Kitabı oku: «Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküsst», sayfa 3
DER ARMEN SCHÖNHEIT LEBENSLAUF
Die arme Schönheit irrt auf Erden,
So lieblich Wetter draußen ist,
Möcht’ gern recht viel gesehen werden,
Weil jeder sie so freundlich grüßt.
Und wer die arme Schönheit schauet,
Sich wie auf großes Glück besinnt,
Die Seele fühlt sich recht erbauet,
Wie wenn der Frühling neu beginnt.
Da sieht sie viele schöne Knaben,
Die reiten unten durch den Wind,
Möcht’ manchen gern am Arme haben,
Ach, hüte dich, du armes Kind!
Da ziehn viel redliche Gesellen,
Die sagen: Hast nicht Geld, noch Haus,
Wir fürchten deine Augen helle,
Wir haben nichts zum Hochzeitsschmaus.
Von andern tut sie sich wegdrehen,
Weil keiner ihr so wohlgefällt,
Die müssen traurig weiter gehen,
Und zögen gern ans End’ der Welt.
Da sagt sie: Was hilft mir mein Sehen,
Ich wünscht’, ich wäre lieber blind,
Da alle furchtsam von mir gehen,
Weil so gar schön mein’ Augen sind. –
Nun sitzt sie hoch auf schlichtem Schlosse,
In schöne Kleider putzt sie sich,
Die Fenster glühn, sie winkt vom Schlosse,
Die Sonne blinkt, das blendet dich.
Die Augen, die so furchtsam waren,
Die haben jetzt so freien Lauf,
Das Kränzlein ist fort aus den Haaren,
Und hohe Federn stehn darauf.
Das Kränzlein ist herausgerissen,
So ohne Scheu sie dich anlacht,
Sie wird dich süß und heimlich grüßen,
Lockt dich zu einer schönen Nacht.
Da sieht sie die Gesellen wieder,
Die fahren unten auf dem Fluß,
Es singen laut die lustgen Brüder,
So furchtbar schallt des Einen Gruß:
„Was bist du für ’ne schöne Leiche!
So wüste wird mir meine Brust.
Wie bist du nun so arm, du Reiche,
Ich hab’ an dir nicht weiter Lust!“
Der Wilde hat ihr so gefallen,
Laut schrie sie auf bei seinem Gruß,
Vom Schloß möcht’ sie hinunterfallen,
Und unten ruhn im kühlen Fluß.
Sie blieb nicht länger mehr da oben,
Weil alles anders worden war,
Das Herz ist ihr so hoch erhoben,
Da wars so kalt und doch so klar.
Kein Stern wollt’ nicht die Nacht erhellen,
Da mußte die Verliebte gehn,
Es rauscht’ der Fluß, fern Hunde bellen,
Die Fenster still erleuchtet stehn.
Da legt sie ab die goldnen Spangen,
Den falschen Putz und Ziererei,
Aus dem verstockten Herzen drangen
Die alten Tränen wieder frei.
„Zu lieben und geliebt zu werden,
Ging ich bei schönem Wetter aus,
Jetzt liebt mich Keiner mehr auf Erden,
Jetzt ists so still, wär’ ich zu Haus!“
Nun bist du frei von allen Sünden,
Die Lieb’ zog triumphierend ein,
Du wirst noch hohe Gnade finden,
Die Seele geht im Hafen ein. –
Der Liebste war ein Jäger worden,
Der Morgen schien so rosenrot,
Da blies er lustig auf dem Horne,
Blies immerfort in seiner Not.
KLAGE
Ich hab manch Lied geschrieben,
Die Seele war voll Lust,
Von rechtem Tun und Lieben,
Das Beste, was ich wußt’.
Was mir das Herz bewogen,
Das sagte treu mein Mund,
Und das ist nicht erlogen
Was kommt aus Herzensgrund.
Liebchen wußt’s nicht zu deuten
Und lacht mir ins Gesicht,
Dreht’ sich zu andern Leuten
Und achtet’s weiter nicht.
Und spielt mit manchem Tropfe,
Weil ich so tief betrübt,
Mir ist so dumm im Kopfe,
Als wär’ ich nicht verliebt.
