Kitabı oku: «Apokalypse Für Einsteiger», sayfa 2

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Kapitel 4

»Ah …! Das ist genau das, was ich jetzt brauche!« Zufrieden grinste Lina mich an.

»Was?«, entgegnete ich schnippisch. »In einer überfüllten S-Bahn zu stehen mit verschwitzten Menschen, denen jeglicher Sinn für Mode fehlt? Das brauchst du jetzt? Steht auf meiner To-do-Liste nicht sehr weit oben!« Und mit einem abschätzenden und gleichzeitig fasziniertem Seitenblick auf die Dame neben mir, flüsterte ich: »Ich wunder mich immer wieder wieviel Bein in so eine enge Leggins passt …«

Lina knuffte mir in den Arm und schüttelte lachend den Kopf: »Nein du Witzbombe! Ich meine Shopping mit der besten Freundin! Lächle mal, du hast Feierabend?«

»Glaub mir! Nach dem was heute passiert ist hättest du auch schlechte Laune!« Mit Schrecken dachte ich an meinen Arbeitstag zurück. Der Geschmack des Trockenfischs von heute Morgen war immer noch nicht ganz verschwunden und diese Leute in der S-Bahn gaben mir den Rest! Ich beugte mich freundlich lächelnd zu dem jungen Mann neben mir und säuselte: »Entschuldigung! Hätten Sie eventuell ein Deo?«

»Ja klar!« Sofort begann er umständlich in seinem Rucksack zu kramen und fischte ein Deodorant heraus!

»Super«, sagte ich schon weniger freundlich. »Dann benutzen Sie das Ding auch! In Ihrem Rucksack nützt das niemandem!« Anschließend wandte ich mich wieder meiner Freundin zu und überhörte das »Zicke«, das er mir wütend in den Rücken zischte.

Lina packte mich am Arm und zog mich aus der Bahn. »Na wir sind ja heute wieder der Sonnenschein pur! Bewirbst du dich gerade um das Miststück des Monats? Meine Stimme hast du!«

»Er hat gestunken!«, rief ich zu meiner Verteidigung. »Ich habe der Welt einen Gefallen getan.«

»Ich weiß nicht, ob die Welt das auch so sieht.«, seufzte Lina. »Vielleicht brauchst du einfach nur wieder einen Mann an deiner Seite. Du hattest schon ewig keine feste Beziehung mehr …«

»Das hatte ich sehr wohl.«

»Ja? Wen denn?«

»Na zum Beispiel Sven.«

»Du zählst jetzt nicht ernsthaft den Typen dazu, der dich jedes Mal mit: »Hey jo Digga, was geht?« begrüßt hat und dir nach dem Sex immer einen Fist Bump gegeben hat?«

»Er hatte auch seine guten Seiten. Er hat mich zum Essen eingeladen.«

»Einen Döner mitbringen ist nicht zum Essen einladen, Emma.«

»Ach Männer kann man eh alle vergessen …«

»Süße, lass doch endlich die Vergangenheit hinter dir. Suche dir einen süßen Kerl und verliebe dich. Es gibt sie da draußen … Die tollen Männer, die einen auf Händen tragen, in den Schlaf küssen und niedliche Dinge ins Ohr flüstern. Männer, die nur Augen für dich haben und dir das Gefühl geben, du wärst eine Prinzessin …« Lina begann sich mal wieder in einem ihrer Tagträume zu verlieren.

»Wow! Darf ich dir mal eben ins Märchenbuch kotzen?«

»Du bist nur einfach verbittert. Aber dagegen machen wir jetzt etwas. Wir suchen dir einen Kerl!«

»WAS?«

»Gut, was ist mit dem? Der sieht doch ganz nett aus.« Sie deutete unauffällig auf einen jungen Mann rechts von uns.

