Kitabı oku: «Gestalttherapie mit Gruppen», sayfa 5

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Zusammenfassung der Aufgaben des inneren Supervisors

Kritische Selbstreflexion

• Unparteiischer Zeuge des Geschehens

• Distanzierte Beobachtung auf der Metaebene

• Regelmäßige Auswertung des Gruppengeschehens

Pendelnde Aufmerksamkeit zwischen sich und der Gruppe

• Übertragungen und Gegenübertragungen registrieren

• Probe-Identifikationen, um voreilige Interventionen zu verhindern

• Aufmerksam sein für indirekte Kommunikationen in der Gruppe

• Im Zweifelsfall immer die Gruppenteilnehmer fragen

Selbstfürsorge

• Positive Selbstbestätigung

• Nervosität bewusst wahrnehmen

• Tempo drosseln

• Kleinschrittig vorgehen

• Mut machen

• Grenzen der Belastbarkeit und Kompetenz akzeptieren

• Für Auszeiten und Pausen sorgen

• Ans Auftanken und Abschalten erinnern

• Das eigene persönliche Wachstum bewusst würdigen

So könnte es weitergehen – einige allgemeine Prinzipien

Immer wieder sind die Gruppenteilnehmer (und ich auch) davon fasziniert, wie in einer Gruppe von untereinander vorerst fremden Menschen sich bereits nach wenigen Stunden gemeinsamer Erfahrung des Gestaltansatzes eine Vertrautheit und emotionale Tiefung, sowie Nähe entwickeln kann. In den meisten anderen Gruppen würde dies selbst nicht nach Jahren eintreten.

• Wie kommt es dazu?

• Was fördert diesen Prozess?

• Was behindert ihn?

• Welche anscheinend simplen Methoden stehen mir als Gestaltgruppenleiter hierbei zur Verfügung?

• Welche innere Haltung ist notwendig?

• Welche einfachen ersten Impulse kann ich als Gestaltgruppenleiter geben, um wie scheinbar aus dem Nichts wichtige Themen der einzelnen Gruppenmitglieder aufzudecken?

• Welche Interventionen stehen mir zur Verfügung, um typische Beziehungsmuster einzelner Teilnehmer durch die Interaktionen unter ihnen prägnant in den Vordergrund treten zu lassen?

Einiges davon ist schon im vorigen Kapitel im Hinblick auf den inneren Supervisor beschrieben worden. Es folgen einige wichtige ergänzende Prinzipien, die für den Gruppenprozess förderlich sind.

Figur-Hintergrund als Orientierungshilfe

Im Prinzip gibt es nur eine notwendige Anweisung, die der Gruppenleiter seiner Gruppe geben muss: Achte auf das, was in den Vordergrund kommt, was dich beschäftigt und bewegt. Es ist dabei wichtig, als Gruppenleiter selbst viel Raum und Zeit zu geben, damit etwas geschehen kann, dass es zu einer Figurbildung kommen kann, die sich aus dem Gruppengeschehen heraus entwickelt.

Der unerfahrene Gruppenleiter wird noch wenig Vertrauen in diesen Selbstregulierungsprozess haben, woher auch! In den meisten pädagogisch-therapeutischen Veranstaltungen gibt es einen geplanten Ablauf, vorher definierte Ziele und Methoden. Die Gruppenmitglieder werden mit ihrer Erwartungshaltung das Übrige dazu beitragen, dass sich der Gruppenleiter unter Druck gesetzt fühlt und sich für die Gestaltung der Gruppe allein verantwortlich fühlt.

Mit zunehmender Erfahrung fällt es leichter abzuwarten, um dann auf die Impulse und Interessen der Gruppenmitglieder einzugehen. Meine Maxime ist dabei, so wenig wie möglich und nur soviel wie nötig vorauszuplanen.