Ach Gott, wem soll ich trauen,
Will sie mich nicht verstehn,
Tun all’ so fremde schauen,
Und alles muß vergehn.
Und alles irrt zerstreuet,
Sie ist so schön und rot,
Ich hab’ nichts, was mich freuet,
Ach wär’ ich lieber tot!
LIED
In einem kühlen Grunde,
Da geht ein Mühlenrad,
Mein’ Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein’n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht’ als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen
Und gehn von Haus zu Haus.
Ich möcht’ als Reiter fliegen
Wohl in die blut’ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hör’ ich das Mühlrad gehen,
Ich weiß nicht, was ich will,
Ich möcht’ am liebsten sterben,
Da wär’s auf einmal still.
HEIMKEHR
Sinds die Häuser, sinds die Gassen?
Ach, ich weiß nicht, wo ich bin,
Hab’ ein Liebchen hier gelassen,
Und manch Jahr ging seitdem hin.
Aus den Fenstern schöne Frauen
Sehn mir freundlich ins Gesicht,
Keine kann so frischlich schauen,
Als mein liebes Liebchen sicht.
An dem Hause pocht’ ich bange –
Doch die Fenster stehen leer,
Ausgezogen ist sie lange
Und es kennt mich Keiner mehr.
Und ringsum ein Rufen, Handeln,
Musikanten fiedeln drein,
Herrn und Damen gehn und wandeln
Zwischendurch in bunten Reihn.
Zierlich bücken, freundlich blicken,
Manches flücht’ge Liebeswort,
Händedrücken, heimlich Nicken –
Nimmt sie all der Strom mit fort.
Und mein Liebchen sah ich eben,
Traurig in dem lust’gen Schwarm,
Und ein schöner Herr daneben
Führt sie stolz und ernst am Arm.
Doch verblaßt war Mund und Wange,
Und gebrochen war ihr Blick,
Seltsam schaut’ sie, stumm und lange,
Lange noch auf mich zurück.
Und es endet Tag und Scherzen,
Durch die Gassen pfeift der Wind,
Keiner weiß, wie unsre Herzen
Wild von Schmerz zerrissen sind.
WALDESGESPRÄCH
Es ist schon spät, es ist schon kalt,
Was reit’st du einsam durch den Wald?
Der Wald ist groß, du bist allein,
Du schöne Braut, ich führ’ dich heim!
„Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh, Du weißt nicht wer ich bin!“
So reich geschmückt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib,
Jetzt kenn’ ich dich – Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelay.
„Du kennst mich wohl – vom hohen Stein
Schaut still mein Schloß in tiefen Rhein;
Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Kommst nimmermehr aus diesem Wald!“
AN DIE DICHTER
Wo treues Wollen, redlich Streben
Und rechten Sinn der Rechte spürt,
Das muß die Seele ihm erheben,
Das hat mich jedesmal gerührt.
Das Reich des Glaubens ist geendet,
Zerstört die alte Herrlichkeit,
Die Schönheit weinend abgewendet,
So Götterlos ist unsre Zeit.
O Einfalt gut in frommen Herzen,
Du züchtge, schöne Gottesbraut!
Dich schlugen sie mit frechen Scherzen,
Weil Dir vor ihrer Klugheit graut.
Wo findst Du nun ein Haus, vertrieben,
Wo man Dir Deine Wunder läßt,
Das treue Tun, das schöne Lieben,
Des Lebens still unschuldig Fest?
Wo findst Du Deinen alten Garten,
Dein Spielzeug, wunderbares Kind,
Der Sterne heilge Redensarten,
Das Morgenrot, den blauen Wind?
Wie hat die Sonne schön geschienen,
Nun ist so müd’ und alt die Zeit,
Wie stehst so jung Du unter ihnen,
Wie wird mein Herz mir stark und weit!
Der Dichter kann nicht mit verarmen,
Wenn alles um ihn her zerfällt,
Hebt ihn ein göttliches Erbarmen,
Der Dichter ist das Herz der Welt.
Den dunklen Willen aller Wesen,
Im Irdischen die heilge Spur,
Soll er durch Liebeskraft erlösen,
Der schöne Liebling der Natur.