»Der hat einen Bierbauch …«

»Okay … Hey dieser hier ist niedlich.«

»Der hat ein komisches Gesicht …«

»Hmpf … Aber der da drüben ist nun wirklich süß.«

»Der hat eine komische Hose …«

Lina rollte mit den Augen. »Ach Emma, du bist viel zu sehr aufs Äußere fixiert! Die inneren Werte zählen viel mehr!«

»Du meinst so Sachen wie Cholesterinspiegel?«, grinste ich.

Lina blieb abrupt stehen und hielt mich am Arm fest.

»Was ist los?«

»Sieh dir mal den an! Der ist echt heiß!« Sie zeigte auf einen etwa 25-jährigen jungen Mann in kurzen Jogginghosen, einem lässigen, grauen Shirt, das nur spärlich sein Sixpack bedeckte und dessen lange, blonde Filzzöpfe in sein Gesicht hingen. Innere Werte, alles klar!

Ich blickte ihn abschätzig an! »Auf so etwas stehst du? Die Haare gehen gar nicht!«

Lina zuckte entschuldigend mit den Achseln, konnte ihren Blick aber nicht von ihm wenden.

»Also ich finde, der hat was.«, sagte sie schüchtern.

»Ja, ziemlich sicher!«, pflichtete ich ihr bei. »Läuse!«

»Oah echt, du bist so gemein!« Lina stapfte weiter durch die Fußgängerzone und ich trottete hinterher.

»Hör mal!«, rief ich. »Vergiss den Mist mit der Liebe! Das ist Nonsens. Habe ein bisschen Spaß und genieße was du kriegst!«

Mitfühlend blickte mich Lina an: »Emma! Wie willst du denn so jemals glücklich werden?«

Ich musste laut lachen. »Schätzchen, ich arbeite rund um die Uhr in einem Supermarkt in einem viel zu großen, unvorteilhaften Kittel, der aussagt: »Ich hasse Sex!«, habe eine Freundin, die mir jeden Tag aufs Neue mit ihrem »Ich-suche-die-große-Liebe-Gesülze« auf die Eierstöcke geht und mein Kater hat mir heute Morgen in die High-Heels gekotzt! Ich bin weit davon entfernt glücklich zu sein! Und mir fällt gerade ein, das ich neue Schuhe brauche …«

»Warum sind wir gleich noch mal Freundinnen?«, fragte Lina lachend.

»Weil ich die Einzige bin, die exakt die gleiche Kleidergröße hat und wir so Klamotten tauschen können! Und weil ich noch dein Lieblingstop habe und wer weiß, was für Unfälle passieren können? Rote Lieblingstops gehen verloren … Oder laufen vor ein Auto …«

Lina schüttelte grinsend den Kopf: »Du bist soo bescheuert!«

»Vor allem bin ich überarbeitet …«, seufzte ich.

»Dann lass uns zusammen Urlaub machen oder ein Wochenende im Spa. Du musst mal wieder den Kopf freikriegen. Mit ein bisschen Ruhe wirst du auch wieder gelassener und freundlicher. Du bist nämlich gerade ziemlich leicht reizbar.«

»Bin ich überhaupt nicht.«, zischte ich.

»Ich meine, du musst ja nicht gleich die Welt retten, aber manchmal würde dir ein bisschen Mitgefühl ganz gut tun …«

»Sag mal was habt ihr alle mit dem »Welt retten«?«, fuhr ich Lina eine Spur zu heftig an. »Du bist schon die Zweite, die das heute sagt! Was soll denn dieser Mist? Ist Cannabis inzwischen legal und ich bin einfach bloß die Einzige, die nicht high ist oder was läuft hier? Hab ich was verpasst?«

»Was meinst du denn?«, fragte Lina ratlos.

Ich versuchte mich wieder ein bisschen zu beruhigen und erzählte meiner besten Freundin ausführlich, was heute Morgen geschehen war.