Über Verlangsamung zum Gewahrsein bis zur Entautomatisierung

Da Entschleunigung eine wesentliche Voraussetzung für Bewusstheit ist, habe ich im Laufe der Jahre gelernt, mein Tempo zu drosseln, wenn ich Gruppen leite. In Gruppen, die mir noch fremd sind, bin ich immer besonders aufgeregt und neige dazu, schnell zu werden. Nicht nur mein Herzschlag und Atem beschleunigen sich, sondern auch meine Worte und Reaktionen. Wenn ich nicht bewusst dagegen steuere, purzeln Sätze gleichsam automatisch aus mir heraus, als Reaktion auf meine unterschwellige und diffuse Angst vor der Gruppe – dann bin ich reaktiv.

Aus meiner anfänglichen Erfahrung von Gruppenleitung weiß ich, dass zu Beginn einer Gruppe sich die Ereignisse manchmal zu überschlagen drohen. Wurde vorher kein tragbarer Boden geschaffen, der Gruppenmitglieder auffängt, können die tief bewegenden Erlebnisse nur schlecht integriert werden. So habe ich mir angewöhnt, zu Beginn einer Gruppe bewusst das Tempo zu verlangsamen und mit Interventionen zurückzuhalten, die in die Regression führen oder zu kathartischem Ausdruck einladen.

Hierzu eignen sich noch weitere strukturierte Anleitungen zum Sich-Kennenlernen und zum Vertraut-Werden mit den wesentlichen Prinzipien der Gestaltarbeit (vgl. im Anhang »Vorschläge für Experimente und Gruppenaktivitäten«: Anfangsphase und Übungen zur Erfahrung unterschiedlicher Kontaktfunktionen). Möchten Sie auf diese Übungen verzichten, um einer passiven Konsumhaltung der Gruppenteilnehmer vorzubeugen, so könnten Ihre Interventionen hauptsächlich darauf abzielen, alle Interaktionen zu verlangsamen, um sie bewusster wahrnehmen zu können und Raum für Neues zu gewinnen.

• Machen Sie Pausen und lassen Sie welche zu.

• Wenn möglich, sprechen Sie langsamer und lehnen Sie sich innerlich und äußerlich etwas zurück. Das verleiht Ihnen innere Weiträumigkeit und ganzheitliche Aufmerksamkeit.

• Lassen Sie Teilnehmer vielleicht etwas noch mal wiederholen oder langsamer sprechen.

• Laden Sie zu bewusstem langen Ausatmen ein.

• Erkundigen Sie sich, was Teilnehmer spüren, wenn sie etwas erzählen, oder nach ihren Handlungsimpulsen.

• Fragen Sie nach, wie Teilnehmer ihre Stimme erleben oder auch zu wem sie sprechen und ob sie sich gehört fühlen, ob sie sich ihres Gesichtausdrucks bewusst sind oder ihrer Körperhaltung oder einer bestimmten Bewegung.

• Sie könnten sie dazu einladen, diese bewusst zu wiederholen oder zu übertreiben.

• Interessieren Sie sich für die inneren Bilder des Teilnehmers und seine Gefühle … Oder teilen Sie Ihre eigenen mit.

• Zwischendrin fassen Sie gelegentlich zusammen, was Sie gehört und gesehen haben und achten Sie darauf, nichts hinzuzufügen oder zu interpretieren.

• Darüber hinaus bitten Sie Gruppenteilnehmer, sich einfach mal in der Gruppe umzuschauen und bewusst wahrzunehmen, mit wem sie gerade zusammen sind und wie es ihnen damit geht.

Vom Allgemeinen zum Spezifischen, vom Abstrakten zum Konkreten

Dies ist ein sehr nützlicher Leitsatz. Wenn in einer Gruppe der Energiepegel niedrig ist und wenig lebendiger Austausch stattfindet, so könnte es sein, dass sich die Gruppenmitglieder in abstrakte Verallgemeinerungen geflüchtet haben. Als Gruppenleiter fordere ich sie dann auf, in ihren Mitteilungen konkret und spezifisch zu werden.

Beispiel:

Teilnehmer unterhalten sich darüber, wie gern sie manchmal richtig jemandem ihre Meinung sagen würden, aber niemanden verletzen wollen.