Drum hat ihm Gott das Wort gegeben,
Das schnell das Dunkelste benennt,
Den frommen Ernst im schönen Leben,
Die Freudigkeit, die keiner kennt.
Da soll er singen frei auf Erden,
In Lust und Not auf Gott vertraun,
Daß alle Herzen lustig werden
Und innerlichst sich still erbaun.
Der Ehre sei er recht zum Horte,
Der Sünde leucht’ er ins Gesicht,
Viel Wunderkraft ist in dem Worte,
Das hell aus reinem Herzen bricht.
Vor Eitelkeit soll er vor allen
Streng hüten sein unschuldges Herz,
In eitlem Witz sich nicht gefallen,
Das Höchste duldet keinen Scherz.
O laßt unedle Mühe fahren,
O spielt in Wortgeklinge nicht,
Nicht mit der Gnad’, die ihr erfahren,
Zur Sünde wird sonst das Gedicht.
Den lieben Gott laß in dir walten,
Aus frischer Brust nur treulich sing’,
Was wahr an dir, wird sich gestalten,
Das andre ist erbärmlich Ding. –
Den Morgen seh ich fröhlich scheinen,
Die Oder ziehn im grünen Grund,
Mir ist so wohl – die’s redlich meinen
Die grüß ich all’ aus Herzensgrund!
DIE FREUNDE
I.
Wer auf den Wogen schliefe
Ein sanft gewiegtes Kind,
Kennt nicht des Lebens Tiefe,
Vor süßem Träumen blind.
Doch wen die Stürme fassen
Zu wildem Tanz und Fest,
Hoch auf den dunklen Straßen
Die falsche Welt verläßt:
Der lernt sich wacker rühren,
Durch Nacht und Klippen hin
Lernt der das Steuer führen
Mit sichrem, ernsten Sinn.
Der ist vom echten Kerne,
Erprobt zu Lust und Pein,
Der glaubt an Gott und Sterne,
Der soll mein Schiffmann sein!
II.
An L.
Vor mir liegen Deine Zeilen,
Sind nicht Worte, Schriften nicht,
Pfeile, die verwundend heilen,
Freundes-Augen, treu und schlicht.
Niemals konnte so mich rühren
Noch der Liebsten Angesicht,
Wenn uns Augen süß verführen,
Und die Welt voll Glanz und Licht:
Als in Freundes-Augen lesen
Meiner eignen Seele Wort,
Fester Treue männlich Wesen,
In Betrübnis Trost und Hort.
So verschlingen in Gedanken
Sich zwei Stämme wundertreu,
Andre dran sich mutig ranken
Kron’ an Krone immer neu.
Prächt’ger Wald, wo’s kühl zu wohnen,
Stille wachsend Baum an Baum,
Mit den brüderlichen Kronen
Rauschend in dem Himmelsraum!
Es saß ein Mann
Es saß ein Mann gefangen
Auf einem hohen Turm,
Die Wetterfähnlein klangen
Gar seltsam in den Sturm.
Und draußen hört’ er ringen
Verworr’ner Ströme Gang,
Dazwischen Vöglein singen,
Und heller Waffen Klang.
Ein Liedlein scholl gar lustig:
Heisa, so lang Gott will!
Und wilder Menge Tosen,
Dann wieder totenstill.
So tausend Stimmen irren,
Wie Wind’ im Meere geh’n,
Sich teilen und verwirren,
Er konnte nichts versteh’n.
Doch spürt’ er, wer ihn grüße
Mit Schaudern und mit Lust,
Es rührt ihm wie ein Riese
Das Leben an die Brust.
GEISTESGRUSS
Nächtlich dehnen sich die Stunden,
Unschuld schläft in stiller Bucht,
Fernab ist die Welt verschwunden,
Die das Herz in Träumen sucht.
Und der Geist tritt auf die Zinne,
Und noch stiller wird’s umher,
Schauet mit dem starren Sinne
In das wesenlose Meer.
Wer ihn sah bei Wetterblicken
Steh’n in seiner Rüstung blank:
Den mag nimmermehr erquicken
Reichen Lebens frischer Drang. –
Fröhlich an den öden Mauern
Schweift der Morgensonne Blick,
Da versinkt das Bild mit Schauern
Einsam in sich selbst zurück.