»Der Junge war wirklich davon überzeugt, dass ICH Diejenige bin, die die Welt retten wird!«

»Kinder haben eine blühende Phantasie. Vergiss es einfach. So etwas beschäftigt dich?«

»Nein, das ist Bockmist … Aber du hast sein Gesicht nicht gesehen … Seinen Blick. Der meinte das ernst … Wie kommt der denn ausgerechnet auf mich?«

»Vielleicht siehst du seiner Lieblingsfigur aus dem Fernsehen ähnlich?«

»Ich weiß auch gar nicht, warum mir das so nahe geht! Wenn seine Eltern ihn zu viele Science-Fiction-Filme sehen lassen, dann muss das ja nicht mein Problem sein. Ich brauche sowieso erst einmal neue Klamotten. In den Fetzen kann ich keine Welt retten.«, grinste ich.

»Emma, die große Heldin. Haha, vielleicht kriegst du ja auf diese Weise einen hübschen Kerl. Du könntest ein enges Lederoutfit tragen.«

Ich winkte lachend ab. »Lass mal stecken. Darauf habe ich keinen Bock! Sollen das doch die Männer machen!«

ZACK! Lina hatte mir eine fette Kopfnuss verpasst! »Aua! Spinnst du?«, blaffte ich sie an.

»Du spülst mal eben 100 Jahre Emanzipation im Klo hinunter mit so einer Aussage! Frauen können sehr wohl die Welt retten!«

»So meinte ich das auch nicht!«, zischte ich beleidigt, während ich mir die schmerzende Stelle am Kopf rieb.

»Ich meine nur, dass Männer doch eh meistens ziemlich nutzlos sind. Man kann sie gerade mal für ein paar Dinge benutzen und dazu zähle ich noch nicht mal Sex, denn auch da sind das meistens hoffnungslose Fälle … Drücken hilflos an den Brüsten rum als wollten sie eine Kuh melken und wenn es endlich anfängt interessant zu werden, sind sie fertig …Und wenn sie sonst schon zu nichts zu gebrauchen sind, dann können sie doch wenigstens mal ab und an die Welt retten.«

Lina seufzte, warf mir den Du-bist-ein-hoffnungsloser-Fall-Blick zu und zog mich wieder nach oben!

»Na komm! Lass uns endlich shoppen!«

Ich lächelte sie an. »Alles klar! Es gibt nichts, was ein paar neue Schuhe nicht richten können! Übrigens brauche ich neue High-Heels.« Lina lachte und hakte sich bei mir ein.

Es wurde ein witziger Nachmittag und Lina schaffte es tatsächlich mich den Alltagsfrust vergessen zu lassen. Dann und wann drifteten meine Gedanken allerdings ab und kreisten um den kleinen Jungen. Ich konnte die Panik in seinen Augen nicht vergessen. Ich, ausgerechnet ich, sollte die Welt retten! Vor was denn überhaupt? Und wie?

Nein! Ich würde den Jungen sowieso nie wieder sehen und wenn eines sicher war dann das:

Ich würde garantiert nie gegen irgendeinen seltsamen Weltuntergang kämpfen.

Ich lag sowas von daneben …

Kapitel 5

Der Regen trommelte laut gegen die Fenster, als ich abends die Tür zu meiner Wohnung aufschloss. Das Gewitter hatte uns beim Shoppen überrascht und jetzt stand ich triefend mit den Einkaufstüten im Flur und war froh endlich zuhause zu sein. Wie immer bei meiner Rückkehr kam sofort Artemis angelaufen, maunzte mich zur Begrüßung an und strich um meine Beine. Als er allerdings merkte, dass alles an mir nass und klebrig war, verschwand die Wiedersehensfreude und er nahm erst einmal Sicherheitsabstand. Ich stellte die Tüten ab und begann mich aus den feuchten Klamotten zu schälen und freute mich auf den gemütlichen Jogginganzug. Nicht sehr damenhaft, ich weiß, aber überaus bequem und das war es, was ich jetzt brauchte. Artemis hatte inzwischen die Einkaufstüten entdeckt und beschnupperte eindringlich den Karton mit den neuen High-Heels.