Als Gruppenleiter könnte ich nachfragen, wem sie denn gerne mal die Meinung sagen würden und wie sie nicht verletzen wollten und was dann genau passieren könnte usw.

Je konkreter und spezifischer jegliche Aussage ist, desto besser kann ich sie mir möglichst mit all meinen Sinnen vorstellen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, wirklich präsent zu sein im Kontakt und identifiziert mit dem, was ich tue.

Im Kontrast dazu können abstrakte Verallgemeinerungen dazu dienen, mich von meiner momentanen Erfahrung abzuspalten und zu entfremden.

Offene und geschlossene Gestalten

Der Begriff offene oder geschlossene Gestalt ist für mich ein sowohl nützlicher als auch unscharfer Begriff. Im strengen Sinne gibt es keine offene oder geschlossene Gestalt. Selbst die Geburt als eine offene und der Tod als eine geschlossene Gestalt sind ungenau. Bei der Geburt sind wir am beweglichsten und sofort setzt der Alterungsprozess oder auch Reifungsprozess ein. Wichtige Aspekte dieses Prozesses sind zunehmende Unbeweglichkeit, Fixierungen, Automatismen, typische Charaktereigenschaften, Körperhaltungen, Bewegungsmuster, emotionale Schemata, Denk- und Verhaltensmuster. Diese körperliche, geistige und seelische Verminderung von Beweglichkeit endet nach unserem letzten Atemzug in der langsam einsetzenden Todesstarre.

Was hat das alles mit Gruppenleiten zu tun? Wenn ich die Gruppe als einen Organismus betrachte, wie es von einigen Gestalttheoretikern vorgeschlagen wird, so hat auch die Gruppe eine Geburt, in der anfangs noch alles offen und möglich ist, ein Leben, indem der Prozess der Reifung stattfindet, einhergehend mit bestimmten Festlegungen der Aufgaben, Ziele, Rollen, Regeln, Normen und Werte und ein unwiederbringliches Ende wie der Tod.

Schau ich mir als Gruppenleiter das Gruppengeschehen mit der Brille ›offene vs. geschlossene Gestalten‹ an, dann hilft es mir zu entscheiden, auf welche Themen sich meine Interventionen richten werden. Wenn ich in eine völlig neue Gruppe komme, von deren Teilnehmern ich nichts weiß, so bringe ich nur meine eigene Neugierde als offene Gestalt mit, die mich motiviert, gemäße Handlungen zu erfinden. Meine ersten Kontaktanbahnungen werden unbefangen sein, ich möchte die Teilnehmer kennen lernen, etwas über ihre Erwartungen, Wünsche und Ziele wissen, über ihre momentane Befindlichkeit erfahren. Auch gehe ich davon aus, dass die Gruppenteilnehmer ein ähnliches Bedürfnis haben, wenn sie vielleicht auch nicht genauso unbefangen sind.

In die meisten Gruppen komme ich aber nicht so unbefleckt. Es gibt oft eine Vorgeschichte, die offene und geschlossene Gestalten mit beinhalten. Die geschlossenen wirken wie selbstverständlich im Hintergrund, größtenteils abrufb ar, wenn danach gefragt, aber ansonsten nicht von unmittelbarem Interesse. Dazu gehört zum Beispiel, dass ein mir schon aus einer anderen Gruppe bekannter Teilnehmer jetzt in der neuen Gruppe ist. Es war so abgesprochen, es bestand ein guter Rapport, eine tragfähige Beziehung.

Mehr in mein Bewusstsein hingegen dringen die offenen Gestalten. Sie verlangen meine Aufmerksamkeit, wie eine Fliege, die sich in penetranter Weise immer wieder auf meine Nase setzt.

Offene Gestalt, die einen Gruppenteilnehmer betrifft

Zum Beispiel könnte dort ein Gruppenteilnehmer sitzen, den ich für diese spezielle Gruppe für ungeeignet halte. In einem speziellen Fall hatte ich erst ein halbes Jahr später für mich die Gestalt geschlossen. Als es in der Gruppe für alle deutlich wurde, dass dieser Teilnehmer nicht seinen Platz finden würde und es ihm in der Gruppe zunehmend schlechter ging, machte ich meine Autorität als Gruppenleitung geltend, bot ihm meine Einschätzung an, dass er in der Gruppe nicht gut aufgehoben sei, woraufhin er entschied zu gehen. In der Gruppe war daraufhin größtenteils Erleichterung zu spüren.