DIE BRAUT
Wann die Bäume blüh’n und sprossen
Und die Lerche kehrt zurück,
Denkt die Seele der Genossen,
Fühlet fern’ und nahes Glück.
Selig Weinen sel’ger Herzen!
Wenn das Herz nichts weiter will,
Nicht weiß, ob es Lust, ob Schmerzen,
Aber fröhlich ist und still.
Frischer sich die Hügel kränzen,
Heitrer lacht das weite Blau,
Alle Blumen schöner glänzen
Durch des Auges süßen Tau.
Und soll denn das Lieben leiden,
Und, wer leidet, krank auch sein,
Ach, so will ich keine Freuden,
Und mag nicht gesund mehr sein!
Ach, von dem weichen Pfühle
Ach, von dem weichen Pfühle
Was treibt dich irr umher?
Bei meinem Saitenspiele
Schlafe, was willst du mehr?
Bei meinem Saitenspiele
Heben dich allzusehr
Die ewigen Gefühle;
Schlafe, was willst du mehr?
Die ewigen Gefühle,
Schnupfen und Husten schwer,
Ziehn durch die nächt’ge Kühle;
Schlafe, was willst du mehr?
Ziehn durch die nächt’ge Kühle
Mir den Verliebten her,
Hoch auf schwindlige Pfühle;
Schlafe, was willst du mehr?
Hoch auf schwindligem Pfühle
Zähle der Sterne Heer;
Und so dir das mißfiele:
Schlafe, was willst du mehr?
Die Welt ruht
Die Welt ruht still im Hafen,
Mein Liebchen, gute Nacht!
Wann Wald und Berge schlafen,
Treu’ Liebe einsam wacht.
Ich bin so wach und lustig,
Die Seele ist so licht,
Und eh’ ich liebt’, da wußt’ ich
Von solcher Freude nicht.
Ich fühl’ mich so befreiet
Von eitlem Trieb und Streit,
Nichts mehr das Herz zerstreuet
In seiner Fröhlichkeit.
Mir ist, als müßt’ ich singen
So recht aus tiefster Lust
Von wunderbaren Dingen,
Was niemand sonst bewußt.
O könnt’ ich alles sagen!
O wär’ ich recht geschickt!
So muß ich still ertragen,
Was mich so hoch beglückt.
DER KRANKE
Soll ich Dich denn nun verlassen,
Erde, heit’res Vaterhaus?
Herzlich Lieben, mutig Hassen,
Ist denn alles, alles aus?
Vor dem Fenster durch die Linden
Spielt es wie ein linder Gruß,
Lüfte, wollt ihr mir verkünden,
Daß ich bald hinunter muß? –
Liebe, ferne, blaue Hügel,
Stiller Fluß im Tales-Grün,
Ach, wie oft wünscht’ ich mir Flügel,
Über euch hinweg zu zieh’n!
Da sich jetzt die Flügel dehnen
Schaur’ ich in mich selbst zurück,
Und ein unbeschreiblich Sehnen
Zieht mich zu der Welt zurück.
GEBET
Gott, inbrünstig möcht’ ich beten,
Doch der Erde Bilder treten
Immer zwischen dich und mich,
Und die Seele muß mit Grauen
Wie in einen Abgrund schauen,
Strenger Gott, ich fürchte dich!
Ach, so brich auch meine Ketten!
Alle Menschen zu erretten,
Gingst du ja in bittern Tod.
Irrend an der Hölle Toren,
Ach, wie bald bin ich verloren,
Hilfst du nicht in meiner Not!
AUF DEM RHEIN
Kühle auf dem schönen Rheine,
Fuhren wir vereinte Brüder,
Tranken von dem goldnen Weine,
Singend gute deutsche Lieder.
Was uns dort erfüllt die Brust,
Sollen wir halten,
Niemals erkalten
Und vollbringen treu mit Lust!
Und so wollen wir uns teilen,
Eines Fels verschiedne Quellen,
Bleiben so auf hundert Meilen
Ewig redliche Gesellen!