»Wenn du mir die neuen Schuhe auch wieder vollkotzt, dann verkauf ich dich an das peruanische Restaurant um die Ecke! Die waren nämlich echt teuer!«

Eigentlich sogar zu teuer. Mit Grauen dachte ich an meinen Kontostand. Wäre der ein Mensch, würde er wahrscheinlich grad hechelnd am Beatmungsgerät hängen. Aber manche Dinge musste Frau sich eben leisten.

Artemis blickte mich irritiert an und legte den Kopf schief. Wenn er mich so unschuldig ansah, konnte ich eh nicht böse sein. Ich streichelte über sein Köpfchen und versorgte den kleinen Kater erst einmal mit Abendessen, da er sonst sowieso keine Ruhe gab.

Nach ein paar Minuten konnte ich mich endlich auf der Couch niederlassen und ein wenig die Ruhe genießen. Ich dachte an Lina und unseren Nachmittag. Hatte sie Recht? War ich wirklich unleidlich geworden und hatte es nicht einmal gemerkt? Das konnte unmöglich sein! Ich war der Sonnenschein in Person.

Gut, der Postbote, den ich vor ein paar Tagen angeschrien hatte, weil er mir die Vogue total zerknittert geliefert hatte, sah das wahrscheinlich anders …

Oder der Taxifahrer, den ich als »Lappen« bezeichnet habe, weil er bei Rot nicht, wie von mir gewünscht, über die Ampel gebrettert ist …

Oder die Empfangsdame im Fitnessstudio, die ich aus Wut mit Anmeldeformularen beworfen habe, weil sie mir DRINGEND empfohlen hat, etwas gegen mein gebärfreudiges Becken zu tun …

Oder die Politesse, die ich freundlich gebeten habe, sich doch um ihren eigenen Dreck zu kümmern … hm, da könnte bald Post kommen

Oder der Busfahrer, der …

Okay, okay … Mir fielen dann doch einige Beispiele ein. Vielleicht war ich manchmal ein wenig launisch. Aber so war ich nun mal. Wenn mir jemand ans Bein pinkelte, dann pinkelte ich eben zurück. Zugegeben, die Metapher war jetzt ein klein wenig eklig … Wie auch immer: Ich war nicht der Typ Mensch, der sich etwas gefallen ließ und im Leben gab es nichts umsonst. Je näher man Menschen an sich heranließ, umso schneller konnte man verletzt werden. Diese Lektion musste ich auf schmerzhafte Weise lernen …

Das schrille Läuten des Telefons riss mich aus meinen Tagträumen. Gleichgültig ließ ich es klingeln. Ich war zu faul um aufzustehen …

Als der Anrufbeantworter ansprang und ich die Stimme hörte, blieb mir aber fast die Luft weg.

»Hallo Emma … Ich bin’s … Tom … Ähm … Wie geht’s dir so... Ist lange her … Hoffe bei dir ist alles gut … Also ich … Ähm ich wollte dir nur sagen, dass ich wieder in der Stadt bin … Ich bin wieder hergezogen … Hab mich beruflich ein bisschen verändert … Ja und ich ähm … vielleicht könnten wir uns mal treffen und reden … Ist viel passiert … Also ich fände es gut, wenn das klappt … Ich komme morgen mal in dem Laden vorbei … Hoffe du arbeitest noch da … Dann können wir das ja kurz besprechen... Schönen Abend dir …Ciao!«

Paralysiert starrte ich auf das Telefon. Mein Herz pumpte so rasend schnell, dass ich Angst hatte ohnmächtig zu werden. Allein seine Stimme zu hören, brach alles wieder auf.