Ein anderes Beispiel: Eine Gruppenteilnehmerin kommt aus einer anderen Gruppe, in der sie sich nicht wohl gefühlt hat. Einiges über die Geschichte in der anderen Gruppe ist mir zu Ohren gekommen. Meine offene Gestalt ist: meine unausgedrückte Angst, dass die Teilnehmerin vielleicht besonders schwierig ist.

Jegliches Vorwissen, das ich über einen Gruppenteilnehmer von Dritten habe, wirkt für mich wie eine offene Gestalt. Mein Dilemma: Einerseits möchte ich es ansprechen, um die Gestalt für mich schließen zu können, andererseits wurde mir solche Information meist im Vertrauen mitgeteilt. Sie war nicht für die Gruppenöffentlichkeit bestimmt.

Besonders zu Beginn einer Gruppe können Gruppenteilnehmer es als Vertrauensbruch empfinden und sich bloßgestellt fühlen, wenn ich Informationen von außerhalb der Gruppe einbringe.

Offene Gestalt, die die ganze Gruppe betrifft

Eine eher banale offene Gestalt zu Beginn einer Gruppe besteht, wenn einer oder gar mehrere Teilnehmer erst später kommen oder gar unklar ist, wer überhaupt noch kommt.

Das sind Startbedingungen, die Unsicherheit mit sich bringen, die Wertigkeit der Gruppe schmälern und ihre zuverlässige Tragfähigkeit von Anfang an in Frage stellen. Viel freudige Erwartung und Aufregung kann so verpuffen. Gleich zu Beginn droht dann eine für die Gruppenkohäsion ungünstige Norm der Unverbindlichkeit.

Verschärft wird diese unterminierende Dynamik, wenn einzelne Gruppenteilnehmer sich offen halten, ob sie in der Gruppe bleiben werden und das bis zum Schluss des ersten Treffens oder sogar noch länger ungeklärt bleibt. Es verhält sich hier wirklich wie mit der besagten Fliege auf der Nase, sie ist nicht bedrohlich, erzeugt aber einen Reiz, der eine Reaktion erfordert.

Grundsätzlich gibt es mindestens zwei Möglichkeiten, mit diesen Situationen jeweils umzugehen:

Erst mal nichts zu tun

Was dafür spricht: Das Thema kann von der Gruppe selbst angesprochen werden.

Was dagegen spricht: Das Thema schwelt im Hintergrund und lähmt die Energie der Gruppe.

Das Offensichtliche zu benennen

Wenn das Thema die ganze Gruppe angeht, lenkt diese Intervention bereits zu Beginn die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf die Tatsache, dass das Verhalten jedes einzelnen Mitglieds Wirkung auf die anderen Teilnehmer und auf die Gruppe insgesamt hat. Es zieht jeden in die Mitverantwortung für das gesamte Gruppengeschehen: für die Entstehung von Normen, Regeln, Atmosphäre und Kultur. Eine Tatsache, die nicht von allen Teilnehmern widerstandslos hingenommen werden wird.

Als Gruppenleitung können Sie Ihr Gewicht mit in die Waagschale geben, oder den Konflikt bei der Gruppe lassen. Sie könnten die Stellvertreter der beiden Pole Zugehörigkeit und Autonomie darin unterstützen, ihre jeweilige Position zu finden, zu vertreten und zu verteidigen. Der erste Konflikt zwischen Gruppenmitgliedern nähme Gestalt an. Die Arbeit mit Polaritäten ist dabei ein wesentlicher Bestandteil, wenn es um die Bewusstwerdung und Lösung von Konflikten geht (Zinker 1998: 191 ff.).

