Kitabı oku: «Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküsst», sayfa 2
GLEICHHEIT
Es ist kein Blümlein nicht so klein,
Die Sonne wird’s erwärmen,
Scheint in das Fenster mild herein,
Dem König wie dem Armen,
Hüllt Alles ein in Sonnenschein
Mit göttlichem Erbarmen.
DANK
Mein Gott, dir sag’ ich Dank,
Daß du die Jugend mir bis über alle Wipfel
In Morgenrot getaucht und Klang,
Und auf des Lebens Gipfel,
Bevor der Tag geendet,
Vom Herzen unbewacht
Den falschen Glanz gewendet,
Daß ich nicht taumle ruhmgeblendet,
Da nun herein die Nacht
Dunkelt in ernster Pracht.
TROST
Der jagt dahin, daß die Rosse schnaufen,
Der muß im Staub daneben laufen;
Aber die Nacht holt beide ein,
Setzt Jenen im Traume neben die Rosse
Und den Andern in seine Karosse –
Wer fährt nun fröhlicher? der da wacht,
Oder der blinde Passagier bei Nacht?
SCHIFFERSPRUCH
Wenn die Wogen unten toben,
Menschenwitz zu Schanden wird,
Weist mit feur’gen Zügen droben
Heimwärts dich der Wogen Hirt.
Sollst nach keinem Andern fragen,
Nicht zurückschaun nach dem Land,
Faß das Steuer, laß das Zagen!
Aufgerollt hat Gottes Hand
Diese Wogen zum Befahren
Und die Sterne, dich zu wahren.
SO ODER SO
Die handeln und die dichten,
Das ist der Lebenslauf,
Der Eine macht Geschichten,
Der Andre schreibt sie auf,
Und der will beide richten;
So schreibt und treibt sich’s fort,
Der Herr wird Alles schlichten,
Verloren ist kein Wort.
Wie wird nun Alles
Wie wird nun Alles so stille wieder!
So war mir’s oft in der Kinderzeit,
Die Bäche gehen rauschend nieder
Durch die dämmernde Einsamkeit,
Kaum noch hört man einen Hirten singen,
Aus allen Dörfern, Schluchten, weit
Die Abendglocken herüberklingen,
Versunken nun mit Lust und Leid
Die Täler, die noch einmal blitzen,
Nur hinter dem stillen Walde weit
Noch Abendröte an den Bergesspitzen,
Wie Morgenrot der Ewigkeit.
MEMENTO MORI
Schnapp’ Austern, Dukaten,
Mußt dennoch sterben!
Dann tafeln die Maden
Und lachen die Erben.
SINNGEDICHTE
Wie schön und wunderbar,
Da kaum noch der Tag brach an!
Seit nun alles so nüchtern und klar,
Hab ich keine Freude mehr dran.
DIE SPERLINGE
Altes Haus mit deinen Löchern,
Geiz’ger Bauer, nun Ade!
Sonne scheint, von allen Dächern
Tröpfelt lustig schon der Schnee,
Draußen auf dem Zaune munter
Wetzen unsre Schnäbel wir,
Durch die Hecken ’rauf und ’runter,
In dem Baume vor der Tür
Tummeln wir in hellen Haufen
Uns mit großem Kriegsgeschrei,
Um die Liebste uns zu raufen,
Denn der Winter ist vorbei!
Es träumt ein jedes Herz
Es träumt ein jedes Herz
Vom fernen Land des Schönen.
Dorthin durch Lust und Schmerz
Schwingt wunderbar aus Tönen
Manch’ Brücke eine Fei, –
O! holde Zauberei!
Scherz im Ernst
Scherz im Ernst und Ernst im Scherz,
Also hält’st du’s mit den Dingen,
Daß des Lebens Kampf und Schmerz
Selber heiter muß erklingen.
Alter Dichter, junges Herz,
Sollst noch lang auf Erden singen
Und dereinst dich himmelwärts
Jubelnd, wie die Lerche, schwingen.
