam sah sich Cylor um. Dann flog er als Letzter los. Gerade noch rechtzeitig erreichte er seine Freunde, denn aus dem großen Eingangstor des Palastes schoss rasend schnell ein blutroter Drachenwurm. Er schien endlos lang zu sein und aus seinem runden Maul schoss eine mächtige Flamme. Sein Brüllen hörte sich wie ein tobender Orkan an und er richtete sich wie eine Schlange auf. Mit seinen beiden glühenden Augen konnte er die unerwarteten Gäste über sich schnell entdecken. Seine Flamme erlosch und der Wurm spuckte aus seinem Maul eine dampfende Flüssigkeit aus. Diese Flüssigkeit fraß sich schnell ein gutes Stück in den felsigen Boden.
»Das ist ja ein widerliches Haustier!«, rief Knurr. Jedem der Kobolde musste ein ordentlicher Schauer über den Rücken gelaufen sein. Selbst Artur war ein wenig blass um die Nase herum.
Der Drachenwurm kam aus dem Palast heraus gekrochen und ringelte sich wie eine Schlange zusammen. »Cylor, was meinst du?«, rief Albanarius. »Wo könnte der steinerne Liebhaber von Opyhra stehen?«
»Dort, im obersten Stockwerk des Palastes!«, antwortete Cylor. »Dort waren die Gemächer der Königin. Doch was hast du vor, mein Freund?«
Albanarius zeigte mit seinem Zauberstab zu dem Drachenwurm. »Dieses Wesen ist ein Wächter und er wird uns jagen. Opyhra hat diesen riesigen Wurm hier zurückgelassen, damit niemand etwas von hier wegtragen kann. Gleich wird er uns angreifen, wie es eine gewöhnliche Schlange tun würde. Wir werden das garstige Tierchen ablenken und du holst dir den Zauberstab aus den Händen des Liebhabers. Das wirst du doch wohl schaffen, oder etwa nicht?«
Cylor sah zu dem Drachenwurm. Dann stöhnte er los. »Oh je, ich bin zu alt für solche Abenteuer. Warum gibt es für mich keinen einfachen Weg, den ich gehen kann?«
»Jetzt mach dich aus dem Staub!«, rief Snobby. »Genau!«, ergänzte der Bergboss. »Wir wollen unseren Spaß mit dem Mistvieh haben und du störst dabei nur!«
Bebo hatte seine Worte kaum ausgesprochen, da schnellte der Drachenwurm wie eine Kobra in die Höhe und versuchte mit seinem feurigen Atem die Kobolde und die Zauberer zu treffen. Doch seine Flammen verfehlten ihr Ziel und Cylor flog erschrocken davon. Er drehte sich noch einmal um und sah, wie seine Freunde den Drachenwurm mit ihren magischen Kräften angriffen. Dann flog er zu den einstigen Gemächern von Opyhra.
Als er dort eintraf und durch eines der Fenster flog, wurde er schon erwartet. Drei kleine Drachenwürmer bewachten die alten Gemächer der Königin und spuckten dem Zauberer ihre Flammen entgegen. Im letzten Moment konnte sich Cylor hinter einer Säule in Sicherheit bringen. Doch die drei Würmer waren überaus schnell. Sie zogen sich zusammen und schnellten ihrem Gegner plötzlich entgegen. Cylor blieb nur der Rückzug zu den offenen Fenstern. Mit seiner Flugschale kam er ins Freie, ohne von den kleinen Drachenwürmern ernstlich verletzt zu werden. Die zogen sich wieder in die Gemächer zurück und lauerten zwischen den zertrümmerten Möbeln und allerlei Unrat.
Cylor flog vorsichtig wieder näher an die Fenster der Gemächer heran. Leise fluchte er vor sich hin. In der Mitte der Gemächer stand die steinerne Gestalt von Opyhras einstigem Liebhaber. In seinen Händen lag tatsächlich der Zauberstab, den er einst Meerland geschenkt hatte. Trotz der Staubschicht, die den Liebhaber und den Zauberstab bedeckte, erkannte Cylor dieses überaus mächtige Ding wieder. Er beschloss, zu einer List zu greifen. Durch eine Beschwörung, die Meerland ihm einst beibrachte, rief er einen dichten Nebel herbei. Der würde zwar nicht lange anhalten, doch Cylor erhoffte sich genügend Zeit, um den Zauberstab zu erwischen.
Der Nebel kroch tatsächlich in die Gemächer und füllte sie schnell aus. Cylor wollte gerade losfliegen und sich den Zauberstab holen, da wurde er unsanft von dem Druck einer Feuerwalze mit seiner Flugschale weggeschleudert. Er konnte gerade noch erkennen, dass die drei kleinen Drachenwürmer zugleich an die Fenster gestürmt waren, um ihn ihre Flamen nachzujagen. Die Hitze drückte ihn derart nach oben, dass er sich mit letzter Kraft festhalten musste. Beinah wäre er von der Flugschale gestürzt.