Es waren zwei junge Grafen
Es waren zwei junge Grafen
Verliebt bis in den Tod,
Die konnten nicht ruh’n noch schlafen
Bis an den Morgen rot.
O trau’ den zwei Gesellen,
Mein Liebchen, nimmermehr,
Die geh’n wie Wind und Wellen,
Gott weiß: wohin, woher. –
Wir grüßen Land und Sterne
Mit wunderbarem Klang,
Und wer uns spürt von Ferne,
Dem wird so wohl und bang.
Wir haben wohl hienieden
Kein Haus an keinem Ort,
Es reisen die Gedanken
Zur Heimat ewig fort.
Wie eines Stromes Dringen
Geht unser Lebenslauf,
Gesanges Macht und Ringen
Tut helle Augen auf.
Und Ufer, Wolkenflügel,
Die Liebe hoch und mild –
Es wird in diesem Spiegel
Die ganze Welt zum Bild.
Dich rührt die frische Helle,
Das Rauschen heimlich kühl,
Das lockt dich zu der Welle,
Weil’s draußen leer und schwül.
Doch wolle nie dir halten
Der Bilder Wunder fest,
Tot wird ihr freies Walten,
Hältst du es weltlich fest.
Kein Bett darf er hier finden.
Wohl in den Tälern schön
Siehst du sein Gold sich winden,
Dann plötzlich Meerwärts dreh’n.
AN –
Was lebte, rollt’ zum Himmel aus dem Tale,
Des Ritters Mut, Gesanges feur’ge Zungen,
Und aus den Felsen Münster kühn geschwungen,
Das Kreuz erhebend hoch im Morgenstrahle.
Versunken sind die alten Wundermale,
Nur eine Waldkapelle unbezwungen,
Blieb einsam stehen über Niederungen,
Die läutet fort und fort hinab zum Tale.
Was frägt die Menge, ob’s der Wind verwehe, –
Nur Ein’ge trifft der Laut, die stehn erschrocken,
Und mahnend lockt’s wie Heimweh sie zur Höhe.
Ein heit’rer Greis zieht oben still die Glocken,
Reicht fest die Hand und führt aus der Verheerung
Durch’s alte Tor die Treuen zur Verklärung.
ZORN
1810
Seh’ ich im verfall’nen, dunkeln
Haus die alten Waffen hangen,
Zornig aus dem Roste funkeln,
Wenn der Morgen aufgegangen,
Und den letzten Klang verflogen,
Wo im wilden Zug der Wetter,
Auf’s gekreuzte Schwert gebogen,
Einst gehaust des Landes Retter.
Und ein neu Geschlecht von Zwergen
Schwindelnd um die Felsen klettern,
Frech, wenn’s sonnig auf den Bergen,
Feige krümmend sich in Wettern,
Ihres Heilands Blut und Tränen
Spottend noch einmal verkaufen,
Ohne Klage, Wunsch und Sehnen
In der Zeiten Strom ersaufen;
Denk’ ich dann, wie Du gestanden
Treu, da niemand treu geblieben:
Möcht’ ich, über unsre Schande
Tiefentbrannt in zorn’gem Lieben,
Wurzeln in der Felsen Marke,
Und empor zu Himmels Lichten
Stumm anstrebend wie die starke
Riesentanne mich aufrichten.
NACHTFEIER
1810
Decket Schlaf die weite Runde,
Muß ich oft am Fenster lauschen,
Wie die Ströme unten rauschen,
Räder sausen kühl im Grunde,
Und mir ist so wohl zur Stunde;
Denn hinab vom Felsenrande
Spür’ ich Freiheit, uralt Sehnen,
Fromm zerbrechend alle Bande,
Über Wälder, Strom und Lande
Keck die großen Flügel dehnen.
Was je Großes brach die Schranken,
Seh’ ich durch die Stille gehen,
Helden auf den Wolken stehen,
Ernsten Blickes, ohne Wanken,
Und es wollen die Gedanken
Mit den guten Alten hausen,
Sich in ihr Gespräch vermischen,
Das da kommt in Waldes-Brausen.
Manchem füllt’s die Brust mit Grausen,
Mich soll’s laben und erfrischen!