DER WELSCHE HAHN
Es rief der welsche Hahn
Und schlug mit seinen Flügeln,
Da hebt’s zu krähen an
Auf allen deutschen Hügeln.
Den neuen Tag bricht an
Der Herr auf allen Höhen;
Da will der Hahn sich blähen
Und meint, er hätt’s getan
Mit seinem heisern Krähen.
SPRUCH
Magst du zu dem Alten halten
Oder Altes neu gestalten,
Mein’s nur treu und laß Gott walten!
MEMENTO
So lange Recht regiert und schöne Sitte,
Du schlicht und gläubig gehst in sich’rer Mitte,
Da trittst du siegreich zwischen Molch und Drachen,
Und wo du ruhst, da wird ein Engel wachen.
Doch wenn die Kräft’, die wir „Uns selber“ nennen,
Die wir mit Schaudern raten und nicht kennen,
Gebundne Bestien, wie geklemmt in Mauern,
Die nach der alten Freiheit dunkel lauern –
Wenn die rebellisch sich von dir lossagen,
Gewohnheit, Glauben, Sitt’ und Recht zerschlagen,
Und stürmend sich zum Elemente wenden:
Mußt Gott du werden oder teuflisch enden.
DER ERLÖSER
Wie Du auch die Kraft magst wenden;
Was die tiefste Seele will,
Niemals wirst Du’s hier vollenden
Und die Sehnsucht wird nicht still.
EWIG’S TRÄUMEN VON DEN FERNEN
Gedichte 1807–1810
VARIAZION
Ewig’s Träumen von den Fernen!
Endlich ist das Herz erwacht
Unter Blumen, Klang und Sternen
In der dunkelgrünen Nacht.
Schlummernd unter blauen Wellen
Ruht der Knabe unbewußt,
Engel ziehen durch die Brust,
Oben hört er in den Wellen
Ein unendlich Wort zerrinnen,
Und das Herze weint und lacht,
Doch er kann sich nicht besinnen
In der dunkelgrünen Nacht.
Und der Frühling will sich bläuen,
Aus der Grüne, aus dem Schein
Ruft es lockend: Ewig Dein! –
Aus der Minne Zaubereien
Muß er sehnen sich nach Fernen,
Denkend der alten Wunderpracht
Unter Blumen, Klang und Sternen
In der dunkelgrünen Nacht.
Heil’ger Kampf nach langem Säumen,
Wenn süßschaudernd an das Licht,
Lieb’ in dunkle Klagen bricht!
Aus der Schmerzen Sturz und Schäumen
Steigt Geliebte, Himmel, Fernen,
Endlich ist das Herz erwacht
Unter Blumen, Klang und Sternen
In der dunkelgrünen Nacht.
Und der Streit muß sich versöhnen,
Und die Wonne und den Schmerz
Muß er ewig himmelwärts
Schlagen nun in vollen Tönen:
Ewig’s Träumen von den Fernen!
Endlich ist das Herz erwacht
Unter Blumen, Klang und Sternen
In der dunkelgrünen Nacht.
DER FROMME
Es saß ein Kind gebunden und gefangen,
Wo vor der Menschen eitlem Tun und Schallen
Der Vorzeit Wunderlaute trüb verhallen;
Der alten Heimat dacht’ es voll Verlangen.
Da sieht sie draußen Ströme, hell ergangen,
Durch zaub’risch Land viel Pilger, Sänger wallen,
Kühl rauscht der Wald, die lust’gen Hörner schallen,
Aurora scheint, so weit die Blicke langen. –
O laß die Sehnsucht ganz Dein Herz durchdringen!
So legt sich blühend um die Welt Dein Trauern
Und himmlisch wird Dein Schmerz und Deine Sorgen.
Ein frisch Gemüt mag wohl die Welt bezwingen,
Ein recht Gebet bricht Banden bald und Mauern:
Und frei springst du hinunter in den Morgen.
GEBET
Wie in einer Blume himmelblauen
Grund, wo schlummernd träumen stille Regenbogen,
Ist mein Leben ein unendlich Schauen,
Klar durch’s ganze Herz ein süßes Bild gezogen.