Der Schreck saß ihm in allen Gliedern, als er wieder nach unten sah. Die Kobolde und Albanarius hatten es nicht geschafft, den großen Drachenwurm zu vertreiben. Sie mussten sich in eine größere Höhe retten, um nicht weiter angegriffen zu werden. Artur und Vinus sahen etwas angesengt aus und Albanarius fluchte wütend. Er musste seinen schönen Mantel wegwerfen, denn das gute Stück hatte einige Brandlöcher. Wütend sah er zu dem großen Drachenwurm und er schimpfte los. »So ein hinterhältiges Mistvieh! Kein Blitz kann dieser Bestie schaden und Feuer ist gegen ihn nutzlos! Ich würde ein Königreich für einen guten Plan eintauschen.«
Artur reparierte seinen eigenen Mantel mit einer seiner zahlreichen Beschwörungen und sah nach unten. Dort kroch der Drachenwurm herum und nun zeigten sich auch seine vielen Nachkommen. Außer den drei kleinen Würmern, die Cylor überrascht hatten, gab es noch eine ganze Menge von ihnen.
»Das ist ja eine Katastrophe«, rief er seinen Brüdern zu. »Mit was sollen wir die denn besiegen? Die können überall in der Stadt lauern und wir haben keine Ahnung, was wir gegen sie anwenden sollen.«
»Heute rächt es sich wieder einmal!«, rief Vinus. »Ich wollte immer die vier Künste der magischen Elemente erlernen! Doch du, Artur, du hast mir davon abgeraten. Heute könnten wir außer Feuer noch Wind, Erde und Wasser gebrauchen!«
Artur sah seinen Bruder mit einem bösen Blick an. Doch er musste sich eingestehen, dass Vinus recht hatte. »Schon gut!«, rief er ihm zu. »Darüber können wir uns später noch streiten. Wir brauchen sofort einen guten Plan.«
Albanarius zauberte sich einen neuen Mantel herbei und zog ihn an. Dann kam er zu den Kobolden geflogen. »Habt ihr diese Bestien gesehen?! Der Boden ist mit vielen kleinen Drachenwürmern bedeckt. Doch wenn wir die kleinen drei Feuerspucker im königlichen Gemach ablenken, hat Cylor die Gelegenheit, die er braucht. Wo steckt der Kerl eigentlich?«
Die Kobolde sagten nichts und zeigten statt dessen nach oben. Albanarius sah hoch und entdeckte seinen Freund genau über sich. Der schwebte grinsend zu ihm und rief. »Na alter Mann, dich hat der große Feuerspeier aber gut erwischt. Nur die Königin Opyhra kann mit ihm fertig werden. Er gehört zu ihr, denn sie hatte ihn einst von Meerland als Beweis seiner Liebe geschenkt bekommen. Damals war er allerdings so groß wie der Gürtel eines wunderschönen Elfenmädchens. Doch nach einigen Jahrhunderten hat er wohl etwas zugelegt. Meerland hätte wissen müssen, dass so ein Drachenwurm immer weiter wächst und keinen Partner braucht, wenn er sich ein paar Nachkommen wünscht.«
Albanarius setzte sich auf seine Flugschale und sah nach unten. Dort krochen noch immer die Drachenwürmer herum und schauten nach oben zu ihren Feinden. Der Zauberer drehte sich um und sah zu Cylor. Doch er betrachtete nicht seinen Freund. Er sah an ihm vorbei zu dem Berg, der sich hinter den letzten Mauern von Penda weiter erstreckte.
Die Kobolde spürten sofort, dass Albanarius eine Idee hatte. Cylor schien das hingegen nicht zu bemerken, denn redete munter weiter. »Ich hatte damals die Gelegenheit gehabt, diesen Monsterwurm zu töten. Meerland hatte ihn von einer seiner zahlreichen Reisen mitgebracht. Leider hat er zu wenig über ihn gewusst. Sonst hätte er bestimmt …« Cylor verstummte, denn er bemerkte, dass ihm niemand mehr zuhörte.
Albanarius zeigte zu dem Berggipfel, der weit über der Stadt in Schnee gehüllt war. Die Kobolde wussten auch ohne viele Worte, was jetzt zu tun war. Als auch Cylor Albanarius Absicht erkannte, da lächelte er und folgte seinen Freunden.
Dort, wo der Schnee begann, war der Wind recht eisig. Doch die Kobolde schienen das nicht zu bemerken. Voller Tatendrang flogen sie noch ein Stück höher und sie fingen sofort an, mit ihren magischen Kräften eine große Schneekugel zu formen. Als sie groß genug war, ließen sie die Kugel einfach rollen. Sie wurde immer schneller und größer, und sie raste mit voller Wucht gegen die alten Stadtmauern von Penda. Dort prallte sie mit lautem Donnern ab und blieb in mehreren Teilen liegen.
Die Kobolde stiegen höher und höher den Berg hinauf. Dann machten sie die zweite Schneekugel und ließen sie zur Stadt rollen. Dieses Mal war sie allerdings viel größer und ihr Aufprall war so heftig, dass die Stadtmauer nachgab und zusammenbrach. Der Jubel der Kobolde war groß. Sofort machten sie sich an die dritte Kugel.