Tag und Regung war entflohen,
Über’n See nur kam Geläute
Durch die monderhellte Weite,
Und rings brannten auf den hohen
Alpen still die bleichen Lohen,
Ew’ge Wächter echter Weihe,
Als, erhoben vom Verderben
Und vom Jammer, da die Dreie
Einsam traten in das Freie,
Frei zu leben und zu sterben.
Und so wachen heute Viele
Einsam über ihrem Kummer;
Unerquickt von falschem Schlummer,
Aus des Wechsels wildem Spiele
Schauend fromm nach Einem Ziele.
Durch die öde, stumme Leere
Fühl’ ich mich Euch still verbündet;
Ob der Tag das Recht verkehre,
Ewig strahlt der Stern der Ehre,
Kühn in heil’ger Nacht entzündet.
HEIMKEHR
1810
Heimwärts kam ich spät gezogen,
Nach dem väterlichen Haus,
Die Gedanken weit geflogen
Über Berg und Tal voraus.
Nur noch hier aus diesem Walde!
Sprach ich, streichelt’ sanft mein Roß,
Gold’nen Haber kriegst du balde,
Ruh’n wir aus auf lichtem Schloß.
Doch warum auf diesen Wegen
Sieht’s so still und einsam aus?
Kommt denn keiner mir entgegen,
Bin ich nicht mehr Sohn vom Haus?
Kein’ Hoboen hör’ ich schallen,
Keine bunte Truppe mehr
Seh’ ich froh den Burgpfad wallen –
Damals ging es lust’ger her.
Über die verguld’ten Zinnen
Trat der Monden eben vor,
Holla ho! ist niemand drinnen?
Fest verriegelt ist das Tor.
Wer will in der Nacht mich weisen,
Von des Vaters Hof und Haus!
Mit dem Schwert hau’ ich die Eisen,
Und das Tor springt rasselnd auf.
Doch was seh’ ich! wüst, verfallen
Zimmer, Hof und Bogen sind,
Einsam meine Tritte hallen,
Durch die Fenster pfeift der Wind.
Alle Ahnenbilder lagen
Glanzlos in den Schutt verwühlt,
Und die Zitter drauf zerschlagen,
Auf der ich als Kind gespielt.
Und ich nahm die alte Zitter,
Trat an’s Fenster voller Gras,
Wo so ofte hinter’m Gitter
Sonst die Mutter bei mir saß:
Gern mit Märlein mich erbaute,
Daß ich still saß, Abendrot,
Strom und Wälder fromm beschaute –
Mutter, bist du auch schon tot?
So war ich in’ Hof gekommen, –
Was ich da auf einmal sah,
Hat den Atem mir benommen,
Bleibt mir bis zum Tode nah:
Aufrecht saßen meine Ahnen,
Und kein Laut im Hofe ging,
Eingehüllt in ihre Fahnen,
Da im ewig stillen Ring.
Und den Vater, unter ihnen
Sah ich sitzen an der Wand,
Streng und steinern seine Mienen,
Doch in tiefster Brust bekannt;
Und in den gefalt’nen Händen
Hielt er ernst ein blankes Schwert,
Tät die Blicke niemals wenden,
Ewig auf den Stahl gekehrt.
Da rief ich aus tiefsten Schmerzen:
Vater, sprich ein einzig Wort,
Wälz’ den Fels von deinem Herzen,
Starre nicht so ewig fort!
Was das Schwert mit seinen Scheinen,
Rede, was dein Schauen will;
Denn mir graust durch Mark und Beine,
Wie du so entsetzlich still. –
Morgenleuchten kam geflogen,
Und der Vater ward so bleich,
Adler hoch darüber zogen
Durch das klare Himmelreich,
Und der Väter stiller Orden
Sank zur Ruh in Ewigkeit,
Steine, wie es lichte worden,
Standen da im Hof’ zerstreut.
Nur der Degen blieb da droben
Einsam liegen über’m Grab;
„Sei denn Hab’ und Gut zerstoben,
Wenn ich dich, du Schwert, nur hab’!“
Und ich faßt’ es. – Leute wühlten
Über’n Berg, hinab, hinauf,
Ob sie für verrückt mich hielten –
Mir ging hell die Sonne auf.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.