Stille saß ich, sah die Jahre fliegen,
Bin im Innersten dein treues Kind geblieben;
Aus dem duft’gen Kelche aufgestiegen
Ach! wenn lohnst Du endlich auch mein treues Lieben?
Morgenrot im Herzen aufgegangen
In den Morgen goldner Quellen strahlend Springen,
Zwischendrein das alte Zagen, Bangen –
O! so löse löse doch die Schwingen! –
FRÜHLING
Über blaue Berge fröhlich
Kam der bunte Schein geflossen,
In den Schimmer rief ich selig:
„Freu dich nur, jetzt wirds vollendet!“
Doch der Frühling ist vergangen,
Was ich innigst hofft’ und strebte
Blieb ein unbestimmt Verlangen.
Und nach langem trüben Schweigen
Kamen goldne Tage wieder.
Blaue Berge, alte Zeiten,
Blumen, Sterne, Ström’ und Lieder
Woben wunderbar ein Netze,
Und das schlang sich um die Glieder,
Zog so innig fest und fester
Mich ans Herz der Erde nieder,
Und so schlummert’ ich und träumte
Von der allerschönsten Braut. –
DIE LIEDER
So viele Quellen von den Bergen rauschen,
Die brechen zornig aus der Felsenhalle,
Die andern plaudern in melod’schem Falle
Mit Nymphen, die im Grün vertraulich lauschen.
Doch wie sie irrend auch die Bahn vertauschen,
Sie treffen endlich doch zusammen alle,
Ein Strom, mit brüderlicher Wogen Schwalle
Erfrischend durch das schöne Land zu rauschen.
An Burgen, die vom Felsen einsam grollen,
Aus Waldesdunkel zwischen Rebenhügeln
Vorübergleitend in die duft’ge Ferne,
Entwandelt er zum Meer, dem wundervollen,
Wo träumend sich die sel’gen Inseln spiegeln
Und auf den Fluten ruhn die ew’gen Sterne.
Nicht Träume sind’s
Nicht Träume sind’s und leere Wahn-Gesichte,
Was von dem Volk’ den Dichter unterscheidet.
Was er inbrünstig bildet, liebt und leidet,
Es ist des Lebens wahrhafte Geschichte.
Er fragt nicht viel, wie ihn die Menge richte,
Der eignen Ehr’ nur in der Brust vereidet;
Denn wo begeistert er die Blicke weidet,
Grüßt ihn der Weltkreis mit verwandtem Lichte.
Die schöne Mutter, die ihn hat geboren,
Den Himmel liebt er, der ihn auserkoren,
Läßt beide Haupt und Brust sich heiter schmücken.
Die Menge selbst, die herbraust, ihn zu fragen
Nach seinem Recht, muß den Beglückten tragen,
Als Element ihm bietend ihren Rücken.
WALDLUST
Ach! wie ist es doch gekommen,
Daß die grüne Waldespracht
So mein ganzes Herz genommen,
Mich um alle Ruh’ gebracht!
Wenn von drüben Lieder wehen,
Waldhorn gar nicht enden will,
Weiß ich nicht, wie mir geschehen,
Und im Herzen bet’ ich still.
Könnt’ ich zu den Wäldern flüchten,
Mit dem Grün in frischer Lust
Mich zum Himmelsglanz aufrichten –
Stark und frei wär’ da die Brust!
Hörnerklang und Lieder kämen
Nicht so schmerzlich an mein Herz,
Fröhlich wollt’ ich Abschied nehmen,
Zög’ auf ewig wälderwärts.
Waldhornklänge, funkelnd Bläue
Alte Wunder, schaurig Grün!
Breitet um mein Leben treue
Ewig euer Baldachin!
KLAGE
Blaue Augen, blaue Augen!
Ach, wie gebt ihr süße Peine!
Aus dem schönen Wald unzählig
Stimmen zielen, grüne Scheine,
Und ich lass’ mich gern verführen,
Locken Schmerzen so von weiten.