Cylor rief Albanarius zu sich. »Komm her und hilf mir. Was die Kobolde schaffen, dass schaffen wir auch.«
Gleich nach der Schneekugel der Kobolde rollte die Kugel der beiden Zauberer in die Stadt hinein. Die Wirkung war allerdings gewaltiger, als Albanarius und seine Freunde erwartet hatten. Zunächst versuchten die Drachenwürmer, sie mit ihrem Feuer aufzuhalten. Doch das war nicht gut für sie, denn die Schneekugeln schmolzen zusammen und das Wasser kam in den staubtrockenen Boden. Für die Würmer war das eine Katastrophe, denn sie konnten nicht in die feuchte Erde eindringen und sich verstecken.
Immer mehr Schneekugeln rollten jetzt in die Stadt hinein. Sie rissen die Mauern vieler Häuser ein und schmolzen durch das Feuer der Würmer. Der riesige Drachenwurm versuchte, vorbei an den vielen zerstörten Häusern zu kommen und die Lücke in der Stadtmauer zu erreichen. Doch eine der Schneekugeln traf ihn mit voller Wucht und er brüllte vor Schmerz auf. Wütend erhob er sich so weit er konnte und er sah zu seinen Feinden hin. Er spuckte so viel Feuer, so weit es nur ging. Mit seinem Feuer errichtete er eine undurchdringliche Wand aus lodernden Flammen.
Nun geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Durch die Macht des Feuers wurde der Berg, auf dem die Stadt lag, erschüttert. Ein leichtes Zittern im Boden war das erste Zeichen für eine drohende Gefahr. Dann folgte ein Beben und der Schnee auf dem Berg begann, an einigen Stellen zu rutschen. Zuerst war es nur ein kleines Stück der Schneefläche, das auf die Feuerwand prallte und schnell verdampfte. Doch dann brach die Gewalt des Bebens den Boden selbst auf und eine Lawine aus Schnee, Eis und Felsbrocken raste auf die Feuerwand zu. Sie durchbrach das Feuer mit Leichtigkeit und rollte in die Stadt hinein.
Albanarius winkte Cylor zu sich. »Mit der Feuerwand hat sich der große Drachenwurm keinen Gefallen getan. Der Boden, der oberhalb von Penda immer gefroren war, ist beim Auftauen ins Rutschen gekommen. Die Stadt ist voller Schlamm und Wasser. Nun ist die Gelegenheit für dich günstig. Du holst dir den Zauberstab und wir lenken jeden Wurm in Penda ab. Du kümmerst dich nur um den Stab, und wenn du ihn hast, treffen wir vor der Stadt wieder zusammen.«
Cylor winkte mit seiner rechten Hand und flog los. Die Freunde folgten ihn bis zum einstigen Gemach von Opyhra. Vor dem Palast sah es grauenvoll aus. Überall lagen tote Drachenwürmer herum. Sie vertrugen offensichtlich das Wasser nicht, denn ihre Körper dampften und sie fielen zuckend in sich zusammen. Selbst der große Drachenwurm hatte sich nicht retten können. Er lag in der zerstörten Stadt und zerfiel allmählich.
Cylor erreichte unbehelligt den Palast. Doch die drei kleinen Drachenwürmer, die noch immer im Gemach wachten, griffen ihn sofort an. Albanarius und die Kobolde versuchten, sie mit Blitzschlägen zu vertreiben. Immer wieder griffen sie an, aber es half nichts. Die drei Drachenwürmer waren unerbittlich und ihre Flammen wollten nicht aufhören, die Kobolde und die Zauberer von dem versteinerten Liebhaber fernzuhalten.
Ohle war schließlich als erster Kobold vom Kampf müde und er zog sich zurück. Er entdeckte eines der vielen Fässer, die im matschigen Wasser herumschwammen. Mit Snobby und Knurr machte er sich sofort ans Werk. Sie füllten das Fass mit Wasser und Schlamm. Dann benutzten sie ihre Magie und ließen das Fass zu einem der Fenster des Gemachs emporschweben.
Als es dort ankam, bespritzten sie die drei Würmer mit dem Wasser. Das Ergebnis war verblüffend und selbst die beiden Zauberer sahen staunend zu den drei Drachenwürmern, die sich sofort zurückzogen. Ihre Schreie klangen wie das Quietschen eines alten Tores und die Kobolde hielten sich die Ohren zu. Die Würmer kamen nicht sehr weit. Sie erreichten den Ausgang, der in einen Flur mündete und schon längst keine Tür mehr hatte. Dort blieben sie liegen und zerfielen dampfend wie ihre Artgenossen in den Ruinen von Penda.
Nun war der Weg für Cylor endgültig frei. Frohlockend rieb er sich die Hände und lobte Ohles verblüffend einfache Idee. »Das war ein hervorragender Gedanke von dir, mein kleiner Ohle. Der hätte auch von mir sein können. Aber nun wollen wir die Sache endgültig beenden.«
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