Wenn Sie als Gruppenleitung gleich zu Beginn Ihr Gewicht deutlich mit in die Waagschale legen, gehen Sie in Konflikt mit Gruppenteilnehmern, was früher oder später sowieso passieren wird. Denn auch Sie werden Vorstellungen darüber haben, welche Kultur in der Gruppe herrschen sollte, damit Sie sich zum Arbeiten ausreichend wohl fühlen.

Sie könnten also klar sagen, dass es Ihnen wichtig ist, dass die Teilnehmer zur vereinbarten Zeit da sind, so dass Sie gemeinsam anfangen können. Oder Sie könnten ankündigen, dass Sie von jetzt an zur vereinbarten Zeit anfangen werden, mit denen, die da sind.

Wichtig für mich ist, ein reiches Repertoire an Interventionsmöglichkeiten zu haben, um solch eine recht übersichtliche offene Gestalt aktiv für mich schließen zu können. Ob ich dabei den Konflikt in die Gruppe gebe und mich soweit wie möglich raushalte oder mich selbst in den Konflikt begebe, hat unterschiedliche Konsequenzen.

Die meisten Gruppen sind erschrocken, wenn es gleich zu Beginn einen Konflikt mit der Leitung oder unter den Gruppenmitgliedern gibt.

Zusammenfassend erlebe ich mich als Gestaltgruppenleiter wie ein Spürhund nach offenen Gestalten (Unerledigtem), die im Hier und Jetzt der Gruppe wirken und nach Schließung drängen. Darüber hinaus möchte ich es den Gruppenteilnehmern schmackhaft machen, dass es sich lohnt, sich diesen offenen Gestalten zuzuwenden. Wird die Gestalt geschlossen, gehen die Gruppenteilnehmer gestärkt und gereift aus diesem Prozess hervor.

Einen Fokus finden und halten

Haben Sie die oben beschriebenen Prinzipien mehr oder weniger befolgt, so werden Sie einen Fokus für Ihre Arbeit mit der Gruppe gefunden haben. Sie haben für ausreichend Raum und Zeit für den Figurbildungsprozess bei einzelnen Teilnehmern und für die Gruppe als Ganzes gesorgt. Es gibt spezifische, konkrete Anliegen in der Gruppe von lebendigem Interesse für die meisten Teilnehmer. Das Thema ist benannt, ein Fokus ist gefunden.

Dies ist nicht immer ein geradliniger Prozess, oft liegen mehrere Themen an und es ist wichtig, dies offenkundig zu berücksichtigen und Zeit dafür einzuplanen. Vielleicht entwickelt man zusammen mit der Gruppe eine Prioritätenliste. Es empfiehlt sich, klar zu bekunden, wenn die Zeit nicht für alle Anliegen reichen wird. So wecken Sie als Gruppenleiter keine uneinlösbaren Erwartungen und nehmen sich selbst den Druck, allen gerecht werden zu müssen.

Ist also der Fokus gefunden, gilt es ihn zu halten. Das ist in den Anfangsstadien einer Gruppe hauptsächlich Ihre Aufgabe als Gruppenleiter. Sie halten stetig den Kurs inmitten vieler Ablenkungen, Vermeidungen und Irrwegen auf Seiten der Gruppenteilnehmer. Dabei ist es nur natürlich, dass Sie häufig selbst vom Weg abkommen. Idealerweise bleiben Sie dabei präsent und verlieren den Fokus nicht aus den Augen (vgl. Kapitel »Der therapeutische Prozess«).

Das volle Potenzial einer Gruppe nutzen lernen

Zu Beginn einer Gruppe richten sich die Teilnehmer fast ausnahmslos an Sie, den Gruppenleiter. Das ist völlig normal, schließlich bringen sie damit zum Ausdruck, dass sie Ihre Autorität als Gruppenleiter akzeptieren. Ich erachte es als ein wichtiges Lernziel einer Gestaltgruppe, dass die Teilnehmer das volle Potenzial dieser einzigartigen Gruppe nutzen lernen, um diese Lernerfahrung dann auf andere Gruppen übertragen zu können.