Draußen auf der Waldeswiese
Lass’ ich wohl mein Rößlein weiden,
Sinnend steh’ ich lang’ daneben,
Grüßt mich wie aus fremden Zeiten
Waldesrauschen, Lied der Bronnen,
Ewigblühend grünes Schweigen,
Aus der tiefsten Brust Erinnern
Lang vergeßner goldner Träume –
Und ich muß dann fragen immer,
Ewig fragen: wo Sie weile?
Und das Waldhorn will mir’s sagen,
Und das Herz will ewig weinen:
Süße Peine, blaue Augen!
Ewig stehst du in der Weite,
Blühend in den blauen Tagen.
Wolken durch den Himmel eilen,
Liebesblick kommt oft geschossen,
Und es glänzen Feld und Haine,
Und die Klarheit schließt sich wieder,
Und ich stehe so alleine;
Und ich kann mich gar nicht retten
Von den Freuden, von den Leiden,
Und ich kniee und ich bete:
Schöne Fraue, liebe, reine!
Blaue Augen, blaue Augen,
Ach! wie gebt ihr süße Peine!
AUSSICHTEN
Es will der Morgen sich von weitem zeigen,
Das dunkle Meer im Innern still erglühen,
Erwartungsvoll die reinen Segel blühen,
Doch deckt noch all’ geheimnisvolles Schweigen.
Wird erst die Sonne auf die Berge steigen,
Gewaltig Licht in alle Lande blühen,
Sieht man ein frei Geschlecht nach Angst und Mühen
In stolzer Demut fromm die Kniee beugen
Unendlich’ Wunderfernen sind gelichtet,
Unzählig Lieder himmelwärts auflangen,
Daß treue Liebe Gegenlieb’ erreiche. –
Wer frei geboren, ist schon längst geflüchtet,
Die andern faßt ein unaussprechlich’ Bangen,
Der Sänger zieht zum alten ew’gen Reiche.
Es wächst und strömt
Es wächst und strömt in ewigen Gedichten
Jauchzend im Innersten das freie Leben;
Des Tempels strahl’nde Säulen klingend beben,
Unübersehbar will sich’s himmlisch lichten.
Den heil’gen Kampf sie irdisch möchten schlichten,
Er spült sonst mit sich fort ihr schwankes Leben;
Die Arme wollen sie nicht gläubig heben,
Zur Nacht kein Herz, nicht Lieb sich aufzurichten.
Es bäumt das Roß in zorn’gem Mut sich raffend,
Durch eure Netze funkeln Schwert und Lanze,
Bricht Liebesblick aus tiefer, ew’ger Bläue.
Und wie ihr stehet, euch verwundernd, gaffend,
Glüht ferne Helm und Speer im Morgenglanze,
Und über die Berge sprenget froh der Freie.
HERBSTLIEDCHEN
Flog Waldvögelein über den See,
Lieb’ grüne Zeit, lieb’ grüne Zeit; –
Es zogen die Wolken: Ade, Ade!
Wir fliegen mitsammen gar weit, gar weit!
Es schaut Feinsliebchen vom hohen Saal,
Fern ziehn die Ritter im grünen Tal;
Waldvöglein sang immerfort: Ade!
Das tat Feinsliebchen im Herzen so weh.
AN DIE VORÜBERSCHIFFENDE
Frisch eilt der helle Strom hinunter,
Drauf ziehn viel’ bunte Schifflein munter,
Und Strom und Schiff und bunte Scheine,
Sie fragen alle, was ich weine? –
Mir ist so wohl, mir ist so weh,
Wie ich den Frühling fahren seh’!
Viel Lenze sitz’ ich schon da oben,
Ein Regenbogen steht im Land erhoben
Und durch die Täler, Wiesen, Wogen,
Still, wie ein fernes Lied, gezogen,
Schifft’ immerfort dein himmlisch Bild –
Doch Strom und Schiff nie stille hielt.
MORGENLIED
Sei stark, getreues Herze!
Laß’ ab von Angst und Schmerze!