Tom … Meine große Jugendliebe! Der Dreckskerl hatte mir so wehgetan wie noch kein Mensch je zuvor. Ich habe Monate damit verbracht zu heulen und Jahre damit ihn zu hassen, zu verfluchen und ihm zu wünschen, dass ein Klavier auf ihn fallen würde oder dass er den unwiderstehlichen Drang verspüren würde gegen eine Steinmauer zu laufen oder einen Elektrozaun anzufassen. Immer und immer wieder …

Jetzt hörte ich seine Stimme und ich wünschte mir nichts mehr, als von ihm in die Arme genommen zu werden …

Gott, ich bin so kaputt!!

»Nein Tom!!! Ich lasse nicht mehr zu, dass du solche Macht hast über mich. Ich werde dir morgen so fest in dein blödes, hübsches Gesicht schlagen, das du nicht mehr weißt, wie viele Engelchen gerade um deinen Kopf fliegen.«, schwor ich mir selbst.

Plötzlich hämmerte jemand so laut gegen meine Tür, das ich fast von der Couch flog. Soviel zum Thema: Den Abend ruhig ausklingen lassen … Artemis floh ins Schlafzimmer und verkroch sich unter dem Bett und ich schlich zur Tür. Wieder klopfte jemand energisch.

Hoffentlich kein irrer Killer …

Ich blickte durch den Spion. Na ja das »Killer« konnte ich streichen, das »irre« leider nicht.

Genervt öffnete ich die Tür.

»Kikumi, was ist denn los? Was hämmerst du denn wie wild an meine Tür?«

Meine Nachbarin lächelte mich verklärt an. Sie war schon wieder high. Oder betrunken. Oder Beides …

»Ich habe den Klingelknopf nicht gefunden … Irgendwie ist dieses Mistding auch jedes Mal woanders …«, schimpfte sie murmelnd.

Oh Gott! Bingo! Die hat wieder voll einen sitzen.

»Emma ich muss dir was extreeeem Wichtiges sagen!!«, presste sie zwischen den Lippen hervor, während sie mit einer Hand versuchte sich am Türrahmen festzuhalten.

Das sah so bescheuert aus, dass ich nicht anders konnte als laut zu lachen und schon Sekunden später lachte sie mit.

Irgendwie mochte ich Kikumi. Sie war eine junge, lebensfrohe sehr kleine, zierliche Frau mit einem Herzen aus Gold. Ihr asiatisches Aussehen hatte sie von ihrem Vater, einem Japaner, geerbt. Aber aufgezogen wurde sie von ihrer Mutter hier in Bottrop. Sie sah irgendwie immer wie ein Manga auf Droge aus und ich war mir nicht sicher welche Drogen sie überhaupt alles einwarf. Sie schwor zwar »nur« zu kiffen und dabei ein »wenig« Alkohol zu trinken, aber das war bei ihren geistigen Aussetzern manchmal schwer zu glauben …

»Was musst du mir denn Wichtiges sagen?«, fragte ich noch immer schmunzelnd.

Kikumi machte ein ernstes Gesicht und lallte: »Ich habe es irgendwie vergessen, aber es war sehr wichtig!« Dabei wehte mir eine dezente Alkoholfahne um die Nase, die mich kurz aufstoßen ließ.

»Hast du einen sitzen oder bloß wieder neues Gras ausprobiert um zu sehen wie deine Wohnung mit anderen Farben aussieht?«

Kikumi schickte mir einen bösen Blick und zischte: »Das ist eine üble Verleud … Verleuu … Ich bin nicht IMMER high, okay? Du hast keine Beweise!«

»Süße, du hast keine Hose an!«

Kikumi sah an sich herunter und starrte ihre nackten Beine an …

»OH!!«, rief sie, als würde ihr plötzlich einiges klar werden. »DAS erklärt jetzt einiges … Ich hatte mich schon gewundert wieso das untenrum so luftig und bequem ist. Hatte sogar schon nach dem Kassenzettel gesucht, weil ich mir noch so eine kaufen wollte … Trage ich denn einen Slip?«

Ich HOFFE es, aber ich werde definitiv nicht nachsehen!