Die Interventionen des Gestaltgruppenleiters schaffen die Kultur einer interaktiven Gruppe. Ein Großteil meiner Aufmerksamkeit und meiner Interventionen richten sich auf das Hier-und-Jetzt des Gruppengeschehens, allerdings nicht mit der strengen Ausschließlichkeit einer interaktiven Gruppentherapie, wie zum Beispiel bei Bud Feder (Feder 2006: 57 ff.).

Mit meinen Interventionen lade ich die Gruppenteilnehmer immer wieder ein, ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf sich selbst zu richten, sondern auch auf das, was zwischen einzelnen Gruppenmitgliedern und in der Gruppe als Ganzes geschieht. Dies bedeutet für viele eine ganz neue Schulung der Aufmerksamkeit. Auf dieser Basis können Teilnehmer miteinander in Kontakt gehen, sich in unterschiedlichen Konstellationen ausprobieren, experimentieren, sich neu erfinden und wachsen (vgl. Anhang: »Vorschläge für Experimente und Gruppenaktivitäten«; vgl. Kapitel »Arbeit mit der Gruppe als Ganzes« und »Das kreative Potenzial der Gruppe nutzen«).

Hier geht es mir zunächst um wichtige Kriterien bei der Auswahl, bzw. Erfindung von Gruppenaktivitäten und Experimenten. Grob gesprochen, lassen sie sich in zwei Gruppen aufteilen:

• Experimente/Aktivitäten, die eher aktivieren, stimulieren und Prozesse in Gang setzen, die weiter verfolgt und vertieft werden können. Offene Gestalten werden bewusst, beanspruchen Aufmerksamkeit und drängen nach Vervollständigung.

• Experimente/Aktivitäten, die eher eine beruhigende, nährende, heilende, spielerische Qualität haben und eine Ruhephase einleiten.

Beide Arten von Aktivitäten sind wichtig im Leben einer Gruppe und entsprechen dem natürlichen Rhythmus von Kontakt und Rückzug. Als Gruppenleiter achten Sie auf Ausgewogenheit. Es gibt Gruppen, in denen immer hart gearbeitet wird und in denen es immer Konflikte gibt. Oder es gibt Gruppen, die sich ausschließlich mit schwierigen Problemen und Schicksalsschlägen einzelner Teilnehmer beschäftigen. Natürlich sind Gruppen auch und gerade dafür da – aber nicht nur.

Leicht kann es zu einer Fixierung kommen und harte Arbeit und schwierige Probleme werden zur Gruppennorm. Der Gruppe fehlen dann Leichtigkeit, Sinnes- und Lebensfreude, Zuversicht und Harmonie, Qualitäten, die das Leben lebenswert und die Gruppe zu einem attraktiven Ort machen.

Hier können Sie als Gruppenleiter durch das Angebot entsprechender Aktivitäten gegensteuern und den Teilnehmern durch alternative Erfahrungen aus der Fixierung helfen und sie auch bewusst werden lassen.

Umgekehrt gibt es natürlich auch Gruppen mit eher gegenteiligen Normen, in der die Teilnehmer sehr auf Harmonie bedacht sind und allen Konflikten aus dem Weg gehen. Sie scheuen davor zurück, sich anderen Gruppenteilnehmern mit ihren Problemen zuzumuten. Demonstrativ wird Lebensfreude und Kompetenz proklamiert, auch angesichts großer Probleme und offensichtlicher Überforderungssituationen.

Hier wird der Gruppenleiter Aktivitäten und Experimente wählen, die stimulieren und Raum geben für die entgegengesetzten Erfahrungen. Sei es, dass Teilnehmer ausprobieren können, wie es ist, wenn sie sich jemandem in der Gruppe zumuten oder sich trauen, mit einem Mitglied offen einen Konflikt auszutragen. Sei es, dass sie in der Gruppe ihre Unsicherheit und Lebensangst zeigen können, ohne dafür ausgegrenzt oder verachtet zu werden.

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
366 s. 11 illüstrasyon
ISBN:
9783897975101
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
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