Steh auf und geh mit mir,
Viel Freude zeig’ ich dir.
Die Lerchen jubilieren
Und fröhlich’ Musizieren
Aus grünem frischem Wald
Von Stimmlein mannigfalt.
Wie geschmückt von Edelsteinen,
Die Erd’ in bunten Scheinen
Als junge fromme Braut
Dir froh ins Herze schaut.
Im Garten zu spazieren,
Die Blumen mich verführen,
Schön’ Augen aus dem Grün –
Viel heitrer Minnesinn!
Maria, schöne Rose!
Wie stünd’ ich freudenlose,
Hätt’ ich nicht Dich ersehn,
Vor allen Blumen schön.
Nun laß den Sommer gehen,
Die Blume, die bleibt stehen
Mit ew’gem Morgenschein –
Wer wollt’ noch traurig sein!
LIED
Hat nun Lenz die silb’rnen Bronnen
Losgebunden,
Knie’ ich nieder süßbeklommen
In die Wunder.
Himmelreich! so kommt geschwommen
Auf die Wunden!
Hast du einzig mich erkoren
Zu den Wundern?
In die Ferne süß verloren,
Lieder fluten,
Daß sie, rückwärts sanft erschollen,
Bringen Kunde.
Was die andern sorgen, wollen,
Ist mir dunkel,
Mir will ew’ger Durst nur frommen
Nach dem Durste.
Was ich liebe und vernommen,
Was geklungen,
Ist den eignen, tiefen Wonnen
Selig Wunder.
FRÜHLINGSLIED
Grün war die Weide,
Der Himmel blau,
Wir schwuren beide
Ewige Treu’.
Lenz ist’s wohl wieder,
Ferne ich bin,
Liebt fern noch lieber
Der treue Sinn.
Verweinten Blicken
Grünet die Au,
Goldene Brücken
Schlägt er durch’s Blau.
Frauen und Reiter
Ziehen in’s Grün,
Wohin so eilst Du,
Fluß, blauer Fluß!
Soll ich nun beten?
Singen im Schein
Von Lust und Scherzen
Und großem Leid?
Blau ist der Himmel,
Blau ist die Treu’,
Schlägt um den Frühling
Die Zauberei.
MINNELIED
Denk’ ich Dein, muß bald verwehen
Alle Trübnis weit und breit,
Und die frischen Blicke gehen
Wie in einen Garten weit.
Wunderbare Vögel wieder
Singen dort von grüner Au,
Einsam’ Engel in die Lieder
Ziehen durch den Himmel blau.
Wolken, Ströme, Schiffe alle
Segeln in die Pracht hinein,
Keines kehrt zurück von allen
Und ich stehe so allein.
Doch der Garten wird zur Rose,
„Ich, die Liebste, bei dir bin!“
Singt nun aus der Blume Schoße
Ewig mir die Zauberin.
Könnt’ verblühen diese Rose,
Wär’ der Lenz auch nicht mehr schön,
Müßt’ ich einsam, freudenlose
Mit der Laute irrend gehn!
LIED
Vöglein in den sonn’gen Tagen!
Augen blau’, die mich verführen!
Könnt’ ich bunte Flügel rühren,
Über Berg und Tal zu tragen!
Ach! es spricht der Frühling schöne
Und die Vögel alle singen:
Sind die Farben denn nicht Töne,
Und die Töne blaue Schwingen?
Vöglein! ja ich lass’ das Zagen!
Winde blau die Segel rühren,
Und ich lass’ mich gern entführen,
Ach, wohin? mag ich nicht fragen.
DAS GEBET
Wen hat nicht einmal Angst befallen,
Wann Trübnis ihn gefangen hält,
Als mußt’ er ewig rastlos wallen
Nach einer wunderbaren Welt?
All’ Freunde sind lang fortgezogen,
Der Frühling weint in einem fort,
Eine Brücke ist der Regenbogen
Zum friedlich sichern Heimats-Port.