»Kikumi!« Langsam verabschiedete sich dann doch die Geduld! »Ich habe morgen Frühschicht und möchte gern ins Bett. Wenn es dir also nichts ausmacht …«

»Was stehst du hier eigentlich im Hausflur rum?«, fragte mich Kikumi irritiert und mit einem: »Komm doch rein!«, schob sie sich an mir vorbei in meine Wohnung!

»Das … ähm … ist meine Wohnung!«, murmelte ich, aber Kikumi hörte es entweder nicht oder ignorierte es gekonnt.

Nachdem sie sich selbst in meine Wohnung eingeladen hatte, ließ sie sich auf die Couch fallen und beobachtete fasziniert den Regen, der gegen mein Fenster prasselte …

»Hast du was zu Trinken da?«

Missmutig stapfte ich zum Kühlschrank, wohlwissend, dass mich da nicht viel erwarten würde.

»Ich habe Johannisbeersirup, ein altes Ginger Ale ohne Kohlensäure und ähm … Senf!«

Kikumi verzog das Gesicht. »Igitt! …Wobei auf Senf hätte ich Bock …«

Jetzt war es an mir das Gesicht zu verziehen, aber ich kannte Kikumi und mich wunderte nichts mehr. Ich stellte ihr das Glas Senf mit einem Löffel hin und sie schnappte es sich sofort.

»Hast du was zu Rauchen da?«

»Ich rauche nicht!«

»Hmmm … Du solltest damit anfangen! Du verpasst was!«

Wieder verzog ich das Gesicht. »Schleimiger Auswurf, Raucherhusten, zittrige Hände und einen langsamen qualvollen Tod durch Lungenkrebs? So verlockend das auch alles sein mag, aber ich passe!«

»Du bist langweilig!«, stellte Kikumi fest und stopfte sich den nächsten Löffel Senf in den Mund.«

Gut. Ich denke damit kann ich leben.

»Dein ganzes Leben ist langweilig. Du arbeitest in einem Supermarkt, rauchst und trinkst nicht und lebst hier allein in der Wohnung. Oh ich vergaß, da gibt es ja noch diese imaginäre Katze!« Bei dem Wort »Katze« nahm Kikumi ihre Hände um Gänsefüßchen darzustellen.

»Wieso denn imaginär?«, seufzte ich.

Kikumi legte sich auf die Couch um es sich bequem zu machen und meine Hoffnung auf eine baldige Verabschiedung von Kikumi verabschiedete sich ihrerseits.

»Weil ich diese »Katze« noch nie gesehen habe!«, stellte Kikumi mit detektivischem Spürsinn fest.

»Kikumi!«, stöhnte ich. »Artemis saß bei dir schon auf dem Schoß! Du hast ihn schon gestreichelt …«

Kikumis prüfender und konzentrierter Blick verriet, dass sie krampfhaft nachdachte.

»Hmm warte … So eine grau getigerte, mit weißem Hals und einem braunen Punkt über dem rechten Auge?«

»Genau die meine ich!«

Kikumi überlegte noch ein paar Sekunden und sagte dann überzeugt: »Nee tut mir leid, die kenne ich nicht!«

»Kikumi, willst du nicht bald wieder nach Hause? Ich muss echt früh raus, also …«

Doch abermals überhörte Kikumi gekonnt den sanften Rauswurf.

»Wie läuft es mit den Männern?«

»Gar nichts läuft!«, gab ich deprimiert zu. »Obwohl.. Na ja … Tom hat sich gerade, bevor du kamst, gemeldet.«

Mit einem plötzlichen Satz sprang Kikumi in die Höhe und fixierte mich.