Hinauszuschlagen in die Töne,
Lockt dich Natur mit wilder Lust,
Zieht Minne holde, Frauenschöne
Zum Abgrund süß die sel’ge Brust –
Den Tod siehst du verhüllet gehen
Durch Lieb’ und Leben himmelwärts,
Ein einzig Wunder nur bleibt stehen
Einsam über dem öden Schmerz.
Du seltner Pilger, laß dich warnen!
Aus ird’scher Lust und Zauberei,
Die Freud- und Leidvoll dich umgarnen,
Strecke zu Gott die Arme frei!
Nichts mehr mußt du hienieden haben,
Himmlischbetrübt, verlassen, arm,
Ein treues Kind, dem Vater klagen
Die ird’sche Lust, den ird’schen Harm.
Es breitet diese einz’ge Stunde
Sich über’s ganze Leben still,
Legt blühend sich um deine Wunde,
Die niemals wieder heilen will.
Treu bleibt der Himmel stets den Treuen,
Zur Erd’ das Ird’sche niedergeht,
Zum Himmel über die Wüsteneien
Geht ewig siegreich das Gebet.
DIE HOCHZEITSNACHT
Nachts durch die stille Runde
Rauschte des Rheines Lauf,
Ein Schifflein zog im Grunde,
Ein Ritter stand darauf.
Die Blicke irrend schweifen
Von seines Schiffes Rand.
Ein blutigroter Streifen
Sich um das Haupt ihm wand.
Der sprach: „Da oben stehet
Ein Schlößlein überm Rhein,
Die an dem Fenster stehet:
Das war die Liebste mein.
Sie hat mir Treu versprochen,
Bis ich gekommen sei,
Sie hat die Treu gebrochen
Und alles ist vorbei.“
Viel’ Hochzeitleute drehen
Da oben laut und bunt,
Sie bleibet einsam stehen
Und schauet in den Grund.
Und wie sie tanzten munter,
Und Schiff und Schiffer schwand,
Stieg sie vom Schloß hinunter,
Bis sie im Garten stand.
Die Spielleut’ musizierten,
Sie sann gar mancherlei,
Die Töne sie so rührten,
Als müßt’ das Herz entzwei.
Da trat ihr Bräut’gam süße
Zu ihr aus stiller Nacht,
So freundlich er sie grüßte,
Daß ihr das Herze lacht.
Er sprach: „Was willst du weinen,
Weil alle fröhlich sein!
Die Sterne schöne scheinen,
So lustig geht der Rhein.
Das Kränzlein in den Haaren
Steht dir so wunderfein,
Wir wollen etwas fahren
Hinunter auf dem Rhein.“
Zum Kahn folgt sie behende,
Setzt sich ganz vorne hin,
Er setzt’ sich an das Ende
Und ließ das Schifflein ziehn.
Sie sprach: „Die Töne kommen
Verworren durch den Wind,
Die Fenster sind verglommen,
Wir fahren so geschwind.
Was sind das für so lange
Gebirge weit und breit?
Mir wird auf einmal bange
In dieser Einsamkeit.
Und fremde Leute stehen
Auf mancher Felsenwand,
Und stehen still und sehen
So steinern über’n Rand.“
Der Bräut’gam schien so traurig
Und sprach kein einzig Wort,
Schaut’ in die Wellen schaurig
Und rudert’ immerfort.
Sie sprach: „Schon seh ich Streifen
So rot im Morgen stehn,
Und Stimmen hör’ ich schweifen,
Vom Ufer Hähne krähn.
Du siehst so still und wilde,
So bleich wird dein Gesicht,
Mir graut vor deinem Bilde –
Du bist mein Bräut’gam nicht.“
Da stund er auf – das Sausen
Hielt still in Flut und Wald,
Es rührt mit Lust und Grausen
Das Herz ihr die Gestalt.
Und wie mit steinern’n Armen
Hob er sie auf voll Lust,
Drückt ihren schönen, warmen
Leib an die eis’ge Brust. –
Licht wurden Wald und Höhen,
Der Morgen schien blutrot,
Das Schifflein sah man gehen,
Die schöne Braut drin tot.