»Was? Ernsthaft? Tom? Ich glaube es ja nicht. Das ist ja krass! Was will er?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Er hat mir auf den AB gequatscht, dass er mich sehen will und mit mir über alles reden will. Ich weiß grad überhaupt nicht, wie ich da reagieren soll … Ich habe mir das so lange gewünscht, dass er sich meldet und jetzt, als er es endlich tut, da bringt mich das total durcheinander. Ich meine, was er sich damals geleistet hat, ist einfach nicht zu entschuldigen und das kann ich ihm auch niemals verzeihen, aber es ist TOM!«

Kikumi hörte aufmerksam zu und ihre Augen waren weit aufgerissen, als ob sie lange keine so spannende Geschichte mehr gehört hatte und flüsterte ungläubig: »Das haut mich echt um … Nach allem was war … Ruft der einfach an und meldet sich … Tom … Oh Mann …!«

»Du hast keine Ahnung wer Tom ist, oder?«

»Nicht die geringste …« Kikumi ließ sich wieder auf die Couch sinken.

»War mir klar!«, seufzte ich! »Die Gespräche mit dir sind echt hilfreich!«

Artemis wagte sich nun endlich aus dem Schlafzimmer und sprang auf meinen Schoß, um seine allabendlichen Streicheleinheiten einzufordern.

»Oh wie süß! Du hast ja eine Katze!«, rief Kikumi begeistert.

»Also manchmal frage ich mich, was bei dir alles schief gelaufen ist!«, stöhnte ich kopfschüttelnd.

»Das aufzuzählen würde Jahre in Anspruch nehmen!«, antwortete Kikumi belustigt.

Ein ohrenbetäubend lauter Donner riss uns aus unserem Gespräch und Artemis drückte sich zitternd an mich. Der Regen und der Sturm wurden immer intensiver und schienen die Fenster mit all ihrer Kraft einschlagen zu wollen.

»Wow … Es regnet so stark... Man könnte meinen die Welt geht unter!«, flüsterte Kikumi.

Und da war es wieder …

»Dieses Thema lässt mich heute einfach nicht in Ruhe!«, seufzte ich. »Wieso reden alle plötzlich vom Weltuntergang? Das geht mir allmählich echt auf die Nerven!«

Kikumi wandte den Blick zu mir und wirkte für einen Moment erschreckend klar: »Wieso? Hatten auch andere diesen Traum?«

»Was für einen Traum meinst du denn?«, fragte ich zögerlich. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte.

Kikumi wurde ganz still … »Na ja … er war ziemlich beängstigend … Es fühlte sich an wie das Ende … Ich bin draußen … Der Boden fängt an zu vibrieren … Ganz leicht … Und wird immer stärker und stärker … Und plötzlich bebt die ganze Erde … Bäume werden entwurzelt, Häuser stürzen ein und dann öffnet sich ein Abgrund vor mir … So groß und tief wie ich es noch nie gesehen habe … Ich habe Angst und will schreien, aber es geht nicht …Und dann höre ich ein Grummeln aus dem Abgrund … Ich spüre das etwas kommt …Etwas Großes!« Kikumi sah mich leichenblass an.

»Was kommt? Was kommt da, Kikumi?«

Kikumis Augen quollen hervor und ängstlich rief sie: »Mein Abendbrot!«

»Was?? Dein Abendbrot kommt?«

»Ja mir ist schlecht! Ich glaub ich muss mal eben in deine Toilette brechen …«

»Hey nein!«, rief ich erschrocken! »Kikumi, du wohnst 2 Meter neben mir, du kannst in deine eigene Toilette brechen!«

»Okay, das klingt fair!«, murmelte Kikumi und hievte sich von der Couch hoch. Ich half ihr schnell ihre eigene Wohnung zu erreichen und verabschiedete mich von ihr.

Ich beobachtete den Regen, dessen Intensität nicht nachzulassen schien. Ich sah den kleinen Jungen wieder vor meinem geistigen Auge, spürte seine Angst und hörte Kikumis Worte in meinem Kopf widerhallen!

Und zum ersten Mal, für einen winzigen Moment, glaubte ich daran …

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
26 mayıs 2021
Hacim:
321 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783967526417
Yayıncı:
Telif hakkı:
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